Treibholz

British Columbia (kurz und meist liebevoll: BC) ist in seiner historischen Entwicklung eng mit drei Wirtschaftszweigen verbunden: Fischerei (Fishing 🎣) , Bergbau (Mining ⛏️) und Holzernte (Logging 🌲). “Forstwirtschaft” wäre zumindest in der entfernteren Vergangenheit ein zu großes Wort für den letztgenannten Wirtschaftszweig, denn zunächst einmal ging es ab etwa 1850 tatsächlich nur um die Ernte der wertvollen Bäume, für das Nachwachsen hatte die Natur hier im Regenwald selbst zu sorgen. Um die Jahrhundertwende herum gab es ersten Widerstand gegen das hemmungslose Abholzen, es entwickelte sich eine (zunächst zaghafte) gesetzliche Regulierung. Das ist heute anders, allerdings findet sich abgesehen von besonderen Schutzgebieten nur noch wenig ursprünglicher Regenwald (Primärwald) mit seinen Jahrhunderte alten Urwald-Baumriesen. Viel öfter ist das dichte Grün der Wälder auf den steilen Flanken der Fjorde in BC Sekundärwald, zum Teil auch aufgeforsteter Nutzwald (pro Jahr werden mehr als 200.000.000 Bäume gepflanzt).

Das Logging hat die Entwicklung in BC geprägt, weite Landstriche wurden (und sind teilweise auch heute noch) nur über Logging-Roads erschlossen. Und Logging ist auch heute noch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region, 14 Milliarden Can$ werden pro Jahr laut BC Council of Forest Industries damit umgesetzt.

Das Museum in Campbell River bietet zur Geschichte des Logging eine tolle und umfassende Ausstellung, die uns auch erklärt, warum noch immer große Kahlschlagflächen vielerorts sichtbar sind. Und damals wie heute wird der Löwenanteil des Holzes zu den Orten der Verschiffung oder Weiterverarbeitung geflößt. Aber entgegen der unter Seglern weit verbreiteten Ansicht sind es nicht überwiegend aus Flößen weggetriebene Stämme, die als Treibholz die Wasserwege unsicher machen. Vielmehr werden in der zerklüfteten Uferlandschaft unfassbar viele Bäume ins Wasser gespült, an den Felsen aufgerieben, gebrochen und beim nächsten Hochwasser wieder weitergetragen. Die zum Teil insbesondere bei Welle kaum sichtbaren schwimmenden Rammböcke sind eine echte Plage, Nachtfahrten fallen für uns hier schon aus diesem Grunde aus. Die Ufer sind fast überall von Treibholz übersät. Nicht nur an abgelegenen Stränden, auch hier in Campbell River selbst.

Obwohl, hier in der Stadt wird das Treibholz natürlich auch rege genutzt. Sei es zum spielerischen Bau von Unterständen oder Hütten am Ufer …

oder zum Grillen in der Feuerstelle gleich daneben:

Oder eben, um sich mit Feuerholz für Zuhause zu versorgen. Das führt dann gegenüber des Campingplatzes zu skurrilen Schildern wie dem hier, das den nächtlichen Einsatz der Kettensäge am Strand untersagt:

Aber es gibt hier in Campbell River noch eine weitere Nutzung von Treibholz. Entlang der kilometerlangen Uferpromenade finden sich mehrere Tiergestalten aus dem angeschwemmten Naturmaterial. Geschaffen hat sie der Künstler Alex Whitcombe, zusammengeschraubt aus unzähligen einzelnen Fundstücken zu ausdrucksstarken Kompositionen. Monumental präsentiert sich der lebensgroße Buckelwal:

Klein und keck dagegen der von den Bürgern immer mal wieder anders gekleidete oder geschmückte Waschbär:

Ein Stück weiter der Dinosaurier …

und ganz am anderen Ende der Promenade im Park auf Tyee Spit mein persönliches Lieblingsstück, der Treibholz-Cougar (Berglöwe oder Puma), wobei ich finde, dass er auch gut als Wolf durchgehen könnte:

Drei weitere Treibholzfiguren sollen sich noch im Ort verstecken, die können wir bei unsern nächsten Ausflügen suchen. Außer Spaziergängen gibts auch noch ein bisschen Bootsarbeit. Wir weihen die alte, aus Deutschland mitgebrachte Nähmaschine an Bord ein. Bisher hatte ich damit (eher schlecht als recht) nur Leesegel für unser altes Boot gefertigt, ist natürlich auch schon eine ganze Zeit her.

Wiebke näht ein Kleid, ich probiere mich an der Kuchenbude, also dem Cockpit-Zelt. Die durchgescheuerten (und auch ausgebeulten) Stellen an den Spi-Winschen werden erst innen und außen mit aufgebügelten Jeans-Flicken verstärkt und dadurch einigermaßen begradigt, dann wird erst der Jeans-Flicken in Zickzack-Stich umsäumt und danach außen ein Sunbrella-Flicken aufgesetzt. An meinen Nähkünsten muss ich sicher noch arbeiten, aber fürs erste bin ich trotzdem zufrieden.

Dann noch das Dinghy-Licht auseinander genommen, eine Litze neu angelötet, geht wieder. 💡 Und Infos für einen neuen Plotter zum möglichen Ersatz unseres schwächelnden alten Furuno MFD12 eingeholt. Wieder ein erfolgreicher Tag. 😁

Back Home. Zurück auf der Flora.

Und, wie fühlt es sich an, nach gut 20.000 km (!!!, was für ein wunderbarer Roadtrip zweimal quer durch die USA) im Auto wieder auf Flora zu sein?

Gut 😊. Sehr gut 😃 😀.

Über vier Monate haben wir unser Boot allein gelassen. Und das auch noch in Kanada, im Winter, im Wasser. Der relativ warme und salzige Pazifik sorgt aber dafür, dass die Häfen, sofern sie nicht gerade von Frischwasser aus einem Fluss durchflossen werden, praktisch eisfrei bleiben. Na ja, und „allein“ stimmt eigentlich nicht. Zum einen, weil der Sportboothafen hier in Campbell River auch im Winter gut belegt ist. So gut sogar, dass wir keine Box bekommen konnten, sondern längsseits auf der Südseite des F-Steges liegen. Trotz der hohen Molen führt das dazu, dass Flora bei den im Winter häufigen kräftigen Südostwinden kräftig auf den Steg gedrückt wird. Also haben wir sie extra gut abgefendert und – der zweite Grund warum Flora nicht wirklich allein war – Lynn und Wulf gebeten, ein Auge auf unser Boot zu haben. Was heißt gebeten, eigentlich haben die beiden es uns sogar angeboten. (Wie wir die beiden kennengelernt haben und welche Gastfreundschaft sie uns schon im Herbst haben zukommen lassen: hier und hier und hier.)

Der Bewuchs am Unterwasserschiff (Coppercoat) hält sich in sehr engen Grenzen, obwohl Flora ja nicht bewegt wurde. Lediglich ein paar Fussel, keine Seepocken.

Und auch sonst macht Flora von außen einen guten Eindruck. Die dauerhaft aufgebaute Kuchenbude hat an den Spi-Winschen zwei kleine Scheuerstellen, sonst ist augenscheinlich alles in Ordnung. Und drinnen?

Die Winterlieger hier im Hafen (also auch wir) zahlen neben den Hafengebühren einen Pauschalbetrag für Elektrizität und haben dafür in den Booten kleine Elektroheizungen auf Frostwächterstufe laufen. Oder, wenn sie an Bord sind, auch auf höherer Stufe. Wulf hat in unserer Abwesenheit zigmal gecheckt, ob alles in Ordnung ist, sogar eine weitere Heizung ins Boot gestellt und dafür ein dickeres Zuleitungskabel gelegt. Außerdem immer mal wieder den Motor gestartet und einige Zeit laufen lassen. Und so finden wir Flora bei unserer Ankunft in einem richtig guten Zustand vor. Kein Schimmel, kein muffiger Geruch.

Was für eine Riesen-Erleichterung! Danke, Lynn und Wulf.

Unser Zuhause riecht und fühlt sich an, als wären wir gar nicht lange weg gewesen. Und das, obwohl wir auf einen elektrischen Luftentfeuchter verzichtet hatten. Nur mehrere „DampRid“ hatten wir in die Schränke gehängt. Das sind Luftentfeuchter, die über katzenstreu-ähnliche Körner die Feuchtigkeit aufnehmen und in Plastikbeuteln sammeln. Sie waren bei unserer Rückkehr überwiegend etwa zur Hälfte gefüllt. Funktion erfüllt.

Und was machen wir jetzt hier?

Erstmal ankommen, Vorräte aufstocken, neben Lynn und Wulf Freunde auch von der „Pitou“ und der „Fidelis“ treffen. Die mitgebrachten Ersatzteile einbauen.

Also zum Beispiel die am Schaft tropfende Seewasserpumpe des Dieselgenerators ausbauen und dann gemeinsam mit Wulf in dessen umfangreich ausgestatteter Werkstatt komplett auseinander nehmen, ein Lager und zwei Dichtungen tauschen und alles wieder zusammenbauen (den Impeller natürlich auch noch wechseln).

Wulf schenkt mir sogar noch eine Sprengringzange (oops, der Sprengring hat es gar nicht aufs Bild geschafft). Wir sind bisher leichtfertigerweise ohne unterwegs gewesen, aber diese Reparatur ging deutlich besser mit.

😎

Und dann auf dem Bauch über dem Motorblock liegend die Seewasserpumpe wieder in den Generator einbauen. Zwei Muttern lassen sich leicht sichern, eine sitzt an einer schwer zugänglichen Stelle, die vierte muss man „blind“ einsetzen und hat etwa einen halben Zentimeter Platz für die Bewegung des Schraubenschlüssels. War natürlich beim Ausbau auch schon so, aber da ging‘s trotzdem leichter. Gibts eigentlich ein Technik-Gesetz, dass das bei Arbeiten im Motorraum so sein muss?

Aber: Erfolgsmeldung. Der Dieselgenerator funktioniert und die Seewasserpumpe tropft nicht mehr.

Die nächste Operation dann am Wassermacher, die Durchflussanzeige muss ersetzt werden. Auch dass ein kleines Spezialteil, dass wir uns nach Deutschland hatten schicken lassen. Hier klappt der Einbau unproblematisch, allerdings wird der Test erst erfolgen, wenn wir wieder unterwegs sind. Hafenwasser mögen die Membranen nicht gern.

Wir räumen unsere Sachen wieder ein, stauen ein bisschen um und schaffen dabei auch Platz für die aus Deutschland mitgebrachte Nähmaschine, kaufen Sunbrella-Stoff für den schon lange geplanten Schutzbezug des Kohlefaser-Spinnakerbaums und für die Flicken auf der Kuchenbude. Und, wo wir schon dabei sind, gleich auch noch Blusenstoff für Wiebke. Mal sehen, ob wir um die Nutzung der Nähmaschine würfeln müssen …

Na ja, der oder die jeweils andere kann ja stricken. Die Wollvorräte aus den diversen auf dem Roadtrip besuchten Yarn Shops dürften noch eine ganze Zeit vorhalten. Und der im Nachbarort soll gerade Ausverkauf haben …

🤣

Szenenwechsel. Und jetzt Vancouver

Flora ist eingewintert. Auf dem Bild noch “Work in Progress“, alleine die (erschreckend) vielen Borddurchlässe erfordern da ein planvolles Vorgehen. Zudem dürfen natürlich nicht einfach alle Seeventile geschlossen werden, so laufen zum Beispiel die großen Cockpitlenzer durch den Motorraum und können dort mit Seeventilen verschlossen werden – das wäre für den Winteraufenthalt im Wasser allerdings ebenso wenig praktisch wie das Verschließen der von Hallberg-Rassy zum Glück vorbildlich beschrifteten Decksabläufe (Deck Scupper) wie hier unter dem Waschbecken im achteren Bad.

Außerdem haben wir diesen Plan für Lynn und Wulf offen im Schiff liegen lassen, denn die beiden schauen in unserer Abwesenheit nach Flora, dafür sind wir sehr dankbar.

Dann noch das Frischwassersystem frostsicher machen und es ist geschafft. Wir beladen das Auto, bringen Lynn und Wulf den Bootsschlüssel vorbei und los geht’s: “Landurlaub”. Obwohl, der beginnt eigentlich gleich wieder mit einer Schiffsreise. Denn schon in Nanaimo steuern wir unseren Kia auf eine Fähre und so schippern wir unserem ersten Ziel entgegen: Vancouver.

Die Fähre legt ein bisschen außerhalb der Stadt in der Horseshoe Bay an, so müssen wir uns zwar noch etwas durch den Feierabendverkehr mühen, kommen dafür über die beeindruckende und tolle Ausblicke bietende Lions Gate Bridge nach Vancouver hinein.

Am nächsten Tag statten wir dieser Brücke und dem Stanley Park an ihrem südlichen (stadtseitigen) Ende nochmal einen ausgedehnten Besuch ab. Die Brücke ist eines der Wahrzeichen Vancouvers. Wie die (längere, aber mit etwa gleicher Durchfahrtshöhe aufwartende) Golden Gate Bridge von San Francisco wurde sie Ende der 1930er Jahre als Hängebrücke mit zwei Hauptstützpfeilern über einer Meerenge errichtet. Hier in Vancouver allerdings privat, nämlich von der Brauerei-Familie Guiness, die erheblichen Landbesitz nördlich der Enge erworben hatte und diesen an die Stadt anbinden wollte. Wiebke merkt an, dass sich daraus auch die Farbe der Brücke erklärt:

Irisch Grün 😉

Was in Vancouver sofort auffällt ist die große Anzahl von Bäumen. Der Stanley Park als geschlossener Stadtwald trägt dazu bei, aber auch die Straßen selbst zwischen den Hochhäusern Downtown sind gesäumt von jetzt gerade herbstlich bunten Laubbäumen.

Und nicht nur das. Ein Besuch auf der Aussichtsplattform im Bürogebäude „Vanouver Lookout“ macht deutlich, dass sich die Laubfärbung markant durch das ganze Stadtgebiet zieht. Sogar auf den Wolkenkratzern finden sich zum Teil große Bäume.

Aber Vancouver hat noch viel mehr zu bieten. Nicht ohne Grund belegt die mit nur gut 700.000 Einwohnern (2.500.000 in der Metropolregion) gar nicht mal so riesige Stadt regelmäßig einen der vorderen Plätze bei den weltweit nach Lebensqualität beliebtesten Großstädten. Das Meer liegt vor der Haustür, ebenso die Berge. Die nahen Skigebiete der Northshore Mountains sind sind von Downtown nur etwa eine halbe Stunde Fahrtzeit entfernt, das berühmte Whistler ist in zwei Stunden erreichbar.

Und natürlich gibt’s nicht nur Hochhäuser. Unser Airbnb liegt auf der Grenze zum historischen Gastown mit seiner zumeist aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts stammenden Bebauung (Vancouver wurde erst 1867 gegründet, brannte 1886 ab, entwickelte sich danach aber rasant).

Gastown ist heute eine Szenestadtteil mit vielen Kneipen, sonstiger Gastronomie und auch einer Vielzahl kleiner Geschäfte.

Außerdem mit dem „Canada Place“, dem an Segel erinnernden Gebäude unten am Hafen. Auch dies eins der Wahrzeichen, es ist der vom Architekten Eberhard Heinrich Zeidler als kanadischer Pavillon entworfene Bau aus der Weltausstellung EXPO 86 in Vancouver.

Und natürlich mit der berühmten dampfbetriebenen Uhr, einem weiteren Wahrzeichen der Stadt.

Zum Brunch treffen wir uns am zweiten Tag mit Debora und Rob, die wir aus Panama kennen, bei einem wunderbaren kantonesischen Dim Sum Restaurant weiter im Süden der ausgesprochen multikulturellen Stadt. Herrlich.

Und zurück in unserem Airbnb ist das hier der Ausblick vom Balkon: das Meer und die Schneekappen auf den Bergen blitzen durch. Tagsüber jedenfalls.

😎

Mast runter.

Da fehlt doch was? Ja, allerdings. Und wir sind froh, dass das so gut und schnell geklappt hat. Ein bisschen mulmig war uns nämlich schon, als uns der Rigger die Anfahrtskizze zugeschickt hat:

Hm. Aber so läufts, oder sonst eben erstmal nicht. Der Mobilkran steht an Land und nimmt den Mast „über den Bug“ ab. Hatten wir so zwar auch bei unseren vorigen Booten noch nie, aber die auf dem Skizzenfoto an Land liegenden Masten zeigen ja zumindest, dass es hier nicht zum ersten Mal so gemacht wird. Die Steuerbord-Landleine läuft durch die Mangroven, aber immerhin sind die Landleinen vom Rigger vorbereitet und werden uns am Stegende herübergereicht.

Die Jungs von Rigging Hawaii nehmen unsere Leinen an und schwupps, gehen sie gleich an die Arbeit. Wir dagegen sind erst noch anderweitig beschäftigt. Denn bei der Anfahrt zum Hafen kommt ein Boot der Coastguard längsseits und möchte eine „Inspection“ machen. Kann man ihnen natürlich nicht verweigern, aber wir erklären ihnen unsere Situation (mit dem bereits abmontiert an Deck liegenden Baum ist die auch schnell glaubhaft gemacht). Dann sollen wir halt erstmal an den Steg gehen und die Inspection wird dann dort gemacht.

Zwei Officer kommen mit schusssicherer Weste, Dienstwaffe und schweren Stiefeln, aber auch mit freundlichem Lächeln an Bord, checken die Papiere, kontrollieren die (geschlossenen) Seeventile der Klos, das Ablaufdatum der Seenotraketen, die Feuerlöscher, den Motorraum und dessen Entlüftung, die Rettungswesten, die Rettungsinsel. Alles gut. Die Funke? Ja, aber da ist das Antennenkabel schon getrennt. Wo haben wir die NavRules? Die was? Die internationalen Navigationsregeln. Die Colreg (Convention for International Regulations for Preventing Collisions at Sea, auf deutsch KVR/Kollisionsverhütungsregeln). Ach so haben wir nicht schriftlich dabei. Muss man aber in den USA. Das gibt einen (folgenlosen) Vermerk im ausgehändigten Protokoll und den Hinweis, dass es auch ausreicht, die NavRules als App auf dem Handy dabei zu haben. Ok, dann laden wir die mal runter. Noch ein Foto mit den beiden Officern der Coast Guard …

… und dann können wir uns wieder unserem Rigg zuwenden.

Das Team von Rigging Hawaii hat inzwischen schon die Kranschlinge unter der dritten Saling angebracht und mit dem Lösen der Wanten begonnen.

Das Achterstag muss wegen des mit einem Scanstrut-Gimbal schwingend befestigten Radars durchgesägt werden, hier kommt beim neuen Acherstag dann wohl ein Norseman-Terminal zum Einsatz, das Stag also durch den Gimbal geschoben und das Terminal erst dann aufgeschraubt und nicht wie die übrigen Terminals in der Werkstatt auf den Draht gewalzt. In der Zwischenzeit spannen wir die Scanstrut-Halterung zum Windgenerator und den Davids hin ab.

Und dann gehts für das Rigg erst einmal in die Luft und dann an Land.

Da können wir es in Ruhe begutachten und entdecken tatsächlich noch drei weitere Macken, die uns bisher verborgen geblieben waren, weil sie bei stehendem Mast schlicht verdeckt waren: ein Riss im Edelstahl-Topbeschlag, der vom Schäkel des Blocks des Spifalls verdeckt war, eine Scheuerstelle der Dirk, die nur bei komplett aufgeholter Dirk zu sehen ist und eine Scheuerstelle in einer Kabelisolierung unten im Mastfuss. Gut, dass wir das jetzt alles gleich mit erledigen können.

Ist vielleicht doch nicht so schlecht, so alle 10 Jahre mal den Mast runter zu nehmen. 😊

Aloha.

Helme aus Vogelfedern, Riggingvorbereitung und Ablenkungen

Montag soll der Mast gelegt werden. Dafür müssen wir dann etwa 5 Meilen weiter zum Hafen des “La Mariana Sailing Club”. Segeln können wir allerdings nicht, denn zur Vorbereitung haben wir heute schon mal das Vorsegel und auch das Großsegel abgeschlagen. Theoretisch ist das noch zu zweit machbar, aber wir waren doch froh, dass uns Machiel von der Pitou beim Großsegel geholfen hat. Mit seinen fünf senkrechten langen Latten (die natürlich erstmal raus müssen) und den knapp 50 qm Hydranet ist es ein ziemlich steifes und damit eher unhandlich zusammenzupackendes Segel. Und auch ein ordentliches Paket zu schleppen und unter Deck zu verstauen:

Danach bauen Wiebke und ich den Rodkicker und den Großbaum ab, der zum Glück noch ganz gut auf unserem Laufdeck gestaut werden kann. Sieht aber schon seltsam aus.

Die nächsten Vorbereitungen betreffen die Elektrik, denn auch da müssen ja die Verbindungen zum Mast getrennt werden. Bei Flora laufen diese Leitungen alle durch zwei „Schwanenhälse“ neben dem Mastfuß.

Damit wird verhindert, dass an den Leitungsdurchführungen Wasser ins Schiffsinnere gelangt. Die Leitungen haben dann Trennstellen, die im vorderen Bad der Flora hinter einer Verkleidung oberhalb der Dusche angebracht sind. Da wir den Mast in den fünf Jahren seit Floras Kauf bisher noch nie gelegt haben, sehen wir der Trennung der ganzen Kabel etwas skeptisch entgegen. Schließlich sind mit Ankerlicht, Dreifarbenlaterne, Dampferlicht, Deckslicht, Funkantenne, (seit Jahren nicht mehr genutzter) Fernsehantenne, NMEA der Windanzeige und vor allem der elektrischen Verbindung der Rollanlage im Mast für das Großsegel dann doch einige Kabel zu trennen. Der erste Blick in das Schapp sieht auch etwas verwirrend aus:

Die Kabel sind zwar (soweit von Hallberg-Rassy verlegt) beschriftet, allerdings mit Codes wie 12-W34, also nicht unbedingt selbsterklärend. Aber mit etwas Überlegen und Durchmessen können wir alle Kabel zuordnen. Ich beschriftet sie mit unserem Labelgerät jetzt zusätzlich so, dass wir im Bedarfsfall (Fehler) leichter erkennen können. Dann prüfen wir, wie wir die Kabel durch die Schwanenhälse schieben können, es geht ganz leicht.

Damit sind unsere Vorbereitungen erstmal abgeschlossen, die Trennung der Kabel machen wir dann Montag.

Und womit lenken wir uns hier in Honolulu sonst so ab? Der Reiseführer empfiehlt „Schirmchendrinks“! Na gut 🍹 😊.

Am Wochenende ist die Flaniermeile in Waikīkī gut gefüllt, aber wir bekommen mit etwas Glück trotzdem einen Patz in der ersten Strandreihe der Bar im Banyan Tree Courtyard des traditionsreichen Moana Surfrider Hotel.

Die Strandbar legerer und bunter:

Die Stadtkulisse von Honolulu in der blauen Stunde:

Wir machen einen Ausflug nach Pearl Harbor und besuchen das dortige Museum. Und wir fahren mit dem Bus auch hinaus zum Bishop-Museum, das sich der polynesischen Kultur Hawaiis und der gesamten Südsee widmet.

Die Begrüßung scheint mit fast deutscher Beflaggung zu erfolgen …

… aber wir erfahren drinnen, dass die komplett mit feinen Vogelfedern geschmückten Umhänge und sogar Helme der Hawaiianischen Könige eben diese Farben trugen:

Das Museum beeindruckt auch sonst. Mit seinen Räumlichkeiten, aber auch mit der Präsentation und Themenvielfalt.

Räumlich getrennt einmal betreffend Hawai’i und einmal ganz Polynesien (Wiebke steht auf einer Intarsienarbeit im Polynesien-Haus und markiert Hawai’i). Eine tolle Foto- und Videoausstellung über die Tradition des Tätowierens, Wissenswertes über die Tier- und Pflanzenwelt, die Göttervorstellungen, aber auch zum Beispiel die Mondphasen (jeder einzelne Tag hat einen Namen und eine Bedeutung z.B. für das Pflanzen von Setzlingen oder die Auswahl der zu fangenden Fische) und so vieles mehr. Mich begeistert z.B. die Ausstellung über die verschiedenen Angelhaken und deren schwierige Herstellung z.B. aus Muschelschalen (da Metalle ja unbekannt waren):

Wie viel einfacher haben wir es da heute: nach dem Museumsbesuch fahren wir mit dem Bus weiter zu „POP Fishing und Marine“. Wiebke steht im Gang mit den Tintenfischimitat-Ködern, es gibt aber noch zwei weitere Köder-Gänge.

Eigentlich wollen wir aber neue Fockschoten kaufen und auch da werden wir fündig:

Aloha.

Bruch im Rigg. Vorbereitung ist kein Wunschkonzert.

Seit dreieinhalb Wochen sind wir auf Hawai‘i, immerhin eine Woche schon in Honolulu. Unser vorgesehener Abfahrtstermin Richtung Alaska rückt näher. Mitte Juni, so hatten wir uns das gedacht. Zum einen, um Zeit genug für Hawai‘i zu haben und trotzdem nach der mit etwa drei Wochen auf See kalkulierten Passage die (relativ kurze) Saison in Alaska auch vernünftig nutzen zu können. Zum anderen, weil sich ab Mitte Juni das nordpazifische Hochdruckgebiet stabilisiert haben sollte. So empfiehlt es auch Jimmy Cornell in dem Standardwerk „Segelrouten der Welt“.

Da ist es jetzt an der Zeit, den Riggcheck vorzunehmen, den wir regelmäßig vor längeren Passagen machen. Den kleinen Takelbeutel mit Leatherman, Tape, Lupe, Lesebrille und Handy füllen. Die Ausholer-Leine des Großsegels aus der Umlenkung nehmen, dafür dort die Dirk einscheren. So kann Wiebke mich mit der großen Genuawinsch in den Mast ziehen. Rein in das Klettergurt-Geschirr, die Dirk vorne am Brustbeschlag einknoten und mit dem Softschäkel zusätzlich sichern, im Rücken wird das Spinnakerfall als zweite Sicherungsleine befestigt. Machiel von der Pitou übernimmt dessen Führung über die Mastwinsch, so muss Wiebke nicht dauernd hin und her laufen.

Bis dahin ist alles Routine und ein bisschen freue ich mich auch schon auf den Ausblick aus von der Mastspitze. Die gute Laune kriegt allerdings einen erheblichen Dämpfer, als ich die erste Saling erreiche. Das 12 mm dicke Hauptwant an Steuerbord weist an der Pressung zwei gebrochene Drähte auf! Nicht das, was man sehen will. Aber einer der Gründe, warum man guckt!

Nicht gut, gar nicht gut! Das Rigg fällt jetzt nicht gleich um, das defekte stehende Gut muss aber vor dem Törn nach Alaska auf alle Fälle getauscht werden. Zwar finde ich bei der weiteren Kontrolle des Riggs keine weiteren Unregelmäßigkeiten, aber das beruhigt natürlich nur wenig. Die anderen Wanten und Stagen haben schließlich das gleiche Alter und eine ähnliche Belastung.

Den Blick aus dem Masttop kann ich dieses Mal irgendwie nur eingeschränkt genießen.

Immerhin, wir haben den Bruch im Rigg rechtzeitig festgestellt und wir sind in Honolulu, da sollte ein professioneller Rigger aufzutreiben sein, der Flora wieder seeklar machen kann. Zeitschiene? Mal sehen. Jetzt ist natürlich erstmal Pfingsten, außerdem sitzt das Want in der Saling in einem Spezialbeschlag (Seldén Stemball and Ballcup System), es könnte also sein, dass der Rigger auch noch Teile besorgen muss. Drückt uns die Daumen, dass sich das alles einigermaßen zeitnah erledigen lässt.

Andererseits, wir scheinen ohnehin noch etwas Zeit zu haben. Das Nordpazifikhoch, ein ähnlich dem Azorenhoch im Atlantik relativ stabiles Hochdruckgebiet, liegt im Sommer einigermaßen regelmäßig zwischen Hawai‘i und der Westküste der USA. Ist es stabil, hält es die durchziehenden Tiefdruckgebiete auf Abstand. Es würde dann einen im Uhrzeigersinn bogenmäßigen Segelkurs um das Hochdruckgebiet nach Alaska vorgeben. Derzeit kann davon aber noch keine Rede sein.

Das Hoch scheint zwar zu beginnen, sich auszuformen, liegt aber eher noch in der Winterposition näher am Äquator und ist insgesamt sehr instabil. Flauten und Starkwind wechseln sich nördlich von Hawai‘i ab, die Windy-Vorhersage zeigt gleich drei durchziehende Tiefs in schneller Folge. Nichts dramatisches (erst ab einem Kerndruck von unter 980 hPa würde man von einem Sturmtief sprechen), aber eben auch nicht angenehm mit den schnell wechselnden Fronten der Wettersysteme.

Ist zwar eigentlich kein Anlass für ein Freudenfeuerwerk, aber es scheint so, als dürften wir Honolulu noch etwas länger genießen.

Aloha.

Work & travel

Seit Fort Lauderdale findet sich ja vorübergehend unser Chief Engineer Jan auf der Crewliste. Bei der Arbeit am “Geweih”, der Rückflussleitung der Einspritzdüsen des Volvo-Penta Dieselmotors, hatte ich ihn schon gezeigt.

Zeit also, auch mal sein Arbeitszimmer vorzustellen 😉:

Übrigens, das Weitwinkelobjektiv lässt Floras Motorraum um einiges größer erscheinen. Man muss schon so schlank sein wie Jan (und sich trotzdem noch ordentlich verbiegen), um zwischen Diesel und Generator hockend an der Einspritzung arbeiten zu können.

Und: ja, es hat geklappt, keine neuen Dieselpfützen mehr in der Motorbilge. also Zeit für neue Projekte:

Den abgestürzten Plotter durch Hard-Reset wiederbeleben und alles neu einstellen …
Die Umlenkblöcke von Großschot und Ausholer auseinandernehmen …
… auch wenn dafür die Deckenverkleidungen im Bad und in der Achterkoje ebenfalls weg müssen …
… sich so hartnäckig durch all die verkorksten Menüstrukturen und Einstellungen von Furuno-Plotter (mit Installationswizzard 🤣) und Autopilot wühlen, bis endlich auch die Steuerung nach Windwinkel funktioniert …
die USB-Steckdose am Niedergang erneuern und eine weitere zwischen den Sesseln im Salon einbauen, damit auch dort Telefone, iPads, eReader, Kameras etc. geladen werden können.

Und noch einiges mehr. Danke, Jan. Echt Urlaub auf der Flora, oder?

Aber natürlich gehts auch manchmal anders, hier auf der Isla Mujeres:

Und heute Abend kommt Catalina 😉. Dann wird’s allerdings enger im Vorschiff.

Pura Vida.

Auf nach Süden

War der kurze 20 sm Hüpfer nach Annapolis auch schon mal ein toller Saisonauftakt, eine ganze Woche hätten wir dort eigentlich gar nicht bleiben wollen.

Dass es trotzdem so kommt, ist neben dem Wetter einigen Bootsarbeiten und – vor allem – den Treffen mit anderen Seglern geschuldet. Außerdem tut es gut, wieder anzukommen auf dem Boot, sich Zeit zu nehmen. 😎 Die Atmosphäre der Stadt aufzunehmen und auf uns wirken zu lassen.

Wir kümmern uns nochmals um unseren Generator, aber da kommen wir derzeit nicht wirklich weiter. Trotz neuer Kondensatoren kommt beim Start zunächst zwei mal eine Fehlermeldung, beim dritten Start läuft dann der Generator problemlos. Noch nicht optimal!

Den neuen Teppich hatten wir uns (von Hallberg-Rassy Parts) nach Herrington schicken lassen. Beim alten war an den Rändern die Kettelung z.T. aufgegangen, einige Druckknöpfe waren defekt, vor allem aber war die Gummierung der Rückseite nach 10 Jahren nun so porös und bröselig geworden, dass wir eine Reparatur der übrigen Macken für nicht sinnvoll hielten.

Neue Druckknöpfe und das passende Werkzeug hatten wir mitbestellt. Beim Auspacken jetzt in Annapolis die freudige Überraschung: Druckknöpfe sind schon drin!

Und sie passen ziemlich gut bei den ersten drei Teppichen, die wir austauschen. Beim vierten, dem großen im Salon, machen wir dann aber lange Gesichter: die Ausschnitte für die Füße des Salontisches passen nicht, sind ein paar Zentimeter versetzt. Grrr 😖.

Tatsächlich schaffen wir es mit etwas Überredungskunst, eine Boat-Canvas-Werkstatt zum KURZFRISTIGEN Umsäumen der von uns angepassten Ausschnitte zu bringen. Per Dinghy schaffen wir den Teppich zu ihnen in den Backcreek, kaufen Lebensmittel ein und schwupp, können wir den Teppich wieder mitnehmen. Jetzt passt er 😁.

Mehrmals treffen wir Annemarie und Volker von der „escape“, feiern ausgiebig Abschied, denn zumindest für diese Saison trennen sich unsere Wege. Wir sind gespannt, wo sie sich wieder kreuzen.

Peter, ein deutscher Segler, den wir im letzten Jahr kennengelernt haben, lädt uns in sein Haus in Annapolis ein, wo wir einen sehr netten Abend mit ihm und seiner Frau verbringen.

Am nächsten Tag kommt Mario vorbei, ein amerikanischer Eigner einer anderen Hallberg-Rassy 43. Bootsbesichtigung und fachsimpeln.

Aber dann geht es los. Herrliches Segeln mit raumem bis achterlichem Wind, der anfangs zwar noch in Böen 30 kn erreicht, dann aber schnell abnimmt, so dass wir ein Reff nach dem anderen ausschütteln können.

Trotz des herrlichen Sonnenscheins und des achterlichen (und damit scheinbar ja weniger starken) Windes ist es frisch, Wiebke mummelt sich im Cockpit in eine Decke. Wird doch Zeit, südlicher zu gehen.

Das letzte Stück der 45 sm nach Solomons müssen wir wieder etwas anluven, schön, dass bei der Schotführung nur die durch die Spibaumnock geführte Spischot losgeworfen und die Fockschot dichtgenommen werden muss, der Baum kann erst einmal stehenbleiben:

Pura Vida.

Zurück im Wasser 🤩

Es ist immer aufregend, wenn der eigene Dampfer in Gurten hängend in der Luft schwebt, der Kran (Travellift) sich in Bewegung setzt und mit leichtem Schaukeln das Boot zum Wasser karrt. Dann – ganz langsam – hinunterlässt. Wir springen an Bord, kontrollieren die Seeventile und …

… 😖. Eins tropft. Nicht viel, aber eben doch stetig. HALT, Gurte noch nicht losmachen. Bei genauerer Kontrolle stellt sich heraus, dass nicht das (neu eingesetzte bronzene) Seeventil der Klimaanlagenpumpe undicht ist, sondern der nur der Deckel des Seewasserfilters darüber. Einmal aufmachen, neu mit Vaseline einsetzen, gut aber nicht zu fest zuschrauben, dicht. Erleichtert geben wir das Signal, dass die Gurte jetzt doch weg können. Der Motor, die Klimaanlage und der Generator müssen noch gecheckt werden. Das geht erst im Wasser, aber natürlich nicht an der Kranstelle. Also werden wir an einen Liegeplatz geschleppt und können dort in Ruhe alles erledigen.

Hm. In Ruhe? Ein bisschen mehr Ruhe, als wir uns gewünscht hatten. Am Donnerstag eingewassert, dürfen wir noch bis Sonntag auf dem Liegeplatz bleiben, dann müssen wir weg. Verlängern ist nicht möglich, der Hafen ist voll.

Egal, heute passiert eh nix mehr, fahren wir also auf die Bootsmesse nach Annapolis und treffen mit Annemarie, Volker (escape), Mareike (Moana), Kim und Chuck (La Rive Nord) alte Bekannte endlich wieder.

Nicht wie besprochen am Donnerstag, auch nicht am Freitag, sondern erst am Samstag (immerhin) kommt der Motor-Spezialist und erledigt seine Restarbeiten einschließlich des Spülens der Kühlkreisläufe mit einer Reinigungslösung, die Kalkverkrustungen und etwaigen Muschelbewuchs entfernt. Das muss einige Zeit einwirken, danach erst können wir die Maschinen starten.

Klappt beim Motor wunderbar. Beim Generator …

… leider nicht so perfekt. Er startet zwar, stellt sich aber nach zehn Minuten selbsttätig ab: „FEHLER AC-1 SPANNUNG“. Hm. Zugegeben hatten wir diese Fehlermeldung zuletzt gelegentlich, wenn wir starke Verbraucher angeschlossen hatten und das Batterieladegerät ebenfalls unter Last arbeitete. Dem hätten wir uns demnächst eigentlich in Ruhe widmen wollen, aber jetzt müssen wir es vorziehen. Na gut. Die wahrscheinliche Ursache sind nach gleichlautender Aussage im Manual und den Internet-Foren defekte Kondensatoren („Capacitors“, elektronische Bauteile, die die Spannung regeln). Nach einiger Suche und einem Anruf beim technischen Support von Whisperpower in Holland finde ich sie.

Bloß, wo kriege ich jetzt auf die Schnelle Ersatz her? Es gibt in Annapolis einen Whisperpower-Händler, aber derzeit ist Messe, die Auftragsbücher sind voll und Termine kaum zu bekommen. Aber Mike schaltet sich ein, lässt seine Beziehungen spielen und für Dienstag kündigt Nate von Hortonmarineservices seinen Besuch mit Ersatzkapazitatoren an. Wow.

Allerdings können wir bis dahin eben nicht in Herrington im Hafen bleiben. Wieder durch Vermittlung von Mike bekommen wir einen eigentlich unpassenden „Not“-Platz gegenüber bei Shipwright für einige weitere Tage.

Das ist mehr als gut, denn unsere Shades für das Bimini sind zwar in letzter Minute fertig geworden, allerdings sind am Bimini selbst noch in paar Nachbesserungen zu erledigen, die tatsächlich auch erst am Dienstag fertig sind. Zwischendurch haben wir es allerdings an Bord und können unsere Sunware-Solarpanele wieder auf ihm befestigen, die Loxx-Knöpfe dafür lassen sich vom alten Bimini wiederverwenden. Auch wenn es ein befremdliches Gefühl ist, in das niegelnagelneue Bimini gleich 20 Löcher zu stanzen 😬, wir wagen es und es passt.

Fühlt sich gut an, nun (soweit wir es beurteilen können) endlich alles auf Stand zu haben. Jetzt lockt die schon leicht herbstliche Chesapeake Bay und dann der Weg nach Süden.

Pura Vida.

It’s hard on the hard

Seit 13 Tagen am Stück fahren wir (manchmal auch nur ich) jeden Morgen gut eine Stunde mit dem Auto über den gut gefüllten “Beltway“ um Washington herum nach Herrington zu unserer Flora und Abends mit meist etwas mehr Stau wieder zurück. Auch an den beiden Wochenenden ging es so, weil auch Mechaniker Mike (von Zimmerman Marine) dankenswerterweise beide Wochenenden auf unserem Boot durchgearbeitet hat.

Warum eigentlich? Soooo viel hatten wir doch eigentlich gar nicht auf dem Zettel? Na ja, es summiert sich dann doch, und in den 8 Wochen unserer Abwesenheit ist – außer einigen kleineren Arbeiten, den Teilebestellungen und Vorbereitungen nicht allzu viel passiert. Das hat auch sein Gutes, so werden wir zwar nicht vom fertig montierten neuen Solarpanel begrüßt, können dafür aber die Details der Montage und der Installation noch gemeinsam festlegen. Mike räumt bei dieser Gelegenheit noch ein bisschen die bisherige Elektroinstallation der verschiedenen bisherigen Nachrüstungen auf und ergänzt ein ordentliches Sicherungspanel dafür, damit uns Überraschungen wie mit der angeschmorten Solarsicherung künftig möglichst erspart bleiben.

Unlackiertes Panel unter dem in Griechenland montierten Windgeneratorregler. Das wäre Mike nicht passiert. Tsss..

Auch die Arbeiten am Motor haben es in sich. Zwar müssen an unserem Volvo-Penta D2-75 F die Ventile nur minimal neu eingestellt werden und auch die Einspritzdüsen sind in Ordnung. Der auseinander genommene Motor offenbart aber trotzdem einige Überraschungen. So öffnet das „waste gate“ des Turboladers bereits mit dem Original-Volvo-Auspuffknie nicht vollständig, weil dieses ihm minimal zu wenig Platz lässt. Die Suche in den Foren ergibt, dass das kein Sonderproblem unseres Motors ist, sondern wohl weiter verbreitet:

https://forums.ybw.com/index.php?threads/volvo-d2-75-turbo.431360/

Leider tritt die gleiche Beeinträchtigung auch mit dem neuen Edelstahlteil ein, dass deshalb leicht nachgearbeitet werden muss.

Die Opferanode, die wir im letzten Herbst in den Kühlkreislauf unseres ab Werk ohne Opferanode daher kommenden Motors eingesetzt hatten, hat sich im Laufe dieses Jahres fast vollständig verbraucht. Ein klares Zeichen, dass sie wirkt und sich eben für andere Teile „opfert“. Wir erneuern sie und spendieren ihr dabei ein neues Gehäuse, in dass jetzt Standard-Stiftananoden passen.

Ja ich weiß, deine Motorfüße muss ich noch entrosten und schützen 🧐

Das kleine Seewasserventil an der Stopfbuchse ist nur schwer erreichbar, setzt sich leicht fest, ist nur aus Messing und außerdem etwas „windig“ befestigt. Wir ersetzen es durch einen massiv befestigten Edelstahlnippel und verlegen das Ventil an einen besser erreichbaren Ort im Motorraum. Zur Erinnerung: ist das Ventil geöffnet, läuft beim Impellerwechsel ein stetiger Fluss von Seewasser aus der Pumpe.

Der einfache Schaumstoff-Luftfilter unseres Volvos hatte sich ja leider in der Vergangenheit selbst zerlegt und zu diversen unschönen und öligen Schaumstofffetzen im Motorraum gesorgt. Die hatten wir beseitigt und uns einen stabileren auswaschbaren Nachrüstfilter besorgt. Beim Zerlegen des Turbos für dessen Reinigung fanden sich überraschend weitere Teile des Schaumstoffilters – sie hatten den Ladeluftkühler großflächig zugesetzt. Grrr.

Und nicht nur der musste gereinigt werden. Auch der Wärmetauscher des Volvo zeigte Belag an den Endkappen und auch innen.

Wo wir schon bei Kühlung sind: unverständlicherweise hat unser Motor keinen separaten Ausgleichsbehälter für die Kühlflüssigkeit. Technisch notwendig ist das zwar nicht, sinnvoll aber schon. Denn so spuckt bei Überdruck der Motor die sich ausdehnende Flüssigkeit über den serienmäßigen Schlauch in die Bilge statt in den Ausgleichsbehälter, aus dem er sich zudem beim Abkühlen das benötigte Maß wieder herauslaufen würde. Wir rüsten das Teil nach.

Größer ist der Aufwand für den Racor-Doppelfilter, der den bisherigen einzelnen Volvo Dieselvorfilter ersetzt. Wegen der zu verlegenden Dieselleitung, vor allem aber wegen des Platzbedarfs. Die Filteranlage rücken wir mit einem neu konstruierten Edelstahlhalter etwas höher, so lässt sich auch etwaiges separiertes Wasser besser ablassen. Der bisherige Einzelfilter ersetzt den Vorfilter des Whisper-Generators, so müssen wir nicht mehr die manchmal schwer zu beschaffenden Whisper-Filter mitführen, sondern können uns auf eine gängige Filterart beschränken.

Unsere bisherigen Änderungen am Volvo-Penta D2-75 zusammengefasst:

  1. Regler der Lichtmaschine im Rahmen der Umrüstung auf Lithiumbatterien durch Mastervolt Alpha Pro ersetzt
  2. Änderung am Auspuffknie
  3. Opferanode eingefügt
  4. Seewasserventil an der Stopfbuchse ersetzt und verlegt
  5. Schaum-Luftfilter durch ein langlebigeres Ersatzteil ersetzt
  6. Ausgleichsbehälter für Kühlflüssigkeit ergänzt
  7. Diesel-Vorfilter durch Doppel-Racor ersetzt

Außerdem platzieren wir die neue Filteranlage so, dass auch die gereinigte (war wegen inneren Ablagerungen und äußerer beginnender Korrosion sehr notwendig) Pumpe der Klimaanlagen (die hintere musste zudem getauscht werden) besser zugänglich ist und dem neue Mamba-Autopilotantrieb nicht in die Quere kommt. Den haben wir endlich eingebaut und mit einem Umschalter versehen. Jetzt können wir bei Ausfall des einen Antriebs auf den anderen umschalten.

Unser Bimini wird gerade erneuert, leider war im ersten Anlauf das Fenster zum Großsegel nicht dort eingearbeitet, wo wir es bestellt hatten und die Reißverschlüsse für die schattenspendenden aber luftdurchlässigen Shades fehlten.

Jetzt schon mit Fenster und Reißverschlüssen, aber noch ohne Shades

Immerhin hat der Segelmacher Bescheid gegeben, dass die Segel nach der Durchsicht und den kleineren Reparaturen abholbereit sind.

Und – last not least – der Rigger hatte schon in unserer Abwesenheit die bestellten verschlissenen Teile an der Rollreffanlage des Großsegels getauscht.

Na ja, die anstrengende mehrtägige Schleifaktion am Unterwasserschiff zur erneuten „Aktivierung“ des Coppercoat haben wir ja selbst erledigt. Das Polieren des Rumpfes und des Aufbaus hat derweil eine Truppe der auf dem Werftgelände ansässigen Spezialfirma gemacht, heute sind sie fertig geworden.

Pura Vida.