Nach dem Sturm

Es ist eigentlich erstaunlich. Wir hatten schlicht überhaupt nichts auszustehen und trotzdem merken wir, dass jetzt ein Druck, eine Anspannung von uns abfällt.

Das Sturmtief hat sich in den letzten vier Tagen wie vorhergesagt weiter im Südosten bei Pitcairn ausgetobt. Wir haben in unserer geschützten Ankerbucht nur einige Böen von knapp über 40 Knoten abbekommen. Kein Problem, da eben fast überhaupt kein Schwell seinen Weg in die Bucht fand.

Auf den Wind hatten wir Flora vorbereitet, indem wir das Bimini abgebaut und auch sonst den Winddruck vermindert haben. So wanderte der sonst am Seezaun gelaschte Segelsack des Code0 ebenso ins Vorschiff wie der Rettungskragen, diverse Leinen und auch die meisten Solarpanel (allerdings nicht die auf den Davits). So abgespeckt sieht Flora dann natürlich wieder richtig schnieke aus.

Tja, und der Wind hat sich eben an die Vorhersage gehalten und uns – außer einer im Laufe der Vorhersagen um einen weiteren Tag verlängerten Dauer – keine zusätzlichen Überraschungen beschert.

Die kurze Dinghyfahrt hinüber zur Adiona zum Oster-Essen mit Maggie und Scott ist ein bisschen nass, weil die Böen selbst die kleinsten Wellen gleich aufwirbeln. Aber ansonsten lässt sich das Wetter in der wunderschönen Baie Anganui ganz angenehm aussitzen.

Wiebke kann in aller Ruhe ihren Cardigan fertig stricken.

Und ich kann wenigstens die Knöpfe aus Strandfunden dazu basteln:

Langweilig wird es uns auch sonst nicht. Trotzdem, ein bisschen Veränderung darf es dann nach dem Abzug des Starkwindes doch sein. Wir verholen zwei Buchten weiter hinter die Île Agakauitai.

Hier gehen wir auch wieder schnorcheln. Trotz eher mäßiger Sicht lohnt es:

Und der Ankerplatz hinter dem hell-türkis leuchtenden Flach zwischen Taravai und Agakauitai ist auch wieder traumhaft.

Gambier. ❤️

Es geht voran. Vorbereitungen und Abschiedsfeier.

Das Warten auf das Wassermacher-Ersatzteil geht weiter, die Lieferung verzögert sich nochmal. Aber wir haben gut zu tun. Immerhin ist das neue Anemometer für die Windanzeige angekommen, also kann ich es oben im Masttop austauschen und bei der Gelegenheit auch gleich das Rigg vor der Passage noch einmal ausgiebig kontrollieren.

Und wo ich das Sicherheitsgeschirr schon mal draußen habe, ziehen mich Jeroen und Jeanette zum Check auch gleich in den Mast ihrer Fidelis, die Amel 54 Ketch sieht von oben doch auch ganz gut aus:

Spieleabend auf der Fidelis.

Einkäufe in der Stadt um die ohnehin reichlichen Vorräte noch weiter aufzustocken. Und dann geht’s mit den Arbeiten auf der Flora weiter. Das etwas angegriffene Dyneema der Davits wird gekürzt und neu gespleißt, schließlich hängt unser Dinghy daran. Auf der Passage riggen wir zwar zusätzliche “Bellybands” in Form dicker Spanngurte unter dem Boden des Dingys für zusätzlichen Halt, aber die “Kran-Seile” aus Dynema tragen trotzdem die Hauptlast.

Na, das sollte vor der Pazifik-Passage wohl besser mal wieder überarbeitet werden

Wiebke näht sich nebenbei noch eine neue Bluse und ist auch fleißig am Stricken …

… ich schäle derweil mit dem “Mozart-Messer” die inzwischen etwas weit überstehende Fugenmasse des ja nun über 12 Jahre alten Teakdecks auf Normalmaß zurück. Bei dem hier noch nicht bearbeiteten Deckel des Propangaskastens sieht man ganz gut, dass es Zeit wird. Barfuß auf dem Deck spürt man den Unterschied von etwa einem Millimeter übrigens deutlich.

Die Cruiser-Gemeinschaft, allen voran Heidi von der Sonho sowie,Vicky und Kevin von der Dos Peces organisieren für die Fidelis und die Flora eine Abschiedsparty in Form eines großen Potlucks auf dem Steg in der Marina.

Ein Riesen-Dankeschön an Euch alle!

Und am Samstag kommt dann endlich auch das Ersatzteil für den Watermaker an. Die Endkappe des Membrangehäuses wird eingebaut, dann erhält das Ganze wieder an seinen Platz an der Bordwand unter unserer Koje, wir schließen alles wieder an und …

… das ausgetauschte Erdteil ist dicht. Kein sprudelndes Salzwasser mehr. Aber:

Bei dem längeren Probelauf kommt etwas Süßwasser aus dem anderen Endstopfen. Das kann doch jetzt wohl nicht wahr sein? “Zut alors!” (wir haben ja unser Sprachlernprogramm Duolingo bereits von Spanisch auf Französisch umgestellt). Also alles wieder raus, auch diesen Endstopfen ausbauen. O-Ring tauschen. Wieder einbauen. Im Betrieb immer noch ein Tropfen alle 8 Sekunden. Grrr. Aus. Erst mal das Bett richten und dann am nächsten Tag wieder frisch ans Werk.

Also heute noch mal Boot-Yoga für uns, wieder alles raus, mit einiger Mühe auch die festsitzenden Fittings im Endstopfen herausbekommen, neuer innerer O-Ring bzw. neues Teflonband für die Fittinge. Wieder anschließen, wieder testen: dicht! Hurra!

Nachdem das Chaos im Boot beseitigt ist haben wir Kaffee-Besuch von Doris und Wolf und Wiebke hat dazu sogar noch einen tollen Schoko-Kuchen gezaubert.

Damit nicht genug, auch zum Abendessen lassen wir uns gut gehen. Mal mit einem Meeresfrüchte-Turm im Claros-Fish-Jr, mal ebenso lecker auf der Flora:

Auch das ist ja irgendwie Vorbereitung auf die kommende lange Pazifik-Passage.

😊

Einkaufen GEHEN in San Diego

Mal ein ganz anderer Aspekt unserer Reise, der hier in San Diego ganz besonders deutlich wird: wenn wir an Land sind, gehen wir ziemlich viel. Meilenweit. Wir lieben Hikes durch die Natur, klar. Und wir erwandern uns auch in Städten gern die Umgebung unseres Ankerplatzes oder Hafens. Aber das ist es nicht, was gerade im Moment ZUM TRAGEN kommt.

War das System der öffentlichen Verkehrsmittel in San Francisco noch wunderbar, ist unsere Anbindung hier in San Diego etwas weniger gelungen. Unser Hafen liegt am Ende einer etwa zwei Kilometer langen Halbinsel, auf der leider keine Busse fahren. Halb so wild, es ist eine schöne Strecke mit Fußweg auf der Uferpromenade. Allerdings: der Jensen’s Supermarkt ist noch weitere zwei Kilometer entfernt, außerdem steil den Berg hinauf. Immerhin, mit den Rucksäcken voller schwerer Lebensmittel (einer ist ein gut isolierter Kühlrucksack) geht’s dann ja immerhin wieder bergab.

Trotzdem: es sind halt 8 km hin und zurück. Keine Beschwerde, es hält uns ja fit.

Aber: müssen wir das eigentlich so oft machen? In den letzten 5 Tagen hab ich viermal über 8 km auf der Uhr (bzw. auf dem iPhone, eine Armbanduhr trage ich ja schon seit vier Jahren nicht mehr). So häufig müssen wir zwar keine Lebensmittel einkaufen, aber im Jensen’s ist zugleich auch die nächstgelegene Amazon-Pickup-Station. Und wir haben die Gelegenheit genutzt, noch einmal einige Bestellungen aufzugeben. Zum Beispiel für den kleinen Magneten, der unserer neuen Kettennuss in der Ankerwinsch das Kettenzählen ermöglicht. Oder für den kleinen digitalen Wassertester, der uns die ppm unseres Wassermacher-Wassers anzeigt (Salzgehalt in parts per million), also ein Indiz, wann wir unsere Membran tauschen müssen. Der alte hat leider letzte Woche den Geist aufgegeben. Und wenn wir schon mal beim Bestellen sind, fällt uns noch anderer Kleinkram ein ….

Das waren zwei der vier Märsche. Die anderen beiden hatten mit Restaurants, Eiscafés und Marine-Ausrüstern zu tun 😇.

Auch an Bord sind wir nicht untätig. Wiebke hat ihr Jahresprojekt abgeschlossen: ihren Kolding-Schal:

Vor ziemlich genau einem Jahr hat sie ihn zu stricken begonnen, aber er war oft nur ihr Zweit- oder gar Drittprojekt nebenher (“wenn ich mich nicht so konzentrieren möchte”). Vor ein paar Tagen kam auch das Projekt “Summer-Cardigan” zum Abschluss:

Und jetzt hat sie gleich ein neues Projekt angefangen, ein Sommer-Shirt aus Leinen-Seide.

Bei mir war es gestern eher ein bisschen Boots-Yoga im Mini-Projekt des Kampfes gegen den Impeller der Seewasserpumpe, der zwar raus musste …

… immerhin waren sieben von zwölf Flügeln angebrochen, aber sich gegen seinen Austausch doch ziemlich hartnäckig gewehrt hat und ähnlicher Technik-Kleinkram. Und außerdem haben wir eben auch viel Zeit für uns, lesen uns zum Beispiel das Buch “Die Kraft der Entscheidungen” vor, das unsere österreichischen Segelfreunde Doris und Christian über ihre einjährige Auszeit auf Ihrer Dacing Pearl geschrieben haben. Es spiegelt für uns – neben wunderbar aufmerksam beobachteten Veränderungen gegenüber dem Landleben – auch besonders schön den Zauber des Anfangs unserer Langfahrt wieder.

Uns geht’s gut. Wir genießen die letzten Tage in San Diego, bevor es wohl nächste Woche nach Mexiko geht. Mal schauen, was wir vorher noch von San Diego zu sehen bekommen.

Unter der Golden Gate Bridge hindurch nach San Francisco …

… das ist schon ein Träumchen.

Um das zu verwirklichen, ist der nächste Schritt von Crescent City aus ein etwa zwei Tage (und zwei Nächte) dauernder Törn um Kap Mendocino herum zur Drakes Bay. Wir nehmen in Kauf, dass wir eventuell einen größeren Teil davon unter Motor zurücklegen müssen. Aber wir haben Glück mit dem für seine Starkwinde bekannten Kap Mendocino, doppeltes Glück sogar: zunächst einmal begleiten uns bei spiegelglattem Wasser Pazifische Weißstreifendelfine (mit Kussmund-Zeichnung) um das Kap …

… und dann setzt kurze Zeit später segelbarer Wind ein. Eine Zeitlang fahren wir den Gennaker, die “Joy” unserer Segelfreunde Arianne und Michiel lüftet sogar das Besanstagsegel ihrer Contest 38 und fährt damit gleich vier Segel gleichzeitig:

Der Wind wird uns für den Rest des Törns nicht mehr verlassen, sondern entgegen der ursprünglichen Vorhersage weiter zunehmen, die bunte Pracht weicht also schon bald gerefften weißen Tüchern.

In die Ankerbucht der Drakes Bay laufen wir nach dem rund 40 Stunden dauernden Törn fast zeitgleich ein. Ein paar Stunden später gesellt sich die “Fidelis” von Jeanette und Jeroen dazu. Witzig, alle drei Yachten haben zusammen in Campbell River überwintert.

Der Stop in Drakes Bay gibt uns Gelegenheit auszuschlafen und den nur knapp 30 sm langen verbleibenden Schlag nach San Francisco mit mitlaufender Tide zu gestalten. Jeder kalkuliert ein bisschen anders: als wir Anker auf gehen, ist die Joy schon 6 sm voraus. Die Fidelis wiederum lässt uns einen ähnlichen Vorsprung.

Wir können segeln, aber zunächst löst sich die tief hängende Wolkendecke nur sehr zögerlich auf.

Am Point Bonita Lighthouse vorbei, der erste Blick auf die Golden Gate Bridge. Die Spitzen der Pfeiler sind noch in den tiefhängenden Wolken (oder ist es Hochnebel) verborgen.

Aber dann reißt der Himmel immer mehr auf, Gänsehaut, wir passieren die Golden Gate Bridge:

Nach der ersten vorsichtigen Durchfahrt unter Motor drehen wir gleich wieder um, nehmen die Segel hoch. Bei dem Wetter, das können wir doch jetzt auch unter Segeln genießen. Wir kreuzen wieder zurück. Wiebke hat pünktlich für San Francisco ihren Sommer-Pullover fertig gestrickt (mit Blumenmuster, wenn wir schon keine Blumen im Haar tragen).

Passt doch!

Und jetzt kommt auch die Fidelis an, wie wir zunächst unter Motor. Sie machen Fotos von der ihnen entgegen segelnden Flora …

…, drehen dann um, nehmen die Tücher hoch und lassen sich von uns vor der Golden Gate Bridge fotografieren:

Nach der Fotosession geht’s gemeinsam zum Ankerplatz im Aquatic Parc, ganz nahe am historischen Zentrum von San Francisco gelegen und mit Blick auf die Gefängnisinsel Alcatraz. Eigentlich eine Badebucht mit Sandstrand und mehreren Schwimmclubs, aber nach Online-Reservierung unter http://www.recreation.gov können wir hier für fünf Nächte direkt in der Stadt ankern.

Danke, San Francisco, für den netten Empfang.

Punk-Frisuren in Echo Harbour

Wir verholen von Crescent Inlet einfach nur 8 sm weiter nach Echo Harbour, nicht ohne zwischendurch die Angel auszuwerfen und langsam über eine „nur 40 m flache“ Stelle zu driften. Tatsächlich haben wir dort auch Angelglück, 2 schöne Rockfish gehen uns an den Haken. Die Bucht Echo Harbour haben wir uns ausgesucht, weil sie wie ein natürliches Amphitheater geformt guten Schutz gegen den angesagten kräftigen Südwind bietet, zugleich aber nicht sehr anfällig für katabatische Winde ist (kalte Fallwinde, auch „Williwaw“ genannt). Hier sitzen wir auch den verregneten Donnerstag aus. Mittwoch gibt’s aber noch Sonnenschein.

Wir machen einige Ausflüge mit Florecita. Bären sind uns diesmal nicht vergönnt, aber die Atmosphäre in der durch eine schmale Zufahrt erreichbaren Lagune ist einfach toll. Sitka-Großohrenhirsche grasen auf den Salzwiesen, ein Bach mit kleinem Wasserfall mündet in die Lagune und speist sie mit super klarem Wasser, so dass wir durchgängig den Grund erkennen können.

Größere Fische sehen wir keine, dafür lassen sich aber mehrere Liebhaber von kleinen Fischen blicken. Die vier Seehunde scheinen uns ungewohnte Besucher in ihrem Revier mindestens genau so aufmerksam zu beobachten wie wir sie. Immer wieder tauchen sie ganz in der Nähe auf und schauen uns mit ihren großen braunen Augen an.

Aus so kurzer Entfernung fallen auch die Augenbrauen der Tiere besonders auf. Was ein bisschen nach Punk-Frisur aussieht, sind Vibrissen. Diese hochsensiblen Tasthaare haben Seehunde eben nicht nur als Schnurrbart, sondern auch als Augenbrauen. Sie nehmen damit feinste Schwingungen wahr und können so auch bei Dunkelheit oder in trübem Wasser jagen.

Hinter den kleinen Fischen sind aber auch andere Jäger her. Wir sehen mehrere Gürtelfischer (Belted Kingfisher). Diese nordamerikanischen Eisvögel sind deutlich größer als die Europäischen Eisvögel, mit über 30 Zentimetern sind sie doppelt so lang und mit 150 gr fast fünfmal so schwer. Ihr Gefieder ist nicht ganz so schillernd und mit dem Schopf scheinen sie sich an die Punk-Frisur der Seehunde angepasst zu haben, aber wunderschön sind sie auch:

Und auch die Gänsesäger sind hinter den Fischchen her und warten ebenfalls mit auffälligem Kopfputz auf:

Nur die Klippen-Austernfischer machen bei der lokalen Frisurenmode nicht mit.

Und wir? Zeit zum Haareschneiden auf dem Achterdeck (kein Punk) und dann zum Aufbau der Kuchenbude. Krabbenkorb ist ausgebracht, wir versuchen also jedenfalls beim Unter-Wasser-Räubern mit zu machen.

Und am Regentag wird fleißig gestrickt. An neuen Projekten, ich hatte nach meinem Pullover erstmal pausiert und Wiebkes Strickjacke ist auch fertig geworden:

Meer und Ski auf Vancouver Island

Von unserem Liegeplatz aus können wir schneebedeckte Berge um uns herum sehen. Da ist die Verlockung natürlich groß. Um so mehr, als es tatsächlich hier auf Vancouver Island ein Skigebiet gibt. Der knapp 1.600 m hohe Mount Washington ist nur eine knappe Stunde Fahrtzeit entfernt und wartet mit 5 Liften und etwa 50 Abfahrten aller Schwierigkeitsgrade auf. Das Wetter passt, na denn mal los.

Vorher aber auf dem Weg noch einen kleinen Umweg über Comox gemacht. Nahe am Fuß des Mount Washington gelegen, zeigt sich hier die Nähe von (Pazifik-) Hafen und Bergen um so deutlicher. Aber das ist gar nicht der Grund unseres Umwegs.

Vielmehr hat uns Lynn vom Räumungsverkauf des dortigen (sehr guten) Woll-Geschäftes berichtet. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und tatsächlich können wir auch hier nicht widerstehen. Unser Vorrat wird abermals aufgestockt, die nächsten Monate werden wir sicher genug zu stricken haben. Auf unserem Salontisch gestapelt, sehen die Garn-Vorräte jetzt so aus:

Scheint ein bisschen, als wollten wir einen eigenen Woll-Laden aufmachen, aber die Knäuel sind (fast) alle schon Projekten zugeordnet, ein paar gerade aktive sind ja auch dabei …

Dann aber erst mal weiter ins Skigebiet. Wir kurven die Serpentinen hinauf, leihen uns die Ausrüstung und los gehts. Die Bedenken, dass es aktuell wegen „Spring Break“ etwas voll sein könnte, bewahrheiten sich zum Glück absolut nicht.

Wie herrlich, zwischendurch sind wunderbare Ausblicke auf den Pazifik möglich. Hier zum Beispiel in Richtung Nanaimo:

Oder hier, nach einem tollen Skitag schon auf der Rückfahrt, Richtung Campbell River mit der Gebirgskette am Festland von British Columbia im Hintergrund:

Und zack, 45 Minuten später schon wieder zu Hause auf der Flora im Hafen von Campbell River.

(Blick Richtung Seymour Narrows, Flora ganz unten rechts)

Park City, Utah. Und Stricken auf dem Roadtrip.

Winter Sturm-Warnung. Hm. Ziemlich oft haben wir auf unserem Roadtrip diese Meldung inzwischen aufs Handy bekommen. Das erste Mal bereits in den Blue Ridge Mountains. Ein ums andere Mal wurde die Reiseroute angepasst oder aber der Reisetag danach gewählt, na klar. So auch diesmal, auf der Fahrt von Denver in Colorado nach Park City in Utah. Wobei, ein bisschen Restrisiko bleibt und so erwischt uns zwischenzeitlich doch unser erster echter “white out”. Schneefall und starke Winde nehmen fast komplett die Sicht, Straße und Verkehr sind nur noch schemenhaft zu erkennen.

Wir tasten uns im Schritttempo weiter durch die Berge bis es wieder besser wird. Hinter Steamboat Springs reißt der Himmel dann zum Glück auf und der Rest der Fahrt beschert uns Sonnenschein und blauen Himmel.

Tatsächlich erlebt Utah derzeit den schneereichsten Winter der letzten 20 Jahre und in Park City ist das sowohl in der Stadt als auch in dem Olympiaskigebiet von 2002 gut zu erkennen.

Selbst der Bergmann, dessen Statue an die Ursprünge der Stadt erinnert, präsentiert sich fast schon eingedeckt von fluffigem „Powder“.

Und der Spaziergang mit den Hunden geht wohl am besten in Schneeschuhen, wie wir vom Lift aus beobachten können:

Für uns heißt das aber vor allem: herrliche Bedingungen und ein wunderbarer Skitag. 😁😎

Und am Abend kommen wir – winterlich passend – auch beim Stricken weiter. Nachdem ich bis Denver ja noch mit dem Pullover für die kleine Elli von unseren Segelfreunden Maggie und Sam beschäftigt war (den wir dort bei einem Besuch auch übergeben konnten) und Wiebke ihr „Malibu“-Schultertuch fertiggestrickt hat, kann ich jetzt auch mein Projekt „Peaceful People“-Mütze abschließen. Die Wolle dafür hatte ich schon in Tulsa gekauft, unser Roadtrip ist irgendwie auch die Aufgabe, in jedem Bundesstaat mindestens einen Wollladen zu besuchen.

Ich muss aber zugeben, dass meine Mütze Wiebke noch besser steht als dem unrasierten Kerl 😉.

Country Roads

Die Landstraßen haben uns wieder. Wir verabschieden uns von unseren Freunden Greg und Michael in Gaithersburg bei Washington D.C., machen uns auf den Weg unseres Road Trips quer durch die USA zurück zur Flora. Take us home, Country Roads.

Zunächst durch das Dreiländereck von Maryland, Virginia und West Virginia, über den Potomac und seinen Nebenfluss, den Shenandoah River entlang. Und dann in die Blue Ridge Mountains hinein, genauer gesagt auf den Skyline Drive, der Straße, die hier fernab jeglicher Dörfer und Städte mal hoch oben mal auf dem Kamm der Appalachen, mal an den höheren Flanken dieses Gebirgszuges entlang führt. Bergauf und bergab, über die Mittelgebirgshöhen zwischen 800 und mehr als 1.100 m Höhe. Für hiesige Verhältnisse: Almost Heaven hier in West Virginia.

Witzigerweise kam den Co-Autoren von John Denver die Idee für den Hit-Song (Take me home,) Country Roads ausgerechnet bei der Fahrt zu einer Familienfeier in? Genau: Gaithersburg.

😁

Warum heißen die Berge hier wohl Blue Ridge Mountains?

Übrigens haben wir die Blue Ridge Mountains vor Jahren schon einmal durchfahren, damals im Herbst. Zu der Zeit etwas farbenfroher:

Dafür sind jetzt im Winter mehr Ausblicke möglich, außerdem ist es deutlich leerer auf der herrlichen Straße. Da lacht das alte Motorradfahrer-Herz.

Und nach der kurvenreichen Fahrt bietet sich ein Zwischenstopp in dem kleinen Städtchen Charlottesville an. Greg hatte dort zwischenzeitlich studiert. Ein weiterer Grund für unsere Pause dort: Routenplanung nach Woll-Läden.

Nachschub für unsere Projekte. 🧶 😊

Zurück in Hamburg für 2 Monate „Landurlaub“

Wir sind gut wieder in Hamburg angekommen. Chief Jan holt uns vom Flughafen ab und löst auch das Problem des kurzfristig unauffindbaren Korkenziehers. Es wird ein schönes Begrüßungswochenende mit unseren Freunden in Hamburg, langen Abenden und noch längerem Ausschlafen, der Jetlag macht sich doch bemerkbar.

Und dann kosten wir das vorweihnachtliche Heimatgefühl so richtig aus. Bummeln über den Isemarkt, basteln den Herrnhuter Stern zusammen,

Trinken Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, dekorieren die Wohnung für die Weihnachtszeit (wobei Chief Jan die Beleuchtung in unserer Küche und im Wohnzimmer noch weiter auf „Smart Home“ umbaut).

Takelarbeiten, (wenn auch irgendwie mal anders) Knoten und Spleißen, das muss natürlich auch dann sein, wenn wir mal nicht auf Flora sind. Und so wir fahren zur Hamburger Wollfabrik, kaufen Wolle für neue Projekte und Wiebke lässt sich dort sogar die von ihr ausgesuchte Wolle auf vierfädrig umspinnen. Dabei werden vier einfädrige Wollfäden zwar neu gewickelt, aber nicht wesentlich miteinander verdreht, mal sehen, wie sich das strickt.

Selbst die Eichhörnchen finden sich zur Begrüßung auf unserem Balkon ein …

Moin. 😊

Segeln in BC: über Lasqueti Island nach Nanaimo

Nachdem wir zuletzt ja hier in British Columbia mangels Wind reichlich Motorstunden angesammelt haben, können wir auf dem weiteren Weg nach Süden endlich wieder segeln. Hier trennt die etwa 15 Seemeilen (25-30 km) breite und über 100 sm lange Strait of Georgia die südliche Hälfte Vancouver Islands vom kanadischen Festland. Nicht als durchgängige Wasserfläche, diverse Inseln und auch einige weitere Narrows warten noch auf uns, aber zunächst mal eben doch auch mehr offene Wasserflächen.

Als erstes Ziel haben wir uns Boho Bay ausgesucht, gut 50 sm von Campbell River entfernt. Da aber in der Discovery Passage vor der Hafenausfahrt von Campbell River bis zu 6 kn Strömung setzen, müssen wir ohnehin schon um 7.30 los, das sollte passen. Tut es, und es gibt uns auch die Zeit, bei nur leichten Winden und traumhaftem T-Shirt-Wetter herrlich unter Gennaker langsam dahin zu segeln.

Sogar ein kurzer Angelstopp ist drin und wird mit zwei Grünlingen belohnt, über Funk laden wir Ben und George zu „Fisch asiatisch“ zum Dinner auf die Flora ein, die beiden sind kurz nach uns gestartet und parallel mit gleichem Ziel unterwegs.

Die Ankerplatz zwischen Lasqueti und Boho Island entpuppt sich als imposanter als erwartet, die Küste von Lasqueti formt hier eine hohe Steilwand, die dramatisch zur Bucht hin abfällt und schon früh die Abendsonne abschirmt.

Schön auch, dass wir endlich wieder einmal Erfolg mit unserem Krebskorb verzeichnen können, gleich fünf Krebse hole ich am nächsten Morgen mit ihm hoch. Wobei, der größte Krebs sitzt nicht einmal im Kasten, sondern oben auf dem Korb, will aber trotzdem nicht vom Köder lassen und landet erst im Dinghy (und dann im Kochtopf). Alle fünf sind Männchen, die beiden Kleinsten lassen wir trotzdem wieder frei, die anderen drei sind „Keeper“.

Auch am nächsten Tag können wir segeln, diesmal unter weißen Segeln bei auffrischendem Wind hinüber nach Nanaimo. Dazu müssen wir einen kleinen Bogen um die „Firing Practice and Exercise Area Canadian Forces Maritime Experimental and Test Ranges Whiskey Golf“ machen. Das ziemlich große Schießgebiet ist heute zwar gar nicht aktiv, aber einige Schiffe sind trotzdem dort stationiert und zu denen ist ein Mindestabstand von einer Meile einzuhalten. Ist egal, wir können herrlich segeln und begegnen auf unserem Umweg sogar einigen Walen.

Nanaimo ist für uns die erste größere Stadt seit Honolulu auf Hawai‘i. Mit immerhin rund 90.000 Einwohnern die ganz knapp zweitgrößte Gemeinde auf Vancouver Island (nach Victoria, der Hauptstadt der Provinz BC). Einige wenige Hochhäuser verkünden das schon aus der Ferne, für uns Segler spannender ist da die Vielzahl der Häfen und Marinas, die sich im Naturhafen und der schmalen Passage hinter dem vorgelagerten Newcastle Island finden. Die dicht bebauten Hänge schon vor dem eigentlichen Stadtgebiet zeigen zudem an, dass wir uns aus der Wildnis des nördlichen BC jetzt in den Einzugsbereich der Metropole Vancouver bewegen. Von Nanaimo dorthin gibt es mehrere Fährverbindungen, Wasserflugzeuge fliegen im Linienverkehr und auch der „normale“ örtliche Flughafen ist dorthin angebunden. Ursprünglich aus einem Handelsposten der Hudson Bay Company hervorgegangen, nahm Nanaimo durch die nahen Kohleminen einen kräftigen Entwicklungsschub. Der Entdecker der dortigen Kohle hatte praktischerweise 1869 eine Gesellschaft zur Erschließung gegründet und als Mitgesellschafter den Oberbefehlshaber der Pazifikflotte aufgenommen. Die Flotte war dann (neben der Stadt San Francisco) der Hauptabnehmer der Kohle. Konsequenterweise gibts also hier keine Spirit-Bären auf den Kästen wie in Klemtu, statt dessen …

Und es ist so städtisch, dass es auch einen (sogar zwei) ausgewiesene Woll-Geschäfte gibt. Hatte ich schon erwähnt, dass auf Flora in den ruhigen Gewässern von BC intensiv gestrickt wird?

😁