Tschüß Kapverden

Auf Deinem Shirt stehen die Dinge, die Du gerne wärst, nicht die Du bist”
Textzeile aus dem Lied “Stockhausen und Bill Gates und ich” von Kettcar

Die Kapverden haben uns richtig gut gefallen. Das Landesmotto lautet “No Stress” und meistens haben wir es hier auch genau so erlebt. Wir sind vor allem sehr froh, mehrere Inseln der Gruppe besucht zu haben, Stadt und Land, Hinterland und Küstenorte, Bergregionen und flache Halbwüste. So sehr unterschiedlich, nicht nur landschaftlich. Vor allem aber haben uns auch die Menschen, die wir hier treffen durften jeweils ganz andere Aspekte der Kapverden aufgezeigt.

Gestern hat uns Uli noch einmal eine andere Facette vor Augen geführt. Uli ist ein Bekannter aus Wiebkes Studienzeit, der seit gut drei Jahren für die EU in deren Büro in der Hauptstadt Praia auf der Ilha de Santiago tätig ist. Ganz spannend z.B. die politische Einordnung etwa des (auch finanziellen) Engagements Chinas auf den Inseln, die auch in den Gesprächen mit Lauri und seiner Familie schon Thema war. Erwartete und eingeforderte Gegenleistungen für die Entwicklungshilfe der verschiedenen Weltmächte. Oder auch hinsichtlich der immer noch bestehenden Auswanderungswünsche der Jugend, trotz allen Nationalstolzes. Nochmal einen externen Blick auf Drogen- und Gewaltproblematik vor allem der großen Insel Santiago, die wir genau aus diesem Grunde für uns von Anfang an aus unserem Törnplan ausgeschlossen hatten. Wir haben uns auf allen von uns besuchten Inseln hier immer sehr sicher gefühlt, aber man sollte die Augen nicht verschließen vor dem besonders hier in Mindelo doch deutlich sichtbaren Armutsgefälle nicht nur zu (uns) Besuchern sondern auch innerhalb der Inselbevölkerung. Villen mit Swimmingpool und halb verfallene oder halbfertige Bauten liegen oft nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Lauri hat mehrfach betont, dass auch er vorsichtig ist mit dem, was andere sehen können und was Begehrlichkeiten wecken könnte.

Und immer im Hinterkopf: wie verändern sich die Kapverden? Was bringt die Zukunft diesem Inselstaat ohne große Rohstoffe, der derzeit deshalb vor allem den Tourismus zu entwickeln versucht? Ein Kreuzfahrtterminal hier in Mindelo ist in der Planung, soll im nächsten Jahr (mit holländischer Hilfe) gebaut werden. Bleibt etwas für die normale Bevölkerung hängen?

Fischer reparieren ihr Boot am Strand vorm Hafen von Mindelo mit Ankerliegern und einer AIDA im Hintergrund
Straßenszenen in Mindelo

Wir haben heute unsere Abfahrt um einen Tag verschoben, wollen die morgen nicht mehr ganz so starken Winde abwarten und statt dessen noch etwas Kultur hier in Mindelo tanken. Zuerst besuchen wir das kleine Museu do Mar im Nachbau des bekannten Lissabonner Wahrzeichens Torre de Belém, hier direkt am Hafen. Vor allem die Ausstellung über den Walfang im dritten Stock und die Dachterrasse mit ihrem Blick sind die zwei Euro Eintritt locker wert. Darüber kann man bei den fünf Euro Eintritt in die Césaria Évora- Ausstellung in der Casa do Colleccionador eher streiten, dass neben Kleidern der Diva hauptsächlich bunt zusammengewürfelte Fotos (und Fotoalben) der berühmtesten Sängerin der Kapverden zeigt.

Nachbau des Torre de Belém, in portugiesischer Zeit erbaut (und mit portugiesischem Geld restauriert)

Und jetzt am Nachmittag runden wir unsere Vorbereitungen noch etwas ab. Schäkel und Splinte an Bord werden nochmal kontrolliert und durch das Boot (in dem inzwischen überall Obst und Gemüse herumhängen) zieht der Duft von frisch gebackenem Brot.

Die Möhren haben zum Glück später noch einen besseren Platz gefunden 😉
Die Zitrusfrüchte hängen in einer mit Gummiseilen abgespannten Drahtampel unter der Duschstange im vorderen Bad, ein großer Bunsch Bananen (aber keine ganze Staude) draußen am Achterstag.

Jetzt kann’s wirklich losgehen mit der Atlantiküberquerung.