Richtig konkret war es nicht, eher ein diffuses Gefühl von Abenteuer in einer vom Mensch noch nicht völlig veränderten, „zivilisierten“ Welt, am Rande der gewöhnlichen Komfortzone, abseits der kleinen Ortschaften „out in the wild“. Vielleicht: Kalt. Natur pur. Hoffentlich: Bären. Wale. Eis.
Kalt stimmt nur bedingt. Wir hatten fast durchgehend zweistellige Temperaturen auch nachts, tagsüber meist so um 15 Grad Celsius. Nur in Gletschernähe war es dann doch kälter. Was wir gar nicht so richtig auf dem Schirm hatten: die trotzdem oft herrlich klare „Winterluft“, der intensive Nadelwaldgeruch, die krasse Gebirgslandschaft, die unzähligen Wasserfälle.
Und die Menschen: wundervolle Begegnungen mit den wenigen anderen Cruisern, freundliche, offene und hilfsbereite Alaskaner (wo immer wir welche trafen).
Die heißen Quellen, die Beeren, das Angeln und Krebsfischen. Navigatorisch die Narrows und die starken Tidenströme, die großen trockenfallenden Bereiche vieler Ankerbuchten, das mystisch leuchtende Eis bei den kalbenden Gletschern.
Die Naturerlebnisse waren traumhaft. Bären, Wale, so nah und so beeindruckend. Der tägliche Weißkopfseeadler, Seeotter, Lachse. Die Wanderungen durch den von Moosen überwucherten Regenwald, ja, auch Regen und Nebel. Die Freude über blauen Himmel, der sich eben nicht jeden Morgen wie selbstverständlich beim ersten Blick durch das Decksluk zeigt. Die unfassbare Stille am Ankerplatz, wenn kein Windhauch auch nur Katzenpfötchen auf die Spiegelungen im Wasser malt.
Klitzekleiner Wermutstropfen: segeln war nur selten möglich, wir haben einige Motorstunden angesammelt. Aber wie zur Versöhnung gab es heute auf dem Törn von unserem Ankerplatz in der Foggy Bay über den Dixon Entrance ins kanadische Prince Rupert den ganzen Tag Segelwetter vom Feinsten.
Alaska hat uns beschenkt auch mit ein bisschen Zurückgeworfensein auf uns selbst, wie wir es sonst eher von längeren Passagen kennen. Kombiniert mit ganz vielen „zum ersten Mal“-Erlebnissen und wunderbaren Begegnungen. Eine Quintessenz dessen, was uns am Reisen so gefällt.
Es ist mal wieder soweit. Der Klappstuhl wird aufs Achterdeck gestellt, die Werkzeuge bereitgelegt. Badeklamotten an, damit die nicht vom Wind weggewehten Schnipsel gleich abgespült werden können. Langfahrt führt halt dazu, dass auch ungeahnte (und ungelernte) Tätigkeiten an Bord übernommen werden. Und Wiebke macht das richtig gut. Ich muss zugeben, dass ich sie lieber zum Inselfriseur schicke 😉.
Und – na klar – danach gehts erst mal ins Wasser. Mit den Paddelboards fahren wir an das Riff und schnorcheln dort ausgiebig. Das Wasser ist nicht ganz so klar wie zuletzt am Molokini-Krater, aber die Sicht ist noch ganz gut und die Unterwasserlandschaft wunderschön. An der Kante unserer sandigen Ankerfläche springt das Riff ein, zwei Meter nach oben, bildet dann aber keine ebene Fläche, sonder ist von tiefen Spalten durchzogen, weist Blöcke, Brücken und kleine Höhlen auf. Und das alles in guter Schnorcheltiefe von rund 5 Metern, zum Ufer hin dann bis zur Oberfläche.
Klar, es gibt Rifffisch, vor allem aber sehen wir wunderbar viele Schildkröten.
Wie Delfine haben Meeresschildkröten (für uns) einen integrierten “Gute Laune – Lächeln” – Effekt. Und, wie die Amerikaner sagen: “it never gets old”. Sonnenuntergänge, Regenbögen, Wasserfälle, Delfine oder eben Schildkröten, immer wieder faszinierend.
Am Nachmittag dann ein schöner Spaziergang auf dem Kapalua-Coastal-Trail, vom Ankerplatz aus an der Küste entlang. Zum Teil schroffe felsige Abschnitte, dazwischen öffentlich zugängliche Sandstrände, sogar ein bisschen Dünenlandschaft.
Die Hotels in diesem Küstenabschnitt halten sich vornehm im Hintergrund. Zurück gehen wir durch den kleinen Ort, der im wesentlichen aus verschiedenen Ressorts besteht, die sich um den Golfplatz gruppieren.
Wir sind ja keine Golfer, aber … das geht wohl auch 😎.
So kurz nach der Passage sind wir immer noch mittendrin, die ganzen Eindrücke dieser intensiven 26 Tage zu verarbeiten. Die Bilder durchzugehen, eine Auswahl besonderer Momente oder Eindrücke oder damit verbunden auch Stimmungen zu treffen, das ist gar nicht so leicht. Ich versuche, mich ein bisschen an den Beiträgen entlang zu hangeln und ein paar Blöcke bilde, ohne dass ich alles im Einzelnen zuordne.
Los ging es mit eher wenig Wind.
Angelerfolg, hier ein schöner Gelbflossenthunfisch, so schwer, dass wir tatsächlich einmal unser Gaff benutzt haben.
„Kreative“ Besegelung schon mal am Anfang, wir haben das in den Kalmen dann noch einmal aufgegriffen.
Überhaupt, so viele wunderbare Sonnenuntergänge vor Floras Bug und Sonnenaufgänge hinter ihrem Heck, dass ich hier mal nur eine kleine Auswahl einstelle:
Kochen und Essen strukturiert auf einer langen Passage den Tag und ist immer wieder ein Highlight.
Fliegende Fische. In „ihrem“ Element:
Und was man morgens so jeweils an Deck findet.
Herrliches Segeln
… und auch knackiges Segeln.
Ein kleines bisschen Bootsarbeit natürlich auch …
Flaute. Wenn sie kurz genug ist, auch mal schön.
Und sinnvoll zu nutzen. Wahnsinn, wie schnell hier im Pazifik Bewuchs entsteht. So sieht (nach zwei Wochen) eine zwei Zentimeter lange Entenmuschel aus:
Eigentlich ja ganz hübsch. Nur nicht, wenn sie in Massen am Boot klebt. Also Tauch- und Säuberungseinsatz in der Flaute. Vorher:
Nachher:
Noch mal Wolkenstimmung
Vögel sorgen auch immer mal wieder für Abwechslung.
25 Tage, 14 Stunden. Das ist lang, jedenfalls das längste Seestück, was wir bisher gesegelt haben. Tatsächlich überwiegend gesegelt, wir mussten nur 22 Stunden durch die Kalmen motoren. Da hatten wir viel Glück mit unseren taktischen Entscheidungen 😊. Und es ist auch ganz schön kurz, denn auf 4.278 sm gerechnet bedeutet es, dass wir ziemlich genau 7 kn im Schnitt gemacht haben (zwischendurch hat der Strom ordentlich geholfen und damit die windschwächeren Phasen mehr als ausgeglichen).
Und 4.300 sm sind eben ganz schön weit. Von Hamburg aus entspricht das der Luftlinie nach Peking! Der Pazifik ist nun mal groß, klar. Alle Kontinente der Erde passen gemeinsam flächenmäßig locker hinein. Wir blasen noch mal unseren Wasserball-Globus auf:
Wow, ja, der Pazifik ist groß, und Hawai‘i liegt ganz schön weit drin. Der Blick auf den Globus bringt einige Überraschungen. Wer hätte das gedacht: Hawai’i liegt westlicher als die Gesellschaftsinseln (Tahiti). Von Hawai‘i nach Neuseeland (oder nach Japan) ist es kürzer als nach Galápagos.
Das polynesische Dreieck (Südsee) ist auch noch mal hervorgehoben
Und von wegen Überraschungen: auch das Bild von Hawai´i bietet einige. Wir hatten uns z.B. vorgestellt, dass wir die hohen Vulkanberge EWIG vorher sehen würden, mindestens aber die sie umhüllenden Wolken. Nix da. Bei unserer Ansteuerung wären wir mit derartiger Navigation aufgeschmissen gewesen, die ganze Insel verhüllt sich scheinbar im Dunst, obwohl wir gutes Wetter haben (und ich extra schon mal das passende T-Shirt angelegt hab).
Aber hinsichtlich der Überraschungen: der regenreichste Ort der Welt liegt …
… auf Hawai‘i (Mount Wai’ale’ale in Hawaii. Auf dem 1’569 Meter hohen Berg auf der Insel Kaua‘i regnet es an 335 Tagen im Jahr). Und die regenreichste Stadt der USA ist …
… Hilo. Wo wir jetzt gerade sind. Und wir haben einmal mehr Glück. Hatte mein iPhone gerade noch gemeckert: 😂
Heute haben wir 16.407 Schritte zurückgelegt. Im Trockenen 😁.
Sind zum Einklarieren gelaufen (sehr nett und unproblematisch, neue US-Cruising-Licence für ein Jahr, vorher per CBP-ROAM-App vorbereitet). Und dann durchs amerikanische Industriegebiet zu Walmart und Target, SIM-Karten besorgen und Einkäufe erledigen. Zurück per Uber.
Wir sind angekommen. Und wir brauchen noch etwas Zeit, sorry. Die Bilder der Überfahrt muss ich noch erst sortieren, sonst kriegt Ihr nur Unmengen von Sonnenauf- und -untergängen zu sehen, wer will das schon 😎.
Essen 😉: New York Strip Steak Premium Angus Beef. An Bord in der (neuen) Pfanne gebraten. Auch sooo lecker.
Die Uhren auf Isabela gehen langsamer. Die Tiere bewegen sich (überwiegend) gemächlich, die Menschen tun es ihnen gleich.
Als wir den Ankerplatz anlaufen, passieren wir die “Paola”, einen kleinen Frachter, der im Schutz der ersten kleinen Felsinsel ankert, das Heck an einer großen Mooringtonne gesichert. Rechts und links von ihm liegen kleine motorlose Bargen oder Leichter, daran wiederum jeweils ein Arbeitsboot mit Außenbordmotor.
Wir ankern kurz hinter der Paola und seit nunmehr (mindestens) vier Tagen wird das Schiff entladen. Tagsüber ohne Pause wird über die schiffseigenen Ladebäume Stückgut auf die Leichter gehievt. Zementsäcke, Getränkekisten, Motorräder, Außenborder, Waschmaschinen können wir identifizieren, dazu jede Menge Kartons, Kisten und Säcke mit nicht so offensichtlichem Inhalt. Abwechselnd fahren die Leichter an die Hafenmohle, werden dort zumeist per Hand entladen (für ganz großes Stückgut kommt ein LKW mit Mobilkran) und kehren zurück. So war es vor der Einführung der Containerschifffahrt in vielen Häfen.
Ein weiteres Schiff liegt auf Reede, eine Art offene Fähre mit LadeKlappe vorn. Drei Lkw, einen Pkw und ein paar Baumaschinen können wir darauf erkennen. Um Hochwasser herum pendelt eine zweite, deutlich kleinere offene Fähre zwischen Hafenmauer und der großen Fähre hin und her, legt sich Bug an Bug davor, stabilisiert von zwei Arbeitsbooten. Beide Fähren lassen ihre Bugklappen herunter, jeweils genau ein Fahrzeug wechselt auf die kleine Fähre und wird an Land gebracht.
Warum dieser Aufwand? Vor der Hafenmole ist es flach, sehr flach. Selbst die Taxiboote fahren einen großen Bogen und tasten sich langsam an den Steg heran. Und doch, der Ablauf der Entladung der Frachter wirkt aus der Zeit gefallen, eine Reminiszenz an vergangene Zeiten.
Auch im Ort Villamil setzt sich das fort. Im Zentrum sind mehrere Straßen rund um den zentralen Platz ungepflasterte Sandwege.
Wir sehen einen Maler, der eine Hauswand neu tüncht. Er balanciert barfuß auf einem schräg an die Wand gelehnten Bambusgerüst.
Aber natürlich sind das nur Schlaglichter, die Moderne hat auch hier Einzug gehalten, das ist nicht nur an den Satellitenschüsseln erkennbar. Die kleinen Hotels werben mit Wifi, Aircondition und Warmwasser (!), E-Bikes und Elektroroller werden zur Miete angeboten.
Gemeinsam mit Susan und Holger von der Ultimate entscheiden wir uns für eine Fahrradtour und mieten dafür Strandbikes mit fetten Ballonreifen. Mit 10 $ für fünf Stunden sind die auf der sonst nicht ganz günstigen Insel ziemlich preiswert.
Am langen herrlichen Strand entlang und und dann durch das ansteigende Gelände geht es an den hier typischen Kakteenbäumen vorbei hoch zur Mura de Lagrimas.
Die Mura de Lágrimas (=Mauer der Tränen) ist Bauwerk gewordener Zeuge eines dunklen Kapitels der Inselgeschichte. Die Mauer mitten in der Wildnis wurde in den Jahren zwischen 1945 und 1959 von den Gefangenen einer Strafkolonie unter unmenschlichen Bedingungen aufgeschichtet und ist heute ein Denkmal. Neben der harten Arbeit in der Hitze muss die völlige Sinnlosigkeit des Konstrukts ein (beabsichtigter) weiterer psychologischer Tiefschlag für die Häftlinge gewesen sein.
An der Mauer vorbei steigen wir weiter den Berg hinauf auf den Aussichtspunkt “Mirador de Bahia”. Er macht seinem Namen Ehre und lässt uns einen weiten Ausblick über die Bucht bis zu unserem Ankerplatz vor Villamil genießen.
Auf dem Rückweg zu unseren abgestellten Fahrrädern sehen wir die ersten Riesenschildkröten in freier Wildbahn. Schilder hatten schon auf sie hingewiesen, aber so recht hatten wir nicht daran geglaubt.
Spannend auch, dass die für Menschen giftigen kleinen “Äpfel” der Manzanillos (die Machinel Tree kennen wir bereits aus der Karibik, man sollte nicht einmal bei Regen unter ihrem Blätterdach Schutz suchen) eine der Lieblingsspeisen der Riesenschildkröten sind.
Zurück gehts überwiegend bergab und damit leichter, trotzdem machen wir noch zwei Stops. Erst an einem Lavatunnel direkt am Meer, dann an einem Mangrovenfluss, der Süßwasser aus den Vulkanbergen führt, in den aber auch Salzwasser von der nahen Mündung hineinflutet und in dem wir ein ganz herrlich erfrischendes Bad nehmen.
An beiden Plätzen wandern wir noch ein bisschen herum und jeweils finden wir am Meer Lavasteinküste, auf denen sich die schwarzen Meerechsen tummeln. Hier auf Isabela werden sie besonders groß, bis etwa 1,3 m lang. Auch wenn das Kinomonster Godzilla tatsächlich diesen Echsen nachempfunden wurde, sie sind völlig harmlose Pflanzenfresser. Und – anders als ihr Name vermuten lässt – leben sie auch nicht im Meer, sondern suchen sich dort nur ihre Nahrung, indem sie Algen und Tang von den Lavasteinen abweiden. Dabei können sie bis zu 10 Minuten unter Wasser bleiben und insgesamt etwa eine Stunde im Meer, bevor sie sich an Land wieder aufwärmen.
Auch wenn die Meerechse lüstern hinüber zu blicken scheint, der junge “Sally Lightfoot”-Krebs steht nicht auf ihrem Speiseplan.
Fast fünf Stunden dauert unsere Tour, genau pünktlich geben wir unsere Räder wieder ab. Abgesehen von einer erforderlichen Notreperatur an Holgers Sattelstütze (der Leatherman hat zum Glück auch eine Säge) haben sie uns gute Dienste geleistet. Zum Belohnungsbier suchen wir uns einen Schattenplatz in einem der vielen netten Strandrestaurants.
Wellenreiter tragen ihrer Boards vorbei oder surfen in Sichtweite. Hatte ich erwähnt, dass unser Ankerplatz ein bisschen rollig ist 😉?
Also noch einen Drink länger an Land bleiben, uns so richtig festquatschen und den Sonnenuntergang von der Dachterrasse der Bar betrachten.
Wir sind in Kolumbien 🇨🇴. Irgendwie. Andererseits auch wieder nicht, denn wir haben nicht einklariert, liegen hier nur vor Anker, die gelbe Q-Flagge unter der Steuerbordsaling. Auf Funk hat niemand reagiert, auch der designierte Agent nicht, der auch auf unsere Email nicht geantwortet hat. An Land dürfen wir erst, wenn wir einen PCR-Test vorlegen, der nicht älter als drei Tage ist. Das wird wohl nichts. Man kann auch in Kolumbien einen PCR-Test machen (dazu kommt wohl die Gesundheitsbehörde an Bord), bis zum Vorliegen des Ergebnisses dann Quarantäne an Bord. Wenn hier keiner auf unsere Kontaktversuche reagiert, kommt das wohl auch nicht in Frage. Macht aber nichts, wir erholen uns hier eine Nacht, schlafen aus, genießen den Ankerplatz als Zwischenstopp, und dann gehts weiter Richtung Panama 😁
Schön ist es trotzdem hier. Als wir gegen 15.00 in die malerische Ankerbucht einlaufen, haben wir in den fünf Tagen und 6 Stunden insgesamt 760 sm zurückgelegt. Grün und gebirgig hebt sich die Isla de Providencia aus dem Meer.
Der Naturhafen diente dem Freibeuter (und spätere Vizegouverneur des englischen Jamaika) Henry Morgan als eines seiner vielen Verstecke, von hier organisierte er die Überfälle auf Panama.
Im bunten Mix der Bebauung kann man bei genauerem Hinsehen noch deutlich die Spuren des 2020er Hurrikans Iota erkennen, aber auch die fortschreitenden Wiederaufbauarbeiten.
Dann jetzt die Bilder zu den vorherigen (Satelliten-)Blogbeiträgen:
Steve, Paula und Helena werfen unsere Leinen in Mexico los.Irgendwie falsch, Sonnenuntergänge hinter uns …Und Sonnenaufgänge vor uns. Aber zunächst mal segeln wir ja tatsächlich nach Osten.
Überhaupt, “Segeln”. Auf diesem Törn lief knapp ein Drittel der Strecke der Motor, wenn auch zum Teil nur zur Unterstützung. Die windarmen Teilstrecken hatten aber auch ihre Vorteile. Wir lieben das Baden im tiefen Blau!
Kuchenbacken ist sonst auch schwieriger 😉
Nicht zuletzt stellte sich auch unser zum frischen Sushi erforderliche Angelerfolg unter Motor ein.
Und immerhin sind wir ja die anderen zwei Drittel hierher gesegelt.
Nach 11 Wochen Bahamas haben wir in Spanish Wells ausklariert und sind jetzt auf dem Weg in die USA. Ziel ist erstmal Beaufort, North Carolina.
Es sind etwa 560 sm, wir werden aber wind- und strömungsbedingt wahrscheinlich einen kleinen Bogen fahren und rechnen mit etwa 4 Tagen Ozeanpassage. Drückt uns die Daumen, unsere Position könnt Ihr auf Noforeignland verfolgen.
Die Bootsarbeit ruht und wir mit ihr. Wir warten auf Teile für den Wassermacher, aber die muss Julian in Trinidad bestellen. Soll eine Woche dauern, mal sehen.
Es ist ein bisschen irritierend, aber aus unerfindlichen Gründen hat jemand beim Einbau des Watermakers (für den Vorbesitzer der Flora, wahrscheinlich weil der Monteur nicht auf die Teile aus Trinidad warten wollte 😡) nicht die Original Edelstahlfittinge verwendet, sondern an jeweils einem Ende der beiden Hochdruckschläuche einen einfachen Stahlfitting. Der zum Bedienpanel führende Hochdruckschlauch weist hinter dem Panel verborgen dann an dem 90-Grad Stahlfitting gleich noch einen zweiten 90-Grad-Winkel auf, diesmal zur Abwechslung aus Bronze. Nicht gut.
Rückseite des Wassermacher-Bedienpanels
Eines der Stahlfittinge ist zugerostet, der Druck hat sich dann eben einen anderen Weg raus gesucht. Die Membran hat es wohl auch erledigt, aber die hätte ohnehin demnächst getauscht werden müssen.
Also warten wir halt auf die Teile, auch das gehört zum Langfahrtsegeln typischerweise dazu. Ist auch nicht weiter wild, es ist ja schön hier auf Antigua und es treibt uns derzeit kein Jahreszeitenwechsel und keine drohende Starkwindsaison. Im Gegenteil, die BVI als eines der nächsten potentiellen Ziele sind ohnehin noch dicht, die werden wir also auslassen müssen.
Warten wollen wir aber nicht weiter im Hafen und so verholen wir an einen Ankerplatz. Allerdings nicht ohne noch einen herrlichen Hike vom Galleon Beach über den Carpenter Trail und weiter bis zum „The Blockhouse“ zu machen, alten Festungsanlagen der Engländer oben auf der Steilküste an der Südspitze der Insel.
Am nächsten Morgen geht es dann aber von der Antigua Slipway Marina (wo wir noch unseren 600 Liter Wassertank vollgetankt haben) um die Ecke nach Falmouth Harbour und dort ankern wir vor Pigeon Beach. Die „escape“ ist schon da und wir entdecken noch einige weitere Salty Dawgs und ein paar andere bekannte Schiffe.
Das Wasser ist dieses Mal klarer als wir es bisher bei unseren Besuchen hatten und so paddeln wir mit den SUPs zum vorgelagerten Riff und Schnorcheln dort ausgiebig. Abends dann treffen wir in der Strandbar „Catherine‘s Café“ Annemarie und Volker.
Und heute: ausschlafen (ist ja Wochenende), schwimmen, ein bisschen am Unterwasserschiff schrubben, im Internet stöbern und versuchen, den Sturm auf das Kapitol und den restlichen Trump-Wahnsinn zu verarbeiten, die von Jutta geteilten „um die Ecke gedacht“-Zeiträtsel lösen, Brot backen, Drohne fliegen (kleines Video HIER), Hängematte, lecker kochen.
Jetzt, wo wir uns zum zweiten Jahreswechsel in den kleinen Antillen fragen, was denn wohl das nächste Reiseziel in unserer begonnenen neuen Karibiksaison sein könnte, werfen wir auch gerne mal wieder einen Blick auf die Karte. Und die hält durchaus Überraschungen parat.
Für mich war es (etwas peinlich 😳 ) schon mal eine Überraschung, dass das Karibische Meer auf der Karte fast so aussieht als sei es ein Binnensee, lauter Land drumherum. Na gut, gerade bei den kleinen Antillen ist ja die Beschriftung meist viel größer als die Insel 😁.
Aber auch die Dimensionen und Verhältnisse erstaunen. Kuba, dass wir wirklich gerne auf eigenem Kiel besuchen wollen, liegt nicht nur ziemlich weit weg von Antigua, vor allem wenn dazwischen auf der Route derzeit „geschlossene“ Ziele wie die BVI, Puerto Rico (Nachtrag: seit 8.1. wieder auf), Haiti und Jamaika liegen. Kuba ist zudem auch ganz schön groß! Die größte Insel der Karibik, 1.250 km lang (675 sm, ungefähr soweit wie von der Elbmündung bis zu den Färöer Inseln). Und das heißt auch, dass es von der Südküste Kubas ein ziemlich langer und bei den vorherrschenden Winden nicht ganz einfacher Weg zu den Bahamas ist, unserer angedachten Station auf dem Weg zurück in die USA für nächsten Sommer. Hm. Wieso kann uns das noch erstaunen? Wir sind doch schon vor einem Jahr in die Karibik gekommen. Na ja, aber für den Weg in die USA und zurück nach Antigua haben wir ja schließlich jeweils eine „Abkürzung“ genommen und die großen Antillen komplett ausgelassen ☺️.
Und dann geben auch einige der Beschriftungen der Karten zu Denken, beziehungsweise, Anlass zum Nachschlagen. Karibik, diverse Antillen, was meint das überhaupt? Begrifflichkeiten und Zuordnungen sind hier ziemlich vielfältig, in meiner selbst gezeichneten Karte habe ich sie der Übersichtlichkeit halber erst einmal weggelassen.
In der Benennung zurückgehend auf den Stamm der Kariben, die zur Zeit Kolumbus die kleinen Antillen bevölkerten, versteht man unter der Karibik (im engeren Sinne) zunächst die Anrainerküste und die Inseln des karibischen Meeres. Das reicht von der mexikanischen Halbinsel Yucatán im Nordwesten bis zu der östlichen Inselkette der kleinen Antillen, wird im Westen und Süden durch kontinentales Festland begrenzt und im Norden …
… tja, da wird’s schon schwierig. Nach der Karte ist man geneigt zu sagen: durch die nördlicheren großen Antillen. Allerdings liegen sowohl die Bahamas als auch die Turks- und Caicos Inseln nicht im oder am Karibischen Meer. Sie zählen aber gleichwohl gemeinhin klar zur Karibik.
Und was sind dann nochmal die verschiedenen Antillen?
Also die Großen Antillen sind jedenfalls überwiegend genau das. Groß. Zumeist mindestens so raumgreifend, dass die Beschriftung auf der Karte nicht wesentlich größer ist als die Insel 😉. Das heißt, die Großen Antillen umfassen die Inseln von Kuba bis Puerto Rico (Insel) einschließlich Cayman Islands, Jamaica und der Insel Hispaniola (auf der Haiti und Dominikanische Republik liegen).
Im Gegensatz dazu die Kleinen Antillen: damit gemeint sind die wie mit einem tropfenden Füller im Halbkreis auf die Karte geklecksten Eilande ab den noch zu Puerto Rico gehörenden Jungferninseln Isla de Vieques und Culebra, den USVI, BVI und weiter über Anguilla, Antigua und Barbuda im Nordosten über Guadeloupe, Dominica, Martinique, St. Lucia, St. Vincent und Grenada bis hinunter nach Trinidad und Tobago im Bogen und dann weiter herum wieder nach Westen bis zum westlich von Curaçao liegenden Aruba (Aufzählung bei weitem nicht vollständig).
Und wo wir schon dabei sind: da gibt’s auch noch die Niederländischen Antillen, aber die fallen aus der Reihe, weil sie nur historisch zugeordnet sind: zwei (zumindest ehemals) niederländische Inselgruppen: die ABC-Inseln Aruba, Bonaire und Curaçao vor der venezolanischen Küste und die im Nordosten der Kleinen Antillen gelegenen Inseln Saba, Sint Eustatius und die Teilinsel Sint Maarten.
Entsprechend gibt’s auch die Französischen Antillen Guadeloupe, Martinique, Saint-Barthélemy und Saint-Martin. Immerhin ist eine Äquivalent für die (aktuell oder ehemalig) britischen Antilleninseln nicht gebräuchlich, zum Glück, denn dann würde es noch viel komplizierter. Zum einen, weil so viele Mächte irgendwann Anspruch auf mindestens eine Antilleninsel erhoben haben. So zum Beispiel auch Dänemark, Schweden und sogar das Herzogtum Kurland (gehört heute zu Lettland). Zum anderen deshalb, weil viele Inseln immer wieder den Besitzer wechselten, insbesondere zwischen England und Frankreich). Den Rekord hält wohl Tobago, dass zwischen 1498 und 1814 mindestens 33 mal den Besitzer wechselte, also im Schnitt alle neuneinhalb Jahre.
Als wäre es noch nicht genug der Begrifflichkeiten: insbesondere die englischsprachigen Segler (und Revierführer/Cruising Guides) unterscheiden nach Leeward Islands und Windward Islands. Die Leeward Islands meinen dabei den nördlichen Teil der Kleinen Antillen von den US Virgin Islands bis Dominica, die zu Puerto Rico gehörende Spanish Virgin Islands Isla de Vieques und Culebra werden aber nicht dazu gezählt.
Demgegenüber sind die Windward Islands der südliche Teil der kleinen Antillen von Martinique (manchmal sogar von Dominica) bis Grenada einschließlich des etwas weiter östlich liegenden Barbados. Allerdings: die zu Trinidad und Tobago gehörenden Inseln ebenso wie die vor Venezuela liegenden Inseln und die ABC-Inseln werden nicht zu den Windward Islands gezählt.
Und ganz besonders gemein: obwohl das sprachlich so nahe zu liegen scheint, ist der deutsche Begriff der Inseln über dem Winde wiederum anders definiert, er beinhaltet sowohl Leeward Islands als auch Windward Islands.
Sein Gegenbegriff sind vielmehr die Inseln unter dem Winde, nämlich die vor der Nordküste Venezuelas liegende Inseln von Isla Margarita im Osten bis Aruba im Westen. Trinidad und Tobago werden nicht dazu gezählt, meist jedoch das viel weiter nördlich liegende (aber zu Venezuela gehörende) Aves. Um es komplett konfus zu machen, heißen diese Inseln auf englisch „Leeward Antilles“, auch das wieder eine etwas unglückliche Abgrenzung gegenüber den Leeward Islands.
Demgegenüber entsprechen immerhin die „Greater Antilles“ den Großen Antillen“ und die „Lesser Antilles“ den kleinen Antillen.
Und dann sind da noch die Lucayen (Lucayan Archipelago), sie fassen die flachen Koralleneilande der nördlich der großen Antillen gelegenen Turks- und Caicos Inseln sowie der Bahamas zusammen und werden zur Karibik gezählt, obwohl der nördliche Teil der Bahamas schon jenseits des Wendekreises des Krebses und damit außerhalb der Tropen liegt.
Schließlich: als Westindische Inseln oder englisch Westindies bezeichnet man die Kleinen und Großen Antillen plus Lucayen.
Verwirrt? Wir auch.
Wohin denn nun? Klar ist aber jedenfalls schon mal, dass die Karibik groß und vielfältig ist und wir noch viel zu entdecken haben. Sehr viel!
Wie sieht unser Zuhause eigentlich innen aus? Wir versuchen, Euch mal einen Einblick zu geben. Natürlich ist die Perspektive auf den mit Weitwinkelobjektiv aufgenommenen Fotos etwas verzerrt, die Räume wirken dadurch etwas größer(!) als sie in Wahrheit sind.
Zunächst mal die Aufteilung. Die Nummern in der Zeichnung stehen für die verschiedenen Stauräume. Sie sind prall gefüllt, die Inhalte haben wir deshalb in einer Excel-Tabelle zugeordnet um uns die Sucherei etwas zu vereinfachen.
Aber man kann eben auch ganz gut erkennen, wie Flora aufgeteilt ist. Es gibt zwei Kabinen: die Dreieckskoje im Vorschiff und die Eignerkabine im Achterschiff, beide mit eigener kleiner Nasszelle incl. Dusche. Das Bad im Vorschiff ist etwas größer und beherbergt auch unsere kleine (3,5 kg) Waschmaschine, auch der Platz zum Duschen ist etwas großzügiger. Hier in den Tropen benutzen wir allerdings vorwiegend die Außendusche an der Badeplattform am Heck des Schiffes.
Kommt man vom Cockpit aus die vier Stufen des Niedergangs herunter, ist man zunächst im „Salon“, also dem zentralen Wohnraum.
Schon seit Griechenland liegen Leinentücher über den Sesseln und auf dem L-Sofa. Sieht vielleicht nicht so gut aus, aber Schweiß und Sonnencreme hinterlassen so etwas weniger Spuren 😊.
Wendet man sich nach rechts / steuerbord, findet sich direkt am Niedergang die Pantry, also die Küchenecke.
Zweiflammenkocher, Backofen (beides mit Gas betrieben, die Gasflasche befindet sich in einem Extrafach außen), außerdem eine von uns kaum genutzte aber auch ohne Landstrom oder Generator über den Inverter betreibbare Mikrowelle, eine Doppelspüle nahe am Zentrum des Schiffes (die also auch bei Schräglage gut abläuft) und eine große von oben befüllbare (geringer Kälteverlust) Kühlbox mit drei verschiebbaren und herausnehmbaren Körben, sie reicht von der Spüle bis unter die Obstschale. Eine zweite Kühlbox, die auch als Gefrierbox genutzt werden kann (von uns aber meist nur als Getränkekühlschrank verwendet) findet sich auf der gegenüberliegenden Seite hinter dem Navigationsplatz.
Nach vorne hin schließt sich an den Salon ein knapp zwei Meter langer Gang zur Dreieckskoje an. Rechts davon sind Schapps (Stauräume), in denen sich im Wesentlichen Werkzeug und Ersatzteile befinden. Links ist die Tür zur vorderen Nasszelle.
Wenn wir keine Gäste haben, trennen wir die Backbordhälfte der übrigens gut 2 m langen Dreieckskoje mit einem Leesegel ab und stauen dort z.B. den Code0, Kissen und anderes. Aktuell auch noch Gemüse im Staunetz darüber. Sieht dann etwas wild aus 😉.
Die Vordere Nasszelle von oben durch das Decksluk gesehen:
Geht man umgekehrt vom Salon aus an der Navi-Ecke vorbei ins Achterschiff, ist über zwei kleine Türchen der unter dem Cockpit gelegene Motorraum erreichbar, der immerhin Kriechhöhe aufweist.
Hier finden sich neben unserem 75 PS Volvo der 5kw-Dieselgenerator, Heizung, Warmwasserboiler, Ladegerät/Inverter, diverse Pumpen und einiges an weiterer Installation.
Weiter nach achtern schließt sich die Eignerkabine an.
Wir haben vor der Langfahrt die beiden Matratzen der Doppelkoje an Steuerbord durch dickere ersetzt. Die Matratzenauflage (IKEA) auf der mit einem Leesegel sicherbaren Backbord-Einzelkoje findet auf Passagen ihren Platz gerne im Vorschiffsgang (bei rolligem achterlichen Wind) oder im Salon oder Achterschiffsgang (auf stampfigen Amwindkursen) und ist dann äußerst beliebt 😁, weil man sich auf ihr am ruhigsten Platz des Schiffes ausruhen kann.
Der Sitz zwischen den Kojen hat übrigens absolut seine Berechtigung. Nicht nur zum Hineinsteigen als Tritt oder zum abgeschiedenen Lesen, sondern insbesondere zum Anziehen bei kräftiger Bewegung des Schiffes.
Und zuletzt noch das durch die Eignerkabine erreichbare achtere Bad:
In dem Schrank hinter der Plexiglas-Duschabtrennung finden sich Bedieneinheit und Filter des Wassermachers. Die Membran und die Hochdruckpumpe sind unter der Eignerkoje untergebracht.