Segeln in BC: über Lasqueti Island nach Nanaimo

Nachdem wir zuletzt ja hier in British Columbia mangels Wind reichlich Motorstunden angesammelt haben, können wir auf dem weiteren Weg nach Süden endlich wieder segeln. Hier trennt die etwa 15 Seemeilen (25-30 km) breite und über 100 sm lange Strait of Georgia die südliche Hälfte Vancouver Islands vom kanadischen Festland. Nicht als durchgängige Wasserfläche, diverse Inseln und auch einige weitere Narrows warten noch auf uns, aber zunächst mal eben doch auch mehr offene Wasserflächen.

Als erstes Ziel haben wir uns Boho Bay ausgesucht, gut 50 sm von Campbell River entfernt. Da aber in der Discovery Passage vor der Hafenausfahrt von Campbell River bis zu 6 kn Strömung setzen, müssen wir ohnehin schon um 7.30 los, das sollte passen. Tut es, und es gibt uns auch die Zeit, bei nur leichten Winden und traumhaftem T-Shirt-Wetter herrlich unter Gennaker langsam dahin zu segeln.

Sogar ein kurzer Angelstopp ist drin und wird mit zwei Grünlingen belohnt, über Funk laden wir Ben und George zu „Fisch asiatisch“ zum Dinner auf die Flora ein, die beiden sind kurz nach uns gestartet und parallel mit gleichem Ziel unterwegs.

Die Ankerplatz zwischen Lasqueti und Boho Island entpuppt sich als imposanter als erwartet, die Küste von Lasqueti formt hier eine hohe Steilwand, die dramatisch zur Bucht hin abfällt und schon früh die Abendsonne abschirmt.

Schön auch, dass wir endlich wieder einmal Erfolg mit unserem Krebskorb verzeichnen können, gleich fünf Krebse hole ich am nächsten Morgen mit ihm hoch. Wobei, der größte Krebs sitzt nicht einmal im Kasten, sondern oben auf dem Korb, will aber trotzdem nicht vom Köder lassen und landet erst im Dinghy (und dann im Kochtopf). Alle fünf sind Männchen, die beiden Kleinsten lassen wir trotzdem wieder frei, die anderen drei sind „Keeper“.

Auch am nächsten Tag können wir segeln, diesmal unter weißen Segeln bei auffrischendem Wind hinüber nach Nanaimo. Dazu müssen wir einen kleinen Bogen um die „Firing Practice and Exercise Area Canadian Forces Maritime Experimental and Test Ranges Whiskey Golf“ machen. Das ziemlich große Schießgebiet ist heute zwar gar nicht aktiv, aber einige Schiffe sind trotzdem dort stationiert und zu denen ist ein Mindestabstand von einer Meile einzuhalten. Ist egal, wir können herrlich segeln und begegnen auf unserem Umweg sogar einigen Walen.

Nanaimo ist für uns die erste größere Stadt seit Honolulu auf Hawai‘i. Mit immerhin rund 90.000 Einwohnern die ganz knapp zweitgrößte Gemeinde auf Vancouver Island (nach Victoria, der Hauptstadt der Provinz BC). Einige wenige Hochhäuser verkünden das schon aus der Ferne, für uns Segler spannender ist da die Vielzahl der Häfen und Marinas, die sich im Naturhafen und der schmalen Passage hinter dem vorgelagerten Newcastle Island finden. Die dicht bebauten Hänge schon vor dem eigentlichen Stadtgebiet zeigen zudem an, dass wir uns aus der Wildnis des nördlichen BC jetzt in den Einzugsbereich der Metropole Vancouver bewegen. Von Nanaimo dorthin gibt es mehrere Fährverbindungen, Wasserflugzeuge fliegen im Linienverkehr und auch der „normale“ örtliche Flughafen ist dorthin angebunden. Ursprünglich aus einem Handelsposten der Hudson Bay Company hervorgegangen, nahm Nanaimo durch die nahen Kohleminen einen kräftigen Entwicklungsschub. Der Entdecker der dortigen Kohle hatte praktischerweise 1869 eine Gesellschaft zur Erschließung gegründet und als Mitgesellschafter den Oberbefehlshaber der Pazifikflotte aufgenommen. Die Flotte war dann (neben der Stadt San Francisco) der Hauptabnehmer der Kohle. Konsequenterweise gibts also hier keine Spirit-Bären auf den Kästen wie in Klemtu, statt dessen …

Und es ist so städtisch, dass es auch einen (sogar zwei) ausgewiesene Woll-Geschäfte gibt. Hatte ich schon erwähnt, dass auf Flora in den ruhigen Gewässern von BC intensiv gestrickt wird?

😁

Wetterglück in British Columbia

Es ist eigentlich kaum zu fassen, was für ein Glück wir mit dem Wetter hier in BC haben. Wohlgemerkt: wir. Die Lachse nicht so sehr. Wann immer wir Einheimische ansprechen, hören wir, dass es für die Jahreszeit viel zu trocken ist. Für die Lachse ist das schlecht, sie bleiben in tieferem (Meer-)Wasser und warten auf den großen Regen, damit sie dann die anschwellenden Bäche und Flüsse hinaufwandern können. Lachse im tiefen Wasser sind wiederum auch schlecht für die Fischer, denn dort sind sie wesentlich schwieriger zu erwischen.

Auch wir haben bisher nur wenig Lachs gefangen, sind aber trotzdem sehr froh über das schöne Spätsommerwetter. Zu diesem gehört hier in BC der Morgennebel wohl dazu, navigatorisch manchmal anstrengend, aber auch von magischer Schönheit. Fast jeden Tag führt er dazu, dass wir etwas länger in der Koje bleiben und erst losfahren, wenn sich der Schleier über der Landschaft etwas hebt und zumindest erste Blicke in den blauen Himmel freigibt.

Nebel und Sonnenschein, diese Kombination führt zu dem farbenprächtigen Halo, den die Drohne um Flora herum aufgenommen hat:

Von Port Hardy aus geht es erstmal wieder in die Einsamkeit: die Broughton Islands sind unser erstes Ziel. In dem Inselwirrwarr wählen wir die Waddington Bay als Ziel, ein toller Tip von Tereza und Jakub.

Und wir haben Angelerfolg. Ein großer Grünling geht an den Haken, wieder mal eine neue Art Fisch für uns, sehr lecker.

Die nächste Ankerbucht haben wir auch wieder für uns allein, Shoal Harbor nur etwa 5 sm weiter östlich. Die Einfahrt ist eng mit Flachs gleich neben uns, aber der Bewuchs mit Kelp zeigt die Lage der Unterwasserfelsen gut an und so können wir uns problemlos hindurchschlängeln.

Mit dem Dinghy fahren wir ein Stück zurück zur Echo Bay. Michelle und Tom von der Paraiso hatten uns in Alaska ans Herz gelegt, hier unbedingt das kleine Museum in den grünen Häuschen zu besuchen.

Wir machen Florecita am Steg fest und oben am Hang erhebt sich Billy aus seinem Gartenstuhl und kommt langsam zu uns herunter. William “Billy” Proctor ist 87 Jahre alt. Fast ebenso lange hat er am Strand Fundstücke aufgesammelt und zusammengetragen, Muscheln ebenso wie Gebrauchsgegenstände der Ureinwohner, kleine und medizinballgroße Netzbojen aus Glas, die vom fernen Japan herüber getrieben sind, Flaschen aller Art, Otter-, Wolfs- und Bärenfallen, schön säuberlich handbeschriftet, Angelköder allenthalben, ergänzt mit Haushaltsgegenständen und Werkzeugen, wie sie hier in Gebrauch waren zu einem Einblick in die Zeitgeschichte.

Die eigentliche Attraktion des Museums aber ist Billy selbst. Still, fast schüchtern, weiß er doch (auf unsere Frage) zu jedem Ausstellungsstück eine kleine Geschichte zu erzählen. Die Fallen etwa hat er selbst benutzt, er erklärt uns, in welchen Wintermonaten man die besten Felle erhält und zeigt uns die Werkzeuge, mit denen die Pelze weiter bearbeitet wurden. Erzählt, das über den Fallen ein Werkzeug zum Öffnen in die Bäume gehängt wurde, für den Fall, dass versehentlich ein Mensch hinein trat.

Ungefähr ein Eintrag pro Tag findet sich im Gästebuch. Billy nimmt sich Zeit, wir auch.

😊

Zurück auf Flora sind wir zwar noch immer das einzige Boot am Ankerplatz und sehen auch keinen anderen Menschen, dafür haben es sich aber Robben auf den Holzstämmen vor einer Hütte am Ufer bequem gemacht. Knapp 30 von ihnen zählen wir in der kleinen Bucht.

Wenn sich die Tiere hier so wohl fühlen, sollte dann auch …

Ja, unser Krebskorb ist endlich mal wieder gefüllt. Die beiden Weibchen gehen gleich zurück ins Wasser, aber das große Männchen sorgt für ein Festmahl auf Flora.

Am nächsten Morgen motoren wir bei sich lichtendem Nebel weiter durch den Tribune Channel in die Kwatsi Bay.

Der Törnführer verspricht spektakulär steile Hänge rund um die Bucht und damit hat er recht. Nicht aber mit der erwähnten Marina, der wir wegen des schlechten und steil ansteigenden Ankergrunds eigentlich den Vorzug geben wollten. Die Anlage ist verlassen, die Landverbindung des Schwimmsteg versunken.

Der vordere Teil des Steges allerdings ist noch nutzbar, wir machen für die Nacht fest und erkunden die Umgebung. Die steilen Felsen am Ufer zeigen mit ihrem Farbenspiel, dass hier wohl Eisen und Schwefel am Werk sind. Ein Fender hängt ein Stück entfernt in einem Baum. Als wir mit dem Dinghy dort anlanden, entpuppt er sich als der erhoffte Wegweiser für einen kurzen Trail hinauf zum Wasserfall im Wald. Mangels Regen (!) nur ein Schatten seiner sonstigen Fülle, aber trotzdem ein schöner Anblick und so können wir ein bisschen im Bachbett herumklettern.

Kurz vor dem Dunkelwerden tuckert dann doch noch ein zweites Boot in die Bucht, George und Ben aus Washington (State), wie Tereza und Jakub mit einer Hans Christian 38 unterwegs. Wir haben zusammen einen schönen Abend auf der Flora und werden am nächsten Morgen zu Pancakes auf die “Island Time” eingeladen.

Wie üblich, danach hat sich der Nebel gelichtet, es kann weitergehen. Strategisch günstig nah am Eingang des etwas kniffligen Chatham Channel gelegen, haben wir uns als Tagesziel die Lagoon Cove Marina ausgesucht (wieder eine Empfehlung von Michelle). Marina ist dabei vielleicht etwas irreführend: ein Schwimmsteg mit zwei Querstegen, von denen einer das Fueldock ist. Familiengeführt und liebevoll ausgestattet. Wir sind die einzigen Gäste und es ist ziemlich günstig: jetzt in Nachsaison 45 kanadische Dollar, umgerechnet gut 33 Euro pro Nacht. Mit perfektem leistungsstarken WiFi über Starlink, mit dem wir endlich einige benötigte Updates laden können. Und mal wieder einen Blogbeitrag posten 😉.

Alaska – Eindrücke aus zwei Monaten

Was war unsere Erwartung an Alaska?

Richtig konkret war es nicht, eher ein diffuses Gefühl von Abenteuer in einer vom Mensch noch nicht völlig veränderten, „zivilisierten“ Welt, am Rande der gewöhnlichen Komfortzone, abseits der kleinen Ortschaften „out in the wild“. Vielleicht: Kalt. Natur pur. Hoffentlich: Bären. Wale. Eis.

Kalt stimmt nur bedingt. Wir hatten fast durchgehend zweistellige Temperaturen auch nachts, tagsüber meist so um 15 Grad Celsius. Nur in Gletschernähe war es dann doch kälter. Was wir gar nicht so richtig auf dem Schirm hatten: die trotzdem oft herrlich klare „Winterluft“, der intensive Nadelwaldgeruch, die krasse Gebirgslandschaft, die unzähligen Wasserfälle.

Und die Menschen: wundervolle Begegnungen mit den wenigen anderen Cruisern, freundliche, offene und hilfsbereite Alaskaner (wo immer wir welche trafen).

Die heißen Quellen, die Beeren, das Angeln und Krebsfischen. Navigatorisch die Narrows und die starken Tidenströme, die großen trockenfallenden Bereiche vieler Ankerbuchten, das mystisch leuchtende Eis bei den kalbenden Gletschern.

Die Naturerlebnisse waren traumhaft. Bären, Wale, so nah und so beeindruckend. Der tägliche Weißkopfseeadler, Seeotter, Lachse. Die Wanderungen durch den von Moosen überwucherten Regenwald, ja, auch Regen und Nebel. Die Freude über blauen Himmel, der sich eben nicht jeden Morgen wie selbstverständlich beim ersten Blick durch das Decksluk zeigt. Die unfassbare Stille am Ankerplatz, wenn kein Windhauch auch nur Katzenpfötchen auf die Spiegelungen im Wasser malt.

Klitzekleiner Wermutstropfen: segeln war nur selten möglich, wir haben einige Motorstunden angesammelt. Aber wie zur Versöhnung gab es heute auf dem Törn von unserem Ankerplatz in der Foggy Bay über den Dixon Entrance ins kanadische Prince Rupert den ganzen Tag Segelwetter vom Feinsten.

Alaska hat uns beschenkt auch mit ein bisschen Zurückgeworfensein auf uns selbst, wie wir es sonst eher von längeren Passagen kennen. Kombiniert mit ganz vielen „zum ersten Mal“-Erlebnissen und wunderbaren Begegnungen. Eine Quintessenz dessen, was uns am Reisen so gefällt.

😊

Angelerfolge bei Red Bluff Bay und Kuiu Islands

Von Warm Springs sind es nur gut 15 sm bis zum Eingang von Red Bluff Bay. Das nutzen wir, um mit dem von Jeff geschenkten Köder an der einen Angel und unserem „diving device“ an der anderen zu trollen (also die Köder hinter dem Schiff zu ziehen). Für Lachse soll der Köder nicht an der Oberfläche schwimmen, sondern irgendwo zwischen 10 und 40 m Tiefe.

Jeffs Köder besteht aus einem schweren roten Bleigewicht, dann einem sogenannten „Flasher“, der nur Aufmerksamkeit erregen soll, und dem eigentlichen Köder (Tintenfisch-Imitat). Unser „diving device“ ist ein hier in jedem Angelshop zu kaufendes Konstrukt, dass in der Normalstellung die Leine beim Schleppen steil nach unten zieht. Beißt ein Lachs, rutscht die Leinenbefestigung auf dem Bügel nach hinten, das gleichzeitig als Flasher dienende Plastikteil kippt dadurch aus der Sink- in die Auftauchstellung und zieht dem Fisch nach oben. So jedenfalls die Theorie.

Unser Problem beim Trollen für Lachs: wir müssen extrem langsam fahren. Hatten wir für Thunfisch und Mahi Mahi einfach bei normaler Fahrt von sagen wir mal 6 kn geschleppt, verspricht das bei Trollen auf Lachs nur Erfolg, wenn wir zwischen 1,2 und maximal 3 , besser 2,5 Knoten „schnell“ unterwegs sind. Unter Maschine sind wir schon im Standgas flotter. Jeff löst das auf seinem Kutter, indem er die bremsenden Stabilisatoren im Wasser hat und zudem auf jeder Seite einen Treibanker schleppt 🤔. Den Aufwand wollen wir nicht treiben, also heißt es Gang rein bis wir 3 kn erreichen, dann Leerlauf bis wir auf 1 kn runter sind, Gang wieder rein und so weiter 😖.

Aber auf dem Weg nach Red Bluff haben wir so wenig Wind, sodass wir zwischendurch gaaaanz langsam segeln können. Perfekt.

Tatsächlich fangen wir auf Jeffs Köder einen der begehrten Coho-Lachse (auch Silberlachs genannt). Na also! Danach holen wir beide Angeln ein, dass reicht für uns erstmal.

An der Einfahrt in die Red Bluff Bay grüßen die namensgebenden und für diese Gegend eher untypischen roten Felsen, dann schlängeln wir uns zwischen einigen kleinen, dicht mit Tannen bestandenen Inseln hindurch und die bisher so herrlich scheinende Sonne verschwindet. Wir sind im Schatten der steil am Ufer aufragenden Gebirgswand, die das schmale Tal der Bucht so beeindruckend einrahmt. Selbst der sonst nicht übermäßig zu Superlativen neigende über 400 Seiten umfassende Törnführer „Douglas: Southeast Alaska“ schwärmt: „Red Bluff Bay is perhaps the most spectacular combination of mountains, waterfalls and icefields in Southeast Alaska.“ Tatsächlich halten sich an der fast senkrecht aufragenden Wand noch Tannen. Ein dahinter liegender Gebirgssee speist auch hier einen kräftigen Wasserfall. Die bei der Anfahrt noch sichtbaren, an die Dolomiten erinnernden spitzen Grannitzinnen mit ihren Schneefeldern sind hier durch die Steilwände vor unserem Blick verborgen, erst tief in der Bucht kommen sie wieder zum Vorschein.

Zwei Engstellen schirmen den hinteren Teil der Bucht von jeglichem Schwell ab, aber der durch die umgebenden Berge kanalisierte Wind ist selbst bei dem jetzt herrschenden ruhigen Wetter deutlich zu spüren. Auf den „Bear meadows“ am Ende der Bucht erspähen wir zwar keine der erhofften Grizzlys, aber der Ankerplatz gefällt uns trotzdem richtig gut.

Gleichwohl kreuzen wir am nächsten Tag ein weiteres Mal die Chatham Strait und aus dem Hochgebirge geht es hinüber in das Gewirr der flachen Kuiu Islands.

Auf dem Weg bleibt das Trollen diesmal erfolglos, aber am Ankerplatz treffen wir auf unsere Freunde mit der Denali Rose. Flora und Densli Rosé kuscheln, Bill brät auf seinem Bordgrill unsere Lachsfilets, die wir dann bei uns im Cockpit essen. Es wird mal wieder ein schöner Abend. Für den nächsten Tag verabrede ich mich mit Bill zum Heilbutt-Angeln.

Dazu lassen wir uns mit dem Dinghy von der Tide über Plateaus treiben, die im umgebenden tiefen Wasser quasi kleine Berge bilden. Heilbutt soll sich angeblich an solchen Plätzen besonders gern aufhalten, aber damit ist dieser große Plattfisch leider nicht allein. Uns jedenfalls geht zunächst nur Rockfisch (Felsenbarsch) an die Haken. Der ist im Prinzip auch sehr lecker, bloß gibt es von ihm diverse Arten. 15 verschiedene listet allein die „Sport fishing regulatory summary“ auf, die Broschüre, die wir beim Erwerb unserer Angellizenz ausgehändigt bekommen haben. Die Arten werden dabei in drei Gruppen unterschieden: 5 verschiedene Arten sind „Pelagic“, davon darf jeder von uns pro Tag 5 Stück fischen und maximal 10 im Besitz haben. 5 weitere Arten sind „Slope Rockfish“ davon dürfen wir nur einen angeln und behalten. Und dann gibt es noch 5 Arten „Demersal Shelf Rockfish“, die müssen mit einer „Deepwater Release Method“ in der Tiefe freigelassen werden, in der sie gefangen wurden.

Ups, das klingt kompliziert. Ist aber nicht so schwer. Ein großer Haken (ohne Widerhaken) mit einem starken Bleigewicht dran wird durchs Maul des Fisches gehakt und zieht ihn in die Tiefe. Durch einen Ruck an der abgelassenen Leine löst sich der Haken und der Fisch kommt frei. Hintergrund ist, dass diese Rockfish-Arten beim schnellen Aufholen der Angel ihre Schwimmblase so sehr ausdehnen, dass sie danach nicht ohne Hilfe abtauchen können sondern hilflos an der Oberfläche treiben. Nicht schön.

Aber jedenfalls angeln wir außer den wieder freigelassenen auch drei schöne Pelagic Rockfish und – als wir gerade zurück fahren wollen – zwar keinen Heilbutt aber immerhin auch noch einen Lingcod (Kabeljau). Fisch für die nächsten Tage ist also gesichert und wir müssen erstmal nicht langsam durch die Gegend trollen.

Da können wir es uns leisten, erst nach Mittag loszufahren. Gut so, denn am Morgen sieht’s so aus:

Mit der Drohne aufgestiegen, präsentiert sich über dem Nebel aber ein strahlend blauer Himmel.

Wie von Bill vorhergesagt, verzieht sich der Nebel aber mit steigender Flut und der kräftiger werdenden Sonne.

☀️

Wale, heiße Quellen und nette Menschen. Über Cannery Cove nach Warm Springs

Es ist ein langes Stück die Stephens Passage hinunter, etwas über 50 Seemeilen bis zu unserer nächsten Ankerbucht in der Cannery Cove. Zur Unterscheidung kein sonderlich glücklich gewählter Name bei der Unzahl von Konservenfabriken, die noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Alaska existierten und gefühlt jede zweite Bucht zu einer Cannery Cove machten. Inzwischen sind die Gebäude nach dem Niedergang der lokalen Eindosung von Lachs ganz überwiegend verfallen und verschwunden, so auch hier. Ziemlich neu scheint ein Luxusressort am Eingang der Bucht mit Anleger für Wasserflugzeuge und diversen Booten für Angelausflüge. Mit seinen einzeln stehenden Holzhäusern passt es sich gut in die Landschaft ein und wir bekommen sonst nicht viel von ihm mit, abgesehen vom gelegentlichen Landen eines Wasserflugzeuges und zwei Booten, die mit Gästen vorbeikommen und diese die Krebskörbe einholen lassen.

Der Hit der Cannery Cove ist die Landschaft. Der steil ansteigende Talkessel rahmt das Ende der Bucht mit schneebedeckten Bergen, während vor der Einfahrt eine Vielzahl kleinerer, dicht mit Tannen bestandener Inseln pittoreske dunkelgrüne Tupfer in das Blau des Wassers setzt. Oder – wie am nächsten Morgen – in das Weiß des sich schnell auflösenden Morgennebels.

Als wir aufwachen, sehen wir aus Floras Fenstern nur wabernde Schwaden in für unsere Blicke undurchdringlicher Suppe, nach dem Morgenkaffee ziehen sich eine halbe Stunde später bereits nur noch einzelne Nebelstreifen an den Hängen der Berge entlang.

Bei herrlichem Wetter lichten wir Anker und fahren den Frederic Sound um die Südspitze von Admirality Island herum, queren die Chatham Strait und laufen in die Warm Springs Bay ein. Den ganzen Tag über sehen wir immer wieder Wale. Mal noch weit entfernt vor dem Hintergrund der hohen weißen Spitzen von Baranof Island, mal zeigen die Buckelwale ihre Fluken dicht an der Flora. Haben wir doch schon gesehen? Ja, aber es fasziniert uns jedesmal aus Neue.

Warm Springs Bay weist gleich mehrere Besonderheiten auf. Zum einen rauscht ein Wasserfall weiß und schäumend gleich neben der Handvoll Häuser in den Scheitel der Bucht. Gespeist wird er von einem höher liegenden Bergsee. Zum Zweiten gibt es einen Anlegesteg. Der ist praktisch, muss aber wegen der von der Tide und den Wassermassen der nahen Kaskade verursachten Strömung vorsichtig angefahren werden, zumal auch noch ein Unterwasserfelsen vor seinem Ostende verborgen ist. Von Donna und Bill haben wir den Tip, den Steg mit einigem Abstand parallel anzufahren und uns von der Strömung heran drücken zu lassen. Klappt auf Anhieb wunderbar. Später können wir dann beobachten, wie Booten bei „normaler“ Anfahrt der Bug weggedrückt wird und sie das Manöver abbrechen müssen.
Die dritte Besonderheit dieses Ortes sind – na klar – die warmen Quellen. Direkt am Hafen gibt es ein kostenlos zu nutzendes Badehäuschen. In drei Kabinen findet sich jeweils eine King-Size-Badewanne mit Platz für eine vierköpfige Familie. Ein Schlauch führt (nur leicht schwefeliges) Heißwasser aus den Bergen heran, einer frisches Kaltwasser vom Wasserfall. Zum Wasserfall hin sind die Kabinen offen, wer mag, kann einen Vorhang zuziehen.
Wir lassen uns ordentlich einweichen. 😊

Der eigentliche Kracher aber erfordert eine kleine Wanderung den Berg hinauf und durch den Wald. Der Pfad ist teilweise ein bisschen schlammig, Holzbohlen machen ihn aber auch in den sumpfigen Abschnitten gangbar.

Der Trail führt hinauf bis zum Bergsee und mit einer Kletterpartie an den Felsen entlang auch auf ein kleines Plateau mit tollem Blick.

Eine Abzweigung mitten im Wald leitet uns zu den Stromschnellen zwischen Bergsee und Wasserfall. Hier, direkt am Ufer des reißenden Flusses, finden sich die eigentlichen Namensgeber der Bucht, die warm Springs. Eher heiße als warme Quellen, ergießen sie sich in drei gestaffelte Natursteinbecken nacheinander, wobei die Temperatur langsam abnimmt. Das erste ist einfach zu heiß, im dritten Becken finden wir immer noch gesteigerte Badewannentemperatur. Derart aufgeheizt, können wir in ein Kaltwasserbecken der Stromschnellen als Sauna-Tauchbecken nutzen und uns gleich danach wieder wohlig durchwärmen lassen.

Das i-Tüpfelchen auf diese wundervollen Highlights setzen einmal mehr die Menschen, deren Bekanntschaft wir hier machen dürfen.
Auf einem Dinghyausflug in eine Nebenbucht sehen wir neben einem Grizzly am Ufer auch viele Lachse im flachen Wasser. Ich hole meine Angel und kann tatsächlich erstmals einen Pink Salmon an den Haken bekommen. Zurück am Steg bietet mir der Fischer Jeff von seinem Kutter aus an, mir das korrekte Filetieren des Lachses zu zeigen. Nehme ich natürlich gerne in Anspruch und seine Technik unterscheidet sich auch deutlich von der, die ich bisher bei Thunfisch und Mahi Mahi erfolgreich angewendet habe. Gut zu wissen.

Auf der Flora klönen wir danach ausgiebig mit Jeff. Der Profi, der seine Fischerei-Leidenschaft allerdings erst vor einigen Jahren auch zu seinem Beruf machte, findet unsere Angelausrüstung allerdings nicht optimal. Kurzerhand finden wir nach einem späteren Ausflug „ordentliche“ Köder auf unserem Deck!

Auch der Stegschnack mit Jim, dem einzigen anderen Segler an unserem Ponton, entwickelt sich zu einem weiteren Beispiel amerikanischer Gastfreundschaft. Jim war deutlich erfolgreicher als wir beim Lachsangeln, kurzerhand bringt er uns selbst geräucherten Fisch vorbei. Seinen Bordgrill hat er zum Räuchern umgebaut. Nicht so gut wie zu Hause, wo er einen großen Räucherofen hat, findet er. Eine echte Delikatesse, finden wir! Jim erklärt uns, wie lange und bei welcher Temperatur die einzelnen Räucherabschnitte erfolgen sollten. Und er erläutert auch, wie wir aus den Lachsrogen am besten leckeren Lachs-Kaviar machen können. Nicht nur theoretisch natürlich, selbstgemachten Kaviar dürfen wir auch gleich probiere. Außerdem hat er viele Tips für unsere weitere Strecke parat, 22 mal ist er bereits von Seattle nach Alaska gesegelt, 13 mal hat er dabei Flottillen von Booten geführt, die die Eigner vorher bei ihm als Vertreter unter anderem von Janeaux, Nauticat und Nordic Tug gekauft hatten.

Ein kleines bisschen können wir uns revanchieren: mit selbst gebackenem Blaubeerkuchen, von uns in Rum eingelegte getrockneten Beeren im Teig und frisch gepflückte wilde Blaubeeren in einem leckeren Topping.

Nachtrag: Jeff, Dein Köder hat sofort gefangen. Ein Coho-Salmon an Bord und schon gemäß Deiner Anleitung filetiert. 😋

Ganz lieben Dank.

Was das Reisen ausmacht …

… sind vor allem anderen die Begegnungen.

Wir fahren bei mäßigem Wetter von Hoonah aus die Icy Strait hinauf und ein kleines Stück den Lynn Canal (der große Verbindungsfjord, der nach Skagway hinauf führt). Dann biegen wir aber gleich wieder ab in die Funter Bay.

Ein schöner, unspektakulärer Ankerplatz. Nicht völlig einsam, im Süden der Funter Bay ist vor den langsam verfallenden Ruinen der alten Fischkonsenvenfabrik ein öffentlicher Ponton verankert, an dem man kostenlos festmachen darf. So etwas gibt es hier häufiger mal. Wir entscheiden uns aber für den nordöstlichen Arm, die Crab Cove. Im Scheitel der Bucht stehen mehrere Häuser am Waldrand. Ein deutlich kleinerer Ponton ist außerhalb der trockenfallenden Zone verankert, er scheint privat zu sein, ein Aluboot mit Außenborder ist offenbar schon länger daran festgemacht. Wir ankern noch einmal um, nachdem wir unseren Schwoikreis kontrolliert haben. Bei gut 4 m Tidenhub kämen wir bei Ebbe doch sehr nah an den Flachwasserbereich, etwas mehr Abstand sorgt für besseren Schlaf. Ein paar Bojen von Krebsfallen sprenkeln die Wasseroberfläche, kein Wunder beim Namen der Bucht. Vielleicht haben wir hier ja mal Erfolg beim “Crabbing”, also bringen wir gleich unseren Krebskorb aus.

Am nächsten Morgen wundern wir uns über eine kleine Versammlung auf dem Ponton. 6 Leute stehen im Regen und unterhalten sich. Beim ersten flüchtigen Hinsehen halte ich sie für Fischer. Als ich nach dem Kaffee aus dem Fenster sehe, kommt gerade eine Frau mit einem Hund im Kajak dazu. Hm, doch keine Fischer. Drei Männer und drei Frauen stehen auf dem kleinen Floß, außerdem können wir jetzt auch Gepäckstücke erkennen.

Wir fragen doch mal nach, ob sie ein Shuttle brauchen, ich fahre mit dem Dinghy rüber und werde sehr freudig empfangen. Sie wollen zum Haus und der Cabin von Joan (der Frau mit dem Hund). Das Taxiboot aus Juneau konnte bei dem niedrigen Wasserstand nicht nahe genug an den Strand fahren und das Boot von Joan liegt noch für ein paar Stunden hoch und trocken. Also bringe ich sie mit ein paar Fuhren hinüber. Joan nimmt mir das Versprechen ab, dass wir auf jeden Fall noch vorbeikommen müssen.

Wiebke und ich frühstücken gemütlich und fahren dann beide hinüber. Kurz, wie wir denken, eigentlich wollen wir ja gleich Anker auf gehen. Aber es kommt anders. Das Haus ist super gemütlich. Wir bekommen eine Tasse Tee mit Blick auf unser Schiff und schnacken uns gleich fest.

Es ist nur mit dem Boot oder per Wasserflugzeug erreichbar, eine Straße führt nicht einmal in die Nähe. Stromanschluss gibts ebenfalls nicht, Solarpanels und ein Dieselgenerator versorgen die 12-Volt-Batterien, wie auf unserem Boot. Wasser wird aus dem oberhalb des Hauses angestauten Bach gezapft und von da per Fallrohr zum Haus geleitet. Gasflaschen, Diesel, Lebensmittel, das muss alles per Boot mitgebracht werden.

Als die Flut das Boot von Joan wieder flott gemacht hat, holen wir das Gepäck, Wiebke shuttelt die Koffer und Lebensmittel mit Joans Quad.

Dann wollen die Jungs aus Texas fischen gehen. Sie haben Angelruten und Krebskörbe mitgebracht, Greg macht auch mir gleich eine Angel fertig und erklärt, wie das Setup für Heilbuttfischen am besten funktioniert. Als Köder befestigt er mitgebrachte Heringe auf den Doppelhaken hinter dem Gewicht. Zwischen den vorgelagerten Inselchen lassen wir das Boot langsam driften, die Köder knapp über dem Grund werden durch Auf- und Abwippen mit der Angel immer wieder in die Höhe gezogen und heruntergelassen. Jig-Fischen (oder Pilken beim Dorschfischen in der Ostsee, danke an Michael von der Samai für den Hinweis).

Erfolgreich. Nach weniger als 5 Minuten habe ich den schönen Heilbutt im Boot. Auch die anderen haben Angelglück, innerhalb einer halben Stunde fangen wir vier Heilbutte (die Schollen und Rockfische gehen gleich wieder ins Wasser zurück).

Das wird ein Festessen, zumal wir aus Joans Krebsfallen auch noch fünf fette Dungeness-Krebse holen (unsere ist natürlich leer, war aber auch nicht so lange drin).

Die Krebse werden gekocht, die Heilbuttfilets zünftig über auf einem Bett aus Skunk-Cabbage-Blättern auf Zwiebeln und Knoblauch gegrillt.

Es wird ein wunderschöner, sehr langer Abend mit tollen Gesprächen. Danke an Joan, an Anna und Greg, Jennifer und Alex, Lissette und Pedro für Eure Gastfreundschaft.

Teil III: Was man in Alaska vielleicht auch braucht 🤔😉

Bärenspray und Gummistiefel haben wir. Und was brauchen wir noch? ganz klar, wenn wir Lachs zu den Salmonberries wollen: eine Fishing Licence! Zu Alaska hat wohl fast jeder Bilder im Kopf, auf denen sich die Lachse dicht an dicht die Flüsse und Bäche hinaufdrängeln und den Grizzlybären wie im Schlaraffenland in die weit geöffneten Mäuler hüpfen. Bei dem sprichwörtlichen Fischreichtum hier in Alaska wäre es ja sträflich, wenn wir nicht angeln 🎣 dürften.

Zumal es auch nicht so einfach ist, hier Fisch zu kaufen. Dem Vernehmen nach ist es den Fischern verboten, direkt vom Kutter zu verkaufen. Große Fischereischiffe gibt es viele, was auch daran liegt dass Fischfarmen in Alaska verboten sind. Anders in British Columbia, dort gibt es dafür viel weniger Fischer. Wie auch immer, das einzige Fischgeschäft an Sitkas Hauptstraße bietet nur Konserven an, die die Touristen als Geschenk mitnehmen können. Und im Supermarkt kostet eine Scheibe abgepacktes Lachssteak 12 US$. Hier angelt offenbar jeder selbst, die Vielzahl der kleinen und mittelgroßen Angelboote in den Häfen spricht dafür. Also gut, die Fischereilizenz kann man online beantragen (www.adfg.alaska.gov/) oder in einer der vielen Verkaufsstellen bekommen, etwa Angelgeschäften. Ganz günstig ist das allerdings für „Non Residents“ wie uns nicht: für einen Tag kostet die Lizenz 15$, für eine Woche 45$, für ein Jahr 100$. Also gut, dann die Jahreslizenz. Schluck.

„Ja, aber wenn Ihr King Salmon fischen wollt, kostet das noch mal 100$.“ Wie jetzt?

Lachs ist nicht gleich Lachs. Es gibt hier fünf verschiedene Lachsarten. Der Königslachs (King Salmon oder Chinook) wird bis zu 1,5 m lang und 36 kg schwer. Viel zu groß für uns, zumal wir den zweiten Kühlschrank nicht als Kühltruhe eingestellt haben. Abgesehen davon ist die Saison für diesen Lachs fast schon zu Ende und er ist ohnehin recht selten geworden. Die Zusatzlizenz kaufen wir also nicht. Wir werden „Nicht für King Salmon“ auf den Haken schreiben. Spaß beiseite, die mit der Lizenz übergebene Broschüre enthält diverse weitere lokale Einschränkungen und genaue Anleitungen zum Freilassen „verbotener“ Arten. Die anderen Lachsarten sind Chum (Calico/Ketalachs, bis 100 cm und 15 kg), Coho (Silver Salmon/Silberlachs, bis 100 cm und 10 kg), Sockeye (Red Salmon/Rotlachs, bis 90 cm, 7 kg) und Pink Salmon (Humpy/Buckellachs, bis 65 cm und 6,5 kg). Außerdem Steelhead Trout, kein Lachs, sondern die Salzwasservariante der Regenbogenforelle, die dafür aber um einiges größer ist (bis 110 cm und 25 kg). Mal schauen, ob uns irgendetwas davon an den Haken geht.

Der geschäftstüchtige Verkäufer im Angelladen ist aber noch nicht glücklich mit der verkauften Lizenz und ein paar Ködern. „Wenn Ihr ankert, solltet Ihr auf alle Fälle einen Crab Pot (Krebskorb) aussetzen. Dafür braucht Ihr keine weitere Lizenz.“

Oh Mann. Aber Krebse sind hier wirklich ganz groß. Im Wortsinn und auch was die Verbreitung des Krebsfischens angeht. Wir sehen kaum ein Sportboot, dass nicht mindestens einen Crab Pot an Bord hat. Unser Bootsnachbar (2 Krebskörbe) erklärt uns, wie es geht. Am besten vor einer Flussmündung/einem Wasserfall/einem einfließenden Bach, wo wir ohnehin gerne ankern wollen. Krebskorb runter auf 10 bis 40 m und ein paar Stunden warten. Das war’s.

Hm. Und wie machen wir das mit den Krebsen? 🦀

Hier in Alaska sind es hauptsächlich Dungeness Crabs, also Taschenkrebse, die bis etwa 25 cm groß werden können (Körperbreite ohne Beine). Wir finden einen Fischer, der uns zwei Crabs verkauft, erklärt, wie man die freizulassenden Weibchen von den Männchen unterscheidet und uns zeigt, wie man sie schnell und einfach tötet (kräftiger Schlag auf die Brust) und filetiert.

Na dann, jetzt kaufen wir uns tatsächlich einen (zusammenfaltbaren) Crab Pot. Wir werden berichten, ob wir damit Erfolg haben.

Erst einmal bereiten wir aber die Taschenkrebse zu. Das Kochen riecht etwas kräftiger, am Besten macht man es draußen. Bei uns kommt dafür unser „Notfall-Backup-Gaskartuschenkocher“ zum Einsatz.

Und das Ergebnis (mit selbst gebackenem Baguette):

Lecker. Wird Zeit, dass wir den Hafen verlassen, ankern ⚓️ und den Crab Pot ausprobieren 😊.

Ausklariert in Panama. Stiller Ozean.

Wir klarieren aus Panama aus, es wird ernst. Auf dem Zarpe steht „con destino a GALAPAGOS ISLANDS, ECUADOR“. Also gut.

Nach dem Papierkram noch kurz letzte Einkäufe und noch einmal Müll wegbringen, beides wird für die nächste Zeit etwas komplizierter. 😉
Einmal mehr laufen mir dabei Krabbenwaschbären über den Weg, Die hatten wir vorher noch nirgends gesehen, aber hier in der Playita Marina sind sie auch tagsüber ziemlich aktiv.

Gegen Mittag gehts dann wirklich los, raus auf den Pazifik. Den (dem Namen nach) Stillen Ozean, der zugleich das größte der Weltmeere ist. Trotzdem wird es erst einmal nur ein kurzer Nachmittagstörn von 35 sm, hinüber zu den vorgelagerten noch zu Panama gehörenden „Las Perlas“-Inseln. Ganz legal, das Zarpe verlangt eine Ausreise erst in den
nächsten 48 Stunden.

Und wie als Gruß aus unserer Heimatstadt für diesen neuen Abschnitt unserer Reise kommt bei unserer Abfahrt ein Containerschiff der Hamburg Süd aus dem Panamakanal und dampft an uns vorbei.

Auch wir müssen erst ein gutes Stück vom Festland weg motoren, bis wir ausreichend Wind finden. Dann aber ist es herrliches Segeln auf glattem Wasser, erst Code0, dann Gennaker.

Am Ende noch der Wechsel auf die Fock, weil der Wind abnimmt und immer mehr von vorn kommt. Nur kurz, dann muss doch der Motor
ran, zumal die Sonne schon ganz schön tief steht.

Hunderte Pelikane ziehen an uns vorbei ebenfalls zu den Las Perlas, wie an der (Perlen-?)Schnur gezogen in langen Reihen, meist dicht über dem Wasser, manchmal auch ungewohnt hoch. Zweimal sehen wir jeweils über 50 Pelikane im Formationsflug hintereinander.

Kurz vor der Ankunft am Ankerplatz vor der Insel Contadora dann auch noch Angelerfolg, ein schöner Skipjack Tuna (Echter Bonito) geht uns an den Haken. Der erste Segeltag auf dem Stillen Ozean verwöhnt uns wirklich.

Passage nach Panama 🇵🇦

Geschafft. Wir sind in Bocas des Toro in Panama angekommen, etwas über eine Woche nach der Abfahrt in Mexiko, exakt eine Woche, wenn wir den Pausentag an der Isla de Providencia heraus rechnen. Gut 1.000 sm haben wir dabei zurück gelegt. Und wie war nun das letzte Stück? Herrlich!

Bei der Abfahrt von unserem kolumbianischen Zwischenstopp pfeift es mit 20 kn. Wir binden (rollen!) das zweite Reff ins Groß und nehmen die Fock dazu. Trotz der etwa 1,5 m Welle kommen wir gut und auch ziemlich komfortabel voran. Zumal Wind und Welle abnehmen und der scheinbare Wind zwischen halb und raum pendelt (von der Seite bis schräg von hinten). Wir lassen das Groß im zweiten Reff, obwohl das jetzt nicht mehr nötig wäre. Sonst wären wir einfach zu schnell und würden im Dunkeln in Panama ankommen 😁. Da können wir auch mal wieder die Drohne fliegen:

Was auf den Drohnenbildern gut zu sehen ist: auf der der Sonne zugewandten Seite haben wir die Shades heruntergerollt. Die hatten wir uns erst in Herrington für unser Bimini machen lassen, das hätten wir schon viel früher ergänzen sollen. Das Netzgewebe (80er Mesh) lässt genug Luft und Licht durch, bietet aber gleichzeitig Schutz vor der gleitenden Sonne der Tropen. Die einzelnen Teile werden mit einem Reißverschluss mit dem Bimini verbunden und können nach unten zu den Befestigungspunkten der Kuchenbude abgespannt werden. Das funktioniert selbst unter Segeln. Wenn kein schweres Wetter zu erwarten ist, lassen wir sie einfach verbunden und rollen sie nur nach Bedarf hoch und runter. Wir möchten sie nicht mehr missen.

Das ruhige Segeln hat noch einen weiteren Vorteil, denn das Angeln funktioniert besser. Nach den drei (kleinen) Schwarzflossenthunfischen im ersten Teil der Passage gehen uns diesmal zwei schöne Mahi Mahi an den Haken, einmal 80 cm und einmal gut über einen Meter lang:

Das ist klasse, denn der Fisch mit den vielen verschiedenen Namen ist super lecker und zudem auch noch angenehm leicht zu filetieren. Wir nennen ihn meist Mahi, denn mit dem Delfin ist er natürlich nicht verwandt und geschmacklich spielt er in einer anderen Liga als das, was wir gemeinhin unter Makrele verstehen.

Heute bei uns zum Beispiel in Butter-Zitronensoße auf Apfel-Lauch-Chili-Gnocchi 😋

Ja, ok, das letzte Stück bis zur Ansteuerungstonne Boca del Drago vor den Bocas del Torro müssen wir durch die Nacht motoren, aber damit können wir die Ankunftszeit auch perfekt timen.

Wir wissen eigentlich nicht so genau, was uns in Panama erwartet. Und so sind wir positiv überrascht von der herrlichen Einfahrt in die weitverzweigte Buchtenlandschaft. Die sich hier auf gut drei Meter Höhe aufsteilende Dünung schiebt uns hinein in die breite und gut betonnte Mündung und kurz danach: Ententeich. Glattes Wasser. Im Morgendunst schichten sich die Staffelung der (unerwartet hohen und steilen) Hügelketten malerisch von Grün nach Blau.

Fischer paddeln in Kanus, als wir näher zum Ort kommen brausen dann auch zunehmend Lanchas unter Motor vorbei.Wir sind gut angekommen. Es fühlt sich richtig an, hier zu sein. 😁

Pura Vida.

Angekommen auf Isla de Providencia

Wir sind in Kolumbien 🇨🇴. Irgendwie. Andererseits auch wieder nicht, denn wir haben nicht einklariert, liegen hier nur vor Anker, die gelbe Q-Flagge unter der Steuerbordsaling. Auf Funk hat niemand reagiert, auch der designierte Agent nicht, der auch auf unsere Email nicht geantwortet hat. An Land dürfen wir erst, wenn wir einen PCR-Test vorlegen, der nicht älter als drei Tage ist. Das wird wohl nichts. Man kann auch in Kolumbien einen PCR-Test machen (dazu kommt wohl die Gesundheitsbehörde an Bord), bis zum Vorliegen des Ergebnisses dann Quarantäne an Bord. Wenn hier keiner auf unsere Kontaktversuche reagiert, kommt das wohl auch nicht in Frage. Macht aber nichts, wir erholen uns hier eine Nacht, schlafen aus, genießen den Ankerplatz als Zwischenstopp, und dann gehts weiter Richtung Panama 😁

Schön ist es trotzdem hier. Als wir gegen 15.00 in die malerische Ankerbucht einlaufen, haben wir in den fünf Tagen und 6 Stunden insgesamt 760 sm zurückgelegt. Grün und gebirgig hebt sich die Isla de Providencia aus dem Meer.

Der Naturhafen diente dem Freibeuter (und spätere Vizegouverneur des englischen Jamaika) Henry Morgan als eines seiner vielen Verstecke, von hier organisierte er die Überfälle auf Panama.

Im bunten Mix der Bebauung kann man bei genauerem Hinsehen noch deutlich die Spuren des 2020er Hurrikans Iota erkennen, aber auch die fortschreitenden Wiederaufbauarbeiten.

Dann jetzt die Bilder zu den vorherigen (Satelliten-)Blogbeiträgen:

Steve, Paula und Helena werfen unsere Leinen in Mexico los.
Irgendwie falsch, Sonnenuntergänge hinter uns …
Und Sonnenaufgänge vor uns. Aber zunächst mal segeln wir ja tatsächlich nach Osten.

Überhaupt, “Segeln”. Auf diesem Törn lief knapp ein Drittel der Strecke der Motor, wenn auch zum Teil nur zur Unterstützung. Die windarmen Teilstrecken hatten aber auch ihre Vorteile. Wir lieben das Baden im tiefen Blau!

Kuchenbacken ist sonst auch schwieriger 😉

Nicht zuletzt stellte sich auch unser zum frischen Sushi erforderliche Angelerfolg unter Motor ein.

Und immerhin sind wir ja die anderen zwei Drittel hierher gesegelt.

Pura Vida.