Nach den Erfahrungen mit Pack Creek wollen wir uns das Anan Wildlife Observatory nicht entgehen lassen. Wie in Pack Creek bietet sich hier die Gelegenheit, wilde Bären in ihren natürlichen Habitat zu beobachten. Hier ist sogar eine der wenigen Gelegenheiten, gleichzeitig Grizzlybären und Schwarzbären im selben Fluss fischen zu sehen. Auch im Anan Wildlife Observatory sind Ranger stationiert, allerdings nur bis zum 25. August. Danach (also jetzt) ist man auf sich allein gestellt. Die Chance auf Bären ist trotzdem noch gut, zumal die Lachse in diesem Jahr später ziehen und deshalb noch unterwegs sind. Entsprechend werden auch immer noch Speedboat-Touren von Wrangell nach Anan angeboten.
Wir entscheiden uns allerdings dafür, mit Flora vor dem Anan Creek zu ankern. Nicht ganz trivial, weil der Ankergrund dort steil abfällt, aber das Wetter ist ruhig angesagt und wir können den Ankerplatz (mit Ankeralarm und zusätzlichem Tiefenalarm) am Abend und in der Nacht ausgiebig testen, bevor wir Flora am nächsten Morgen für die Wanderung zum Beobachtungspunkt allein lassen.
Ruhiges Wetter heißt nicht zwingend schönes Wetter: es regnet mal wieder im Regenwald 😉
Die Wanderung ist trotzdem schön, aber: Bären lassen sich leider nicht blicken. Weder Grizzlybären noch Schwarzbären. Wir warten lange, aber vergeblich. Vielleicht wissen die Bären mehr als wir, etwa, dass der durch den Regen stark angeschwollene Fluss jetzt für die Lachse zu reißend ist oder dass sie sich dadurch heute nicht so leicht fangen lassen.
Was wir allerdings in großer Zahl zu sehen bekommen sind Adler. Nicht nur DER tägliche Weißkopfseeadler, In dieser Häufung hatten wir sie noch nie. Die Bäume, die Felsen am Ufer, der Strand: Alles voller Weißkopfseeadler. Nicht alle sind leicht als solche zu erkennen, denn erst mit 5 Jahren hat ihr Federkleid die schlicht dunkle Farbe mit weißem Kopf und Schwanz. Bei den ganz jungen Vögeln weisen noch nicht einmal der Schnabel und die Füße die später so markant gelbe Farbe auf.
Groß sind die Vögel trotzdem schon. Auf den Bildern geht das leicht unter, weil die Dimension zum Vergleich fehlt. Deshalb hier ein Bild noch aus der Adlerpflegestation in Sitka: Wiebke steht vor der originalgroßen Abbildung eines Osprey (Fischadler), darüber der Golden Eagle und darüber der Bald Eagle (Weißkopfseeadler)!
Zurück zum Anan Creek: Mindestens 13 von ihnen verstecken sich auf diesem Bild:
Für die nächsten Tage sieht es nach ziemlich viel Wind aus, da müssen wir uns einen geschützteren Platz wählen. Wir entscheiden uns für Meyer‘s Chuck, das bringt uns auch ein Stück weiter nach Süden, schließlich sollten wir uns so langsam mal auf den Abschied von Alaska vorbereiten.
Auf dem Weg zum Naturhafen von Meyer‘s Chuck bekommt Wiebke gleich mehrere Geburtstagsgeschenke (nach hiesiger Zeit vorgezogen, nach deutscher Zeit aber pünktlich). Zunächst sehen wir diverse Regenbögen, darunter wieder einen ganz flachen (wie entstehen die eigentlich?) und einen extrem farbintensiven.
Dann gibts zur Abwechslung mal guten Segelwind (in Alaska bisher eine Rarität).
Und last not least: als wir gerade einen Angelstop auf einem Untersee-Plateau machen wollen, tauchen nur zwei Bootslängen entfernt Buckelwale auf und veranstalteten ihre „hier fischen wir“-Show.
So nah, dass wir in ihrem weit aufgerissenen Maul nicht nur die Barten und Zunge oder Gaumen erkennen können, sondern in der Gischt daneben sogar die wenigen kleinen Fische, die ihrem Keschereinsatz noch gerade entkommen sind und auf die sich deshalb gleich die schon über den Walen kreisenden Möven stürzen.
Was für eine Show! Wir sehen praktisch jeden Tag Buckelwale und bereitet uns jedes Mal eine große Freude, aber so hatten wir das noch nicht.
Auf unserem Weg durch den Frederick Sound zeigen uns zunächst einzelne Wale einen Blas oder ab und zu mal (bevor sie tief abtauchen) eine Fluke. Dann aber tauchen vor uns die Rückenflossen von mindestens 10 Walen gleichzeitig auf, weitere folgen in kurzem Abstand. Dann die Fluken und sie sind alle weg.
Rechts im Hintergrund der 2.767 m hohe „Devils Thumb“, so steil, dass kein Schnee darauf zu haften scheint
Da wird doch wohl – da könnte doch … Wir lassen Flora mit laufendem Motor treiben und warten ab. Dann beginnt das Spektakel. Ein Stück voraus scheint das Wasser zu kochen, Möven kreisen darüber. Und dann schieẞen die Wale in diesem Kreis mit weit geöffnetem Maul dicht an dicht gedrängt in die Höhe: Bubble-Net-Feeding!
Gleich mehrfach dürfen wir eine Gruppe von 15 bis 20 Buckelwalen bei dieser ganz besonderen, aufwändig koordinierten Jagdtechnik beobachten. Die Wale treiben einen großen Schwarm von Beutefischen zusammen und lassen dann aus ihren Atemlöchern – choreografiert von einem Leittier – einen dichten kreisförmigen Vorhang aus Luftblasen entweichen. Aus dem so gebildeten Kessel können die Beutetiere nicht mehr fliehen und die Walgruppe stößt nun mit aufgerissenen Mäulern gemeinsam nach oben.
Zig Tonnen Wasser kann ein einzelner Buckelwal dabei filtern, spezielle Falten im Unterkiefer sorgen für extra Volumen. Diese Wale haben keine Zähne und können ihre Beute nicht zerkleinern. Durch ihren Schlund passen nur Fische, die maximal einen Durchmesser einer Pampelmuse haben. Mit ihren Barten seihen sie diese Beute aus dem Wasser, größerer Fang wird einfach wieder ausgespuckt.
Fasziniert beobachten wir das Bubble-Net-Feeding, wieder und wieder. Irgendwann löst sich die Gruppe dann auf und die Wale schwimmen in verschiedene Richtungen auseinander. Einige scheinen (zum Glück in einiger Entfernung) Freudensprünge zu vollführen und wuchten ihren massigen Körper mehrfach ganz aus dem Wasser.
Andere schwimmen dicht an uns vorbei und tauchen dann ab, wie um uns Zuschauern zum Abschied noch einmal huldvoll mit der Fluke zuzuwinken.
Danke für die Vorführung und den Platz in der ersten Reihe!
Etwa 27 sm sind es von Edgartown auf Martha´s Vineyard nach Nantucket, dem einzigen Ort in den USA, bei dem Stadt, County (Landkreis) und Insel gleich heißen. 27 sm zwischen der Insel, auf der “Der Weiße Hai” gedreht wurde und der, wo der Autor Beter Benchley lebte und seinen zugrunde liegenden Roman schrieb. Für uns wird die Strecke etwas weiter, denn wir müssen gegen den Wind aufkreuzen. Da ist bei dem herrschenden herrlichen Segelwetter allerdings ein Vergnügen, trotz der zahlreichen Flachs, auf die wir bei unseren Schläge aufpassen müssen.
Was erwartet uns auf/in Nantucket? Ein alter Walfangort, das haben wir aufgeschnappt. Ein anderer, bekannterer Autor namens Herman Melville wird präsent sein, schließlich heuerte er hier erstmals auf einem Walfangschiff an und ließ hier auch den Ich-Erzähler Ismael an Bord der Pequod von Kapitän Ahab gehen als er in seinem großen Roman Moby Dick (Der weiße Wal) sowohl eigene Erlebnisse als auch das tragische Schicksal des Walfangschiffes Essex verarbeitete. Und sonst? Wir stellen es uns beschaulicher, kleiner, weniger exclusiv als das schicke Martha`s Vineyard vor. Das letztere erweist sich als nicht richtig 😉.
Zunächst mal, die Ansteuerung und der Naturhafen selbst weisen einige Ähnlichkeit auf. Dann aber kommt Nantucket grauer daher, statt der weißen Kapitänshäuser in Edgartown säumen fast nur mit edel ergrauten Holzschindeln verkleidete Häuser die Hafenfront.
Wir lernen aber schnell, dass das der Exklusivität keinen Abbruch tut. Nicht nur sind die Bojenpreise mit 95 Dollar pro Nacht doppelt so hoch wie noch in Edgartown, auch mehrere Superyachten an der Pier geben einen gar nicht mal so dezenten Hinweis.
Trotzdem: Nantucket zieht auch uns sofort in seinen Bann. „Das weit entfernte Land“, so die Bedeutung des Namens in der Sprache der Wampanoag-Indianer, hat aus seiner relativen Abgelegenheit früh eine Tugend gemacht und sich ab etwa dem Jahr 1700 auf den Walfang konzentriert, sich bis in das 19. Jahrhundert hinein zur Walfanghauptstadt der Welt entwickelt und damit großen Wohlstand auf die kleine Insel gebracht. Heute ist Nantucket Seebad und Erholungsort, die Immobilienpreise übersteigen die von Martha´s Vineyard nochmal deutlich (wir haben kaum ein Haus unter 3 Mio. Dollar gesehen!) und wirkt trotzdem zumeist eher historisch schmuck als stylisch aufgehübscht.
Das setzt sich in den Details fort. Viele der Dachrinnen der alten holzverkleideten Gebäude sind ebenfalls aus Holz, wenn auch meist weiß lackiert und daher nicht so gut zu erkennen wie hier:
Diverse Straßen in der Stadt weisen altes Kopfsteinpflaster auf, wobei zumeist die Steine als Ballaststeine auf den Segelschiffen hierher gelangt sein sollen. Jedenfalls wird auch das Pflaster originalgetreu und aufwändig instand gehalten.
Ein weiteres Detail: die alte Apotheke kommt nicht nur optisch historisch daher, sondern hat in ihrem Inneren auch heute noch einen „Soda Fountain Food Counter“, bietet also Frühstück und Lunch an, früher gerne auch mit Kokain und Koffein erstellte Getränke gegen Kopfschmerzen (so entstand ursprünglich Coca Cola beim Apotheker John Pemberton in Atlanta). Eigentlich wird am Tresen verzehrt, wie es ehedem eben in (amerikanischen) Apotheken üblich war, nur jetzt in Covid-Zeiten lediglich To-go.
Schade auch, dass Corona selbst unser Frühstück in dem kleinen netten „Corner Table“-Café in ein Selbstbedienungs-Plastikorgien-Bagelbasteln auf der schönen Gartenterrasse des Cafés verwandelt (lecker ist es trotzdem).
Verwöhnt werden wir dafür mit herrlich altmodischen Shops wie dem Schiffsausrüster „Brant Point Marine“ (von außen und zum Hindurchschauen)
sowie in der liebenswerten kleinen Buchhandlung an der Main Street, wer würde hier nicht ein bisschen stöbern wollen:
Natürlich darf in der (zum Glück ehemaligen) Welthauptstadt des Walfangs ein Walfangmuseum nicht fehlen und anders als so viele andere Museen ist das kleine aber gut gemachte Whaling Museum sogar trotz Covid geöffnet.
Neben dem eigentlichen Walfang (Schwerpunkt: Pottwalfang von Nantucket aus) setzt es sich auch mit den damit zusammenhängenden Themen wie der Scrimshaw-Gravur auf Pottwahlzähnen sowie sozialen Aspekten auseinander, etwa dass die Verdingung auf Walfangschiffen eine der wenigen Möglichkeiten für Nicht-Weiße war, ungefähr die gleiche Bezahlung wie Weiße zu erhalten. Nicht nur auf der beispielhaft angeführten fiktiven Pequod in Moby Dick waren Walfangcrews oft ausgesprochen divers zusammengesetzt.
Außerdem punktet das Museum mit einer Dachterrasse, von der man den Ort und Teile der Bucht überblicken kann, selbst die Flora können wir genau in der Lücke zwischen zwei Dächern erspähen.
Hoch über dem Museum weht als gut zwei Meter große Windfahne – na klar – ein Pottwal.
“Thar she blows!”
Überhaupt findet sich der Leviathan überall im Ort, mal als Allegorie auf sehr einseitiges besessenes Streben, als Meditation über Amerika (auch so kann “Moby Dick / or, The Whale” gelesen werden, wohl nicht zufällig hat Melville auf der ersten Seite seines Romans ein von Kommerz umgebenes Manhattan beschrieben), mal groß, mal ganz klein als Türklopfer, mal deutlich erkennbar, mal monsterhaft verfremdet.
Die Spiegelungen auf den Türen kommen übrigens von den hier in Neuengland häufig vor den eigentlichen Haustüren angebrachten (oft zumindest teilweise gläserernen) „Stormdoors“ bzw. „Screendoors“.
Aber nicht nur die Vergangenheit des Ortes wird künstlerisch kreativ aufgearbeitet, auch die Gegenwart als entspanntes Seebad findet sich motivisch wieder. Zum Beispiel so:
Zur Eindämmung des Coronavirus werden auch hier in der Karibik allenthalben Maßnahmen getroffen, allerdings – wie in Europa auch – nicht in allen Staaten gleichzeitig. Da hier in den kleinen Antillen fast jede größere Insel ein eigener Staat ist, führt das zu einem Flickenteppich von sich in schneller Folge verändernden (=derzeit: verschärfenden) Regularien für die Segler, die sich zwischen den Inseln bewegen.
Verständlicherweise sind die Auswirkungen auf Segler nicht das Allererste, was beim Erlass neuer Regelungen in den Sinn kommt oder geprüft wird. Ist eine Regelung zur Corona-Eindämmung aber erstmal getroffen, wird sie von den ausführenden Oganen/Behörden in der Regel mit Vehemenz umgesetzt, auch das ist vor dem Hintergrund einer Pandemie nur zu verständlich. Es führt allerdings in manchen Fällen zu nur schwer verdaulichen Situationen, wenn etwa einem Segler trotz schlechten Wetters und rauer See das Anlegen in einem Hafen des Landes verwehrt wird, in dem er sich schon längere Zeit bewegt (so geschehen auf Madeira) oder nach tagelanger Fahrt (von den Kanaren nach Marokko) das Schiff mit Maschinenpistole im Anschlag zur Umkehr gezwungen wird.
In solche Situationen möchten wir natürlich nicht kommen. Auch hier in den kleinen Antillen werden zunehmend Grenzen geschlossen, Häfen gesperrt, beim Einreisen 14tägige Quarantäne vorgeschrieben, Ausgangssperren verhängt, dem Vernehmen nach z.T. sogar Ankerplätze geräumt (z.B. Îles des Saintes oder Bequia).
Nachdem sich in den letzten Tagen die Situation immer unübersichtlicher gestaltete, hatten wir für uns drei Länder als mögliche Fixpunkte herausgesucht, in denen wir die weitere Entwicklung in Ruhe beobachten könnten. Zunächst einmal Antigua und Barbuda 🇦🇬 , in dem wir seit Anfang des Monats einklariert sind, darüber hinaus Guadeloupe 🇫🇷 und Sint Maarten 🇸🇽 / St. Martin 🇫🇷, die beide mit einer längeren Tagesfahrt erreichbar gewesen wären. Allerdings: bei Guadeloupe und St. Martin zeichnete sich wegen der Anbindung an Frankreich früh ab, das die in Frankreich getroffenen strikten Maßnahmen auch hierhin ausstrahlen würden. Und tatsächlich: dort wie auch im holländisch geprägten Sint Maarten ist die Einreise für neu ankommende Schiffe inzwischen seit dem 18. März nicht mehr möglich. Wäre unglücklich gewesen, wenn man sich dorthin auf den Weg gemacht hätte und nicht rechtzeitig vor Schließung angekommen wäre.
Wir bleiben also hier in Antigua und Barbuda. Vor gut einer Woche, am 12. März, hatte ich ja schon mal zitiert: „If you’re gonna get stuck, get stuck somewhere nice“. Und „nice“ ist es hier allemal. Es gibt zwar Restriktionen, einklariert werden kann nur noch in der Hauptstadt St. John’s, aber die Bewegungsfreiheit im Land ist bisher nicht eingeschränkt. Wir können also zwischen den Ankerplätzen hin und her wechseln.
Und das machen wir auch: zuletzt in Barbuda am Cocoa Point Anchorage verholen wir uns etwas weiter nördlich in die Low Bay (wieder vor Anker) und machen von dort aus einen geführten Ausflug in das Vogelschutzgebiet im Norden der großen Insellagune.
Links Ankerplatz, rechts Lagune. Hurrikan Irma hat diese Dinghydurchfahrt in die westliche Nehrung gerissen, die sich aber bereits langsam wieder schließt.
Guide George holt uns mit einem flachgehenden Boot ab und bringt uns in das Schutzgebiet. Auch diese von den Fregattvögeln als Brutgebiet geschätzte Mangrovenlandschaft wurde von Irma schwer getroffen. Sie erholt sich aber und auch die Zahl der dort lebenden Fregattvögel nimmt erstaunlich schnell wieder zu.
Die Wucht des Hurrikans und auch das Schließen der durch ihn verursachten Wunden werden deutlich an diesem (gefüllten) Seecontainer, den Irma rund zwei Meilen durch die Luft schleuderte und der heute fast schon von Magroven überwuchert ist.
Etwas weiter zeigen sich dann auch die Fregattvögel. In der Balz versuchen die geschlechtsreifen Männchen die Weibchen durch Aufblasen ihres roten Kehlsacks zu beeindrucken.
Eigentlich ist die Zeit dafür schon vorbei, längst hocken bereits flaumige, gar nicht mehr kleine Federknäuel in den Mangrovennestern. Aber die übrig gebliebenen Junggesellen werfen sich trotzdem noch mächtig in Schale, aus der Entfernung wirkt es gelegentlich, als seien Luftballons 🎈 in den Büschen hängen geblieben.
Fregattvögel sind riesig, ihre Flügelspannweite kann über 2,40 m erreichen. Dabei sind sie im Verhältnis zu ihrer Größe die leichtesten Vögel überhaupt. Ihre Beute fangen sie im Flug, wobei sie – wenn sie selbst jagen – selten mehr als mit dem Schnabel oder höchstens Kopf ins Wasser tauchen. Mit gutem Grund: ihr Gefieder ist nur unzureichend wasserdicht. Sind sie zu lange im Wasser saugt es sich voll und sie können kaum noch starten. Auch das sehen wir auf unserer Exkursion, wobei das Wiederaufsteigen in die Lüfte dann doch noch klappt, aber erst nachdem unser Guide schon begonnen hat, zu einem Rettungsversuch anzusetzen.
Der fast ausgewachsene, aber noch nicht geschlechtsreife Jungvogel (erkennbar am weißen Kopf) hat große Mühe wieder in die Luft zu kommen.
Der Name Fregattvögel kommt übrigens von einer weiteren Eigenart bei der Nahrungsbeschaffung, die an die Überfälle der Kriegsschiffe erinnern mag. Die sehr wendigen Fregattvögel bedrängen andere Vögel im Flug so sehr, bis diese ihre eigene Beute fallen lassen, die der Fregattvogel dann dann oft noch im Flug auffängt.
Am Tag nach dieser für uns eindrucksvollen Exkursion segeln wir wieder nach Süden, zurück in den Westen von Antigua nach Jolly Harbor. Der Grund hierfür ist vorrangig, dass wir zum einen die weitere Entwicklung in Sachen Corona von einem Ort mit guter Versorgungslage beobachten wollen. Das betrifft einerseits den Proviant: wir sind gut ausgerüstet, stocken aber vor allem noch frische Lebensmittel wie Milch, Käse, Obst und Gemüse auf. Zum Anderen ist unsere in Spanien gekaufte 11kg-Gasflasche jetzt doch mal leer. Wir haben zwar noch eine griechische 10 kg-Flasche in Reserve, aber der notwendige „Adapter # 2“ (zwischen deutschem Druckminderer und griechischer Flasche ist nicht auffindbar. Grrr. Wir hatten ihn ausgeliehen, glauben aber eigentlich ihn wiederbekommen zu haben. Nur ist er jedenfalls nicht da, wo wir bisher überall gesucht haben. Kochen können wir trotzdem: erstmalig kommt unser Backup, eine elektrische Induktionskochplatte zum Einsatz und bewährt sich dabei gut, wobei sie allerdings über den Inverter betrieben mächtig viel Strom aus unseren Batterien saugt, wenn wir nicht nur unseren Morgenmokka zubereiten.
Der Törn hinunter nach Jolly Harbor bietet uns 30 sm wunderschönes Segeln und zwei dicke Überraschungen: erst fange ich an einem Köder zwei Jackfische gleichzeitig (und danach nur noch Sargassum).
Und dann besucht uns ein Wal. Er taucht nur 5 m neben der Flora auf, erfreut und erschreckt uns etwas mit seinem Blas, lässt sich dann aber zurückfallen und zeigt sich hinter uns noch zwei weitere Male. Er ist groß, aber wir können die Art nicht sicher bestimmen 😔. Kann jemand aushelfen?
Und wie geht’s weiter? In Antigua & Barbuda sind bisher die Geschäfte weiter geöffnet, es gibt (noch?) keine Ausgangssperre, der Supermarkt ist gut sortiert und ohne größere Regallücken. Es gibt einen Budget-Marine (Yachtausrüster), wir können also auch gut am Boot basteln. Internetempfang ist in Ordnung, was unserem gesteigerten Informationsbedürfnis in Corona-Zeiten sehr entgegenkommt und uns auch über WhatsApp-Telefonate mit den Lieben daheim und unseren Freunden in anderen Teilen der Welt verbindet. Hier bleiben wir erstmal ein bisschen und vielleicht (wenn das dann noch möglich sein sollte) verholen wir uns nach einiger Zeit wieder in eine ruhigere Ankerbucht. Menschenansammlungen, wie wir sie noch vor einer Woche auf Shirley Heights in English Harbor hatten, würden wir jetzt eher meiden. In kleinem Rahmen bleiben wir aber in Kontakt mit den befreundeten Seglern anderer Boote. Unabhängig von den jeweiligen ursprünglichen Plänen sind wir alle konfrontiert mit der Pandemie und ihren noch immer unklaren Auswirkungen, der Ungewissheit, welche Reisewege bis zum Beginn der Hurrikansaison wieder offen sein werden oder versperrt bleiben, vor allem aber Sorge um die Angehörigen und Freunde daheim. Bleibt gesund!
Herrliches Segeln von Guadeloupe 🇬🇵 nach Antigua 🇦🇬 , vorbei an Montserrat 🇲🇸 mit seinem vor sich hindampfenden Vulkan. Zwar geht uns kein Fisch an die Angel, aber das Meer beschenkt uns trotzdem. O.k., das Sargassum, das alle Nase lang vom Angelhaken entfernt werden möchte, das hätten wir eigentlich nicht vermisst.
Aber das große Geschenk zusätzlich zum schönen Segeltag macht sich mit einer kleinen Atemwolke in etwas Entfernung erstmals sichtbar und kommt dann immer näher. Eine ganze Schule Pottwale zieht in aller Ruhe auf die Flora zu und nur etwa eine Bootslänge hinter unserem Heck durch, augenscheinlich ohne uns weiter zu beachten. Ganz anders wir: wir sind völlig aufgeregt als sich diese ruhigen Riesen zeigen, wobei wir eigentlich nur die Rücken und gelegentlich die Kopfoberseiten und den charakteristischen buschigen Blas nach schräg links sehen. Die Pottwale bleiben auch beim Weiterziehen nah an der Oberfläche und tauchen nicht tief ab, weshalb wir ihre Fluken leider nicht zu Gesicht bekommen und auch die Größe schwer zu schätzen ist. Über 10 m sind es bei den meisten von ihnen allemal. Aber auch so sind wir jedenfalls schwer beeindruckt und beglückt von dieser Begegnung.
Wir sind inzwischen in Antigua angekommen und haben hier in Jolly Harbour einklariert. Dafür haben wir vorher online auf http://www.eSeaClear.com alle Daten des Bootes und der Crew übermittelt. Man bekommt dann per Email eine ESeaClear-ID und mit dieser Nummer kann dann beim Zoll (Customs) vereinfacht einklariert werden. Insbesondere soll es dann laut Revierführer Doyle möglich sein, nicht mit dem Schiff am Zollsteg festmachen zu müssen, sondern vor dem Hafen vor Anker zu gehen und mit dem Dinghy einzuklarieren. Und so haben wir es auch gemacht. Allerdings steht im Zollbüro ein Computer, mit dem ansonsten ebenfalls eine eSeaClear-Anmeldung durch den Einklarierenden gemacht werden muss, ich bin deshalb nicht sicher, ob das mit der Notwendigkeit des Vorführens am Zollsteg noch stimmen würde. In jedem Fall hat es bei mir mit dem Dinghy funktioniert. Ein bisschen Warterei bei den notwendigen vier Besuchen in den drei beteiligten Behörden, die aber nebeneinander im gleichen Gebäude untergebracht sind, wobei das Warten auf Bürostühlen auf der Veranda vor den kleinen Büros erfolgt. Geselliger Nebeneffekt: man kommt gleich mit anderen Seglern ins Gespräch. Customs, Immigration, wieder Customs, dann Port Authority, so ist das abzuarbeiten. Letztere Behörde stellt dann gegen Zahlung von 40 EC$ (etwa 15 €) ein für einen Monat gültiges Cruising Permit aus und uns damit das Befahren der Gewässer von Antigua & Barbuda 🇦🇬 offiziell erlaubt. Und da freuen wir uns drauf.