Schluss mit der Segler-Einsamkeit, wir fahren in die große Stadt. Immerhin rund 1.400 Einwohner hat Georgetown. Da sich rund 70 % der Gesamtbevölkerung der Bahamas (knapp 400.000) in und um Nassau auf der Insel New Providence konzentrieren, zählt Georgetown damit schon zu dem knappen Dutzend anderer großer Städte mit über 1.000 Einwohnern. Und sie ist der Hauptort des Distrikts Exuma. Wir sehen praktisch täglich ein Versorgungsschiff hinter dem Ankerfeld durchziehen, es gibt gleich zwei kleine Supermärkte, verschiedene Schiffsausrüster, drei Gemüsehändler an der Straße, eine Tankstelle, einen Tauchshop und mehrere Bars, Cafés und Restaurants. Fast schon eine Metropole. 😉

Der Hauptankerplatz liegt allerdings gegenüber der Stadt bei der langgestreckten Insel Stocking Island, die östlich vorgelagert quasi einen geschützten Kanal bildet. Wobei das relativ ist, die Dinghyfahten zum Einkaufen und Tauchflaschen füllen gestalten sich wellig und ziemlich feucht.

Durch eine kleine Einfahrt geht es in mit dem Dinghy auf den Lake Victoria, um den herum das Zentrum des Städtchens liegt.

Jetzt um Vollmond herum haben wir hier etwa einen Meter Tidenhub, so dass das Wasser häufig mit viel Strömung durch die Enge strömt, bis zu einem Meter Welle kann hier bei Wind gegen Strömung stehen. Wir kommen trotz mal wieder sprotzendem Dinghymotor gut durch und erledigen unsere Einkäufe. Wider Erwarten ist das Gemüse gut und auch nicht allzu teuer, manche andere Artikel entsprechen eher dem Bahamas-Klischee. Laktosefreie Milch z.B. kostet 9$ für die halbe Gallone (1,89 Liter). Angelköder liegen im Schnitt auch beim Doppelten des Preises, den wir etwa auf Antigua bezahlt haben. Man muss halt im Einzelnen schauen.

Für den Müll der Segler gibt es eine karibisch praktische Lösung: gleich neben dem Dinghysteg steht in Kleinlastwagen. Im Fenster auf der Fahrerseite hängt die Preisliste. Das Geld wird durch das einen Schlitz geöffnete Fenster geworfen, auf dem Fahrersitz häufen sich die Dollarscheine.

Auf Stocking Island statten wir dem rustikalen „Chat ‘N’ Chill“-Strandclub einen Besuch ab, zum Sundowner, jedenfalls aber zum sonntäglichen Spanferkelessen (Pig Roast) findet sich hier ein Großteil der Seglergemeinschaft ein.


Noch besser allerdings gefallen uns die Sundowner im kleinen Kreis am Strand oder auf den Booten und die schönen Wanderungen auf Stocking Island. Hinauf zum Obelisken auf dem Hügel über der Bucht, von wo aus wir einen schönen Blick über den Ankerplatz in der Monument Bay haben. Von hier oben kann man auch die großen Schriftzüge mit den Schiffsnamen erkennen, die hier viele Crews aus Steinen gelegt haben.

Die hier ein verbreiteten Fächerpalmen sind auf der Leeseite neben niedrigem Buschwerk mit Kiefern durchsetzt, ein kräftiger Sommergeruch liegt in der Luft. Auf der Luvseite der Insel dagegen dominiert zwischen den Fächerpalmen das großblättrige Seagrape.



Die Früchte sehen, wenn sie erst mal reif sind, tatsächlich fast aus wie Trauben. Sie sind essbar, man kann auch Marmelade und sogar Wein daraus herstellen. Meist allerdings bedienen sich nur die Vögel 😉.
Wie in den Ragged Islands ist auch hier die See an der Ostseite der Insel rauher, die Wellen des Atlantik branden ans Ufer. Hier auf Stocking Island treffen sie allerdings nicht auf eine steinige Korallenfelsküste, sondern rollen über das Riff an den breiten und fast menschenleeren kilometerlangen Sandstrand. Wie auf der anderen Seite der Insel auch ist der Strand wunderbar feinsandig, fast samtig unter den Füßen, zumal sich so gut wie keine Steinchen oder Muscheln in ihm finden.


Zum Glück wird offenbar auch deutlich weniger Müll angeschwemmt, der sich auf der Luvseite der Raggeds in so erschütternder Menge jenseits der Hochwassermarke findet. Somit verstärkt sich die Vermutung, dass tatsächlich ein großer Teil der dortigen Strandverunreinigungen von der Strömung aus den großen Antillen, insbesondere Hispaniola herübergetragen und angespült wird während es hier weiter nördlich auch auf den Luvstränden erheblich sauberer bleibt.
