Um Cape Caution herum

Um zu den zentralen und nördlichen Küstenbereichen von British Columbia zu gelangen, muss Cape Caution passiert werden. Der Name (übersetzt Kap Vorsicht ⚠️) verrät schon, dass dieser Törn nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Die Inside-Passage, die sich ja eben durch den Schutz vorgelagerter Inseln auszeichnet, hat hier eine offene Flanke. Auf gut 30 sm Länge rollt die Dünung des Pazifiks ungebremst herein. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Felsen, mal als Inseln, mal als knapp unter der Wasseroberfläche lauernde Untiefen. Dazu kommen die starken, durch die Felsen verwirbelten Gezeitenströme. Und gemeiner Weise ist genau diese Ecke auch noch eine ausgemachte Wetter-Küche und Wetter-Scheide.

Kapitän Vancouver hätte sein Schiff Discovery fast verloren, als es etwas südlich von hier im August 1792 auf einen Unterwasserfelsen lief, zudem lief innerhalb eines Tages mit der Chatham wenige Meilen entfernt auch das zweite Schiff der Expedition auf. Beide konnten mit Mühe wieder flott gemacht werden. Kein Wunder also, dass Vancouver dem Kap diesen Namen gab.

Gegen 3 bis 4 kn Tide anzufahren, macht wenig Freude. Andererseits kommt der vorherrschende Wind im Sommer hier aus Nordwest, genau der Richtung in die wir fahren müssen, um Cape Caution zu runden. Wenn wir aber die Tide mit uns haben, steht sie genau gegen den Nordwestwind. Das wäre Wind gegen (kräftigen) Strom, also ebenfalls zu vermeiden.

Und deshalb verlassen wir die wunderschönen Broughtons, als sich ein kurzes Wetterfenster von zwei Tagen Südwind ankündigt. Wir machen einen “Provision Run”, fahren dafür nach Port Hardy hinüber an die Nordspitze von Vancouver Island und laufen – um es wörtlich zunehmen – zweimal zum Supermarkt und schwer bepackt wieder zur Flora. Außerdem nutzen wir den Aufenthalt, um in der Laundry unsere Wäsche zu waschen. Und unsere Freunde Lynn und Wulf lassen es sich nicht nehmen, extra noch mal 5 Stunden Auto zu fahren um uns zu besuchen und eine kleine Tüte Elektroschalter vorbei zu bringen (die waren einen Tag nach unserer Abfahrt bei ihnen eingetrudelt).

Public Dock in Port Hardy, von dort machen wir den ersten Gang zum “Save on Foods”-Supermarkt.
Marina und Fischereihafen. Hier ist die Münzwäscherei, also starten wir von hier aus auch den zweiten Marsch zum Supermarkt. Der Rest des Ortes präsentiert sich nicht so richtig vorzeigenswert.

Verproviantiert wie für eine Ozeanüberquerung geht es dann los. Hört sich übertrieben an, stimmt aber. Denn nördlich von Port Hardy gibt es bis Prince Rupert an der Grenze zu Alaska kaum noch größere Ortschaften und damit Versorgungsmöglichkeiten. Kleinere Supermärkte schon mal (z.B. in Bella Bella), aber dorthin müssen die Lebensmittel natürlich auch (teuer) verschifft oder eingeflogen werden.

Noch am späten Nachmittag legen wir ab, um uns für den Schlag um Cape Caution eine etwas bessere Ausgangsposition zu verschaffen. Etwa 13 Meilen nördlich von Port Hardy schlüpfen wir durch die schmale Einfahrt zwischen Staples Island und Kent Island und ankern dort – mitten in der hier 12 sm breiten strömungsreichen Queen Charlotte Strait – wie auf einem klitzekleinen Waldsee.

Schon um 6 Uhr früh fädeln wir uns abermals durch das Nadelöhr der westlichen Zufahrt, lassen die Walker-Island-Gruppe im Morgenlicht hinter uns und nutzen die jetzt mitlaufende Tide für die Passage um Cape Caution. Raumer bis achterlicher Wind und eine nur mäßige Dünungswelle bescheren uns einen wunderschönen Segeltag.

Es läuft so gut, dass wir an unserem ursprünglichen Zielankerplatz in der Fury Cove (die uns im letzten Herbst so gut gefallen hatte) einfach vorbeisegeln und noch 10 sm weiter fahren. Den Green Island Ankerplatz müssen wir uns ausnahmsweise mit anderen Booten teilen, das gute Wetterfenster war wohl nicht nur uns aufgefallen.

☺️

P.S.: Unsere aktuelle Position und auch die gesamte bisherige Route könnt Ihr auf Noforeignland (weiterhin auf der Webseite oder neu auch in der APP) abrufen.

Weiter durch die Broughtons, Handarbeiten und mal wieder tierische Begegnungen

Sie sind eines der ikonischen Segelreviere im Westen Kanadas. So sehr, dass ihr Name weit über das eigentliche Gebiet hinaus ausstrahlt und oft das ganze Inselgewirr nördlich des Desolation Sound so bezeichnet wird. Aber eigentlich sind die Broughtons nur zwei größere Inseln (Broughton Island und North Broughton Island). Von George Vancouver 1792 zu Ehren von William Robert Broughton so benannt (Kapitäns der Chatham, des neben der Discovery kleineren zweiten Expeditionsschiffes), stehen die beiden Inseln mit ihren vielen tiefen Buchten heute stellvertretend für den ganzen Archipel.

Unsere Route führt uns zunächst unter Motor von Mound Island durch die enge und schöne Providence Passage an Midsummer Island vorbei hinaus in offeneres Wasser. Dort gehen die Segel hoch. An Backbord zeigt sich in der Ferne der Gebirgszug auf Vancouver Island, an Steuerbord die Inselwelt der Broughtons. Wow.

Sailing to Mars 😉

Zwischen Mars Island und Eden Island biegen wir wieder in das Labyrinth der Inseln ein. Bergen die Segel, motoren um ein paar kleine Felsen herum und ankern dann in der Joe Cove. Wunderbar geschützt, das Wasser ist so ruhig, dass wir wieder mal eine ausgedehnte Runde durch die Buch auf unseren Paddelboards unternehmen. Na klar, muss ja paradiesisch sein, wenn die Insel schon Eden heißt 😉.

Von der Joe Cove geht’s dann wirklich nach Broughton: unser nächster Ankerplatz ist Cullen Harbour im Süden von Broughton Island. Wir könnten auch durch den Nowell Channel ein kleines Stück weiter fahren, hinein in die Booker Lagoon. Aber die Tide passt gerade nicht für die Engstelle. Da ankern wir doch lieber hier “draußen” und erkunden die heute allerdings nur mäßig verwirbelte Passage ausschließlich mit dem Dinghy.

Blick von der Booker Lagoon auf die Engstelle des Nowell Channel und Flora in Cullen Harbour.

Und weil die Entfernungen zwischen den traumhaften Ankerplätzen nicht wirklich groß sind, kommen wir auch mal wieder etwas intensiver zum Stricken. Ich bringe tatsächlich mein Pullover-Projekt zum Abschluss:

Heute schaffen wir es dann sogar den ganzen Tag zu segeln, obwohl der Kurs “innen” (also östlich) um Broughton Island herum führt.

Zwischen platt vor dem Laken (Wind genau von hinten) und kreuzen (Wind genau von vorn) ist alles dabei, ebenso zwischen 2 kn und 25 kn Wind. Aber das Wetter ist gut, der Fjord ist schön breit und nach der dicht gedrängten Kolonie Stellerscher Seelöwen gleich zu Beginn der Fahrt hebt ein vor der Flora abtauchender Buckelwal die Stimmung nochmals.

Das soll nicht die letzte tierische Begegnung bleiben: zwei junge Schwarzwedelhirsche queren direkt vor uns den breiten Sutley Channel.

Das Wild ist nicht schüchtern. Die beiden ändern ihre Schwimmrichtung und kommen auf die Flora zu. Aber wir machen ihnen Platz fahren um die nächste Ecke herum in die Sullivan Bay Marina. Diese kleine Marina mit ihren “Float Houses” hat auch einen General Store. Über zwei Wochen nach unserem letzten Einkauf hoffen wir auf frische Milch und vielleicht etwas frisches Gemüse, aber das wird leider beides nichts. Am Donnerstag soll sich das Angebot wieder verbessern, da kommt eine Lieferung (per Wasserflugzeug, hinter einem der Float Houses kann man übrigens auch ein privates Float Plane entdecken).

Macht nichts, es spricht sowieso einiges für einen Stop in Port Hardy als nächste Station und dort gibt’s auch einen gut sortierten Supermarkt.

Klasse ist, dass wir hier in Sullivan Bay gleich zwei Boote wieder treffen, die mit uns auch in Lagoon Cove gelegen haben: mit Peter sowie Ed und Eileen gibt’s also einen Wiedersehens-Sundowner.

Die Häuser an den Schwimmstegen werden gerade für die Saison herausgeputzt, Stege gekärchert, Farbe erneuert, Blumen gepflanzt. Das freut nicht nur uns, sondern auch die heimische Natur. Mehrere Kanadische Tigerschwalbenschwänze laben sich an der Blütenpracht.

Die bis zu 9 cm großen Schmetterlinge sind eng mit den auch in Deutschland vorkommenden Schwalbenschwänzen verwandt.

Ohne so enge Angehörige in Europa müssen die “Hummingbirds” auskommen, die wir hier ebenfalls zahlreich antreffen. Kolibris gibt’s nämlich nur in (Nord- und Süd-)Amerika, auf anderen Kontinenten sind sie nicht heimisch. Bis wir sie in Alaska das erste Mal gesehen haben, hatte ich sie nur in tropischen Gebieten vermutet. Tatsächlich aber haben sie sich hier Lebensräume von Alaska bis Feuerland erobert.

Ich liebe diese kleinen schillernden Flugartisten, die auf der Stelle schweben, seitlich und sogar rückwärts fliegen können.

🤩

Auf in die Broughtons.

Etwas westlich von Port Neville können wir die breite, offene und bei Nordwest eben auch ziemlich ungemütliche Johnstone Strait wieder verlassen. Flora biegt in den Havannah Channel ein und damit in eine geschützte Welt von kleinen felsigen Inseln und verschlungenen Wasserwegen. Unzählige Ankerplätze, einige wenige kleine familienbetriebene Marinas, praktisch keine Ortschaften mehr, allenfalls kleine Siedlungen der First Nation mit wenigen Häusern, schneebedeckte Bergspitzen im Hintergrund.

Der Cruising-Guide beschreibt es kurz und treffend so: rustic, remote and majestic.

Die Narrows des Chatham Channel passieren wir bei Niedrigwasser, laufen dann die Lagoon Cove an. Hier können wir tanken, bleiben aber auch gleich zwei Nächte. Dan und Kelley haben die kleine Marina vor ein paar Jahren übernommen und betreiben sie mit viel Herzblut.

Für die Cruiser gibt’s jeden Nachmittag um 5 eine “Happy Hour“ auf der Terrasse vor dem mit Standern geschmückten Workshop oben auf dem Steg. Die Getränke bringt jeder selbst mit, dazu Appetizer, die wie bei einem Potluck ein Buffet für alle bilden. Dan und Kelley steuern jeweils eine große Schüssel Shrimps zu dem täglichen Festschmaus bei.

Kleine Hiketrails führen durch den Wald hinter der Marina, es gibt ein bisschen Stegschnack mit den Crews der vier anderen Boote. Alles sehr entspannt hier und der ausgebrachte Krebskorb beschert uns wieder einmal eine schöne Dungeness Crab.

Und dann gehts wieder in die Einsamkeit der Ankerplätze. Als erstes haben wir uns Mound Island Anchorage ausgesucht und damit die ein bisschen einschüchternd benannte “Beware Passage” für die Anfahrt. “Caution Rock”, “Beware Rock“ und “Dead Point” wollen auf verschlungenen Pfaden umschifft werden, aber bei Niedrigwasser sind die Hindernisse überwiegend ganz gut zu erkennen und die überspülten anderen felsigen Flachstellen werden durch das aufschwimmende Kelp angezeigt. Wir motoren langsam und im Zickzack durch die unbetonnte aber gut kartierte Passage und haben keine Probleme, trotz des an diesem Tag etwas trüben Wetters mit tief hängenden Wolken.

Heute machen wir zunächst einen Abstecher ins Tsatsisnukwomi Dorf auf Harbledown Island. Die kleine Ansiedlung der Da’Naxda’Xw First Nation wird auch (für uns leichter aussprechbar) New Vancouver genannt, sie hat nur 10 ganzjährig hier lebende Bewohner. Wir werden von Amy begrüsst, die uns auch eine geführte Tour durch das Dorf und in das traditionelle fensterlose Big House (den gesellschaftlichen und zeremoniellen Mittelpunkt jeder First Nation Gemeinde) anbietet.

Das lassen wir uns nicht entgehen und Amy erläutert uns auf dem Rundgang nicht nur Hintergrund und Bedeutung der aufgestellten Totems, sondern sie bringt uns die Geschichte der Da’Naxda’Xw und auch die persönliche Geschichte ihrer Familie nahe. Im Big House erklärt sie uns die verschiedenen kunstvollen bemalten Holzmasken, die auch heute noch bei den festlichen Zusammenkünften für unterschiedliche Tänze Verwendung finden und gibt uns einen kleinen Einblick in die Figuren der Mythologie und die heute noch gepflegten Traditionen und Rituale wie etwa die jährliche Herstellung eines besonderen Fischöls, die im April aufwändig am ursprünglichen Siedlungsort im Knight Inlet erfolgt.

Im traditionell fensterlosen Big House (in dem nicht fotografiert werden darf) finden sich um die im Zentrum angeordnete und in den Sandboden eingelassene Feuerstelle außerdem weitere kunstvoll geschnitzte und bemalte Totems, daneben bemalte rituelle Paddel und Festumhänge, deren Herstellung und Bedeutung uns Amy ebenfalls erklärt.

Am Beispiel von Amys Familiengeschichte wird auch deutlich, welche tiefen Wunden das zwangsweise Herausreißen der Kinder aus den First Nation Familien und deren Verteilung auf entfernte „Residential Schools“, verbunden mit der bewussten Unterdrückung der Muttersprache und der Kultur gerissen hat. Und auch, wie diese bis in die 1990er Jahre geübte Praxis das Leben und auch die Wohnsitzwahl der First-Nation-Familien verändert hat. Auch das Dorf Tsatsisnukwomi wurde komplett verlassen, die Familien zogen mit den verbliebenen Kindern nach Vancouver Island oder auf das Festland, damit diese Kinder auf normale staatliche Schulen gehen konnten und nicht aus aus den Familien gerissen würden. Nur der Hartnäckigkeit von Amys Großeltern ist es zu verdanken, dass der Ort wieder besiedelt und (immerhin mit staatlicher Hilfe) am gleichen Platz neu aufgebaut wurde.

Für uns geht es nach diesem Besuch weiter hinein in die Inselwelt der Broughtons. Unser nächster Ankerplatz ist Goat Island Anchorage. Wie gemalt, quasi archetypisch für dieses Revier. Eben „rustic, remote and majestic“, oder?

Rapids

Nordwestlich des Desolation Sound schließt sich eine gleichzeitig verlockende wie auch einschüchternde Landschaft an. Geprägt von dicht bewaldeten Bergen, die von einer Vielzahl von Wasserwegen durchzogen sind. Es locken unzählige baumbestandene Felsinseln, Buchten und wunderschöne Ankerplätze. Als natürliche Palastwachen für diesen Seglertraum fungieren allerdings die zumindest Respekt einflößenden, gute Planung erfordernden, manchmal auch abschreckenden “Rapids”. Von Süden kommend muss je nach Route mindestens eine dieser Stromschnellen passiert werden.

Wie kommt es zu diesen Rapids?

Schaut man sich Vancouver Island auf der Seekarte an, ist die Ursache schön zu erkennen. Der Pazifik umfasst die riesige Insel sowohl von Norden wie auch von Süden mit zwei großen Buchten. Mit einem Tidenhub von 4 bis 6 Metern strömen Wassermassen in diese wie Trichter wirkenden Buchten hinein und werden dann in das Labyrinth der Wasserwege zwischen Vancouver Island und dem hier nah heranreichenden Festland von British Columbia gepresst und etwa sechs Stunden später wieder heraus gesogen. Von beiden Seiten her, wohlgemerkt, was die Stömungssituation noch einmal spannender macht.

Und wenn die Wassermassen dabei durch flache Engstellen müssen, vielleicht auch noch mitzusätzlichen Unterwasserfelsen gespickt, wird es im wahrsten Sinne des Wortes äußerst turbulent.

Im Grunde gibt es neben den vielen als Sackgassen abzweigenden Fjorden drei grundsätzlich Wege, die die nördliche und die südliche Bucht verbinden:

Die “Hauptdurchgangsstraße” zwischen der Johnstone Strait im Norden und der Strait of Georgia im Süden ist die Discovery Passage, die wir auch im letzten Herbst für die Fahrt nach Süden genutzt haben (rot gekennzeichnet). Sie erfordert nur einmal die Passage von Rapids, allerdings führt sie durch die berüchtigten Seymour Narrows mit ihren bis zu 16 Knoten Strömung.

Alternativ kann die östliche Route (blau gekennzeichnet) gewählt werden. Sie wird manchmal als “Back Route” bezeichnet, ist aber auch eine sehr direkte Verbindung. Diese Strecke beinhaltet drei dicht hinter einander liegende Narrows, nämlich die Yuculta Rapids, die Gillard Passage und die Dent Rapids.

Und dann wäre da noch die “Middle Route“. Sie führt zunächst durch die Surge Narrows. Wenn man danach links abbiegt (grün), geht es weiter durch die Okisollo Narrows mit ihren Upper Rapids und Lower Rapids hinüber zur Johnstone Strait.

Wir haben uns für die Middle Route in der anderen Variante (weiter lila) entschieden. Wir starten durch die Surge Narrow in der Nähe unseres Ankerplatzes bei Rebecca Spit. Für einen visuellen Eindruck: wie Seekanuten die Surge Narrows meistern, wie die Whirlpools, Overfalls, stehende Wellen und Eddies aussehen, das kann man hier sehr spanned verfolgen. Es ist erstmal nur ein kurzer Törn, nach der Passage der Surge Narrows übernachten wir in der Waiatt Bay (Octopus Islands).

Dungeness Crab. Der Panzer ist etwa zwanzig Zentimeter Breit, die Scheren ragen auf jeder Seite ausgestreckt nochmal gut 15 Zentimeter heraus.

So können wir für den nächsten Morgen die Passage durch “Hole in the Wall” perfekt timen und den Westeingang von Hole in the Wall bei Stillwasser passieren. Trotzdem zeigen sich immer noch reichlich Eddies und Whirlpools neben dem engen aber jetzt zum Glück ruhigen mittleren Fahrwasser. Bis zu 12 kn stark kann die Strömung hier sein, dann möchte ich das definitiv nicht auf dem Boot erleben.

In der Florence Cove etwa in der Mitte der 4 sm langen Hole-in-the-Wall-Passage gehen wir schon wieder vor Anker. Diesmal allerdings nur für ein paar Stunden, um ein günstiges Zeitfenster für die nächsten Rapids abzuwarten. Am Nachmittag soll’s weitergehen.

Hole in the Wall, Blick nach Westen. In der schmalen Durchfahrt kann man selbst auf diese Entfernung bei genauem Hinsehen die derzeit dort herrschenden 11 kn Strömung erahnen.

Über Comox nach Quadra

Von der Tribune Bay aus segeln wir um die Südspitze von Denman Island und in den Baynes Sound hinein, vorbei am gut in Schuss gehaltenen und mit Leuchtturmwärtern besetzten Chrome Island Lighthouse.

Im Baynes Sound erwartet uns dann eine auf dem Ozean eher ungewohnte Verkehrsregelung: es gibt eine Ampelanlage! Die Fähre über den hier etwas mehr als eine Seemeile breiten Sund ist kabelgebunden, wenn die Kabel gespannt sind, ist entsprechend die Durchfahrt untersagt. Das wird mit einer roten Ampel am Ufer angezeigt. Das Fernglas liegt parat. Gar nicht so ganz leicht zu erspähen, aber hier zeigt sie grün, wir dürfen passieren.

Im Comox Valley Harbour sind die Public Docks ganz überwiegend von Fischern belegt, aber es finden sich noch freie Plätze. Und die Atmosphäre im und um den Hafen ist toll. Sommerliche Stimmung schwappt aus dem angrenzenden Park herüber, in dem Kinder in den Planschbecken und Wasseranlagen spielen, auf der Wiese gepicknickt wird und verschiedene Foodtrucks diejenigen versorgen, die ohne mitgebrachtes Essen gekommen sind. Wir nutzen den Liegeplatz am Steg, um Flora mal wieder richtig abzuspülen, bevor wir das schnell wieder getrocknete Deck mit Boracol behandeln. Und auch unsere Cockpitpolster und die Sprayhood werden gereinigt.

Gleich zweimal bekommen wir Besuch. Erst kommen Lynn und Wulf aus dem nahen Campbell River angefahren. Und nachdem wir gerade unsere in der Tribune Bay gefangenen Red-Rock-Crabs zum Abendessen verspeist haben, finden sich auch Adrianne und Michiel von der Joy auf einen Digestif ein. Schön, denn nachdem wir in der hafeneigenen Laundry unsere Wäsche gewaschen und am nächsten Tag im nahen Supermarkt nochmal die Vorräte ergänzt haben, geht es jetzt wieder an etwas einsamere Ankerplätze.

Diesmal nehmen wir die Abkürzung durch die Nordausfahrt aus dem Baynes Sound über das betonnte Flach. Nach den normalen Navionics Charts zu flach, nach den Sonar Charts aber gut machbar. Tatsächlich haben wir trotz Niedrigwasser stets mindestens 4 m Wassertiefe. Und schon kurz danach können wir die Segel setzen. Bei meist knapp unter 10 kn raumen Wind geht es gemütlich unter Furlström und Groß nach Norden.

Um nicht zu tief laufen zu müssen (dann steht unser Gennaker nicht gut), weichen wir von der direkten Route etwas nach Osten ab. Das erweist sich als Glücksfall, denn so kommen wir dicht an Mitlenatch Island vorbei, einem Naturschutzgebiet mit vielen brütenden Vögeln. Unter anderem hat eine Kolonie rotgesichtiger „Pelagischer Kormorane“ die Felsen mit weißem Guano überzogen. Vor allem aber beeindrucken uns einmal mehr die Seelöwen, die sich hier offenbar ebenfalls ausgesprochen wohl fühlen.

Nach diesem Abstecher motoren wir – der Wind ist inzwischen eingeschlafen – das letzte Stückchen hoch bis zu unserem Ankerplatz hinter Rebecca Spit an der Ostküste der Insel Quadra. Motoren ist auf diesem Stück ohnehin eine ganz gute Wahl, denn wir müssen zwischen dem vielen Treibholz fast Slalom fahren. Dankenswerterweise markieren immer mal wieder Seevögel die ansonsten nicht immer einfach auszumachenden treibenden Baumstämme, Wurzeln oder Äste. Leider nicht alle, wir müssen ziemlich aufpassen.

Aber wir werden belohnt mit einem weiteren wunderschönen Ankerplatz:

Sommer. Spaziergänge und sogar Baden in BC. Und FLORA ISLAND!

Das Wetter und die Trails meinen es gerade RICHTIG GUT mit uns. Bisher sind wir bisher hier in British Columbia auf unseren Hikes durch den “Temperate Rainforest” (Regenwald in kühlgemäßigten Klimazonen) auf zumeist steilen und oft rutschigen Pfaden unterwegs gewesen. Die letzten zwei Tage aber hatten wir eher leichte und trotzdem wunderschöne Wanderungen.

Am Ankerplatz in Deep Bay auf Jedediah Island nehmen wir zum ersten Mal einen der “Stern Anchor Tie Pins” in Anspruch. Die schmale und kurze Bucht bietet einfach nicht genug Schwoiraum zum freien Ankern, wenn wir uns nicht mitten in die Durchfahrt legen wollen. Also machen wir zusätzlich zum Anker mit dem Dinghy eine Landleine an der Kette eines der “Pins” fest. Klappt ganz gut, wir haben schließlich in Griechenland ausgiebig Ankern mit Landleine geübt.

Für den Landgang müssen wir dann mit dem Dinghy bei über vier Metern Tidenhub ähnlich verfahren.

Unser Spaziergang führt uns dann einmal längs über die Insel, hin zur ehemaligen Farm, deren Obstbäume gerade in voller Blüte stehen. Und weiter zum Driftwood Beach (warum heißt der wohl so) und zur Codfish Bay. Es ist wunderschön, einfach durch den lichten Wald, über Wiesen und durch ehemalige Felder zu spazieren.

Eine mit über 10 km fast doppelt so langer Wanderung wird es bei unserem nächsten Stop. Den Ankerplatz in der Tribune Bay auf Hornby Island haben wir diesmal allerdings nicht für uns allein. Kein Wunder, lockt er doch mit seinem langen breiten Sandstrand jetzt am Wochenende Bootsausflügler auch aus Nanaimo, Comox und Courtenay von Vancouver Island herüber.

Die Wanderung führt ein ganzes Stück oben am steilen Ostkliff der Bucht bis hinaus bis zum St. John Point im Helliwell Provincial Park. Und von dort haben wir einem Blick hinüber zur vorgelagerten Felsinsel FLORA ISLAND. Ganz viel Flora dürfte sich dort allerdings nicht finden lassen, dafür aber umso interessantere Fauna: neben nistenden Seevögeln haben sich sowohl Steller-Seelöwen als auch Kalifornische Seelöwen eingefunden, außerdem Seehunde. Ein echtes kleines Robbenparadies, das wir bis hinüber nach St. John Point hören können.

Auf dem Rückweg kommen wir dann auch noch an blühendem weißen Flieder vorbei, damit hat für Wiebke der Sommer begonnen 😉.

Und das bekräftigen wir auch gleich, indem wir unser erstes Pazifik-Bad der Saison nehmen. Hier in der vergleichsweise flachen Tribune Bay hat das Wasser heute nur knapp unter 18 Grad Celsius, also Zeit zum Anbaden!

Und nach der willkommenen Abkühlung mit einem Drink in die Hängematte auf dem Vorschiff. Genau hinschauen, die Kuchenbude haben wir nämlich heute wieder gegen das Bimini getauscht.

Sommer, Wärme, Sonnenschein! Keineswegs selbstverständlich und vielleicht auch nur vorläufig, wir nehmen jedenfalls jeden der warmen Sonnentage einzeln und sehr dankbar wahr.

🌞

Ach soooo geht das!

Zwei Wochen sind wir jetzt schon wieder unterwegs mit Flora. Zeit, den Frisch-Proviant mal wieder etwas aufzustocken. Da kommt Pender Harbour gerade recht, zumal wir den Weg dorthin komplett unter Segeln zurück legen können. Bei herrlichem Wetter und perfekter Brise kreuzen wir ein Stück die Sunshine Coast nach Süden hinunter.

In Pender Harbour könnten wir auch ankern, aber wir entscheiden uns für das Public Dock am Madeira Park. Von dort ist nur ein kurzer Fußweg zum gut sortierten Supermarkt. Nachdem die Einkäufe an Bord verstaut sind, widmen wir uns der Steuerbord-Genuawinsch. Die hat heute ein paar Mal blockiert, kein gutes Zeichen.

Eigentlich ist die Winschenwartung eine Routinearbeit, aber diesmal wird’s etwas knifflig. Zwei der Zahnräder lassen sich nur ausbauen, wenn die Winsch komplett vom Sockel gelöst wird. Von den sechs Schrauben des Sockels wehren sich drei leider sehr vehement, so dass wir sie erst mit Kniffen (Hitze aus dem Gasbrenner und rohe Gewalt) lösen können. Dann aber ist der Übeltäter leicht zu entdecken:

Der eine Arm einer nur fingernagelgroßen Feder ist gebrochen und konnte die Sperrklinke nicht mehr wie vorgesehen ausstellen. Kleine Ursache, große Wirkung. Zum Glück haben wir Ersatzfedern dabei und nachdem alles zunächst mit Bremsenreiniger entfettet, dann gereinigt, die Zahnräder neu gefettet und die Klinken geölt sind, funktioniert die Winsch wieder einwandfrei.

Am nächsten Tag gehts bei weiterhin herrlichem Segelwetter aus dem schönen, aber dicht mit Häusern umstandenen Buchten von Pender Harbour heraus, wiederum auf eine Kreuz.

Wir spielen mit den Einstellungen der Segel herum, schoten die Fock innerhalb von Hauptwant und achteren Unterwant und können tatsächlich einige Grad mehr Höhe heraus kitzeln. Herrliches Segeln bei wenig Welle, da macht das Amwindsegeln Spaß.

Ziel ist diesmal die Water Bay in den Thormanby Islands. Dieser Ankerplatz bietet einige Besonderheiten. Auf der Ostseite ist er zwar wie die meisten Buchten hier von Felsen gesäumt, aber auf der Westseite und im Scheitel der Bucht findet sich ein befreiter Sandstrand. Ungewöhnlich in dieser Gegend.

Noch erstaunlicher (aber bei dem Tidenhub von über vier Metern andererseits auch wieder nicht): dem Sandstrand vorgelagert ist ein dicker Streifen Watt, durchsetzt mit einigen Steinen. Als wir mit unseren Gummistiefeln anlanden, versucht der Schlick gleich, uns unser Schuhwerk weg zu saugen. Aber für eine Barfuß-Wanderung ist uns die Wassertemperatur mit 11 Grad doch noch etwas zu frisch.

Zu diesen kleinen Inseln gibt es keine feste Fährverbindung, auch keinen größeren Kai. Trotzdem stehen hier einige Häuser, auch moderne größere. Wie machen die das eigentlich mit dem Baumaterial?

Eine Antwort darauf bekommen wir am nächsten Morgen präsentiert. Als wir aus der Bucht auslaufen, kommt uns ein Motorboot entgegen. Eigentlich eines der hier häufigen Aluminium-Arbeitsboote, aber dieses betätigt sich als Schlepper. Auf einem offenen Schwimmponton mit Landeklappe zieht er zwei beladene LKW hinter sich her.

Dann rangiert er an den Strand (wir haben Hochwasser, kein Wattstreifen), Matten gegen das Einsinken der Räder werden ausgerollt und los geht’s:

Ok, wieder was gelernt. Jetzt erstmal Segeln.

Und da kreuzt doch gleich der nächste ungewöhnliche Schlepper unseren Weg. Aus der Ferne wirkt es zunächst wie ein Containerschiff, aber bei Näherkommen wird klar, es ist wieder ein Schleppverband:

So weit, so gut. Aber ein näherer Blick auf die Ladung …

… offenbart neben Containern auch LKW, zwei Busse, Pkw, Wohnmobile, Boote und ein halbes Haus als Decksfracht. Und damit verschwindet der Schlepper “Ocean Titan” in der nächsten Enge. Unterwegs ist er übrigens laut AIS nach Ketchikan, Alaska.

Auch wir fahren um die Südspitze der großen Insel Texada herum, stoppen aber gleich erst einmal auf. Auf den vorgelagerten Felsen lümmelt sich eine Kolonie Kalifornischer Seelöwen, die sich in diesem nördlich Verbreitungsgebiet in letzter Zeit prächtig vermehren sollen, die wir hier bisher aber noch nicht gesehen hatten.

Mit solchen Erlebnissen lassen wir uns den Segeltag um so mehr gefallen!

Robben-Show in der Ballet Bay an der Sunshine Coast, British Columbia, 🇨🇦

SUNSHINE COAST. Ein bisschen dick aufgetragen klingt das, wie gemacht für die Prospekte in Reisebüros. Und doch, es ist die offizielle Bezeichnung des Verwaltungsbezirks (Regional District, entspricht etwa den deutschen Landkreisen). Er grenzt nordwestlich an den Metro-Vancouver-District, Hauptort und Verwaltungssitz ist Sechelt. Das Städtchen stellt mit gut 10.000 Einwohnern auch schon über ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Aber wir nehmen Sunshine-Coast wörtlich, fahren bei dichter Wolkendecke mit dem Morgenhochwasser durch die Malibu Rapids und dann mit tatsächlich langsam auflockernder Bewölkung den Jervis Inlet hinunter an die “Küste”. Unser Ziel ist die rundherum durch Inseln geschützte Ballet Bay. Und dort angekommen, strahlt denn auch wirklich die Sonne von einem blauen Himmel herunter, nach Wetterbericht soll das für die nächste Woche auch so bleiben.

Die Küste in diesem Abschnitt bekommt durch die geografischen Gegebenheiten in der Regel mehr Sonnenschein ab, die Bewölkung hängt eher in den hohen Bergen auf Vancouver Island und dem Festland. Das lässt sich auf dem aktuellen Windy-Bild (mit eingeblendeten Wolken) ganz gut erkennen:

Noch viel besser aber zeigt sich das live an unserem Ankerplatz im Naturhafen der Ballet Bay:

Das Video dazu ist leider etwas groß für unsere Blogseite, Ihr findet es aber unter diesem Link.

Was die Ballet Bay für uns ganz besonders macht ist unter anderem die Show, die uns die Robben hier bieten:

Außerdem bekommen wir unseren ersten Dungeness-Krebs der Saison beschert, der schmeckt natürlich besonders gut.

Und zum Abend lassen sich dann doch noch ein paar Wolken blicken und machen damit das Farbenspiel des Sonnenuntergangs an der Sunshine Coast eher noch ein bisschen schöner.

Downwind zu den Harmony Islands und Fußballfelder auf dem Wasser

Irgendwann reißen wir uns doch von dem wunderschönen Prideaux Haven im Desolation Sound los. Wie so oft gibt die Wettervorhersage den Ausschlag: ein bewölkter Tag ohne Wind und dann Nordwestwind. Passt super, um uns Richtung Princess Luisa Inlet aufzumachen.

Erster Zwischenstopp ist der Ankerplatz bei den Copeland Islands. Vor der Malaspina-Halbinsel gelegen, bieten sie sozusagen das Sprungbrett für das Eintauchen in das Inselwirrwarr des Desolation Sounds. Oder in unserem Fall eben für die (hoffentlich nur vorläufige) Ausfahrt.

Am nächsten Tag ist die Sonne wieder da und mit ihr der angesagte Nordwestwind. So laufen wir vor dem durchaus frischen Wind die breite Malaspina Strait hinunter nach Südosten.

Vor uns erscheint auf unserem Kurs in der Entfernung eine braune Masse auf. Beim Näherkommen wird deutlich, es ist ein etwa Fußballfeld-großes Floß aus Baumstämmen. Gezogen von einem vergleichsweise kleinen Schlepper mit nur etwa eineinhalb Knoten Geschwindigkeit.

Ein kleines Stück später, da sind wir schon in das Jervis Inlet eingebogen, das auch der Schlepper im Namen führt, ein zweiter Schlepper mit einem ähnlichen Logging-Floß.

Der Fjord schneidet etwa 50 Seemeilen in das Landesinnere hinein. Eigentlich ist Saltery Bay kurz hinter dem Eingang des Fjords unser Tagesziel. Wir legen auch kurz am Public Dock an, aber kaum sind die Leinen fest, werfen wir sie auch schon wieder los. Trotz Vorsaison ist das Dock dicht belegt, aber entweder mit kleinen Angelbooten oder mit verlassen wirkenden Seglern. Dann doch lieber noch etwas weiter, es ist ja noch früher Nachmittag. Diese Entscheidung erweist sich als Glücksgriff, denn so landen wir für die Nacht im Hotham Sound, einem der vielen Nebenarme des großen Fjordes. Zunächst statten wir noch dem beeindruckenden Freil Lake Fall einen Besuch ab …

… und ankern dann nur ein kleines Stückchen weiter hinter der kleinen Inselgruppe der Harmony Islands.

Harmony Islands. Passend benannt. 😍

Sommertage im April in BC

Schon klar, Tropennächte sind damit nicht verbunden. Aber die letzten Tage haben uns in Prideaux Haven im Desolation Sound tatsächlich mit sommerlichem Wetter verwöhnt. Sind wir wirklich nicht mehr gewohnt. T-Shirt und kurze Hose auf Flora!

Wir nutzen das wunderbare Wetter für Dinghyausflüge und für ausgedehnte Hikes. Der Tidenhub und die mit scharfkantigen Austern bewachsenen Felsen machen es nötig, das Beiboot während unserer Abwesenheit vom Ufer weg zu halten. Unser „Anchor Buddy“ bewährt sich einmal mehr: das starke Gummiband in der Ankerleine zieht Florecita zuverlässig ins tiefe Wasser, obwohl wir landseitig wir an einer der Ketten (stern tie pin) festgemacht haben.

Es gibt mehrere gekennzeichnete Trampelpfade durch den Wald und sie führen buchstäblich über Stock und Stein. Besonders der Hike zum Unwin Lake hat es in sich, über mehrere Bergrücken hinweg geht es fast nur steil bergauf und bergab, dazwischen abgesehen von der sumpfigen Niederung am See kaum einmal ein paar Meter in der Ebene zum Luftschnappen. Insgesamt sind es eigentlich nur 7 km aber trotzdem sind wir rechtschaffen fertig und ordentlich durchgeschwitzt, als wir wieder am Dinghy ankommen. Was für eine herrliche Wanderung.

Etwas einfacher ist der Hike am nächsten Tag, er führt über die Halbinsel, die unseren Ankerplatz von der südlicher gelegenen Melanie Cove trennt.

Wie schon am Vortag gibt es auch hier ein paar ganz besondere Naturerlebnisse. Wieder sehen wir eine Schlange, wie am Vortag ist es eine Puget Sound Garter Snake, eine farbenprächtig grün-gelbe Unterform der Strumpfbandnatter.

Sie ist eine der wenigen lebendgebärenden Schlangenarten und gehört zwar zu den Giftschlangen, aber ein Biss der eher scheuen, nur gut daumendicken Reptilien ist für den Menschen normalerweise ungefährlich, löst allenfalls Jucken, Hautreizung und Schwellungen aus.

Wir hören gelegentlich die Rufe wilder Truthähne und vor allem häufig flötende Vogel-Stimmen, aber es dauert eine ganze Zeit, bis wir einen der Urheber zu sehen bekommen. Es ist eine Wanderdrossel (American Robin). Ein ganzes Stück fliegt sie von Ast zu Ast vor uns her, bis sie uns endlich auch einen Blick auf ihre rötliches Brustgefieder erhaschen lässt.

Auch rötlich: die Rinde des Amerikanischen Erdbeerbaums (sic!), hier Madrone genannt. Er ist einer der wenigen Laubbäume in diesen von Nadelbäumen geprägten Regenwäldern. Mit seinen ledrigen Blättern zählt er zu den immergrünen Gewächsen, aber die farbenfrohe Rinde scheint diese Einordnung verhöhnen zu wollen:

Vor allem aber: was für ein Wald, was für eine traumhafte Landschaft!