Sie sind eines der ikonischen Segelreviere im Westen Kanadas. So sehr, dass ihr Name weit über das eigentliche Gebiet hinaus ausstrahlt und oft das ganze Inselgewirr nördlich des Desolation Sound so bezeichnet wird. Aber eigentlich sind die Broughtons nur zwei größere Inseln (Broughton Island und North Broughton Island). Von George Vancouver 1792 zu Ehren von William Robert Broughton so benannt (Kapitäns der Chatham, des neben der Discovery kleineren zweiten Expeditionsschiffes), stehen die beiden Inseln mit ihren vielen tiefen Buchten heute stellvertretend für den ganzen Archipel.
Unsere Route führt uns zunächst unter Motor von Mound Island durch die enge und schöne Providence Passage an Midsummer Island vorbei hinaus in offeneres Wasser. Dort gehen die Segel hoch. An Backbord zeigt sich in der Ferne der Gebirgszug auf Vancouver Island, an Steuerbord die Inselwelt der Broughtons. Wow.



Zwischen Mars Island und Eden Island biegen wir wieder in das Labyrinth der Inseln ein. Bergen die Segel, motoren um ein paar kleine Felsen herum und ankern dann in der Joe Cove. Wunderbar geschützt, das Wasser ist so ruhig, dass wir wieder mal eine ausgedehnte Runde durch die Buch auf unseren Paddelboards unternehmen. Na klar, muss ja paradiesisch sein, wenn die Insel schon Eden heißt 😉.



Von der Joe Cove geht’s dann wirklich nach Broughton: unser nächster Ankerplatz ist Cullen Harbour im Süden von Broughton Island. Wir könnten auch durch den Nowell Channel ein kleines Stück weiter fahren, hinein in die Booker Lagoon. Aber die Tide passt gerade nicht für die Engstelle. Da ankern wir doch lieber hier “draußen” und erkunden die heute allerdings nur mäßig verwirbelte Passage ausschließlich mit dem Dinghy.


Und weil die Entfernungen zwischen den traumhaften Ankerplätzen nicht wirklich groß sind, kommen wir auch mal wieder etwas intensiver zum Stricken. Ich bringe tatsächlich mein Pullover-Projekt zum Abschluss:


Heute schaffen wir es dann sogar den ganzen Tag zu segeln, obwohl der Kurs “innen” (also östlich) um Broughton Island herum führt.

Zwischen platt vor dem Laken (Wind genau von hinten) und kreuzen (Wind genau von vorn) ist alles dabei, ebenso zwischen 2 kn und 25 kn Wind. Aber das Wetter ist gut, der Fjord ist schön breit und nach der dicht gedrängten Kolonie Stellerscher Seelöwen gleich zu Beginn der Fahrt hebt ein vor der Flora abtauchender Buckelwal die Stimmung nochmals.

Das soll nicht die letzte tierische Begegnung bleiben: zwei junge Schwarzwedelhirsche queren direkt vor uns den breiten Sutley Channel.


Das Wild ist nicht schüchtern. Die beiden ändern ihre Schwimmrichtung und kommen auf die Flora zu. Aber wir machen ihnen Platz fahren um die nächste Ecke herum in die Sullivan Bay Marina. Diese kleine Marina mit ihren “Float Houses” hat auch einen General Store. Über zwei Wochen nach unserem letzten Einkauf hoffen wir auf frische Milch und vielleicht etwas frisches Gemüse, aber das wird leider beides nichts. Am Donnerstag soll sich das Angebot wieder verbessern, da kommt eine Lieferung (per Wasserflugzeug, hinter einem der Float Houses kann man übrigens auch ein privates Float Plane entdecken).


Macht nichts, es spricht sowieso einiges für einen Stop in Port Hardy als nächste Station und dort gibt’s auch einen gut sortierten Supermarkt.
Klasse ist, dass wir hier in Sullivan Bay gleich zwei Boote wieder treffen, die mit uns auch in Lagoon Cove gelegen haben: mit Peter sowie Ed und Eileen gibt’s also einen Wiedersehens-Sundowner.
Die Häuser an den Schwimmstegen werden gerade für die Saison herausgeputzt, Stege gekärchert, Farbe erneuert, Blumen gepflanzt. Das freut nicht nur uns, sondern auch die heimische Natur. Mehrere Kanadische Tigerschwalbenschwänze laben sich an der Blütenpracht.

Die bis zu 9 cm großen Schmetterlinge sind eng mit den auch in Deutschland vorkommenden Schwalbenschwänzen verwandt.
Ohne so enge Angehörige in Europa müssen die “Hummingbirds” auskommen, die wir hier ebenfalls zahlreich antreffen. Kolibris gibt’s nämlich nur in (Nord- und Süd-)Amerika, auf anderen Kontinenten sind sie nicht heimisch. Bis wir sie in Alaska das erste Mal gesehen haben, hatte ich sie nur in tropischen Gebieten vermutet. Tatsächlich aber haben sie sich hier Lebensräume von Alaska bis Feuerland erobert.


Ich liebe diese kleinen schillernden Flugartisten, die auf der Stelle schweben, seitlich und sogar rückwärts fliegen können.
🤩