Gallipoli – Angekommen in Italien

Gestern Abend haben wir quasi mit dem Sonnenuntergang unseren Anker vor der schönen Altstadt von Gallipoli fallen lassen, noch kurz ein Stündchen durch die Gassen geschlendert und ab in die Kojen. Schließlich hatten wir rund 90 sm zurückgelegt, zunächst herrlich segelnd bei frischem und böigem Wind, der uns zwar einige Reff- und Ausreffmanöver abverlangte, aber richtig Spaß brachte.

Leider war der Wind ab der Südspitze des Stiefelabsatzes (St. Maria di Leuca) wie abgeschaltet und kam später dann „auf die Nase“ zurück. Also das letzte Stück motoren (und damit auch die Batterien wieder vollmachen).

Heute morgen haben wir dann noch einmal das Städtchen erkundet: Es ist unschwer zu erkennen, dass wir in Bella Italia angekommen sind:

An den Vespas natürlich, aber auch an der Art, Gemüse am Straßenrand vom Ape aus zu verkaufen.

Daran, dass sich die italienische Flagge etwas mit der Europäischen verhakt hat 😉

Und leider auch daran, dass die Guardia Costiera (Küstenwache) es mit der Kontrolle von Ankervorschriften ernst nimmt, manchmal vielleicht ernster als es die Vorschriften vorsehen. Allgemein gilt in Italien, dass nicht NÄHER!?! als 100 m von der Küste und 200 m (Nachtrag: inzwischen anscheinend sogar 300 m!) von Stränden geankert werden darf. Die 100 m hatten wir eingehalten, Strand war nicht in der Nähe. Trotzdem wurden wir bei der Rückkehr aus der Stadt freundlich gebeten, 100 m weiter draußen zu ankern. Immerhin: das mögliche Bußgeld von bis zu 350 € wurde nicht einmal erwähnt. Wir haben dann also noch einmal umgeankert: statt auf 10 m Wassertiefe (wie auf dem ersten Bild zu sehen) liegen wir jetzt auf gut 13 m.

Leinen los, die 2.

Ja – wir haben tatsächlich die Leinen losgeschmissen. Nein – es ist noch nicht alles fertig installiert, fertig repariert. Aber das ist nichts, was im Moment zwingend notwendig ist. Und wir hatten nicht das Gefühl, dass die Handwerker hier vor Ort noch wesentlich weiter helfen. Also müssen wir uns daran gewöhnen, eine ewige To-do-Liste zu haben und die Lösung selbst zu finden oder uns irgendwo Unterstützung zu organisieren.

Also raus aus dem Hafen. Das fühlte sich einerseits an wie sonst auch, aber da war dieses etwas flaue und aufgeregte Gefühl in der Magengegend. Im Hafen war es drückend heiß, das gab sich draußen sofort. Es war herrlich! Im Laufe des Tages wurde die Laune immer besser. Spätestens nach dem Ankern und dem ersten Bad im ??? (ach ja, die To-do-Liste) Grad warmen Wasser, sind wir langsam im Hier und Jetzt angekommen.

Leinen los.

Ja. Wir sind los. Festmacher und Stromkabel sind in den Backskisten verstaut, wir sind tatsächlich unterwegs. Was geht uns durch den Kopf? Es fühlt sich noch etwas unwirklich an, während langsam an Backbord Korfu und an Steuerbord die Küste von Albanien vorbeizuziehen scheint. Es ist (außer in der Engstelle im Norden von Korfu) nicht viel Wind. Wir motoren. Wir segeln. Wir motoren. Wir segeln. Wir kommen langsam an auf Flora.

Eigentlich waren wir seit vorgestern „Liveaboards“, aber im Hafen, in unserem Heimathafen seit zwei Jahren, fühlte sich das überhaupt nicht so an. Eher wie Murmeltiertag in der Vorbereitungsphase.

Jetzt hier vor Anker, in der herrlichen Bucht im Süden von Erikoussa, mit dem Sonnenuntergang hinter dem Ort, jetzt trauen wir uns langsam zu glauben, dass wir wirklich den Schritt in ein neues (oder jedenfalls anderes) Leben gemacht haben. Der neue Alltag fängt nicht schlecht an.

(Ohne Filter oder Nachbearbeitung!)

Entsetzen und Erlösung

Die SY Samai hat neulich auf ihrem Blog geschrieben, man müsse

1. für eine Langfahrt ein festes Startdatum setzen und

2. sei man an diesem Datum nicht fertig.

Wir waren eigentlich der Auffassung, erstens mit unserem Abflug nach Griechenland den Starttermin gesetzt (und eingehalten) zu haben und zweitens im Rahmen des Möglichen (eine To-do-Liste wird es immer geben) uns selbst und auch Flora abfahrfertig zu haben – EIGENTLICH!

Am Montag, einen Tag vor unserem Startdatum, bekam ich dann von unserem Fernwarnsystem C-POD eine Mail: Batteriestatus-Warnung. Grrr. Also auf der C-Pod-Seite eingeloggt um nach den Details zu sehen:

Das führte zu einem ziemlichen Schrecken: im obersten Kasten steht bei „Externe Batterie“ die Angabe 1,0 V. Diese Angabe war bisher immer sehr präzise und wenn unsere schöne neue Lithium-Ionen-Batteriebank nur noch eine Spannung von 1 Volt aufweisen könnte, wäre sie wohl Schrott.

Also was tut der abwesende Eigner: erstmal alle erreichbaren Personen in der Nähe des Bootes wuschig machen und per Telefon SOFORT zum Boot beordern. Was dann zurückkommt, hört sich nach einer halben Entwarnung an, genaueres dann morgen vor Ort. Hm. Wir flogen trotzdem mit einem etwas flauen Gefühl hierher.

Hier in Griechenland angekommen, klärt es sich einigermaßen auf: Mihalis und Argiris haben wohl einen Verbraucher an Bord angelassen (welcher bleibt unklar), irgendein anderes Boot hat das Landstromkabel zweckentfremdet und nicht wieder angeschlossen, die Batterien wurden deshalb leergenuckelt (was man bei Lithiumbatterien sehr sehr lange nicht an der Spannung ablesen kann) und dann …

… hat das batterieeigene BMS (Batteriemanagement) bei knapp 80 % Entladung in den Sicherheitsmodus geschaltet und einfach nix mehr rausgelassen. Führte natürlich zu der Batteriestatuswarnung und der gemeinen Anzeige. Alles wieder gut 😊, Batterien sind wieder voll und haben ausweislich der (gespeicherten) Historie auch nicht gelitten. Puh.

Da konnten wir gestern Abend den Sonnenuntergang hier dann doch wirklich genießen.

Coppercoat auffrischen

Nur noch vier Tage, dann geht es los auf die große Reise. Sind wir bereit?

Ja, sind wir. So bereit, wie man nur sein kann. Und voller Vorfreude. 😊

Ist die Vorbereitung abgeschlossen, die Flora auch startklar?

Ja, bestmöglich (soweit wir das aus der Ferne beurteilen können). Ich hatte ja schon geschrieben, dass wir dem Unterwasserschiff noch eine Auffrischung gegönnt haben. Für die Nichtsegler: Beim Schiff schaut ja (genau umgekehrt zum Eisberg) der größte Teil aus dem Wasser, unsere Mastspitze ist z.B. etwas über 20 m oberhalb der Wasseroberfläche. Aber natürlich gibt es auch einen Teil des Schiffsrumpfes unter Wasser, unser Bleikiel geht ca. 2 m tief. Und so ziemlich alles, was dauerhaft im Wasser liegt, wird irgendwann auch biologisch besiedelt.

Erst ist es meist nur loser Schleim, dann kommen festsitzende Muscheln und Seepocken dazu (die eigentlich zur Familie der Krebse gehören, aber sich hier unfassbar festsetzen), Algen finden das auch gemütlich. Auf lange Sicht würde man quasi sein eigenes Hausriff spazieren fahren. Wobei – so schön so ein Biotop auch sein mag – die Fortbewegung und auch die Steuerungsfähigkeit würde es dann doch erheblich hemmen, für das Schiff und seine Technik wäre es auch nicht förderlich.

Deshalb wird das Unterwasserschiff mit einer speziellen Farbe gestrichen, die den „Fouling“ genannten biologischen Bewuchs verhindern soll – Antifoulingfarbe eben. Es gibt verschiedene Arten: „Selbstpolierendes“ Antifouling, dessen jeweils oberste Schicht sich bei Fahrt quasi durch das Wasser abschleift und dabei den erst im Ansatz befindlichen Bewuchs mitnimmt. Und es gibt „Hartantifouling“, bei dem die bioziden Bestandteile langsam aus der im übrigen verbleibenden Beschichtung herausgewaschen werden. Die meisten Antifoulings müssen regelmäßig (meist jährlich) neu aufgetragen werden. Eine Ausnahme ist das Coppercoat, eine spezielle Epoxidharz-Kupfer-Mischung. Einmal aufgetragen, soll es für mindestens 10 Jahre vor Bewuchs schützen, erfordert allerdings eine sehr akribische Vorbereitung des Rumpfes und genaue Einhaltung der geforderten Umgebungsbedingungen beim Auftragen.

Als wir die Flora kauften, war ihr Unterwasserschiff schon mehrere Jahre mit Coppercoat versehen, wir waren damit die letzten beiden Jahre sehr zufrieden. Allerdings hatte es – insbesondere im Bereich des Bugstrahlruders – einige Schadstellen, die ausgebessert werden mussten. Wir haben die Gelegenheit genutzt, jetzt vor der Langfahrt das Coppercoat noch einmal komplett auffrischen zu lassen, um hoffentlich für die Langfahrt erstmal Ruhe zu haben.

Anschleifen (dabei kommt die eigentliche Kupferfarbe wieder unter dem Kupferoxid zum Vorschein:

Ausbessern, schleifen, schlichten, schleifen.

Anstriche ein, zwei, drei, vier.

Stützen versetzen lassen (geht in Gouvia leider nur über das Marina-Büro):

Und das ganze auf den Restflächen noch einmal:

Und so sieht der Tunnel des Bugstrahlruders jetzt aus:

Der Propeller wurde auch noch poliert, außerdem das Kühlwassereinlass-Seeventil des Motors gewechselt.

Das müssen wir natürlich noch auf Dichtigkeit prüfen, außerdem den Windgenerator auf Funktion.

Dienstag wissen wir mehr.😊 🤞

Let the adventure begin

Mein letzter Arbeitstag war am Sonntag auf der EDEKA-Jahrestagung in Lübeck. Nach über 21 Jahren den EDEKA-Verband jetzt zu verlassen, war ohnehin schon ziemlich emotional. Die unfassbar tolle Verabschiedung dann umso mehr. Heute war ich dann das letzte mal im EDEKA-Haus, um mich auch bei den Mitarbeitern und Wegbegleitern noch einmal zu bedanken. Der Büroschlüssel ist abgegeben, viele gute Wünsche durfte ich entgegennehmen und jetzt … das Geschenk der Kollegen von der EDEKA Juniorengruppe sagt es.

😊

Grün oder nicht grün

Arbeiten am Schiff in Abwesenheit sind eigentlich nicht unsere erste Wahl. Aber leider musste unser „Holzwurm“ Peter aus familiären Gründen dringend in seine Heimat Schweiz reisen, den Austausch einer gerissenen Teakholzleiste auf dem Vorschiff konnte er dann aber inzwischen in unserer Abwesenheit vornehmen. Auf dem von ihm geschickten Foto sieht es schon mal gut aus. So gut, wie er eben auch die anderen Holz- und Lackierarbeiten (Cockpitgräting, Niedergang und Ablagen) erledigt hatte, die wir bei unserem letzten Besuch ja schon „abnehmen“ konnten.

Für die Nichtsegler: die Farbe wird sich ganz von alleine schnell wieder angleichen.

Etwas größer ist der Umfang der Arbeiten am Unterwasserschiff, die derzeit von Argyris und Mihalis durchgeführt werden. Wir haben uns entschlossen, nicht nur die (kleineren) Macken im Coppercoat-Antifouling auszubessern, sondern vor dem großen Törn unseren bewuchshindernden Langzeit-Unterwasser-Schutzanstrich vollständig aufzufrischen. Dazu wird das vorhandene Coppercoat erst angeschliffen und dann flächig drei bis vier neue Schichten Coppercoat aufgebracht. Hier ist noch das Anschleifen zu sehen:

In den nächsten Tagen soll dann der Neuanstrich folgen. Die Kupferfarbe wird im Salzwasser dann schnell wieder grüne Patina bekommen (ein Zeichen, dass die Farbe aktiv ist). Außerdem wird noch das Seeventil des Kühlwassereinlasses vorsorglich getauscht, weil durch hier unerwünschte Grünfärbung erste Anzeichen für eine Auszinkung erkennbar waren, da möchten wir doch lieber auf Nummer sicher gehen.

Bis zum 25. sollte alles fertig sein. 🤞