Victoria, Vancouver Island.

Nun also Großstadt. Nach gut einem Jahr Segeln durch die größtenteils nur spärlich besiedelten Gebiete von Alaska und British Columbia laufen wir mit der Flora in Victoria ein. Hauptstadt der kanadischen Provinz British Columbia, Sitz des Parlaments, internationaler Fährhafen und Kreuzfahrt-Terminal.

Und doch: Großstadt ist schon ein bisschen geschummelt. Victoria selbst hat nur rund 80.000 Einwohner im eigentlichen Stadtgebiet, die Metropolregion Greater Victoria kommt aber auf fast 400.000.

Für uns fast ein Kulturschock: mehr Einwohner als Seeotter! 😊

Die Einfahrt mit Flora erfordert denn auch eine andere Art von umsichtiger Navigation. Statt Kelpfeldern auszuweichen sind Fahrwassertonnen zu beachten, wie wir sie bisher noch überhaupt nicht hatten: gelbe Bojen markieren den Trennstreifen für ein- bzw. ausfahrende Yachten, sie sind eng an Backbord zu lassen. Dahinter ist zwar reichlich Platz, aber das ist die Start- und Landebahn für die vielen Wasserflugzeuge, die sich ihre Runway zudem mit den Fähren teilen müssen. Die “Coho” pendelt zwischen dem US-Amerikanischen Port Angeles und Victoria, sie macht im inneren Hafen jenseits der Engstelle fest und muss zu Ausfahrt in diesem Becken auch noch drehen. Als wäre das alles noch nicht genug, flitzen noch reichlich kleine Hafenfähren wie Busse zwischen den verschiedenen Anlegern hin und her, Whalewatchingschiffe und Whalewatching-Zodiacs, außerdem eine Vielzahl von knuffigen Wassertaxis.

Der Revierführer Waggoner warnt: “HEAVY TRAFFIC”, “USE CAUTION”.

Aber da müssen wir durch, denn wir haben einen Platz in der Causeway Marina, ganz drinnen im inneren Hafen.

Und was für ein Platz. In der ersten Reihe, direkt vor dem “Empress”, dem wie ein Loire-Schloss gestalteten Grand Hotel im Stadtzentrum.

Vom Cockpit aus beobachten wir die Menschen (gefühlt: -massen), die zwischen uns und dem Hotel auf der Promenade bummeln, sich von Gauklern, Predigern und Souvenirsverkäufern unterhalten lassen und dann am Ufer weiter zum um die Ecke liegenden Parlament schlendern.

Erstaunlich: vor dem Parlament der einzige von einem Loon gekrönte Totempfahl, den wir bisher gesehen haben. Loon, der Seetaucher, der auch die 1$-Münze (=Loonie) ziert. Loon bedeutet im englischen allerdings auch “Blödmann”. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Auch erstaunlich: das Parlament ist nachts so beleuchtet, dass wir das bei unserem landseitigen Besuch im Winter fälschlich für Weihnachtsillumination gehalten hatten.

Aus dem Bootsfenster. Nachts darf es regnen.

Die schöne Innenstadt erscheint englisch, gar “viktorianisch” (konnte nicht widerstehen). Downtown steht unter Denkmalschutz. Schon früh wurden die Geschäftsgebäude in Stein errichtet, Wohnhäuser dagegen in Holz. Aber was heißt früh? Das älteste noch am ursprünglichen Errichtungsort stehende Gebäude der Region ist das Wohnhaus des deutschstämmigen Arztes John Sebastian Helmcken, dessen ältester Teil 1853 errichtet wurde. Helmcken erlangte Bekanntheit vor allem dadurch, dass er die Bedingungen für den Beitritt British Columbias zu Kanada sehr geschickt verhandelte und dabei auch den Bau einer transkontinentalen Eisenbahnlinie zur Voraussetzung machte.

Sein Wohnhaus ist heute Teil des “Royal British Columbia Museum”. Von dem sind wir allerdings etwas enttäuscht. Naturkunde mit überwiegendem Dinosaurier-Anteil, der “Human”-Teil derzeit geschlossen. In einem Schaufenster diverse Totems. Draußen ein Langhans und weitere Totems verschiedener First Nations, leider ohne sinnvolle Beschriftungen oder Erläuterungen. Schade. Da war das sehr gute Museum in Campbell River deutlich aufschlussreicher.

Sprachlos.

Was wir in Helmckens Haus nicht erzählt bekommen, aber später nachlesen: der Mediziner hat einen wesentlichen Anteil daran, dass die verheerende Pocken-Epidemie von 1862 die in Victoria heimische Songhee-Nation weit weniger heimsuchte als andere Nationen. Mehrere hundert Songhee ließen sich von Helmcken impfen.

Teil des touristischen Pflichtprogramms in Victoria ist “Fisherman’s Warf”. Ein paar Fischerboote liegen tatsächlich noch an den Stegen, aber deshalb kommt kaum jemand hierher. Anziehungskraft haben eher die vielen bunten Hausboote und die – wie Food Trucks, nur eben zu Wasser – schwimmenden Imbissbuden am Rand. Einige der Hausboote sind auf Airbnb verfügbar, die Bewohner werden von den vielen Wassertaxis aber ordentlich durchgeschüttelt.

Wir bleiben noch in Victoria, verlegen uns aber in einen Außenbezirk und ankern außerhalb des Bojenfeldes in der von Villen gesäumten Cadboro Bay vor dem Royal Victoria Yachtclub. Auch belebt, aber ganz anders. Die Mittwochsregatta des Clubs findet draußen vor der Bucht statt und die Ausbildungsabteilung ist ebenfalls ziemlich aktiv: Optis, 420er, 470er und einige andere segeln um uns Ankerlieger herum, ein Feld der 2.4-Klasse ist mit ihren Foliensegeln unterwegs.

Und wir haben einen Logenplatz.

Rund Vancouver Island: weitere Eindrücke von der Westküste

Verwöhn-Segeln, Flauten-Motoren, 2. Reff im Nebel. Die Küste mal schroff, mal lieblich, mal mit Sandstrand, mal mit skurriler Felsen-Landschaft. Grün und Grau. Inselwirrwarr, schnuckelige kleine Orte oder jetzt gerade die Großstadt Victoria.

Gemeinsam mit Floras Buddyboat, der SolarCoaster, machen wir die Runde um Vancouver Island komplett. Auf Noforeignland sieht unser (engerer) Track um die große Insel jetzt so aus:

Seit wir Ende April in Campbell River wieder losgefahren sind, haben wir 1.688 weitere Seemeilen in British Columbia geloggt. So langsam naht der Abschied aus Kanada, aber ein paar Wochen sind es noch. In der ersten Augustwoche ist noch ein kurzer Werftaufenthalt geplant. Ein paar Seeventile sollen getauscht und das Unterwasserschiff fit für die Fahrt nach Süden gemacht werden.

Aber noch ist es nicht ganz so weit.

Seit Hot Spring Cove haben wir noch einmal die ganze Vielfalt der wilden Westküste genießen können. Erst einmal zieht es uns wieder tief hinein in die Insel. Wir segeln in das Shelter Inlet. Dieser Fjord führt hinter Flores Island herum und versteckt ganz an seinem Nordende die schmale und erst aus der Nähe überhaupt erkennbare Einfahrt in die Bacchante Bay. Spektakulär mit ihren steilen Gebirgsflanken und den vom Logging verschonten Wälder (Strathcona Provincial Park).

Das ausgedehnte Flach im Scheitel der Bucht ist das Delta des Watta Creek. Wir erkunden ihn ein ganzes Stück mit dem Dinghy, bis das steinige Bachbett einfach zu flach wird.

Am nächsten Morgen gehts mal wieder früh raus. Wir wollen durch die Sulphur Passage östlich an Obstruction Island vorbei, das geht nur um Stillwasser herum. Wie so oft herrscht am frühen Morgen absolute Flaute. Landschaft und Wolken verdoppeln sich im Spiegel des Wassers.

Die Passage selbst ist tief, es macht also nichts aus, dass es Niedrigwasser-Still ist, sondern bietet eher den Vorteil, die sonst überspülten Felsen rechts und links des Fahrwassers erkennen zu können und durch das aufschwimmende Kelp die schmale Rinne gut sichtbar markiert zu finden.

Nachdem die Engstellen passiert sind, geht es 10 Meilen den Millar Channel hinunter, bevor wir uns bei Vargas Island um Flachstellen und Felseninseln herum in den offenen Pazifik manövrieren können. Hier wechseln sich schroffen Steinküste und ausgedehnte Sandstrände ab, während im Hintergrund schneebedeckte Berge das Panorama bilden.

Unter Gennaker segeln wir an der Küste hinunter – traumhaft der Blick auf den Gebirgszug.

Wir lassen Tofino, dass wir ja schon von Land aus besucht hatten, an Backbord liegen. Ebenso den berühmten Ganzjahres-Kaltwasser-Surferstrand Long Beach. Unser Ziel ist das etwas südlicher gelegene und weniger touristische Ucluelet.

Der tägliche Weißkopfseeadler. In Ucluelet einer von ziemlich vielen.

Genau richtig, um im Supermarkt mal wieder die Frisch-Vorräte aufzustocken und am nächsten Tag vor der Abfahrt noch einen schönen Hike auf einem Teil des West Pacific Trail zu unternehmen.

Fischotterweibchen mit Jungtier

Danach dann aber flott los: der Nebel hat sich aufgelöst. Wind ist allerdings fast keiner, unter Motor fahren wir in Richtung der Broken Island Group.

Die Broken Islands bieten reichlich geschützte Ankerplätze, allerdings auch ein Gewirr von einigen passierbaren und vielen nur für Kayaks geeigneten Passagen. Wirklich ein Labyrinth.

Am Ankerplatz treffen wir auf die „New Era“, Freunde von Melanie und Steve, die aus Port Alberni mit ihrem kleinen Motorboot hier her gekommen sind. Gemeinsam verbringen wir den Abend auf der SolarCoaster und verabreden uns für den nächsten Tag im nur wenige Meilen entfernten Bamfield. Sehr gut: bevor wir hineinkommen, angeln wir uns einmal mehr Lachs: zwei (allerdings etwas kleinere) Spring-Salmon gehen an den Haken. In Bamfield macht dann die Crew der New Era den Tourguide, Liz und Darren nehmen uns mit auf den Hike durch den schmucken Ort, weiter zum Brady Beach mit seinen imposanten Felsformationen und dem herrlichen Sandstränden. Danach ist ein Tisch im einzigen Restaurant am Ort reserviert und zum Abschluss gibts Cocktails und „Nanaimo-Bar“ Nachtisch bei Liz und Darren. Wir werden rundum verwöhnt.

Dann folgt wieder einmal Nebel-Segeln. Mal licht, mal dichter. Aber immerhin müssen wir auf dem Weg nach Port Renfrew die Maschine ganz überwiegend nicht einsetzen.

Port Renfrew ist hauptsächlich auf kleine Motorboote ausgerichtet, aber für uns Segler findet sich am äußeren Steg auch noch ein Plätzchen. Das Bild des leeren Hafens täuscht, als wir zu unserer Wanderung aufbrechen wollen, sind die Angelboote alle schon ausgelaufen.

Wir haben Glück, Hafenmeister Simon fährt uns mit seinem Auto die 4 km zum Juan de Fuca Park und holt uns sogar wieder ab. So können wir die geologischen Besonderheiten dort in aller Ruhe erwandern. Im Tidenbereich finden sich unzählige Pools, die wie Aquarien in der Felslandschaft wirken. Bei Abfahrt vom Hafen scheint die Sonne, hier aber sorgt Nebel für eine ganz besondere Stimmung.

Als wir gegen Mittag zurück im Hafen ankommen, hat auch hier der Nebel Einzug gehalten. Unter Radar segeln wir aus der Bucht heraus, denn trotz Nebel weht es ordentlich.

Ziel ist die Becher Bay an der Südspitze von Vancouver Island, rund 40 Meilen weiter im Westen, wir können also den Wind ganz gut gebrauchen, denn wegen der Tide in der Streit of Juan de Fuca können wir erst am frühen Nachmittag aufbrechen. Zum Glück lichtet sich der Nebel nach ein paar Stunden, vor dem Wind rauschen wir dahin.

Am Abend erwartet uns am Ankerplatz eine Überraschung: Melanie hat an unseren 24. Hochzeitstag gedacht und verwöhnt uns mit einer Apple Pie.

Bei der Weiterfahrt nach Victoria bleiben wir heute von dem hier so häufigen Nebel sogar ganz verschont. Nur drüben auf der amerikanischen Seite der Strait zeigt sich etwas Hochnebel.

Und jetzt: zur Abwechslung mal Großstadt. Wir sind gespannt auf Victoria.

Hot Springs Cove

Es sind unsere fünften heißen Quellen hier oben in Pacific Northwest. Bisher jeweils zweimal in Alaska (White Sulphur Hot Springs und Baranof Warm Springs) und in British Columbia (Bishop Bay Hot Springs und Hotspring Island auf Haida Gwaii) hatten wir ein Bad in den natürlichen Thermalquellen genossen, alle hatten ihren ganz eigenen Charakter.

So auch jetzt wieder in der Hot Springs Cove an der Westküste von Vancouver Island. Wunderschön ist schon der etwa 2 Kilometer lange “Boardwalk” durch den Regenwald, der vom Dinghysteg am Ankerplatz zu den heißen Quellen führt.

Nur vier Boote ankern in der Bucht und die von Tofino und anderen Orten herüber kommenden Tourboote haben jetzt am späten Nachmittag alle schon wieder den Heimweg angetreten. Die Crew des einen Bootes kommt uns auf der Wanderung durch den “Old-Growth-Rainforrest” entgegen.

Wir müssen uns das Entspannungsbad ein bisschen erarbeiten, der liebevoll angelegte Bohlenweg geht oft treppauf und treppab. Aber er schlängelt sich eben auch um die zum Teil Jahrhunderte alten Zedern und Fichten herum, bietet Ausblicke auf die Bucht und führt oft auf Stelzen über die Unterholz- und Farnlandschaft mit mal felsigen, mal sumpfigen Abschnitten. Am Ende geht es auf einer Brücke über den dampfenden Bach, in dem das an der Quelle etwa 50 Grad heiße Wasser in Richtung Küste fließt und nur leicht schwefelig zu uns hinauf dampft.

Foto: Melanie, S/V SolarCoaster

Als wir ankommen, verlässt gerade der letzte Benutzer die Becken. Fein, so haben wir Crews von SolarCoaster und Flora dieses kleine Naturwunder ganz für uns.

Was die heißen Quellen hier in Hotspring Cove besonders macht: zum einen: die Quellen sind WIEDER heiß. Nach einem Erdbeben ohne größere berichtete Schäden (4,8 auf der Richterskala) am 7. Januar 2015 waren sie zwischenzeitlich erkaltet, wenn auch nur für ein paar Tage. Ähnliches gilt allerdings auch für die Quellen von Hot Spring Island auf Haida Gwaii, die nach dem heftigen Erdbeeren (7,7 auf der Richter-Skala) vom 27. Oktober 2012 sogar für mehrere Jahre kalt blieben und nur ganz langsam wieder dem Inselnamen Ehre machten.

Zum zweiten fächert sich der Bach auf und fließt auf einige Meter breiter Front über eine Klippe in eine Felsspalte hinab, bevor er dann über mehrere kleine Becken weiter in Kaskaden ins Meer fließt. Wir können also erst einmal unter der Felsenklippe heiß duschen und uns dann in einem der drei Becken bei Badewannentemperatur so richtig einweichen.

Ein dritter Punkt: auch die Becken sind natürlich, wurden nicht extra angelegt um das Wasser aufzustauen, sondern ergeben sich aus dem Verlauf der Felsspalte in Richtung Meer (welches noch dazu im Hintergrund an die unteren Felsen brandet).

Ein tolles Erlebnis. Wir bleiben so lange, dass die Sonne schon tief steht als wir in der rustikalen Umkleide wieder in unsere Klamotten schlüpfen.

Als wir am nächsten Morgen den Ankerplatz verlassen, liegen bereits zwei Tourboote am Steg. Timing ist alles.

😉

Nootka oder: das war knapp!

Es ist einfach zu verlockend. Kaum 7 sm sind wir von Walters Cove aus gefahren, da stoppen wir die Flora schon wieder. Der Anker fällt in der Nordbucht von Rugged Point vor zwei Sandstränden. Der Platz ist nicht sonderlich gut geschützt, aber bei dem ruhigen Wetter reicht es allemal für einen Zwischenstopp und einen ausgedehnten Hike über die Halbinsel zu den langen weißen Sandstränden der Südbuchten.

Das Anlanden klappt diesmal gut …

Chris kombiniert Schuhe anziehen mit Yoga

… und der Hike durch den Wald und die kleinen Trennstücke zwischen den Felsen ist zwar mitunter steil, dann aber mit Kletterhilfen versehen, denn der Trail liegt in einem “Provincial Park”

Der Spaziergang am Strand bietet dann sogar noch eine Ballettvorführung der Strandläufer 😉

Da müssen sich die Fotografen für die beste Perspektive allerdings ein bisschen ins Zeug legen …

Dann heißt es Weitersegeln, denn für die Nacht haben wir uns die deutlich besser geschützte Queen Cove als Ankerplatz ausgesucht.

Von dort aus geht’s am nächsten Morgen nördlich durch die schmalen aber unproblematischen Tahsis Narrows um Nootka Island herum. Ein Kaffee-Stop im Princess-Channel …

… und dann weiter zur Friendly Cove im Südwesten von Nootka Island.

Wer sich mit der Geschichte von British Columbia beschäftigt, wird auf jeden Fall über diesen ganz besonderen Ankerplatz stolpern. Denn dies ist der Schauplatz der “Nootka Sound Controversy”, bei der ab 1789 die konkurrierenden Ansprüche der Briten und der Spanier hinsichtlich des amerikanischen Nordwestens beinahe zu einem Krieg dieser damaligen Großmächte geführt hätten. Die Spanier hatten hier in der “Friendly Cove” unfreundlicherweise mehrere britische Handelsschiffe beschlagnahmt. Beide Seiten machten Ihre Flotten klar. Der Krieg wurde dann doch knapp vermieden.Vermutlich insbesondere weil Spaniens Verbündeter Frankreich nach ersten Zusagen deutlich machte, dass er Spanien doch nicht bei einem solchen Krieg unterstützen würde (wegen der französischen Revolution war man gerade anderweitig beschäftigt) willigten die Spanier dann allerdings in Verhandlungen ein.

Die anschließenden Verträge führen zwar formal nicht dazu, dass eine der Parteien auf ihre Gebietsansprüche verzichtet, faktisch aber setzen die Briten ihre wesentlichen wirtschaftlichen und politischen Interessen durch und ebneten damit den Weg für ihren weiteren Einfluss im heutigen westlichen Kanada.

Ebenfalls historisch: bereits in diesen frühen Zeiten des Kontakts zwischen den Europäern und den hier lebenden Nuu-chah-nulth First Nation kommt es sowohl zu intensiven Handelskontakten als auch zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit Massakern, Geiselnahmen und Versklavungen.

Am Yuquot Point auf der Südwestspitze von Nootka steht eine (in den 1990er Jahren entwidmete) ehemals katholische Kirche.

Zu Zeiten der Franco-Diktatur schenkten die Spanier der (indigenen) Gemeinde Glasfenster, die an die hier erfolgte Unterzeichnung der Nootka-Verträge (mit Nuu-chah-nulth als Zuschauern) und an die Bekehrung der Indigenen zum Christentum erinnern.

Interessant zu sehen, dass diese Fenster unversehrt erhalten geblieben sind, obwohl die ehemalige Kirche inzwischen mit kunstvoll geschnitztem Donnervogel, zweiköpfiger Schlange, Wal und Totempfählen für anderweitige Nutzung ausgestattet ist, was dem missionierenden Priester wohl kaum gefallen hätte. Umgekehrt lässt es sich scheinbar besser vereinbaren.

Noch etwas näher am Ankerplatz findet sich ein anderes interessantes Gebäude, der Nootka-Leuchtturm .

Er ist einer von 26 noch bemannten Leuchttürmen und so treffen wir auf den Leuchtturmwärter Doug und seine als “Assistent lighthouse keeper” ebenfalls fest angestellte Ehefrau Donna. Seit sechs Jahren betreuen die beiden das Nootka Lighthouse. Sie freuen sich über unseren Besuch und bestätigen, dass wir Segler gerne über Funk (Kanal 82a) beim Leuchtturm z.B. das tatsächliche Wetter vor Ort abfragen dürfen. Die Handfunke ist auch immer greifbar, während uns die beiden ihren Leuchtturm erklären, zeigen und geduldig unsere Fragen beantworten.

Unfassbar: die winzig kleine Glühbirne in seiner Hand ist tatsächlich das einzeln angefertigte Original-Leuchtmittel, dass für eine Erkennbarkeit des Leuchtturms aus 18sm Entfernung (Tragweite) sorgt.

Nachdem wir uns im Gästebuch eingetragen haben, sehen wir vom Leuchtturmgelände aus, wie unter uns in der Bucht ein Wasserflugzeug landet. Doug erklärt, das es Wanderer vom Endpunkt des Nootka-Trail abholt. Dieser Wanderweg führt 37 km an und in der Nähe der Westküste von Nootka entlang. Typischerweise wird dieser Hike in 4 bis 7 Tagen zurückgelegt, was dem nicht ganz einfachen Gelände an der Küste und im Regenwald geschuldet ist (manche Teilstrecken am Strand sind auch nur bei Niedrigwasser passierbar).

Tja, und dann saust das Wasserflugzeug wieder los, unmittelbar an der Flora vorbei:

Hm. Das ist dann (für unseren Geschmack) auch ganz schön knapp 😅.

Walters Cove / Kyuquot

Wir haben die Uchuck III verpasst. Das Versorgungsschiff kommt am Donnerstag in Walters Cove an, entlädt mit ihrem Kran Fässer, Boxen, Elektrogeräte und alles mögliche andere. Unter anderem auch: Kayaks, die im Gestell herunter gelassen werden, wobei die Kayaker schon drin sitzen und gleich lospaddeln. Ebenso werden natürlich auch neue Fahrgäste aufgenommen. Dass muss eine echte Show sein, unsere Motorboot-Nachbarn erzählen uns davon, aber wir sind erst am Freitag dort. Auch das hat seinen Vorteil. Als das Postflugzeug vor der Terrasse vorbeikommt erzählt uns Eric, der Besitzer des einzigen Restaurants am Ort, dass heute auch die „Mall“ geöffnet hat. Das Flugzeug kommt Montags, Mittwochs und Freitags, und an diesen Tagen öffnet eben auch der einzige Laden. Leicht zu merken. Und so kommen wir wieder zu frischer Milch, Tomaten und Bananen. Ansonsten ist das Angebot recht übersichtlich.

Trotzdem, der Ort in der kleinen, rundum geschützten Bucht ist einfach klasse. Und – wie Eric es formuliert – einer der wenigen noch wirklich funktionierenden Gemeinden an der Westküste von Vancouver Island.

Eric ist ein Original, eine echte Type. Kennt und grüßt jeden, der vorbeikommt. „Ihr seid die Segler.“ Nicht als Frage formuliert, eher eine Feststellung zu unserer Begrüßung. Stimmt. Und außerdem war die Crew des Motorbootes am Public Dock gestern schon hier, sie hatten uns das Restaurant im ehemaligen Schulgebäude wärmstens ans Herz gelegt.

Warum funktioniert dieser Ort noch? Laut Eric, weil es hier alles Nötige gibt. Das Versorgungsschiff, den Laden, aber auch sein Cafe-Restaurant und sogar ein Hospital. Daran waren wir schon vorbei gekommen, es liegt an der engen Einfahrt in die innere Bucht und vermittelt schon einen guten Eindruck, wie das Leben hier in Walters Cove wohl so tickt. Es gibt laut Eric sogar noch ein zweites Hospital auf der anderen Seite der Bucht in der First Nation Siedlung Kyuquot, man muss halt gucken, wann man wo hin geht, denn es wird von derselben Krankenschwester betreut. Einmal pro Woche kommt zudem ein Arzt vorbei.

In der charmanten Ortschaft selbst wechseln sich viele gut in Schuss gehaltene und einige wenige verfallende Gebäude ab, es wird auch neu gebaut.

Manchmal nagt der Zahn der Zeit mehr oder weniger offensichtlich …

Aber hier eben doch immer irgendwie charmant, wie bei diesen beiden (funktionsfähigen) Telefonzellen auf dem Public Dock, freundlicherweise mit Klappstühlen ausgestattet:

Und ausnahmslos jeder den wir ansprechen nimmt sich Zeit und ist freundlich. Der Wanderweg zum Strand? Da müsst Ihr beim Haus mit dem Namensschild „Beach House“ durch den Garten in den Wald gehen. Im Wald gibts einen Trail. Am Haus noch mal nachgefragt: „Ja klar, einfach hier durch unseren Garten und rechts am Geräteschuppen vorbei.“

Na dann, ab durch die Rabatten, wir klettern ein bisschen durch den Wald und auf der anderen Seite des Hügels wieder hinunter zum Ufer mit seinem massiven Treibholz und der aufgehängten Schaukel. Wer könnte widerstehen?

Foto: Melanie, S/V SolarCoaster
Foto: Chris, S/V SolarCoaster

Chris steht sogar mitten in der Nacht nochmal auf, um die besondere Atmosphäre des Ortes auch bei Sternenlicht fotografisch einzufangen. Eine Straßenanbindung für Autos hat Walters Cove nicht. Aber die Milchstraße ist dafür um so präsenter:

Seeotter. Tragik und Erfolgsgeschichte.

Wir laufen das kleine Archipel der Bunsby Islands am Ausgang des Ououkinish Inlets an und ankern dort in der Scow Bay. Die Wolken haben sich komplett verzogen, jenseits der recht flachen Inselgruppe sind die weit höheren Berge von Vancouver Island sichtbar.

Bei dem Traumwetter erkunden wir mit unserem Dinghy ausführlich einige der zahlreichen geschützten aber zum Teil flachen Buchten und fahren auch ans Südende der Inselgruppe, wo ein Gewirr von Felsen vorgelagert ist.

Jetzt, bei eher niedrigem Wasserstand, kann man um die auftauchenden wie auch die überspült bleibenden Felsen herum jede Menge Kelp sehen. Zwischen dessen langen Stengeln und Blättern fahren wir Slalom.

Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn die Kelpwälder erholen sich immer noch, wachsen erst langsam wieder zu alter Größe heran. Dabei sind sie nicht nur eine praktische Segler-Warnung vor Unterwasserfelsen, sondern auch eine wichtige Kinderstube für viele Fischarten und sie tragen zum Küstenschutz bei.

Wir hatten gehofft, den Grund für ihre Rückkehr auf unserer Dinghytour zu sehen, aber nein, erst zurück am Ankerplatz zeigt sich uns der erste Seeotter. Der lässt sich dafür in aller Ruhe ganz in der Nähe auf dem Rücken treiben, taucht gelegentlich ab und kommt dann mit einer Muschel, einem Krebs oder einem Seeigel zurück an die Oberfläche, wo er sein Mahl – wieder auf dem Rücken treibend – verspeist. Auch Seeotter sind keine Selbstverständlichkeit hier, sie waren in Kanada jahrzehntelang ausgestorben. Ursprünglich zahlreich, wurden sie in der Folge von Vitus Berings Expedition nach Alaska ab 1741 wegen ihres dichten weichen Pelzes für die nächsten 150 Jahre gnadenlos bejagt und bis auf wenige Rückzugsgebiete fast vollständig ausgerottet. 1911 gab es weltweit geschätzt nur noch 1.000 bis 2.000 Exemplare – zum Vergleich: allein in Alaska sollen bis dahin über 800.000 dieser Tiere getötet worden sein. Dann aber unterzeichneten Russland, die USA und Großbritannien (als Kolonialmacht für Kanada) ein Schutzabkommen. In der Folge erholten sich die Bestände langsam.

In Kanada blieben die Otter jedoch praktisch ausgestorben, bis ab 1969 insgesamt 89 Seeotter in Alaska gefangen und hier auf den Bunsby Islands freigelassen wurden. Sie vermehrten sich prächtig und dezimierten dabei die völlig aus dem Ruder gelaufene Zahl der Seeigel, die wiederum zuvor die Kelpwälder fast kahl gefressen hatten. Die im Bunsby-Archipel freigesetzten Seeotter haben sich im weiteren Verlauf zur Keimzelle für die Erholung des Seeotterbestandes in ganz British Columbia entwickelt.

Und so können wir zum Glück wieder häufiger die putzigen und intelligenten Rückenschwimmer bewundern:

Vancouver Islands wilder Westen von seiner ruhigen Seite. Lachs, Loonies und “Pinguine des Nordens”.

Der Ort Winter Harbour mit seinen 17 ganzjährigen Bewohnern bietet uns Gelegenheit, mal wieder den Dieseltank zu füllen, in der kleinen Hafen-Laundry Waschmaschine und Trockner zu nutzen und uns beim Spaziergang auf dem schönen Boardwalk am Ufer entlang die Beine zu vertreten.

Außer für die paar “verirrten“ Segler ist Winter Harbour aber vor allem ein Anlaufpunkt für viele Angler. Der Ort ist – wenn auch nur über Schotterstraßen und anschließende “Dirt-Tracks” mit dem ausgebauten Straßennetz an der Ostküste von Vancouver Island verbunden, Leidensfähige können ihr Angelboote also nach Winter Harbour trailern. Oder aber die Straßenanbindung von Port Alice und den tief ins Landesinnere einschneidenden Quatsino Sound nutzen, um rund dreißig Seemeilen mit dem Motorboot hier her zu flitzen. Oder einfach in einer der Angel-Lodges ein Boot mieten. Wie dem auch sei: Angeln wird hier sehr groß geschrieben, speziell jetzt zur Lachs-Saison.

Das motiviert uns in dieser Gegend ebenfalls “auf Lachs zu gehen”, also gaaaanz langsam mit nur 2 bis 3 kn Fahrt zu trollen und dabei die Leine mit Blei oder “sinker”auf Tiefe zu bringen.

Mit Erfolg: ein schöner Coho geht uns an den Haken, unser erster in Kanada:

Gemeinsam mit der Crew der SolarCoaster speisen wir also auf Flora fangfrischen Lachs (mit Zitronenrisotto und frisch gepflücktem Queller/Sea Asparagus). Die beiden überraschen uns dazu mit einer eigens gefertigten “Angeltrophäe”, noch dazu einer, die perfekt zum Lachs getrunken werden kann.

Und wir erkunden einige weitere schöne Ankerbuchten, machen einen wunderschönen Hike von der Columbia Cove hinüber zum langen Sandstrand, schlängeln uns mit unseren Booten durch die schmale Zufahrt mit steil aufragenden Klippen in das Klaskish Basin:

Foto courtesy Chris, S/V SolarCoaster

Hier treffen wir auch zum ersten Mal auf den Vogel, dessen Namen wir schon so oft gehört haben: den Loon. Sein Abbild ziert nämlich die kanadische 1$-Münze, die deshalb gemeinhin als “Loonie” bezeichnet wird (und die wir z.B. für die Wäscherei brauchen). Jetzt, zur Balzzeit, schwimmt der auf deutsch als Eistaucher bezeichnete Vogel uns im Prachtkleid vor die Linse:

Das freut uns, sehr sogar. Aber sogar noch mehr begeistert uns ein anderer Vogel. Als wir nämlich bei ungewöhnlich ruhigen Bedingungen das berüchtigte Cape Cook an der Spitze der Brooks Peninsula umfahren, können wir an der vorgelagerten Seelöwen- und Vogelinsel Solander Island erstmals Puffins bewundern. Unsere Hoffnung auf Puffin-Sichtungen auf Haida Gwaii hatte sich leider nicht erfüllt, jetzt aber fliegen einige dieser “Papageitaucher” um uns herum.

Und neben anderen Seevögeln sehen wir hier wieder Nashornalke und auch Trottellummen:

Papageitaucher, Nashornalke und Trottellummen gehören zu den (nur auf der Nordhalbkugel vorkommenden) Alkenvögeln. Anders als die (mit Ausnahme von Galápagos) nur auf der Südhalbkugel vorkommenden Pinguine sind alle heute noch vorkommenden Alkenvogelarten flugfähig (der von den Menschen ausgerottete Riesenalk war es nicht). Mit ihren kurzen schmalen Flügeln wirken sie nicht wie elegante Flieger. Dafür aber können sie ihre Flügel unter Wasser beim Tauchen nach Fischen ungemein effektiv einsetzen. Auch ansonsten verbindet sie eine Menge mit den Pinguinen, obwohl sie eigentlich nicht sehr nahe miteinander verwandt sind. Das zumeist schwarz-weiße Erscheinungsbild, vor allem aber das an Land sehr aufrechte Stehen durch die weit hinten ansetzenden Beine und damit zusammenhängend der clownesk watschelnd oder fast torkelnd wirkende Gang. “Pinguine des Nordens”.

Die großen Stellersche Seelöwen sind auf diesen exponierten Felsen auch zahlreich vertreten, der prächtige Bulle in der Bildmitte ist wohl um die drei Meter lang und rund eine Tonne (sic!) schwer.

Beeindruckend.

Buddyboating und der springende Buckelwal

Die Begegnungen, der Austausch mit anderen, das ist etwas, was wir am Langfahrtsegeln ganz besonders schätzen. Mit ganz viel Glück, wenn die Chemie stimmt und die Reiseroute auch, tun sich zwei Boote für eine Zeit zusammen: Buddyboating.

Es gibt viele nette Aspekte beim Buddyboating. Die gemeinsamen Sundowner, die Gespräche, na klar. Gemeinsam planen.

Gemeinsam lachen, gemeinsam genießen.

Gemeinsame Wanderungen.

Und durch das parallele Segeln eben auch gegenseitige Fotos, damit also auch Bilder von uns auf der Flora …

… , von der Flora unterwegs …

… und zwar auch in Situationen, die wir sonst nie und nimmer hätten einfangen können. Etwa im Morgennebel mit Seeotter am Schiff …

… oder bei der Fahrt von Sea Otter Cove nach Winter Harbour mit einem Buckelwal, der sich ganz in Floras Nähe hoch aus dem Wasser wuchtet und klatschend auf seinen Rücken fallen lässt:

Alle Bilder: Foto Courtesy Melanie und Chris, S/V SolarCoaster.

Ein riesengroßes Dankeschön an Euch beide. Und das nicht nur für die wunderbaren Fotos. Ihr seid klasse!

Ruhig? Richtiger Reinfall!

Weil das Wetter so ruhig bleibt, erlauben wir uns eine Extravaganz: direkt nach der Rundung von Cape Scott wir machen einen Zwischenstopp und ankern in der Guise Bay. Das geht wegen der hereinrollenden Pazifikdünung nur bei wirklich ruhigem Wetter. Die Idee ist, von dem Sandstrand der Bucht aus einen Hike zum Leuchtturm Cape Scott zu machen.

Der Hike fällt allerdings ins Wasser, WORTWÖRTLICH. Wir ersetzen ihn durch ein ziemlich erfrischendes unfreiwilliges Bad beim Anlanden. Es sieht so friedlich aus in der Bucht, aber da darf man sich nicht täuschen lassen. Die Dünung ist auf den Booten vor Anker kaum spürbar, aber sie findet doch ihren Weg zum Strand. Scheinbar aus dem Nichts kann sich sich dann dort eine Welle aufsteilen. In weiser Verraussicht packen wir zum Glück Handys, Camera und Drohne in einen wasserdichten Sack. Das rettet sie, als das Dinghy-Shuttle von Chris in kurz vor dem Strand trotz vollem Schub des Elektromotors und Paddeleinsatz unsererseits von einer Welle einfach über Kopf gedreht wird. Eine erste Welle hatte schon das Dinghy gefüllt (aber nicht umgeworfen) als Chris vom Strand wieder losgefahren war, nachdem er zunächst Melanie ans Ufer gebracht hatte.

Immerhin, so hat Melanie Gelegenheit, unseren Stunt zu filmen.

Dann also Dinghy entleeren, zurück zur Flora und heiß duschen. 😊

Nix passiert, alle nehmen wir es mit Humor. Und Melanie gießt das Ganze sogar noch in eine wunderbare Film-Präsentation, die wir uns beim gemeinsamen Sundowner auf der SolarCoaster ein ums andere Mal ansehen:

Video hier klicken!

Selten so gelacht. 😂🤣😂

Um Cape Scott zur Westküste von Vancouver Island

Die Westküste von Vancouver hat den Ruf, besonders schön und wild zu sein. Die von uns bereits besegelten anderen Küstenstreifen von BC haben ja bereits mit diesen Reizen nicht gerade gegeizt. Wenn es also stimmt, dass insbesondere der Norden von Vancouver Islands Westküste dem noch ein i-Tüpfelchen aufsetzen kann, dann müssen wir da wohl hin.

Allerdings gilt hier – mehr noch als ohnehin sonst in BC – der Vorbehalt: wenn das Wetter es zulässt! Den der Weg führt um die Nordwestspitze von Vancouver Island, das berüchtigte Cape Scott.

Zunächst einmal gilt es, überhaupt in dessen Nähe zu kommen. Ruhiges Wetter ist angesagt, das ist gut. Wir tasten uns heran, indem wir vom Maze Inlet aus über das breite Rivers Inlet und Kelp Head herum erst einmal nach Millbrook Cove im Smith Sound segeln. Und trotz der Vorhersage können wir tatsächlich segeln – wenn auch zwischenzeitlich sehr gemächlich. Aber in dem sich nur langsam auflösenden Nebel ist das nicht das Schlechteste.

Beim nächsten Schlag gilt es dann, die Queen Charlotte Strait zu queren und unseren Absprungort auf Hope Island zu erreichen. Dort – in Bull Harbour – können wir das Timing für die Passage der Nahwitti Bar anpassen. Wieder können wir einen größeren Teil der Strecke segeln, weil erneut etwas mehr Wind ist als vorhergesagt.

Steintroll in der Einfahrt zum Naturhafen Bull Harbour
Strand mit reichlich Treibholz und von der Brandung rund geschliffenen Steinen. Das klackernde Geräusch der rollenden zumeist mindestens Hühnerei-großen Kiesel in den zurück weichenden Wellen bleibt uns im Ohr, es ist bis zum Ankerplatz zu hören.
Strand und Wellen von oben

Seekarten und Törnführer sparen nicht mit Warnhinweisen für diese flache Barre, über die das Wasser mit bis zu 5 kn strömt. Da man den nach Westen setzenden Ebbstrom in Richtung Cape Scott benötigt, allerdings praktisch immer von Westen her die Pazifikdünung anrollt, sollte die Nahwitti Bar bei Slack Tide / Stillschweigen überquert werden.

Für uns und unser Buddyboat SolarCoaster heißt das: früh um 5:30 Anker auf. Dankenswerterweise ist diesmal wirklich kein Wind. So kommen wir gut über die Barre und können im spiegelglatten Wasser trotz morgendlichem Dunst neben vielen Wasservögeln (darunter Nashornalke) und Seeottern auch zahlreiche Buckelwale beobachten.

Nashornalke / Rhinoceros Auklets
BuckelwalFluke
Buckelwale um SolarCoaster herum