Bergfest und Gamechanger

Heute vormittag war es soweit: Bergfest, wir haben die Hälfte der Strecke von Mindelo nach Port Elizabeth auf Bequia hinter uns. Unfassbar, in nur 6 Tagen, wobei wir heute mit einem Etmal von 189,4 sm einen neuen Flora-Rekord aufgestellt haben. Und das, obwohl wir heute nacht um 22:30 von der Passatbesegelung mit ausgebaumtem Code0 an Backbord und ausgebaumter Fock an Steuerbord heruntergegangen sind auf Schmetterlingssegeln mit (per Bullenstander gesichertem und außerdem einmal gerefftem) Groß Backbord und der ausgebaumten Fock an Steuerbord, also deutlich kleinerer Segelfläche.
Der eigentliche Gamechanger kam dann aber am Nachmittag. Der erste Squall erschien hinter uns, eine klar abgegrenzte Regenwolke, die bis hinunter aufs Wasser reichte. Wir rollten schnell die Fock ein. Keinen Moment zu früh, den der Squall kam unglaublich schnell näher, erwischte uns nur mit seinem Rand und brachte trotzdem 30 statt bisher 20 kn, nur um uns nach seinem Durchzug erst einmal in schlappen 15 kn Wind zurück zu lassen.
Das Gute ist, dass wir noch Zeit fanden, die Radareinstellungen zu testen, mit denen wir den Squall am besten erkennen können. Nachts sind sie nämlich nicht so leicht auszumachen, da hilft das Radar dann sehr. Das Schlechte ist, dass uns gerade schon der dritte Squall seine Aufwartung machte. Die Zeiten des konstanten Windes sind wohl leider erstmal vorbei.
Außerdem ist heute das erste Sargassum an uns vorbei gezogen. Dieses Kraut bildet manchmal große Wiesen, in denen man regelrecht steckenbleiben (oder jedenfalls deutlich verlangsamt werden) kann. Letztes Jahr soll es in der Karibik und auf dem Weg dorthin eine regelrechte Flut von Sargassum gegeben haben, für dieses Jahr haben wir derartiges noch nicht gehört. Hoffen wir mal, dass sich das Zeug nicht verdichtet.

5. Tag der Atlantiküberquerung

Fünf Tage (und fast fünf Nächte, hier ist es jetzt gerade 4 Uhr morgens) sind wir jetzt schon unterwegs von den Kapverden in die Karibik. Wir kommen weiter mit Riesenschritten voran, weit besser als wir es uns vorgestellt hatten. Gestern 186 sm, heute werden es wohl jedenfalls wieder über 1 0 sm werden, so haben wir schon über 900 sm zurückgelegt. Fast soviel, wie wir früher auf der Ostsee in einer ganzen Saison gesegelt sind. Und doch, es ist weniger als die Hälfte der Strecke über den Atlantik.
5 Tage – was haben wir gesehen? Zunächst einmal: nicht viel. Kein einziges anderes Schiff oder Segelboot in der ganzen Zeit, nur einmal ein Frachter auf dem AIS (elektronisches Schiffsidentifzierungssystem), aber 11 sm entfernt und damit außerhalb unseres Sichtfeldes. Keine Wale, nur Jan hat einmal zwei Delfine gesichtet. Kaum Vögel.
Und dann andererseits sooo viel. Scheinbar endlose Weite, die ehrfürchtig macht. Wir alle kennen die Ausmaße des Ozeans, sind schon über den Atlantik geflogen. Aber es ist ein anderes Ermessen seiner Dimension, wenn man tagelang Welle um Welle erklimmt, vom Passatwind kraftvoll und schnell geschoben, und doch noch nicht einmal die Mitte des Ozeans erreicht hat. Wenn Flora dabei einerseits die Kraft der Natur auf so wundervolle Weise ausnutzt, andererseits aber auch das Boot von den Wellen dauerhaft und doch ungleichmäßig geschaukelt und überholt, manchmal auch urplötzlich mit Wucht hin und her geworfen wird. Wenn die Weite trotz der Bootsgeschwindigkeit unveränderlich erscheint, wir dem Westhorizont so entgegen sausen und er einfach zurückweicht und ein weiteres Stückchen der weißgekrönten Wellenlandschaft vor uns auftauchen lässt.
Scheinbar unverändert und doch so vielfältig. Unsere Nächte waren bisher wolkig, der abnehmende Mond geht immer später auf und lässt den Beginn der Nacht tiefschwarz erscheinen. Man hört die Wellenberge heranrauschen, spürt wie sie das Boot anheben und zumeist sanft unter ihm hindurchziehen. Dann wird das Boot langsamer, nur um im nächsten Moment von der folgenden Welle wieder beschleunigt zu werden. Manchmal kann man in den brechenden Wellenkämmen Meeresleuchten sehen, wie auch die von Flora selbst aufgeworfenen Wellen von grün leuchtenden Pünktchen und zum Teil regelrechten Lichtflecken durchsetzt sind. Werden die Nächte durch den Mond heller, können wir das nicht mehr beobachten. Es ist fast hypnotisch, vom Cockpit aus in Floras Bugwelle zu schauen und irgendwie darauf zu warten, dass Delfine ihre Lichtspur hinzufügen (haben wir bisher leider noch nicht erlebt). Jetzt, in der helleren zweiten Nachthälfte, kann ich dafür die Wellenberge hinter dem Schiff auf tauchen sehen – mehr Vorwarnzeit zum Abstützen ;-).
Und tagsüber: war es die ersten Tage ziemlich grau, also eher Grauwassersegeln unter grauer Wolkendecke. Gestern dann zum ersten Mal auf dieser Passage Sonne zwischen den Wolken, sofort leuchtet das Wasser blau, wunderschön. Das Tüpfelchen auf dem i: wir fangen auch noch einen Mahi Mahi für unser Abendessen.
Und wir haben das erste Mal auf See (nicht bei Erreichen eines anderen Landes) die Uhr eine Stunde zurück gestellt. Durch unsere Fahrt nach Westen verschieben sich die Zeiten von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang täglich so sehr, dass das jetzt nötig wurde.

Per Iridium-Satellit gesendet, also ohne Bilder. Wir freuen uns immer riesig über Eure Kommentare, auch wenn wir sie erst lesen und beantworten können, sobald wir wieder Internet haben.

4. Tag der Atlantiküberquerung

Allen an Bord geht es gut. Wir sind immer noch ziemlich schnell, alle drei bisherigen Etmale lagen über 170 sm, insgesamt hatten wir heute mittag bereits 524 sm im Kielwasser.
Das ist mehr als wir erwartetet haben. Und wir haben auch mehr Wolken als wir erwartet haben. Keine weißen Passatwölkchen, sondern eine meist geschlossene Wolkendecke. Keine Sonnenuntergänge, keine Sternenhimmel. Immerhin gibt der Mond auch durch die dünne Wolkendecke Licht.
Ansonsten versuchen wir, unsere Routinen zu finden, werden ordentlich durchgeschaukelt und haben wieder mal einen Köder an einen viel zu großen Fisch verloren: die Angel biegt sich, die Leine surrt kurz und – pling – ist die Schnur schon gerissen, wir sind froh, dass wir das zurückschnellende Ende nicht in den Windgenerator bekommen. Aber wir sind auch einfach zu schnell 😉 Zum Schleppangeln ideal wären nicht mehr als 5 kn, wir sind aber meist mit 7 kn unterwegs. Luxusproblem. Wünschen Euch allen einen schönen dritten Advent.

1. Tag der Atlantiküberquerunge

Wir sind gut losgekommen, gestern um 11.30 haben wir die Leinen in der Marina Mindelo gelöst. Die Düse zwischen Sao Nicolau und Santo Antao hat uns ein paar Kopfzerbrechen beschert, insbesondere weil sie begleitet wird von einer rund 50 sm langen Schwachwindzone hinter der hohen Insel Santo Antao. Durch beides mussten wir irgendwie durch. In der Düse hatten wir dann auch bis zu 37,7 kn Wind, aber eben von hinten und bei mitsetzender Tide. Nur mit ausgebaumter Fock sind wir dort gut hindurch gerauscht. Der Plan, der Schwachwindzone durch einen recht weiten Schlag nach Südwesten auszuweichen ist fast aufgegangen, in der Nacht hatten wir dann doch ziemlich wechselnde Winde (in Stärke und Richtung), unser schwächstes „Stundenetmal“ lag denn auch unter 4 sm. Aber das hat insgesamt nicht viel ausgemacht, das wirkliche Etmal (also die in den ersten 24 Stunden zurückgelegte Strecke) waren 171 sm und das trotz der vielen Segelmanöver heute nacht.
Und auch jetzt kommen wir ganz gut voran. An die hohe Atlantikwelle müssen wir uns erst wieder gewöhnen, ich durfte heute nacht mal wieder die Fische füttern, aber das ist ja auch nicht ungewöhnlich bei mir am Anfang einer längeren Tour. Jetzt wirds langsam besser, außerdem kommt auch die Sonne raus 😉

Per Iridium-Satellit gesendet, also ohne Bilder. Kommentare können wir erst wieder lesen und beantworten, wenn wir wieder in Landnähe sind und Internet haben.

Tschüß Kapverden

Auf Deinem Shirt stehen die Dinge, die Du gerne wärst, nicht die Du bist”
Textzeile aus dem Lied “Stockhausen und Bill Gates und ich” von Kettcar

Die Kapverden haben uns richtig gut gefallen. Das Landesmotto lautet “No Stress” und meistens haben wir es hier auch genau so erlebt. Wir sind vor allem sehr froh, mehrere Inseln der Gruppe besucht zu haben, Stadt und Land, Hinterland und Küstenorte, Bergregionen und flache Halbwüste. So sehr unterschiedlich, nicht nur landschaftlich. Vor allem aber haben uns auch die Menschen, die wir hier treffen durften jeweils ganz andere Aspekte der Kapverden aufgezeigt.

Gestern hat uns Uli noch einmal eine andere Facette vor Augen geführt. Uli ist ein Bekannter aus Wiebkes Studienzeit, der seit gut drei Jahren für die EU in deren Büro in der Hauptstadt Praia auf der Ilha de Santiago tätig ist. Ganz spannend z.B. die politische Einordnung etwa des (auch finanziellen) Engagements Chinas auf den Inseln, die auch in den Gesprächen mit Lauri und seiner Familie schon Thema war. Erwartete und eingeforderte Gegenleistungen für die Entwicklungshilfe der verschiedenen Weltmächte. Oder auch hinsichtlich der immer noch bestehenden Auswanderungswünsche der Jugend, trotz allen Nationalstolzes. Nochmal einen externen Blick auf Drogen- und Gewaltproblematik vor allem der großen Insel Santiago, die wir genau aus diesem Grunde für uns von Anfang an aus unserem Törnplan ausgeschlossen hatten. Wir haben uns auf allen von uns besuchten Inseln hier immer sehr sicher gefühlt, aber man sollte die Augen nicht verschließen vor dem besonders hier in Mindelo doch deutlich sichtbaren Armutsgefälle nicht nur zu (uns) Besuchern sondern auch innerhalb der Inselbevölkerung. Villen mit Swimmingpool und halb verfallene oder halbfertige Bauten liegen oft nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Lauri hat mehrfach betont, dass auch er vorsichtig ist mit dem, was andere sehen können und was Begehrlichkeiten wecken könnte.

Und immer im Hinterkopf: wie verändern sich die Kapverden? Was bringt die Zukunft diesem Inselstaat ohne große Rohstoffe, der derzeit deshalb vor allem den Tourismus zu entwickeln versucht? Ein Kreuzfahrtterminal hier in Mindelo ist in der Planung, soll im nächsten Jahr (mit holländischer Hilfe) gebaut werden. Bleibt etwas für die normale Bevölkerung hängen?

Fischer reparieren ihr Boot am Strand vorm Hafen von Mindelo mit Ankerliegern und einer AIDA im Hintergrund
Straßenszenen in Mindelo

Wir haben heute unsere Abfahrt um einen Tag verschoben, wollen die morgen nicht mehr ganz so starken Winde abwarten und statt dessen noch etwas Kultur hier in Mindelo tanken. Zuerst besuchen wir das kleine Museu do Mar im Nachbau des bekannten Lissabonner Wahrzeichens Torre de Belém, hier direkt am Hafen. Vor allem die Ausstellung über den Walfang im dritten Stock und die Dachterrasse mit ihrem Blick sind die zwei Euro Eintritt locker wert. Darüber kann man bei den fünf Euro Eintritt in die Césaria Évora- Ausstellung in der Casa do Colleccionador eher streiten, dass neben Kleidern der Diva hauptsächlich bunt zusammengewürfelte Fotos (und Fotoalben) der berühmtesten Sängerin der Kapverden zeigt.

Nachbau des Torre de Belém, in portugiesischer Zeit erbaut (und mit portugiesischem Geld restauriert)

Und jetzt am Nachmittag runden wir unsere Vorbereitungen noch etwas ab. Schäkel und Splinte an Bord werden nochmal kontrolliert und durch das Boot (in dem inzwischen überall Obst und Gemüse herumhängen) zieht der Duft von frisch gebackenem Brot.

Die Möhren haben zum Glück später noch einen besseren Platz gefunden 😉
Die Zitrusfrüchte hängen in einer mit Gummiseilen abgespannten Drahtampel unter der Duschstange im vorderen Bad, ein großer Bunsch Bananen (aber keine ganze Staude) draußen am Achterstag.

Jetzt kann’s wirklich losgehen mit der Atlantiküberquerung.

WAS IST WAS- Das Schöne am Neuen

Obst und Gemüse erfordern ein wenig Ein- oder Umgewöhnung. Nix dramatisches, vieles kommt einem bekannt vor, aber auch das birgt Überraschungen. Bananen zum Beispiel. O.k., man sieht bei uns selten ganze Bananenstauden, aber entscheidender ist, dass die Bananen hier in sehr unterschiedlichen Arten angeboten werden, die für uns nicht so leicht zu unterscheiden sind.

Hiesige (Dessert-)Banane. Manchmal sehr klein und jedenfalls sehr lecker.

Kochbananen sehen (un)praktisch genauso aus wie normale (Dessert-)Bananen, sind meist etwas größer (schlechtes Unterscheidungsmerkmal, weil die „normalen“ Bananen hier eher kleiner sind als bei uns im EDEKA), sind aber roh erst in quasi überreifem Zustand genießbar. Man muss sie eben kochen, frittieren oder backen. Erfordert halt ein wenig Flexibilität, wenn man meinte, sie als „normale“ Bananen gekauft zu haben. Auch Verständigung ist Glückssache 😉.

Obst- und Gemüsestand auf dem „afrikanischen Markt“ in Mindelo
Orangen, Zitronen, die grünen stacheligen Dinger werden hier als Paúls-Früchte, von einer jungen Verkäuferin dagegen als „Pinha“ verkauft, sehen aufgeschnitten aus und schmecken wie Cherimoya, also Weiß mit schwarzen, nicht essbaren großen Kernen und sind SEHR lecker, rechts unten Papaya von São Vincente
Maniok, Zwiebeln, Yams. Bekanntes und uns Unbekannteres bunt gemischt. Viel auszuprobieren, macht Spaß und hat (bisher) immer gut geschmeckt.

Am besten ist es da natürlich, sich von Einheimischen bekochen zu lassen 😁. Wir hatten Laury aus Hamburg auf Sal kennengelernt und er hatte uns das Versprechen abgenommen, uns zu melden wenn wir nach Mindelo kommen. Haben wir natürlich gemacht und wir werden von seiner Gastfreundschaft überwältigt. Laury ist in Mindelo geboren und aufgewachsen, mit 15 dann aber – wie viele hier – zur See gefahren um der (portugiesischen) Wehrpflicht und dem Einsatz als Kanonenfutter in Kolonialkriegen zu entgehen. Später war er beim Bezirksamt Mitte in Hamburg beschäftigt, heute ist er pensioniert und fährt im Winter gern für ein paar Monate auf die Kapverden. Er zeigt uns nicht nur Mindelo, sondern lädt uns zu einem Cachupa-Essen zu seiner Schwester ein. Natürlich inclusive Catalina und dem inzwischen eingetroffenen Jan. Und da treffen wir dann auf viele Familienmitglieder und Freunde, dass von Laurys Schwester zubereitete Nationalgericht wird in großer geselliger und sehr internationaler Runde auf der Dachterrasse verzehrt.

Schwedisch, Deutsch, Kanadisch, US-amerikanisch, Portugiesisch, Philippinisch und vielleicht noch mehr. Es sind auch gar nicht alle Gäste auf dem Foto. Jedenfalls auch Kapverdisch. Laury im geblümten Hemd neben Wiebke.

Danke, Laury, muito obrigado an alle für Eure wunderbare Gastfreundschaft!

Santo Antão

Der Wecker klingelt. Um halb sechs! Aber die erste Fähre von Mindelo hinüber nach Porto Novo auf Santo Antão geht halt schon um sieben, und die wollen wir erwischen. Es schaukelt ganz gut auf der einstündigen Überfahrt und wir sind bei der bewegten See froh, nicht mit Flora versucht zu haben, auf einem der wenigen und als rollig bekannten Ankerplätze vor der nordwestlichsten Kapverdeninsel unterzukommen. Stattdessen wechseln wir in Porto Novo direkt von der Fähre ins Taxi und vereinbaren mit dem Fahrer, auf alle Fälle die alte Kopfsteinpflasterstraße quer über die Insel hinüber nach Ribeira Grande zu benutzen.

Zunächst geht’s durch trockene Landschaft hinauf in die von Osten karg erscheinenden, faltig aufgeworfenen Berge, über deren Spitzen dicke Wolken hängen.

Schön zu sehen die plüschig zottelige Armaturenbrettauflage, ohne die ein Aluguer oder Taxi hier scheinbar nicht auskommt 😉. Hier ausnahmsweise in dezentem Grau, sonst aber auch sehr gern in knalligen Farben genommen.

Aber schon bald sind wir in den Wolken, es wird feucht

und dann eben auch fruchtbar, was selbst in den steilen Gebirgslagen genutzt wird.

Aber vor allem führt die Fahrt auf der anderen Seite des hohen Passes hinter dem Pico da Cruz mit seinem für uns wegen der Wolken unsichtbaren Krater wirklich spektakulär weiter. Die Straße windet sich auf dem schmalen Kamm eines Gebirgsrückens hinunter nach Ribeira Grande, manchmal geht es auf beiden Seiten fast senkrecht in die Tiefe.

und zwar WEIT in die Tiefe. So können wir ganz tief unter uns schon unser späteres Ziel, das Xôxô-Tal liegen sehen. Erreichbar ist es aber nur über eine Sackgasse von Ribeira Grande aus.

Aber erst einmal fahren wir nach Ribeira Grande, wo wir zum ersten Mal die kapverdische Nationalspeise Cachupa (einen langsam gekochten Eintopf aus Mais, Bohnen, Maniok und Süßkartoffeln und was noch so da ist) probieren und so gestärkt den Ort mit seinen bunten aber auch zum Teil ärmliche Seiten und seinen vielen Wandmalereien erkunden.

Hier haben es die Fliegenden Fische bis auf die Fassade geschafft
Und auch die Wasserversorgung wird gleich neben der entsprechenden Statue auch auf einem Wandbild thematisiert

In Ribeira Grande warten unglaublich viele Aluguers auf Passagiere (das hier ist aber offensichtlich noch nicht ganz voll genug),

aber wir fahren mit unserem Taxi weiter ins Xôxô-Tal. Eigentlich wollten wir dort übernachten, aber wir sind zeitlich so gut, dass wir hier eine kleine Wanderung machen und dann noch weiter die Insel erkunden können.

Zuckerrohr, Bananen, Papaya und Zimtapfel (Pinha) gedeihen hier üppig, auch Yams wird angebaut. Alles in dem schmalen steilen Tal erfordert Handarbeit, maschinelle Unterstützung scheint es kaum zu geben. Nach oben ins Dörfchen führt nur eine Treppe, Autos kommen da nicht hin.

Papaya und Banane
Zuckerrohr am terrassierten Hang
Weg hinauf nach Xôxô

Kontrastprogramm nach der Bergwanderung: wir fahren zurück ans Meer, nach Ponta do Sol. Fischer schleppen gerade ihren Fang zu den Verteiltischen, wo scheinbar nach Sorte und Gewicht aufgeteilt wird, die Frauen tragen dann die jeweiligen Rationen zum Markt oder nach Hause.

jedenfalls haben wir uns das so zusammengereimt. Ob’s stimmt?

Danach fahren wir im Norden von Santo Antão die Küstenstraße entlang zurück Richtung Porto Novo, mit einem Abstecher ins grüne und fruchtbare Paúl-Tal und der Besichtigung einer Grog-Brennerei (Grog heißt der hiesige Rum, ein ziemlicher Rachenputzer; entschärft als Ponche wird der Zuckerrohrbrand mit Melasse gemischt). Auch hier sind Straßenführung und Blicke wieder spektakulär.

Da reiht sich dann der Blick von der Fähre auf den Leuchturmfelsen vor Mindelo im Sonnenuntergangslicht auf der Rückfahrt nahtlos ein. Was für ein Tag!



Mindelo

Der Absprungort für die Atlantiküberquerung von den Kapverden aus ist Mindelo. Zugleich wartet die Stadt als einzige des ganzen Archipels mit einer Marina und damit mit einer vernünftigen Infrastruktur für Segelboote vor einem großen Törn auf. Hier können wir die Proviantierung noch um die frischen Sachen wie Obst und Gemüse ergänzen, noch mal Wasser und ggf. Diesel tanken, zur Not (zu Apothekenpreisen) sogar noch notwendiges Bootszubehör bzw. Ersatz- oder Verschleißteile kaufen. Um uns herum sind die Boote alle mit „letzten“ Vorbereitungen beschäftigt. Aber wir haben ja noch Zeit. Catalina ist für 10 Tage zu Besuch gekommen, Jan wird Samstag eintreffen und mit uns bis Martinique segeln.

Und so lassen wir es gemütlich angehen und erkunden zusammen ein wenig den Ort. Die Häuser sind größer als in den von uns hier bisher besuchten Orten, kein Wunder, Mindelo (früher: Porto Grande) ist eine Stadt mit rund 80.000 Einwohnern. Hier unten am Hafen findet sich neben einigen sehr modernen Bauten noch viel koloniale Architektur aus der portugiesischen Zeit.

So auch im Gemüsemarkt (ziemlich leer, wenn man erst kurz vor Feierabend reinschaut 😉):

Wieder ist es bunt hier, aber es werden auch andere Akzente gesetzt. Eine neue Art der auf den Kapverden so beliebten Wandmalerei sehen wir auch: eine zweistöckige Fassade ist mit dem Portrait der berühmtesten kapverdischen Sängerin Cesária Évora verziert:

Erst bei näherem Hinschauen erkennen wir, dass dieses Bild nur durch in den Putz des Hauses geschlagene „Löcher“ gebildet wird:

Und auch der Stadtstrand hinter dem Fährterminal überrascht uns. Wieder positiv, die Farben habe ich nicht bearbeitet 😁:

Ah, fast vergessen. Auf der Fahrt hierher hatten wir wieder einmal Angelglück, ein schöner Mahi Mahi mittlerer Größe, perfekt fürs Abendessen.

Und wo sind wir jetzt? Die aktuelle Position der Flora findet Ihr hier:



Santa Luzia

Wie – das erste Adventskalendertürchen geht gerade auf und wir feiern schon das skandinavische Lucia-Lichterfest? Falls ja, dann jedenfalls irgendwie anders 😁.

Wir ankern gefühlt im Monument Valley,

tatsächlich aber vor der Südwestseite der unbewohnten Insel Santa Luzia. Gegenüber des kleinen Felseninselchens Ilhéu Zinho zieht sich ein breiter, wunderbar feinsandiger Strand die ganze Bucht entlang. Als wir ankommen, liegt nur ein einziges weiteres Boot in der Bucht, kurz vor Sonnenuntergang kommt ein drittes hinzu. Beide sind am nächsten Morgen schon früh wieder verschwunden. Wir aber bleiben, haben wir uns doch einen Landgang auf der Insel vorgenommen. Santa Luzia macht das dem Besucher allerdings nicht leicht: obwohl der Strand in Lee (*1) der Insel gelegen ist, blasen hier fortwährend Williwaws (*2) aus den Tälern heraus. Zudem gibt sich die See zwar ruhig und wir rollen auch nicht übermäßig vor Anker, aber die Dünung brandet trotzdem in beeindruckenden Wellen auf den Strand. Das Dinghy würde bei diesen Wellen große Gefahr laufen umzukippen. Nicht nur dass wir dann unfreiwillig baden würden, der Außenbordmotor des Beibootes mag solche Taucheinheiten gar nicht.

Also bleibt nur, FREIWILLIG Baden und an Land zu schwimmen. Kamera, Handtuch und trockene Klamotten kommen in einen Drybag (*3), Flossen und Taucherbrille an und dann los.

Und tatsächlich erwischt uns kurz vorm Strand eine brechende Welle so, dass Wiebke fast eine Flosse (kann sie gerade noch retten) und ganz ihre Taucherbrille verliert (finde ich aber gleich wieder). Alles gut gegangen.

Wir erkunden ein wenig die Gegend und ganz ausgiebig den Strand. Exklusiver geht’s nicht, den kilometerlangen Sandstrand haben wir ganz für uns alleine.

Und wir sehen uns in der Einschätzung bestätigt, den Landgang besser nicht mit dem Beiboot versucht zu haben:

Zurück an Bord (klappt unproblematisch) genießen wir einen ruhigen Nachmittag mit selbstgebackenem Kuchen. Dann kommen Fischer vorbei, denen wir zwei Juwelen-Zackenbarsche abkaufen, das Abendessen ist also auch gesichert 😄.

(*1) windabgewandte Seite

(*2) scheinbar aus dem Nichts kommende Fallböen mit bis zu doppelter Stärke des eigentlich herrschenden Windes

(*3) quasi ein Sack aus Lkw-Plane, der wasserdicht zusammengerollt und verschlossen werden kann