Isabela. Seepferdchen und Teufelsrochen, tanzende Vögel und Pinguine unter Palmen und Haie, Haie, Haie und Vulkane

Die Landschaft und Tierwelt auf den Galápagosinseln begeistern uns immer wieder aufs Neue. Ein Bootsausflug nach Las Tuneles macht das deutlich.

Die Lavaströme, durch die ja letztendlich die gesamten Galápagosinseln geschaffen wurden, haben hier ein Labyrinth von Brücken, gewundenen Wasserwegen, Inseln und auch unter dem Wasserspiegel liegenden Höhlen und Durchgängen geformt.

Das Wetter ist ruhig, fast kein Wind. Aber schon am vorgelagerten Vogelfelsen wird klar: die langen Dünungswellen treffen mit viel Kraft auf die Lavasteine.

Unser Ausflugsboot wartet eine Welle ab und spurtet dann beherzt durch die schmale Einfahrt. Klappt gut und zwei Kurven weiter ist das Wasser so glatt, dass wir die uns unter der Oberfläche begleitende Schildkröte erkennen.

Der Blick zurück aber zeigt ein anderes, wilderes Bild:

Es ist faszinierend, wie eng der Kapitän das Boot an den scharfkantigen Felsen vorbei manövriert, tief hinein in das Gewirr.

Auf den Lavasteinen wachsen einige Kakteen, weiter innen auch ein wenig niedriges Gebüsch. Wir sehen zu meiner großen Freude einige Blaufußtölpel.

Deren Balz hat gerade begonnen und einen können wir sogar bei einem ersten Tanzansatz beobachten.

Die finster dreinschauenden Noddys (eine Seeschwalbenart) scheint das aber nicht zu beeindrucken.

Eine Ebene tiefer sehen wir im Wasser immer wieder Meeresschildkröten und dann Vögel …

… tatsächlich Brillenpinguine. Isabela wirbt damit, dass hier die einzigen Pinguine nördlich des Äquators brüten (im Norden der eben auf dieser Linie liegenden Insel).

Und so gibt es hier eben tatsächlich Pinguine unter Palmen. Selbst im Hafenbecken vor Puerto Villamil hatten wir sie schon beobachten können.

Dann mal rein ins Wasser, gleich zwei (grundverschiedene) Schnorchelgänge stehen auf dem Programm. Zunächst noch im relativ klaren Wasser etwas weiter draußen, wo wir einiges an tropischem Fisch, kapitale Lobster und kleine, gut getarnte Seepferdchen sehen.

Muss ja auf Isabela wohl auch 😁

Der zweite Schnorchelgang, im flacheren Wasser näher am Mangrovenufer ist von deutlich größeren Lebewesen geprägt. Unzählige Meeresschildkröten …

… außerdem junge Schwarzspitzenhaie

und eine Vielzahl von Weißspitzenhaien.

Wow. Schnorcheln wohlgemerkt, nicht Gerätetauchen.

Das ist dann zwei Tage später dran, ich habe einen Doppeltauchgang an der Isla Tortuga südlich von Isabella gebucht, während Wiebke eine 16-km-Wanderung auf den Vulkan Sierra Negra etwas nördlich von Puerto Villamil macht.

Was für Tauchgänge! Mit der Strömung lassen wir uns an der Nordostseite der wie ein Halbkreis geformten Isla Tortuga und um deren Südspitze herum treiben. Neben wiederum unfassbar vielen großen Meeresschildkröten gibt es reichlich Schwarmfisch, zum Beispiel die schon am Kicker Rock gesehenen Gelbschwanz-Doktorfische oder Barrakudas.

Aber die Glanzlichter dieser Tauchgänge setzen Großfische. Halten sich die Hammerhaie im ersten Tauchgang noch ein bisschen in dunstiger Distanz hinter den Weißspitzenhaien …

… schiebt sich dieser im zweiten Tauchgang mit einem Schwarm Stachelmakrelen doch deutlich näher heran.

Und auch ein Teufelsrochen, im ersten Tauchgang ebenfalls nur in der Ferne zu sehen, schwimmt mir dieses Mal direkt vor die Linse. Wir hatten auch schon vor 2 Tagen vom Tourboot aus welche gesehen.

Und Wiebke? Statt hinunter ins Wasser weit hinauf auf die Berge:

Die Wanderung zu den Vulkanen Sierra Negra und Chico ermöglicht den Blick über die Insel und zur Westküste. Wir (also Wiebke und zudem sind noch Holger und Gast Moritz von der Ultimate dabei) haben da Glück mit dem Wetter. Zunächst geht es durch kräftig grüne Landschaften am Rand des großen Vulkankraters entlang. Die Luft ist herrlich frisch auf 1000m Höhe. Gefüllt ist der Krater mit schwarzer erkalteter Lava.

Dann geht es an der Vulkanflanke über Lavageröll durch eine Mondlanschaft zum kleiner Vulkan Chico, der in der 60ziger und 70ziger Jahren ausgebrochen ist. 16 km und ein wunderschöner Hike.

Isla Española auf Galápagos

Der Tagesausflug nach Española beginnt früh, das Tauchschiff legt um 7:30 ab. Da wir unsere Tauchsachen (einschließlich dicker 7mm-Neoprenanzüge) bereits am Vortag im Tauchshop anprobiert und separiert haben, müssen wir “erst” um 7:15 da sein. Das gestaltet sich aber trotzdem schwieriger als gedacht, weil die Taxiboote um diese Zeit noch Locals durch die Gegend fahren und auf unsere Anrufe auf Kanal 14 schlicht nicht reagieren. Hätten wir mal besser eine Reservierung gemacht.

Mit ein bisschen Verspätung klappt es dann doch, mehr Aufregung für uns als für die Tauchschule, in Südamerika ist man dieses Maß an (Un-)Pünktlichkeit wohl gewohnt.

Und dann geht es los, rund zwei Stunden ballern wir mit etwa 15 kn zur südlichsten Insel des Archipels. Wobei, zwischendurch nimmt der Kapitän mal einige Zeit Gas weg und dreht mit immer noch 10 kn sogar Kringel: Delfine!

Eine große Schule Pazifischer Großer Tümmler (Pacific Bottlenose Dolphin) versammelt sich ums Boot, surft in der Heckwelle und beeindruckt uns mit ihren Sprüngen.

Auf Española landen wir mit dem Dinghy an, umspielt von jungen Seelöwen.

Blaufußtölpel schießen auf der Jagd nach Fisch im Schwarm koordiniert neben uns ins Wasser. Und an Land angekommen begrüßen uns wiederum Seelöwen und die berühmten Galápagos Meerechsen.

Die Seelöwen wälzen sich gern im Sand. Das hilft ihnen bei der Schnell-Trocknung des Fells und schützt gleichzeitig gegen die Bisse der “horse flys” (in Norddeutschland nennen wir sie Pferdebremsen). Diese mit ihrem Saugrüssel fies stechende Fliegenart nervt auch die Robben, durch das dichte trockene Fell kommen sie nicht hindurch, aber wenn es nass eng am Körper anliegt haben sie eine Chance. Wir sind schon mal froh, die langen Treckinghosen angezogen zu haben.

Die erste Besonderheit der Tierwelt auf Española zeigt sich bei den Meerechsen. Eigentlich sind diese nur auf Galápagos vorkommenden faszinierden Echsen dunkel, fast schwarz. Das hilft ihnen dabei, nach ihren ausgedehnten Tauchgängen im kalten Meer schnell wieder die Körpertemperatur zu erhöhen.

In der Paarungszeit aber verändert sich die Farbe, wird deutlich heller und – je nach Insel unterschiedlich – kommen rote und grüne Schattierungen dazu. Auf Española ist das so intensiv, dass diese Tiere “Christmas Iguanas” (also: Weichnachtsechsen) genannt werden.

Ein bisschen sieht es so aus, als wollten sie sich farblich den viel kleineren, auf der Insel endemischen (also nur hier vorkommenden) grün-roten Española Lizards (Eidechsen) anpassen.

Dieser hier macht gerade das Gegenteil von Aufheizen, er ist auf eine der Wegbegrenzungen geklettert, um im Wind besser abzukühlen.

Die Meerechsen brüten rechts und links des Weges und auch unter den Lavafelsen, über die der zwar gekennzeichnete aber nicht geglättet angelegte Weg führt. Vorsicht ist also angezeigt und es dauert auch einige Zeit, bis wir am nächsten Highlight ankommen, einer großen Kolonie brütender Nazca-Boobies. Die schwarz-weißen Vögel dieser größten der drei auf Galápagos heimischen Tölpelarten haben ihre Nistplätze direkt auf einer Klippe am Meer.

Mit ihren kurzen Beinen wirken sie plump – “tölpelhaft” – an Land und lassen kaum erahnen, was für elegante Flieger sie mit ihren langen schmalen Flügeln sind, wie scheinbar mühelos sie ohne Flügelschlag dicht über der Wasseroberfläche über die Wellen gleiten können.

Das Farben- und Naturwunder geht weiter: als nächstes können wir Gabelschwanzmöven entdecken.

Der leuchtend rote Ring um die Augen macht diese Möwen unverwechselbar und er ist – kein Aprilscherz – ein guter Hinweis auf die biologische Besonderheit. Sie sind (zwar nicht mit Infrarot, aber eben doch mit extrem guter Nachtsicht) ganz untypisch für Möwen nachtaktiv. Selbst in Neumondnächten sind sie auf der Jagd, insbesondere nach Tintenfischen.

Und wo wir schon bei den Augenringen sind, der nächste entdeckte Vogel ist die endemische Galápagos-Taube. Kleiner als unsere Tauben und mit deutlich gebogenem Schnabel, vor allem aber mit auffällig hellblauem Augenring:

Und warum ist sie – anders als so viele andere Tiere hier – eher scheu? Könnte an einem anderen endemischen Vogel liegen, dem Galápagos-Hawk (=Bussard).

Kein Wunder, dass Guide Christian ein wenig an Hamlet erinnert, wenn er anhand eines unterwegs gefundenen Seelöwenschädels die eben teils auch unbarmherzige Natur des Archipels aufzeigt.

Und dann gibt es noch das Blowhole, für das Española ebenfalls bekannt ist:

Bei so viel Naturwundern scheint es fast undankbar, dass ich Christian auf dem Rückweg noch einmal auf die Blue Footed Boobies anspreche, die ich mir eigentlich auf der Insel erhofft hatte und die wir nur beim Anlanden jagend gesehen hatten. Eigentlich beginnt jetzt ihre Balzsaison, aber jedenfalls ihr naheliegender Nistplatz auf Española ist noch unbesetzt, erwidert er. Aber er will schauen, ob wir sie später mit vom Tauchboot aus an einem anderen Ort noch beobachten können.

Der Tauchgang ist dann zunächst recht unspektakulär, durchaus angenehm ruhig. Ein bisschen Schwarmfisch, wie den pazifischen Yellowtail-Doktorfisch.

Dann aber wird es doch ganz besonders, als wir mit eingeschalteten Tauchlampen in eine Höhle hineintauchen. Im Eingang wuseln Seelöwen um uns herum. Als ich mich umdrehe sehe ich, dass Wiebke sich dann gar nicht mehr weiter in die Höhle hinein bewegt, sondern einfach nur die spielenden Robben genießt.

Nach dem Auftauchen sehen wir über uns in der Felswand Blue Footed Boobies und Christian hält Wort, er lässt den Kapitän extra nahe zu ihnen hinüber manövrieren, damit wir sie ganz aus der Nähe betrachten können.

Wer meine Faszination für diese wunderbaren Vögel noch nicht völlig verstehen kann, dem empfehle ich dieses herrliche Video von National Geografic über ihre zugleich clowneske und anmutige Balz: KLICK HIER

Wahnsinn, was die Natur so bereit hält! Wir sind hin und weg 🤩.

Erstmal abtauchen auf Galápagos

Unsere ersten beiden Tauchgänge auf den Galápagosinseln machen wir heute hier auf San Christobal, genauer gesagt am vorgelagerten Kicker Rock (Roca León Dormido). Das Wetter ist super, die See ruhig, die Sicht unter Wasser leider trotzdem beim ersten Tauchgang nur mäßig, beim zweiten gar dürftig.

Trotz der bescheidenen Sichtverhältnisse gibts allerdings ein paar Highlights, es muss ja nicht immer farbenfroher Fisch sein 😉.

Zum einen zeigen sich gleich beim Sprung vom Tauchboot zwei große Hammerhaie, die sich aber gleich wieder verziehen. Wir tauchen ein paar Minuten an der steil ins scheinbar bodenlose abfallenden Felswand entlang und tatsächlich: da sind sie wieder. Diesmal eine etwas größere Gruppe.

Einen weiteren Wow-Effekt gibts gegen Ende dieses Tauchgangs, als wir eine riesige, sich bewegende Kugel aus unzähligen Fischen vor uns sehen. Man denkt unwillkürlich an Sardinen, aber dies hier ist ist ein Schwarm der auf Galápagos endemischen Schwarzstreifen-Grunzer.

Bei der Oberflächenpause zwischen den beiden Tauchgängen sind die Meinungen unterschiedlich, Wiebke fand den Aufenthalt unter dem Riesenschwarm etwas unheimlich, ich fand’s toll und faszinierend, wie diese Vielzahl von Fischen sich wie ein einziges amorphes Wesen bewegte. Mal Kugel, dann eher eine sich stets verändernde Wolke, beim Hineinschwimmen sich scheinbar ganz langsam teilend und gleich wieder die Lücke schließend.

Foto Credit: Susan (SY Ultimate)

Dann schon wieder fertigmachen zum zweiten Tauchgang. Da gabs aber leider sehr wenig zu sehen. Immerhin, die Meeresschildkröte lässt uns so nah heran, dass die schlechte Sicht fast gar nicht auffällt ☺️

Morgen steht noch ein weiterer Tauchgang, vor allem aber ein Hike an. Bei bzw. auf Española, der südlichsten Galápagosinsel. Auf dieser 60 Quadratkilometer großen, von Menschen nicht bewohnten Insel soll es insbesondere auch Albatrosse und viele Blaufußtölpel zu sehen geben. Das wäre toll. Mit dem eigenen Boot dürfen wir die Insel nicht anlaufen, da sind wir auf die drei Inseln San Christobal, Isabela und Santa Cruz beschränkt. Das Tauchboot wird dafür also zum Taxi-Fährschiff auf diesem ausgedehnten Tagesausflug.

MUSA Unterwasser-Kunst-Museum

Das MUSA (Museo Subacuático del Arte) bietet in Mexiko mehrere Unterwasserausstellungen. Eine davon findet sich direkt an der Isla Mujeres, wo auf 8 bis 10 Meter Tiefe ein Skulpturengarten angelegt wurde.

Die ersten Skulpturen hier wurden vor 11 Jahren aufgestellt, etwa 450 Figuren menschlicher Körper des britischen Künstlers Jason DeCaires Taylor unter dem Titel „La Evolución Silenciosa“ haben also schon einige Zeit unter Wasser verbracht und sind entsprechend mit Algen, Schwämmen und Korallen bewachsen. Das ist integrativer Teil des Kunstwerks, dass durch den Bewuchs zu einem künstlichen Riff werden soll, um zumindest einen kleinen Ausgleich für die durch den Menschen zerstörten Riffe zu schaffen und Bewusstsein dafür zu bilden. Auf einigen der Figuren wurden aus diesem Grund Fragmente von beschädigten Korallen angepflanzt.

Weitere der Figurengruppen stehen in flacherem Wasser auf der Festlandsseite bei Cancún. Diese zweite Ausstellung kann man gut schnorchelnd besichtigen, hier an der Isla Mujeres ist das wegen der Wassertiefe und der Strömung eher nicht zu empfehlen.

Und so buchen Wiebke und ich denn einen Platz auf einem Tauchboot, dass uns hinaus zum Unterwassermuseum fährt. Wohlgemerkt nur uns und den Guide, obwohl auf dem Boot Platz für 14 Taucher plus Guides wäre. Der Tourismus läuft offenbar noch nicht wieder auf vollen Touren, obwohl den Tauchplatz natürlich auch noch andere Tauchboote anfahren. Uns ist es recht. Es wird ein Doppeltauchgang, zuerst am Riff, dann ein Stückchen weiter und mit neuen Flaschen der Tauchgang am Unterwassermuseum.

Unser Einstieg in das Kunstmuseum ist die etwas jüngere Skulptur „Antropoceno“ , ebenfalls von Jason DeCairo Taylor. Ein VW-Käfer mit einer weiblichen, zusammengerollten Figur vor der Windschutzscheibe.

Die Figuren selbst sind echten Personen aus dem Wohnort des Künstlers angelehnt und alle mit individuellen Charakterzügen ausgestattet, die aber nicht mehr immer erkennbar sind. Nicht alle sind positiv dargestellt, manche gleichgültig, manche negativ.

Der natürliche Bewuchs mit seinen Farben und Formen verändert das sich bietende Bild ohnehin. Je nach Lichteinfall (und sicher auch persönlicher Stimmung) wirken die Skulpturen mal engelsgleich mit Flügeln aus Fächerkorallen, mal divenhaft mit einer Stola aus Federbüschen, mal aber auch wie Figuren aus einem Horrorkabinett, die dem verwunschenen Flying Dutchmann entsprungen scheinen.

Das waren zwei für uns sehr eindrucksvolle Tauchgänge.

Pura Vida.

Dean‘s Blue Hole, Long Island

Die Blue Holes haben es uns angetan. Es gibt sie bei weitem nicht nur in den Bahamas, aber hier eben doch in sehr hoher Zahl. Und das „Dean‘s Blue Hole“ hier auf Long Island galt lange Zeit sogar als das tiefste bekannte Blue Hole der Welt, bis dann 2016 das „Dragon Hole“ (oder Longdong) im Südchinesischen Meer entdeckt wurde.

Faszinierend ist, dass eine solche geologische Besonderheit hier in den Bahamas von öffentlicher Seite keine gesteigerte Aufmerksamkeit zu erfahren scheint. Keine Aufsicht, keine Beschränkungen, kein Eintrittsgeld. Übrigens auch keine Besuchermassen.

In einer von vorgelagerten Riffen abgeschirmten und mit dem (Segel-)Boot daher nicht erreichbaren flachen Meeresbucht gelegen, steuern wir es mit dem Mietwagen an. An der längs über die Inse führenden Hauptstraße gibt es ein kleines Hinweisschild, ein unbefestigter Feldweg führt an den Strand. Wir können das Auto parken und müssen unsere mitgebrachte Tauchausrüstung nur ein paar Meter bis zum Wasser tragen, sehr praktisch.

Ein paar Freediver sind auch da, für sie sind mehrere tiefenmarkierte Seile an einer mittig über dem Blue Hole platzierten Plattform befestigt und führen scheinbar ins Nichts. Weit, wirklich weit hinunter in den dunklen Abgrund, das vom Durchmesser her kleine Blue Hole ist 202 m tief.

Über den Sandgrund vom Strand aus schwimmen wir auf das dunkelblaue Auge zu, halten Abstand von den Seilen der Freediver, die mit geschlossenen Augen in die Tiefe (und wieder hinauf) gleiten. Am Rand des Dunklen rieselt manchmal noch Sand in den hier etwas trichterförmigen Bereich, hier ist es noch hell, dann geht es senkrecht nach unten in die zunehmende Dunkelheit. Die Wände sind kaum bewachsen und bieten wenig Orientierung hinsichtlich der Tauchtiefe, Fische gibt es kaum, wir müssen unseren Tiefenmesser auf dem Tauchkomputer im Blick behalten. Bei etwa 20 m weitet sich der Rand, es gibt Überstände, höhlenartig und mit Gängen versehen wird es aber erst deutlich tiefer.

Die Farben verschwinden in dem engen Loch gefühlt deutlich schneller als sonst beim Tauchen, nur der Blick nach oben bringt leuchtendes Blau.

Bis auf 26 m gehen wir hinunter, ohne dass sich viel ändert, (nur Ingo taucht noch etwas tiefer) dann steigen wir an der Wand entlang kreisend wieder auf. Ein fast ereignisloser Tauchgang im Hinblick auf Tierbegegnungen, Beobachtungen von Pflanzen oder von Abwechslung in der Unterwasserlandschaft. Und doch ein ganz besonderer, übrigens für uns auch nie bedrückender (in die Tiefe ziehender). Schwer zu beschreiben. Ingo ist völlig fasziniert, wir anderen drei eher ruhig beeindruckt, wirklich froh, diesen einmal völlig anderen Tauchgang unternommen zu haben, aber ohne große Wiederholungsgelüste.

Eine ganz andere Höhle schauen wir uns am gleichen Tag in unmittelbarer Nähe an, die „Hamilton’s Cave“. Sie ist in Privatbesitz der Familie Cartwright und kann nach Absprache mit Mr. Cartwright (Tel. 242 472 1796) besichtigt werden, wobei er selbst die Führung unternimmt (15 $ p.p.).

Er räumt sein Gartentor vor der Bananenpflanzung beiseite, stattet uns mit kräftigen Handstrahlern aus und los geht’s.

Die von Stalagmiten und Stalaktiten durchzogene Höhle hat ihren Haupteingang im Garten der Cartwrights, jedoch auch einige weitere Löcher in Decke und Wänden, die kleine Bereiche der weitläufigen und verzweigten unterirdischen natürlichen Gänge und Räume beleuchten. An einer Stelle gedeihen sogar ein paar Pflanzen, während sich sonst nur ein paar wie grüne Farbe wirkende flache Moose auf dem Gestein halten. Und die Höhle bietet quasi eine natürliche Klimaanlage, was sich bei der heute draußen herrschenden Temperatur sehr angenehm bemerkbar macht.

Noch bis ins letzte Jahrhundert bot sie bei Hurrikan Schutz und Zuflucht. Aber schon in vorkolonialer Zeit wurde sie von Menschen genutzt. Unser Guide, der wie seine Vorfahren mit Fledermauskot durchmischte Erde in der Höhle abbaut und sie im Garten als Dünger nutzt, findet beim Durchsieben (=Entsteinen) immer wieder kleine Knochen und Tonscherben, die er uns in seiner Sammlung präsentiert.

So wie er uns auch drei der fünf in der Höhle heimischen Fledermausarten zeigt (die anderen beiden Leben tagsüber im hinteren, nur über Kriechgänge erreichbaren Teil).

Interessanterweise hat die mitten auf dem Inselrücken gelegene Höhle sowohl einen tidenabhängig steigenden und fallenden Salzwasserteich als auch eine kleine Süßwasserquelle in der Größe eines Waschbeckens, die sich bei Entnahme zwar langsam, aber doch verlässlich wieder füllt.

Bei unserer Inseltour schauen wir uns danach im Süden von Long Island noch Clarence Town mit seinem beiden vom selben Pater/Pfarrer errichteten Kirchen. Religion ist wichtig auf den Bahamas, selten haben wir so viele Kirchen so dicht beieinander gesehen. Aber die Geschichte dieser Kirchen ist trotzdem besonders. Hatte Father Jerome zunächst die anglikanische mit den beiden eckigen Türmen gebaut, wollte er sich nach seinem Übertritt zur katholischen Kirche selbst übertreffen und errichtete auf dem Hügel des Dorfes die nochmals größere katholische mit den beiden hohen runden Türmen. Drinnen weit weniger geräumig als man aus der Ferne annehmen würde, aber das ist bei der massiv schrumpfenden Gesamtzahl der Inselbevölkerung wohl nicht dramatisch. Nach der Highschool verlassen viele junge Insulaner Long Island für die weitere Ausbildung, meist in Richtung Nassau. Nur wenige kommen zurück.

Immerhin sind beide Kirchen weithin sichtbar und geben somit als Landmarken auch gute Orientierung für Segler. Für uns hält Clarence Town (neben einem guten Mittagessen im Restaurant der Flying Fish Marina noch die Überraschung bereit, dass wir im Farmers Marked am Hafen zu vernünftigen Preisen lokales Gemüse kaufen können, das ansonsten von hier aus nach Nassau verschickt wird. Das Ambiente der Lager- und Verkaufshalle zeigt zwar, dass der Verkauf vor Ort nur Nebeneffekt ist, aber wir sind willkommen und werden mehr als zuvorkommend bedient.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Shrimp Hole. Von der Lille Venn und der Vairea hatten wir den Tip bekommen, uns bei der verfallenen Kirche kurz südlich unseres Ankerplatzes noch einmal die Füße zu vertreten. Um die Ruine herum, dahinter beginnt dann ein gekennzeichneter Pfad. Und tatsächlich, ein weiteres Seewasserloch mitten auf der offenbar ziemlich porösen Insel. Wobei sich in diesem hier eben die namensgebenden kleinen roten Shrimps tummeln.

Was die Natur sich so alles einfallen lässt.

Wecker gestellt.

Eine inzwischen ziemlich ungewohnter Handlung, wir haben den Wecker gestellt. 5.00 Uhr. Morgen wollen wir hinüber nach Ragged Island segeln, etwa 80 sm nach Westen. Um bei Tageslicht anzukommen müssen wir wohl früh raus.

Ragged liegt am südlichen Ende der Jumentos Chain, einer Kette von Inseln und Felsen, die sich etwa 100 sm lang halbkreisförmig von Long Island bis eben nach Ragged unten an der Columbus Bank zieht. Die Besonderheit ist, dass es östlich der Kette schnell bis über 2.000 m Tief wird, während sich westlich der Inselchen superflaches Wasser von bestenfalls ein paar Metern Tiefe befindet, mindestens für gut 50 sm bis hinüber zur berühmten und wieder mehrere tausend Meter tiefen „Tongue of the Ocean“. Bahamas-Gegensätze pur. Aber nicht nur das reizt an Ragged. Die Insel liegt ziemlich abseits der klassischen Bahamas-Routen, nur 60 sm von Cuba entfernt und nicht an einer Durchreisestrecke etwa zwischen den USA und Puerto Rico, sie wird daher weniger frequentiert als z.B. die Exumas. Mal schauen.

Erst einmal holen wir aber hier am Ankerplatz bei Acklins die Tauchsachen heraus. Schnorcheln ist schön, aber der sandige Grund unseres Ankerplatzes fällt sanft bis auf eine Tiefe von etwa 15 m ab und wird dort von Korallen-Bommies wie von einer Hecke begrenzt. Dahinter fällt eine steile Wand fast senkrecht noch einmal etwa 20 m ab auf die nächste Ebene. Die Korallen und die Steilwand möchten wir betauchen.

Super ist, dass wir die Dinghys von Flora und Easy-One dafür an der Karizma festmachen dürfen. Unsere südafrikanischen Segelfreunde Amy und Hylt haben ihren Kat nämlich so geankert, dass das Heck der Karizma genau über der Riffkante liegt.

Hylt zeigt am Abend auf unsere Fragen hin auch noch sehr praktisch, welche Vorteile das beim Jig-Fishing vom Boot aus hat. 😁 🎣

Jetzt aber heißt es, dass wir die perfekte Einstiegsstelle für unseren Tauchgang haben.

Als wir etwas später auf etwa 20 m Tiefe an der Wand entlang tauchen kommt Freediver Hylt dann mal eben zu uns herunter und schaut uns eine Weile zu, bevor er langsam und scheinbar tiefenentspannt wieder nach oben gleitet.

Ein wunderschöner ruhiger Tauchgang ist es auch für uns. Den Rest der Luft in der Tauchflasche verwende ich dann weniger relaxt dazu, das Unterwasserschiff vor der Passage noch mal ordentlich sauberzumachen. Auch den Kiel glattgeputzt, den ich sonst gerne mal etwas vernachlässige wenn ich Floras Unterwasser-Schönheitskur schnorchelnd erledige. Aber in dem klaren Wasser hier fällt das natürlich auf 😉.

Dafür sollte es dann morgen um so flotter nach Westen gehen. Wieder ein Vormwindkurs, aber hoffentlich nicht so in den Sonnenuntergang wie hier am letzten Freitag auf dem Zwei-Nächte-Törn zu den Bahamas.

Gefühlt unterwegs !?!

Heute machen wir wieder mal eine kleine Wanderung. Schon komisch, was das in der Wahrnehmung der eigenen Situation für einen Unterschied macht. Nur zwei Wochen mussten wir darauf verzichten, konnten aber ja zum einkaufen trotzdem an Land. Seit fünf Tagen ist die Ausgangssperre gelockert und es fühlt sich gleich anders an, selbst wenn man es gar nicht intensiv nutzt.

Heute nun der zweite größere Spaziergang, ein kleiner Hike auf einem unbefestigten und unbeschilderten Pfad über dem Ostufer der Carlisle Bay. Den eigentlich weiterführenden Pfad die Hügel hinauf finden wir nicht. Wir schlagen uns durchs stachlige Unterholz und drehen einen Kreis um die Stelle, wo laut unserer bisher zuverlässigen WanderApp “Komoot” der Weg sein sollte: Fehlanzeige, nur Hautkratzer sind hier zu finden. Die von uns sonst eher belächelten anknöpfbaren langen Beine an Wanderhosen scheinen uns auf einmal sehr erstrebenswert. 😛

Na gut, also zurück auf den schmalen Küstenpfad der ohnehin schon schwer genug zu erkennen ist. Die Pflanzen kuscheln hier so eng, dass sich sogar auf Kakteen Bromelien finden. Überhaupt, Kakteenliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. Wir müssen aufpassen, auf dem schmalen Pfad nicht versehentlich an ihnen Halt zu suchen.

Aber auch Vögel sind hier in größerer Zahl zu hören und zu finden (bisher hatten wir ein bisschen neidisch das Frühlingsgezwitscher bei unseren Telefonaten mit Freunden in Hamburg gehört). Vielleicht eine Erinnerung daran, dass wir uns quasi seit neun Monaten im Dauer-Sommer befinden. Ist ja auch nicht schlecht. 😃 Immerhin bekomme ich heute Zuckervögel (Bananaquit) und Antillen-Haubenkolibri vor die Linse.

Einige schöne Ausblicke haben wir auch, aber mangels Weg auf den Hügel muss für den großen Überblick über unsere Ankerbucht und die Küstenlinie dann doch die Drohne herhalten:

Witzig, dass uns dieser kleine Hike irgendwie das Gefühl gibt, UNTERWEGS zu sein, wieder zu reisen. Neues zu entdecken kann auch vor der „Haustür“ (oder dem Schott des Bootes) passieren. So fühlt es sich heute an.

Zurück bei Flora springen wir erstmal ins Wasser. Beim Schnorcheln hatten wir in den letzten Tage rund ums Boot schon wunderschöne Begegnungen, zum Beispiel jede Menge große Kissenseesterne und diesen herrlichen Stachelrochen:

Das Video dazu (dann auch mit Wiebke und Flora) findet Ihr HIER ALS LINK.

Die Fischversammlung unter unserem Boot ist aber eher ein Zeichen dafür, wie schnell die Tiere sich daran gewöhnt haben, dass ich jeden Tag schnorchelnd ein bisschen am Rumpf herum schabe und ihnen damit wohl bei der Futtersuche helfe. Damit ist jetzt erstmal Schluss, denn den hier noch zu sehenden Bewuchs am unteren Rumpf und den Kiel bin ich heute Nachmittag mit Tauchausrüstung zu Leibe gerückt.

Schade, dass sich damit wohl auch unsere kleinen „Bienenfischchen“ (Baby-Riffbarsche) am Ruderspalt eine neue Bleibe suchen werden.

Ganz sicher schon ein paar Mal hat das dieser Einsiedlerkrebs gemacht, denn er ist inzwischen in einem veritablen Conch-Gehäuse eingezogen. Das dürfte unter Einsiedlerkrebsen schon als Villa gelten (sie ist etwa so groß wie der Flammenhelm aus dem letzten Blogbeitrag).

Wir möchten im Moment nicht umziehen. Wir werden mit Flora wohl noch ein paar Tage in der Carlisle Bay bleiben, aber jetzt sind wir ja gefühlt wieder etwas unterwegs.

DES HAIES GLÜCK

Ja, ja, ja. Immer diese Wortspiele. Aber hier in Deshaies trifft das heute wirklich zu.

Gestern haben wir beim Tauchen am Nordufer der Bucht eine große Fischfalle entdeckt, in der neben einer Languste und ein paar kleinen Fischen tatsächlich ein gut ein Meter langer Ammenhai steckte. Wir haben versucht, ihn zu befreien, aber die Fischfalle ließ sich nicht so einfach öffnen. Also haben wir halt nach dem Auftauchen dem in der Nähe liegenden Boot einer örtlichen Tauchschule Bescheid gesagt, die ja wahrscheinlich die hiesigen Fischer kennen.

Trotzdem hat es uns natürlich keine Ruhe gelassen und so sind Ingo und ich dort heute wieder tauchen gewesen, sicherheitshalber mit einem Seitenschneider um ggfs. das verzwirbelte alte Elektrokabel aufzubekommen, mit dem die Falle verschlossen war.

Eine kleine Fotostory von heute:

Dann schwamm er ganz gemächlich und ohne Hektik ins dunkle Blau. Die Fischfalle haben wir übrigens so gut es ging wieder verschlossen – und sogar die Languste drin gelassen 😉.

Immer noch Guadeloupe: noch mehr Tauchen, Vögel und Bootsarbeit

Das Tauchen wird uns hier so einfach gemacht, es ist die wahre Freude. Nur eine kurze Dinghyfahrt, schon sind wir am Tauchplatz. Mit Ingo betauche ich am Vormittag das Wrack der Franjack. Der kleine wohl ehemals dänische Frachter wurde im Hurrikan Hugo 1989 von der Besatzung aufgegeben und letztlich 1996 als künstliches Riff und Tauchplatz hier versenkt. Am Rande des Ankerplatzes kennzeichnen zwei Bojen das Wrack. Wir machen das Dinghy an einer davon fest und lassen uns in die Tiefe gleiten.

Etwa 20 m unter uns sind die Umrisse erkennbar und mit jedem Meter hinab wird der Frachter deutlicher sichtbar. Obwohl die Lichtverhältnisse an diesem eher bewölkten Morgen nicht toll sind fasziniert uns der einerseits gut erhaltene und anderseits auch schon reichlich bewachsene Frachter so sehr, dass wir nach dem Tauchgang noch im Neoprenanzug die Tauchflaschen zum Wiederbefüllen wegbringen und an Nachmittag, diesmal zusammen mit Wiebke, einen weiteren Tauchgang an der Franjack machen.

Mit dem jetzt etwas besseren Licht genießen wir auch die vielen Fische (hier Blaustreifengrunzerfische im Vordergrund und viele Goldstreifengrunzer hinten). Und wir trauen uns in den (oben auf großer Breite extra geöffneten) Maschinenraum des Schiffes hinunter, in dem die (gereinigte, also von Öl und Betriebsmitteln befreite) Hauptmaschine vor sich hinrostet.

Am nächsten Tag könnn wir uns nicht recht lösen und so schnorcheln Wiebke und ich noch ein bisschen, bevor wir der Easy-One nach Deshaies folgen, wo am Freitag Abend ein Karnevalsumzug stattfinden soll.

Auch dabei lassen sich wieder tolle Dinge entdecken, etwa dieser Bunte Spiralröhrenwurm (auch Tannenbaumwurm genannt) auf einer Kleinen Sternkoralle. Die „Tannenbäume“ sind dabei die außen liegenden Kiemen des Wurmes.

Adlerauge Wiebke erspäht sogar einen noch ganz kleinen Oktopus, der unter den Stacheln eines Seeigels Schutz gesucht hat und der bei Annäherung flott die Farbe wechselt, da lassen wir ihn lieber in Ruhe bevor er Panik bekommt.

In Lee von Guadeloupe motoren wir gut 10 sm weiter in die schöne und recht tief eingeschnittene Bucht von Deshaies.

Gemeinsam mit der Crew der Easy-One wandern wir hoch zum oberhalb des Ortes liegenden botanischen Garten. Und endlich sehen wir auch Papageien. Auf Dominica hatten wir noch vergeblich nach dem dortigen Wappenvogel und irgendwie ja auch Symbol der Karibik Ausschau gehalten. Hier im botanischen Garten gibt es einige, wobei die Mehrzahl in (betretbaren) Volieren gehalten wird, nur die Gelbbrustaras scheinen sich frei bewegen zu können. Aber erstmal entdecken wir die etwas kleineren Allfarb-Loris.

Übrigens sehen wir – selbst hier im botanischen Garten mit seinen vielen Blüten – auffallend wenige Insekten auf den bisher besuchten karibischen Inseln. O.k., einige Planzen werden offenbar von Kolibris bestäubt, aber trotzdem. Bienen, Wespen oder auch nur Fliegen sind zumindest bisher selten, zu unserem Glück allerdings auch Moskitos. Bei letzteren hoffen wir allerdings, das es so bleibt. Die kleine Anolis hier sieht das vermutlich anders 😉:

An Flamingos und diversen, bei uns als Zimmerpflanzen gehaltenen, hier aber mindestens buschgroßen tropischen Gewächsen vorbei kommen wir schließlich zu den Gelbbrustaras.

Und wo wir schon bei Gelbbrust sind: der auf diesen Inseln so typische etwa Sperling-große Zuckervogel (Bananaquit) lässt sich auch endlich von mir ablichten, in einer Ecke des Gartenrestaurants, in der wir die einheimischen Biere testen:

Oh, ohne etwas Bootsarbeit wäre das Ganze ja wohl langweilig und so beschert uns Flora mal wieder eine Überraschung: Vor dem Ankerauf-Manöver an den Pigeon Islands schaltet Wiebke die Sicherungen ein. Ein paar Minuten später rattert plötzlich die elektrische Backbord-Genuawinsch los, aber zum Glück ohne das ein Schot auf ihr belegt ist. Nach anfänglicher Verwirrung schalten wir erstmal schnell die Sicherung aus. Die Untersuchung ergibt dann, das Wasser in den porös gewordenen Tastschalter eingedrungen ist und einen Kurzschluss verursacht. Wir hatten ein ähnliches Problem schon einmal in Griechenland mit dem Fußschalter der Ankerwinsch. Damals begann die Winsch überraschend damit, die Ankerkette einzuholen, während wir auf dem Nachbarboot waren 😬. Zum Glück war damals Mitsegler Jan noch an Bord. Seitdem sind die Sicherungen aus, wenn wir die Winschen nicht benötigen (nicht wie vorher an, um schnell reagieren zu können). Derart vorgewarnt haben wir jetzt Ersatzschalter an Bord und so kann ich das Problem hier in Deshaies einigermaßen schnell beheben. Das Kabel des Original-Lewmar-Schalters ist allerdings so knapp verlegt, dass ich dann doch zunächst die Deckenverkleidung im Durchgang zum Achterschiff abnehmen muss um die neue Verbindung dort herzustellen.

Der eingebaute Ersatzschalter auf dem Backbord-Cockpitsüll. Hoffentlich bleibt er länger wasserdicht, den Test durch den morgendlichen Regenschauer hat er schon mal bestanden.

Und nach getaner Arbeit lässt sich der Sonnenuntergang hinter unserem Ankerfeld umso besser genießen 😊.

Arbeiten und staunen im Aquarium

So harmlos fängt es an. Ich putze mal wieder schnorchelnd das Unterwasserschiff. Wir haben zwar einen speziellen „Coppercoat“-Anstrich, der weniger Giftstoffe an die Umwelt abgibt als klassische Antifouling-Anstriche und dabei deutlich länger halten soll, aber ein leicht lösbarer grüner Schleim setzt sich trotzdem gern fest und den schrubbe ich dann eben mit einem Schwamm öfter mal weg.

Diesmal sind dann aber plötzlich Fische da, nicht nur ein paar wie unten am Bildrand zu sehen, sondern es werden immer mehr, gleich ein ganzer Schwarm Sardinen schießt um mich herum.

Der Grund zeigt sich auch gleich: erst eine und dann zwei Blaurücken-Stachelmakrelen jagen den Schwarm durch die Gegend, immer rund um den Kiel der Flora.

Interessanterweise wirkt es nicht so, als würden die Makrelen „alles geben“, um wirklich Sardinen zu erwischen (ich sehe das auch kein einziges Mal). Es scheint eher so, als wollten die Makrelen die Sardinen ärgern. Aber schaut selbst:

Jedenfalls macht das Ganze mir noch mehr Lust, hier „richtig“ Tauchen zu gehen und es nicht nur beim Schnorcheln zu belassen.

Gemeinsam mit Wiebke und Ingo betauchen wir erst einmal ein kleines Riff, dass sich in rund 6 m Tiefe quer unter dem Ankerfeld durchzieht. Ein schöner Einstieg, zumal wir unsere Tauchflaschen in der Tauchschule am Dinghydock für nur 5 € pro Flasche wieder füllen lassen können. Deshalb geht’s heute dann noch einmal los, diesmal mit dem Dinghy hinüber zu den Pigeon Islands.

Wieder statten wir der Costeau-Büste einen Besuch ab, erinnern uns an seine rote Wollmütze, bleiben diesmal aber in der Tiefe und tauchen an der Riffkante entlang. Es ist wie im Aquarium:

Viele lebendige Korallen, Schwämme, Federbüsche, Anemonen und eben auch viel Fisch.
z.B. wieder Doktorfische
hier mal einer mit einer Felsenschönheit (so heißt der schwarz-gelbe Fisch mit dem dunklen „Kussmund“
Ein Zackenbarsch, der seine Zacken auch farblich betont
ein blaugepunkteter Roter Zackenbarsch, der seine noch verbirgt
ein langgestreckter Sand-Torpedobarsch
verschiedene Feilenfische
ein Königin-Drückerfisch

und noch so vieles mehr. Leider auch dieser Indische Rotfeuerfisch hier:

Der Feuerfisch ist in der Karibik nicht heimisch und insbesondere der eingeschleppte oder aus Aquarien freigelassene Pazifische Rotfeuerfisch hat sich teilweise zu einer echten Plage entwickelt, die die heimischen Jungfische des Riffes gefährdet. Manchmal werden von den Tauchschulen regelrechte Feuerfisch-Jagden veranstaltet, um das Übermaß der invasiven Art zu reduzieren.

Aber wir entdecken auch kleine Augenschätze wie diese von Wiebke erspähte knapp 3 cm große Buckel-Flamingozunge:

Die Nacktschnecke mit den dunkel gerahmten gelben Punkten ist leicht zu übersehen, aber bei dem Namen staunt man doch und möchte eigentlich gerne wissen, wie denn nun die Zunge der scheinbar einbeinigen rosafarben Stelzenvögel wirklich aussieht, oder?

Unsere Tauchflaschen haben wir schon wieder an der Befüllstation abgegeben. Was für Revier, über wie unter Wasser!