Wir sind im engeren Einfluss des Hochdruckgebietes. Nicht im praktisch windlosen Kern, aber doch so nah dran, dass wir weniger Wind haben, der außerdem ungefähr aus der Richtung kommt, in die wir fahren wollen, Nordost. Aber immerhin: wir können noch segeln. Ziemlich hoch am Wind, auf einem Kurs etwas westlicher als Nord, aber mit 4 bis 5 Knoten Fahrt. Im Schnitt, mit ziemlichen Ausreißern nach oben und unten. Das Sweet-Spot-Segeln unter Code0 war herrlich, aber gestern Nachmittag gefolgt von einer sehr schwachwindigen Phase, in der wir mit 2-4 Kn Fahrt eher gedümpelt sind.
Unser Freund Michael aus Washington pflegt zu sagen: „If life gives you lemons, make lemondade.“ Recht hat er. Also nutzen wir den Schwachwind, lassen die Drohne fliegen, backen Apfelkuchen und Brot, spielen mal wieder Karten im Cockpit, genießen die ruhige, schaukelfreie und erneut sternenklare Nacht.
Die kanadische „Vanille“ mit Dana und Jean-Pierre ist etwa 150 sm südöstlich von uns auf fast gleichem Kurs, hat aber noch etwas mehr Wind. Die holländische „Pitou“ mit Liselotte und Machiel dagegen etwa 450 sm nordöstlich, sie haben bereits wieder gut segelbaren Wind. Beide Crews kennen wir aus Hawai’i und wir sind in täglichem Email-Kontakt, tauschen unsere Positionen und Wetterbedingungen aus. Alle wollen wir nach Sitka. Es ist ein schönes und beruhigendes Gefühl, sich regelmäßig austauschen zu können. Gesehen haben wir bisher auf der ganzen Passage nur ein einziges Schiff, dass in 6 sm Abstand in Richtung China vorbei fuhr. Ansonsten: Wasser und Himmel, einfach rundum ungetrübter Blick bis zum Horizont.
Die Vanille, eine 46 Fuß Amel, ist am gleichen Tag wie wir gestartet, allerdings von O’ahu aus. Unsere Kurse und Wegepunkte liegen ziemlich eng beieinander. Die Pitou, ein 51 Fuß Stahlschiff nach einem Koopmans Riss, ist eine knappe Woche vor uns losgefahren. Von ihnen wissen wir z.B., dass wir ab etwa 40 Grad Nord mit deutlich kühlerem Wetter zu rechnen haben. Das sind von uns noch etwa 270 sm nach Norden, in zwei bis drei Tagen könnten wir dort sein.
Also jetzt erst einmal eine noch etwas wärmere Eimerdusche mit Nordpazifikwasser auf dem Achterdeck!
Erfrischend, aber schon noch angenehm, etwa 22 Grad. Das dürfte jetzt demnächst aber rapide abnehmen. Auch die Lufttemperatur, die im Moment absolut angenehm ist, während die Pitou-Crew bereits ihr verglastes Deckshaus genießen dürfte.
Essen: Inspiriert von einem klassisch hawaiianischen Gericht gibt es Mahi Mahi in Macadamia-Nuss-Kruste auf Kartoffelbrei und mit Tomaten-Paprika-Eisberg-Salat. Das „Macadamia Nut Hawaiian Seasoning“ haben wir in Honolulu gekauft, absolut empfehlenswert. Neben Macadamia Nüssen sind Kokosnussflakes, Sesam, Meersalz, Pfeffer, Zwiebel, Chili und weitere Gewürze drin. Durchaus scharf und herrlich würzig.
Etmal: 123 sm, gesamt gesegelt 811 sm, noch verbleibend 1.639 sm.