Back Home. Zurück auf der Flora.

Und, wie fühlt es sich an, nach gut 20.000 km (!!!, was für ein wunderbarer Roadtrip zweimal quer durch die USA) im Auto wieder auf Flora zu sein?

Gut 😊. Sehr gut 😃 😀.

Über vier Monate haben wir unser Boot allein gelassen. Und das auch noch in Kanada, im Winter, im Wasser. Der relativ warme und salzige Pazifik sorgt aber dafür, dass die Häfen, sofern sie nicht gerade von Frischwasser aus einem Fluss durchflossen werden, praktisch eisfrei bleiben. Na ja, und „allein“ stimmt eigentlich nicht. Zum einen, weil der Sportboothafen hier in Campbell River auch im Winter gut belegt ist. So gut sogar, dass wir keine Box bekommen konnten, sondern längsseits auf der Südseite des F-Steges liegen. Trotz der hohen Molen führt das dazu, dass Flora bei den im Winter häufigen kräftigen Südostwinden kräftig auf den Steg gedrückt wird. Also haben wir sie extra gut abgefendert und – der zweite Grund warum Flora nicht wirklich allein war – Lynn und Wulf gebeten, ein Auge auf unser Boot zu haben. Was heißt gebeten, eigentlich haben die beiden es uns sogar angeboten. (Wie wir die beiden kennengelernt haben und welche Gastfreundschaft sie uns schon im Herbst haben zukommen lassen: hier und hier und hier.)

Der Bewuchs am Unterwasserschiff (Coppercoat) hält sich in sehr engen Grenzen, obwohl Flora ja nicht bewegt wurde. Lediglich ein paar Fussel, keine Seepocken.

Und auch sonst macht Flora von außen einen guten Eindruck. Die dauerhaft aufgebaute Kuchenbude hat an den Spi-Winschen zwei kleine Scheuerstellen, sonst ist augenscheinlich alles in Ordnung. Und drinnen?

Die Winterlieger hier im Hafen (also auch wir) zahlen neben den Hafengebühren einen Pauschalbetrag für Elektrizität und haben dafür in den Booten kleine Elektroheizungen auf Frostwächterstufe laufen. Oder, wenn sie an Bord sind, auch auf höherer Stufe. Wulf hat in unserer Abwesenheit zigmal gecheckt, ob alles in Ordnung ist, sogar eine weitere Heizung ins Boot gestellt und dafür ein dickeres Zuleitungskabel gelegt. Außerdem immer mal wieder den Motor gestartet und einige Zeit laufen lassen. Und so finden wir Flora bei unserer Ankunft in einem richtig guten Zustand vor. Kein Schimmel, kein muffiger Geruch.

Was für eine Riesen-Erleichterung! Danke, Lynn und Wulf.

Unser Zuhause riecht und fühlt sich an, als wären wir gar nicht lange weg gewesen. Und das, obwohl wir auf einen elektrischen Luftentfeuchter verzichtet hatten. Nur mehrere „DampRid“ hatten wir in die Schränke gehängt. Das sind Luftentfeuchter, die über katzenstreu-ähnliche Körner die Feuchtigkeit aufnehmen und in Plastikbeuteln sammeln. Sie waren bei unserer Rückkehr überwiegend etwa zur Hälfte gefüllt. Funktion erfüllt.

Und was machen wir jetzt hier?

Erstmal ankommen, Vorräte aufstocken, neben Lynn und Wulf Freunde auch von der „Pitou“ und der „Fidelis“ treffen. Die mitgebrachten Ersatzteile einbauen.

Also zum Beispiel die am Schaft tropfende Seewasserpumpe des Dieselgenerators ausbauen und dann gemeinsam mit Wulf in dessen umfangreich ausgestatteter Werkstatt komplett auseinander nehmen, ein Lager und zwei Dichtungen tauschen und alles wieder zusammenbauen (den Impeller natürlich auch noch wechseln).

Wulf schenkt mir sogar noch eine Sprengringzange (oops, der Sprengring hat es gar nicht aufs Bild geschafft). Wir sind bisher leichtfertigerweise ohne unterwegs gewesen, aber diese Reparatur ging deutlich besser mit.

😎

Und dann auf dem Bauch über dem Motorblock liegend die Seewasserpumpe wieder in den Generator einbauen. Zwei Muttern lassen sich leicht sichern, eine sitzt an einer schwer zugänglichen Stelle, die vierte muss man „blind“ einsetzen und hat etwa einen halben Zentimeter Platz für die Bewegung des Schraubenschlüssels. War natürlich beim Ausbau auch schon so, aber da ging‘s trotzdem leichter. Gibts eigentlich ein Technik-Gesetz, dass das bei Arbeiten im Motorraum so sein muss?

Aber: Erfolgsmeldung. Der Dieselgenerator funktioniert und die Seewasserpumpe tropft nicht mehr.

Die nächste Operation dann am Wassermacher, die Durchflussanzeige muss ersetzt werden. Auch dass ein kleines Spezialteil, dass wir uns nach Deutschland hatten schicken lassen. Hier klappt der Einbau unproblematisch, allerdings wird der Test erst erfolgen, wenn wir wieder unterwegs sind. Hafenwasser mögen die Membranen nicht gern.

Wir räumen unsere Sachen wieder ein, stauen ein bisschen um und schaffen dabei auch Platz für die aus Deutschland mitgebrachte Nähmaschine, kaufen Sunbrella-Stoff für den schon lange geplanten Schutzbezug des Kohlefaser-Spinnakerbaums und für die Flicken auf der Kuchenbude. Und, wo wir schon dabei sind, gleich auch noch Blusenstoff für Wiebke. Mal sehen, ob wir um die Nutzung der Nähmaschine würfeln müssen …

Na ja, der oder die jeweils andere kann ja stricken. Die Wollvorräte aus den diversen auf dem Roadtrip besuchten Yarn Shops dürften noch eine ganze Zeit vorhalten. Und der im Nachbarort soll gerade Ausverkauf haben …

🤣

Auf nach Süden

War der kurze 20 sm Hüpfer nach Annapolis auch schon mal ein toller Saisonauftakt, eine ganze Woche hätten wir dort eigentlich gar nicht bleiben wollen.

Dass es trotzdem so kommt, ist neben dem Wetter einigen Bootsarbeiten und – vor allem – den Treffen mit anderen Seglern geschuldet. Außerdem tut es gut, wieder anzukommen auf dem Boot, sich Zeit zu nehmen. 😎 Die Atmosphäre der Stadt aufzunehmen und auf uns wirken zu lassen.

Wir kümmern uns nochmals um unseren Generator, aber da kommen wir derzeit nicht wirklich weiter. Trotz neuer Kondensatoren kommt beim Start zunächst zwei mal eine Fehlermeldung, beim dritten Start läuft dann der Generator problemlos. Noch nicht optimal!

Den neuen Teppich hatten wir uns (von Hallberg-Rassy Parts) nach Herrington schicken lassen. Beim alten war an den Rändern die Kettelung z.T. aufgegangen, einige Druckknöpfe waren defekt, vor allem aber war die Gummierung der Rückseite nach 10 Jahren nun so porös und bröselig geworden, dass wir eine Reparatur der übrigen Macken für nicht sinnvoll hielten.

Neue Druckknöpfe und das passende Werkzeug hatten wir mitbestellt. Beim Auspacken jetzt in Annapolis die freudige Überraschung: Druckknöpfe sind schon drin!

Und sie passen ziemlich gut bei den ersten drei Teppichen, die wir austauschen. Beim vierten, dem großen im Salon, machen wir dann aber lange Gesichter: die Ausschnitte für die Füße des Salontisches passen nicht, sind ein paar Zentimeter versetzt. Grrr 😖.

Tatsächlich schaffen wir es mit etwas Überredungskunst, eine Boat-Canvas-Werkstatt zum KURZFRISTIGEN Umsäumen der von uns angepassten Ausschnitte zu bringen. Per Dinghy schaffen wir den Teppich zu ihnen in den Backcreek, kaufen Lebensmittel ein und schwupp, können wir den Teppich wieder mitnehmen. Jetzt passt er 😁.

Mehrmals treffen wir Annemarie und Volker von der „escape“, feiern ausgiebig Abschied, denn zumindest für diese Saison trennen sich unsere Wege. Wir sind gespannt, wo sie sich wieder kreuzen.

Peter, ein deutscher Segler, den wir im letzten Jahr kennengelernt haben, lädt uns in sein Haus in Annapolis ein, wo wir einen sehr netten Abend mit ihm und seiner Frau verbringen.

Am nächsten Tag kommt Mario vorbei, ein amerikanischer Eigner einer anderen Hallberg-Rassy 43. Bootsbesichtigung und fachsimpeln.

Aber dann geht es los. Herrliches Segeln mit raumem bis achterlichem Wind, der anfangs zwar noch in Böen 30 kn erreicht, dann aber schnell abnimmt, so dass wir ein Reff nach dem anderen ausschütteln können.

Trotz des herrlichen Sonnenscheins und des achterlichen (und damit scheinbar ja weniger starken) Windes ist es frisch, Wiebke mummelt sich im Cockpit in eine Decke. Wird doch Zeit, südlicher zu gehen.

Das letzte Stück der 45 sm nach Solomons müssen wir wieder etwas anluven, schön, dass bei der Schotführung nur die durch die Spibaumnock geführte Spischot losgeworfen und die Fockschot dichtgenommen werden muss, der Baum kann erst einmal stehenbleiben:

Pura Vida.

Zurück im Wasser 🤩

Es ist immer aufregend, wenn der eigene Dampfer in Gurten hängend in der Luft schwebt, der Kran (Travellift) sich in Bewegung setzt und mit leichtem Schaukeln das Boot zum Wasser karrt. Dann – ganz langsam – hinunterlässt. Wir springen an Bord, kontrollieren die Seeventile und …

… 😖. Eins tropft. Nicht viel, aber eben doch stetig. HALT, Gurte noch nicht losmachen. Bei genauerer Kontrolle stellt sich heraus, dass nicht das (neu eingesetzte bronzene) Seeventil der Klimaanlagenpumpe undicht ist, sondern der nur der Deckel des Seewasserfilters darüber. Einmal aufmachen, neu mit Vaseline einsetzen, gut aber nicht zu fest zuschrauben, dicht. Erleichtert geben wir das Signal, dass die Gurte jetzt doch weg können. Der Motor, die Klimaanlage und der Generator müssen noch gecheckt werden. Das geht erst im Wasser, aber natürlich nicht an der Kranstelle. Also werden wir an einen Liegeplatz geschleppt und können dort in Ruhe alles erledigen.

Hm. In Ruhe? Ein bisschen mehr Ruhe, als wir uns gewünscht hatten. Am Donnerstag eingewassert, dürfen wir noch bis Sonntag auf dem Liegeplatz bleiben, dann müssen wir weg. Verlängern ist nicht möglich, der Hafen ist voll.

Egal, heute passiert eh nix mehr, fahren wir also auf die Bootsmesse nach Annapolis und treffen mit Annemarie, Volker (escape), Mareike (Moana), Kim und Chuck (La Rive Nord) alte Bekannte endlich wieder.

Nicht wie besprochen am Donnerstag, auch nicht am Freitag, sondern erst am Samstag (immerhin) kommt der Motor-Spezialist und erledigt seine Restarbeiten einschließlich des Spülens der Kühlkreisläufe mit einer Reinigungslösung, die Kalkverkrustungen und etwaigen Muschelbewuchs entfernt. Das muss einige Zeit einwirken, danach erst können wir die Maschinen starten.

Klappt beim Motor wunderbar. Beim Generator …

… leider nicht so perfekt. Er startet zwar, stellt sich aber nach zehn Minuten selbsttätig ab: „FEHLER AC-1 SPANNUNG“. Hm. Zugegeben hatten wir diese Fehlermeldung zuletzt gelegentlich, wenn wir starke Verbraucher angeschlossen hatten und das Batterieladegerät ebenfalls unter Last arbeitete. Dem hätten wir uns demnächst eigentlich in Ruhe widmen wollen, aber jetzt müssen wir es vorziehen. Na gut. Die wahrscheinliche Ursache sind nach gleichlautender Aussage im Manual und den Internet-Foren defekte Kondensatoren („Capacitors“, elektronische Bauteile, die die Spannung regeln). Nach einiger Suche und einem Anruf beim technischen Support von Whisperpower in Holland finde ich sie.

Bloß, wo kriege ich jetzt auf die Schnelle Ersatz her? Es gibt in Annapolis einen Whisperpower-Händler, aber derzeit ist Messe, die Auftragsbücher sind voll und Termine kaum zu bekommen. Aber Mike schaltet sich ein, lässt seine Beziehungen spielen und für Dienstag kündigt Nate von Hortonmarineservices seinen Besuch mit Ersatzkapazitatoren an. Wow.

Allerdings können wir bis dahin eben nicht in Herrington im Hafen bleiben. Wieder durch Vermittlung von Mike bekommen wir einen eigentlich unpassenden „Not“-Platz gegenüber bei Shipwright für einige weitere Tage.

Das ist mehr als gut, denn unsere Shades für das Bimini sind zwar in letzter Minute fertig geworden, allerdings sind am Bimini selbst noch in paar Nachbesserungen zu erledigen, die tatsächlich auch erst am Dienstag fertig sind. Zwischendurch haben wir es allerdings an Bord und können unsere Sunware-Solarpanele wieder auf ihm befestigen, die Loxx-Knöpfe dafür lassen sich vom alten Bimini wiederverwenden. Auch wenn es ein befremdliches Gefühl ist, in das niegelnagelneue Bimini gleich 20 Löcher zu stanzen 😬, wir wagen es und es passt.

Fühlt sich gut an, nun (soweit wir es beurteilen können) endlich alles auf Stand zu haben. Jetzt lockt die schon leicht herbstliche Chesapeake Bay und dann der Weg nach Süden.

Pura Vida.

Kleinkram in eigener Sache

Wie das eben so ist, manches bleibt gerne mal länger liegen. Damit das möglichst keine wesentlichen Arbeiten am Boot sind, gibt es auf der Flora neben der To-do-Liste ein Wartungsbuch. Muss man nur mal reinsehen und – schwupp – kündigt sich die nächste Aufgabe an. Heute war es der in drei Betriebsstunden fällige Ölwechsel unseres Dieselgenerators. Dann doch besser gleich hier als in den Bahamas, falls sich irgendein Problem auftut. Ging aber alles glatt, nebst Ölfilter und Dieselfilterwechsel.

Dann das leckende Lewmar-Heckfenster. Ausgebaut und festgestellt, dass das Problem nicht zwischen den verschraubten äußeren und inneren Rahmenteilen, sondern in der Verklebung des Glases mit dem äußeren Rahmen besteht. Da kann ich mit dem schon bereitgelegten Botyltape nichts werden. Erstmal wieder einbauen, dabei die Edelstahlschrauben vor dem Einsetzen in die Alurahmen alle säubern und mit Tef-Gel zum Korrosionsschutz versehen.

Die achtere Steuerbordwinsch auseinandernehmen und warten (die anderen kommen nach und nach dran). O.k.

Und dann die WordPress Blog-Seite. Als wir neulich den Menü-Reiter für die englische Version und den für die Linksammlung (zu anderen Blogs) eingefügt haben, waren uns bei den Untermenüpunkten fehlerhafte ins Nichts führende Dopplungen aufgefallen. Den Quatsch gerade zu ziehen war für IT-Laien wie uns die heute schwierigste und langwierigste Aufgabe. Ist noch nicht optimal, hat aber am Ende irgendwie doch geklappt. Und auch die gesegelten Routen von 2019 und 2020 sind jetzt endlich drin.

Reserve-Benzinkanister für das Dinghy volltanken.

Noch ein bisschen einkaufen und die Klinik für den zur Weiterreise in die Bahamas obligatorischen COVID-PCR-Test suchen.

Ups, ein Tag ohne Fotos. 😉

Boat work

Block Island ist einer der schönsten Plätze, den wir bisher in den USA mit dem Boot besucht haben. Die Lagune bietet einen rundum geschützten Ankerplatz, die Insel ist schön und trotz ihrer touristischen Erschlossenheit angenehm zurückgenommen und unaufgeregt, es gibt kaum Bausünden, dafür aber gute Restaurants und Spezialitäten.

Ganz klasse zum Beispiel das Garten-Grill-Lokal “Three Sisters”, das uns mit wunderbarer kreativer Küche, bewusst lokalen Zutaten, dezenter guter Livemusik und herrlich improvisiert wirkendem gemütlichen Gartenambiente verwöhnt. Eine Alkoholausschanklizenz haben sie nicht, also flitzen Wiebke und Michael zum Supermarkt um die Ecke und holen gekühlten Wein (anders als etwa in Maryland dürfen hier in Rhode Island die Supermärkte Alkohol verkaufen). Gläser stellen die Three Sisters, das Korkgeld ist mit 5$ gering. Gemeinsam mit der Crew der Escape genießen wir einen weiteren richtig schönen Abend.

Aber leider, leider: auch die Zeit auf Block Island bietet nicht nur Vergnügen. Ein bisschen Bootsarbeit ist dann doch immer zu tun. So auch hier. Unser Dieselgenerator (für die Stromerzeugung an Bord, wenn Solar und Windgenerator nicht ausreichen) schaltet sich weniger als eine halbe Minute nach dem Start wieder ab und meldet ”zu hohe Abgastemperatur”. Das ist nun eher unwahrscheinlich, aber wie Wiebke in der Bedienungsanleitung herausfindet, wird mit diesem Hinweistext auch auf mangelnden Kühlwasserfluss hingewiesen, bevor die Abgastemperatur einen kritischen Wert erreicht.

Der Motorraum der Flora beherbergt neben (genauer: hinter) dem Motor auch den Generator. Mit schon entfernter Schallschutzhaube des Generators sieht das so aus:

Über dem Motor liegend, kann man also am Generator schrauben, wobei die Seewasserpumpe zum Glück an der vorderen Seite des Generators verbaut ist.

Die Kontrolle des Impellers der Seewasserpumpe ergibt ein desolates Bild:

Nun ist der Wechsel des Impellers eigentlich nicht schwierig, obwohl der des Generators (anders als bei unserem Motor) eine Papierdichtung hat. Die muss ebenfalls getauscht werden und dazu vorsichtig mit einer scharfen Klinge vom Gehäusedeckel entfernt werden, ohne ihn zu zerkratzen. Wir legen den Deckel über Nacht in eine Wasser-Essig-Lösung, das vereinfacht das Abkratzen.

Das Blöde ist nur: die am Impeller fehlenden Flügelteile müssen aus dem Kühlkreislauf entfernt werden. Da ich sie nicht im Pumpengehäuse finde, (bis auf eins, dass mir beim Öffnen entgegenfällt und in den unerreichbaren Tiefen der Generatorbilge verschwindet) muss ich sie im Verlauf der Kühlwasserschläuche suchen, die ich dafür nacheinander abbaue. In den beiden zwar langen, aber vergleichsweise einfach zugänglichen ersten Leitungen findet sich leider nichts. Ich befürchte, dass sich die Flügelreste vor dem Engpass des Wärmetauschers sammeln, der aber liegt schwer zugänglich auf der Rückseite des Generators, halb verborgen vom Rahmen der Schallschutzhaube. Nach intensiver telefonischer Beratung mit Chief Jan per Telefon mache ich mich erstmal an den Zulaufschlauch vom Seeventil zur Wasserpumpe. Und – Glück gehabt – obwohl entgegen der Fließrichtung findet sich hier ein erstes Flügelteil. So ermutigt, fingere ich mit einer Pinzette ein weiteres aus einem der 90-Grad-Metallwinkel, auf denen die Schläuche mit Schellen befestigt sind. Da ich aber nicht von beiden Seiten drankomme, fädele ich ein Stück Leine hindurch und finde den Rest (hoffentlich jedenfalls alle großen Teile). Zusammensetzen lässt sich das Puzzle nicht mehr 😉.

Entgegen meiner Befürchtung lässt sich der Deckel auch ziemlich unproblematisch wieder aufsetzen, wobei wir die Verdickung der Dichtung (und damit die Montagestelle) außen auf dem Deckel mit Edding markieren und die Dichtung mit etwas Vaseline am Deckel anhaften, damit sie bei der Montage nicht so leicht verrutscht.

Dann der spannende Moment: ja, der Generator springt an und läuft auch problemlos zwei Stunden, das soll erst mal reichen. Juhu!

Und das kann gefeiert werden, denn es ist natürlich nicht die einzige Bootsarbeit: Michael hat in der Zwischenzeit einmal mehr ein kulinarisches Highlight in der Pantry gezaubert:

Ausgangssperre verlängert, Einkaufen geht.

Es war keine große Überraschung für uns, dass die Regierung von Antigua und Barbuda die seit einer Woche bestehende Ausgangssperre jetzt vor Ostern verlängert hat. Eher schon, dass sie (erstmal) nur eine weitere Woche gilt und es – außer dem nunmehr zur Pflicht gewordenen Tragen einer Schutzmaske – keine Verschärfungen gibt. Zuvor gab es Gerüchte, dass alle Geschäfte (auch Supermärkte) schließen müssten.

Und wie sieht der 24/7-Curfew hier auf Antigua also weiterhin aus? Spazierengehen und Sport (auch alleine) ist nicht gestattet, der Strand ist komplett leer. Wir dürfen aber ums Boot schwimmen und in Bootsnähe Standup-Paddeln, das hat die Coast Guard ausdrücklich bestätigt. Man darf ja auch in seinem Garten Sport treiben. Eine maßvolle Auslegung, für die wir sehr dankbar sind. Von den Geschäften darf nur „essential business“ aufmachen, vor Ort sind das Supermarkt, Pharmacy (eher eine Drogerie als eine Apotheke), die Werft (einschließlich Wäscherei und Gasflaschen-Füllservice auf deren Gelände) und außerdem der Budget-Marine Bootsausrüster (!).

Landgänge bzw. Dinghyfahrten sind dann auch ausschließlich zu diesen Geschäften und zu keinem anderen Anlass gestattet. Verstöße gegen die Ausgangssperre werden hart bestraft. 2.500 oder 5.000 EC$ Geldstrafe oder ein halbes Jahr Gefängnis drohen, wenn man erwischt wird. Sowohl diese Geldstrafen als auch die Gefängnisstrafen sind jetzt schon mehrfach verhängt worden.

Also beschränken wir uns auf das, was zulässig ist. Gestern am Gründonnerstag haben wir zum ersten Mal seit der Ausgangssperre wieder eingekauft und unseren Bestand an frischen Lebensmitteln wieder aufgefüllt. Der einzige Supermarkt hier am Ort ist immer noch gut sortiert und hat auch praktisch keine Regallücken.

(Bild von letzter Woche, noch ohne Maske)

Nur, vor dem Einkauf gilt es eine Hürde zu nehmen: die Zugangsbeschränkung. Zunächst mal sind die Öffnungszeiten (für alle „essential business) eingeschränkt auf die Zeit zwischen 07.00 Uhr und 12.00 Uhr. Außerdem dürfen nur maximal zehn Kunden in den Laden. Beim Supermarkt führt das zu einer ziemlichen Schlange, zwischen zwei und vier Stunden warten ist normal.

Wir haben uns also zur frühestmöglichen Zeit auf den Weg gemacht (vor 07.00 darf man nicht am Dinghydock sein) waren um 07.05 am Supermarkt und hatten rund 80 Leute vor uns. Man zieht eine Nummer und stellt sich an. Die Schlange geht über den Parkplatz (Sonne) und dann am Markt entlang (Schatten), immer schön mit 2 m Abstand. Masken oder sonstige Bedeckung von Mund und Nase sind Pflicht. Übrigens hat ein anderer Ankerlieger in der Funkrunde selbstgenähte Masken zum Verschenken angeboten, ein anderer das Einkaufen für Ältere oder Risikogruppenangehörige. Die Gemeinschaft ist klasse hier.

Um 09.45 werden keine weiteren Nummern mehr ausgegeben, wer jetzt noch kommt würde nicht mehr reinkommen. Zwanzig Minuten später sind wir dann dran, nach drei Stunden Wartezeit. Immerhin dürfen wir beide in den Markt, obwohl wir nur eine Nummer haben. Einem anderen deutschen Paar war das eine Stunde früher noch verwehrt worden.

Mit zwei vollen Rucksäcken und zwei Taschen plus einem Beutel voller Eiswürfel geht’s zurück zur Flora. Das Ausladen soll schnell gehen, damit das Eis nicht schmilzt, aber das ist keine so gute Idee. Wiebke ist schon an Bord, aber als ich übersteige ruckt eine Welle das Dinghy in die Leine, ich schlage mir das Schienbein am Bootsheck auf und lande im Wasser. Sowohl Eiswürfel als auch Handy gehen mit mir baden (aber wir überleben alle 😉).

Ein Gutes hat das Ganze auch: bei der Versorgung der Platzwunde finden wir in unserer umfangreichen Medizinkiste unverhofft noch etwas ganz anderes:

Uns geht’s gut hier, wir sind wirklich froh auf Antigua zu sein. Eventuell gönnen wir uns zu Ostern noch einen kleinen Tapetenwechsel und verholen in eine andere Bucht. Aber nicht vor Ostersonntag, denn am Samstag sind wir dran mit dem Funkrundenquizz. Canada, Spanien, Kroatien und die Schweiz wurden von Seglern aus diesen Ländern schon mit jeweils 10 selbstausgedachten „wahr oder falsch“-Fragen vorgestellt, heute sind die USA dran und morgen dann wir. Bisher war’s immer witzig und lehrreich, also müssen wir wohl noch etwas an unseren Fragen und Erläuterungen feilen 😳.

Und zu ein bisschen Bootsarbeit haben wir es auch gebracht. Der Generator hat seinen Öl- und Ölfilterwechsel bekommen, der unbeliebte Ausbau und die Reinigung der Toilettenventile ist ebenfalls vollbracht und das Handmikrophon der UKW-Funke ist vom Kartentisch an den Niedergang gewechselt, wofür die sieben Meter Kabel durch die Kabelschächte und unter der dafür abgenommenen Deckenverkleidung entlang neu verlegt werden mussten. Dafür können wir jetzt endlich auch vom Cockpit aus die große Funke benutzen und müssen uns nicht mit der kleinen und schwächeren Handfunke behelfen.

Die darf aber trotzdem zum Beispiel auf dem Vorschiff beim Genießen der Sundowner-Funkrunde weiter zum Einsatz kommen 😉

Thanks to SY Hope for this pic!