Fatu Hiva III: Tiki und hoch hinauf

Der wunderschöne Ankerplatz von Hanavave auf Fatu Hiva hat sich geleert, zwischenzeitlich sind wir nur noch fünf Boote hier. Unsere Nachbarn sind schon weiter gezogen, erkunden bereits andere Inseln der Marquesas, aber wir bleiben noch ein bisschen.

Einen ruhigen Tag verbringen wir einfach auf dem Schiff, genießen die einzigartige Szenerie und die verschiedenen Licht-Schatten-Spiele der Basaltmonoliten vor dem Hintergrund der steilen grünen Berghänge.

Am nächsten Tag machen wir wieder eine Wanderung. Es soll 9 km weit zu einem 450 m hohen Gipfel über der Bucht gehen, also brechen wir zeitig auf, um bei den ohnehin hohen Temperaturen nicht auch noch in die Mittagshitze zu kommen. Guter Plan, aber die Umsetzung klappt nicht so recht. Auf dem Weg durch das Dorf fällt uns ein eine mit luftigem Mesh eingehauste Plantage auf. Was mag das sein?

Der Nachbar kommt von seinem Grundstück herüber und klärt uns auf. Es ist eine von offizieller Seite angelegte Testanpflanzung von Vanille. Wird aber aus seiner Sicht nicht intensiv genug gepflegt. Und wo wir schon mal im Gespräch sind, lädt uns Henry gleich zu sich in seinen Garten ein. Wir werden der Familie vorgestellt, die auf der Terrassenwerkstatt gerade an Knochen- und Muschelschnitzereien arbeitet. Henry selbst ist eigentlich mit dem Anschleifen von Balsaltsteinen für mehrere Tiki beschäftigt.

Aber das kann jetzt ruhig warten, statt dessen werden wir mit Früchten aus dem Garten überhäuft. Neben Mango, Bananen, Papaya, Pampelmusen und Zitronen bekommen wir erstmals auch Ambarella (polynesische Goldpflaume). Henry erklärt uns, dass sie hier grün (unreif) gegessen wird, wobei die Schale nicht mitgegessen wird.

Im Gespräch erfahren wir, dass Henry eigentlich von den Gambier kommt. Hm, da waren wir ja gerade. Wen wir dort kennen? Wir berichten und es stellt sich heraus, dass Pakoi (von Aukena) sein Cousin ist. Als wir ihm die Fotos von Pakoi und uns zeigen, ist er ganz aus dem Häuschen und auch seine Frau muss sich die Bilder gleich noch einmal ansehen. Es ist eine kleine Welt.

Unsere ganzen Gartengeschenke sollen wir nicht mit auf die Wanderung nehmen, sondern erst mal da lassen und auf dem Rückweg abholen. Das Angebot nehmen wir gern an und übrigens – für die Skeptiker – auch beim Abholen wird uns kein Verkauf angeboten, sondern einfach der Fruchtberg in die Hände gedrückt.

Jetzt sind wir natürlich doch später unterwegs und es wird eine anstrengende Wanderung, obwohl der Weg auf der wenig befahrenen Straße entlang führt. Die Serpentinen ziehen sich so steil den Berg hinauf, dass wir nach einiger Zeit lieber auf der gesamten Straßenbreite im Zickzack gehen. So mindern wir die Steigung und damit das Gefühl, eine Treppe hinauf zu gehen.

Am Point de Vue ist nur Zwischenstation, es geht weiter steil bergan. Dafür werden wir aber mit herrlichen Ausblicken auf das Dorf, die Küste und die nördlich des Dorfes liegenden schroffen Felszacken belohnt.

Die Betonstraße (weiter oben Schotterstraße) schlängelt sich am Hang entlang, mehr als einmal können wir weit unter uns Flora am Ankerplatz liegen sehen.

Bei der Steigung gehen die 9 km dann aber doch ganz gut in die Beine (rauf) bzw. auf die Knie (runter), wieder an Bord sind wir rechtschaffen kaputt.

Trotzdem schafft es Wiebke noch, einen Zitronenkuchen zu backen. Heute suchen suchen wir dann noch einige aussortierte Kleidungsstücke heraus, packen ein Sortiment Stifte für Henrys Enkel und einige Stücke Zitronenkuchen dazu und gehen nochmal zu Henry, um uns mit Gegengeschenken für die polynesische Gastfreundschaft zu bedanken. Das kommt ausgesprochen gut an. Zwei von Henrys Söhnen sind gerade da, beide sprechen (wie Henry) gutes Englisch. Einer der Söhne ist Tätowierer und beide erklären uns die Bedeutung der verschiedenen klassischen Motive.

Und Henry zeigt uns, wie und mit welchen Werkzeugen er aus den Steinen Tiki herausarbeitet. Gemeinsam erläutern sie uns den religiösen und historischen Hintergrund der Tiki und welche Bedeutung Tiki für die Marquesas auch heute noch haben.

Und ohne ein weiteres Gastgeschenk – diesmal ist es selbstgefertigter Schmuck – lassen sie uns nicht gehen. Die polynesische Gastfreundschaft ist immer wieder überwältigend.

Im kleinen Dorfladen kaufen wir noch ein paar Lebensmittel, gönnen uns ein Eis. Als wir danach zurück an Bord kommen, fängt es gerade an zu tröpfeln. Dann wächst es sich zu einem fulminanten Tropenregen aus, der fast den ganzen Nachmittag anhält. Zeit für das Kochen einer asiatischen Teriyaki Gemüsepfanne mit von Henry mitgegebenen Maniok und außerdem auch noch das Backen einer wunderbaren Key Lime Pie (Wiebke).

Oder für den großen Service am Generator (Ralf). Danach zur Abkühlung eine Tropendusche auf dem Achterdeck.

Erst zum Abend klart es dann doch wieder auf.

Ist das schön hier auf Fatu Hiva!

Die kleinen und die großen Dinge

Wir schnorcheln vor Aukena. Einmal mehr beeindrucken der Fischreichtum und der gute Zustand der vielen Korallen.

Das Riff selbst ist vielleicht etwas weniger farbenfroh als in manchen Teilen der Karibik, die Details sind es aber nicht. Zum Beispiel die Tridacna, quasi Zwerge in der Familie den Riesenmuscheln. In unterschiedlichen leuchtenden Türkis- und Blautönen strahlen die etwa 10 bis 15 cm messenden Muscheln zu uns herauf und schließen sich, wenn wir näher heran schnorcheln.

Später, beim Strandspaziergang unter Palmen, springt uns eine andere “Kleinigkeit” förmlich an.

Die winzigen Jungferngeckos sitzen oft in den Kokospalmen und nun pflücken wir ausgerechnet “seine” Nuss. Schwupp – sitzt er auf meinem Finger, lässt sich ausgiebig bewundern und springt dann auf die Kamera und weiter auf Wiebkes Fuß.

Nachdem er vor allem Mücken und kleine Spinnen jagt, wäre er eigentlich ein perfektes Haustier auf Flora, aber wir setzen ihn trotzdem lieber zurück in “seine” Palme. Mach’s gut, Kleiner.

Was dagegen richtig groß ist: die Gastfreundschaft hier in den Gambier. Wie fast auf jeder der etwas größeren Inseln des Archipels gibt es auch auf Aukena eine Kirche, trotz der nur ungefähr 30 Einwohner. Sie liegt dicht an unserem Ankerplatz, die Anfahrt über das Riff gestaltet sich aber schwierig. Doch Hilfe naht: Pakoi läuft aus seinem Garten ans Ufer und weist uns den Weg. Er legt sogar einen Zwischensprint ein, als wir ihn nicht gleich richtig verstehen. Eine mini-kleine Rinne führt zur kurzen Steinmole, gerade breit und tief genug für den Außenbordmotor, um mit einer auflaufenden Welle in den tieferen Bereich direkt vorm Ufer zu gelangen. Zum Glück gelingt das Manöver.

Gemeinsam ziehen wir das Dinghy auf den Strand und Pakoi lädt uns ein, ihm hinter seine Hütte zu folgen. So gut es unsere Französisch-Kenntnisse zulassen, unterhalten wir uns über Gott und die Welt, unsere Reise und Pakois Heim auf Aukena. Wir erfahren, dass er der alten Königsfamilie von Mangareva entstammt und der Name in seinem Pass eigentlich Antoine Kanuto Teapiki lautet.

Seit 30 Jahren lebt er hier, kümmert sich um die Kirche und um seinen Garten. Beides zeigt er uns bereitwillig. Als eine Sau mit mehreren Ferkeln aus dem Wald kommt, freut sich Pakoi. “Die war jetzt einen Monat lang weg und nun kommt sie mit ihren Kindern wieder.” Direkt neben der Kirche sehen wir am Waldrand einige weitere Schweine. Sie leben hier halbwild, dienen aber auch der Fleischversorgung.

In seinem Garten säbelt uns Pakoi mittels einer langen Bambusstange und daran befestigter Sichel frische Brotfrucht vom Baum, schenkt uns außerdem Zitronen, Pampelmusen und Bananen.

Danke schön Pakoi.

Die Gastfreundschaft hier ist immer wieder schon fast beschämend großzügig. Polynesier fühlen sich ob ihrer Kultur fast schon verpflichtet, alles stehen und liegen zu lassen, sobald ein Gast auftaucht. Man sollte also vorsichtig sein, die Gastfreundschaft nicht zu überbeanspruchen. Das fällt aber gar nicht immer leicht, zumal etwa Pakoi die Abwechslung durch den Besuch wirklich zu genießen schien, ebenso unser (wenn auch manchmal radebrechendes) Gespräch.

Wir versuchen, an die Kultur von Geschenk und Gegengeschenk wenigstens etwas anzuknüpfen. Als kleine Geste kommen wir später mit dem Dinghy noch einmal zurück und bringen selbst gebackenen Mandelkuchen vorbei.

Verstecken zu Ostern

Fast drei Wochen sind wir nun schon auf den Gambier und fast die ganze Zeit hatten wir schönes und ruhiges Wetter. Pünktlich zum Osterfest zieht allerdings im Südosten von uns ein Tiefdruckgebiet auf, das auch unser Feiertagswetter beeinflusst. Für die nächsten Tage ist Wind aus Südost mit kräftigen Böen angekündigt.

Der Ankerplatz vor Rikitea auf Mangareva ist zwar durch die vorgelagerten Riffe geschützt, aber aus Südost können Wind und Welle doch einigen Anlauf nehmen. Für die Lagune bei Taravai gilt das Gleiche. Wir beschließen deswegen, uns auf der anderen Seite von Taravai in einer geschützten Nordwestbucht zu verstecken (blauer Punkt).

Die Nordwestseite von Mangareva bietet sich nur scheinbar ebenfalls an, sie ist aber ziemlich dicht an dicht mit Perlfarmen belegt.

Macht aber nichts: hier in der Baie Anganui liegen wir nicht nur wunderbar geschützt, sondern zudem auch ausnehmend schön.

Inzwischen hat sich noch die Adiona zu uns in diese schöne Bucht verholt. So können wir mit unseren kanadischen Segelfreunden Maggie und Scott Ostern feiern. Die beiden haben uns gleich schon mal bei der Kokosnuss-Ernte geholfen und dann zu Erdbeer-Margaritas auf ihren Kat eingeladen.

Für die vorbei gebrachten Bananen-Muffins können wir uns dann heute mit einem Guglhupf Elsässer Art revanchieren. Den hat Wiebke quasi als Testlauf für das Backen bei Tetu und Murielle ausprobiert.

😚

Sowieso schon SEHR lecker, aber mit der selbst gemachten Guaven-Marmelade – einfach ein Gedicht!

Wir wünschen Euch allen ein schönes Osterfest.

Das Versorgungsschiff kommt … und alles ist anders! Diesel tanken und Brotfrucht backen.

Wieder einmal heißt es Abschied nehmen. Jeannette und Jeroen wollen das Wetterfenster nutzen, um von den Gambier nach Tahiti zu segeln. Die Route führt südlich an den Tuamotus entlang. Da sie ja ihren Motor nicht benutzen können, wäre eine Flaute ziemlich gefährlich, durchgehend ausreichend Segelwind ist aber für die nächste Woche angesagt. Verständlich, dass sie sich das nicht entgehen lassen wollen. Aber eben auch schade, weil wir dadurch nur zwei gemeinsame Wochen in den wunderschönen Gambier hatten.

Wir nehmen sie noch einmal in Schlepp und ziehen sie von Taravai aus zum Westpass, dann nehmen sie die Segel hoch und werfen die Schleppleine los.

Tschüss Ihr beiden Lieben, gute und sichere Reise.

Wir bleiben noch in Gambier, Für uns geht’s zurück nach Rikitea. Da hat inzwischen die Nukuhau am Pier festgemacht. Sie ist das ältere der beiden Versorgungsschiffe, die die Insel etwa alle drei Wochen anlaufen. Das andere Versorgungsschiff, die modernere Taporo VIII, sehen wir draußen auf der Reede vor Rikitea ankern. Klar, an der kurzen Pier kann immer nur eins der Schiffe festmachen. Die beiden gehören verschiedenen Gesellschaften und sind auf gegenläufigen Routen durch die Inselwelt Französisch Polynesiens unterwegs, ohne dass sich die beiden Gesellschaften terminlich absprechen. Der „Fahrplan“ ist sowieso eher eine Schätzung. Im Bürgermeisteramt hatte man uns letzte Woche noch gesagt, ein Schiff käme am Mittwoch, das nächste am Samstag. Nun kamen beide kurz hintereinander am Sonntagabend an. Es ist aber selten, dass sich ihre Ankunft überschneidet. In diesem Fall hat die Taporo VIII Pech gehabt und muss zwei Tage warten. So lange dauert es nämlich, bis die Nukuhau mittels ihrer traditionellen Ladebäume ihre überwiegend aus Stückgut bestehende Fracht entladen und die neu aufgenommene Ladung gestaut hat.

Es ist eine kleine Zeitreise in die Vor-Container-Schifffahrt, die wir da beobachten können. Insbesondere das Entladen der vielen Fässer ist faszinierend:

Für uns ist auch Fracht dabei. Es gibt nämlich bisher keine Tankstelle in den Gambier. Der Container am Bauhof auf Mangareva soll dem Vernehmen nach wohl einmal diese Funktion haben, ist aber bisher nicht in Betrieb genommen.

In sofern bietet das Versorgungschiff für uns die einzige Möglichkeit, den Dieselvorrat der Flora wieder aufzufüllen. Das Prozedere dazu ist allerdings ungewöhnlich.

Zunächst einmal: abgegeben wird der Diesel nur in ganzen Fässern zu je 200 Liter. Der Preis ist in Ordnung, 31.000 CFP-Franc (auch XPF abgekürzt), umgerechnet etwa 260 Euro, also 1,30 Euro pro Liter. Die für ausländische Yachten in Tahiti gegebene noch günstigere Möglichkeit des steuerfreien Tankens gibts hier allerdings nicht.

Man bezahlt in einer kleinen vorübergehend auf der Pier errichteten Hütte. Dafür durfte ich allerdings bereits 90 Minuten anstehen, denn in der Hütte wird praktisch sämtliche ein- und ausgehende Fracht verwaltet. Die Quittung gibt man Louis, dem Tankwart. Der reicht sie weiter auf das Schiff, woraufhin vom Schiff aus 200 Liter Diesel in eines der vier Fässer auf der Pier umgefüllt werden.

Ist man an der Reihe, wird dann aus dem Fass in die – hoffentlich mitgebrachten – Kanister mittels Schwerkraft-Handpumpe umgefüllt. Das dauert.

Zwischen den Skippern der Boote ist reichlich Absprache gefordert. Wer braucht wieviel Diesel? Also wer ordert wie viele Fässer, kann abgeben oder nimmt dazu? Und in welcher Reihenfolge soll getankt werden, damit die Dieselkanister möglichst oft von verschiedenen Booten genutzt werden können?

Für uns ist es einfach. Unser 400-Liter-Tank ist fast halb leer, wir benötigen 180 l Diesel. Also ein Fass kaufen und jemanden finden, der uns 20 Liter abnimmt sowie möglichst ein paar Kanister leiht (wir haben nur zwei eigene 20l Dieselkanister). Klappt. Die erste Rutsche machen wir mit 3 Kanistern, dann mit 5, dann zum Abschluss 2. An Bord dann durch den Racor-Trichterfilter (mit Wasserabscheider und Sieb) in den Einfüllstutzen und das Additiv gegen Dieselpest nicht vergessen. Da ich mich dazwischen natürlich jedesmal neu hinten anstellen muss, ist es eine Tagesaufgabe. Um 9:30 hatte ich mich in die Schlange zum Bezahlen eingereiht, irgendwann kurz nach 16.00 ist es geschafft und wir sind um eine interessante Betankungserfahrung reicher.

Eigentlich hätten wir einen ganz anderen Termin gehabt, nämlich mit Tetu und diesmal auch seiner Frau Murielle. Als wir zuletzt bei ihm waren hatte er uns angeboten, dass die beiden uns eine andere Zubereitung der Brotfrucht zeigen. Bisher hatten wir sie geschält und zerteilt wie Kartoffeln in Wasser gekocht. Wir überlegen schon, dass Wiebke allein hingeht, aber dann treffe ich Tetu in der Warteschlange auf der Pier. Wenn das Versorgungsschiff kommt, treffen sich hier eben alle. Tetu muss einige Sachen zur Verschiffung aufgeben, unsere Brotfrucht-Verabredung verschieben wir einfach auf den nächsten Tag.

Als wir mit einem selbst gebackenen Kuchen bei Murielle und Tetu aufkreuzen, rufen uns die beiden hoch auf den Hang in ihrem riesigen Garten. Der Blick von dort ist atemberaubend schön:

Und die Brotfrüchte?

Die beiden haben ein Feuer gemacht und die Brotfrüchte komplett mit Schale in die heiße Glut gelegt. Ein paar Mal gedreht und gewendet, bleiben die Uru (wie Tetu die Brotfrucht nennt) etwa 30 bis 40 Minuten in der Feuerstelle. Dann rupft Tetu ein paar große Blätter vom nächsten Baum und mit ihnen als Topflappen holt er die Früchte aus der Glut.

Dann löst er mit einem Messer die gegarte Uru aus ihrer verkohlten Schale.

Den goldgelben Ball wickelt er zum Warmbleiben in Alufolie und gibt ihn uns mit. Lecker. Spannend ist, dass die Brotfrucht bei dieser Garmethode eine andere Konsistenz entwickelt. Faseriger, fast ein bisschen wie zartes Hähnchenfleisch mit (sehr rauchigem) Kartoffelgeschmack.

Und auch mit anderen Früchten werden wir wieder reich beschenkt.

Was wir für die beiden tun können? Tetu fragt, ob wir ihm zeigen können, wie man einen Guglhupf-Kuchen macht. Seine Großmutter aus dem Elsass habe den immer gebacken, es ist eine Kindheitserinnerung. Er besorgt die Zutaten, wir haben immerhin eine Topfkuchenform an Bord.

Na dann bis nächste Woche in Eurer Küche, Murielle und Tetu!

Gratwanderung und Früchte

Unser zweiter Hike auf Mangareva geht nicht ganz so hoch hinaus wie der erste. Trotzdem starten wir wieder früh. Gut, denn so können wir uns erstmal beim Bäcker mit frischen Baguettes versorgen.

Ein kleines Stück weiter zeigt uns ein unscheinbares Schild an der Dorfstraße den Eingang zum “Chemin Traversier de Kirimoro”. Der Weg scheint durch einen Privatgarten zu führen. Am Zaun entlang zum hinteren Grundstücksteil und dann geht’s den Berg hinauf in den Wald hinein. Kirimoro ist ein kleines Dörfchen auf der Westseite von Mangareva und der Weg würde quer über den Inselrücken dort hinüber führen. Wir entscheiden uns aber, oben auf dem Bergrücken nach links abzubiegen und auf dem Grat entlang Richtung Süden zu wandern.

Es ist ein herrlicher Trail. In weiten Teilen sehr gut zu gehen und vom Kamm aus mit tollen Blicken zu beiden Seiten hinunter in die Buchten.

Zwei Steilstücke mit Kletterseilen geben dem Ganzen noch ein bisschen zusätzliche Würze, ohne dass es aber allzu anstrengend wird.

Mit alles in allem etwa zwei Stunden ist dieser Trail auch deutlich kürzer als unser Hike auf den Mont Duff (wo wir mit dem Umweg fast 6 Stunden unterwegs waren). Allerdings schließen die Wege aneinander an, wer mag, kann also nach Bedarf verlängern. Für mich ergibt sich die Verlängerung diesmal etwas unfreiwillig. Ich habe unterwegs meine Sonnenbrille verloren, wahrscheinlich ziemlich am Anfang. Als wir zurück in Rikitea sind, hänge ich also noch eine Schleife dran und finde das gute Stück tatsächlich auch wieder.

Das gibt mir außerdem Gelegenheit, auf der Dorfstraße auch noch ein kleines Stückchen weiter zu gehen und dem dort aufgestellten Tiki einen Besuch abzustatten. Tikis sind Holz- oder Knochenschnitzereien oder Steinmetzarbeiten, die einen ganz wesentlichen Bestandteil der polynesischen Kultur bilden. Sie zeigen eine stilisierte Menschengestalt, mit der eine spirituelle und kulturelle Kraft verbunden wird. Geschichtlich sollen sie bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen und ursprünglich von den Marquesas ausgegangen sein.

Der Stil dieser in ganz Polynesien (also von Neuseeland bis Hawai’i (Ki’i) und zur Osterinsel mit ihren Moai) verbreiteten Skulpturen ist je nach Region oder sogar Insel inzwischen sehr unterschiedlich.

Ein anderer Spaziergang führt uns in Rikitea zu Tetu. Daniela von der Yelo hatte uns in La Paz eindringlich ans Herz gelegt, auf Mangareva unbedingt Tetu und Murielle zu besuchen und liebe Grüße von ihr auszurichten. Machen wir natürlich gerne. Tetu seinerseits lädt uns sofort ein und führt uns durch seinen riesigen Garten – eigentlich fast schon ein Park – gefüllt mit allen möglichen Nutzpflanzen.

Sei es dieser Anattostrauch für seine Bienen (er ist auch Imker),

Paprika und Chili …

… oder vor allem eben Obstbäume in unfassbarer Zahl, wie hier die Guaven, die er uns gleich im Überfluss abpflückt.

Schwer beladen kehren wir zur Flora zurück, nicht ohne von Tetu auch noch für nächste Woche eingeladen worden zu sein. Dann möchte er uns gemeinsam mit seiner Frau zeigen, wie man am besten mit der uns bisher eher fremd gebliebene Brotfrucht umgeht.

So sieht Flora aus, nachdem wir Tetus Geschenke auf ihrem Heck ausgebreitet haben:

Mangos, Passionsfrucht, Pampelmusen, Zitronen, Chili und jede Menge Guaven. Nur die Gurke haben wir im Geschäft gekauft, Gemüse ist auf den Gambier ungleich weniger verbreitet als Früchte.

Danke, Tetu. Wir werden versuchen, uns nächste Woche irgendwie zu revanchieren. Geschenk und Gegengeschenk, so ist es üblich in Französisch Polynesien. Gar nicht so einfach bei einer solch überwältigenden Großzügigkeit.

Tag 18 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Noch mehr Rätsel der Seefahrt

Im Klassenraum meiner Grundschule (auf dem platten Land im mittleren Niedersachsen) war eine Kompassrose an die Zimmerdecke gemalt. und entsprechend war eines der ersten Gedichte, das wir Kinder auswendig lernen sollten:

Im Osten geht die Sonne auf,

im Süden nimmt sie Mittags Lauf,

im Westen wird sie untergehen,

im Norden ist sie nie zu sehen.

Quasi Astronavigation für Sechsjährige. Und fortan meine maßgebliche Hilfe bei Wanderungen oder eben sonst unterwegs, wenn man nicht gerade wie auf dem Boot einen Kompass im Blickfeld hat. Einfach, verlässlich. Ein Grundpfeiler der Orientierung. Bis heute.

Und dann das: wir segeln in südliche Richtung. Die Sonne geht zwar weiter pflichtbewusst im Osten auf und im Westen unter. Aber am Mittag wandert sie hoch stehend im Norden hinter Floras Heck durch. Im Süden ist sie nie zu sehen.

Dieser Äquator kennt doch Narreteien, die es locker mit Till Eulenspiegel aufnehmen können. Kaum überquerst Du die Linie, ist irgendwie alles verdreht.

Wobei, direkt am Äquator war eigentlich noch alles gut.

Jetzt ist Winter auf der Nordhalbkugel, mithin Sommer in der südlichen Hemisphäre. Da steht die Sonne ja nicht senkrecht über dem Äquator, sondern weiter südlich zwischen der Linie und dem Wendekreis des Steinbocks (Tropic of Capricorn) auf etwa 23,4 Grad südlicher Breite.

Wir sind inzwischen auf 15 Grad südlicher Breite angekommen und dass die Sonne trotzdem nördlich von uns durchgeht bedeutet, dass sie sich seit ihrem südlichsten Stand am 21. Dezember schon wieder ganz schön weit Richtung Äquator hochbewegt hat, wo sie dann zur Tag- und Nachtgleiche am 21. März senkrecht über der Linie stehen wird.

Hm. Vielleicht sollten wir uns doch mal intensiver mit echter Astronomischer Navigation (und dem an Bord befindlichen Sextanten) beschäftigen. Die ist uns nämlich noch immer ein echtes Rätsel. Aber das Buch für den Einstieg dazu hab ich schon mal rausgesucht.

Etmal wegen der bewussten „Handbremse“ lediglich 88 sm, gesamt auf dieser Passage 2.513 sm, verbleiben rechnerisch noch bis Gambier 787 sm. Allerdings: unser Plotter weist bis zum Wegepunkt der Ansteuerung des Südwestpasses in die Gambier „nur“ noch 579 sm aus, wir haben also mit unserer Route bisher doch deutlich weniger Umweg gefahren als zunächst kalkuliert.

Essen: Hawaiianische Poke-Bowl mit Quinoa, mit Wasabi angemachtem Jicama (mexikanischer Rettich), Rotkohl in Sojasauce und Sweet Chili Möhren. Den Skipjack-Tuna hat Wiebke in Ingwer-Sesam-Sojasauce mariniert.

Die ruhige und extra langsam durchsegelte Nacht habe ich dazu genutzt, mal wieder ein Roggen-Vollkornbrot mit Sonnenblumenkernen (hatte Wiebke sich gewünscht) zu backen.

Tag 16 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Erste Aktion am Morgen: Code0 neu an den Furler laschen. Das hört sich einfach an und ist es eigentlich auch. Nur der Standort vor dem Bugkorb auf dem über den Anker hinausragenden Edelstahlrüssel macht das Arbeiten dort auf hoher See dann eben doch etwas aufwändiger. So haben wir es auch zunächst anders versucht und den Code0 aufs Vorschiff heruntergelassen, aber ohne die Spannung bekommen wir die Kausch des Torsionskabels einfach nicht in die richtige Position. Also wieder hoch und in verkrampfter Haltung vorm Bugkorb arbeiten. Aber nach einer Stunde ist es geschafft und wir können den Code0 wieder setzen.

Jetzt ist der Morgenkaffee aber wirklich verdient.

Alles außen am Boot klebt vor Salz. Wir kleben auch. Salz und Schweiß, die tropischen Temperaturen machen sich bemerkbar. Nächste Aktion ist also etwas Süßwasserspülung für Scheiben, Persenninge, Griffe und Edelstahlteile. Und dann für uns selbst auf dem Achterdeck.

Frühstück.

Internetrecherche über die Lasching bzw. den Furler, telefonieren und chatten mit Segelfreunden. Wetterdiskussion mit unserem Buddyboat Fidelis, die im Moment etwa 20 sm vor uns segeln.

Endlich ist die See nicht mehr so ruppig, bei diesen Bedingungen kann man doch mal wieder die Angeln ausbringen. Eine Viertelstunde später rauschen sie schon aus. Beide gleichzeitig. Zwei schöne Skipjack-Tuna sind dran, einen lassen wir aber wieder frei, der andere, etwa 56 cm lang, wird gleich filetiert. Das reicht für drei bis vier Tage.

Der Wind nimmt zu, Segelwechsel auf die Fock.

Beim Starten des Wassermacher gibt’s eine Schrecksekunde. Wahrscheinlich eine kleine Blockage (Muschel?) im Seeventil, nach Filtercheck und mehrfachem Öffnen und Schließen des Seeventils der Ansaugleitung läuft er dann doch wieder ganz normal. Ich fülle den Tank ein bisschen auf und dann auch die leer gewordenen Trinkwasserflaschen.

Wiebke backt in der Zwischenzeit Muffins (Mandel/Weiße Schokolade/Himbeer bzw. Pfirsich) und weicht außerdem schon mal Linsen für das Abendessen ein. Gestern gabs asiatische Mie-Nudeln mit Möhren und Weißkohl.

Nebenbei: Backen ist auf der Flora definitiv ein Indikator für gute Stimmung an Bord!

Ein Regenschauer kommt vorbei und klaut den Wind. Eine halbe Stunde dümpeln mit rund 3 kn. Sonnenschutz aufbauen. Dann kommt der Wind mit 10 kn zurück. Schön, jetzt können wir wieder auf den Code0 wechseln. Jetzt 13 kn, das ist mit diesem Segel schon wieder ganz schön schräg (aber schnell).

Und schon ist wieder ein Tag um.

Etmal 156 sm, gesamt auf dieser Passage bisher 2.283 sm, rechnerisch bis Gambier noch 1.017 sm.

Tag 14 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Beidrehen und weiter. Starlink und Strom an Bord.

What a difference a day makes, 24 little hours …

Es lebt sich immer noch schräg und trotzdem doch so viel angenehmer. 20 Grad Winddreher, statt 40 grad hoch am Wind jetzt 60 Grad voll und bei. Dazu haben Wind und Wellen etwas abgenommen. Ab und zu kommt noch eine See an Deck, aber das ist zum Glück selten geworden.

Der strahlend blaue Himmel tut ein übriges, wir sind raus aus dem “da müssen wir jetzt durch”-Modus und können wieder genießen.

Gestern Abend dagegen sah das noch ganz anders aus. Um wenigstens in Ruhe Abendbrot essen zu können, haben wir tatsächlich einfach beigedreht. Das Groß war eh im zweiten Reff und dichtgesetzt, die Fock stand voll. Durch den Wind wenden, ohne die Schoten zu fieren, danach gegenlenken und das Steuerrad (bei backstehender Fock) festsetzen. Erfolg: statt wildem Gebolze und durch die Wellen springender Flora kehrt urplötzlich eine kaum fassbare Ruhe und Stabilität ein. Keine überkommende See mehr, nur noch leichtes Rollen des Bootes in der Welle. Wir können uns an Bord unverkrampft bewegen und eben auch in Ruhe essen. Driften halt langsam ein bisschen in die falsche Richtung, das ist hier auf dem freien Ozean ja völlig unerheblich.

Nicht zu unterschätzen ist auch der psychologische Effekt dieser Erfahrung: wenn wir so einfach die Situation beruhigen können, kann es allzu schlimm ja doch nicht sein! Und dann kann es weiter gehen mit dem wilden Ritt.

Weil zu unserer Kommunikation per Starlink immer mal wieder Fragen kommen: bisher funktioniert es einwandfrei, selbst bei dem Gebolze der letzten Tage. Tarif Mobile Global, Priority Data toggle auf “on”.

Wir schalten es weiterhin zumindest über Nacht aus, indem wir es vom Strom nehmen. Manchmal auch zwischendurch am Tag. Der Grund dafür ist simpel: Starlink zieht etwa 65 Watt Strom, etwa 5 Amp pro Stunde bei 12 Volt. Hinzu kommt, dass er über den 230 Volt Inverter betrieben wird, was zusätzlich Strom verbraucht. Damit ist es unser größter Einzelverbraucher an Bord, benötigt (wenn eingesteckt) mehr Strom als etwa unser Kühlschrank oder unser unermüdlicher elektrischer Autopilot. Wir wissen von anderen Booten, dass sie ihr Starlink auf Passage trotzdem durchlaufen lassen aus der Befürchtung heraus, es würde bei Wiedereinschalten eventuell keine Verbindung herstellen können. Wir haben bisher allerdings damit keine Probleme gehabt. Es dauert nur manchmal länger, bis eine stabile Verbindung steht:

Bis zu 15 Minuten müssen wir uns schon mal gedulden. Nicht so wild. Dafür gibt’s unterwegs flottes Internet (entsprechend gute Wetterinfos), Telefonate mit der Familie und und und.

Wir haben unsere bisherigen Starlink-Erfahrungen unter diesem Link zusammengefasst und werden das dort nach der Passage sicher noch ergänzen.

Noch etwas zur Stromproduktion auf Flora: eigentlich übernehmen unsere Solarpanele die Hauptlast dieser Aufgabe. Panele von 630 WP sind fest installiert, weite 200 WP hängen wir bei Bedarf und Möglichkeit mit günstiger Ausrichtung zum Beispiel am Seezaun auf. In den zurückliegenden bewölkten und regnerischen Tagen bringen die Solarzellen allerdings nicht sehr viel. Wir mussten trotzdem nicht auf den 5 KW Dieselgenerator zurückgreifen (was bei so viel Schräglage auch nicht völlig unproblematisch wäre), weil der Silentwind Windgenerator a Floras Heck quasi Idealbedingungen hatte und gut produzierte. Oft ungeliebt wegen der Geräuschentwicklung älterer Anlagen am Ankerplatz, ist der Windgenerator auf Seepassagen für uns eine hervorragende Ergänzung.

Etmal 156 sm, gesamt auf dieser Passage 1.960 sm, rechnerisch bis Gambier noch 1.340 sm.

Auf die Bremse getreten. Bootsprobleme in der wunderschönen Ensenada de la Partida.

Langfahrtsegeln bedeutet, sein Boot an den schönsten Ankerplätzen der Welt zu reparieren. Oder auf Englisch noch knackiger formuliert: Cruising is boatwork in exotic places.

So geht’s uns jetzt hier in der malerisch Ensenada de la Partida. Gerade noch genießen wir die Gemeinschaft der Cruiser, die sich hier eingefunden haben. Potluck am Strand, am nächsten Abend auf der “Dos Peces” von Vicky und Kevin, am Tag darauf Sundowner auf der Talion, außerdem organisiert die unermüdliche Heidi von der “Sonho” Aktivitäten wie die Dinghyfahrt zu den Höhlen an der Westseite der Insel, es gibt morgendliche Yogatreffen am Strand und einiges mehr.

Außerdem erleben wir tolle Sonnenuntergänge …

… und die Sturzflug-Orgie der Pelikane und Boobies zur Dämmerung, wenn sie auf der Jagd nach den jetzt offenbar aufsteigenden Fischen in großer Zahl und immer wieder kopfüber ins Wasser stoßen. Was für ein Spektakel.

Na klar, zwischendurch steht auch Bootsarbeit an. Ich wühle unsere Tauchsachen hervor und schrubbe das Unterwasserschiff bis zum Kiel. Jetzt sehe ich auch, worauf die Pelikane und Boobies so scharf sind. Ein großer Schwarm von etwa 25 cm langen jungen Hornhechten (“Needlefish”) mit ihrem schnabelartig verlängerten spitzen Maul sucht Schutz im Schatten der Flora.

Nach der anstrengenden Putzaktion dann mit der Restluft der Tauchflasche noch kurz den Propeller der neben uns ankernden “Fidelis” gecheckt und ein bisschen poliert. Jeroen füllt mit seinem Kompressor meine Tauchflasche gleich wieder auf, klasse. Abends spielen wir auf der Fidelis “Mexican Train Domino”. Der Wassermacher auf der Fidelis mackelt und ihre Trinkwasservorräte werden knapper, also machen wir ein bisschen mehr Wasser und bringen es ihnen hinüber. Nur: dabei springt irgendwann unsere automatische Bilgepumpe an.

Hm, das ist kein gutes Zeichen. Kurzer Check: Salzwasser in der Bilge (dem tiefsten Bereich im Inneren des Bootes). Wir suchen nach der Ursache und – wenig überraschend bei dem zeitlichen Zusammenhang – es ist der Wassermacher. Der bereitet zwar weiterhin gutes Frischwasser aus dem Seewasser, flutet dabei aber auch unser Bootsinneres mit Salzbrühe. Die läuft dann vom Wassermacher unter unserer Koje an der Bordwand hinunter in die Bilge. Zu unserem Glück wird dabei nur die seit dem Mittelmeer dort eingelagerte Gangway nass, die anderen dort gestauten Sachen sind allerdings ohnehin überwiegend in Vakuumbeuteln geschützt. Außer unserem Ersatzvorsegel. Das ist zwar trocken geblieben, kommt aber jetzt trotzdem auf die Rollanlage. Der Grund dafür ist, dass wir auf der Passage nach Französisch Polynesien lieber wieder die alte Fock aufziehen möchten. Nicht um die neue Fock mit ihren 4 kurzen senkrechten Latten zu schonen, sondern weil die alte eben keine Latten hat. Am Wind sind die Latten gut, aber (jedenfalls bei uns) führen sie auf Vormwindkurs mit ausgebauter Fock zu einer blöden Falte am Ende der Latten. Kein guter Stand und wohl auch eine ziemliche Belastung für das Segel auf einer langen Strecke. Die Falte konnten wir bisher nicht vollständig weg trimmen, daher war der Wechsel auf die alte Fock für die Passage ohnehin vorgesehen. Und wo wir den Stauraum unter unserem Bett jetzt sowieso leer machen müssen…

Eigentlich wollten wir nach den schönen Tagen hier in der Bucht mal wieder weiter segeln, aber, na ja, eben nur eigentlich.

Statt dessen wird eben unser größter Stauraum an Bord leer gemacht und das Boot damit ins Chaos gestürzt. Der Wassermacher ausgebaut, die widerspenstige Endkappe der Membranhülle mit viel Überredungskunst (und einigen Flüchen) tatsächlich doch ausgebaut. Die Leitungen werden durchgeblasen, sie sind nicht verstopft.

Das Salzwasser leckt aus dieser Kappe, allerdings an der für uns nicht auf Anhieb erklärlichen Stelle, nämlich am Produktwasserauslass entlang. Laut Troubleshooting der Bedienungsanleitung ist die wahrscheinlichste Ursache dafür ein verschlissener O-Ring in der Abdichtung. Zum Glück haben wir das Dichtungs-Set des Wassermacherherstellers als Ersatz an Bord.

Der Produktwasserauslass hat keine O-Ringe, aber sicherheitshalber erneuern wir die Teflonband-Wicklungen auf dem eingeschraubten Gewinde. Vom Fitting sind die alten Reste leicht zu entfernen, aus dem Inneren des Endstopfens dafür um so schwieriger.

Der erste Tag ist um. Leckere Zitronen-Kokos-Küchlein aus dem Bordbackofen gegen den Frust.

Der nächste Morgen: der große O-Ring außen am Endstopfen wird ersetzt, erst ohne, dann mit Vaseline eingesetzt, zwischendurch der Wassermacher jedes Mal wieder zusammengesetzt, eingebaut und ausprobiert: leckt immer noch. Der innere O-Ring im Endstopfen ist eigentlich unverdächtig, schließlich müssten wir sonst Salzwasser im Produktwasser haben. Aber auch der wird getauscht. Neuer Einbau, gleiches Ergebnis.

Den Hochdruck-Auslass für den Auslass der Salzlake bekomme ich nicht ab, weil ich den Endstopfen auf der Flora nicht vernünftig (beschädigungsfrei) einspannen kann. Aber Alex von der “Chandelle” kann helfen, gemeinsam bekommen wir dieses Fitting gelöst. Auch hier wird der O-Ring getauscht. Neuer Einbau, gleiches Ergebnis.

Wieder raus. Vielleicht hat sich innen etwas versteckt, was wir bei der Reinigung übersehen haben. Nochmal checken. Nein. Aber da, im Durchfluss der Salzlake durch den Endstopfen, direkt am Gewinde des Hochdruck-Auslasses, entdecken wir zwei klitzekleine Haarrisse.

Grr. Die verhindern die Abdichtung, das Salzwasser der Lake läuft an dem Gewinde durch und sucht sich dann den Weg des geringsten Widerstands unter der Metall-Abschlussplatte hindurch zum Loch für den Produktwasserauslass. So jedenfalls reimen wir uns das zusammen. Gemein, denn das wohl bedeutet, dass wir einen neuen Endstopfen benötigen. Der wird hier in Mexiko vielleicht nicht ganz so leicht zu beschaffen sein. Teile werden meist über San Diego bestellt, das kann dauern. Na ja, mal sehen, immerhin gibt es in La Paz einen Wassermacher-Servicebetrieb. Es könnte allerdings sein, dass wir unsere Abfahrt Richtung Französisch Polynesien doch noch wieder auf etwas später verschieben müssen.

Egal, definitiv besser jetzt und hier einen solchen Schaden feststellen als unterwegs auf der Passage!

Wir verabschieden uns jedenfalls aus der (immer noch wunderschönen) Ensenada de la Partida und machen uns auf Richtung La Paz.

Unterwegs heitern uns springende Mobula-Mantas auf:

Und ohnehin: es ist herrliches Segeln in diesem wunderbaren Revier. Da kann man doch ruhig noch etwas länger bleiben …

La Paz. Blick zurück und nach vorn

Eines der vielen Monumente auf dem Malecón von La Paz. Der Blick der Statue richtet sich auf das Meer, auf unseren Ankerplatz. Vielleicht geht er auch darüber hinaus, in die Ferne. Die fein gearbeiteten Gesichtszüge, der verschmitzte Blick, die ironische Brechung durch das gefaltete Papierschiffchen, diese Bronzefigur gefällt uns richtig gut. Schaut sie zurück auf das Erlebte oder nach vorn auf das was kommt?

Viel zu schnell ist die Zeit mit unseren Freunden Catalina und Jan an Bord der Flora schon wieder vorbei, Abschieds-Tacos bei “Clara Fish Jr.” in der Stadt, am nächsten Morgen geht für Catalina schon ganz früh der Flieger. Danke Ihr beiden, es war mal wieder wunderschön mit Euch an Bord.

Jans Flieger geht einen Tag später, wir spannen den Chief am letztern Tag gnadenlos für Bootsarbeiten ein. Die neue Rolle für die Reffleine der Fock hatte er mitgebracht, jetzt wird sie montiert. Ölwechsel am Außenbordmotor, Check des Bootsdiesels. Außerdem installieren Jan und ich die Anschlüsse für zwei weitere Solarpanele. Der Regulator unseres Silentwind-Windgenerators bietet die Möglichkeit, zusätzlich Solarpanele anzuschließen. Das nutzen wir aus und schließen entsprechende Kabel an. Wir entscheiden uns aber gegen eine feste Installation der Panel. Diese vergleichsweise billigen semiflexiblen Solarpanele fahren wir tatsächlich schon seit drei Jahren als Backup durch die Gegend. Mit der jetzigen Installation können wir (am Ankerplatz) die Kabel durch ein beliebiges Fenster der Achterkajüte legen und per Steckverbindung an die Panel anschließen. Dadurch können sie z.B. auf der Sonnenseite an den Seezaun oder auf dem Bimini an den Großbaum gehängt werden. Bei Nichtgebrauch verschwinden sie schnell wieder unter der dritten Koje.

Eine willkommene Ergänzung von weiteren 2 x 100 WP zu unserer Energieversorgung, die damit auf 830 WP Solar plus den Windgenerator angewachsen ist, zudem kann im (seltener gewordenen) Bedarfsfall der 5 KW Dieselgenerator und natürlich die Lichtmaschine des Volvo-Penta ebenfalls Strom produzieren.

Der Stromverbrauch ist in letzter Zeit angestiegen. Das liegt an den wärmeren Temperaturen, die den Stromhunger unserer beiden wassergekühlten Kühlschränke erhöhen, am ebenfalls energiehungrigen Starlink, aber auch an unserer Induktionskochplatte.

In Campbell River (am Landstrom) haben wir die IKEA-Einflammen-Induktionsplatte hervorgeholt. Ursprünglich nur als Backup für den Fall einer schwierigen Propangasversorgung an Bord, hat sich die Platte seitdem sehr bewährt. So dauert der Morgen-Mokka nur etwa die Hälfte der Zeit. Unser Inverter kommt gut mit der maximal 2.000 Watt verbrauchenden Platte zurecht und die (jetzt nochmals ergänzten) Solarpanel füllen die Verbraucherbatterien gut wieder auf. Nebeneffekt: wir verbrauchen deutlich weniger Propangas, obwohl wir weiterhin insbesondere den Backofen intensiv nutzen. Heute zum Beispiel mit Brot backen, Granola-Müsli machen und Apfelkuchen backen am Stück, damit der Ofen nicht mehrfach aufheizen muss.

Und wo wir schon bei den Mahlzeiten sind: wir haben mal wieder etwas zwar Altbekanntes, aber für uns komplett Neues ausprobiert, getreu der Frage vom Beginn unserer Reise: “Wann habt Ihr zuletzt etwas zum ersten Mal gemacht?”

Einkochen ☺️.

Damit hatten wir schon länger geliebäugelt, weil es eine wunderbare Methode ist, Lebensmittel an Bord haltbar zu machen, zudem ohne den riesigen (und andauernden) Energiebedarf einer Gefriertruhe. Einigermaßen (Propangas-)sparsam geht das allerdings nur mit einem Schnellkochtopf, und vor denen hatten wir ziemlichen Respekt. Gespräche mit anderen Seglern und letztlich ein geschenktes Glas eingekochter Mahi-Mahi von den Seenomaden Doris und Wolf haben dann aber den Ausschlag gegeben, es doch zu versuchen.

Wir haben schon mal begonnen, Fleischvorräte für Französisch Polynesien einzukochen. Und Bestandsaufnahme unserer Lebensmittel gemacht, erste Großeinkäufe hier in La Paz getätigt. Ein bisschen Zeit ist noch, aber wir überlegen, früher als ursprünglich geplant nach Süden aufzubrechen. Vielleicht noch im Januar.

Und das bringt uns zum Blick nach vorn:

Also erst mal Inventur machen und auch die weniger benutzten Stauräume unter und hinter den Sitzen durchgehen, die Excel-Liste auf Stand bringen. Sind 5 kg Haferflocken genug? Wie viel H-Milch und Milchpulver brauchen wir? Wie viel Reis, Nudeln, Bohnen, Konserven, Getränke, Mehl, Kaffee, Olivenöl, …, wie viel von den weniger haltbaren Lebensmitteln? Dabei geht es anders als bisher nicht nur um den Monat der Passage. Die Einkaufsmöglichkeiten in Französisch Polynesien sind einigermaßen begrenzt. Erst in Papeete auf Tahiti werden wir wieder auf große, gut gefüllte Supermärkte stoßen. Bis dahin wird es ziemlich lang. Auf der geplanten Strecke über die Gambier-Inseln, die Tuamotu-Atolle und die Marquesas wird das Angebot in den kleinen Läden eher überschaubar sein und oft abhängig davon, wann zuletzt das Versorgungsschiff angelegt hat. Aber wie bevorratet man sich für – sagen wir mal – sechs Monate? A was soll man eigentlich alles denken für ein halbes Jahr? Das ist jedenfalls auch ein Novum für uns.

Da stehen auf alle Fälle noch einige weitere Einkäufe an.

Tja, und das bewegt uns derzeit so auf unserem Ankerplatz hier in La Paz.