Galapagos. Die verzauberten Inseln. Und wie es für uns weitergehen soll.

Einer der früh verwendeten Namen für die Inselgruppe auf dem Äquator, weit draußen im Pazifik, lautet “Las Islas Encantadas”, die verzauberten Inseln. Er taucht bereits in einer Seekarte von 1589 auf. Das war ganz und gar nicht hochachtungsvoll auf die uns so bezaubernde einzigartige Tierwelt des Archipels bezogen, sondern damals eher ein verzweifelter Erklärungsversuch. Die Inseln schienen zu erscheinen und zu verschwinden. Manchmal konnte man Galápagos einfach überhaupt nicht finden, dann wieder waren die Inseln scheinbar an einem völlig anderen Ort auf dem Meer. Da mussten unchristliche Mächte am Werk sein, es war ja wie verhext. Ab und zu wurde sogar die Vermutung geäußert, es könne sich um schwimmende Inseln handeln, wie sie schon in der griechischen Mythologie existierten, zum Beispiel Aiolia als Sitz des Windgottes Aiolos.

Wie so oft: wenn der Bauer nicht schwimmen kann, ist die Badehose schuld! Aber es war auch schwierig, bevor die Satellitennavigation oder zumindest Sextant und exakte Uhren den Seglern ihre eigene Position auf dem Globus klar machten. Die Winde hier am Äquator sind schon recht unstet, außerdem verbergen sich die Inseln oft im Dunst. Viele Flautentage machten die gekoppelten (also geschätzten) Positionen immer unsicherer. Denn für den Navigator schwer einschätzbar waren früher auf der Fahrt zu den Galápagosinseln die (auch heute noch vorhandenen) Strömungen. Gleich drei völlig unterschiedliche Strömungen treffen bei den Galápagosinseln aufeinander und machen deren reiche Tierwelt überhaupt erst möglich. Gemeinerweise sind die Strömungen dabei aber auch keineswegs so verlässlich wie etwa der Golfstrom im Atlantik, sondern verändern sich etwa in „El Niño“-Jahren massiv, weil dann der Humboldtstrom deutlich schwächer wird oder sogar fehlt.

Dieser wohl bekannteste Strom ist kalt und nährstoffreich, er wird vom Südostpassat zu den Galápagos hinaufgedrückt. Umgekehrt schiebt der Panamastrom, gefüttert vom Nordäquatorialgegenstrom warme Wassermassen aus Nordosten heran und hilft den wärmeliebenden tropischen Tierarten. Der dritte Mitspieler kommt aus dem Verborgenen: aus dem Westen und damit gegen die vorherrschende Windrichtung zieht in der Tiefe der Cromwellstrom als (kalte) Äquatoriale Unterströmung heran, er wird an der unterseeischen vulkanischen Galapagosplattform nach oben gedrückt. Das kalte, wiederum sehr nährstoffhaltige Wasser dieses Stroms sorgt dafür, dass sich zum Beispiel die Pinguine an den Küsten der westlich gelegenen Inseln Fernandina und Isabela wohlfühlen.

Und alle drei Ströme umspülen die Inseln, versetzen die Schiffe und verwirrten die frühen Seefahrer. Islas Encantadas.

Eines der schönen, zugleich aber auch schwierigen Phänomene der spanischen Sprache ist, manche Wörter so viele völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. „Encantada“ ist ein gutes Beispiel dafür. Es kann verzaubert, verhext oder verdammt bedeuten. Aber auch glücklich, begeistert oder entzückt. Und sogar für einen ganzen Satz stehen:

„Schön, Sie kennenzulernen.“

Wir sind jedenfalls sehr glücklich, diese bezaubernden Inseln kennengelernt zu haben. Und wir sind sehr gespannt, ob Strömungen und Winde im Pazifik uns auf unserer Weiterfahrt nach Hawaii 🌺 wohl gesonnen sind. Etwa gut einen Monat wird die Passage dauern, wenn alles glatt läuft.

Warum Hawaii? Für die weitaus meisten Boote hier in Santa Cruz sind die Galápagosinseln das Sprungbrett zu den Marquesas, das sind rund 3.000 Seemeilen. Eine richtig lange Strecke. Unsere Atlantiküberquerung von Mindelo auf den Kapverden bis Bequia in St. Vincent und den Grenadinen waren dagegen nur 2.200 sm. Der Pazifik ist groß, riesengroß.

Nach Hawaii sind es von den Galápagosinseln aus mindestens 4.000 sm direkte Strecke, auf dem wahrscheinlicheren Kurs 4.300 sm, nämlich erst einmal 2.000 sm nach Westen und dann 2.300 sm im Bogen nach Nordwesten. Ganz schön weit! Und davor haben wir auch gehörigen Respekt. Aber wir wollen zurück auf die Nordhalbkugel segeln und eine nordpazifische Runde über Hawaii, Alaska und British Columbia im Westen Kanadas segeln um irgendwann im Herbst in der Gegend von Vancouver oder vielleicht Seattle (das wäre dann schon wieder USA) zu sein. Ein deutlicher Schlenker von der klassischen Barfußroute, der uns nach fast drei Jahren durchgehendem Sommersegeln – Maine im August 2020 geht dabei als Spätsommer durch – jetzt aber sehr reizt.

Und danach? Die US-Westküste hinunter zu Mexikos Baja California (Sea of Cortez) schwebt uns vor. Und von da vielleicht unser Absprung nach Französisch Polynesien. dann wären wir auch wieder auf der klassischen Barfußroute. 🦶 ⛵️

😊

Vögel auf Galápagos: nicht nur die Darwin-Finken

Neben der Riesenschildkröte ist eines der ersten mit Galápagos assoziierten Tiere der Darwin-Fink. Der Biologie-Unterricht wirkt offenbar im Langzeitgedächtnis nach. Und diese Vögel begegnen uns überall, auf den Kakteenbäumen im Hinterland ebenso wie mitten in den Ortschaften.

Tatsächlich hat sich Charles Darwin mit den nach ihm benannten “Finken” (die eigentlich nicht zu den Finken sondern den Ammern gehören) weder bei seinem Aufenthalt auf Galápagos 1835 noch später bei der Entwicklung seiner Evolutionstheorie intensiver beschäftigt. Er hat die geschossenen Finken nicht einmal den verschiedenen Inseln zugeordnet. Aber er hat gut 31 “Finken”, die 13 Arten zugeordnet wurden, zur Zoologischen Gesellschaft nach England geschickt, wo sie von John Gould als Species einer völlig neuen Gruppe erkannt wurden.

Gleichwohl sind die inzwischen 18 entdeckten Darwinfinkenarten ein gutes Beispiel für die Evolution, denn die fast durchgängig unauffällig braunen oder schwarzen Vögel unterscheiden sich je nach Herkunftsinsel und dadurch Nahrungsangebot erheblich insbesondere in ihrer Schnabelform. Eine Species, der Vampirfink, fügt (wenn auch nur zur Nahrungsergänzung) den Boobies kleine Wunden zu und trinkt deren Blut. Es wird vermutet, dass die Boobies sich das gefallen lassen, weil es auf die Befreiung von Parasiten zurückgeht.

Viel zu farbig für einen Darwinfinken: es gibt zwar einen Waldsänger-Darwinfink, aber der ist auch eher unauffällig gefärbt. Ganz anders dieser Goldwaldsänger auf San Christobal.

Für Darwin ergab sich ein stärkerer Impuls für seine Evolutionstheorie aus der Beobachtung der vier verschiedenen Spottdrosselarten, die es auf den verschieden Inseln des Archipels gibt. Die etwas größeren Vögel verblüfften ihn zum einen damit, dass sie – anders als ihre Verwandten auf dem amerikanischen Festland – nicht spotten, also nicht die Gesänge anderer Vogelarten oder sogar sonstige Geräusche immitieren. Vor allem aber auf den verschiedenen Inseln wiederum unterschiedliche Schnabelformen entwickelt, und bei den Spottdrosseln ordnete Darwin seine Sichtungen den Inseln auch zu und zog daraus die entscheidenden Schlüsse, dass diese Arten sich aus einer gemeinsamen Art unterschiedlich weiterentwickelt hatten.

Española Spottdrossel

Was uns besonders fasziniert: wo sonst findet man Flamingos und Pinguine auf einer Insel?

Und dann die wunderbaren Boobies: drei Tölpelarten brüten auf Galápagos: die großen Nazca-Boobies, die Rotfuß- und die Blaufußtölpel.

Fast schon gemein, wie wenig Beachtung wir den hier ebenfalls zahlreichen Fragattvögeln und die Tropikvögeln schenken, die wir in der Karibik, insbesondere auf Antigua und Barbuda so ausgiebig beobachtet hatten. Oder den Pelikanen.

Manche der hiesigen Vögel hätten wir gern gesehen, konnten sie aber nicht entdecken. Saisonbedingt oder weil wir einfach zu wenige Inseln der Gruppe besucht haben oder nicht lange genug gesucht haben. Die Galápagos-Waved-Albatrosse und die Galápagos-Eulen gehören dazu, ebenso der rote Vermillion-Fliegenfänger und der flugunfähige Galápagos-Kormoran.

Und wieder andere haben wir entdeckt und fühlten uns (manchmal nur auf den ersten Blick) an die Tierwelt in Deutschland erinnert. So etwa bei den (amerikanischen) Austernfischern, der Ralle oder den Enten.

Und es gibt noch so viel mehr (und Meer) zu entdecken. Hier auf Galápagos – aber eben auch anderswo. Wir stecken schon in den Vorbereitungen, Freitag segeln wir weiter.

Jetzt erstmal Frisches einkaufen und Wäsche abholen, die nachgefüllten Dieselkanister wieder voll machen. Und hoffen, dass die Taucher morgen unseren verlorenen Heckanker wiederfinden. Ich habe ihn gestern nicht wiedergefunden und selbst für die professionellen Taucher war die Sicht unter Wasser heute einfach zu schlecht. Nicht schlimm, ist unser Drittanker (20 kg Bruce), aber er passt halt gut in die Halterung am Heck mit dem ausklappbarem Ankergalgen. Die Schäkelsicherung aus Kabelbinder scheint durch die UV-Strahlung mürbe geworden zu sein. Und anders als beim Hauptanker hatten wir den selten benutzen Heckanker nicht zusätzlich (Gürtel und Hosenträger) mit einem Softschäkel gesichert.

Immerhin können wir uns auf dem extrem schwelligen Ankerplatz hier vor Santa Cruz mit unserem Zweitanker (25 kg Delta) am Heck ausrichten. Trotzdem: das Geschaukel macht Lust aufs Weitersegeln.

Isabela. Seepferdchen und Teufelsrochen, tanzende Vögel und Pinguine unter Palmen und Haie, Haie, Haie und Vulkane

Die Landschaft und Tierwelt auf den Galápagosinseln begeistern uns immer wieder aufs Neue. Ein Bootsausflug nach Las Tuneles macht das deutlich.

Die Lavaströme, durch die ja letztendlich die gesamten Galápagosinseln geschaffen wurden, haben hier ein Labyrinth von Brücken, gewundenen Wasserwegen, Inseln und auch unter dem Wasserspiegel liegenden Höhlen und Durchgängen geformt.

Das Wetter ist ruhig, fast kein Wind. Aber schon am vorgelagerten Vogelfelsen wird klar: die langen Dünungswellen treffen mit viel Kraft auf die Lavasteine.

Unser Ausflugsboot wartet eine Welle ab und spurtet dann beherzt durch die schmale Einfahrt. Klappt gut und zwei Kurven weiter ist das Wasser so glatt, dass wir die uns unter der Oberfläche begleitende Schildkröte erkennen.

Der Blick zurück aber zeigt ein anderes, wilderes Bild:

Es ist faszinierend, wie eng der Kapitän das Boot an den scharfkantigen Felsen vorbei manövriert, tief hinein in das Gewirr.

Auf den Lavasteinen wachsen einige Kakteen, weiter innen auch ein wenig niedriges Gebüsch. Wir sehen zu meiner großen Freude einige Blaufußtölpel.

Deren Balz hat gerade begonnen und einen können wir sogar bei einem ersten Tanzansatz beobachten.

Die finster dreinschauenden Noddys (eine Seeschwalbenart) scheint das aber nicht zu beeindrucken.

Eine Ebene tiefer sehen wir im Wasser immer wieder Meeresschildkröten und dann Vögel …

… tatsächlich Brillenpinguine. Isabela wirbt damit, dass hier die einzigen Pinguine nördlich des Äquators brüten (im Norden der eben auf dieser Linie liegenden Insel).

Und so gibt es hier eben tatsächlich Pinguine unter Palmen. Selbst im Hafenbecken vor Puerto Villamil hatten wir sie schon beobachten können.

Dann mal rein ins Wasser, gleich zwei (grundverschiedene) Schnorchelgänge stehen auf dem Programm. Zunächst noch im relativ klaren Wasser etwas weiter draußen, wo wir einiges an tropischem Fisch, kapitale Lobster und kleine, gut getarnte Seepferdchen sehen.

Muss ja auf Isabela wohl auch 😁

Der zweite Schnorchelgang, im flacheren Wasser näher am Mangrovenufer ist von deutlich größeren Lebewesen geprägt. Unzählige Meeresschildkröten …

… außerdem junge Schwarzspitzenhaie

und eine Vielzahl von Weißspitzenhaien.

Wow. Schnorcheln wohlgemerkt, nicht Gerätetauchen.

Das ist dann zwei Tage später dran, ich habe einen Doppeltauchgang an der Isla Tortuga südlich von Isabella gebucht, während Wiebke eine 16-km-Wanderung auf den Vulkan Sierra Negra etwas nördlich von Puerto Villamil macht.

Was für Tauchgänge! Mit der Strömung lassen wir uns an der Nordostseite der wie ein Halbkreis geformten Isla Tortuga und um deren Südspitze herum treiben. Neben wiederum unfassbar vielen großen Meeresschildkröten gibt es reichlich Schwarmfisch, zum Beispiel die schon am Kicker Rock gesehenen Gelbschwanz-Doktorfische oder Barrakudas.

Aber die Glanzlichter dieser Tauchgänge setzen Großfische. Halten sich die Hammerhaie im ersten Tauchgang noch ein bisschen in dunstiger Distanz hinter den Weißspitzenhaien …

… schiebt sich dieser im zweiten Tauchgang mit einem Schwarm Stachelmakrelen doch deutlich näher heran.

Und auch ein Teufelsrochen, im ersten Tauchgang ebenfalls nur in der Ferne zu sehen, schwimmt mir dieses Mal direkt vor die Linse. Wir hatten auch schon vor 2 Tagen vom Tourboot aus welche gesehen.

Und Wiebke? Statt hinunter ins Wasser weit hinauf auf die Berge:

Die Wanderung zu den Vulkanen Sierra Negra und Chico ermöglicht den Blick über die Insel und zur Westküste. Wir (also Wiebke und zudem sind noch Holger und Gast Moritz von der Ultimate dabei) haben da Glück mit dem Wetter. Zunächst geht es durch kräftig grüne Landschaften am Rand des großen Vulkankraters entlang. Die Luft ist herrlich frisch auf 1000m Höhe. Gefüllt ist der Krater mit schwarzer erkalteter Lava.

Dann geht es an der Vulkanflanke über Lavageröll durch eine Mondlanschaft zum kleiner Vulkan Chico, der in der 60ziger und 70ziger Jahren ausgebrochen ist. 16 km und ein wunderschöner Hike.

Isla Isabela, Zeitreise und Godzilla

Die Uhren auf Isabela gehen langsamer. Die Tiere bewegen sich (überwiegend) gemächlich, die Menschen tun es ihnen gleich.

Als wir den Ankerplatz anlaufen, passieren wir die “Paola”, einen kleinen Frachter, der im Schutz der ersten kleinen Felsinsel ankert, das Heck an einer großen Mooringtonne gesichert. Rechts und links von ihm liegen kleine motorlose Bargen oder Leichter, daran wiederum jeweils ein Arbeitsboot mit Außenbordmotor.

Wir ankern kurz hinter der Paola und seit nunmehr (mindestens) vier Tagen wird das Schiff entladen. Tagsüber ohne Pause wird über die schiffseigenen Ladebäume Stückgut auf die Leichter gehievt. Zementsäcke, Getränkekisten, Motorräder, Außenborder, Waschmaschinen können wir identifizieren, dazu jede Menge Kartons, Kisten und Säcke mit nicht so offensichtlichem Inhalt. Abwechselnd fahren die Leichter an die Hafenmohle, werden dort zumeist per Hand entladen (für ganz großes Stückgut kommt ein LKW mit Mobilkran) und kehren zurück. So war es vor der Einführung der Containerschifffahrt in vielen Häfen.

Ein weiteres Schiff liegt auf Reede, eine Art offene Fähre mit LadeKlappe vorn. Drei Lkw, einen Pkw und ein paar Baumaschinen können wir darauf erkennen. Um Hochwasser herum pendelt eine zweite, deutlich kleinere offene Fähre zwischen Hafenmauer und der großen Fähre hin und her, legt sich Bug an Bug davor, stabilisiert von zwei Arbeitsbooten. Beide Fähren lassen ihre Bugklappen herunter, jeweils genau ein Fahrzeug wechselt auf die kleine Fähre und wird an Land gebracht.

Warum dieser Aufwand? Vor der Hafenmole ist es flach, sehr flach. Selbst die Taxiboote fahren einen großen Bogen und tasten sich langsam an den Steg heran. Und doch, der Ablauf der Entladung der Frachter wirkt aus der Zeit gefallen, eine Reminiszenz an vergangene Zeiten.

Auch im Ort Villamil setzt sich das fort. Im Zentrum sind mehrere Straßen rund um den zentralen Platz ungepflasterte Sandwege.

Wir sehen einen Maler, der eine Hauswand neu tüncht. Er balanciert barfuß auf einem schräg an die Wand gelehnten Bambusgerüst.

Aber natürlich sind das nur Schlaglichter, die Moderne hat auch hier Einzug gehalten, das ist nicht nur an den Satellitenschüsseln erkennbar. Die kleinen Hotels werben mit Wifi, Aircondition und Warmwasser (!), E-Bikes und Elektroroller werden zur Miete angeboten.

Gemeinsam mit Susan und Holger von der Ultimate entscheiden wir uns für eine Fahrradtour und mieten dafür Strandbikes mit fetten Ballonreifen. Mit 10 $ für fünf Stunden sind die auf der sonst nicht ganz günstigen Insel ziemlich preiswert.

Am langen herrlichen Strand entlang und und dann durch das ansteigende Gelände geht es an den hier typischen Kakteenbäumen vorbei hoch zur Mura de Lagrimas.

Die Mura de Lágrimas (=Mauer der Tränen) ist Bauwerk gewordener Zeuge eines dunklen Kapitels der Inselgeschichte. Die Mauer mitten in der Wildnis wurde in den Jahren zwischen 1945 und 1959 von den Gefangenen einer Strafkolonie unter unmenschlichen Bedingungen aufgeschichtet und ist heute ein Denkmal. Neben der harten Arbeit in der Hitze muss die völlige Sinnlosigkeit des Konstrukts ein (beabsichtigter) weiterer psychologischer Tiefschlag für die Häftlinge gewesen sein.

An der Mauer vorbei steigen wir weiter den Berg hinauf auf den Aussichtspunkt “Mirador de Bahia”. Er macht seinem Namen Ehre und lässt uns einen weiten Ausblick über die Bucht bis zu unserem Ankerplatz vor Villamil genießen.

Auf dem Rückweg zu unseren abgestellten Fahrrädern sehen wir die ersten Riesenschildkröten in freier Wildbahn. Schilder hatten schon auf sie hingewiesen, aber so recht hatten wir nicht daran geglaubt.

Spannend auch, dass die für Menschen giftigen kleinen “Äpfel” der Manzanillos (die Machinel Tree kennen wir bereits aus der Karibik, man sollte nicht einmal bei Regen unter ihrem Blätterdach Schutz suchen) eine der Lieblingsspeisen der Riesenschildkröten sind.

Zurück gehts überwiegend bergab und damit leichter, trotzdem machen wir noch zwei Stops. Erst an einem Lavatunnel direkt am Meer, dann an einem Mangrovenfluss, der Süßwasser aus den Vulkanbergen führt, in den aber auch Salzwasser von der nahen Mündung hineinflutet und in dem wir ein ganz herrlich erfrischendes Bad nehmen.

An beiden Plätzen wandern wir noch ein bisschen herum und jeweils finden wir am Meer Lavasteinküste, auf denen sich die schwarzen Meerechsen tummeln. Hier auf Isabela werden sie besonders groß, bis etwa 1,3 m lang. Auch wenn das Kinomonster Godzilla tatsächlich diesen Echsen nachempfunden wurde, sie sind völlig harmlose Pflanzenfresser. Und – anders als ihr Name vermuten lässt – leben sie auch nicht im Meer, sondern suchen sich dort nur ihre Nahrung, indem sie Algen und Tang von den Lavasteinen abweiden. Dabei können sie bis zu 10 Minuten unter Wasser bleiben und insgesamt etwa eine Stunde im Meer, bevor sie sich an Land wieder aufwärmen.

Auch wenn die Meerechse lüstern hinüber zu blicken scheint, der junge “Sally Lightfoot”-Krebs steht nicht auf ihrem Speiseplan.

Fast fünf Stunden dauert unsere Tour, genau pünktlich geben wir unsere Räder wieder ab. Abgesehen von einer erforderlichen Notreperatur an Holgers Sattelstütze (der Leatherman hat zum Glück auch eine Säge) haben sie uns gute Dienste geleistet. Zum Belohnungsbier suchen wir uns einen Schattenplatz in einem der vielen netten Strandrestaurants.

Wellenreiter tragen ihrer Boards vorbei oder surfen in Sichtweite. Hatte ich erwähnt, dass unser Ankerplatz ein bisschen rollig ist 😉?

Also noch einen Drink länger an Land bleiben, uns so richtig festquatschen und den Sonnenuntergang von der Dachterrasse der Bar betrachten.

Angekommen auf Isla Isabela und Bilder vom tierischen Abschied

Anknüpfend an die Schlusssätze des letzten Blogposts haben wir mit dem Segeltörn von San Christobal nach Isabela so etwas wie eine Zeitreise innerhalb des Galápagos-Archipels gemacht. San Christobal ist vor drei bis fünf Millionen Jahren entstanden und damit eine der ältesten Galápagosinseln, Isabela dagegen ist weniger als eine Million Jahre alt und damit nicht nur eine der jüngsten Inseln hier, sondern auch eine, auf der der vulkanische Ursprung aller dieser Inseln noch sehr präsent ist. Der Vulkan “Wolf” (benannt nach dem deutschen Geologen und Botaniker Theodor Wolf), zugleich mit 1.707 m der höchste Berg der gesamten Inselgruppe, brach zuletzt im Januar diesen Jahres aus.

Allerdings ist Wolf trotzdem ziemlich weit weg von uns, denn die von den Umrissen her an ein Seepferdchen erinnernde Insel Isabela ist die mit Abstand größte Insel der Gruppe und macht alleine mehr als die Hälfte der Landmasse der gesamten Galápagos aus. Wolf liegt am Nordende im Kopf des Seepferdchens, unser Ankerplatz vor dem einzigen “größeren” (2.200 Einwohner!) Ort der Insel über 100 km entfernt im Süden im aufgerollten Greifschwanz des Seepferdchens.

An Land waren wir noch nicht, aber “einklariert” sind wir schon mal. Kaum war der Anker im Grund, waren die Offiziellen auch schon da. Diesmal aber nur Agent + Armada + Port Captain. Ging ganz flott und ohne weitere Inspektion des Bootes. Und danach haben wir einfach nur an Bord gemütlich rumgeschlumpft.

Also noch keine neuen Bilder von hier, dafür aber reichlich Bilder von unserem letzten Schnorcheln am Ankerplatz in San Christobal vor der Abfahrt, wo uns ein junger verspielter Seelöwe große Freude gemacht hat:

Z.B. seinen Beutefisch zu mir rüber schubsen und dann doch kurz vor mir wieder wegschnappen
verkehrt herum unterm Rumpf der Flora posieren…
… den neugierigen Schwarzspitzenhai verscheuchen …
Kringel um die Ankerkette
oder um Wiebke drehen …
… oder mit meiner Schnorchelflosse spielen.

Was für ein Geschenk!

Ein kleines Video dazu habe ich HIER zusammengestellt.

Riesenschildkröten und Abschied von San Christobal

Über eine Woche sind wir inzwischen schon auf den Galápagosinseln, die Flora vor Anker in Puerto Bequerizo Moreno auf San Christobal. Zeit, mal die Insel zu wechseln, denn durch das “Autografo” dürfen wir ja vor insgesamt drei der bewohnten Inseln hier im Archipel ankern. Nächste Station soll Puerto Villamil auf der Insel Isabela sein, etwa 80 sm westlich von hier. Zu weit, um auf einem Tagestörn im Hellen anzukommen, also wollen wir heute Abend zu einer Nachtfahrt aufbrechen und sollten dann morgen Vormittag bei Tageslicht ankommen.

Auch für den Törn zwischen den Inseln müssen wir auschecken und uns ein (Galápagos internes) Zarpe besorgen, Agent Danny will das für heute Mittag organisieren.

Aber natürlich können wir nicht weitersegeln, ohne den Riesenschildkröten dieser Insel einen Besuch abzustatten. Die Tiere stehen ikonisch für die Galápagosinseln und tatsächlich gibt es 11 verschiedene Arten auf den verschiedenen Inseln, weitere drei ehemals hier lebende Riesenschildkröten-Spezies sind inzwischen ausgestorben. Die Art „Chathamensis“ hier auf San Christobal gehört dabei zu den Arten, die von ihrer Panzerform her wegen der Wölbung im Nackenbereich an einen Sattel erinnern und damit namensgebenden für die Inselgruppe waren. „Galápago“ wurden im spanischen bestimmte Wulstsättel für Pferde genannt.

Im unzugänglichen Norden der Insel leben die Tiere in freier Wildbahn, aber da dies ihr einziges Habitat war, wurden einige Tiere in ein Reservat im Südosten der Insel umgesiedelt, um eine zweite Population zu schaffen. Ein etwa 40 minütiger Rundgang führt durch einen Teil dieses Reservates. Die Aufzuchtstation wirkt dabei auf uns zunächst etwas traurig, denn die Gelege der Schildkröten werden ausgegraben, künstlich bebrütet und geschlüpfte Schildkröten dann zunächst in kleinen Gehegen gehalten.

Klar, das soll die Eier vor den von den Menschen eingeschleppten Nesträubern wie Ratten schützen, aber es ist eben auch ein ziemlich massiver Eingriff. Allerdings kann durch die Temperatursteuerung beim Ausbrüten der Eier eine einigermaßen ideale Verteilung von Männchen und Weibchen erreicht werden (viele Reptilien in freier Natur produzieren durch die Erderwärmung verstärkt Weibchen und immer weniger Männchen). Aber der Anblick der jungen Schildkröten im Gehege ist zunächst einmal halt nicht das, was man sich auf Galápagos erhofft.

Das wird auf dem weiteren Rundgang aber anders, denn die erwachsenen Riesenschildkröten können sich auf dem weitläufigen und wild bewachsenen Gelände frei bewegen.

Und was bedeutet eigentlich „Riesen“-Schildkröte? Die Landschildkröten auf Galápagos erreichen Panzerlängen von deutlich über einem Meter und werden bis knapp 300 kg schwer. Ein Grundschulkind könnte unschwer auf den abgebildetes Schildkröten reiten, aber da wir die geforderten zwei Meter Mindestabstand natürlich einhalten, kommen wir trotz kindlichem Gemüt nicht in Versuchung 😜.

Die Riesenschildkröten können sehr alt werden, wissenschaftlich belegt ist das für „Harriet“ im Zoo von Queensland, die jedenfalls vor 1850 geschlüpft ist und 2006 starb. Ihr schon im jungen Alter faltiges und mit dem Überbiss ein bisschen an einen zahnlosen Greis erinnernde Gesicht lässt uns die Schildkröten auch immer mit „weise“ in Verbindung bringen, wie etwa die Kassiopaia in Michael Endes „Momo“.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen Stop am Vulkankrater „El Junco“. Die Caldera des Vulcans beinhaltet das größte Süßwasserreservoir der Insel, ein immenser Schatz auf den notorisch süßwasserarmen Galápagosinseln. Vom Parkplatz aus führt ein Weg mit vielen Treppenstufen den Hang des Vulkans hinauf, gesäumt von dichtem Bewuchs mit der heimischen „Miconia“-Pflanze.

Bereits auf dem Weg hinauf finden wir uns in den Wolken wieder, die Rundwanderung auf dem Grat des Vulkans ist dann eine feuchte Angelegenheit. Nur ab und zu reißt die Wolkendecke für einen Augenblick auf und wir können einen schnellen Blick auf den Kratersee erhaschen.

Urzeit-Gefühl. Passt irgendwie zu „unseren“ Schildkröten.

Diesel tanken auf Galápagos

Vor dem nächsten, noch nicht gleich aber eben doch bald anstehenden seeeehr langen Schlag wollen wir unseren Dieseltank wieder füllen. Der Ultimate gehts genauso.

O.k., eine Bootstankstelle mit Ponton oder Kai gibt es nicht, es gibt ja nicht einmal einen Fähranleger. Die kleine Fähre nach Santa Cruz ankert wie wir im Naturhafen, die Fahrgäste werden dann mit dem Taxiboot hinüber gebracht. Einen Dinghysteg gibts übrigens auch nicht, die Dinghys würden ja auch gleich von den Seelöwen besetzt werden, das will keiner.

Ich hatte schon gelesen, dass das Betanken aus Fässern bzw. großen Kanistern erfolgt. Immerhin müssen wir den Diesel nicht mit unseren 20-Liter-Ersatzkanistern von der Straßentankstelle holen, das wäre bei den benötigten 200 l doch ein ziemlicher Aufwand. Aber sollen wir aus den Fässern erst in Kanister umfüllen und von da aus in den Bootstank? Oder direkt per Schüttelpumpe (aber da wäre jedenfalls der Schlauch unserer Pumpe vielleicht etwas kurz)?

Wir fragen unseren Agenten Danny, ob wir das besser hier auf San Christobal oder vor dem Ausklarieren in Santa Cruz machen sollten. Klare Antwort: weit besser hier, hier sei es zertifiziert und und durch den geringeren Schwell auch einfacher. Und er beruhigt uns auch hinsichtlich des Vorgangs.

Tatsächlich funktioniert das Betanken dann viel einfacher und unproblematischer als gedacht. Danny organisiert es und kommt mit einem Wassertaxi voller großer Kanister (jeder fasst 16 Gallonen, also etwa 60 Liter) längsseits an die Flora.

Eine mobile Dieselpumpe hat er auch dabei. Der Diesel wird aus den Fässern (durch einen Filter) in einen durchsichtigen Schlauch gepumpt, der wiederum in einer ganz normalen Zapfpistole endet.

Drei große blaue Kanister (3 x 16 Gallonen) und einmal extra abgefüllte 5 Gallonen werden ratzfatz umgepumpt und unser vorher halb leerer Tank ist wieder randvoll mit Diesel. Super.

Der ganze Tankvorgang einschließlich Lieferservice kostet 253 US$ für die 200 Liter, also bei heutigem Umrechnungskurs 229 Euro bzw. 1,145 € pro Liter 😊.

Isla Española auf Galápagos

Der Tagesausflug nach Española beginnt früh, das Tauchschiff legt um 7:30 ab. Da wir unsere Tauchsachen (einschließlich dicker 7mm-Neoprenanzüge) bereits am Vortag im Tauchshop anprobiert und separiert haben, müssen wir “erst” um 7:15 da sein. Das gestaltet sich aber trotzdem schwieriger als gedacht, weil die Taxiboote um diese Zeit noch Locals durch die Gegend fahren und auf unsere Anrufe auf Kanal 14 schlicht nicht reagieren. Hätten wir mal besser eine Reservierung gemacht.

Mit ein bisschen Verspätung klappt es dann doch, mehr Aufregung für uns als für die Tauchschule, in Südamerika ist man dieses Maß an (Un-)Pünktlichkeit wohl gewohnt.

Und dann geht es los, rund zwei Stunden ballern wir mit etwa 15 kn zur südlichsten Insel des Archipels. Wobei, zwischendurch nimmt der Kapitän mal einige Zeit Gas weg und dreht mit immer noch 10 kn sogar Kringel: Delfine!

Eine große Schule Pazifischer Großer Tümmler (Pacific Bottlenose Dolphin) versammelt sich ums Boot, surft in der Heckwelle und beeindruckt uns mit ihren Sprüngen.

Auf Española landen wir mit dem Dinghy an, umspielt von jungen Seelöwen.

Blaufußtölpel schießen auf der Jagd nach Fisch im Schwarm koordiniert neben uns ins Wasser. Und an Land angekommen begrüßen uns wiederum Seelöwen und die berühmten Galápagos Meerechsen.

Die Seelöwen wälzen sich gern im Sand. Das hilft ihnen bei der Schnell-Trocknung des Fells und schützt gleichzeitig gegen die Bisse der “horse flys” (in Norddeutschland nennen wir sie Pferdebremsen). Diese mit ihrem Saugrüssel fies stechende Fliegenart nervt auch die Robben, durch das dichte trockene Fell kommen sie nicht hindurch, aber wenn es nass eng am Körper anliegt haben sie eine Chance. Wir sind schon mal froh, die langen Treckinghosen angezogen zu haben.

Die erste Besonderheit der Tierwelt auf Española zeigt sich bei den Meerechsen. Eigentlich sind diese nur auf Galápagos vorkommenden faszinierden Echsen dunkel, fast schwarz. Das hilft ihnen dabei, nach ihren ausgedehnten Tauchgängen im kalten Meer schnell wieder die Körpertemperatur zu erhöhen.

In der Paarungszeit aber verändert sich die Farbe, wird deutlich heller und – je nach Insel unterschiedlich – kommen rote und grüne Schattierungen dazu. Auf Española ist das so intensiv, dass diese Tiere “Christmas Iguanas” (also: Weichnachtsechsen) genannt werden.

Ein bisschen sieht es so aus, als wollten sie sich farblich den viel kleineren, auf der Insel endemischen (also nur hier vorkommenden) grün-roten Española Lizards (Eidechsen) anpassen.

Dieser hier macht gerade das Gegenteil von Aufheizen, er ist auf eine der Wegbegrenzungen geklettert, um im Wind besser abzukühlen.

Die Meerechsen brüten rechts und links des Weges und auch unter den Lavafelsen, über die der zwar gekennzeichnete aber nicht geglättet angelegte Weg führt. Vorsicht ist also angezeigt und es dauert auch einige Zeit, bis wir am nächsten Highlight ankommen, einer großen Kolonie brütender Nazca-Boobies. Die schwarz-weißen Vögel dieser größten der drei auf Galápagos heimischen Tölpelarten haben ihre Nistplätze direkt auf einer Klippe am Meer.

Mit ihren kurzen Beinen wirken sie plump – “tölpelhaft” – an Land und lassen kaum erahnen, was für elegante Flieger sie mit ihren langen schmalen Flügeln sind, wie scheinbar mühelos sie ohne Flügelschlag dicht über der Wasseroberfläche über die Wellen gleiten können.

Das Farben- und Naturwunder geht weiter: als nächstes können wir Gabelschwanzmöven entdecken.

Der leuchtend rote Ring um die Augen macht diese Möwen unverwechselbar und er ist – kein Aprilscherz – ein guter Hinweis auf die biologische Besonderheit. Sie sind (zwar nicht mit Infrarot, aber eben doch mit extrem guter Nachtsicht) ganz untypisch für Möwen nachtaktiv. Selbst in Neumondnächten sind sie auf der Jagd, insbesondere nach Tintenfischen.

Und wo wir schon bei den Augenringen sind, der nächste entdeckte Vogel ist die endemische Galápagos-Taube. Kleiner als unsere Tauben und mit deutlich gebogenem Schnabel, vor allem aber mit auffällig hellblauem Augenring:

Und warum ist sie – anders als so viele andere Tiere hier – eher scheu? Könnte an einem anderen endemischen Vogel liegen, dem Galápagos-Hawk (=Bussard).

Kein Wunder, dass Guide Christian ein wenig an Hamlet erinnert, wenn er anhand eines unterwegs gefundenen Seelöwenschädels die eben teils auch unbarmherzige Natur des Archipels aufzeigt.

Und dann gibt es noch das Blowhole, für das Española ebenfalls bekannt ist:

Bei so viel Naturwundern scheint es fast undankbar, dass ich Christian auf dem Rückweg noch einmal auf die Blue Footed Boobies anspreche, die ich mir eigentlich auf der Insel erhofft hatte und die wir nur beim Anlanden jagend gesehen hatten. Eigentlich beginnt jetzt ihre Balzsaison, aber jedenfalls ihr naheliegender Nistplatz auf Española ist noch unbesetzt, erwidert er. Aber er will schauen, ob wir sie später mit vom Tauchboot aus an einem anderen Ort noch beobachten können.

Der Tauchgang ist dann zunächst recht unspektakulär, durchaus angenehm ruhig. Ein bisschen Schwarmfisch, wie den pazifischen Yellowtail-Doktorfisch.

Dann aber wird es doch ganz besonders, als wir mit eingeschalteten Tauchlampen in eine Höhle hineintauchen. Im Eingang wuseln Seelöwen um uns herum. Als ich mich umdrehe sehe ich, dass Wiebke sich dann gar nicht mehr weiter in die Höhle hinein bewegt, sondern einfach nur die spielenden Robben genießt.

Nach dem Auftauchen sehen wir über uns in der Felswand Blue Footed Boobies und Christian hält Wort, er lässt den Kapitän extra nahe zu ihnen hinüber manövrieren, damit wir sie ganz aus der Nähe betrachten können.

Wer meine Faszination für diese wunderbaren Vögel noch nicht völlig verstehen kann, dem empfehle ich dieses herrliche Video von National Geografic über ihre zugleich clowneske und anmutige Balz: KLICK HIER

Wahnsinn, was die Natur so bereit hält! Wir sind hin und weg 🤩.

Erstmal abtauchen auf Galápagos

Unsere ersten beiden Tauchgänge auf den Galápagosinseln machen wir heute hier auf San Christobal, genauer gesagt am vorgelagerten Kicker Rock (Roca León Dormido). Das Wetter ist super, die See ruhig, die Sicht unter Wasser leider trotzdem beim ersten Tauchgang nur mäßig, beim zweiten gar dürftig.

Trotz der bescheidenen Sichtverhältnisse gibts allerdings ein paar Highlights, es muss ja nicht immer farbenfroher Fisch sein 😉.

Zum einen zeigen sich gleich beim Sprung vom Tauchboot zwei große Hammerhaie, die sich aber gleich wieder verziehen. Wir tauchen ein paar Minuten an der steil ins scheinbar bodenlose abfallenden Felswand entlang und tatsächlich: da sind sie wieder. Diesmal eine etwas größere Gruppe.

Einen weiteren Wow-Effekt gibts gegen Ende dieses Tauchgangs, als wir eine riesige, sich bewegende Kugel aus unzähligen Fischen vor uns sehen. Man denkt unwillkürlich an Sardinen, aber dies hier ist ist ein Schwarm der auf Galápagos endemischen Schwarzstreifen-Grunzer.

Bei der Oberflächenpause zwischen den beiden Tauchgängen sind die Meinungen unterschiedlich, Wiebke fand den Aufenthalt unter dem Riesenschwarm etwas unheimlich, ich fand’s toll und faszinierend, wie diese Vielzahl von Fischen sich wie ein einziges amorphes Wesen bewegte. Mal Kugel, dann eher eine sich stets verändernde Wolke, beim Hineinschwimmen sich scheinbar ganz langsam teilend und gleich wieder die Lücke schließend.

Foto Credit: Susan (SY Ultimate)

Dann schon wieder fertigmachen zum zweiten Tauchgang. Da gabs aber leider sehr wenig zu sehen. Immerhin, die Meeresschildkröte lässt uns so nah heran, dass die schlechte Sicht fast gar nicht auffällt ☺️

Morgen steht noch ein weiterer Tauchgang, vor allem aber ein Hike an. Bei bzw. auf Española, der südlichsten Galápagosinsel. Auf dieser 60 Quadratkilometer großen, von Menschen nicht bewohnten Insel soll es insbesondere auch Albatrosse und viele Blaufußtölpel zu sehen geben. Das wäre toll. Mit dem eigenen Boot dürfen wir die Insel nicht anlaufen, da sind wir auf die drei Inseln San Christobal, Isabela und Santa Cruz beschränkt. Das Tauchboot wird dafür also zum Taxi-Fährschiff auf diesem ausgedehnten Tagesausflug.

Fender gegen Löwen an Bord

Nach dem Ankommen auf den Galápagosinseln müssen wir zunächst einmal das Schiff klar machen. Das übliche nach jeder längeren Passage, hier allerdings ergänzt um das Entfernen des Vogelkots vom Vorschiff und um eine wichtige Besonderheit: mit allen verfügbaren Fendern wird der Einstieg über die beiden schmalen Stufen an Floras Heck verbarrikadiert.

Warum? Weil die Hinterlassenschaften der gefiederten Mitfahrer auf dem Bugkorb gelinde gesagt ein Pups sind gegen das, was sich sonst auf der Flora ansammeln würde.

Jede vom Wasser aus irgendwie zugängliche halbwegs ebene Fläche wird hier auf den Galápagosinseln nämlich zügig okkupiert. Seelöwen umkreisen schon während des Ankermanövers das Boot. Im Vorbeifahren sehen wir sie auf anderen Schiffen bereits liegen. Vor allem Katamarane sind betroffen. Die unterste Stufe ihrer Plattformen am Heck ist kaum zu schützen, die meisten Skipper begnügen sich damit, den Zugang zum eigentlichen Deck zu versperren.

Aber nicht nur die Segelboote sind betroffen.

Die Seelöwen sind schlicht überall, etwa 50.000 von ihnen soll es auf den Galápagosinseln geben. Zum Vergleich: nur rund halb so viele Menschen leben auf der Inselgruppe.

Stufen am Wasser sind besonders beliebt.

Die überhaupt nicht scheuen und sehr selbstbewusst auftretenden Robben beschränken sich aber nicht auf Wasser und Ufer, auch an Land liegen sie herum, wo es ihnen gerade gefällt. In Hauseingängen, im Restaurant oder auf den Wartebänken für die Fähren zum Beispiel.

Nebenbei bemerkt: sie (oder genauer ihre Hinterlassenschaften) verbreiten einen ziemlich strengen Geruch. Und sie machen ganz schön Lärm.

Meist allerdings dösen sie friedlich vor sich hin und sehen ziemlich knuffig aus, aber täuschen lassen sollte man sich davon nicht. Zum einen können Galápagos-Seelöwen bis zu 2,70 m lang und 250 kg schwer werden, zum zweiten sind es nun einmal Raubtiere mit einem entsprechenden Gebiss. Ärgern sollte man sie nicht!

Ansonsten aber lassen sich die Galápagos-Seelöwen von uns Menschen kaum irritieren. Im Wasser sind sind die knuffigen Säugetiere zwar oft neugierig verspielt, an Land erscheinen sie jedoch zumeist träge und desinteressiert gemütlich.

Süß, aber an Bord möchten wir selbst die kleineren Vertreter lieber nicht haben. Die dagegen scheinen nicht abgeneigt und ein bisschen enttäuscht von der Fender Aktion ihrer neuen Nachbarn auf der Flora:

Übrigens: beides sind Robben aber Seehunde und Seelöwen unterscheidet einiges, so bewegen sie sich etwa im Wasser und auch an Land jeweils unterschiedlich fort. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Robbenarten wie Seehunden, Seelöwen, Seebären, Seeelefanten und Walrossen werden z.B. HIER gut erklärt. Und danach fallen die Ohren der Seelöwen auf den Bildern um so mehr ins Auge. 😉