Saludu Sadigna. Ciao Italia.

Von Carloforte aus haben wir heute Mittag einen kurzen Segelschlag hinauf zur Isola Piana gemacht. Der Grund war, das wir uns oben am Kap von San Pietro selbst ein Bild von Wind und Welle machen wollten, die uns draußen erwartet.

Wir sind ein bisschen nervös, wie immer vor einem längeren Schlag. Hinüber nach Mahon auf Menorca sind es etwa 200 sm, also etwa 36 Stunden Fahrt. Wenn der Wind mitspielt. Genau das ist nicht ganz klar, wir werden wohl auf jeden Fall mit drehendem und auch etwas stärkerem Wind zu tun haben.

Wenn wir aber länger warten, kommen Flauten dazwischen. Und wenn wir noch länger warten, bestimmt auch wieder Mistral. Wir haben zwei für uns einigermaßen passende Wetterfenster ausgemacht: entweder heute Abend los oder morgen ganz früh. Die Entscheidung wollen wir hier am Ankerplatz treffen, die in Privatbesitz befindliche Insel Piana ist mit einem recht großen Langzeithotel bebaut (von der Bootshöhe aus sieht man aber überwiegen niedrige Häuser, die sich hinter die Palmen ducken. Das Hotel bietet sogar einen kleinen Hafen, aber wir liegen hier wieder einmal wunderschön und ruhig am Haken auf diesmal 5 m Wassertiefe. Bis auf ein kleines Badeboot haben sich die anderen Ankerlieger inzwischen schon wieder davon gemacht.

Und das tun wir jetzt auch. Nachdem wir mit Sizilien und Sardinien die beiden mit Abstand größten Inseln des Mittelmeeres besucht haben, soll es jetzt weiter auf die Balearen gehen, wir freuen uns auf ein neues Land.

Spanien 🇪🇸, wir kommen.

Carloforte

Eigentlich hätte es nur eine ganz kurze Stipvisite werden sollen. Wenn man wie wir aus dem Süden Sardiniens kommt, bietet sich Carloforte auf der westlich vorgelagerten Insel San Pietro als Absprunghafen für den längeren Törn nach Menorca an. Und das Wetterfenster sah gut aus: beim früh morgendlichen Start zunächst wenig Wind aus Nord, dann zunehmend und östlicher drehend, erst in eineinhalb Tagen, also kurz vor Menorca dann stärkerer Wind, aber genau von hinten. Das HÄTTE gepasst. Nur heute um fünf, als der Wecker klingelte, war die Vorhersage schon hinfällig. Statt eher schwachem Nordwind um 9 kn klapperten die Fallen im Hafen bei knapp 20 kn. Nochmal die Vorhersagen gecheckt: ein neues Bild. Naja, egal. Wir sind ja nicht auf der Flucht, legen wir uns halt wieder hin.

Das gibt uns zudem die willkommene Gelegenheit, Carloforte noch etwas näher anzusehen. Gestern hatten wir erst einen größeren Einkauf im CONAD-Supermarkt Nähe des Hafens gemacht. Danach dann einen viel zu kurzen Rundgang durch das schöne Städtchen, gefolgt vom wieder einmal sehr gemütlichen Ausklingen des Abends auf der Dancing Pearl bei Doris und Christian.

Aber schon bei dem kurzen Gang über Treppen, durch enge Gassen mit einladenden Restaurants (aber dafür war’s noch etwas früh) und über wunderschöne baumbestandene Plätze hat uns Carloforte mit seiner sehr entspannten Stimmung super gut gefallen. Ein paar Impressionen:

Und natürlich dürfen die Flamingos in der aufgegebenen Saline unweit des Hafens nicht fehlen:

Verkriechen …

… können wir uns nicht, aber doch Schutz suchen. Für letzte Nacht und besonders für heute war und ist Mistral angesagt. Mistral? Das ist doch Starkwind im unteren Rhonetal, im Golfe du Lion, dem Löwengolf. Was hat das mit uns in Südsardinien zu tun? Einiges. Obwohl, genau genommen wird der Mistral in Sardinien „Maestrale“ genannt. Und vor dem haben wir ziemlichen Respekt. Hier mal die Windböen-Vorhersage für heute Nachmittag der Windy-App:

Was die Farben angeht: wir mögen es gerne grün, in Böen auch mal gelb.😊

Oben links sieht man den Löwengolf, in der Mitte erkennt man, wie sich der Wind zwischen Korsika und Sardinien durchquetscht. Und unten in der Mitte bei dem weißen Punkt sind wir, würden demnach Böen von 30 kn (Windstärke 7) abbekommen. Im blau-lila-farbenen Bereich wäre es Windstärke 9. auch die von uns abonnierte Wetterwelt-Vorhersage zeigt ähnliche Werte. Na gut, 30 kn haben wir auch schon auf der Schlei gehabt. Warum also so ein Bohei?

Zum einen, weil die dreißig Knoten genau auf die Nase wären. Zum zweiten, weil man auch einen Blick auf die Vorhersage der Wellen werfen sollte:

Och nee, muss nicht sein. Da machen wir uns doch lieber noch nicht auf den Weg weiter in Richtung Menorca, sondern suchen uns hier unten eine nach Westen (und auch Nordwest und Südwest) geschützte Ankerbucht.

Und so liegen wir seit gestern Mittag hier ganz herrlich in der Ankerbucht vor dem Hafen von Teulada. So dramatisch ist es hier ja gar nicht angesagt, wir haben trotzdem gestern ein bisschen aufgeklart. Der von uns so gern genutzte und deshalb meist (in seinem Segelsack) auf dem Vorschiff an der Reling angeschlagene Code0 ist in die Vorschiffskajüte gewandert, ebenso das zuletzt achtern an der Reling angebändselte SUP, aus dem jetzt die Luft wieder raus ist. Die Fender haben wir im aufgeholten Beiboot angebändselt. Sie haben ihren Platz eigentlich im Ankerkasten, wir möchten bloß für alle Fälle auch zu einem eventuelles Ankerauf-Manöver klar sein.

Aber gestern Abend sah es ganz friedlich aus.

Blieb es auch in der Nacht. Und auch heute ist es hier in der Ankerbucht recht entspannt. Nur hinter uns draußen in der Bucht sind die weißen Schaumkronen auf den Wellen gut zu erkennen, der Wind pfeift ordentlich in unserem Rigg und lässt unseren Windgenerator endlich mal zeigen, dass er auch richtig Strom produzieren kann.

In der Spitze hab ich in einer 25 kn Böe kurz sogar mal eine 18,2 für den Windgenerator gesehen. Übrigens, auf dem Display kann man nicht nur erkennen, dass die Sonne gerade 10,9 und der Wind 13,2 Ampere in unsere Batteriebank schaufeln, sondern auch, dass dort „nur“ 15,26 Ampere ankommen. Das ist zwar nur eine Momentaufnahme, trifft es aber ganz gut. Irgendwo wischen 9 und 10 Ampere liegt vor Anker unser Verbrauch, obwohl wir die Kühlschränke (die allerdings beide an sind) etwas wärmer gestellt haben als wenn wir am Landstrom sind. Die Navigationsgeräte einschließlich (auf dunkel gedimmtem) Plotter sind an, aber das war es auch schon an durchgängig eingeschalteten Verbrauchern. Unterwegs kommen natürlich noch der Autopilot als großer Verbraucher und nachts die Lichter hinzu, dann liegen wir also noch höher.

Wir nutzen die Zeit, um den Aufbau des Schiffes zu polieren. Das war dringend mal wieder nötig und es ist schon erstaunlich, was für einen Unterschied es ausmacht.

Vorher / nachher

Außerdem lesen wir, schnorcheln, dölmern so vor uns hin, schreiben Blogposts 😉 …

… und freuen uns, dass laut Vorhersage der stärkste Wind schon durch ist und wir uns wohl gar nicht soviel Gedanken hätten machen müssen. Andererseits: Respekt ist gut, Vorbereitung auch. Und gemütlich vor Anker liegen sowieso.

Ein langer Weg. Oder zwei oder drei …

Unser Windgenerator hat uns ja bisher nicht so richtig Freude bereitet. Die Montage im April war vom ihn auch installierenden Verkäufer auf zwei Tage veranschlagt worden, aber tatsächlich erst am allerletzten Tag unseres zweiwöchigen Urlaubs fertig. Leider war da kein Wind, wir konnten ihn nicht testen. Vor dem Start zu unserer Langfahrt lief er, brachte aber nicht viel Ertrag, was der Verkäufer (und wir mit ihm) auf den wenigen Wind schoben. Aber auf der Überfahrt nach Italien hatten wir reichlich Wind und bei 20 kn Wind trotzdem nur 0,5 bis 1 Amp Ertrag, viel zu wenig.

In Catania fand der in Absprache mit dem Verkäufer beauftragte Elektriker dann heraus: es ist die 24 Volt-Version montiert, nicht die vom Verkäufer angegebene 12 Volt-Version. Dumm gelaufen. Mario (der Verkäufer) war angemessen geknickt und brachte dann den zur Umrüstung notwendigen Austauschgenerator auf den Weg.

Und zwar nach Palermo in die leider etwas abgelegene und ziemlich teure Marina Villa Igiea, weshalb wir dort eine Liegeplatzreservierung vornehmen mussten. Den Austauschgenerator konnten wir dort zum Glück entgegennehmen, obwohl als Empfänger nur die Marina und nicht unser Boot oder wir vermerkt waren. Das hätte leicht zur Verweigerung der Annahme und damit Zurücksendung führen können, aber … Pffff, es hat geklappt. Allerdings nicht mit der Montage vor Ort, Mario hat sich zwar bemüht, aber keinen englischsprachigen Monteur vor Ort in Palermo organisieren können. Und auch wir waren – gemeinsam mit dem Hafenbüro – insoweit nicht erfolgreicher.

ABER: in Cagliari konnte mir der Hafenmeister einen mit Silentwind-Generatoren vertrauten Monteur der Firma mit dem schönen Namen „Creative Yachting Solutions“ vermitteln, der für den folgenden Tag um 16.00 einen Termin machte, um 15.40 da war, den Windgenerator abbaute und um 17:50 mit dem inzwischen ausgetauschten Ersatzteil wieder montierte.

Er läuft! Und er produziert endlich auch Strom, wir haben sogar schon einmal eine 11 bei der aktuell erzielten Ampere-Ausbeute gesehen.

Da konnte ich nicht zurückstehen. Die zweite schon länger bestehende Baustelle war die nicht funktionierende externe Antenne unseres Iridium-Go. Über dieses Gerät können wir auch auf hoher See (also ohne Handy-Empfang) per Iridiumsatelliten-Verbindung telefonieren sowie SMS und sogar E-Mail senden und empfangen. Letztere dürfen allerdings nur minikleine Anhänge im Kilobite-Bereich haben. Das reicht aber für komprimierte Wetterberichte über sogenannte GRIBfiles. Außerdem senden wir über dieses Gerät unterwegs stündlich unsere Position, so dass Ihr über Noforeignland sehen könnt, wo wir sind. Blöd nur, dass wir dafür bisher das Gerät ins Cockpit legen mussten, weil eben die extra montierte externe Antenne oberhalb der halbkardanisch aufgehängten Radarantenne nicht funktionierte.

Der Verdacht auf selbstverursachtes Elend lag nahe, schließlich hatte ich das das dafür von mir verlegte RG58-Kabel selbst mit TNC-Steckern an den Kabelenden versehen müssen. Das mangelhafte Ancrimpen der Stecker war die wahrscheinlichste Fehlerquelle. Nur – neue passende Stecker ließen sich nicht so leicht besorgen. Im Internet hatte ich welche bestellt, Emma und Emil hatten sie uns dann mitgebracht. Nur leider wurden entgegen der Verkaufsanzeige die „weiblichen“ Stecker geliefert, nicht die benötigten „männlichen“. Eine Lieferadresse hier haben wir nicht und derzeit wollen wir auch nicht so lange an einem Ort sein, dass sich mit dem Hafen etwas improvisieren ließe. In diversen Elektronikshops und bei Schiffsausrüstern bisher: Fehlanzeige.

Aber Creative Yachting Solutions hatte eine Adresse parat, leider am anderen Ende von Cagliari. Macht nichts, Wiebke fand heraus, dass es eine direkte Busverbindung gibt. Für 1,30 Euro sind wir gestern Abend noch dorthin gefahren (kleine Stadtrundfahrt inclusive) und haben die passenden Stecker tatsächlich bekommen. Zur Belohnung haben wir noch einmal einen wunderschönen Abend im Ausgehviertel von Cagliari verbracht.

Heute morgen durfte dann ich auf die (wieder beim Hafenmeister geborgte) Leiter. Kabel neu vercrimpt und … JA, DIE EXTERNE ANENNE FUNKTIONIERT!

Und der dritte lange Weg? Das ist wohl unser eigener, vom Urlaubsmodus in den Langfahrtmodus überzugehen. Ohne schlechtes Gewissen „Nichtstun“ zu genießen. Mal länger zu bleiben. Wir arbeiten noch dran. In Cagliari hätte es klappen können, die Stadt hat uns richtig gut gefallen. Allerdings wollen wir auf der Langfahrt eigentlich die teuren Marinas möglichst vermeiden und lieber ankern. Entscheidend war aber der Wind, wären wir nicht heute gefahren, hätten wir noch einige Tage mehr in der Marina bleiben müssen oder gegen fiese Winde gegenanbolzen. Da sind wir dann doch lieber heute weiter gesegelt in die wunderschöne Malfatano-Ankerbucht ganz im Süden Sardiniens.

Das obligatorische Sonnenuntergangsfoto erspare ich Euch, ich will Euch ja nicht langweilen.

Cagliari

Heute haben wir uns dann doch mal von unserem tollen Ankerplatz vor Villasimius gelöst

und sind rund 20 sm weiter nach Cagliari herrlich gesegelt.

In Cagliari haben wir einen Mechaniker aufgetan, der sich hoffentlich morgen um unseren Windgenerator kümmern wird.

Wir haben dann heute Abend einen ersten Gang in die Stadt gemacht und freuen uns. Zwar ist es von der Marina aus ein ganzes Stück zu gehen (insgesamt hatten wir heute knapp 14 km Fußmarsch auf der Uhr (bzw. auf dem iPhone), aber der größere Teil des Weges in die Innenstadt ist eine schöne Promenade am Wasser entlang.

Zur Belohnung gab’s erstmal ein wieder SUPER LECKERES Eis

und dann einen Aperitivo in einer der vielen tollen Locations der Altstadt, bei uns war es ein palmenbestandener abgestufter Platz mit einer wundervollen Atmosphäre. Belebt und trotzdem nicht hektisch, sondern sehr entspannt.

Lecker war es auch noch. Und die Stimmung setzte sich beim weiteren Spazieren durch die Stadt so fort. Cagliari hat uns spontan in seinen Bann gezogen.

Südsardinien

Wenn es einem gefällt, einfach noch etwas bleiben. So haben wir uns das vorgestellt. Hier in der Carbonara-Bucht (die heißt wirklich so, schöne Grüße an Spliff und Danke für den Ohrwurm, den ich seit 1982 und jetzt erst recht nicht mehr aus dem Kopf bekomme). Also bleiben wir noch, gehen im Hafen Villasimius an Land und erkunden die Umgebung. Unsere Wanderung führt uns von unserer Ankerbucht im Hintergrund zuerst rund um den Salzwassersee (Mitte), der im Frühjahr und Frühsommer auch Flamingos beherbergen soll. Wir haben Glück, obwohl es ja schon Mitte Juli ist:

Weiter geht es am schönen, aber touristisch auch ziemlich belagerten Oststrand entlang. Was hier auffällt, sind die neben „sauberen“ Strandabschnitten immer wieder auftretenden Wolken von … tja, von was eigentlich. Es sieht braun aus, aber nicht wie Algen. Eher erinnert es an feinen Rindenmulch, nur faseriger. Und es ist durchsetzt mit wollartigen Bällen. Die kleineren erinnern an Kiwis, die größeren an kleine Kokosnüsse. Wenn sie auf dem Strand getrocknet liegen, sehen sie so aus:

Im Sardinien-Blog Pecora Nera habe ich die Auflösung des kleinen Rätsels gefunden, die braunen Bälle sind tatsächlich (wie von Wiebke schon vermutet) die verfilzten Reste aus Seegras oder Neptungras, auf Sardinien einfach Posidonia genannt (nach ihrem wissenschaftlichen Namen Posidonia oceanica). Und der sehr lesenswerte Blogbeitrag erklärt auch, warum die Bälle ein gutes Zeichen für die Wasserqualität sind, warum die Posidonia gefährdet ist und was wir Segler zu ihrem Schutz tun können (das allerdings dürfte für die meisten nicht neu sein).

Gestärkt durch ein Eis sind wir dann zunächst auf Ziegenpfaden durchs Dickicht

und dann auf kaum breiteren, aber oben offenen Eselspfaden (am Dung gut zu erkennen) hinauf zum Torre di Porto Giunco geklettert. Der Turm wurde in der spanischen Zeit um 1578 als Teil einer Kette von Wachttürmen zum Schutz vor Piraten errichtet. Hier noch mal der Blick zurück über den kleinen Salzwassersee zu unserem Ankerplatz:

Und da sind wir jetzt auch wieder und lassen es uns nach einem Bad im unfassbar klaren Wasser mittlerweile im Schatten von Bimini und Sonnensegel gut gehen.

Passatsegel

WARNHINWEIS FÜR NICHTSEGLER und NOCH-NICHT-SEGLER : Diesmal ein eher technischer Blogbeitrag!

Wir haben lange hin und her überlegt, welche Segelkonfiguration wir für die zu erwartenden langen Strecken mit achterlichem Wind (etwa die Atlantiküberquerung von den Kapverden aus) wählen sollen.

Variante 1: Die einfachste und günstigste Lösung wäre, einfach „Schmetterling“ zu segeln, also also das Groß auf der einen Seite und die ausgebaumte Genua auf der anderen Seite zu fahren. Vorteil: günstig. Nachteil: das Schiff rollt bei dieser Konfiguration stärker. Außerdem besteht die Gefahr einer Patenthalse mit entsprechender Riggbelastung und Risiken, trotz Sicherung des Groß durch einen Bullenstander.

Variante 2: Unser Furlex-Vorsegel-Profilvorstag hat zwei Nuten. In einer davon ist normalerweise die Genua (56 qm) angeschlagen. Eine zweite, gleichgroße Genua, eventuell aus etwas leichterem Material, in der zweiten Nut gefahren, beide zu unterschiedlichen Seiten ausgebaumt, quasi ein klassisches Passatsegel. Vorteil: zweite Genua als Backup, außerdem STUFENLOS REFFBAR. Allerdings haben wir als Backup für die Genua ohnehin noch eine (bisher fast unbenutzte) Fock. Nachteil: „Hop oder top“-Lösung. Ein Umbau ist für uns nur vor und nach dem langen Schlag vorstellbar, aber kaum unterwegs, zumal beide Segel gleichzeitig mit einem Fall hochgezogen werden müssen. Allerdings können theoretisch auf spitzeren Kursen beide Genuas übereinanderliegend auf einer Seite gefahren werden.

Variante 3: Blue Water Runner (=BWR). Der Segelmacher Elvström bietet ein spezielles Vormwind-/Passatsegel an, das auf einer Endlosrollanlage vor der Genua auf dem Bugspriet gefahren wird. Eine charmante Variante, da wir den geeigneten Bugspriet (für unseren Gennaker) ohnehin schon haben. Vorteil: einfach zu setzen und wieder wegzurollen, kann eventuell sogar ohne Ausbaumen gefahren werden. Nachteil (nach Auskunft Zweier verschiedener Elvström-Repräsentanten): das Segel kann nicht gerefft gefahren werden, bei einem Squall / Gewitter müsste es komplett weggerollt werden. Hier haben wir inzwischen aber auch gegenteiliges gehört. Eventuell könnte dann die (reffbare) Genua ausgerollt werden, wenn nicht die Schoten des BWR im Weg sind.

Variante 4: Parasailor oder ähnliches Segel. Vorteil: steht sehr ruhig, muss wenig nachgetrimmt werden. Nachteil: kann nicht gerefft werden (z.B. bei Squalls). Wird normalerweise allein, also ohne Großsegel gefahren, was das Wegnehmen bei plötzlich stark auffrischendem Wind erschweren dürfte. Wir haben außerdem mit unserem Furlström schon ein Leichtwindsegel ähnlicher Größe (144qm).

Variante 5, die wir letztlich gewählt haben: Code0 (80 qm) auf Endlos-Rollanlage für den Bugspriet. Erhoffter Vorteil: Mehrzweck-Einsatzmöglichkeit. Bei unserem ausgerüstet etwa 15 t schweren Fahrtenschiff sind wir bei leichten Winden (sofern wir kursbedingt nicht den Gennaker einsetzen können) eher untertakelt. Mit einem Code0 haben wir auf unserem vorigen Schiff (einer HR 342) sehr positive Erfahrungen gemacht, es hat sich schnell zu einem Lieblingssegel entwickelt. Allerdings haben wir diesmal für die Langfahrtvariante als Material kein CZ-Laminat gewählt, sondern mit Bainbridge MPEX 300 ein festes Spinnakernylon, 130g/m2, er kann bis etwa 20 kn AWS gefahren werden. Zudem haben wir das Schothorn mit Blick auf die Vormwindstrecken etwas höher schneidern lassen. Für Kurse sehr hoch am Wind ist das Segel nicht gedacht. Der Clou für uns sollte nun aber eben sein, dass wir auf längeren Vornwindstrecken den Code0 auf der einen Seite und gleichzeitig die Genua auf der anderen Seite ausbaumen und damit unsere „Passatbesegelung“ hätten. dabei könnte bei Squall-Gefahr der Code0 eingerollt und die Genua stufenlos gerefft werden. Nachteil: keinerlei Erfahrungswerte oder Erfahrungsberichte dazu. Quasi eine Blackbox in weiß 😉.

Den Code0 haben wir in den letzten drei Wochen intensiv im Einsatz gehabt, wie bei unserem vorigen Schiff hat er uns begeistert. Highlight war, dass er aus 6,5 kn wahrem Wind 4,5 kn Fahrt in unser schweres Dickschiff zauberte (bei seinem Lieblingswindwinkel von 60 Grad AWA).

Gestern und heute haben wir auf unserem Schlag von Sizilien nach Sardinien jetzt erstmals ausprobiert, ob wir ihn wie geplant auch als „Passatsegel“ einsetzen können: von drei Uhr nachmittags bis drei Uhr nachts stand er (gemeinsam mit der ebenfalls ausgebaumten Genua) ununterbrochen bei mal mehr, mal weniger Wind und Windwinkeln, die auf beiden Seiten zwischen 150 und 180 Grad pendelten, also letztlich um 60 Grad schwankten, ohne dass wir nachgetrimmt hätten. Und so sah das aus:

Hat Spaß gemacht!

Nachtrag: die Erfahrungen hiermit auf der Atlantiküberquerung und weitere Überlegungen und Erläuterungen finden sich im späteren Blogbeitrag „Leinengetüdel und Segelgeraffel„.

Was so alles schief läuft

Wir sind eigentlich ganz zufrieden mit unserer Segelei.

Leider heißt das nicht, dass wir nicht auch reichlich dämliche Fehler begehen. Es heißt nur, dass wir uns davon bisher nicht unterkriegen lassen. Kleine Auswahl gefällig? Für die Nichtsegler gibt’s unten ein paar Begriffserklärungen.

Gestern Abend habe ich es nach dem Ankermanöver tatsächlich geschafft, die Kettenkralle (*1) über Bord gehen zu lassen, sie ist natürlich sofort auf den Grund gesunken. Wie blöd kann man sein? Also was macht der schusselige Skipper? Er springt hinterher. Immerhin denkt er noch daran, Hose (mit Handy drin), T-Shirt und Uhr vorher abzulegen. Noch kann er die Kettenkralle auf dem hellen Sandgrund in 6m Tiefe klar erkennen, aber schon schwoit das Boot weg. Also flott, Köpper gemacht, der im Sprung erkannten Qualle unter Wasser ausgewichen und Kralle gerettet. Puh.

Oder die Sache mit dem Benzinkannister. Wieso Benzin, unser Schiffsmotor ist doch ein Diesel?!?. Ja, schon. Aber der Außenbordmotor für das Dinghy (*2) braucht Benzin. Es gibt einen etwas größeren Tank im Dinghy und einen 5 l Reservekannister. Letzterer ist so konstruiert, dass der Verschluss, wenn man ihn ab- und umgedreht wieder draufschraubt, gleichzeitig einen Einfüllstutzen darstellt. Wenn der Kannister mit 5 l gefüllt ist und in der heißen Backskiste (*3) im Heck steht, kann das folgende passieren: beim Versuch, den Reservekannister zu öffnen, habe ich nicht erkannt, unter welchem Druck er stand. Resultat: Ralf von oben bis unten mit Benzin überschüttet. Zum Glück bin ich Nichtraucher 😤.

Und wo wir schon bei Sauereien sind, da war auch noch die Sache mit dem Backofenreiniger. Irgendwo hatte ich gelesen, dass man das (chronisch eher schmutzige) Dinghy mit Backofenreiniger wunderbar sauber bekommen soll, ohne dass es davon angegriffen wird. In Griechenland hatte ich mangels Vokabelkenntnissen keinen gefunden, aber hier in Italien war unsere Suche bei einem Großeinkauf von Erfolg gekrönt. Aus irgendeinem Grund hat aber beim Transport im (wasserdichten) Rucksack die Flasche übel geleckt. Richtig doof wird es, wenn man beim Ausräumen des Rucksacks die halbe Wassermelone für den Übeltäter hält und deshalb ordentlich lange mit bloßen Händen in der ätzenden Pampe herumwühlt, statt gleich den ganzen Inhalt = halben Einkauf wegzuwerfen 😩.

Nicht sonderlich pfiffig ist es auch, beim früh morgendlichen Ankerauf-Manöver (in Taormina) leicht panisch festzustellen, dass das Ruder blockiert und man nicht lenken kann. Jedenfalls dann, wenn man nach dem folgenden Notanker-Mannöver erkennt, dass der Grund dafür ein ziemlich banaler ist: um den vergessenen Ankeralarm (*4) auszuschalten, hatte der Rudergänger kurz den Autopilot (*5) eingeschaltet, aber auch das – offenbar um 04.00 Uhr noch nicht richtig wach – gleich wieder vergessen. Merke: es ist sinnlos, am Steuerrad gegen den elektrohydraulischen Autopilot kämpfen zu wollen! Andererseits ist es auch ziemlich erleichternd, wenn man irgendwann doch erkennt, dass man sich weder im Dunkeln eine Leine eingefangen hat (Vermutung1) noch das Ruder defekt ist (Vermutung2).

Überhaupt, die Helferlein: mit dem Bugstrahlruder (*6) sind wir auch noch nicht so richtig vertraut, auf unseren vorherigen Schiffen hatten wir keines. Wenn man die Flora im Hafen schon festgemacht hat (mit dem Heck an der Pier, mit dem Bug an Moorings (*7), aber auf der einen Seite sehr dicht am Nachbarschiff liegt ist es keine gute Idee, sich mit dem Bugstrahlruder etwas von dem Nachbarschiff wegzudrücken um die gegenüberliegende Mooringleinen durchzusetzen. Tut man es trotzdem, so wie wir in Palermo, kann der Propeller die Mooringleine wunderbar ansaugen. Dann darf man ins Hafenwasser steigen und schnorchelnd versuchen, die Leine wieder freizubekommen (hat zum Glück geklappt, die dicke Mooring hatte sich nur hinter dem Schutzgitter des Bugstrahlruders verhakt, pfffff).

Das war natürlich bei weitem nicht alles (z.B noch Ankerfernbedienung geflutet, Bugspriet nach dem Polieren nicht richtig befestigt, Endlosrolle Code0 verkehrt herum angeschlagen), aber es soll zur Illustration erst mal reichen.

Worauf es ankommt: wir haben trotzdem GANZ VIEL SPAß! Und wir verwenden viel Mühe darauf, jedesmal zumindest NEUE Fehler zu machen.

😀😂😀

(*1) KETTENKRALLE: ist tatsächlich so etwas wie eine Kralle mit zwei Leinen daran. Die Kralle wird auf die Ankerkette gesetzt, die Leinen auf den Klampen am Bug des Schiffes belegt. Dann wird die Ankerkette gefiert, also etwas mehr Kette gegeben. Der Effekt ist, das die Last jetzt auf den Leinen und damit den festen Klampen liegt und nicht mehr von der Kette auf die Ankerwinsch belastet wird. Auch das Einrücken bei Welle am Ankerplatz wird dadurch gedämpft.

(*2) DINGHY: unser Beiboot, ein Schlauchboot. Vom Vorbesitzer des Schiffes mit 3,40 m Länge vielleicht etwas üppig dimensioniert, ebenso wie der dafür verwendete Außenbordmotor mit 20 PS.

(3*) BACKSKISTE: von außen mit einer Klappe zugänglicher Stauraum des Schiffes. Wir haben eine große und tiefe Backskiste im Cockpit (also da, wo man draußen sitzt) und zwei ebenfalls recht große aber flachere Backskisten im Heck der Flora.

(*4) ANKERALARM: man kann auf dem Plotter (entspricht grob dem Navi im Auto, kann aber noch eine Menge mehr) beim Ankern einen Warnkreis eingeben, dessen Radius man idealerweise etwas größer wählt als die Länge der verwendeten Ankerkette. Bewegt sich das Boot aus dem Kreis heraus, gibt der Plotter optisch und akustisch Alarm. Man sollte also den Ankeralarm ausstellen, bevor man wieder losfährt.

(*5) AUTOPILOT: ist man mit kleiner Crew unterwegs, wäre es sehr anstrengend, wenn einer der Crew stets das Steuerrad bedienen müsste. Auf der Flora gibt es deshalb einen an die Instrumente und einen elektronischen Kompass gekoppelten Autopiloten, der z.B. dafür sorgt, dass das Schiff einen eingegebenen Kompasskurs steuert. Ausguck muss man natürlich trotzdem halten.

(*6) BUGSTRAHLRUDER: auch Querstrahlruder genannt, was es eigentlich ganz gut trifft. Vom Steuerstand der Flora aus kann man einen Propeller bedienen, der in einem Unterwassertunnel quer durch den vorderen Bereich des Schiffes sitzt. Bei Stillstand des Schiffes oder ganz langsamer Fahrt kann man damit den Bug des Schiffes zu einer Seite hin manövrieren.

(*7) MOORING: hier im Mittelmeer ist es üblich, dass der Bug im Hafen mit einer oder zwei Mooringleinen festgemacht wird. Die Leinen sind am Grund des Hafens (meist an schweren Betonblöcken) befestigt. Eine dünne Leine führt von der Pier aus zu der Mooringleine. Diese dünne Leine nimmt man auf oder sie wird einem von einem freundlichen Mitarbeiter des Hafens gegeben. Man geht dann auf dem Schiff nach vorn und zieht dabei mit der dünnen Leine die Mooringleine hoch, die man auf der Bugklampe des Schiffes stramm befestigt.

Palermo

Palermo zeigt uns sehr unterschiedliche Gesichter. Unsere moderne Marina Villa Igiea liegt am westlichen Rand des Industriehafens, ein bisschen Wirtschaftsromantik mit Kranpanorama ist also inclusive.

Ganz viel bekommen wir ansonsten aber nicht von unserem Nachbarn mit. Auf dem Werftgelände herrscht alles andere als hektische Betriebsamkeit – ganz im Gegensatz zum Stadtverkehr, den wir am Donnerstag mit dem Mietwagen intensiv erleben durften. Süditalienische Fahrdynamik überall um uns herum, ein Erlebnis der besonderen Art insbesondere für unsere Nichte Emma, die gerade Ihren Moped-Führerschein bestanden hat. Einen kleinen Renault Clio hatten wir gemietet, um Emma und Emil zurück zum Flughafen nach Catania zu bringen. Unfassbar, wie schnell die knapp zwei Wochen mit den beiden vergangen sind.

Eben auch die Zeit in Palermo. Montag waren wir hier angekommen, hatten da aber nur die nähere Umgebung unserer Marina erkundet, kein sonderlich sehenswertes Pflaster. Gerade hierher verschlagen hat uns eigentlich auch nur, dass unser Mastervolt-Händler aus Griechenland uns das notwendige Austauschteil für den bei ihm neu erstandenen Silentwind-Windgenerator hierher geschickt hat und wir dafür in dieser Marina reservieren mussten. Wir haben erst später herausgefunden, dass sie eine der teureren Liegeplatzmöglichkeiten hier darstellt und zudem eben ziemlich weit vom Stadtzentrum entfernt liegt. Letzteres ist aber nicht so wild, sowohl mit Taxi als auch mit dem Bus (Haltestelle direkt vor der Marina) kommt man da ganz gut hin. Das Ersatzteil (das die Umrüstung des in Griechenland irrtümlich eingebauten 24-Volt-Generators auf unser 12-Volt-Bordnetz ermöglicht) ist jetzt an Bord, installiert ist es nicht, weil der Verkäufer keinen deutsch- oder englischsprachigen kompetenten italienischen Elektriker hier organisiert bekam 🤨.

Dienstag haben wir die Busfahrt gewählt, sind allerdings noch vor dem Zentrum ausgestiegen, um bei einem Schiffsausrüster eine neue Ankerfernbedienung mit Kettenzählwerk zu kaufen, bzw. zu bestellen (habe ich heute Abend eingebaut). Die alte hatte leider mit einem Wasserschaden das Zeitliche gesegnet.

Das hat uns einen längeren Fußmarsch durch verschiedenste Teile Palermos beschert, den Blick auf einige wunderschöne Gebäude

hier z.B. das Garibaldi Theater, natürlich haben wir auch den Dom besichtigt und der Oper unsere Aufwartung gemacht. Aber eben noch viel viel mehr Gebäude gesehen, für die eher das folgende Foto repräsentativ ist:

Und die meiste Zeit über hing zudem ein unangenehmer Geruch in der Luft, zudem lag viel Müll und insbesondere immer wieder auch Essensreste herum. Das könnte eventuell damit zusammenhängen, dass wir das Riesenfest zu Ehren der Stadtheiligen Santa Rosalia knapp verpasst haben und die Stadtreinigung durch die Megaparty ein wenig ins Hintertreffen geraten war. Es hat es uns aber tatsächlich schwer gemacht uns wirklich für Palermo zu begeistern, obwohl auch hier wieder der sehr lebendige und weitläufige, in Teilen fast orientalisch anmutende Markt spannend war.

Aber ein Tag geballte Großstadtladung war Emma und Emil genug. Mittwoch sind wir deshalb zumeist auf der Flora geblieben, dabei gab es ein ganz anderes „Highlight“ für unsere Gäste: Nachdem die Flora ja über zwei Spibäume, aber nur einen Topnant (der den Spibaum bei dessen Einsatz nach oben hin hält) verfügt, habe ich im Masttop in fast 20 m Höhe das Ersatz-Genuafall eingezogen. Es kann auch als zweiter Topnant eingesetzt werden, z.B. wenn wir Code0 und Genua gemeinsam als Passatsegel fahren wollen.

Das Einziehen des Falls gestaltete sich einfach, weil im Mast bereits eine dünne Sorgleine vorhanden war. Diese musste ich nur an das eine Ende des neuen Falls nähen und konnte dann mit der Sorgleine das Fall durch den Mast zum oben Austritt ziehen.

Natürlich haben Emma und Emil beim Sichern (mit dem Spi-Fall) geholfen. Die eigentliche „Hochzieharbeit“ bei meinem Gewicht hat aber Wiebke über die in den Umlenkungen des Großsegelausholers umgeschorene Dirk (die Leine, die oben vom Mast zum hinteren Ende des Großbaumes führt) mit der elektrischen Genuawinsch erledigt. So geht das recht einfach.

Und deshalb haben wir auf ihren Wunsch hin auch die sonst eigentlich von Höhenangst geplagten Emma und Emil (gut gesichert im speziellen Klettergurt) in den Mast gezogen. Es war toll zu sehen, wie die beiden sich ihrer Angst gestellt und ihre Grenzen nach und nach immer ein Stück weiter in die Höhe verschoben haben. Großes Kompliment!

Der Donnerstag ist fast komplett mit der Autofahrt Palermo – Catania – Palermo, der Wartezeit in Catania am Flughafen und dem Großeinkauf („wo wir doch gerade mal ein Auto haben“) draufgegangen. Wobei die doppelte Fahrt quer durch Sizilien uns viel Spaß gemacht hat und einen ganz anderen, eben in doppelter Hinsicht ländlichen Eindruck dieser Insel vermittelt hat.

Filicudi und Cefalu

Filicudi ist die letzte der Äolischen Inseln, die wir besuchen. Von Panarea aus segeln wir nördlich an Salina vorbei, passieren dabei mit Secca del Capo recht nah einen Unterwasservulkan, der es nur ganz knapp (bis auf 6 m) nicht an die Oberfläche geschafft hat, und wir bewundern den Felsenbogen an der Punta Persiato im Nordwesten von Salina.

Eigentlich ist der Ankerplatz von Filicudi Porto (jedenfalls nach unserer aktuellen Navionics Seekarte) zwischen ein Sperrgebiet am östlichen Kap der Insel und ein weiteres Ankerverbotsgebiet rund um ein Wrack gequetscht, aber das scheint hier niemanden zu kümmern. Wir haben aber ohnehin das Glück, dass direkt bei unserer Ankunft ein Motorboot genau im von uns anvisierten Gebiet ankerauf geht. Der Ankergrund ist auf rund 10 m Wassertiefe perfekter Sand, näher am Strand sehen wir beim Schnorcheln dagegen ziemlich steinigen Grund.

Eine Infotafel auf Filicudi macht uns darauf aufmerksam, dass die Insel von der Unesco auf die Liste des Welterbes der Menschheit gesetzt wurde.

Allerdings bezieht sich das nicht auf die Insel allein, sondern auf die Äolischen Inseln insgesamt, die wegen ihrer vulkanischen Entstehung und der an ihnen vorgenommenen und fortdauernden Untersuchungen der vulkanischen Energie zum Weltnaturerbe erkoren wurden. Allzu viel scheint sich aber jedenfalls für Filicudi durch die Aufnahme auf die Unesco-Liste nicht geändert zu haben.

Es fällt auf, dass viele Fischer des Ortes noch immer ihre Boote nach alter Sitte mit Taljen über Holzbohlen hoch auf den den steinigen Strand ziehen. Das Bojenfeld vor der Hafenmole dagegen ist mit moderneren Booten besetzt, auch Yachten können hier für 60 Euro pro Nacht eine Boje mieten. Ankern geht aber auch 😉.

Die Hafenzeile des Ortes gibt sich am Abend durchaus belebt, es gibt zwei Restaurants, einen kleinen Supermarkt und sogar einen kleinen Laden der Schiffszubehör anbietet, aber trotzdem wirkt die Kulisse – wie das Kulturerbeschild auch – ein wenig angestaubt.

Beeindruckender ist dagegen, wie offenbar Generationen von Inselbewohnern die früher dicht mit Farn bewachsenen steilen Berghänge der Insel durch Steinmauern terrassiert haben, um Ackerbau betreiben zu können. Diese Form der Selbstversorgung steht heute für die nur rund 250 dauerhaften Bewohner der Insel nicht mehr so im Fokus, viele der Steinmauern werden nicht mehr gepflegt, rutschen teilweise ab und die Natur erobert sich das Terrain zurück.

Die Insel ist von steingepflasterten Mautierpfaden durchzogen und soll sich für Wanderungen anbieten, aber der Crew steht nicht der Sinn danach. So geht es am nächsten Morgen weiter, diesmal zurück nach Sizilien.

Unser Ziel ist Cefalu, eine mittelalterliche Stadt etwa in der Mitte der Nordküste Siziliens. Die Altstadt ist geprägt durch einen imposanten Normannischen Dom, dessen Bau auf das Jahr 1133 zurückgeht und der beeindruckende Goldmosaiken beherbergt.

Und trotzdem, als wir uns dem Ort nähern, scheint sich die gesamte Stadt in den Schatten des 270 m hohen Kalkfelsens zu ducken, an den sie gebaut wurde.

Doris und Christian von der Dancing Pearl hatten in der vorigen Nacht vor dem Strand am Rande der Altstadt geankert und schilderten das wegen des Schwells als Horrornacht. Sie rieten uns, lieben in den Hafen auf der anderen Seite des Kalkfelsens zu gehen. Haben wir natürlich gemacht.

Tatsächlich scheinen die Hafenmole auf der einen Seite und die malerisch ruinenbestandenen Felsen auf der gegenüberliegenden einen recht guten Schutz zu bieten. Leider gilt das aber nicht für Schwell aus Nordosten. Genau der stellte sich blöderweise recht heftig ein, gepaart mit einem knackigen Gewitter. Es wurde also auch für uns und unsere Gäste eine eher unruhige Nacht.

Obwohl wir Cefalu schon recht ausführlich durchstreift hatten, wären wir gerne noch länger geblieben und hätten uns das touristisch ziemlich erschlossene Städtchen, das sich trotzdem viel Charme erhalten hat, gerne noch intensiver angesehen. Aber diesmal machte uns der Wetterbericht einen Strich durch die Rechnung.

Meine Ex-Kollegin Anja hatte uns dankenswerterweise eine Sturmwarnung für Italien und Griechenland weitergeleitet. Da haben wir uns mit dem Wetter der nächsten Tage natürlich noch etwas intensiver beschäftigt. Zwar konnten wir hinsichtlich des eigentlichen Medicanes für unser Gebiet Entwarnung geben, aber für den für Dienstag geplanten Sprung nach Palermo zeichneten sich trotzdem fieser Gegenwind mit bis zu 35 kn ab. Eindeutig nicht das, was man sich wünscht. Also früher los, nämlich schon heute. Tatsächlich konnten wir erst herrlich segeln, wieder einmal mit unserem Code0, dem Spaß-Segel. Dann drehte der Wind, kam direkt von achtern und so konnten mal wieder was Neues ausprobieren. Schmetterlingssegeln mit ausgebaumtem Code0, schließlich soll das Segel ja auch eventuell als die eine Hälfte des Passatsegels herhalten (die auf der anderen Seite ausgebaumte Genua wäre dann die zweite Hälfte). Wir spielten noch etwas mit den verschiedenen einzusetzenden Leinen herum (neben der Schot noch Topnant, vorlicher und achterlicher Niederholer) herum und das Ergebnis konnte sich sehen lassen, obwohl wir an den Details noch weiter feilen werden:

Im Ergebnis führt diese Leinenkombination dazu, dass wir den Code0 einfach einrollen können, ohne den Baum und die ihn haltenden Leinen bedienen zu müssen.

Sieht dann zwar ein bisschen wie ein Spinnennetz aus, ist aber ungemein praktisch:

Vor allem, wenn man die Konstruktion länger stehen lassen kann 😉. Wenn wie bei uns heute dann allerdings zunehmender Wind auf die Nase mit gemeiner Welle von vorn folgen, baut man es doch besser schnell wieder zurück. Wir sind jedenfalls heile in Palermo angekommen.