Fatu Hiva III: Tiki und hoch hinauf

Der wunderschöne Ankerplatz von Hanavave auf Fatu Hiva hat sich geleert, zwischenzeitlich sind wir nur noch fünf Boote hier. Unsere Nachbarn sind schon weiter gezogen, erkunden bereits andere Inseln der Marquesas, aber wir bleiben noch ein bisschen.

Einen ruhigen Tag verbringen wir einfach auf dem Schiff, genießen die einzigartige Szenerie und die verschiedenen Licht-Schatten-Spiele der Basaltmonoliten vor dem Hintergrund der steilen grünen Berghänge.

Am nächsten Tag machen wir wieder eine Wanderung. Es soll 9 km weit zu einem 450 m hohen Gipfel über der Bucht gehen, also brechen wir zeitig auf, um bei den ohnehin hohen Temperaturen nicht auch noch in die Mittagshitze zu kommen. Guter Plan, aber die Umsetzung klappt nicht so recht. Auf dem Weg durch das Dorf fällt uns ein eine mit luftigem Mesh eingehauste Plantage auf. Was mag das sein?

Der Nachbar kommt von seinem Grundstück herüber und klärt uns auf. Es ist eine von offizieller Seite angelegte Testanpflanzung von Vanille. Wird aber aus seiner Sicht nicht intensiv genug gepflegt. Und wo wir schon mal im Gespräch sind, lädt uns Henry gleich zu sich in seinen Garten ein. Wir werden der Familie vorgestellt, die auf der Terrassenwerkstatt gerade an Knochen- und Muschelschnitzereien arbeitet. Henry selbst ist eigentlich mit dem Anschleifen von Balsaltsteinen für mehrere Tiki beschäftigt.

Aber das kann jetzt ruhig warten, statt dessen werden wir mit Früchten aus dem Garten überhäuft. Neben Mango, Bananen, Papaya, Pampelmusen und Zitronen bekommen wir erstmals auch Ambarella (polynesische Goldpflaume). Henry erklärt uns, dass sie hier grün (unreif) gegessen wird, wobei die Schale nicht mitgegessen wird.

Im Gespräch erfahren wir, dass Henry eigentlich von den Gambier kommt. Hm, da waren wir ja gerade. Wen wir dort kennen? Wir berichten und es stellt sich heraus, dass Pakoi (von Aukena) sein Cousin ist. Als wir ihm die Fotos von Pakoi und uns zeigen, ist er ganz aus dem Häuschen und auch seine Frau muss sich die Bilder gleich noch einmal ansehen. Es ist eine kleine Welt.

Unsere ganzen Gartengeschenke sollen wir nicht mit auf die Wanderung nehmen, sondern erst mal da lassen und auf dem Rückweg abholen. Das Angebot nehmen wir gern an und übrigens – für die Skeptiker – auch beim Abholen wird uns kein Verkauf angeboten, sondern einfach der Fruchtberg in die Hände gedrückt.

Jetzt sind wir natürlich doch später unterwegs und es wird eine anstrengende Wanderung, obwohl der Weg auf der wenig befahrenen Straße entlang führt. Die Serpentinen ziehen sich so steil den Berg hinauf, dass wir nach einiger Zeit lieber auf der gesamten Straßenbreite im Zickzack gehen. So mindern wir die Steigung und damit das Gefühl, eine Treppe hinauf zu gehen.

Am Point de Vue ist nur Zwischenstation, es geht weiter steil bergan. Dafür werden wir aber mit herrlichen Ausblicken auf das Dorf, die Küste und die nördlich des Dorfes liegenden schroffen Felszacken belohnt.

Die Betonstraße (weiter oben Schotterstraße) schlängelt sich am Hang entlang, mehr als einmal können wir weit unter uns Flora am Ankerplatz liegen sehen.

Bei der Steigung gehen die 9 km dann aber doch ganz gut in die Beine (rauf) bzw. auf die Knie (runter), wieder an Bord sind wir rechtschaffen kaputt.

Trotzdem schafft es Wiebke noch, einen Zitronenkuchen zu backen. Heute suchen suchen wir dann noch einige aussortierte Kleidungsstücke heraus, packen ein Sortiment Stifte für Henrys Enkel und einige Stücke Zitronenkuchen dazu und gehen nochmal zu Henry, um uns mit Gegengeschenken für die polynesische Gastfreundschaft zu bedanken. Das kommt ausgesprochen gut an. Zwei von Henrys Söhnen sind gerade da, beide sprechen (wie Henry) gutes Englisch. Einer der Söhne ist Tätowierer und beide erklären uns die Bedeutung der verschiedenen klassischen Motive.

Und Henry zeigt uns, wie und mit welchen Werkzeugen er aus den Steinen Tiki herausarbeitet. Gemeinsam erläutern sie uns den religiösen und historischen Hintergrund der Tiki und welche Bedeutung Tiki für die Marquesas auch heute noch haben.

Und ohne ein weiteres Gastgeschenk – diesmal ist es selbstgefertigter Schmuck – lassen sie uns nicht gehen. Die polynesische Gastfreundschaft ist immer wieder überwältigend.

Im kleinen Dorfladen kaufen wir noch ein paar Lebensmittel, gönnen uns ein Eis. Als wir danach zurück an Bord kommen, fängt es gerade an zu tröpfeln. Dann wächst es sich zu einem fulminanten Tropenregen aus, der fast den ganzen Nachmittag anhält. Zeit für das Kochen einer asiatischen Teriyaki Gemüsepfanne mit von Henry mitgegebenen Maniok und außerdem auch noch das Backen einer wunderbaren Key Lime Pie (Wiebke).

Oder für den großen Service am Generator (Ralf). Danach zur Abkühlung eine Tropendusche auf dem Achterdeck.

Erst zum Abend klart es dann doch wieder auf.

Ist das schön hier auf Fatu Hiva!

Tag 15 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Murmeltiertag.

Gutes (aber durch die permanente Schräglage auf die Dauer auch anstrengendes) Segeln, schönes Wetter, Lesen, Musik hören, Stricken, Duolingo-Französischlektionen, ein weiterer herrlicher Sonnenuntergang.

Essen: Lauch-Nudeltopf mit frischem Lauch (der hat sich gut gehalten) und mit Hackbällchen (die hatten wir in La Paz mit unserem Schnellkochtopf eingekocht) und mit Sahnesauce. Lecker.

Und dann der Murmeltier-Effekt: der Code0 rutscht wieder auf dem Antitorsionskabel hoch, die Lasching ist gerissen, mein Provisorium von vor drei Tagen war wohl doch nicht gut genug. So können wir das Segel nicht einrollen, was aber bei dem auffrischenden Wind jetzt nötig wäre. Außerdem ist es schon dunkel.

Also mit Kopflampe auf dem tanzenden Vorschiff erst mal wieder eine Hilfskonstruktion riggen, mit der wir den flappenden 80 qm großen Code0 etwa einen Meter herunterziehen können. Dann eine neue, kräftigere Lasching zum Code0-Furler auf dem Bugspriet herstellen. Immerhin sind die Arbeitsschritte ja schon bekannt, das gleicht den Nachteil der Dunkelheit etwas aus.

Einrollen – klappt! Pfff, Erleichterung. Jetzt die Fock ausrollen und erstmal durchatmen. Da muss ich bei Tageslicht und ruhigerem Wetter auf alle Fälle noch mal ran, aber für jetzt ist die Situation immerhin bereinigt.

Die Fidelis ist in der Nacht an uns vorbeigegangen, liegt jetzt ein bisschen vor uns, wir segeln nur sieben Meilen voneinander versetzt. Es war eigentlich bei so unterschiedlichen Booten (Hallberg-Rassy 43 / Amel 54) nicht zu erwarten, dass wir lange quasi immer in Funkreichweite von einander unterwegs sein würden. Aber das ist jetzt schon über zwei Wochen und über 2.000 Seemeilen so! Mal schauen, ob sie uns jetzt davonziehen oder ob wir weiter den Kontakt halten können.

Etmal 167 sm, gesamt auf dieser Passage bisher 2.127 sm, verbleiben bis Gambier rechnerisch noch 1.173 sm

Tag 6 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Gestern hatten wir uns noch über die nur mäßig bewegte See gefreut, heute sieht das etwas anders aus. In die Nacht geht es mit zunehmendem Wind, vorsichtshalber schon mal mit 1. Reff im Großsegel.

Und das ist gut so, es frischt während der Nacht weiter auf und auch die See nimmt zu. Nichts dramatisches, der Wetterbericht spricht von 3 m Wellen, aber in 15 Sekunden Frequenz. Also eher lange, nicht sonderlich steile Wellen. Wir schätzen sie in der Höhe sogar eher niedriger, aber leider laufen sie mit der Windsee (also den vor Ort durch den hier herrschenden Wind aufgeworfenen Wellen) ein bisschen durcheinander. Das sorgt für ein eher chaotisches Wellenmuster mit reichlich Hin- und Her-Schwanken der Flora. Auch im Boot will jede Bewegung durch gutes Festhalten abgesichert sein. Es ist anstrengend, gerade weil die Bootsbewegungen so wenig vorhersagbar sind.

Decksdusche dieses Mal daher auf den Heckkorb-Sitzen.

Wir kommen flott voran, derzeit mit der Fock an Steuerbord (und nicht mehr Schmetterling), das Großsegel ist weiter im 1. Reff.

Immer wieder spritzen große Schwärme von fliegenden Fischen vor Floras Bug zur Seite davon. Oft segeln die Fische dabei 50, manchmal 100 m weit. Manchmal schlagen sie mit ihrem Schwanz auf eine Wellenkamm und holen so noch ein paar weitere Meter Gleitphase heraus. In den letzten Tagen mussten wir allerdings auch morgens zumeist getrocknete Fliegende Fische und getrocknete Squids einsammeln, die sich in der Nacht auf Floras Deck verirrt hatten.

Jetzt, zum Mittag, wird vor uns der Himmel grau, es bauen sich Regenwolken auf, erste Vorboten des Übergangs in den Kalmengürtel, den wir vermutlich zum Wochenende erreichen.

Etmal 157 sm, gesamt 784, rechnerisch 2.516 sm bis Gambier.

Tag 2 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

In der Aufbruchstimmung vergessen:

Am Ankerplatz der Bahía San José del Cabo gab es zum Abschied von Mexiko noch ein neues „erstes Mal“ für uns. Den ganzen Tag über hatten wir viele Buckelwale gesehen. Aber dann, am stillen Ankerplatz unter Deck, konnten wir sie SINGEN HÖREN. Was für ein Erlebnis.

Nicht minder schön: das Wetter hat sich deutlich gebessert, aus den kleinen blauen Flecken zwischen all dem Grau ist ein blauer Himmel mit weißen Tupfern geworden.

Die Stimmung an Bord ist gut, der vergleichsweise ruhige Start mit glatter See hat uns gute Gelegenheit gegeben uns langsam einzugewöhnen. Auch wenn die Wellen inzwischen etwas zunehmen, wir beide haben in der zweiten Nacht auf unseren jeweiligen Freiwachen schon viel besser geschlafen.

Die jeweilige Wache hatte dafür das Vergnügen, an Backbord voraus das Kreuz des Südens am Sternenhimmel bewundern zu können, denn der Halbmond sorgt jetzt in der Nacht für genug Licht zur Orientierung und lässt doch gleichzeitig den Himmel dunkel genug für die Sternenbeobachtung.

Etmal: 123 sm, also noch etwa 3.054 sm bis nach Rikitea (wir behalten also die Gambier als Wunschziel bei).

Ruhige Tage in der Bahía de La Paz

Die Zeit vergeht. Nicht ereignislos, aber doch sehr unaufgeregt. Wir wechseln je nach Wind die Ankerplätze, sind in uns zumeist schon vertrauten schönen Buchten. Bauen auf dem Vorschiff die Hängematte auf und lassen die Seele baumeln. Schnorcheln ausgiebig, angeln, fahren mit unserem Kayak, machen Spaziergänge am Strand, genießen die spektakulären Sonnenuntergänge. Kurz, wir trödeln wunderbar herum.

Und ganz nebenbei umrunden wir die Isla Espiritu Santo und die Isla Partida erneut, dieses Mal im Uhrzeigersinn, sehen dabei wieder springende Rochen und dieses Mal auch viele Delfine.

Am Ende der Woche geht’s dann doch wieder Richtung La Paz, damit wir das eingetroffene Ersatzteil für die Windmessanlage im Masttop schon mal abholen können. Außerdem wollen wir gerne Jeanette und Jeroen (Fidelis) noch treffen, bevor sie zu den Marquesas aufbrechen.

Auf dem Weg durch das schmale betonnte Fahrwasser erleben wir an der Öl-Verladestation der PEMEX eine Überraschung. Ausnahmsweise liegt kein Öltanker an der Pier, stattdessen aber kommt uns im Tonnenstrich ein Buckelwal entgegen:

Eine zweite nette Überraschung: Die Fidelis-Crew will mit dem Aufbruch noch etwas warten. So können wir noch Zeit miteinander verbringen und vielleicht sogar gemeinsam den ersten Abschnitt Richtung Französisch Polynesien in Angriff nehmen, uns jedenfalls aber auch über die Wetterfenster und die beste Route intensiv austauschen.

Stadt bedeutet natürlich auch wieder Einkaufen, Trinkwasser kannisterweise vom Dinghysteg holen, aber auch einen schönen Restaurantbesuch und Spieleabende mit Jeanette und Jeroen.

Und sonst: beschäftigen wir uns zum Beispiel mit Nähen oder Bootsarbeiten wie der Kontrolle der elektrischen Verbindungen unserer Kühlkompressoren, die in den Tiefen unter den Bodenbrettern des Stauraums im Küchenblock eingebaut sind.

Manchmal kommen Nähen und Bootsarbeit auch gleich zusammen, wie bei der (klettbaren) Fensterabdeckung, die dafür sorgen soll, dass die flexibel einsetzbaren zusätzlichen Solarpanele auch bei einem Regenschauer hängen bleiben können.

Hier in Mexiko wäre das eigentlich nicht erforderlich, wir haben in der Sea of Cortez noch keinen einzigen kräftigen Regenschauer erlebt.

In Französisch Polynesien wird das aber ganz anders sein, da kann etwas Vorbereitung nicht schaden.

😊

Mexiko fasziniert noch etwas länger.

Fast schon vorauszusehen: die Lieferung des Ersatzteils für den Wassermacher verzögert sich. Ursprünglich sollte sie bis Freitag Abend in Los Angeles ankommen sein, dann wäre sie am nächsten Mittwoch in La Paz gewesen. Aktuell ist die Lieferung für Montag nach Los Angeles terminiert, was für Mexiko dann circa eine Woche Verspätung bedeuten würde. Wir wären immer noch sehr froh, wenn das so klappen würde.

Ein bisschen mehr Zeit hier in der Sea of Cortez Mexiko ist ganz sicher keine Strafe. Und trotzdem: es juckt, wir würden gerne Richtung Französisch Polynesien aufbrechen. Das lässt sich ganz leicht schon daran ablesen, dass wir unsere Sprachlern-Programme bei Duolingo von Spanisch auf Französisch umgestellt haben und schon wieder fleißig üben.

😚

Aber erst einmal wird noch Spanisch benötigt. Abseits der touristischen Läden wird in der Geschäften ausschließlich Spanisch gesprochen. So auch in dem großen Stoffladen, in dem sich Wiebke (mangels Wollnachschub 🤪) mit Grundmaterial für die nächsten Monate versorgt. Oder in dem Gewürzladen, über den wir eher zufällig stolpern, weil der Geruch uns im Vorbeigehen quasi einfängt. In den großen Supermärkten haben wir leider weder Anis noch Fenchel gefunden, beides hätten wir aber gern, insbesondere für unser selbst gemachtes Brotgewürz. Hier in dem urigen Laden ist beides vorrätig und wird aus großen Behältern in der gewünschten Menge abgefüllt.

Wir lassen uns noch ein bisschen durch die Stadt treiben, finden den englischen Buchladen und kaufen einen Fischführer für den Pazifik, bummeln herum.

Nach dem immer noch nachwirkenden imposanten Walhai-Erlebnis zieht es uns dann aber doch aus dem quirligen Ankerplatz an der Stadt heraus und wieder in die Natur der Inseln der Bahía de La Paz.

Was für ein Unterschied. Trotz Wochenende haben wir den traumhaften Ankerplatz der Caleta Lobos ganz für uns allein.

Wiebke macht Yoga am einsamen Sandstrand, ich bade derweil erfolglos Köder an der Angelleine.

Auch in der nächsten Bucht sind wir wieder der einzige Ankerlieger. Ausgiebig erkunden wir bei traumhaftem Wetter und spiegelglattem Wasser mit dem Kayak die Ensenada del Gallo, die Hahnenbucht.

Vorgelagert sind die beiden kleinen Felseninseln Gallina (Henne) und Gallo (Hahn). Der Hahnenkamm aus Kakteen hat allerdings eine weiße Färbung angenommen:

Wir vermuten die zahlreich über der Isla Gallo kreisenden Truthahngeier als Verursacher der weißgetünchten Kakteen, denn die ebenfalls zahlreichen Seevögel wie Möven, Seeschwalben oder Boobies haben wir noch nie auf den Kakteen sitzen sehen. Und die großen Braunpelikane kommen dafür wohl auch nicht in Frage.

Die wunderbare Landschaft und die traumhaften Farben des klaren Wassers vom tiefen Blau bis zum hellen Türkis vor den leeren Sandstränden, die unzähligen felsigen Einschnitte in die unbewohnten Inseln dieses Naturschutzgebietes, die Sea of Cortez präsentiert sich einmal mehr als faszinierendes Segelrevier.

Und das gilt selbst, wenn sich der Himmel ausnahmsweise mal ein bisschen mit Wolken schmückt und die Farben nur gelegentlich aufleuchten lässt, wie heute hier in der Ensenada Grande auf Isla Partida mit ihrer unverkennbaren Felsformation:

Zum Sonnenuntergang scheinen die Farben die tagsüber eingesparte Intensität dann nachholen zu wollen; der Himmel brennt.

(Kein Filter, keine Nachbearbeitung!!!)

Bahía Asunción

Wer beim Auslaufen aus Bahía Tortugas unseren Kurs auf Noforeignland.com oder AiS verfolgt hat, wird sich vielleicht über eine Extrarunde zurück zum Ankerplatz gewundert haben.
Kurz vor Sonnenaufgang gehen wir fast zeitgleich mit drei anderen Booten ankerauf, um die Strecke nach Bahía Asunción gut bei Tageslicht zu schaffen. Aber schon im Ausgang der Bucht meldet sich das Boot vor uns mit Motorproblemen und bittet um einen Schlepp. Wir ziehen das Boot des amerikanischen Einhandseglers wieder zurück zum Ankerplatz vor dem Ort, wo er sich jetzt in Ruhe um seinen Motor kümmern kann.

Danach sind wieder aber gleich wieder unterwegs und mit dem inzwischen einsetzenden guten Wind wird es ein wunderbarer Segeltag. Fast die ganze Zeit unter Gennaker, wie auch die ursprünglich mit uns ausgelaufenen Boote, die wir sogar wieder einholen.

Die Angel ist auch draußen, aber nur kurz. Erst beißt ein kleiner unechter Bonito, den lassen wir wieder frei. Nur wenig später holen wir einen schönen Gelbflossen-Thunfisch herein und damit hat die Angel dann gleich wieder Pause.

Unsere Lieblingsgröße: noch gut zu handhaben und reicht locker für vier Mahlzeiten für uns beide.

Die Bahía Asunción ist wieder eine sehr große Ankerbucht. Sie wird gegen die vorherrschenden Winde geschützt von einer schmalen Landzunge im Nordwesten und einer Insel mit vorgelagerten Felsen im Westen.

Abgesehen von der felsigen schmalen Halbinsel ist das Ufer zumeist ein breiter Sandstrand, der sich scheinbar bis zum Horizont erstreckt.

Der Ort: eine geteerte Hauptstraße mit einigen kleinen Geschäften, ansonsten staubige Sandstraßen und viiiiiel Landschaft:

Freundliche Menschen, anhängliche Straßenhunde. Manchmal skurrile Verarbeitung der Knochen von angespülten Walen.

Und natürlich das inzwischen scheinbar überall dort, wo man auf Tourismus hofft, unvermeidliche Monument mit dem Ortsnamen aus bunten Buchstaben.

Die vorherrschenden Vögel sind in Bahía Asunción diesmal nicht die Pelikane (die es aber natürlich auch gibt) , sondern eindeutig die Truthahngeier. Mit ihren bis zu zwei Metern Flügelspannweite sind sie ja eigentlich schon beeindruckend genug, aber der leuchtend rote federlose Kopf gibt ihnen noch ein ganz besonders markantes Aussehen. Angst brauch man nicht vor ihnen zu haben: die Cherokee nennen sie sogar Peace Eagles (Friedensadler), weil sie anders als andere Geier nicht selbst töten, sondern ihren Fleischkonsum tatsächlich auf Aas beschränken. Straßen in abgelegenen Gegenden kommen ihnen da sehr entgegen.

Sind die roten Köpfe schön? Oder eher … speziell?

Über dem Pazifik jedenfalls zeigen sich einmal mehr wunderbare Sonnenuntergänge, bei denen die Rot-Färbung dann wieder jedem gefällt:

Red sky at night – sailor’s delight.

Mexikanische Bürokratie. Und mexikanische Farbenspiele.

Mexiko ist durchaus berüchtigt für seine Bürokratie. Dieses Jahr trifft das einige Segler mit besonderer Härte. Der Grund ist eine Umstellung im System. War es früher durchaus üblich, das TIP (Temporary Import Permit) jeweils bei Ankunft des Schiffes in Mexiko zu beantragen, muss neuerdings sichergestellt sein, das kein altes TIP für das Boot (identifiziert nach der Rumpfnummer) mehr existiert. Allerdings ist es schwierig bis unmöglich, vom Voreigner beantragte und vielleicht längst abgelaufene TIP aus dem System zu bekommen. Wir wissen von Booten, bei denen die Überprüfung 4(!) alte ungelöschte TIP ergeben hat. Auch eine befreundete Crew scheitert leider durch ein Voreigner-TIP bei der Einreise. In den USA gestartet mussten sie jetzt ihren Plan aufgeben, das nächste Jahr in Mexiko zu verbringen. Die Cruiser-Foren laufen hier gerade heiß zu diesem Thema, aber eine kurzfristige Lösung ist nicht in Sicht.

Zum Glück ist unser TIP aus Cancun von vor zwei Jahren noch gültig und eben auch auf uns ausgestellt. Ganz ohne bürokratische Hürde kommen aber auch wir nicht davon. Diese ist allerdings wesentlich leichter zu bewerkstelligen. Nach knapp zwei Wochen in Ensenada wollen wir weiter. Dafür müssen wir ausklarieren. Nicht etwa aus Mexiko, sondern nur aus dem Hafen. Trotzdem gilt: wir brauchen ein Zarpe. Müssen also zur Immigration und zur Hafenbehörde. Dankenswerterweise übernimmt wiederum die Marina das Erstellen der Dokumente und fährt uns dann sogar zu den Behörden. Am Nachmittag holen sie dann das fertig gestempelte Zarpe für uns ab und bringen es zum Boot. Toller Service. Besonders gut gefällt uns die kunstvolle Unterschrift des Hafenkapitäns rechts neben dem blauen Stempel.

🤔 Bis La Paz sollten wir jetzt erstmal Ruhe haben.

Die letzten Tage in Ensenada sind geschäftig. Gleich zweimal Cruiser-Potluck mit den anderen Seglern, außerdem Einkäufe zum Proviant-Aufstocken, längere Märsche um die Diesel-Kanister zu füllen, Batterien der Tauchcomputer in einem Tauchshop wechseln lassen und wieder abholen, in einem anderen Tauchshop eine Harpune kaufen, wir sind ziemlich viel zu Fuß unterwegs (im Schnitt 6 km täglich).

Um so mehr genießen wir es, jetzt wieder segelnd unterwegs zu sein. Der Übernacht-Törn bis zum Ankerplatz bei San Quintín ist denn auch ein wunderbares Kontrastprogramm. Leichte Winde, herrliches ruhiges Code0-Segeln.

Entgegen der Vorhersage können wir sogar auch einen großen Teil der Nacht segeln. Mit manchmal nur 2 kn, manchmal immerhin 4 kn, ziemlich langsam also, oder sagen wir mal: gemütlich. Wir haben es nicht eilig und dürfen uns an einem wunderbaren Sonnenuntergang und dem Aufgang des fast schon vollen Mondes über der Baja California freuen.

Erst zum Wachwechsel kurz vor Sonnenaufgang schläft der Wind dann doch ganz ein und wir starten den Motor.

Unter Maschine haben wir dann aber auch die richtige Geschwindigkeit zum Angeln, gleich morgens geht uns ein schöner, rund 80 cm langer Echter Bonito an den Haken.

Gegen Mittag erreichen wir den Ankerplatz in der Bahia Santa Maria, südlich der Lagune von San Quintín.

Die weite Bucht sollte eigentlich durch das vorspringende Cabo San Quintín gegen Norwest gut geschützt sein, aber der Pazifik-Schwell findet seinen Weg um das Kap herum. Auf den Drohnenfotos ist das an den dunklen Wellenlinien gut zu erkennen.

Es wird also ein bisschen schaukelig (ist aber nicht wirklich schlimm). Dafür gibt’s auch hier wieder einen Sonnenunter- und Mondaufgang vom Feinsten, wobei das krasseste Farbenspiel in den Wolken sich erst einige Zeit später entfaltet:

Weiterhüpfen an Kaliforniens Küste

Von Morro Bay gehen wir nur einmal kurz um die Ecke. Aber trotzdem begleiten uns bei diesem kleinen Hüpfer Delfine, wenn auch in einiger Entfernung. Der Ankerplatz hinter Point San Luis am Avila Beach liegt zwischen zwei weit ins Meer hinaus gebauten Piers. Eine dritte Pier etwas weiter westlich hinter dem riesigen Mooringfeld ist die einzige, die derzeit betreten werden darf.

Landgang muss aber für uns hier gar nicht sein. Erstens ist nur ein Stop für die Nacht geplant, vor allem aber wird uns direkt am Ankerplatz eine Wal-Show geboten. Einige Buckelwale jagen unweit der östlichen Pier nach Nahrung und versetzen damit auch die örtliche Vogelwelt in Aufruhr.

Der nächste Tagestörn ist dann etwas länger, es soll an der Küste entlang weiter nach Süden und um das Cape Conception herum gehen.

Wie so viele Kaps genießt auch Conception einen eher zweifelhaften Ruf. insofern sind wir nicht böse, dass wenig Wind angesagt ist. Zunächst müssen wir auch tatsächlich motoren und haben bei dem glatten Wasser das Glück, abermals Delfine zu sichten. Wir schalten in den Leerlauf und beobachten, wie sie offenbar einen Fischschwarm zusammentreiben. Es folgt eine Festmal für sie und für die scheinbar aus dem Nichts herbei geeilten Vögel.

Und danach spritzen die Delfine mit Freudensprüngen weiter:

Kurz darauf setzt dann Wind ein, erstaunlicherweise aus Südwest, aber wir können segeln. Ein paar Kreuzschläge sind erforderlich, o.k.

Aber dass wir zwischenzeitlich weit vor dem Kap ins zweite Reff wechseln müssen, lässt dunkle Vorahnungen aufkommen. Unberechtigt, denn kurz nachdem wir die Rakentenabschussrampen der Vandenberg Space Force Base am etwas nördlicher gelegenen Point Arguello erreichen, flaut der Wind so weit ab, dass wir wieder Vollzeug setzen. Übrigens finden auch hier SpaceX-Starts statt, wir hatten ja in Cape Canaveral einen solchen Start beobachtet und nutzen jetzt mit unserem Starlink wahrscheinlich die damals in die Umlaufbahn gebrachten Satelliten.

Als die Ölbohrinseln vor dem Kap näher kommen, nimmt der Wind weiter ab und so ziehen wir an dem weiterhin gerefft parallel segelnden Kanadier flott vorbei.

Am Leuchtturm Point Conception ist der Wind dann ganz eingeschlafen, unter Motor runden wir das Kap. Ziemlich abwechslungsreiche Bedingungen heute.

Der Ankerplatz in der Cojo Bay ist relativ offen, das ruhigere Wetter kommt uns also sehr entgegen.

Licht und Wolken geben dann zum Sonnenuntergang noch einmal alles:

😊

Robben-Show in der Ballet Bay an der Sunshine Coast, British Columbia, 🇨🇦

SUNSHINE COAST. Ein bisschen dick aufgetragen klingt das, wie gemacht für die Prospekte in Reisebüros. Und doch, es ist die offizielle Bezeichnung des Verwaltungsbezirks (Regional District, entspricht etwa den deutschen Landkreisen). Er grenzt nordwestlich an den Metro-Vancouver-District, Hauptort und Verwaltungssitz ist Sechelt. Das Städtchen stellt mit gut 10.000 Einwohnern auch schon über ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Aber wir nehmen Sunshine-Coast wörtlich, fahren bei dichter Wolkendecke mit dem Morgenhochwasser durch die Malibu Rapids und dann mit tatsächlich langsam auflockernder Bewölkung den Jervis Inlet hinunter an die “Küste”. Unser Ziel ist die rundherum durch Inseln geschützte Ballet Bay. Und dort angekommen, strahlt denn auch wirklich die Sonne von einem blauen Himmel herunter, nach Wetterbericht soll das für die nächste Woche auch so bleiben.

Die Küste in diesem Abschnitt bekommt durch die geografischen Gegebenheiten in der Regel mehr Sonnenschein ab, die Bewölkung hängt eher in den hohen Bergen auf Vancouver Island und dem Festland. Das lässt sich auf dem aktuellen Windy-Bild (mit eingeblendeten Wolken) ganz gut erkennen:

Noch viel besser aber zeigt sich das live an unserem Ankerplatz im Naturhafen der Ballet Bay:

Das Video dazu ist leider etwas groß für unsere Blogseite, Ihr findet es aber unter diesem Link.

Was die Ballet Bay für uns ganz besonders macht ist unter anderem die Show, die uns die Robben hier bieten:

Außerdem bekommen wir unseren ersten Dungeness-Krebs der Saison beschert, der schmeckt natürlich besonders gut.

Und zum Abend lassen sich dann doch noch ein paar Wolken blicken und machen damit das Farbenspiel des Sonnenuntergangs an der Sunshine Coast eher noch ein bisschen schöner.