Bootsarbeit und Besuch

Wir haben uns endlich das hintere Fenster der Achterkajüte vorgenommen. Ein unangenehmes Projekt, denn das Fenster leckt zwar nur leicht, aber steter Tropfen auf das eigene Bett ist halt auch nicht das wahre Vergnügen. Und überhaupt, wieso ausgerechnet DIESES Fenster? Es ist das einzige NICHT zu öffnende Fenster im ganzen Schiff, die 12 anderen Fenster können wir aufmachen und die vier Luken natürlich auch. Wie auch immer, es hat sich unseren bisherigen Nachbesserungen und Abdichtungsversuchen beharrlich widersetzt und leckt durch das ab Werk in den äußeren der beiden Aluminium-Rahmenteile eingeklebte Kunststoffglas. Zuletzt musste von außen über das Fenster geklebte Plastikfolie provisorisch für Regendichtigkeit sorgen.

Eine hässliche Notlösung, die zudem blöde Klebstoffreste hinterlassen hat, die jetzt auch noch beseitigt werden müssen (was mit etwas Speiseöl allerdings gut gelingt).

Als wir das Fenster ausbauen, bröselt uns ein Teil der Fugenmasse entgegen.

Leider hält der übrige Teil den Kunstoff trotzdem bombenfest im Rahmen. Zum Glück können wir das ausgebaute Fenster in der Werkstatt von Wulfs Garage bearbeiten, es wird eine mehrtägige Aktion. Das Fenster decken wir in der (nach Vorhersage und auch tatsächlich) regenfreien Zeit mit Plane ab, darunter eine Fleecedecke zur Isolierung.

Wir müssen die Fugenmasse aus dem schmalen Spalt des (gebogenen) Rahmens kratzen, dabei kleine Plastikkeile freilegen und heraus operieren.

Obwohl es zwischenzeitlich nicht danach aussieht, kriegen wir die Nut am Ende doch ziemlich gut sauber, ist aber echte Frickelei.

Danach die sauber abgetapete Scheibe mit Sika 295 und den Keilen wieder einkleben, trocknen lassen, Rahmen einsetzen, festschrauben (mit TefGel, Edelstahlschrauben in Aluminium) …

… und Juchu! Das Fenster besteht den ersten Test mit dem Wasserschlauch. Der Aufwand scheint sich gelohnt zu haben.

Super, dann steht jetzt mal wieder eine längere Autofahrt an. Wir holen unseren jüngstes Patenkind Jasper von Saltspring Island ab, wo der gerade 16 gewordene ein Highschool-Jahr absolviert. 7 Monate sind schon um und jetzt ist „Springbreak“. Die sieben Stunden Autofahrt verbinden wir damit, auch gleich unsere Segel aus der Revision vom Segelmacher in Sidney abzuholen, das liegt fast auf dem Weg. Das Groß ziehen wir mit Jaspers Hilfe gleich am Abend noch in den Mast und setzen auch die durchgehenden vertikalen Segellatten wieder ein.

Am nächsten Tag geht’s dann zur Belohnung mit Jasper noch mal auf den Mount Washington Skilaufen. Traumwetter, was für ein Skitag!

Und das jüngste unserer sechs Patenkinder …

… ist doch schon ganz schön groß geworden:

Tofino: Wirklich „cool“ (nicht nur) für Surfer

Ein kleiner und ein bisschen verborgener Schmuckstein auf Vancouver Island ist das Örtchen Tofino. Auf der langgestreckten Insel gibt es nur eine durchgehende Straßenverbindung von Süd nach Nord, etwa 500 km lang. Sie verläuft auf der Canada 1 von Victoria bis Nanaimo (dort biegt die Canada 1 auf die Fähre ab und führt auf dem Festland bei Vancouver weiter). Von Nanaimo bis Port Hardy im Norden von Vancouver Island läuft dann der Highway BC 19. Fast die gesamte Strecke führt dicht an der etwas flacheren und von weniger Fjorden durchzogenen Ostküste entlang. Auf der gesamten Insellänge gibt es nur eine einzige gut ausgebaute Stichstraße, die ganz hinüber an die andere Seite führt, nämlich zum ungefähr in der Mitte der wild zerklüfteten Westküste gelegen Tofino.

Auf Google Maps sieht das so aus (Karte nicht eingenordet):

Auf dem Weg dorthin, immerhin etwa 3,5 Stunden Fahrt, machen wir im MacMillan Park halt. Der ist auch bekannt als “Cathedral Grove” (übersetzt etwa Kathedralen-Hain). Auch wenn auf der bisherigen Strecke dies hier das wohl häufigste Schild war:

Im MacMillan Park stehen tatsächlich noch diverse über 800 Jahre alte Douglasien (Douglas Fir), umgeben von “nur” 350 Jahre alten Exemplaren. Manches Mal nutzen jüngere Bäume die abgebrochenen Stumpen ihrer Ahnen gar als Steighilfe und Nahrungslieferant. Wanderpfade, an den feuchteren Stellen überwiegend in Form von (auch die Wurzeln schonenden) Bohlenwegen führen durch den dicht bemoosten Wald. Und die zumeist gerade gewachsenen imposanten Bäume, deren Äste bei den „erwachsenen“ Exemplaren erst in großer Höhe beginnen, erinnern tatsächlich an die Säulen einer Kathedrale (oder ist es umgekehrt?). Tatsächlich können Douglasien die Höhe der berühmten Redwoods Küstenmammutbäume erreichen, sind aber schlanker.

Dann aber weiter auf der Straße, über den Pass nach Port Alberni. Hier mündet der Somass River in den 40 Kilometer langen Pazifik-Fjord des Alberni Inlet. Darüber liegt dichter Nebel, aber als wir den nächsten Pass Richtung Tofino erklimmen setzt sich wieder die Sonne durch. Blauer Himmel bis zum Zielort, herrlich. Und wer hätte das gedacht: Tofino bietet ein GANZJÄHRIGES SURFREVIER, wenn auch nur für die etwas abgehärteteren Wellenreiter. Derzeit liegt die Wassertemperatur knapp unter 8 Grad Celsius, aber im Hochsommer werden es manchmal fast 13 (dreizehn) Grad! Kurz vor dem Ort gibt es am Pazifik eine Reihe von Sandstränden. Da ist durchaus einiges los. Strandspaziergänger vor allem, aber auch wirklich Surfer.

Auch wenn die Wellen heute eher anfängerfreundlich sind, die Temperaturen sind es eher nicht.

Der 2.000-Seelen Ort Tofino kann zur Hauptsaison auf das fünffache anwachsen, ist aber surfertypisch relaxt und nicht einmal allzu touristisch, bietet zudem neben den auch jetzt geöffneten Surfschulen (bin ich froh, dass ich das in Hawaii am Waikiki Beach gemacht habe) nette Gimmiks wie etwa die phantasievoll gestalteten Zebrastreifen.

Und Tofino wartet mit indigener Kunst, wundervolle Ausblicken zu schneebedeckten Bergen und trotzdem sogar mit Palmen in den Gärten auf.

Für uns ist das Highlight in Tofino allerdings eine weitere Wanderung durch den Regenwald, diesmal auf dem Tonquin Trail gleich am Ortsausgang. Der Hike führt zu mehreren nur über den Trail oder vom Wasser her erreichbaren Stränden.

Obwohl zumeist durch Sekundärwald führend, gibt es doch auch einige Baumriesen mit „Bärenhöhlen“ unter ihren Wurzeln …

… und eben auch sonst wunderbare Naturerlebnisse.

Treibholz

British Columbia (kurz und meist liebevoll: BC) ist in seiner historischen Entwicklung eng mit drei Wirtschaftszweigen verbunden: Fischerei (Fishing 🎣) , Bergbau (Mining ⛏️) und Holzernte (Logging 🌲). “Forstwirtschaft” wäre zumindest in der entfernteren Vergangenheit ein zu großes Wort für den letztgenannten Wirtschaftszweig, denn zunächst einmal ging es ab etwa 1850 tatsächlich nur um die Ernte der wertvollen Bäume, für das Nachwachsen hatte die Natur hier im Regenwald selbst zu sorgen. Um die Jahrhundertwende herum gab es ersten Widerstand gegen das hemmungslose Abholzen, es entwickelte sich eine (zunächst zaghafte) gesetzliche Regulierung. Das ist heute anders, allerdings findet sich abgesehen von besonderen Schutzgebieten nur noch wenig ursprünglicher Regenwald (Primärwald) mit seinen Jahrhunderte alten Urwald-Baumriesen. Viel öfter ist das dichte Grün der Wälder auf den steilen Flanken der Fjorde in BC Sekundärwald, zum Teil auch aufgeforsteter Nutzwald (pro Jahr werden mehr als 200.000.000 Bäume gepflanzt).

Das Logging hat die Entwicklung in BC geprägt, weite Landstriche wurden (und sind teilweise auch heute noch) nur über Logging-Roads erschlossen. Und Logging ist auch heute noch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region, 14 Milliarden Can$ werden pro Jahr laut BC Council of Forest Industries damit umgesetzt.

Das Museum in Campbell River bietet zur Geschichte des Logging eine tolle und umfassende Ausstellung, die uns auch erklärt, warum noch immer große Kahlschlagflächen vielerorts sichtbar sind. Und damals wie heute wird der Löwenanteil des Holzes zu den Orten der Verschiffung oder Weiterverarbeitung geflößt. Aber entgegen der unter Seglern weit verbreiteten Ansicht sind es nicht überwiegend aus Flößen weggetriebene Stämme, die als Treibholz die Wasserwege unsicher machen. Vielmehr werden in der zerklüfteten Uferlandschaft unfassbar viele Bäume ins Wasser gespült, an den Felsen aufgerieben, gebrochen und beim nächsten Hochwasser wieder weitergetragen. Die zum Teil insbesondere bei Welle kaum sichtbaren schwimmenden Rammböcke sind eine echte Plage, Nachtfahrten fallen für uns hier schon aus diesem Grunde aus. Die Ufer sind fast überall von Treibholz übersät. Nicht nur an abgelegenen Stränden, auch hier in Campbell River selbst.

Obwohl, hier in der Stadt wird das Treibholz natürlich auch rege genutzt. Sei es zum spielerischen Bau von Unterständen oder Hütten am Ufer …

oder zum Grillen in der Feuerstelle gleich daneben:

Oder eben, um sich mit Feuerholz für Zuhause zu versorgen. Das führt dann gegenüber des Campingplatzes zu skurrilen Schildern wie dem hier, das den nächtlichen Einsatz der Kettensäge am Strand untersagt:

Aber es gibt hier in Campbell River noch eine weitere Nutzung von Treibholz. Entlang der kilometerlangen Uferpromenade finden sich mehrere Tiergestalten aus dem angeschwemmten Naturmaterial. Geschaffen hat sie der Künstler Alex Whitcombe, zusammengeschraubt aus unzähligen einzelnen Fundstücken zu ausdrucksstarken Kompositionen. Monumental präsentiert sich der lebensgroße Buckelwal:

Klein und keck dagegen der von den Bürgern immer mal wieder anders gekleidete oder geschmückte Waschbär:

Ein Stück weiter der Dinosaurier …

und ganz am anderen Ende der Promenade im Park auf Tyee Spit mein persönliches Lieblingsstück, der Treibholz-Cougar (Berglöwe oder Puma), wobei ich finde, dass er auch gut als Wolf durchgehen könnte:

Drei weitere Treibholzfiguren sollen sich noch im Ort verstecken, die können wir bei unsern nächsten Ausflügen suchen. Außer Spaziergängen gibts auch noch ein bisschen Bootsarbeit. Wir weihen die alte, aus Deutschland mitgebrachte Nähmaschine an Bord ein. Bisher hatte ich damit (eher schlecht als recht) nur Leesegel für unser altes Boot gefertigt, ist natürlich auch schon eine ganze Zeit her.

Wiebke näht ein Kleid, ich probiere mich an der Kuchenbude, also dem Cockpit-Zelt. Die durchgescheuerten (und auch ausgebeulten) Stellen an den Spi-Winschen werden erst innen und außen mit aufgebügelten Jeans-Flicken verstärkt und dadurch einigermaßen begradigt, dann wird erst der Jeans-Flicken in Zickzack-Stich umsäumt und danach außen ein Sunbrella-Flicken aufgesetzt. An meinen Nähkünsten muss ich sicher noch arbeiten, aber fürs erste bin ich trotzdem zufrieden.

Dann noch das Dinghy-Licht auseinander genommen, eine Litze neu angelötet, geht wieder. 💡 Und Infos für einen neuen Plotter zum möglichen Ersatz unseres schwächelnden alten Furuno MFD12 eingeholt. Wieder ein erfolgreicher Tag. 😁

Meer und Ski auf Vancouver Island

Von unserem Liegeplatz aus können wir schneebedeckte Berge um uns herum sehen. Da ist die Verlockung natürlich groß. Um so mehr, als es tatsächlich hier auf Vancouver Island ein Skigebiet gibt. Der knapp 1.600 m hohe Mount Washington ist nur eine knappe Stunde Fahrtzeit entfernt und wartet mit 5 Liften und etwa 50 Abfahrten aller Schwierigkeitsgrade auf. Das Wetter passt, na denn mal los.

Vorher aber auf dem Weg noch einen kleinen Umweg über Comox gemacht. Nahe am Fuß des Mount Washington gelegen, zeigt sich hier die Nähe von (Pazifik-) Hafen und Bergen um so deutlicher. Aber das ist gar nicht der Grund unseres Umwegs.

Vielmehr hat uns Lynn vom Räumungsverkauf des dortigen (sehr guten) Woll-Geschäftes berichtet. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und tatsächlich können wir auch hier nicht widerstehen. Unser Vorrat wird abermals aufgestockt, die nächsten Monate werden wir sicher genug zu stricken haben. Auf unserem Salontisch gestapelt, sehen die Garn-Vorräte jetzt so aus:

Scheint ein bisschen, als wollten wir einen eigenen Woll-Laden aufmachen, aber die Knäuel sind (fast) alle schon Projekten zugeordnet, ein paar gerade aktive sind ja auch dabei …

Dann aber erst mal weiter ins Skigebiet. Wir kurven die Serpentinen hinauf, leihen uns die Ausrüstung und los gehts. Die Bedenken, dass es aktuell wegen „Spring Break“ etwas voll sein könnte, bewahrheiten sich zum Glück absolut nicht.

Wie herrlich, zwischendurch sind wunderbare Ausblicke auf den Pazifik möglich. Hier zum Beispiel in Richtung Nanaimo:

Oder hier, nach einem tollen Skitag schon auf der Rückfahrt, Richtung Campbell River mit der Gebirgskette am Festland von British Columbia im Hintergrund:

Und zack, 45 Minuten später schon wieder zu Hause auf der Flora im Hafen von Campbell River.

(Blick Richtung Seymour Narrows, Flora ganz unten rechts)

Dankeschön!

Die Flut von Software-Updates auf Telefon, Tablet und Computer finde ich eigentlich nicht sonderlich erbaulich. Insbesondere, wenn wir unterwegs sind und nicht wie hier in Campbell River gerade mal ein gutes WLAN haben.

Neben vielen anderen Apps verlangt dieses Mal „Wordpress“ (die App, mit der wir diesen Blog schreiben) nach datenvolumenhungriger Erneuerung. Also gut.

In diesem Zusammenhang werden wir auf die Statistik des Blogs hingewiesen, die künftig anders abgebildet werden soll. Das haben wir bisher nicht so intensiv beachtet, also schauen wir mal nach.

Und … das haut uns dann doch ziemlich um.

Seit wir unterwegs sind, ist der Flora-Blog rund 380.000 mal aufgerufen worden, allein im letzten Jahr über 150.000 mal. Unser kleiner, komplett nicht kommerzieller Blog, für den wir bezahlen (weil sonst Werbung drauf wäre), den wir begonnen haben, um Familie und Freunde auch in der Ferne an unserem Leben teilhaben zu lassen und den wir nur aus Spaß an der Freude füttern.

Und Stichwort „Ferne“: die Karte oben zeigt die Länder und Regionen, aus denen Zugriffe auf unsere Blogbeiträge erfolgten. Eigentlich unglaublich. Sortiert nach der Anzahl der Seitenaufrufe sind das:

Deutschland 🇩🇪 Vereinigte Staaten 🇺🇸 Schweiz 🇨🇭 Österreich 🇦🇹 Spanien 🇪🇸 Italien 🇮🇹 Niederlande 🇳🇱 Frankreich 🇫🇷 Portugal 🇵🇹 Vereinigtes Königreich 🇬🇧 Bahamas 🇧🇸 Griechenland 🇬🇷 Schweden 🇸🇪 Antigua und Barbuda 🇦🇬 Dänemark 🇩🇰 Norwegen 🇳🇴 Martinique 🇫🇷 Neuseeland 🇳🇿 Kanada 🇨🇦 Türkei 🇹🇷 Französisch-Polynesien 🇵🇫 Panama 🇵🇦 Belgien 🇧🇪 Kroatien 🇭🇷 Dominikanische Republik 🇩🇴 Amerikanische Jungferninseln 🇻🇮 Curaçao 🇨🇼 Australien 🇦🇺 Finnland 🇫🇮 Kolumbien 🇨🇴 Karibische Niederlande 🇳🇱 Mexiko 🇲🇽 St. Lucia 🇱🇨 Französisch-Guayana 🇫🇷 Puerto Rico 🇵🇷 Guadeloupe 🇬🇵 Cabo Verde 🇨🇻 Grenada 🇬🇩 Polen 🇵🇱 Barbados 🇧🇧 Anguilla 🇦🇮 Guatemala 🇬🇹 Irland 🇮🇪 Ecuador 🇪🇨 Tschechien 🇨🇿 Hongkong 🇭🇰 Costa Rica 🇨🇷 Singapur 🇸🇬 Jamaika 🇯🇲 Fidschi 🇫🇯 Chile 🇨🇱 Thailand 🇹🇭 Sint Maarten 🇸🇽 Aruba 🇦🇼 Russland 🇷🇺 Brasilien 🇧🇷 Ungarn 🇭🇺 Argentinien 🇦🇷 Ägypten 🇪🇬 China 🇨🇳 Luxemburg 🇱🇺 Südafrika 🇿🇦 Belize 🇧🇿 St. Vincent und die Grenadinen 🇻🇨 Saint Martin 🇫🇷 Südkorea 🇰🇷 Marokko 🇲🇦 Ukraine 🇺🇦 Neukaledonien 🇳🇨 Bulgarien 🇧🇬 Malta 🇲🇹 Kaimaninseln 🇰🇾 Mauritius 🇲🇺 Liechtenstein 🇱🇮 Slowakei 🇸🇰 Suriname 🇸🇷 Estland 🇪🇪 Malediven 🇲🇻 Kuba 🇨🇺 Rumänien 🇷🇴 Albanien 🇦🇱 Dominica 🇩🇲 Trinidad und Tobago 🇹🇹 Malaysia 🇲🇾 Bermuda 🇧🇲 Britische Jungferninseln 🇻🇬 Zypern 🇨🇾 St. Kitts und Nevis 🇰🇳 Slowenien 🇸🇮 Vereinigte Arabische Emirate 🇦🇪 Monaco 🇲🇨 Israel 🇮🇱 Japan 🇯🇵 Lettland 🇱🇻 Indonesien 🇮🇩 Nigeria 🇳🇬 Seychellen 🇸🇨 Philippinen 🇵🇭 Samoa 🇼🇸 Indien 🇮🇳 Honduras 🇭🇳 Serbien 🇷🇸 Kenia 🇰🇪 Tunesien 🇹🇳 Montenegro 🇲🇪 Litauen 🇱🇹 Pakistan 🇵🇰 Kuwait 🇰🇼 Taiwan 🇹🇼 St. Barthélemy 🇫🇷 Guernsey 🇬🇬 Island 🇮🇸 Peru 🇵🇪 Isle of Man 🇮🇲 Vanuatu 🇻🇺 Sri Lanka 🇱🇰 Uruguay 🇺🇾 Vietnam 🇻🇳 Georgien 🇬🇪 Bangladesch 🇧🇩 Saudi Arabien 🇸🇦 Guam 🇬🇺 Katar 🇶🇦 Paraguay 🇵🇾 Mongolei 🇲🇳 Iran 🇮🇷 Venezuela 🇻🇪 Bosnien und Herzegowina 🇧🇦 Färöer 🇫🇴 Tansania 🇹🇿 Jersey 🇯🇪 Turks- und Caicosinseln 🇹🇨 Wallis und Futuna 🇼🇫 Irak 🇮🇶 Grönland 🇬🇱 Äthiopien 🇪🇹 Belarus 🇧🇾 Senegal 🇸🇳 Kambodscha 🇰🇭 Ålandinseln 🇦🇽 Nepal 🇳🇵 Syrien 🇸🇾 Gambia 🇬🇲 Nicaragua 🇳🇮 Nordmazedonien 🇲🇰 Andorra 🇦🇩 Mali 🇲🇱 Haiti 🇭🇹 El Salvador 🇸🇻 Guyana 🇬🇾 Namibia 🇳🇦 Gibraltar 🇬🇮 Cookinseln 🇨🇰 Réunion 🇷🇪 Algerien 🇩🇿

Da sind viele Zugriffe von Segelfreunden dabei, die inzwischen auf anderen Wegen (oder Wogen) unterwegs sind als wir. Aber offenbar auch viele Seitenaufrufe von Menschen, die wir – jedenfalls bisher – überhaupt nicht kennen.

Ein riesengroßes Dankeschön an Euch alle!

☺️

Back Home. Zurück auf der Flora.

Und, wie fühlt es sich an, nach gut 20.000 km (!!!, was für ein wunderbarer Roadtrip zweimal quer durch die USA) im Auto wieder auf Flora zu sein?

Gut 😊. Sehr gut 😃 😀.

Über vier Monate haben wir unser Boot allein gelassen. Und das auch noch in Kanada, im Winter, im Wasser. Der relativ warme und salzige Pazifik sorgt aber dafür, dass die Häfen, sofern sie nicht gerade von Frischwasser aus einem Fluss durchflossen werden, praktisch eisfrei bleiben. Na ja, und „allein“ stimmt eigentlich nicht. Zum einen, weil der Sportboothafen hier in Campbell River auch im Winter gut belegt ist. So gut sogar, dass wir keine Box bekommen konnten, sondern längsseits auf der Südseite des F-Steges liegen. Trotz der hohen Molen führt das dazu, dass Flora bei den im Winter häufigen kräftigen Südostwinden kräftig auf den Steg gedrückt wird. Also haben wir sie extra gut abgefendert und – der zweite Grund warum Flora nicht wirklich allein war – Lynn und Wulf gebeten, ein Auge auf unser Boot zu haben. Was heißt gebeten, eigentlich haben die beiden es uns sogar angeboten. (Wie wir die beiden kennengelernt haben und welche Gastfreundschaft sie uns schon im Herbst haben zukommen lassen: hier und hier und hier.)

Der Bewuchs am Unterwasserschiff (Coppercoat) hält sich in sehr engen Grenzen, obwohl Flora ja nicht bewegt wurde. Lediglich ein paar Fussel, keine Seepocken.

Und auch sonst macht Flora von außen einen guten Eindruck. Die dauerhaft aufgebaute Kuchenbude hat an den Spi-Winschen zwei kleine Scheuerstellen, sonst ist augenscheinlich alles in Ordnung. Und drinnen?

Die Winterlieger hier im Hafen (also auch wir) zahlen neben den Hafengebühren einen Pauschalbetrag für Elektrizität und haben dafür in den Booten kleine Elektroheizungen auf Frostwächterstufe laufen. Oder, wenn sie an Bord sind, auch auf höherer Stufe. Wulf hat in unserer Abwesenheit zigmal gecheckt, ob alles in Ordnung ist, sogar eine weitere Heizung ins Boot gestellt und dafür ein dickeres Zuleitungskabel gelegt. Außerdem immer mal wieder den Motor gestartet und einige Zeit laufen lassen. Und so finden wir Flora bei unserer Ankunft in einem richtig guten Zustand vor. Kein Schimmel, kein muffiger Geruch.

Was für eine Riesen-Erleichterung! Danke, Lynn und Wulf.

Unser Zuhause riecht und fühlt sich an, als wären wir gar nicht lange weg gewesen. Und das, obwohl wir auf einen elektrischen Luftentfeuchter verzichtet hatten. Nur mehrere „DampRid“ hatten wir in die Schränke gehängt. Das sind Luftentfeuchter, die über katzenstreu-ähnliche Körner die Feuchtigkeit aufnehmen und in Plastikbeuteln sammeln. Sie waren bei unserer Rückkehr überwiegend etwa zur Hälfte gefüllt. Funktion erfüllt.

Und was machen wir jetzt hier?

Erstmal ankommen, Vorräte aufstocken, neben Lynn und Wulf Freunde auch von der „Pitou“ und der „Fidelis“ treffen. Die mitgebrachten Ersatzteile einbauen.

Also zum Beispiel die am Schaft tropfende Seewasserpumpe des Dieselgenerators ausbauen und dann gemeinsam mit Wulf in dessen umfangreich ausgestatteter Werkstatt komplett auseinander nehmen, ein Lager und zwei Dichtungen tauschen und alles wieder zusammenbauen (den Impeller natürlich auch noch wechseln).

Wulf schenkt mir sogar noch eine Sprengringzange (oops, der Sprengring hat es gar nicht aufs Bild geschafft). Wir sind bisher leichtfertigerweise ohne unterwegs gewesen, aber diese Reparatur ging deutlich besser mit.

😎

Und dann auf dem Bauch über dem Motorblock liegend die Seewasserpumpe wieder in den Generator einbauen. Zwei Muttern lassen sich leicht sichern, eine sitzt an einer schwer zugänglichen Stelle, die vierte muss man „blind“ einsetzen und hat etwa einen halben Zentimeter Platz für die Bewegung des Schraubenschlüssels. War natürlich beim Ausbau auch schon so, aber da ging‘s trotzdem leichter. Gibts eigentlich ein Technik-Gesetz, dass das bei Arbeiten im Motorraum so sein muss?

Aber: Erfolgsmeldung. Der Dieselgenerator funktioniert und die Seewasserpumpe tropft nicht mehr.

Die nächste Operation dann am Wassermacher, die Durchflussanzeige muss ersetzt werden. Auch dass ein kleines Spezialteil, dass wir uns nach Deutschland hatten schicken lassen. Hier klappt der Einbau unproblematisch, allerdings wird der Test erst erfolgen, wenn wir wieder unterwegs sind. Hafenwasser mögen die Membranen nicht gern.

Wir räumen unsere Sachen wieder ein, stauen ein bisschen um und schaffen dabei auch Platz für die aus Deutschland mitgebrachte Nähmaschine, kaufen Sunbrella-Stoff für den schon lange geplanten Schutzbezug des Kohlefaser-Spinnakerbaums und für die Flicken auf der Kuchenbude. Und, wo wir schon dabei sind, gleich auch noch Blusenstoff für Wiebke. Mal sehen, ob wir um die Nutzung der Nähmaschine würfeln müssen …

Na ja, der oder die jeweils andere kann ja stricken. Die Wollvorräte aus den diversen auf dem Roadtrip besuchten Yarn Shops dürften noch eine ganze Zeit vorhalten. Und der im Nachbarort soll gerade Ausverkauf haben …

🤣

Washingtons Westküste … und dann geht’s flott.

Wir verlassen Oregon über die Astoria-Megler-Bridge, die den Unterlauf des hier 6 km breiten (!) Columbia River überspannt, es ist die längste durchgängige Fachwerkbrücke Nordamerikas.

Auf der nördlichen Seite des Flusses beginnt Washington. Am Cape Disappointment vorbei fahren wir bei wechselhaftem Wetter auf die westlich vorgelagerte Halbinsel Long Beach. Nicht nur in den gleichnamigen Ort, sondern wir nehmen das durchaus wörtlich.

Der zumeist dunkle, aber breite und feste Sandstrand im südlichen Teil von Washingtons Westküste ist an vielen Stellen mit Zufahrten für Pkw versehen und kann bei Ebbe befahren werden. Mehr noch, lange Zeit war er für Kutschen sogar so etwas wie eine heutige Autobahn.

Nach Norden hin allerdings verändert sich die Küstenlandschaft. Auffällig mehr Treibholz liegt angespült am Ufersaum …

… die Dünen weichen einer Steilküste, die zunehmend näher an die Brandung heranrückt.

Irgendwann verschwindet auch der Sandstrand, weicht Kieselstränden und felsigen Abschnitten, wird spektakulär wie hier am Ruby Beach:

Kurz danach biegt die bisher oft so schön nahe an der Küste verlaufende Straße (US 101) ins Landesinnere ab und windet sich nördlich um den mit Gletschern bedeckten Mount Olympus herum. Die Strecke führt teilweise durch den ausgedehnten Olympic National Park. Mal säumen Baumriesen die Straße, aber häufig sehen wir auch Langholztransporter und große Kahlschlagflächen.

Bei Port Angeles erreichen wir wieder die Küste, diesmal allerdings an der “Salish Sea”. Hier trennt die Juan de Fuca Strait die USA von Kanada, auf der anderen Seite des Meeresarmes können wir Vancouver Island sehen. Und SEHR SEHR DEUTLICH hören wir Flora nach uns rufen. Hm, wir wollten doch eigentlich erst noch Richtung Whistler zum Skilaufen? Aber Seglers Pläne sind ja bekanntlich bei Niedrigwasser in den Sand geschrieben, also werfen wir unsere Reiseroute mal wieder um. Das Skifahren läuft uns ja nicht weg. Noch eine Visite im Holzboot-Eldorado von Port Townsend, das uns richtig gut gefällt.

Dabei schaffen wir es sogar, der “Tally Ho” einen Besuch abzustatten. Der wunderschöne und zwischenzeitlich völlig heruntergekommene Holzboot-Klassiker, der 1927 das Fastnet-Race gewann, wird derzeit liebevoll und unfassbar aufwändig renoviert. Der Eigner, Bootsbauer Leo Sampson Goolden, berichtet darüber regelmäßig in seinem YouTube Channel, sehr sehenswert!

Trotzdem, nach nur einer Übernachtung fahren wir zurück nach Port Angeles, nehmen die Fähre hinüber nach Victoria und brausen zurück zu unserem Zuhause. Bei unseren Freunden Lynn und Wulf wollen wir eigentlich nur Floras Schlüssel abholen, die beiden haben sich in unserer Abwesenheit ganz wunderbar um das Wohlergehen unseres Schiffes gekümmert. Aber die Einladung zu einem Willkommensessen schlagen wir natürlich nicht aus.

😊

Und jetzt sind wir erst einmal wieder auf unserer Flora im Hafen von Campbell River. Fühlt sich sooooo gut an.

Pazifik wieder erreicht. Lewis und Clark. Und: die Columbia River Bar

Wir sind wieder am Pazifik. Der Roadtrip durch die USA ist noch nicht ganz zu Ende. Aber immerhin: den Ozean, auf dem Flora derzeit schwimmt, den haben wir wieder erreicht.

Von Portland fahren wir zunächst in das Örtchen Seaside und erreichen dort den Ozean. Und das ziemlich nahe einer historischen Stelle, wie uns die Statue von Lewis und Clark oberhalb des breiten Sandstrandes von Seaside deutlich macht.

“End of the Trail“ (Ende des Weges) lautet die Inschrift am Sockel des Denkmals, daneben die Namen Lewis und Clark. Mehr braucht es wohl nicht, denn die beiden und ihre Geschichte kennt in den USA jedes Schulkind. Und doch, eigentlich wird nicht das Ende ihres Weges markiert, sondern der Punkt, an dem sie umkehrten. Wohl aber ist es der Schlusspunkt des “Lewis and Clark National Historic Trail”, mit 5.950 km einem der längsten Wanderwege und Routen im umfangreichen vom National Park Service betreuten Trail-System der USA.

Der Hintergrund ist eine abenteuerliche Expedition. Die Vereinigten Staaten hatten 1803 von Frankreich dessen koloniales Gebiet westlich des Mississippi und von New Orleans hinauf bis etwa zur heutigen kanadischen Grenze bei Montana gekauft (und damit Napoleons Kriegskasse für seine Europäischen Expansionspläne aufgefüllt). Mit dieser Innenpolitisch hoch umstrittenen Entscheidung wurde das Staatsgebiet der USA etwa verdoppelt. Allerdings war einigermaßen unklar, was man da eigentlich genau erworben hatte. Und so veranlasste Präsident Jefferson eine Expedition, auf der neben möglichst umfangreicher Kartierung insbesondere schiffbarer Flüsse versucht werden sollte, soweit wie möglich nach Westen in dieses unbekannte Gebiet oder gar bis zum Pazifik vorzudringen und zudem Informationen über die geographischen Gegebenheiten, aber auch über die indigenen Bewohner und über Pflanzen und Tiere zu sammeln.

Die von Lewis und Clark geleitete Expedition bestand im Kern aus 33 Personen (überwiegend Soldaten) und startete im Mai 1804. Zunächst den Missouri hinauf arbeiteten sie sich dann durch die Great Plains. Dort konnten sie einen französischen Pelzhändler und – wohl ziemlich entscheidend – dessen Frau (eine indigene Shoshone) für die Expedition gewinnen. Nach der ersten Überwinterung ging es über die Rocky Mountains auf Pferden, die sie von Shoshone-Indigenen durch Tauschhandel erwarben. Danach folgten sie dem Clearwater River zum Snake River und weiter zum Columbia River. Im November 1805 erreichten sie den Pazifik, überwinterten in der Nähe des heutigen Seaside und schafften tatsächlich auch den Rückweg. Ende September 1806 erreichten sie St. Louis.

Was für eine Reise, was für eine erfolgreiche Expedition. Damit war klar: der Weg nach Westen ist möglich. Und die weitere Entwicklung der USA nahm ihren Lauf.

Dort, wo Lewis und Clark den Pazifik erreichten, an der Mündung des Columbia River, liegt auf der Oregon-Seite des Flusses die Stadt Astoria, unser nächstes Ziel. Wir schauen uns das interessante Columbia River Maritime Museum an.

Der Fluss ist eher ein Strom, riesig breit und weit hinauf schiffbar. Mit Flora könnten wir auf unserer geplanten Fahrt die Westküste hinunter hier Station machen. Allerdings liegen fast alle potentiellen Zwischenstops an dieser Küste in Flussmündungen, so wie eben dieser. Und praktisch alle Mündungen hier an der Nordwestküste weisen eine flache Barre auf, die gemeinsam mit der ungebremst anrollenden Pazifikwelle und dem oft auftretenden Nebel die Einfahrt häufig gefährlich macht.

Vielleicht doch lieber ein langer Schlag weiter draußen vor der Küste? Müssen wir ja erst irgendwann im Juli oder August entscheiden, also: mal sehen.

Die Sache mit den Kreisen. Von Park City in Utah nach Portland in Oregon

Mal wieder Strecke: wir verlassen Park City und fahren zunächst durch die schneebedeckten Berge. Über die Rocky Mountains, durch Salt Lake City hindurch, am Großen Salzsee und Industrieanlagen vorbei und weiter durch die scheinbar endlose Landschaft, erst einmal ins südliche Idaho.


In Utah werden die Nummern der Landstraßen auf den Schildern in Bienenkörben abgebildet, dem offiziellen Symbol im Mormonenstaat. Auch wenn das heute gern im Sinne von Zusammenarbeit und Gemeinsinn interpretiert wird ist die ursprüngliche Symbolik dahinter wohl eine andere. Schon früh als christliches Symbol für die durch Christi Tod vermittelte Unsterblichkeit verwendet, steht es auch für das Land, in dem Milch und HONIG fließt und das der Mormonen-Führer Brigham Young genau hier am großen Salzsee entsprechend seiner Vision zu finden glaubte, weshalb er sich mit vielen Anhängern hier niederließ.
Das führt zu interessanten Schildern am Straßenrand wie diesem:

Und auf der weiteren Fahrt gibt’s noch ein anderes spannendes Schild. Wir müssen die Autobahn (Interstate 84) wegen einer Vollsperrung verlassen und fahren auf der kleineren Landstraße 42 weiter, fernab größerer Ortschaften. Nach einiger Zeit kommt am Straßenrand der Hinweis “No service next 102 miles”, wir haben aber glücklicherweise einen noch ziemlich vollen Tank.

Zwischendurch reißt der Himmel auf, dann wieder haben wir eine dichte Wolkendecke. Die Fahrt führt durch ein eher flaches Tal, beidseitig von Bergzügen begrenzt. Die Vegetation ist karg, trotzdem sehen wir große Rinderherden, Heustapel und auch Milchviehbetriebe auf den vereinzelten Gehöften. Möglich gemacht wird das in dieser trockenen Gegend ganz offensichtlich durch Bewässerung, denn überall auf den Feldern oder Weiden finden sich riesige Sprinkleranlagen, montiert auf Rädern. Beim näheren Hinsehen zeigt sich, dass es zumeist Pivot-Beregnungssysteme sind, also quasi Karussell-Bewässerungsanlagen, die um eine Zentralpumpe rotieren können.

Die Drohne vermittelt schon einen ersten Eindruck, was daraus entsteht:

Aber erst im Google Earth Bild wird deutlich, welche Dimensionen diese Bewässerung hat und welche grafischen Muster dabei in der Landschaft erzeugt werden:

Erst jetzt wird uns so richtig klar, was wir wir bei der Fahrt durch die Great Plains etwa in Oklahoma und Texas schon so oft gesehen haben.

Die zum Teil riesigen Pivot-Bewässerungen machen die Landwirtschaft in weiten Bereichen insbesondere des mittleren Westens der USA erst möglich. Der “Dustbowl“, benannt nach verheerenden Dürren und Staubstürmen über den urbar gemachten immensen ehemaligen Prärieflächen in den frühen 1930er Jahren, zeigte das deutlich auf. Unzählige Farmer mussten damals ihre Ländereien aufgeben, viele zogen auf der Suche nach Arbeit weiter nach Westen in Richtung Kalifornien, oft auf der gerade 1926 fertiggestellten Route 66. Nobelpreisträger John Steinbeck hat die “Okies” (Dustbowl-Flüchtlinge aus Oklahoma und umgebenden Staaten) auf ihrem Trek begleitet und dies in “Früchte des Zorns” (Originaltitel: The Grapes of Wrath”) literarisch verarbeitet.

1948 entwickelte der Farmer Frank L. Zybach einen neuen Typ Sprinklersystem, den er sich ein paar Jahre später auch patentieren ließ. Durch die neue Pivot-Beregnung wurde gegenüber dem vorher üblichen Verspritzen der Anteil des nutzlos verdunstenden Wassers deutlich reduziert. Außerdem musste es im Gegensatz zu anderen Bewässerungsanlagen für Aussaat, Bearbeitung und Ernte nicht demontiert werden, so dass sich diese Methode rasch durchsetzte. Allerdings ist die dauerhafte Beregnung der notorisch trockenen Flächen in so großem Maßstab nicht unproblematisch. Zehntausende Brunnen zapfen hierfür zumeist den Ogallala Aquifer an, einen der weltweit größten Grundwasserleiter. Er erstreckt sich über acht US-Bundesstaaten unterhalb der Great Plains, aber er entstand vermutlich während der letzten Eiszeit und bildet nur einen geringen Teil des entnommenen Grundwassers nach. Ganz überwiegend ist der Grundwasserspiegel deshalb im betroffenen Gebiet bereits erheblich gesunken. Wird weiter so intensiv aus diesem Grundwasserleiter bewässert, ist dauerhaft eine Wiederholung der Dustbowl-Problematik nicht ausgeschlossen. (Sehr spannend zu lesen in diesem Zusammenhang: Bericht in “Scientific American”).

Und manche Farm scheint schon historische Anknüpfungen zu machen:

Unser Roadtrip führt uns weiter, zunächst durch Idaho am Snake River entlang und bis zur Hauptstadt des Bundesstaates, Boise (gesprochen Bäu-sie!). Über 200.000 Einwohner hat die Kapitale und selbstverständlich auch ein Kapitol:

Dahinter leuchten schon wieder schneebedeckte Berge. Am nächsten Tag soll sich das Wetter verschlechtern und so fahren wir nach einem kurzen Zwischenstopp und leckerem Essen weiter, übernachten erst hinter der Landesgrenze, schon in Oregon, im Örtchen Ontario. Die Bergkette der Kaskade Mountains vor Portland queren wir entlang des mächtigen Columbia River, der seinen Lauf tief in diese Erhebung eingegraben hat. So ist die Straße zwar gewunden, aber während wir an den Hängen ein paar Hundert Meter über uns Schnee sehen, fällt unten am Flussufer nur Regen.

In Portland bleiben wir für zwei Nächte, ziehen zu Fuß unsere Kreise durch die schöne Stadt mit ihren vielen viktorianischen Gebäuden, streifen durch unsere bisher größte Buchhandlung (Powell’s City of Books) und erkunden die quirligen Viertel Northwest und Pearl (auch ein Wollgeschäft darf nicht fehlen).

Park City, Utah. Und Stricken auf dem Roadtrip.

Winter Sturm-Warnung. Hm. Ziemlich oft haben wir auf unserem Roadtrip diese Meldung inzwischen aufs Handy bekommen. Das erste Mal bereits in den Blue Ridge Mountains. Ein ums andere Mal wurde die Reiseroute angepasst oder aber der Reisetag danach gewählt, na klar. So auch diesmal, auf der Fahrt von Denver in Colorado nach Park City in Utah. Wobei, ein bisschen Restrisiko bleibt und so erwischt uns zwischenzeitlich doch unser erster echter “white out”. Schneefall und starke Winde nehmen fast komplett die Sicht, Straße und Verkehr sind nur noch schemenhaft zu erkennen.

Wir tasten uns im Schritttempo weiter durch die Berge bis es wieder besser wird. Hinter Steamboat Springs reißt der Himmel dann zum Glück auf und der Rest der Fahrt beschert uns Sonnenschein und blauen Himmel.

Tatsächlich erlebt Utah derzeit den schneereichsten Winter der letzten 20 Jahre und in Park City ist das sowohl in der Stadt als auch in dem Olympiaskigebiet von 2002 gut zu erkennen.

Selbst der Bergmann, dessen Statue an die Ursprünge der Stadt erinnert, präsentiert sich fast schon eingedeckt von fluffigem „Powder“.

Und der Spaziergang mit den Hunden geht wohl am besten in Schneeschuhen, wie wir vom Lift aus beobachten können:

Für uns heißt das aber vor allem: herrliche Bedingungen und ein wunderbarer Skitag. 😁😎

Und am Abend kommen wir – winterlich passend – auch beim Stricken weiter. Nachdem ich bis Denver ja noch mit dem Pullover für die kleine Elli von unseren Segelfreunden Maggie und Sam beschäftigt war (den wir dort bei einem Besuch auch übergeben konnten) und Wiebke ihr „Malibu“-Schultertuch fertiggestrickt hat, kann ich jetzt auch mein Projekt „Peaceful People“-Mütze abschließen. Die Wolle dafür hatte ich schon in Tulsa gekauft, unser Roadtrip ist irgendwie auch die Aufgabe, in jedem Bundesstaat mindestens einen Wollladen zu besuchen.

Ich muss aber zugeben, dass meine Mütze Wiebke noch besser steht als dem unrasierten Kerl 😉.