Die Flut von Software-Updates auf Telefon, Tablet und Computer finde ich eigentlich nicht sonderlich erbaulich. Insbesondere, wenn wir unterwegs sind und nicht wie hier in Campbell River gerade mal ein gutes WLAN haben.
Neben vielen anderen Apps verlangt dieses Mal „Wordpress“ (die App, mit der wir diesen Blog schreiben) nach datenvolumenhungriger Erneuerung. Also gut.
In diesem Zusammenhang werden wir auf die Statistik des Blogs hingewiesen, die künftig anders abgebildet werden soll. Das haben wir bisher nicht so intensiv beachtet, also schauen wir mal nach.
Und … das haut uns dann doch ziemlich um.
Seit wir unterwegs sind, ist der Flora-Blog rund 380.000 mal aufgerufen worden, allein im letzten Jahr über 150.000 mal. Unser kleiner, komplett nicht kommerzieller Blog, für den wir bezahlen (weil sonst Werbung drauf wäre), den wir begonnen haben, um Familie und Freunde auch in der Ferne an unserem Leben teilhaben zu lassen und den wir nur aus Spaß an der Freude füttern.
Und Stichwort „Ferne“: die Karte oben zeigt die Länder und Regionen, aus denen Zugriffe auf unsere Blogbeiträge erfolgten. Eigentlich unglaublich. Sortiert nach der Anzahl der Seitenaufrufe sind das:
Deutschland 🇩🇪 Vereinigte Staaten 🇺🇸 Schweiz 🇨🇭 Österreich 🇦🇹 Spanien 🇪🇸 Italien 🇮🇹 Niederlande 🇳🇱 Frankreich 🇫🇷 Portugal 🇵🇹 Vereinigtes Königreich 🇬🇧 Bahamas 🇧🇸 Griechenland 🇬🇷 Schweden 🇸🇪 Antigua und Barbuda 🇦🇬 Dänemark 🇩🇰 Norwegen 🇳🇴 Martinique 🇫🇷 Neuseeland 🇳🇿 Kanada 🇨🇦 Türkei 🇹🇷 Französisch-Polynesien 🇵🇫 Panama 🇵🇦 Belgien 🇧🇪 Kroatien 🇭🇷 Dominikanische Republik 🇩🇴 Amerikanische Jungferninseln 🇻🇮 Curaçao 🇨🇼 Australien 🇦🇺 Finnland 🇫🇮 Kolumbien 🇨🇴 Karibische Niederlande 🇳🇱 Mexiko 🇲🇽 St. Lucia 🇱🇨 Französisch-Guayana 🇫🇷 Puerto Rico 🇵🇷 Guadeloupe 🇬🇵 Cabo Verde 🇨🇻 Grenada 🇬🇩 Polen 🇵🇱 Barbados 🇧🇧 Anguilla 🇦🇮 Guatemala 🇬🇹 Irland 🇮🇪 Ecuador 🇪🇨 Tschechien 🇨🇿 Hongkong 🇭🇰 Costa Rica 🇨🇷 Singapur 🇸🇬 Jamaika 🇯🇲 Fidschi 🇫🇯 Chile 🇨🇱 Thailand 🇹🇭 Sint Maarten 🇸🇽 Aruba 🇦🇼 Russland 🇷🇺 Brasilien 🇧🇷 Ungarn 🇭🇺 Argentinien 🇦🇷 Ägypten 🇪🇬 China 🇨🇳 Luxemburg 🇱🇺 Südafrika 🇿🇦 Belize 🇧🇿 St. Vincent und die Grenadinen 🇻🇨 Saint Martin 🇫🇷 Südkorea 🇰🇷 Marokko 🇲🇦 Ukraine 🇺🇦 Neukaledonien 🇳🇨 Bulgarien 🇧🇬 Malta 🇲🇹 Kaimaninseln 🇰🇾 Mauritius 🇲🇺 Liechtenstein 🇱🇮 Slowakei 🇸🇰 Suriname 🇸🇷 Estland 🇪🇪 Malediven 🇲🇻 Kuba 🇨🇺 Rumänien 🇷🇴 Albanien 🇦🇱 Dominica 🇩🇲 Trinidad und Tobago 🇹🇹 Malaysia 🇲🇾 Bermuda 🇧🇲 Britische Jungferninseln 🇻🇬 Zypern 🇨🇾 St. Kitts und Nevis 🇰🇳 Slowenien 🇸🇮 Vereinigte Arabische Emirate 🇦🇪 Monaco 🇲🇨 Israel 🇮🇱 Japan 🇯🇵 Lettland 🇱🇻 Indonesien 🇮🇩 Nigeria 🇳🇬 Seychellen 🇸🇨 Philippinen 🇵🇭 Samoa 🇼🇸 Indien 🇮🇳 Honduras 🇭🇳 Serbien 🇷🇸 Kenia 🇰🇪 Tunesien 🇹🇳 Montenegro 🇲🇪 Litauen 🇱🇹 Pakistan 🇵🇰 Kuwait 🇰🇼 Taiwan 🇹🇼 St. Barthélemy 🇫🇷 Guernsey 🇬🇬 Island 🇮🇸 Peru 🇵🇪 Isle of Man 🇮🇲 Vanuatu 🇻🇺 Sri Lanka 🇱🇰 Uruguay 🇺🇾 Vietnam 🇻🇳 Georgien 🇬🇪 Bangladesch 🇧🇩 Saudi Arabien 🇸🇦 Guam 🇬🇺 Katar 🇶🇦 Paraguay 🇵🇾 Mongolei 🇲🇳 Iran 🇮🇷 Venezuela 🇻🇪 Bosnien und Herzegowina 🇧🇦 Färöer 🇫🇴 Tansania 🇹🇿 Jersey 🇯🇪 Turks- und Caicosinseln 🇹🇨 Wallis und Futuna 🇼🇫 Irak 🇮🇶 Grönland 🇬🇱 Äthiopien 🇪🇹 Belarus 🇧🇾 Senegal 🇸🇳 Kambodscha 🇰🇭 Ålandinseln 🇦🇽 Nepal 🇳🇵 Syrien 🇸🇾 Gambia 🇬🇲 Nicaragua 🇳🇮 Nordmazedonien 🇲🇰 Andorra 🇦🇩 Mali 🇲🇱 Haiti 🇭🇹 El Salvador 🇸🇻 Guyana 🇬🇾 Namibia 🇳🇦 Gibraltar 🇬🇮 Cookinseln 🇨🇰 Réunion 🇷🇪 Algerien 🇩🇿
Da sind viele Zugriffe von Segelfreunden dabei, die inzwischen auf anderen Wegen (oder Wogen) unterwegs sind als wir. Aber offenbar auch viele Seitenaufrufe von Menschen, die wir – jedenfalls bisher – überhaupt nicht kennen.
Ein Saisonrückblick auf unsere Strecke (seit November 2021). Rot die mit Flora gesegelte Strecke, gelb der Roadtrip von Vancouver Island in Kanada nach Washington DC. Ab Februar soll es dann einen weiteren Roadtrip auf einer südlicheren Route durch die USA zurück in den Westen geben.
11.461 sm waren es auf der Flora in diesem Jahr, sogar 13.081 sm in der Saison ab November 2021, also von der Chesapeake Bay bis nach Vancouver Island, über Mexiko, Panama, die Galápagosinseln, Hawai‘i und Alaska.
Es mag ein bisschen irritieren, dass wir die Strecke (wie aber die vorigen im Menüpunkt Route auch schon) quasi auf den Globus von Google Earth gemalt haben und nicht auf eine „normale“ Landkarte. Der Grund dafür ist, dass eine Kugel eben nicht „richtig“ zweidimensional abgebildet werden kann. „Normale“ rechteckige Landkarten in einem solchen Maßstab bilden als Mercator-Projektion zwar winkeltreu die Erdkugel ab, dabei treten aber ganz erhebliche Verfälschungen der Flächen ein, je nachdem, ob sie näher am Äquator liegen oder näher an den Polarregionen.
Ganz wunderbar zeigt das die interaktive Webseite http://www.thetruesize.com , wenn man dort etwa das auf der Mercator-Karte riesige Grönland mal auf die Höhe von Kolumbien hinunterzieht.
Oder Mexiko quer über Europa legt. Da werden die wahren Dimensionen einfach deutlicher.
Eine tolle Webseite zum Herumspielen, wenn man – wie wir – sich nach der gesunden Zeit auf dem Boot jetzt in Deutschland eine veritable Grippe eingefangen hat und erst einmal flach liegt. Hoffentlich sind wir bis Weihnachten wieder fit!
Richtig konkret war es nicht, eher ein diffuses Gefühl von Abenteuer in einer vom Mensch noch nicht völlig veränderten, „zivilisierten“ Welt, am Rande der gewöhnlichen Komfortzone, abseits der kleinen Ortschaften „out in the wild“. Vielleicht: Kalt. Natur pur. Hoffentlich: Bären. Wale. Eis.
Kalt stimmt nur bedingt. Wir hatten fast durchgehend zweistellige Temperaturen auch nachts, tagsüber meist so um 15 Grad Celsius. Nur in Gletschernähe war es dann doch kälter. Was wir gar nicht so richtig auf dem Schirm hatten: die trotzdem oft herrlich klare „Winterluft“, der intensive Nadelwaldgeruch, die krasse Gebirgslandschaft, die unzähligen Wasserfälle.
Und die Menschen: wundervolle Begegnungen mit den wenigen anderen Cruisern, freundliche, offene und hilfsbereite Alaskaner (wo immer wir welche trafen).
Die heißen Quellen, die Beeren, das Angeln und Krebsfischen. Navigatorisch die Narrows und die starken Tidenströme, die großen trockenfallenden Bereiche vieler Ankerbuchten, das mystisch leuchtende Eis bei den kalbenden Gletschern.
Die Naturerlebnisse waren traumhaft. Bären, Wale, so nah und so beeindruckend. Der tägliche Weißkopfseeadler, Seeotter, Lachse. Die Wanderungen durch den von Moosen überwucherten Regenwald, ja, auch Regen und Nebel. Die Freude über blauen Himmel, der sich eben nicht jeden Morgen wie selbstverständlich beim ersten Blick durch das Decksluk zeigt. Die unfassbare Stille am Ankerplatz, wenn kein Windhauch auch nur Katzenpfötchen auf die Spiegelungen im Wasser malt.
Klitzekleiner Wermutstropfen: segeln war nur selten möglich, wir haben einige Motorstunden angesammelt. Aber wie zur Versöhnung gab es heute auf dem Törn von unserem Ankerplatz in der Foggy Bay über den Dixon Entrance ins kanadische Prince Rupert den ganzen Tag Segelwetter vom Feinsten.
Alaska hat uns beschenkt auch mit ein bisschen Zurückgeworfensein auf uns selbst, wie wir es sonst eher von längeren Passagen kennen. Kombiniert mit ganz vielen „zum ersten Mal“-Erlebnissen und wunderbaren Begegnungen. Eine Quintessenz dessen, was uns am Reisen so gefällt.
Einer der früh verwendeten Namen für die Inselgruppe auf dem Äquator, weit draußen im Pazifik, lautet “Las Islas Encantadas”, die verzauberten Inseln. Er taucht bereits in einer Seekarte von 1589 auf. Das war ganz und gar nicht hochachtungsvoll auf die uns so bezaubernde einzigartige Tierwelt des Archipels bezogen, sondern damals eher ein verzweifelter Erklärungsversuch. Die Inseln schienen zu erscheinen und zu verschwinden. Manchmal konnte man Galápagos einfach überhaupt nicht finden, dann wieder waren die Inseln scheinbar an einem völlig anderen Ort auf dem Meer. Da mussten unchristliche Mächte am Werk sein, es war ja wie verhext. Ab und zu wurde sogar die Vermutung geäußert, es könne sich um schwimmende Inseln handeln, wie sie schon in der griechischen Mythologie existierten, zum Beispiel Aiolia als Sitz des Windgottes Aiolos.
Wie so oft: wenn der Bauer nicht schwimmen kann, ist die Badehose schuld! Aber es war auch schwierig, bevor die Satellitennavigation oder zumindest Sextant und exakte Uhren den Seglern ihre eigene Position auf dem Globus klar machten. Die Winde hier am Äquator sind schon recht unstet, außerdem verbergen sich die Inseln oft im Dunst. Viele Flautentage machten die gekoppelten (also geschätzten) Positionen immer unsicherer. Denn für den Navigator schwer einschätzbar waren früher auf der Fahrt zu den Galápagosinseln die (auch heute noch vorhandenen) Strömungen. Gleich drei völlig unterschiedliche Strömungen treffen bei den Galápagosinseln aufeinander und machen deren reiche Tierwelt überhaupt erst möglich. Gemeinerweise sind die Strömungen dabei aber auch keineswegs so verlässlich wie etwa der Golfstrom im Atlantik, sondern verändern sich etwa in „El Niño“-Jahren massiv, weil dann der Humboldtstrom deutlich schwächer wird oder sogar fehlt.
Dieser wohl bekannteste Strom ist kalt und nährstoffreich, er wird vom Südostpassat zu den Galápagos hinaufgedrückt. Umgekehrt schiebt der Panamastrom, gefüttert vom Nordäquatorialgegenstrom warme Wassermassen aus Nordosten heran und hilft den wärmeliebenden tropischen Tierarten. Der dritte Mitspieler kommt aus dem Verborgenen: aus dem Westen und damit gegen die vorherrschende Windrichtung zieht in der Tiefe der Cromwellstrom als (kalte) Äquatoriale Unterströmung heran, er wird an der unterseeischen vulkanischen Galapagosplattform nach oben gedrückt. Das kalte, wiederum sehr nährstoffhaltige Wasser dieses Stroms sorgt dafür, dass sich zum Beispiel die Pinguine an den Küsten der westlich gelegenen Inseln Fernandina und Isabela wohlfühlen.
Und alle drei Ströme umspülen die Inseln, versetzen die Schiffe und verwirrten die frühen Seefahrer. Islas Encantadas.
Eines der schönen, zugleich aber auch schwierigen Phänomene der spanischen Sprache ist, manche Wörter so viele völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. „Encantada“ ist ein gutes Beispiel dafür. Es kann verzaubert, verhext oder verdammt bedeuten. Aber auch glücklich, begeistert oder entzückt. Und sogar für einen ganzen Satz stehen:
„Schön, Sie kennenzulernen.“
Wir sind jedenfalls sehr glücklich, diese bezaubernden Inseln kennengelernt zu haben. Und wir sind sehr gespannt, ob Strömungen und Winde im Pazifik uns auf unserer Weiterfahrt nach Hawaii 🌺 wohl gesonnen sind. Etwa gut einen Monat wird die Passage dauern, wenn alles glatt läuft.
Warum Hawaii? Für die weitaus meisten Boote hier in Santa Cruz sind die Galápagosinseln das Sprungbrett zu den Marquesas, das sind rund 3.000 Seemeilen. Eine richtig lange Strecke. Unsere Atlantiküberquerung von Mindelo auf den Kapverden bis Bequia in St. Vincent und den Grenadinen waren dagegen nur 2.200 sm. Der Pazifik ist groß, riesengroß.
Nach Hawaii sind es von den Galápagosinseln aus mindestens 4.000 sm direkte Strecke, auf dem wahrscheinlicheren Kurs 4.300 sm, nämlich erst einmal 2.000 sm nach Westen und dann 2.300 sm im Bogen nach Nordwesten. Ganz schön weit! Und davor haben wir auch gehörigen Respekt. Aber wir wollen zurück auf die Nordhalbkugel segeln und eine nordpazifische Runde über Hawaii, Alaska und British Columbia im Westen Kanadas segeln um irgendwann im Herbst in der Gegend von Vancouver oder vielleicht Seattle (das wäre dann schon wieder USA) zu sein. Ein deutlicher Schlenker von der klassischen Barfußroute, der uns nach fast drei Jahren durchgehendem Sommersegeln – Maine im August 2020 geht dabei als Spätsommer durch – jetzt aber sehr reizt.
Und danach? Die US-Westküste hinunter zu Mexikos Baja California (Sea of Cortez) schwebt uns vor. Und von da vielleicht unser Absprung nach Französisch Polynesien. dann wären wir auch wieder auf der klassischen Barfußroute. 🦶 ⛵️
2021 also Weihnachten in Mexiko. Nach Bequia Weihnachten 2019 und Barbuda Weihnachten 2020. Ziemlich genau zweieinhalb Jahre leben wir jetzt auf der Flora, seit dem 25. Juni 2019.
18.692 Nautische Meilen haben wir dabei mit der Flora zurückgelegt, das entspricht 34.617 Kilometern. Einige Kringel haben wir in der Karibik und in den USA gedreht, 20 Länder bzw. Regionen besucht (wobei man da je nach Definition auch ein paar mehr oder weniger zählen könnte, wer mag, kann ja die Flaggen mal zuordnen).
Stellvertretend und doch so unvollständig ein paar ganz besonders einprägsame der unfassbar vielen Highlights aus diesem Jahr:
Culebrita in Puerto Rico
Wale in der Samana Bay, Dominikanische Republik
Blue Holes in den Ragged Islands
und überhaupt das gemeinsame Cruisen mit anderen Seglern in den Bahamas,
Menschen, Menschen, Menschen, davon viele, aber eben nicht nur, Segler,
Segeln, Segeln Segeln
und wunderbare Naturerlebnisse.
Reisemüde sind wir jedenfalls nicht, für die nächste Zeit haben wir uns einiges vorgenommen. Allerdings, mit der Planung ist das ja so eine Sache, nicht nur in COVID-Zeiten.
„Man plans and God laughs“ heißt es, zurückgehend auf das jiddische Sprichwort „Mann Tracht Un Gott Lacht“. Auch wenn es denn für göttliche Erheiterung sorgt, unsere Idee für den Pazifik konkretisiert sich langsam.
Dabei fassen wir fürs erste den nordöstlichen Pazifik ins Auge, würden also gern im nächsten Frühjahr durch den Panamakanal und dann vielleicht über Hawaii zurück an die Küste des nordamerikanischen Kontinents, also eine Schleife im Nordostpazifik. Noch ein bisschen vage? Ja! Die Seestücke auf dieser Strecke wären ziemlich lang. Selbst auf der direkten Großkreisroute (die einen ausgedehnten Bereich mit schwachen Winden und Flauten erwarten lässt und deshalb meist nicht empfohlen wird) wären es von Panama bis Hawaii 4.530 nautische Meilen, mehr als doppelt so viele wie auf unserer Atlantiküberquerung von den Kapverden nach Bequia. Die empfohlenen Routen liegen bei etwa 5.000 sm. 🙄 und von Hawaii aus müsste man dann ja auch wieder ans Festland. Aber verlockend finden wir es schon ☺️.
… leben wir jetzt auf der Flora. Unfassbar viele Erfahrungen und Begegnungen, bei weitem übertroffene Erwartungen, Überraschungen, Aha-Erlebnisse und Genussmomente.
Insgesamt haben wir in dieser Zeit mit dem Boot 14.471 sm zurückgelegt. 8.846 sm waren es im ersten Jahr, von Griechenland quer durchs Mittelmeer, über Madeira, die Kanaren, die Kapverden, dann die Atlantiküberquerung, der Antillenbogens, die USVI und dann die Ankunft in der Chesapeake Bay in den USA. 🇬🇷 🇮🇹 🇪🇸 🇬🇮🇵🇹 🇮🇨 🇨🇻🇻🇨🇬🇩🇱🇨🇲🇶🇩🇲🇬🇵🇦🇬🇻🇮🇧🇸🇺🇸. Viele neue Länder und Regionen in Floras Kielwasser, viele verschiedene Gastlandsflaggen, die erstmals unter Floras Steuerbordsaling flatterten.
Jetzt in unserem zweiten Langfahrerjahr waren es “nur”5.625 sm und neben bereits besuchten “nur” drei neue Länder: 🇸🇽🇵🇷🇩🇴. Waren wir reisefaul 🙄? Nö, eher nicht 😁. Zum einen entspricht diese Strecke ziemlich genau der Entfernung (Luftlinie) zwischen Deutschland und Singapur, sooo wenig war es dann also auch wieder nicht. Vor allem aber geht es uns ja nicht darum, irgendwelche Rekordweiten zu erzielen oder möglichst viele Stempel in den Pass zu bekommen, sondern um das Erleben, das nähere Kennenlernen. Von Orten, noch viel mehr aber (und noch wichtiger) von Menschen. Und da war auch dieses zweite “Liveaboard”-Jahr ausgesprochen erfüllend. Einige Highlights unter vielen:
Es beginnt schon gleich im Juli, unsere Freunde Greg und Michael aus Washington kommen zu uns an Bord und begleiten uns für die nächsten gut zwei Monate. Gemeinsam erleben wir die Gänsehautmomente, direkt an der Freiheitsstatue in New York zu segeln und zu ankern.
Und viele weitere. Mit den beiden segeln wir durch den Big Apple hindurch in den Long Island Sound und weiter die US-Ostküste hinauf in die Neu-England-Staaten bis nach Maine an der kanadischen Grenze. Treffen zwischendurch mit Annemarie und Volker von der Escape oder Helena und Steve von der Amalia “alte” Freunde, lernen dazu neue kennen, genießen wunderbare Gastfreundschaft und traumhafte Landschaften, urige Orte und Lobster satt (mit dem wir uns für das erfolgreiche Umfahren der vielen Lobsterpots belohnen😜).
Der Sommer in Maine verwöhnt uns auch wettertechnisch, trotzdem beschert uns dieser Ausflug in den Norden ein wenig Frische und das Gefühl von Jahreszeiten. Auch das ein Luxus in den inzwischen zwei Jahren Dauersommer.
Über Cape Cod, Martha’s Vineyard und Nantucket, wo wir wieder einmal großzügige amerikanische Gastfreundschaft genießen dürfen, geht es dann zurück in den fast schon herbstlichen Spätsommer der Chesapeake Bay. Eine unglaublich intensive Zeit.
Auf eine ganz andere Art intensiv ist dann im November die Passage zurück in die Karibik. Hatten wir mit unserer Route in den Norden den in Rekordzahl aufgetretenen Hurrikans und tropischen Stürmen gut aus dem Weg gehen können, verbauen uns jetzt die Ausläufer der letzten (schon lange mit griechischen Buchstaben benannten) Stürme den Weg in die Bahamas. Wir planen kurzfristig um und machen uns mit 35 anderen Booten der “Salty Dawg” auf den Weg nach Antigua. Das alleine ist ein Seestück von über 1.700 sm. Wir benötigen dafür 10 Tage, fast immer hoch am kräftigen Wind segelnd, bei viel Welle. Es ist unsere bisher anstrengendste Passage, deutlich kräftezehrender als die Atlantiküberquerung im Jahr zuvor. Aber es ist angenehm, bei diesen Bedingungen eigentlich immer andere Segler in UKW- und AIS-Reichweite zu haben. Das schweißt zusammen, wie sich dann in English Harbour zeigt, wo die Salty Dawg Boote den Kai zunächst fast exclusiv für sich haben und eine enge Gemeinschaft formen. Nicht mit allen Schiffen, aber eben doch mit einigen. Auch hier haben wir wunderbare Freundschaften geknüpft, die trotz dann wieder getrennter Wege fortbestehen. Tropicool, Helacious, Kalli, Skylark, Fatjax, Landscape und noch einige mehr. Auch Kontakte vom letzten Jahr leben wieder auf, so z.B. mit Andrea und Kai von der Silence in der Nonsuch Bay, der vierköpfigen Crew der Alisara, Luise und Brent von der Knot Safety aus der Carlisle Bay Corona Group oder (später) Karen und Steve von der Second Chance aus der gleichen Gruppe. Neue kommen dazu. So verbringen wir wieder zweieinhalb Monate auf Antigua und Barbuda und wieder ist es wunderbar.
Ein Wohlfühlen-Weihnachten auf Barbuda mit den Crews der Gerty, der Escape, der San Giulio und der Oroboro und den Feiern bei Inoch am Strand, Silvester mit der Escape im kleinen Kreis nicht weniger schön, mit den beiden machen wir auch in der Folge noch vieles gemeinsam.
Als es dann für uns weitergeht, nutzen wir Sint Martin nur als kurze Zwischenstation und segeln schon eine Woche später nach Culebra in den Spanish Virgin Islands. Ein Traum.
Mit Heike und Jürgen von der Valentin erkunden wir Culebra, mit den Salty Dawg Kim und Chuck von der La Rive Nord die kleine Schwesterinsel Culebrita und später auch noch Vieques. Da kommen dann auch Andrea und Ingo von der Easy-One extra aus Curaçao hoch (kein angenehmer Törn), um wie im letzten Jahr mit uns Andreas Geburtstag zu feiern. Wir freuen uns bolle. Mit den beiden werden wir (was wir jetzt noch nicht wissen) die nächsten vier Monate Buddyboating und auch gemeinsame Landausflüge machen, in Puerto Rico z.B. in die faszinierende Hauptstadt San Juan und in den El Yunque Nationalwald.
Und so segeln wir eben auch gemeinsam nach Samaná in der Dominikanischen Republik. Als Törnziel für uns eine der großen Unbekannten, erweist sich unser Aufenthalt dort als ein weiteres Highlight dieser Saison. Keines unserer angelesenen Vorurteile wird bestätigt, statt dessen empfangen uns auf der Anreise Buckelwale und dann freundliche Menschen in dieser pulsierenden, lauten, bunten lebendigen Stadt.
Und auch das Hinterland begeistert, erst recht der in der großen Bucht gegenüberliegende Los Haitises Nationalpark. Hier, wie schon am Ankerplatz in Santa Bárbara de Samaná treffen wir Martina und Daniel mit ihrer Vairea wieder, die wir zuletzt im vorigen Jahr auf den USVI gesehen hatten. Die Freude ist groß.
Ein Schwerpunkt dieser Saison schließt sich an, die Bahamas. Im letzten Jahr konnten wir wegen COVID nur auf „Innocent Passage“ durchreisen, durften zwar ein paar mal ankern, aber nicht an Land gehen. Um so intensiver erkunden wir in diesem Jahr die Bahamas, bleiben dort gut zweieinhalb Monate und können trotzdem nur 30 Inseln und damit nur einen kleinen Teil der vielen Eilande besuchen. Über Great Inagua und das wunderbare Hogsty Reef geht es nach Acklins, wo uns die Südafrikaner Amy und Hylt auf ihrem Katamaran an das Jig-Fischen heranführen.
In den Ragged Islands treffen wir Helena und Steve mit Floras Schwesterschiff Amalia wieder, außerdem Stefan und Dorothee von der Invia. Und wir lernen einige neue Crews und auch neue Beschäftigungen kennen. Etwa das Anlegen von Pfaden auf diesen unwegsamen Inseln oder das Spearfishing. Die Geselligkeit der Cruiser bündelt sich am „Hog Cay Yacht Club“, unerwartet auf einer unbewohnten Insel!
In den Raggeds treffen wir außerdem erstmals auf „Blue Holes“ und das gleich in ganz verschiedenen Größen, Tiefen und Ausprägungen. Mal an Land gelegen und eher grün, mal zum Drübersegeln und dunkelblau aus dem typischen Türkis der Bahamas herausleuchtend, öfters als interessante und gern genommene Schnorchelziele.
Überhaupt, dieses türkisfarben leuchtende kristallklare Wasser.
Dazu reichlich unbewohnte Inseln, auf denen wir manchmal im Team Kokosnüsse ernten und verarbeiten.
Auf Long Island treffen wir die Vairea und die Invia wieder, dazu die Akka (vom letzten Jahr aus Deltaville) und erstmals die Lille Venn, die wir bisher nur über die sozialen Medien kannten und ein paar Mal knapp verpasst haben.
In den Exumas dann erneut die Amalia. Hört sich an, als würden wir nur im eigenen Saft der Cruiser schmoren? Das macht sicher einen großen Teil aus, weil man sich eben oft mehrfach trifft, sich trennt, wieder trifft, Gemeinsames erlebt, es ist aber eben auch nicht alles. Ein schönes Beispiel erleben wir auf Little Farmers Cay, der Nachmittag mit Jasmine und Isryel und die spontane Tanzperformance auf der Terrasse des Restaurants seines Großvaters hauen uns schlicht um.
Überhaupt machen uns die Exumas auch viel Spaß, obwohl sie touristischer und “voller” sind als die abgelegenen Raggeds. Wirklich voll erleben wir es nie, was sicher auch COVID und der dadurch verringerten Zahl von Charterern und dem völligen Fehlen von Kreuzfahrern geschuldet/gedankt ist. Die schwimmenden Schweine werden inzwischen auf anderen Inseln als Attraktion kopiert, es gibt tolle Höhlen und Flugzeugwracks zum Schnorcheln.
Und es gibt eine unfassbar schöne Landschaft mit Farben, an denen wir uns nicht sattsehen können:
Aber auch hier ist es das Miteinander, was dem Ganzen die Krone aufsetzt. In Shroud Cay findet zusammen: mit Natalja und Jochen von der Caroline haben wir schon länger online Kontakt, die schweizer Jollity mit Leonie, Jonas und Jonathan kennen wir aus Samaná, Mareike mit ihrer Moana hat letztes Jahr im Lockdown mit uns vor Jolly Harbour und später in der Carlisle Bay gelegen, Janna und Ilja haben wir auf Rudder Cut Cay kennengelernt und Andrea und Ingo ja schon letztes Jahr in Martinique. Anya und Rob von der etwas abseits ankernden Ronya hatten die Deutsche Tauchschule auf Key Largo, in der Wiebke und ich vor Jahren den AOWD-Tauchschein gemacht haben. Die Welt ist ein Dorf! Und manchmal ist das auch ganz gut so.
Da ist es dann fast schon müßig zu erwähnen, dass wir an unserem ersten Ankerplatz zurück in den USA die Vairea und die Tropicool vorfinden, die Jollity kommt etwas später an. Und die Escape holt uns zu unserer großen Freude auf dem nächsten Ankerplatz am Cape Lookout ein 😁.
Eine Aufzählung von Treffen, o.k.
Aber das Entscheidende ist natürlich nicht die Menge, die Anzahl, sondern der intensive Austausch, das gemeinsame Erleben, die Bereicherung durch die unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven. Manchmal über das Seglerische, manchmal über ganz Persönliches.
In einem Jahr, in dem COVID an so vielen Stellen Kontaktbeschränkungen mit sich brachte, freuen wir uns darüber ganz besonders. Für uns Segler in den USA und der Karibik war Reisen möglich, nicht überall, vielfach mit zum Teil mehrfachen PCR-Tests und ein paar Formalismen, aber es war möglich. Und die Segler unter sich (jedenfalls auf den einsameren Inseln), zumal wenn frisch getestet oder aus der (seglerischen) Quarantäne, zum Teil bereits durchgeimpft, praktisch immer im Freien, schienen ein relativ geringes Risiko zu sein.
Übrigens, auch wenn sich das in der knappen Zusammenschau eines ganzen Jahres nicht so anhört, Zeit genug für uns allein hatten wir auch.
Und weil ich mit den ganzen tierischen Highlights den Beitrag jetzt echt sprengen würde, hier nur ein einziges Foto als Stellvertreter für die unfassbar vielen wunderbaren Naturerlebnisse:
Die vielen pastellfarbenen Häuser auf den Bahamas passen perfekt zu den hellen, zarten Tönen die auch die Natur hier – vor allem im flachen Wasser – hervorbringt. Aber erst nachdem wir schon einige Zeit hier sind haben wir erkannt, dass sie zumindest bei den öffentlichen Gebäuden tatsächlich einem eigenen Code entsprechen. Es gibt wohl auch Ausnahmen, aber mit schöner Regelmäßigkeit sind Schulen gelb gestrichen, oft mit (gerne mint-)grüner Kontrastierung. So auch hier im Black Point Settlement auf Great Guana Cay, ebenso wie zuvor z.B. auf Little Farmers Cay.
Medizinische Versorgung (so denn vorhanden) dagegen wird typischerweise in zartrosa gestrichenen Gebäuden zu finden sein, gerne mit weißem Fries. Hier …
und z.B. auch auf unserer ersten Insel in den Bahamas, Great Inagua:
Supermärkte sind nicht kodiert, aber für den Besuch dort ist auch nicht ihre Farbe, sondern der Terminplan des Postschiffes der entscheidende Faktor. War das Angebot gestern noch ziemlich übersichtlich, finden wir heute sogar Salat und Frischkäse. Klar, die „Lady Francis“ war da und rauscht heute Morgen durch das Ankerfeld wieder davon. Postschiff, Versorgung und Fähre zugleich.
Ananas finden wir trotzdem nicht, jedenfalls keine echten Früchte, obwohl dieses Obst für die Bahamas so typisch ist und nach der Eigenwerbung des Landes hier zuerst kommerziell angebaut wurde. Immerhin hat das dazu geführt, das die Pflanze in die Währung des Landes Einzug gehalten hat, wenn auch nur auf der kleinen 5 Cent Münze.
Da freut es uns Segler doch, das die Wertschätzung für das Segeln unter Palmen ein Vielfaches höher ist … 😘
2020. Wohl für alle von uns ein Jahr, das in Erinnerung bleibt.
Die letzten Tage des Jahres stecken noch einmal voller Symbolik. Da ist zunächst unser Track am Ankerplatz in Spanish Point auf Barbuda. So hatten wir das auch noch nicht ❤️:
Wohl für kaum jemanden verlief es wie ursprünglich geplant. Wir konnten Familie und Freunde in Deutschland nicht treffen, machten uns aus der Ferne heimlich Sorgen um ihre Gesundheit (so wie umgekehrt vermutlich auch). Statt Heimflug wurde unser Törnplan um den Nordosten der USA bis hoch nach Maine erweitert. Ganz sicher haben wir es auf der Flora extrem gut getroffen, wir sind froh und überaus dankbar dafür. Uns ist sehr bewusst, wie viel Einschränkung und schmerzliches Vermissen für viele mit diesem Jahr verbunden ist, für die unmittelbar von der Krankheit betroffenen sowieso. Aber auch dann, wenn sie selbst und ihre Familie und Freunde nicht mit dem Virus angesteckt wurden, sondern ihr Leben sich “nur” veränderte durch alles was getan wurde, um die Pandemie einzudämmen und so beherrschbar wie möglich zu halten.
Es ist uns klar, dass es in einer Situation mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit zu Hause und limitierten Möglichkeiten von Treffen mit anderen auch manchmal schwer sein wird, Bilder und scheinbar ziemlich unbeschwerte Berichte von Segeltörns und Reisen in der Ferne zu lesen. Vielleicht ist es aber ja auch ab und zu ein kleiner Lichtblick.😉
Segler sind es gewohnt, dass Reisepläne sich ändern (oder sollten sich schnell daran gewöhnen). Die Natur ist stärker als der beste Plan.
Das gilt im Großen wie im Kleinen, also ziehen wir angesichts der Vorhersage für den Jahreswechsel den Anker aus dem Grund und machen uns nochmal auf den Weg. Kräftiger Wind und hohe Wellen, da kann ein bisschen mehr Schutz ganz sicher nicht schaden.
Auf dem schönen Segelschlag vor dem Wind hinunter nach Antigua bekommen wir selbst nur ein paar Tropfen ab, dürfen aber mehrfach wunderschöne Regenbögen bewundern.
Das setzt sich am Silvestermorgen unmittelbar fort und zwar in schneller Folge. Bis jetzt kurz (vor 10 Uhr morgens hier) habe ich fünf prächtige Regenbögen gezählt, die sich regelmäßig über unserem Nachbarschiff Escape wölben.
Mal sehen, ob es nachher etwas beständiger wird und wir tatsächlich gemeinsam am Strand von Great Bird Island den letzten Sonnenuntergang dieses Jahres feiern können. Gestern Abend war die Generalprobe jedenfalls schon mal herrlich:
Ganz herzlichen Dank für all Eure lieben und zahlreichen Wünsche zu Weihnachten und zum neuen Jahr auf allen möglichen Kanälen. Wir haben versucht, sie auch persönlich direkt zu beantworten, falls uns jemand durchgerutscht sein sollte, bitten wir um Entschuldigung. Wir wünschen Euch allen einen guten Start in ein hoffentlich gesundes, erlebnisreiches und frohes 2021 mit viel menschlicher Nähe.
Jetzt, wo wir uns zum zweiten Jahreswechsel in den kleinen Antillen fragen, was denn wohl das nächste Reiseziel in unserer begonnenen neuen Karibiksaison sein könnte, werfen wir auch gerne mal wieder einen Blick auf die Karte. Und die hält durchaus Überraschungen parat.
Für mich war es (etwas peinlich 😳 ) schon mal eine Überraschung, dass das Karibische Meer auf der Karte fast so aussieht als sei es ein Binnensee, lauter Land drumherum. Na gut, gerade bei den kleinen Antillen ist ja die Beschriftung meist viel größer als die Insel 😁.
Aber auch die Dimensionen und Verhältnisse erstaunen. Kuba, dass wir wirklich gerne auf eigenem Kiel besuchen wollen, liegt nicht nur ziemlich weit weg von Antigua, vor allem wenn dazwischen auf der Route derzeit „geschlossene“ Ziele wie die BVI, Puerto Rico (Nachtrag: seit 8.1. wieder auf), Haiti und Jamaika liegen. Kuba ist zudem auch ganz schön groß! Die größte Insel der Karibik, 1.250 km lang (675 sm, ungefähr soweit wie von der Elbmündung bis zu den Färöer Inseln). Und das heißt auch, dass es von der Südküste Kubas ein ziemlich langer und bei den vorherrschenden Winden nicht ganz einfacher Weg zu den Bahamas ist, unserer angedachten Station auf dem Weg zurück in die USA für nächsten Sommer. Hm. Wieso kann uns das noch erstaunen? Wir sind doch schon vor einem Jahr in die Karibik gekommen. Na ja, aber für den Weg in die USA und zurück nach Antigua haben wir ja schließlich jeweils eine „Abkürzung“ genommen und die großen Antillen komplett ausgelassen ☺️.
Und dann geben auch einige der Beschriftungen der Karten zu Denken, beziehungsweise, Anlass zum Nachschlagen. Karibik, diverse Antillen, was meint das überhaupt? Begrifflichkeiten und Zuordnungen sind hier ziemlich vielfältig, in meiner selbst gezeichneten Karte habe ich sie der Übersichtlichkeit halber erst einmal weggelassen.
In der Benennung zurückgehend auf den Stamm der Kariben, die zur Zeit Kolumbus die kleinen Antillen bevölkerten, versteht man unter der Karibik (im engeren Sinne) zunächst die Anrainerküste und die Inseln des karibischen Meeres. Das reicht von der mexikanischen Halbinsel Yucatán im Nordwesten bis zu der östlichen Inselkette der kleinen Antillen, wird im Westen und Süden durch kontinentales Festland begrenzt und im Norden …
… tja, da wird’s schon schwierig. Nach der Karte ist man geneigt zu sagen: durch die nördlicheren großen Antillen. Allerdings liegen sowohl die Bahamas als auch die Turks- und Caicos Inseln nicht im oder am Karibischen Meer. Sie zählen aber gleichwohl gemeinhin klar zur Karibik.
Und was sind dann nochmal die verschiedenen Antillen?
Also die Großen Antillen sind jedenfalls überwiegend genau das. Groß. Zumeist mindestens so raumgreifend, dass die Beschriftung auf der Karte nicht wesentlich größer ist als die Insel 😉. Das heißt, die Großen Antillen umfassen die Inseln von Kuba bis Puerto Rico (Insel) einschließlich Cayman Islands, Jamaica und der Insel Hispaniola (auf der Haiti und Dominikanische Republik liegen).
Im Gegensatz dazu die Kleinen Antillen: damit gemeint sind die wie mit einem tropfenden Füller im Halbkreis auf die Karte geklecksten Eilande ab den noch zu Puerto Rico gehörenden Jungferninseln Isla de Vieques und Culebra, den USVI, BVI und weiter über Anguilla, Antigua und Barbuda im Nordosten über Guadeloupe, Dominica, Martinique, St. Lucia, St. Vincent und Grenada bis hinunter nach Trinidad und Tobago im Bogen und dann weiter herum wieder nach Westen bis zum westlich von Curaçao liegenden Aruba (Aufzählung bei weitem nicht vollständig).
Und wo wir schon dabei sind: da gibt’s auch noch die Niederländischen Antillen, aber die fallen aus der Reihe, weil sie nur historisch zugeordnet sind: zwei (zumindest ehemals) niederländische Inselgruppen: die ABC-Inseln Aruba, Bonaire und Curaçao vor der venezolanischen Küste und die im Nordosten der Kleinen Antillen gelegenen Inseln Saba, Sint Eustatius und die Teilinsel Sint Maarten.
Entsprechend gibt’s auch die Französischen Antillen Guadeloupe, Martinique, Saint-Barthélemy und Saint-Martin. Immerhin ist eine Äquivalent für die (aktuell oder ehemalig) britischen Antilleninseln nicht gebräuchlich, zum Glück, denn dann würde es noch viel komplizierter. Zum einen, weil so viele Mächte irgendwann Anspruch auf mindestens eine Antilleninsel erhoben haben. So zum Beispiel auch Dänemark, Schweden und sogar das Herzogtum Kurland (gehört heute zu Lettland). Zum anderen deshalb, weil viele Inseln immer wieder den Besitzer wechselten, insbesondere zwischen England und Frankreich). Den Rekord hält wohl Tobago, dass zwischen 1498 und 1814 mindestens 33 mal den Besitzer wechselte, also im Schnitt alle neuneinhalb Jahre.
Als wäre es noch nicht genug der Begrifflichkeiten: insbesondere die englischsprachigen Segler (und Revierführer/Cruising Guides) unterscheiden nach Leeward Islands und Windward Islands. Die Leeward Islands meinen dabei den nördlichen Teil der Kleinen Antillen von den US Virgin Islands bis Dominica, die zu Puerto Rico gehörende Spanish Virgin Islands Isla de Vieques und Culebra werden aber nicht dazu gezählt.
Demgegenüber sind die Windward Islands der südliche Teil der kleinen Antillen von Martinique (manchmal sogar von Dominica) bis Grenada einschließlich des etwas weiter östlich liegenden Barbados. Allerdings: die zu Trinidad und Tobago gehörenden Inseln ebenso wie die vor Venezuela liegenden Inseln und die ABC-Inseln werden nicht zu den Windward Islands gezählt.
Und ganz besonders gemein: obwohl das sprachlich so nahe zu liegen scheint, ist der deutsche Begriff der Inseln über dem Winde wiederum anders definiert, er beinhaltet sowohl Leeward Islands als auch Windward Islands.
Sein Gegenbegriff sind vielmehr die Inseln unter dem Winde, nämlich die vor der Nordküste Venezuelas liegende Inseln von Isla Margarita im Osten bis Aruba im Westen. Trinidad und Tobago werden nicht dazu gezählt, meist jedoch das viel weiter nördlich liegende (aber zu Venezuela gehörende) Aves. Um es komplett konfus zu machen, heißen diese Inseln auf englisch „Leeward Antilles“, auch das wieder eine etwas unglückliche Abgrenzung gegenüber den Leeward Islands.
Demgegenüber entsprechen immerhin die „Greater Antilles“ den Großen Antillen“ und die „Lesser Antilles“ den kleinen Antillen.
Und dann sind da noch die Lucayen (Lucayan Archipelago), sie fassen die flachen Koralleneilande der nördlich der großen Antillen gelegenen Turks- und Caicos Inseln sowie der Bahamas zusammen und werden zur Karibik gezählt, obwohl der nördliche Teil der Bahamas schon jenseits des Wendekreises des Krebses und damit außerhalb der Tropen liegt.
Schließlich: als Westindische Inseln oder englisch Westindies bezeichnet man die Kleinen und Großen Antillen plus Lucayen.
Verwirrt? Wir auch.
Wohin denn nun? Klar ist aber jedenfalls schon mal, dass die Karibik groß und vielfältig ist und wir noch viel zu entdecken haben. Sehr viel!
Deltaville gefällt uns gut. Schöne geschützte Bucht, die auch zu Ankerliegern freundliche Marina, vor allem aber: nette Langfahrercommunity. Wir treffen drei Boote wieder, mit denen wir vorher schon Kontakt hatten (Arcadia 🇩🇪 , Worlddancer II 🇩🇪 und Alisara 🇬🇧 ), wir lernen natürlich auch neue kennen, hören interessante Geschichten, bekommen Tips, können ab und zu sogar selbst einen Tip geben, obwohl wir mit „nur“ einem Jahr Leben an Bord meist die Frischlinge sind.
Aber nach ein paar Tagen zieht es uns trotzdem weiter, schließlich wollen in Annapolis unsere Freunde Greg und Michael an Bord kommen und wir möchten auf der Strecke dort hinauf verschiedene Ecken der Chesapeake Bay kennenlernen und nicht hetzen.
Als nächsten Ankerplatz haben wir uns Reedville ausgesucht. Ein kleines Stück den Great Wicomico River hinauf und dann am Nordufer in den Cockrell Creek hinein. Das historische Fischerörtchen ist laut Törnführer ein „Must-visit-Port“ und bietet auch mehrere gute Ankerplätze.
Flora vor dem kleinen Creek, der zum Museumshafen führt. Die Main Street läuft einmal quer durch das Bild und ja, sie ist auch kaum länger.
Die Hauptstraße verläuft auf einem Landrücken zwischen den Creekausläufern „East Fork“ und „North Fork“, so dass sich auf beiden Seiten Wassergrundstücke befinden. Bebaut sind sie mit überwiegend historischen Wohnhäusern, die die verschiedenen Stilepochen der letzten anderthalb Jahrhunderte wie in einem Prospekt aufblättern, große Villen ebenso wie einfache Landhäuser. Dazwischen eine kleine, noch in Betrieb befindliche Holzbootwerft. Unübersehbar steht der 4. Juli und damit der Nationalfeiertag bevor, Flaggen und Girlanden finden sich fast überall zuhauf.
Die beiden Restaurants und auch das Eiscafé sind wohl covidbedingt nur am Wochenende geöffnet, also bleibt es bei einem Bummel durch den Ort. Auch das Fischereimuseum, dessen Steg auch als Dinghydock dient, ist leider geschlossen.
Steg des Fischereimuseums
Fischerei und Fischverarbeitung prägen aber den Ort noch heute. Eine große Flotte von Menhaden-Fischkuttern liegt rund um die „Omega-Protein“-Fischfabrik am Eingang des Creeks. Das sind sehr spezielle Fischereischiffe, die zwei kleinere Tochterboote am Heck transportieren. Mit denen wird ein Ringnetz um die Schwarmfische herum ausgebracht und dann auf den Großen Kutter gehievt. Der Name Omega-Protein verrät schon viel. Dem kleinen, mit dem Hering verwandte Menhaden-Fisch wird nämlich nicht wegen Schmackhaftigkeit nachgestellt, er ist fettig und sehr grätenreich. Statt als Speisefisch wird er zu Omega-3-Fischöl oder noch profaner zu Fischmehl verarbeitet. Das funktioniert offenbar nicht ganz geruchsfrei, aber wegen der Windrichtung ziehen nur selten Schwaden mit Fischmehl-Odor über unseren Ankerplatz und den Ort.
Das Morgenbad am Ankerplatz allerdings breche ich schon ab, bevor die Fußspitze das Wasser berührt, eine Vielzahl kleiner Quallen zieht rund ums Boot. Rippenquallen und Löwenmähnenquallen (=gelbe Feuerquallen), bäh. Dabei ist es sonst so schön hier.
Dann doch lieber los, schließlich ist Segelwind (allerdings aus Nord) und wir wollen heute Virginia verlassen und eine Ankerbucht auf der nördlichen Seite des Potomac, also in Maryland suchen. Der Wechsel des Bundesstaates bedeutet aber auch, dass wir die CBP (Coast and Border Protection) in Maryland einmalig über unseren Törnfortschritt und den Eintritt in ihr Zuständigkeitsgebiet informieren müssen. Also Anruf bei der Zentrale in Baltimore, durchstellenlassen zum Officer on Duty. Der muss erst ein paar Kollegen fragen, holt dann ein paar Daten zu Boot, Kapitän und Cruising Licence ein, fertig. Er ermahnt uns aber, das Procedere in jedem anderen Bundesstaat zu wiederholen. Ja, wissen wir. Auch, dass die Strafgebühren sonst heftig wären. Aber wir haben ja jetzt auch erfahren, wie problemlos das System zu funktionieren scheint.
Fein ist, dass wir bisher an jedem Segeltag hier in der Chesapeake Bay Delfine gesehen haben. Meist nur in einiger Entfernung, aber immerhin, damit hatten wir so gar nicht gerechnet. Schon jetzt sind es jedenfalls mehr, als wir in der Karibik beobachten konnten (o.k., dafür hatten wir da ein paar Mal Wale).
Und überhaupt, wer wollte sich beschweren, wenn er so den breiten Potomac hinaufsegeln darf.