Einklariert auf den Galápagosinseln

Ja, es ist geschafft, wir haben auf den Galápagosinseln offiziell in Ecuador einklariert. Der Prozess war der bisher bürokratischste, den wir auf unserer Reise hatten. Wir hatten das zwar vorher schon gehört, neben den happigen Gebühren werden viele Segler dadurch vom Besuch abgeschreckt, aber obwohl wir das wussten war einiges dann trotzdem überraschend intensiv.

So mussten wir dem Agenten im Vorfeld bereits eine Vielzahl von Dokumenten und Bescheinigungen schicken, jeweils als PDF, Fotos werden von den Behörden nicht akzeptiert. Das wiederum erfordert zwingend ein Programm, was PDFs verkleinert, weil sonst die Dateien schlicht zu groß zum praktikablen Versandt per Email sind.

Neben den üblichen Schiffspapieren, Crewliste und Reisepässen war vorab zu übermitteln:

  • Impfzertifikat für jedes Crewmitglied
  • Bestätigung über bestehende Krankenversicherung die Galapagos einschließt
  • internationales Zarpe, das unbedingt selbst noch einmal die Crewliste enthalten muss
  • Zertifikat über die erfolgte Schiffsausräucherung
  • Antifouling Zertifikat
  • “Sauberes Unterwasserschiff”-Zertifikat
  • AIS/MMSI-Zuteilungsurkunde
  • Liste der letzten zehn besuchten Häfen mit Abfahrtsdatum

Die Zertifikate kann man zum Teil auch selbst erstellen und mit dem eigenen Schiffsstempel versehen, so etwa das “Sauberes Unterwasserschiff”-Zertifikat. Hier sollen aber in jedem Fall Bilder des sauberen Unterwasserschiffs (einschließlich der kritischen Punkte wie Spalt am Ruderblatt, Propeller, Borddurchlässe, Tunnel Bugstrahlruder bei der Inspektion auf Galapagos vorgezeigt werden können. Das Antifouling Zertifikat haben wir tatsächlich selbst erstellt, versehen mit der Rechnung für Coppercoat und einem Bild nach dem Auftragen.

Mit den ganzen Unterlagen und Zertifikaten ist es aber nicht getan. Nach der Ankunft auf den Galápagosinseln hat man an Bord zu warten, bis der vom Agenten organisierten Behördentross eintrifft, 8 bis 10 Leute kommen dann gleichzeitig an Bord.


Auf dem Bild sind nur sieben zu sehen? Ja, weil der Taucher (!) gerade schon das Unterwasserschiff kontrolliert. Da darf kein Bewuchs drauf sein, schon wegen einer Seepocke kann er die Einreise verweigern. Dann muss man 40 sm raus, auf gutes Wetter hoffen, tauchend nacharbeiten, 120 US$ zusätzlich bezahlen und bei der nächsten Inspektion hoffentlich unbeanstandet bleiben. Außerdem ist ein Officer des Ministerio del Ambiente (also dem Umweltministerium) schon unter Deck im Salon, weil die Vielzahl seiner Formulare den verfügbaren Platz im Cockpit jetzt wirklich sprengen würde.

Man sollte vorbereitet sein, weitere Dokumente präsentieren zu können, etwa eine “COVID-19-Guideline” zum Verhalten an Bord (hatten wir gefertigt, wurde aber nicht abgefragt) und eine Liste aller an Bord befindlichen Medikamente (wurde abgefragt, kontrolliert auf abgelaufenen Medikamente, weshalb es für zwei Medikamente einen Hinweis gab).

Vom Agenten gab es im Vorfeld eine Liste mit erforderlichen Gegenständen an Bord, die kontrolliert werden können, außerdem eine Liste mit verbotenen Dingen (hauptsächlich bestimmte Nahrungsmittel). Und eine Liste mit anzubringenden Schildern.

Bei den erforderlichen Dingen wurden bei uns Ölbindetücher und biologisch abbaubares Spülmittel kontrolliert (und jeweils für die Akten fotografiert). Die Kühlschränke wurden inspiziert, allerdings nur oberflächlich, nachdem wir vorher versichert hatten, kein Frischfleisch und keinen Frischkäse dabei zu haben, nach diesen beidem Dingen wurden wir ausdrücklich gefragt. Der Kaffee wurde darauf kontrolliert, dass er gemahlen ist (keine ganzen Bohnen) und nach den verbotenen Chia-Samen wurden wir dreimal gefragt. Die extra angebrachten erforderlichen Schilder an den drei erforderlichen Mülltonnen (Organic, Recyle, Non-Recycle) wurden genauso für die Akten fotografiert wie der (natürlich geschlossene) Hebel für die Entleerung des Abwassertanks. Das ebenfalls notwendige, IM MOTORRAUM anzubringende Schild “Do not discharge black waters into the sea” blieb dagegen unbeachtet, bei den im Innen- und im Außenbereich des Schiffes anzubringenden “Do not throw garbage into the sea” bin ich nicht sicher. Schließlich war ich zwischendurch mal nicht dabei, weil bei jedem Crewmitglied von den beiden Health-Mitarbeiterinnen Temperatur, Sauerstoffgehalt des Blutes und der Blutdruck gemessen wurden. Außerdem war ich immer wieder abgelenkt, wenn eines der unzähligen Formulare zu unterschreiben war.

Natürlich ist schon der Gedanke, dass Fremde das eigene Schiff und Zuhause durchstöbern (können) unangenehm. Theoretisch sind entsprechende Kontrollen bei fast jedem Einklarieren in einem neuen Land möglich, praktisch haben wir das bisher zum Glück nicht erlebt. Der bekannt massive Personaleinsatz hier auf den Galapagos steigert ein solches latentes Unbehagen (im Vorfeld) eher noch. Aber alle vom Einklarierungsteam waren freundlich und super nett, die Vorbereitung und Begleitung durch den Agenten sehr professionell und hilfreich. Am Ende hat das Ganze eine gute Stunde gedauert (die Vorbereitung allerdings deutlich länger).

Und jetzt: Galápagos genießen. Das Sehnsuchtsziel, seit es in Kindertagen auf einem WWF-Brettspiel eines der Exotic-Highlights war für den Teil der Crew, der damals und auch später bei jedem Tierfilm wie gefesselt vor dem Bildschirm hing 😁

Bürokratie und Unterwelt

Mit dem TIP stand ja noch eine weitere Formalität aus, obwohl wir bereits einklariert sind. In Mexiko ist es nämlich so, dass wir für das Boot eine “temporäre Importbewilligung” benötigen (auf Englisch: Temporary Import Permit), wenn Flora denn länger als 14 Tage im Land bleiben soll. Wir sind vorgewarnt, was den formalen Aufwand angeht. Originale und Kopien von allen Papieren der Einklarierung und des Reisepasses, ein frei formuliertes Antragsschreiben (auf Spanisch), das idealerweise auch Angaben zur Motornummer unseres Bootsdiesels sowie ein Foto des Schiffes und der Motornummer beinhalten soll, Außerdem einen Eigentumsnachweis für das Dinghy, auch hier möglichst mit Dinghynummer und Außenbordmotornummer. Das wurde jedenfalls bei einem befreundeten Boot verlangt, die hatten es nicht mit und mussten einen neuen Termin machen. Haben wir alles gemacht, die Kopien in der beim Einklarieren bewährten Weise als auf dem Borddrucker ausgedrucktes Handyfoto.

Dann telefonisch (zwischen 13.00 und 13.30!) einen Termin vereinbaren, mit der Fähre nach Cancún fahren, zum Büro der dortigen Capitanía gehen. Ich bin zu früh, muss warten, obwohl sonst niemand da ist. Aber Termin ist Termin, ist ja auch o.k.

Auch bei uns die Frage nach dem Dinghy, die wir aber ja parieren können. Dann aber: die Kopien gefallen ihr nicht. Es sei zwar alles erkennbar, aber wenn sie das jetzt kopieren und weiterschicken würde, könnten Informationen verloren gehen. So ginge das nicht. Außerdem sei das Papier der Kopien zu groß (es ist DIN A4), das passt nicht in ihre Akten. Es müsste gut einen Zentimeter kürzer sein. Wir diskutieren. Ich bitte um eine Schere. Nein, hat sie nicht. Außerdem würden dann Informationen verloren gehen. Nein, nur Rand.

Am Ende reißt sie mit angelegtem Lineal von jeder Kopie ein Stückchen weg, ich bezahle meine 60 US$ Gebühr und bekomme mein Temporary Import Permit.

Puuuh. 😳

Jetzt dürfen wir uns mit Flora frei in Mexiko bewegen. Flora dürfte sogar bis zu 10 Jahre hier bleiben. Soll sie aber nicht. Wir feiern ein bisschen mit den Crews der Freydis (brauchte mehrere Anläufe fürs TIP) und der Amalia (TIP steht noch aus).

Und dann trennen sich leider unsere Wege mal wieder, denn wir wollen mit unserer Crew bei dem günstigen Wind etwas weiter nach Süden segeln.

Es wird ein schöner, flotter Törn nach Puerto Morelos, wir machen in der El Cid Marina fest. Und auch Fest, Silvester an Bord 🎆, so schön, dass die beiden da sind.

Neujahr gehts mit dem Mietwagen zu unserer erste Cenote. Hier im Norden der Halbinsel Yucatan gibt es unzählige Cenotes. Im Grunde sind sie ganz eng verwandt mit den Blue Holes, die uns in den Bahamas so fasziniert haben.

Die Cenotes hier sind ebenfalls ausgewaschene Karsthöhlen, oft unterirdisch zu weitreichenden Wassersystemen verbunden, mit Öffnungen in der Höhlendecke, die oft als Einstieg dienen. Die von uns besuchte „7 Bocas“ hat gleich sieben Öffnungen, die meisten klein, eine aber mit etwa 20 m Durchmesser. Die Cenote soll 150 m tief gehen, hineinspringen vom Rand ist erlaubt (und einer von uns macht das auch 😉). Das Gefühl ist schon sehr besonders, in das dunkle Loch der Cenote hinunterzusteigen und dann in das von unten (über die unterseeische Verbindung zum großen Loch) mystisch blau leuchtende Süßwasser zu gleiten.

Manche der Höhlen sind luftig, andere lassen nur wenig Luft über unseren Köpfen. Zwei der sieben Höhlen sind sogar nur für (Geräte-)Taucher erreichbar, die lassen wir heute aus.

(Photo Credit Jan)
(Photo Credit Jan)

Faszinierend ist aber auch der Blick unter Wasser, wo sich die größeren Stalaktiten von der Höhlendecke weiter fortsetzen.

Oder auch der Blick in die andere Richtung, nach oben zu einer der sieben „Bocas“, also Öffnungen, wörtlich übersetzt aber „Münder“.

Die Mayas übrigens verehrten die Cenotes als heilige Quellen, nutzten sie als Trinkwasserbrunnen. Sie sahen in ihnen aber zugleich auch Eingänge zum Sitz der Götter der Unterwelt und verwendeten sie auch als religiöse Opferstätten.

Mit den „7 Bocas“ haben wir ein glückliches Händchen. Jedenfalls heute am Neujahrstag ist sie ganz überwiegend von Mexikanern besucht, Familien mit jung und alt haben sich ein Picknick mitgebracht und genießen den allerdings auch etwas abgelegenen Ort, der aber eben extra Picknickstellen mit palmgedeckten offenen Hütten bietet und an dem sich keine Massen durchschieben.

Splash. Und Pura Vida.

Auf in die Bahamas

Tschüss, Dominikanische Republik. Du hast uns wunderbar angenehm überrascht. Wenn wir ganz ehrlich sind, hatten wir kaum eine Vorstellung von Dir. Urlaubsinsel mit Hotels an Sandstränden einerseits, eher arm im Vergleich zu den meisten anderen Inseln der Karibik andererseits, so viel war klar. Widersprüchliches hatten wir zur maritimen Infrastruktur und auch zur Sicherheitslage in manchen Häfen gelesen. Die größte Verlockung waren die Wale, für deren Sichtung Du zwischen Januar und März so gute Chancen bieten sollst.

Und: Buckelwale gleich zur Begrüßung, palmengesäumte Hänge der Hügellandschaft, freundliche Aufnahme und unaufdringliche, zuvorkommende Menschen. Santa Bárbara de Samaná bunt, unzweifelhaft auch laut und (für uns) chaotisch, exotisch. Ein gutes Sicherheitsgefühl. Obst und Gemüse im Überfluss und zu unglaublich günstigen Preisen auf dem Markt. Spannende Ausflüge in die Umgebung und den faszinierenden Nationalpark “Los Haitises” mit seinen „schwebenden” Inseln, seinen Höhlen und den traumhaften Ankerplätzen.

Und schon sind wir zwei Wochen hier. Viel zu kurz, viel zu wenig gesehen von der Insel. Aber das ist ein Dilemma, das jede noch so lange Reise begleitet. Man möchte die Welt bereisen, verschiedene Orte, Länder, Kulturen kennenlernen. Und man möchte bleiben, mehr und noch intensiver eintauchen in das Leben vor Ort, hinter die Fassaden schauen, Menschen besser kennenlernen.

Die Dominikanische Republik war nur als Zwischenschritt auf unserer Seereise geplant, als kleine Wundertüte. Und jetzt macht sie uns den Abschied schwer. Zwei Wochen waren wir hier, aber die eben in der Bucht vom Samaná. Wir sind ein bisschen angekommen an diesem Ort, “unsere” Obstverkäufer erkennen uns wieder, “unsere” Rikschafahrer, “unsere Bedienung” in der Cocktailbar auf dem Malecón mit dem leckeren Fingerfood,

Andererseits: wir freuen uns auf die Bahamas, ein Sehnsuchtsort, den wir im letzten Frühsommer nur durchfahren, aber nicht intensiv erkunden durften (“Innocent Passage” wegen COVID-bedingter Schließung der Grenzen des Inselstaates).

Jetzt wollen wir uns Zeit nehmen, die vielen kleinen Inseln der Bahamas zu erkunden, gerade auch die etwas abgelegeneren.

Wir absolvieren den für die Einreise in die Bahamas erforderlichen PCR-Covidtest, können drei Stunden später die Ergebnisse im Labor abholen. Gehen in der Zwischenzeit noch einmal auf den Markt, kaufen Obst und Gemüse auf Vorrat für die ziemlich teuren Bahamas. Nochmal in den Supermarkt, um auch die länger haltbaren Vorräte aufzustocken. Eine Motorrikscha bringt uns vier und die Berge an Einkäufen zurück zur Pier, wo wir sie (mangels echtem Dinghydock) etwas abenteuerlich hinunter in das mit Heckanker am Betonkai herumschlingernde Beiboot bugsieren.

Zubereitungstips auf Deutsch für Yuca und Yams vom Mann der Marktfrau, der eigentlich als Reiseleiter arbeitet. Mangels Touristen hilf er jetzt seiner Frau.

Ausklarieren bei der Immigration, der super freundliche Officer dort darf aber selbst nur einklarieren. Er ruft seinen Chef an, der kommt nach kurzer Wartezeit mit dem Roller angebraust, bringt zwei mit einem Schloss gesicherte Stempel mit und klariert uns aus.

Weiter zur Armada, um das Despacho für die Weiterfahrt in die Bahamas zu erhalten. Aber erst das (abgelaufene) genutzte Despacho für „Los Haitises“ im Original abgeben. Ach so. Noch ein bisschen warten, bis der Chef unterschrieben und gestempelt hat, mit einem Armada-Officer zur Flora fahren, denn dort erst wird das ausgefertigte Dokument übergeben. Kann losgehen.

Noch nicht ganz. Denn erstmal beantragen wir mit den COVID-Testergebnissen online das Bahamas Health Visa unter http://www.travel.gov.bs, aber leider lässt die Rückmeldung auf sich warten. Als wir es das letzte Mal von den USA aus beantragten, hatten wir innerhalb von zwei Stunden die Zusage. Diesmal ist am nächsten Morgen der Status immer noch „Pending“, also in Bearbeitung. Wir verholen erst einmal hinaus zur Bacardi-Insel und werfen dort noch einmal den Anker. Eigentlich würden wir den Formalkram gerne vor der Abfahrt erledigt haben, denn erst bei Zusage können wir im nächsten Schritt 70 US$ an die Bahamas überweisen, die Health-Visa erhalten und damit dann auch das Cruising Permit für die Bahamas unter http://www.besw.gov.bs beantragen („click2clear“, was zur Not allerdings auch noch als erster Schritt in den Bahamas erfolgen könnte).

Um 11.00 immer noch „Pending“, also fahren wir los und hoffen, das sich der Status in der Zeit ändert, in der wir noch Empfang haben. 300 sm liegen vor uns bis zum Ankerplatz bei Matthew Town auf Great Inagua.

In den Bahamas selbst wird Internetempfang nicht immer gegeben sein. Wir können dann – wie auf langen Passagen – zwar über IridiumGo Texte im Blog posten, aber keine Bilder. Mal sehen.

Blödheitsgeständniss, Nachbetrachtung, Fotonachträge und Einklarieren in Antigua

Erst mal ganz herzlichen Dank für Eure Anteilnahme und Eure Glückwünsche, das hat uns mächtig gefreut.

Ganz ohne Zweifel waren die letztendlich 1.720 sm von Hampton VA 🇺🇸 nach English Harbour auf Antigua 🇦🇬 die bisher insgesamt anstrengendste Passage für uns. 10 Tage und zwei Stunden hat der Törn gedauert, davon lief 28 Stunden der Motor. Das war ganz überwiegend am Anfang, denn nachdem wir aus der Chesapeake Bay herauskamen, erwartete uns ein Schwachwindgürtel. Das war ein Teil des Wetterfensters, denn so hatten wir im Golfstrom weder die gefürchtete Wind-gegen-Strom-Situation, sondern konnten vielmehr mit dieser Meeresströmung ein gutes Stück Ost gutmachen. Wichtig, weil der Passatwind ja aus östlichen Richtungen weht und Antigua nunmal von der Chesapeake Bay aus im Südosten liegt.

Man sieht auf dem Noforeignland-Track ganz gut unseren Hinweg von Antigua über die USVI und die Bahamas und dann den Knick nach Norden. Auf dem Rückweg sieht man, wie sehr wir uns mit dem Golfstrom nach Nordosten bewegt haben, in diese Phase fällt auch die Motorfahrt bis wir mit Segeln und dann auch bald mit den ersten Kreuzschlägen beginnen. Dann der Bogen hin zum Eddie. Dazu mal wieder ein Screenshot aus Windy.com, der sehr schön den aktuellen Golfstrom und die zum Teil riesigen Eddies zeigt.

Weiter ging es, jetzt immer am Wind, nah an den Bermudas vorbei. 5 der knapp 40 Boote sind abgebogen und haben hier einen Zwischenstop eingelegt, zum Teil wegen Schäden, zum Teil wegen Seekrankheit, zum Teil kam beides zusammen. Überhaupt: Schäden. Ein Boot ist gleich nach dem ersten Tag mit defektem Großsegel umgekehrt. Mehrere andere hatten ebenfalls Segelschäden, konnten aber weiterfahren. Bei einem Boot brach der Großbaum, zum Glück erst 15 sm vor Antigua. Außerdem gab es diverse Motor-, Generator- und Watermakerschwierigkeiten sowie kleinere Leckagen auf ziemlich vielen Schiffen. Flora hat sich gut gehalten, auch wenn wir es ihr nicht ganz leicht gemacht haben. Direkt am Ausgang der Chesapeake wollten wir nämlich beim schwächer werdenden Wind das Vorsegel ausbaumen. Aus dem betonten Fahrwasser waren wir schon heraus, kein Schiffsverkehr um uns herum. Als wir gerade beide auf dem Vorschiff am Hantieren waren, hat sich aber eine Tonne einfach per Wurmloch mitten in unseren Kurs gebeamt. 🤔 Vielleicht haben wir aber auch nur verpennt, wie uns die Strömung wieder Richtung Fahrwasser gedrückt hat. Jedenfalls sind wir mit einem unserer beiden Spinnakerbäume dagegen gedengelt, der Spibaum ist gebrochen, die Spischot hat sich hinter der Tonne verfangen und Flora an die Tonne gedrückt. Wiebke hat superschnell reagiert, das am Heckkorb befestigte Messer herausgerissen und die Schot gekappt, wir waren also schnell wieder frei. Nur die massive Scheuerleiste der Flora hat eine kleine Macke davongetragen, das wird hier in Antigua gleich repariert.

Was die Messer angeht, wir haben drei davon an Bord verteilt: Mastfuß, Cockpit und Heckkorb. Hat sich gerade bewährt 😉.

Fazit: Schäden am Schiff einigermaßen gering, kleinere Kratzer und eine Scheuerleiste, die ihrem Namen gerecht wird. Größere Kratzer nur am seemännischen Selbstverständnis der Skipper. 😖

Aber immerhin ein bisschen können wir das vor uns selbst mit dem guten Meistern der restlichen Passage wieder aufpolieren. Es nagt trotzdem.

Hier noch die versprochenen Fotonachträge mit ein paar Eindrücken vom Törn (Sorry, aber Catalina hatte Sonnenuntergang- und -Aufgänge gefordert 😁):

Vormwind mit (Ersatz-)Spibaum
Eine der wenigen Schiffsbegegnungen. Ein Frachter zieht weit hinter Floras Heck durch.
Squall
Schräg. Und grüne Farbexplosion der Gischt an der Steuerbord-Buglaterne
Sturmvogel
Sonnenaufgang
Essensvorbereitung
Sonnenuntergang
Wieder ein Squall
Sonnenaufgang
Mondsichel als Schale (mit Venus darüber)
Durch aufschwimmende Gasflasche aufgesprungener Gasflaschenkasten
Fenriswolf über der Ketch Shamrock?
Matratzenlager auf dem Salonboden
Und wieder Sonnenuntergang
Schräg
Versöhnung?
Angekommen.

Und noch ein bisschen was zum Prozedere bei der Ankunft:

Eigentlich müssen derzeit alle neu ankommenden Boote in St. John’s auf der Westseite der Insel einklarieren. Für die Salty Dawg gilt aber eine Ausnahme, wir dürfen in English Harbour einklarieren. Und das geht so:

Erstmal hat man sich 6 Stunden vor Ankunft (oder bei Erreichen der Funkreichweite) bei der Coastguard anzumelden. Wir haben zwar eine Reservierung in der Antigua Slipway Marina, aber zunächst müssen wir wie alle Boote in der Freeman’s Bay ankern und uns -wieder über Funk – bei der Nelson’s Dockyard Marina melden, die den Gesundheitsbehörden Bescheid sagt. Einige Zeit später kommt dann ein Behördenboot längsseits und der Health Officer steigt auf unser Boot. Er sammelt unsere ausgedruckten COVID-Testergebnisse ein, außerdem unser Gesundheitstagebuch der letzten 14 Tage, das für jedes Crewmitglied die Morgen- und Abendtemperatur und die tägliche Beantwortung von 21(!) Gesundheitsfragen beinhaltet. Außerdem muss der Kapitän eine „Maritime Declaration of Health“ ausfüllen, für Seuchenfälle gedacht mit z.B. Angabe der Zahl der unterwegs Verstorbenen.

Da wir das alles vorbereitet haben geht es schnell (Formular-Muster gab’s von Salty Dawg).

Zwei zusätzliche Formulare händigt uns der Health-Officer aus, aber die sind einseitig und ebenfalls flott erledigt. Dann wird bei uns beiden noch die Temperatur gemessen (kühlen Kopf bewahrt 😉) und …

… jetzt darf der Kapitän (nur der!) an Land um bei Zoll und Immigration sowie der Hafenbehörde (sind alle im gleichen Gebäude) den Rest der Einklarierung klarzumachen. Das musste vorher schon zwingend online über https://www.eseaclear.com vorbereitet werden. Kapitän bin für solche Behördenzwecke übrigens ich (Ralf), Wiebke möchte mit dem Formalkram lieber weniger zu tun haben. Noch 30 US$ bezahlen, schon fertig. 😁 Mit dem Gesundheitstagebuch (einschließlich Überfahrt) ist unsere Quarantänezeit erledigt. Willkommen auf Antigua und Barbuda 🇦🇬 .