Teil III: Was man in Alaska vielleicht auch braucht 🤔😉

Bärenspray und Gummistiefel haben wir. Und was brauchen wir noch? ganz klar, wenn wir Lachs zu den Salmonberries wollen: eine Fishing Licence! Zu Alaska hat wohl fast jeder Bilder im Kopf, auf denen sich die Lachse dicht an dicht die Flüsse und Bäche hinaufdrängeln und den Grizzlybären wie im Schlaraffenland in die weit geöffneten Mäuler hüpfen. Bei dem sprichwörtlichen Fischreichtum hier in Alaska wäre es ja sträflich, wenn wir nicht angeln 🎣 dürften.

Zumal es auch nicht so einfach ist, hier Fisch zu kaufen. Dem Vernehmen nach ist es den Fischern verboten, direkt vom Kutter zu verkaufen. Große Fischereischiffe gibt es viele, was auch daran liegt dass Fischfarmen in Alaska verboten sind. Anders in British Columbia, dort gibt es dafür viel weniger Fischer. Wie auch immer, das einzige Fischgeschäft an Sitkas Hauptstraße bietet nur Konserven an, die die Touristen als Geschenk mitnehmen können. Und im Supermarkt kostet eine Scheibe abgepacktes Lachssteak 12 US$. Hier angelt offenbar jeder selbst, die Vielzahl der kleinen und mittelgroßen Angelboote in den Häfen spricht dafür. Also gut, die Fischereilizenz kann man online beantragen (www.adfg.alaska.gov/) oder in einer der vielen Verkaufsstellen bekommen, etwa Angelgeschäften. Ganz günstig ist das allerdings für „Non Residents“ wie uns nicht: für einen Tag kostet die Lizenz 15$, für eine Woche 45$, für ein Jahr 100$. Also gut, dann die Jahreslizenz. Schluck.

„Ja, aber wenn Ihr King Salmon fischen wollt, kostet das noch mal 100$.“ Wie jetzt?

Lachs ist nicht gleich Lachs. Es gibt hier fünf verschiedene Lachsarten. Der Königslachs (King Salmon oder Chinook) wird bis zu 1,5 m lang und 36 kg schwer. Viel zu groß für uns, zumal wir den zweiten Kühlschrank nicht als Kühltruhe eingestellt haben. Abgesehen davon ist die Saison für diesen Lachs fast schon zu Ende und er ist ohnehin recht selten geworden. Die Zusatzlizenz kaufen wir also nicht. Wir werden „Nicht für King Salmon“ auf den Haken schreiben. Spaß beiseite, die mit der Lizenz übergebene Broschüre enthält diverse weitere lokale Einschränkungen und genaue Anleitungen zum Freilassen „verbotener“ Arten. Die anderen Lachsarten sind Chum (Calico/Ketalachs, bis 100 cm und 15 kg), Coho (Silver Salmon/Silberlachs, bis 100 cm und 10 kg), Sockeye (Red Salmon/Rotlachs, bis 90 cm, 7 kg) und Pink Salmon (Humpy/Buckellachs, bis 65 cm und 6,5 kg). Außerdem Steelhead Trout, kein Lachs, sondern die Salzwasservariante der Regenbogenforelle, die dafür aber um einiges größer ist (bis 110 cm und 25 kg). Mal schauen, ob uns irgendetwas davon an den Haken geht.

Der geschäftstüchtige Verkäufer im Angelladen ist aber noch nicht glücklich mit der verkauften Lizenz und ein paar Ködern. „Wenn Ihr ankert, solltet Ihr auf alle Fälle einen Crab Pot (Krebskorb) aussetzen. Dafür braucht Ihr keine weitere Lizenz.“

Oh Mann. Aber Krebse sind hier wirklich ganz groß. Im Wortsinn und auch was die Verbreitung des Krebsfischens angeht. Wir sehen kaum ein Sportboot, dass nicht mindestens einen Crab Pot an Bord hat. Unser Bootsnachbar (2 Krebskörbe) erklärt uns, wie es geht. Am besten vor einer Flussmündung/einem Wasserfall/einem einfließenden Bach, wo wir ohnehin gerne ankern wollen. Krebskorb runter auf 10 bis 40 m und ein paar Stunden warten. Das war’s.

Hm. Und wie machen wir das mit den Krebsen? 🦀

Hier in Alaska sind es hauptsächlich Dungeness Crabs, also Taschenkrebse, die bis etwa 25 cm groß werden können (Körperbreite ohne Beine). Wir finden einen Fischer, der uns zwei Crabs verkauft, erklärt, wie man die freizulassenden Weibchen von den Männchen unterscheidet und uns zeigt, wie man sie schnell und einfach tötet (kräftiger Schlag auf die Brust) und filetiert.

Na dann, jetzt kaufen wir uns tatsächlich einen (zusammenfaltbaren) Crab Pot. Wir werden berichten, ob wir damit Erfolg haben.

Erst einmal bereiten wir aber die Taschenkrebse zu. Das Kochen riecht etwas kräftiger, am Besten macht man es draußen. Bei uns kommt dafür unser „Notfall-Backup-Gaskartuschenkocher“ zum Einsatz.

Und das Ergebnis (mit selbst gebackenem Baguette):

Lecker. Wird Zeit, dass wir den Hafen verlassen, ankern ⚓️ und den Crab Pot ausprobieren 😊.

Was man in Alaska braucht, Teil II 😉

Neben dem Bärenspray gibt es noch ein Accessoire, ohne das hier in Alaska kaum jemand unterwegs zu sein scheint. Um nicht sofort als Touristen erkannt zu werden, mussten wir es uns UNBEDINGT sofort anschaffen: Gummistiefel! Aber nicht etwa irgendwelche. Braun müssen sie offenbar sein, mit beigefarbener Sohlenkante. Xtra Tuf. Abgesehen davon sind alle Varianten erlaubt: kurz, halblang oder hoch geschnitten, gefüttert oder einfach, mit eingearbeiteter Stahlkappe als Arbeitsschuh, Neopreneinsatz oder buntem Innendruck, der beim Umkrempeln zu sehen ist. Bootsausrüster, Angelladen oder Schuhgeschäft, jeder führt sie. Wie auf unserer bisherigen Reise vom Dinghy aus barfuß auf den Strand oder ins knietiefe Wasser zu springen dürfte sich hier in Alaska wohl verbieten und unsere kurzen Seestiefel sind da auch nicht die erste Wahl, insofern fällt die Kaufentscheidung leicht.

Wie weit dieser Stiefel verbreitet, wie eng er mit Alaska verbunden ist, das zeigt sich zum Beispiel auch an den immer noch verbreiteten COVID-Abstandsanzeigern auf dem Fußboden etwa an der Museumskasse oder in der Brauereikneipe und Pizzeria:

Als wir mit Liselotte und Machiel in der von außen ziemlich unscheinbaren „Pioneer Bar“ auf ein Bier einkehren, finden wir den Tresen fast durchgängig von Leuten mit eben dieser Fußbekleidung besetzt. Mit John kommen wir gleich ins Gespräch, na klar, das muss so, ist Arbeitsbekleidung, jetzt nach der Arbeit ist der Stiefelschaft umgekrempelt, so geht es sich leichter. John ist Langleinenfischer mit eigenem Boot, macht den Job seit 23 Jahren, die Hälfte seines Lebens. Er erzählt uns viel über die Fischerei hier, die verschiedenen Fangmethoden, den unterschiedlich ausgerüsteten Fangschiffen, mit deren Bildern die Wände der Bar dicht an dicht bedeckt sind.

Er liebt seinen Beruf, die Landschaft, die Natur. Nur auf die Pottwale ist er nicht gut zu sprechen, sie klauen ihm die Fische von seinen Leinen. Er kann das auf dem Fischfinder-Echolot verfolgen, aber machen kann er nichts dagegen. Wenn die Pottwale kommen, kann er den gefangenen Heilbutt und Black Cod (Kohlenfisch) gleich wieder abschreiben.

Bei unserer heutigen Wanderung auf dem „Sitka Cross Trail“ kommen unsere neuen Gummistiefel dann auch gleich zum Einsatz und bewähren sich mit ihrem Fußbett und der festen Sohle richtig gut. Dazu passend trägt der Wanderer in Alaska heute Ölzeug, der nordische Regenwald hält, was der Name verspricht. Da sieht sogar der tägliche Weißkopfseeadler ziemlich bedröppelt aus:

Der Wald aber ist wieder einmal beeindruckend. Unser Wanderweg führt parallel zum Ort ein bisschen hügelauf und hügelab, ohne sich in größere Höhen zu winden. Das ist gut so, denn gleich über uns hängen die Wolken so dicht, dass es sonst eine Nebelwanderung würde.

So aber können wir bei leichtem Tröpfeln neben dem intensiven Waldgeruch auch die Schönheit des bemoosten Urwalds bewundern und sogar ein paar herrliche Ausblicke genießen.

An vielen Stellen ist der Weg von Himbeer- und Lachsbeerbüschen gesäumt und so wird es eine ziemlich langsame Schlemmerwanderung. Lachsbeeren (Salmonberry) sind eng mit den Himbeeren verwandt, aber farblich variantenreicher von Gelb über Orange bis Rot, etwas größer und wasserreicher, schmecken auch etwas anders. Wir finden sie lecker.

Sie sind an der ganzen Westküste von Südalaska bis Kalifornien verbreitet, ihren Namen haben sie übrigens davon, dass die Ureinwohner sie gerne mit Lachs essen.

Müssen wir dringend mal ausprobieren.

Sitka, Totems, Adler und Raben. Und: was man in Alaska braucht …

… aber bisher nicht auf unserer Ausrüstungsliste stand ist auf alle Fälle “Bärenspray”. Haben wir also ergänzt. Im Grunde ist der Helfer in Form eines kleinen Feuerlöschers 🧯 nichts anderes als Pfefferspray, das allerdings gut 10 m weit sprüht und selbst Grizzlybären in die Flucht schlagen soll. Das möchten wir natürlich gar nicht ausprobieren und die weitere Empfehlung, bei Wanderungen durch den Wald zu singen oder sich laut zu unterhalten (vor allen an nicht einsehbaren Ecken) ist sicherlich auch bärenfreundlicher. Eigentlich stehen wir nämlich nicht auf der Speisekarte der bis zu knapp 700 kg schweren Pelztiere, die dem Menschen gegenüber eher scheu sind. Trotzdem, wenn sie überrascht werden, Jungtiere bei sich haben oder sich beim Fressen gestört fühlen kann es schon zu Angriffen kommen. Sehen würden wir die Bären nur allzu gerne und wir haben gelesen, dass dies vom Wasser aus am besten möglich ist. Wasserseitig fürchten sie keine Gefahr und zeigen daher weniger Fluchtreflexe. Passt doch.

Das Spray ist ab jetzt bei Wanderungen dabei. Baranof Island, die Insel auf der Sitka liegt, hat nämlich mit die höchste Bärendichte weltweit. Auf eine Quadratmeile soll hier ein Bär kommen.

Da sehen die öffentlichen Mülltonnen dann schon mal so aus und haben einen tatzensicheren Verschluss:

Also ist das Spray am Gürtel, als wir unseren ersten längeren Spaziergang machen. Zunächst geht es durch den Ort Sitka hindurch. Das Zentrum ist erwartungsgemäß überschaubar, einige wenige Straßen vom Totem Square aus rund um die russisch-orthodoxe Kirche St. Michael.

Die Kirche wirkt wie eines der letzten Überbleibsel der russischen Zeit, vor der Verkauf Alaskas an die USA 1867. Allerdings: das Original der Kathedrale (denn Sitka ist Sitz der Diözese) brannte 1966 ab, der originalgetreue Nachbau wurde 1978 eingeweiht.

Ein paar hundert Meter weiter lockert die Bebauung schon wieder auf, zwei, drei weitere Kirchen folgen, dann schon wieder einzeln stehende (Holz-)Häuser. Im Eindruck beherrscht aber schon wieder die Landschaft, zumal die Ebbe bei dem hier bestehenden Tidenhub von heute 3,30 m nochmals besondere Akzente setzt.

Am Ufer entlang führt der Weg zum Sitka National Historic Parc. Im Grunde nicht viel anderes als der nordische Regenwald, der hier große Teile der Landschaft bedeckt, nur dass hier gepflegte Spazierwege durch diesen Wald führen, sodass wir ihn bequem für uns entdecken und bewundern können.

Und eine große Besonderheit weist der Weg auf: Historische Totempfähle.

Wobei ein Totem nicht ganz einfach zu lesen ist. Die stilisierten Symbole stehen nicht einfach wie Hieroglyphen für einen Buchstaben, ein Wort oder eine Begebenheit. Vielmehr haben sie eine Vielzahl an Bedeutungen, die sich in ihrer Komplexität des einzelnen Totems nur gemeinsam mit der Geschichte der Entstehung des Totems, seines Schnitzers und seines Eigners ergibt.

Selbstverständlich standen Totempfähle ursprünglich nicht einfach entlang eines Waldpfades. Sie wurden vielmehr oft in Dörfern nahe des Ozeans so aufgestellt, dass Reisende sie vergleichsweise einfach sehen konnten. Damit wurde das Prestige des Eigners gesteigert und zugleich an Personen, Ereignisse oder Legenden erinnert.

Und diese hier stammen eigentlich nicht einmal aus Sitka. Vielmehr hat der damalige Gouverneur von Alaska die Skulpturen gesammelt und sie auf zwei Weltausstellungen Anfang des 20. Jahrhundert präsentiert, um auf Alaska aufmerksam zu machen. Ab 1906 wurden sie dann hier am Weg aufgestellt. Allerdings: die meisten der Skulpturen sind inzwischen Replikas, Neuschnitzungen nach dem Vorbild der inzwischen verrotteten Originale. Zumeist werden diese vor Ort von einem der wenigen Tlingit oder Haida gefertigt, die diese Kunst noch beherrschen.

Die stilisierten Symbole auf den Totems – zumeist Tiere – sind mal einfach zu erkennen, mal für Nichtkenner kaum zu erraten. Einige werden im sehenswerten Sheldon Jackson Museum erläutert, dem wir auf dem Rückweg unserer 12 km Wanderung einen Besuch abstatten. Hier werden Alltags- und Kunstgegenstände der „First Nations“ Alaskas ausgestellt. Nicht nur der Tlingit und Haida, die hier um Sitka heimisch sind, sondern auch der übrigen Stämme Alaskas.

Adler und Rabe haben zudem noch die Bedeutung, dass sie jeweils für einen der beiden Clans (Moieties) stehen, in die sich sowohl Tlingit als auch Haida aufteilen. Ob man Adler oder Rabe ist, entscheidet sich dabei nach der mütterlichen Linie, man bleibt es ein Leben lang. Den Moities werden unterschiedliche Fähigkeiten und Charaktere zugeordnet, ein weiterer Aspekt auf den jeweiligen Totems. Eine religiöse Bedeutung im Sinne eines Heiligtums oder einer Anbetung hatten die Totems übrigens nicht, die abgebildeten Tiere dagegen teilweise schon.

Der majestätische Weißkopfseeadler und auch der intelligente, wunderschön schwarz-blau glänzende Rabe sind hier übrigens so häufig, dass wir Vertreter dieser beiden Vogelarten wirklich jeden Tag sehen.

Aber welchen Charaktereigenschaften das bei uns beiden entsprechen würde …

😚

Bildernachtrag zur Passage Hawai’i nach Alaska

Der Abschied von Hawai’i, die Dinghyfahrt auf dem Hanalei River, der flache Regenbogen und das Lossegeln von unserer Ankerbucht auf der Insel Kaua’i (die vielleicht schönste, wildeste der von uns besuchten Inseln in Hawai‘i, ein Stück entlang an der Nā Pali Küste:

Und dann: erst einmal klassisches Blauwassersegeln, wenn auch zumeist eher am Wind. Mit mal mehr, mal weniger Schräglage, Fock oder Code0, meist um die 60 Grad am Wind.

Segeln in der gefühlten Unendlichkeit.

Bis wir dann den Rand des Hochdruckgebiets erreichen, irgendwann Flaute, Eimerdusche, das Bad im tiefen Blau.

Der zweite Teil der Passage, ganz langsam grauer werdend, rauher. Schlafsack in der Plicht, Mützenwetter.

Man kann das auch ganz gut an unserer Kollektion der Sonnenuntergänge erkennen:

Inzwischen wird es taktisch etwas anspruchsvoller, aber durch unseren Schlenker nach Ost vermeiden wir das Gröbste und kommen gut durch.

Ein Schwarzfußalbatros stattet uns einen Besuch ab.

Und dann das. Die Magie des Augenblicks in dem sich die ersten Berge der Küste Alaskas aus dem Dunst schälen ist schwer zu beschreiben. Zumal auch noch eine Familie Pottwale vor uns durchzieht. Pottwale? Wir erwarten doch eher Buckelwale und Orcas! Aber die werden wir hoffentlich auch noch zu sehen bekommen.

Andere Giganten sind aber schon da, die „Eurodam“ kommt uns entgegen, die „Queen Elisabeth“ kündigt ihr Auslaufen auf der Funke an.

Im Ort oder Hafen ist davon aber nichts zu sehen. Die großen Kreuzfahrer ankern außerhalb, denn Sitka hat kein Kreuzfahrtterminal. Und so präsentieren sich Landschaft und Ort:

Angekommen in Sitka. 😁

Angekommen in Alaska.

Wir sind da. 😁

Liegen im Hafen von Sitka, freuen uns und können irgendwie noch gar nicht fassen, aus den Tropen heraus 16 1/2 Tage hier in den Norden gesegelt zu sein.

Deshalb heute nur ganz kurz:

Alaska hat uns wunderbar begrüßt, bei der Anfahrt schauen langsam Bergspitzen durchs Grau, hie und da mit Schneefeldern darauf. Sitka liegt spektakulär vor diesen Bergen.

Durchschlafen war herrlich. T-Shirt-Wetter heute. Wir fangen an, die Gegend zu erkunden.

Passage Hawai’i nach Alaska, Tag 16

Es bleibt grau. Noch ist kein Land in Sicht, aber wir bilden uns ein, voraus (da, wo das Land sein muss) wäre der Himmel etwas heller ;-).
Schönes Segeln bis zum frühen Nachmittag, dann wird es flau und wir starten den Motor. Wir wollen unser Tempo einigermaßen halten, um am nächsten Tag bei Tageslicht in Sitka einlaufen zu können. Also geht es unter Motor durch die Nacht. Erst um 04.45 Uhr reicht der Wind wieder zum Segeln, erst langsam, dann aber mit kontinuierlich stärker werdendem Wind auch wieder flott.
Die Vorfreude steigt, wir studieren noch einmal die Anfahrt und den Hafenplan. Die sonst hier relevanten tidenbedingten Strömungen sollten bei der Ansteuerung von Sitka kein Problem darstellen.

Wir sind so gespannt auf die Landschaft. Werden wir heute schon schneebedeckte Berge sehen?

Jetzt sind es noch etwa 50 sm, mit ein bisschen Glück können die Berge Alaskas bald aus dem Dunst am Horizont vor uns auftauchen.

Kein Angelglück, seit wir die warmen Gewässer verlassen haben. Mal schauen ob wir hier oben andere Köder verwenden sollten.

Essen: Pfannengemüse mit Weißkohl, Möhren und der letzten frischen Paprika mit Nudeln in Thai-Erdnuss-Soße

Etmal: 166 sm, gesamt somit 2.525 sm, noch zu segeln bis Sitka 50 sm.

Passage Hawai’i nach Alaska, Tag 15

Grau, kalt, regnerisch.

Der Kaffee dampft in der Kälte, die aufgebaute Kuchenbude (ein Zelt mit großen Fenstern überm Cockpit) bietet zwar Schutz vor der Nässe und dem Wind, aber die Kälte hält sie nicht ab. Wenn die Sonne herauskommt, wärmt sich dieser „Wintergarten“ schnell auf, aber die Sonne macht sich ja leider derzeit ziemlich rar. Wir preisen unseren dicken Schlafsack, der jetzt nicht nur in den Nachtwachen, sondern auch tagsüber im Cockpit viel genutzt wird. Kuschelig. Das liegt allerdings auch daran, dass wir nicht im steifen Ölzeug im Cockpit sitzen (wo ja mindestens einer von uns stets auf Wache ist), sondern in gemütlichen normalen Klamotten. So, wie wir die Schoten und Strecker geführt haben, brauchen wir das geschützte Cockpit kaum verlassen. Ausreffen und selbst den Wechsel von Schmetterling auf normale Raumschots-, Halbwind oder gar Amwindbesegelung können wir gut aus der Kuchenbude heraus machen, lediglich zum Einreffen muss ich kurz raus, weil wir dafür immer das Acht
erstag lösen und danach wieder anpumpen (damit der Mast beim Einrollen des Großsegels gerader und weniger nach achtern gebogen steht).

Im Boot habe ich gerade zum ersten Mal die Dieselheizung angeworfen. Hochsommer vor Alaskas Küste ;-).

Die Stimmung an Bord ist gut, es sind noch etwas über 200 Seemeilen bis Sitka. Wenn wir die Geschwindigkeit halten können, kommen wir morgen bei Tageslicht an. Allerdings ist für heute ab Mittag eine Schwachwindphase angesagt, die könnte uns noch etwas aufhalten.

Liselotte und Machiel auf der „Pitou“, die zwischenzeitlich für einen Tag Schutz in einer Bucht an der kanadischen Küste gesucht hatten, werden wohl einen Tag vor uns in Sitka ankommen, Dana und Jean-Piere auf der „Vanille“ einen Tag nach uns. Wir freuen uns darauf, gemeinsam unsere Ankuft in Alaska zu feiern. Der tägliche Austausch der Positionen und Wetterverhältnisse hat nicht nur eine zusätzliche Routine in unsere Tage gebracht, sondern trotz der tatsächlichen Entfernung auch das Gefühl, gemeinsam unterwegs zu sein.

Essen: Mittags Kürbis-Ingwer-Suppe mit Röstzwiebeln, Abends Pizzadilla.

Etmal: 178 sm, gesamt 2.359 sm, noch zu segeln bis Sitka 220 sm.

Passage Hawai’i nach Alaska, Tag 14

Zwei Wochen unterwegs, und seit heute ist es nicht nur zeitlich sondern auch von der Entfernung her unsere zweitlängste Passage insgesamt. Klar, die mit Abstand längste war der Törn von Galapagos nach Hawai’i, etwa 4.300 Seemeilen. Die Atlantiküberquerung mit 2.100 sm und knapp 12 Tagen rutscht heute auf Platz 3.

Segeln heute flott mit raumem bis achterlichem Wind. Nach einem wunderschönen und viel verprechenden Sonnenaufgang verzieht sich die wärmende Leuchtkugel leider gleich wieder hinter graue Wolken und es ist ziemlich kalt. Mützenwetter selbst in der Kuchenbude, die sich bei Sonne ja schnell aufwärmt.

Ausnahmsweise sehen wir heute mal mehrere Frachter auf dem AIS, sie ziehen aber alle in guter Entfernung durch. Und erstmals taucht sogar ein anderes Segelboot auf dem AIS auf. Es ist für den Wind auffällig langsam, sein AIS flackert mal auf und verschwindet wieder. Um sicher zu gehen, dass dort an Bord alles in Ordnung ist funke ich es an. Richard von der „Fire Water“ antwortet sofort und wir unterhalten uns eine ganze Weile. Der 80jährige ist einhand auf seinem 38Fuß-Boot unterwegs und bereits am 1. Mai in Mexiko gestartet. Eigentlich wollte er über Hawai’i, aber mangels Wind ist er dann auf direkten Kurs Richtung seines Heimathafens Ketchikan in Alaska gegangen. Seit 72 Tagen (!!!) ist er heute nonstop unterwegs. Seine Wettervorhersage über SSB (Kurzwellenfunk) zu bekommen klappt irgendwie nicht mehr, deshalb hat ihn auch das Tief voll erwischt, dem wir ausgewichen sind. Einmal hat es sein Schiff auf die Seite gelegt, aber sowohl er als auch das Schiff sind ok, nur s
eine Lieblingskaffeetasse ist hin. Ich frage ihn nach Proviant und Dieselvorräten, aber er ist noch gut ausgestattet. Ihn kann wohl so leicht nichts erschüttern, es ist seine 32. Pazifikpassage, das Schiff hat er seit 48 Jahren!

Nachdem wir sonst nichts für ihn tun können gebe ich ihm noch den aktuellen Wetterbericht durch und wir ziehen mit der Flora vorbei. Vielleicht treffen wir ihn ja in Alaska wieder, das wäre schön.

Essen: Rigatoni mit Basilikum-Pesto und den letzten frischen Tomaten.

Etmal: 165 sm, gesamt 2.181, noch zu segeln bis Sitka 392 sm.

Passage Hawai’i nach Alaska, Tag 13

Oh what a night!

Ein bisschen angespannt verfolgen wir die stetige Zunahme des Windes. Funktioniert unsere Taktik mit dem Ostschwenk, wird der in der Windvorhersage schwarzgrau eingefärbte Bereich mit den schweren Sturmböen nordwestlich an uns vorbeigehen?
Eigentlich sollten die stärksten Winde bereits um 20.00 Uhr bei uns sein, aber durch unseren Schlenker kann es auch etwas später werden.
Und so kommt es dann auch. Wir haben so um Mitternacht herum den meisten Wind, die Böen bleiben aber knapp unter 40 kn. Stürmische Winde, aber kein Sturm (der ab 41 kn definiert ist, 9 Bft), erst recht kein schwerer Sturm (ab 48 kn, 10 Bft). Und außerdem eben nur in den allerdings häufigen Böen. Der Grundwind liegt in dieser Zeit so um die 32-34 kn (7 bis 8 Bft).
Mit dem dreifach gerefften Groß und der etwas eingerefften und zur anderen Seite ausgebaumten Fock laufen wir vor dem Wind ab, Flora macht sich gut. Der Autopilot steuert durchgängig, macht allerdings mit gelegentlichem Alarmpiepen darauf aufmerksam, dass ihn mal wieder eine der Wellen aus dem Kurs gedrückt hat (auf den er uns aber gleich wieder zurück steuert).
Im weiteren Verlauf der Nacht schwächt sich der Wind dann langsam ab, jetzt am Vormittag haben wir Grundwind von um die 20 kn mit Böen um 28, also Windstärke 5 Bft bis untere 7. Die Wellen sind allerdings jetzt mit um die 4 m am höchsten, sie laufen dem Wind zeitlich etwas nach. Die Fock ist wieder ganz ausgerollt, das Groß im zweiten Reff. Kurs auf Sitka liegt an.

Fein, das hat doch wunderbar geklappt. Wir versuchen dann heute tagsüber, etwas Schlaf nachzuholen.

Essen: Linsensuppe 😉

Etmal: 171 sm, gesamt 2.016 sm, noch zu segeln auf direktem Kurs 555 sm.

Passage Hawai’i nach Alaska, Tag 12

Ganz so einfach macht es uns der Nordpazifik dann doch nicht. Auf unserem Weg entwickelt sich ein Sturmtief mit Böen bis 50 kn. Das wollen wir lieber umfahren, also ändern wir den Kurs und laufen nach Osten. Sieht zwar auf dem Noforeignland-Track wahrscheinlich so aus, als wollten wir nicht mehr nach Alaska sondern nach Seattle, aber für den Augenblick scheint das ein Kurs zu sein, welcher uns aus dem Gröbsten heraushält, der gerade abgerufene neue Wetterbericht bestätigt das.

Heute Nacht hatten wir relativ durchgängig 26 kn Wind, Böen bis 34. Etwas rollig durch die achterlichen Wellen, aber gut auszuhalten. Der Wind dreht zwar langsam, aber doch stetig hin und her. In den letzten 24 Stunden von 320 Grad über 220 Grad auf jetzt wieder 270 Grad. Entsprechend mussten wir zweimal halsen, haben das (dreifach gereffte) Groß jetzt wieder auf Steuerbord, die etwas eingedrehte Fock ist an Backbord ausgebaumt.

Heute besuchen uns beim Morgenkaffee zwei Albatrosse, und segeln einige Zeit um die Flora. Wir denken an Annemarie und Volker, deren Beerdigung am Freitag war und auf deren Trauerfeier wir in Gedanken dabei waren.

Der Himmel zeigt sich weiter überwiegend grau, die Wellen von etwa 2,5 m wirken dadurch mit ihren weißen Schaumkronen im ebenfalls grauen Wasser schon recht beeindruckend, werden aber heute und morgen aber sicher noch etwas höher werden.

Essen: Linsensuppe, eins meiner Lieblingsgerichte für Schmuddelwetter. Wiebke hat gleich so viele Linsen eingeweicht, dass es für zwei Tage reicht. Sehr lecker mit portugiesischer Wurst, Gemüse und schön viel Majoran.

Etmal: 167 sm, gesamt 1.845 sm, noch zu segeln bis Sitka etwa 750 sm.