Schöne Bescherung und trotzdem frohe Weihnachten

Zwei vorgezogene “schöne Bescherungen” haben den 23. Dezember für uns mit ungeplanten Aktionen angereichert.

Die kleinere Überraschung gibt’s schon am Morgen, als wir das Dinghy für die Überfahrt nach Barbuda vorbereiten. Der Außenbordmotor ist mit einem Vorhängeschloss am Dinghyspiegel gesichert (lock it or loose it). Das Schloss 🔐 lässt sich aber einfach nicht öffnen, offenbar innen festgerostet. Selbst nach intensiver Behandlung bewegt es sich keinen Milimeter, auch WD40 versagt. Also Brachialmethode Bolzenschneider. Der ist ja eigentlich als Notfallwerkzeug zum Wanten kappen an Bord als Backup neben der Flex, aber die Flex bietet sich wegen des Funkenflugs im Dinghy nicht so an 😉.

Na gut, nur eine kleine Verzögerung und so ein Vorhängeschloss ist ja leicht zu ersetzen.

Die größere und weitaus unerfreulichere Bescherung stellt sich erst in Barbuda ein. Der Generator läuft, der Watermaker macht Wasser, Wiebke hängt etwas gespülte Handwäsche an der Reling auf. Was pülscht da?

Nachgucken. Hm. Die Bilgepumpe? Ach nee!

Ich nehme die Matratzen unserer Achterkoje hoch, dann deren Auflagebretter. Es spritzt mir entgegen. Wassermacher aus!

Die genauere Untersuchung ergibt, dass mindestens der Hochdruckschlauch am Watermaker kaputt ist (es spritzt durch einen Riss im Schlauch), eventuell zusätzlich auch sein Fitting an der Membrane. Grr. Das ist hier am Ankerplatz wahrscheinlich nicht zu beheben, ich habe jedenfalls keine Ersatzteile dafür dabei, keine Ahnung, ob ich auch noch Spezialwerkzeug brauche (Antwort übrigens: nein). Nicht wirklich dramatisch, wir haben noch über 250 Liter Wasser im Tank und auch einiges Trinkwasser in Flaschen (abgefüllt direkt vom Watermaker) als Reserve. Außerdem kommt nachher die Escape an den Ankerplatz, die könnten uns zur Not sicher aushelfen. Trotzdem ist die (Weihnachts-)Laune erstmal etwas angeschlagen.

Glück im Unglück: ebenfalls unter der Achterkoje, ausgerechnet da, wo sich das Wasser vor dem Ablaufen in die Bilge (den tiefsten Punkt im Schiff) gesammelt hat, war bis vor kurzem noch unsere Ersatzlichtmaschine gestaut. Die hatte ich erst vor ein paar Wochen rein vorsorglich an einen auch im Fall der Fälle trockeneren Ort umgeräumt 😅.

Wiebke beim Trockenlegen, das lange schwarze Rohr unter ihr enthält die Membrane des Watermakers.

Eine kleine Nachfrage in der „Antigua Cruisers“ Facebookgruppe und bei den Salty Dawg bringt schon mal die Erkenntnis, dass es in Falmouth auf Antigua einen Spezialisten gibt, der Watermaker aller Hersteller repariert. Ein Anruf dort und Julian von „Watermaker Services“ bestätigt mir, dass er den entsprechenden Schlauch vorrätig hat. Ich soll den alten ausbauen und ihm mit den Fittingen vorbeibringen. Dabei ist weiter nichts zu beachten, außer dass ich einen Stopfen auf den Membraneauslass setzen soll, damit die Membrane nicht vollständig trockenfällt.

Ok. Das hebt meine Stimmung schon mal deutlich, es kann zeitnah repariert werden und der erste Schritt ist schon getan.

Andreas von der „Aphrodite“, den wir in Jolly Harbour getroffen haben, meldet sich, er könne vielleicht helfen. Als die Escape ankommt meint Volker, er habe einen Ersatzschlauch und weitere Ersatzteile für den Watermaker dabei, die müssten auch passen. 😊 Da stellt sich die fröhliche Weihnachtsstimmung doch schnell wieder ein.

Wir wünschen Euch allen gesunde, fröhliche und gesegnete Weihnachten auch in diesen besonderen Zeiten und einen guten Start in ein hoffentlich gutes neues Jahr!

Für Weihnachten nach Barbuda?

Wir würden gern den Heiligabend ein bisschen besonders gestalten. Vor genau einem Jahr, am 24.12.2019 sind wir nach der Atlantiküberquerung auf der Insel Bequia in der Karibik angekommen. Das war allerdings SEHR besonders. Und dieses Jahr?

Inoch vom Shack-A-Kaï hat angeboten, für uns ein Bonfire 🔥, ein Lagerfeuer am Strand zu machen und Lobster zu grillen. Das ist verlockend.

Allerdings sind Wind- und Wellensituation gerade jetzt nicht soooo super einladend, um aus der geschützten Deep Bay in Antigua 30 sm nach Nordnordosten zum Cocoa Beach auf Barbuda zu segeln.

Auf besonderen Wunsch meiner Schwester: Schildkröte in der Deep Bay. An der Oberfläche sehen sie ja beim Luftholen doch eher gequält aus, aber unter Wasser habe ich dort keine erwischt. Wer sie lieber „fliegen“ sieht, hier eine kleine Erinnerung an unsere Anfänge in der Karibik.

Am Montag probieren wir es mit dem Schlag hinüber nach Barbuda, sehen aber bald ähnlich gequält aus wie die Schildkröte. Eigene Schuld, wir haben uns nicht gut vorbereitet und die Bedingungen unterschätzt. Statt der im Wetterbericht angekündigten 22 kn in Böen messen wir später selbst am Ankerplatz gut 30 kn. Da ist es nicht hilfreich, wenn man für „das kurze Stück“ nicht mal den Außenborder vom Dinghy an den Heckkorb umgebaut hat. Bei solchen Bedingungen hilft dann nur die schnelle Entscheidung, gleich wieder umzudrehen, zurück zum Ankerplatz.

Heute sind wir besser vorbereitet. Die Bedingungen sind immer noch nicht toll, die Vorhersage ist die gleiche, aber es ziehen scheinbar keine zusätzlichen Squalls durch. Also wieder los.

Tatsächlich haben wir maximal 25 kn, das ist doch schon mal besser. Außerdem haben wir das Groß gleich in paar mal gerefft, Außenborder natürlich am Heckkorb, Bellybands unterm Dinghy in den Davits. Geht doch. Ein Spaziergang ist es aber trotzdem nicht:

Aber gut vier Stunden später ist es ja auch schon wieder vorbei, wir ankern ohne große Welle und mit nur sehr langem Schwell vor dem wunderschönen Sandstrand am Cocoa Point auf Barbuda.

Erstmals sehen wir hier wilde Esel direkt vor unserem Boot am Strand, bisher haben wir sie nur manchmal nachts gehört.

In die andere Richtung, nur wenig später:

Und ebenfalls in Richtung Heck, nur nochmal einiges später sehen wir Jupiter und Saturn nicht mehr wie gestern umschlungen, aber doch noch ganz eng bei einander.

Und entweder hat die Kamera auch ein paar der Jupitermonde mit eingefangen 👍 …

… oder ich hab Flecken auf der Linse des Objektivs 😳.

Paradies?

Die Bilder der letzten drei Posts mögen den Eindruck erwecken, Barbuda käme dem Paradies sehr nahe. Tatsächlich werden fast alle positiven Klischees der Karibik hier bedient: scheinbar endlose helle Strände, Palmen, Ankerplätze im leuchtenden Türkis. Und es ist alles andere als überfüllt.

Die Schattenseiten zeigen sich oft erst auf den zweiten Blick. Die ins Meer abrutschende Ruine des Luxushotels am Nordende des Durchbruchs in die Lagune hatte ich ja schon erwähnt und auch am Princess Diana Beach vergammeln Ruinen eines einstigen Luxushotels. Aber Sprengkraft hat nicht nur die Naturgewalt des Hurrikans bewiesen, sondern auch der verwaltungsseitige Umgang mit den Folgen.

So wurden die Bewohner Barbudas nicht etwa VOR dem Hurrikan Irma von der Insel evakuiert, sondern ganz überwiegend DANACH (!) mit dem Argument eines drohenden weiteren Hurrikans. Wer sich nicht evakuieren lassen wollte wurde verhaftet. Viele mussten ein Jahr lang auf Antigua bleiben und durften in der Zwischenzeit immer nur tageweise zurück auf ihre Heimatinsel.

Zudem wurde von der Regierung in Antigua und Barbuda der Versuch unternommen, das bis dato zumindest gewohnheitsrechtlich bestehende (und in Teilen 2007 im Barbuda Land Act auch kodifizierte) Gemeinschaftseigentum der Bewohner Barbudas am Grund und Boden dieser Insel umzuwandeln in “normales” Privateigentum. Den Locals wurde wohl angeboten, das jeweils von ihnen genutzte Grundstück für einen symbolischen Preis von einem Dollar zu kaufen, also privates Grundeigentum auf Barbuda einzuführen. Einige sehen darin den Versuch, die Naturkatastrophe als Vehikel für eine gesellschaftsrechtliche Änderung zu nutzen (“disaster capitalism”). Festgemacht wird dieser Vorwurf auch daran, dass potentielle Betreiber großer Luxushotels während der Phase der Evakuierung die Insel betreten und ihre Planungen vorantreiben durften, die dann kurz darauf mit langfristigen Erbbaurechtsverträgen abgesichert auch in die Umsetzung gingen, während die zerstörten bisherigen Hotels weiter vor sich hin rotten. Eine (umfangreiche und englische) Zusammenfassung dieser Position findet sich auf der Seite des Independent.

Ob es wirklich beabsichtigt ist, in die flache Lagune vor Codrington eine Luxusmarina für Superyachten hineinzubaggern? Ganz sicher würde das nicht nur den Charakter Barbudas verändern, sondern auch einen empfindlichen Eingriff in diese riesige Kinderstube für Fische, Lobster und Fregattvögel bedeuten.

Letzteren statten wir im „Frigate Bird Sanctuary“ gemeinsam mit Annemarie und Volker und geführt von dem lokalen Fischer Salomon einen Besuch ab. Es ist das größte Schutz- und Brutgebiet dieser beeindruckenden Vögel in der westlichen Hemisphäre. Tatsächlich ziehen die ihren roten Kehlsack aufblasenden Männchen nach erfolgter Balz und und ein wenig Beteiligung an der Aufzucht in der Zeit von September bis April weiter nach Galapagos, während die (an der weißen Brust erkennbaren) Weibchen hier bleiben (weißer Kopf übrigens Jungvogel).

Wir waren im Frühjahr schon einmal hier, gegen Ende der Balz, die Brut war schon im vollen Gange, einige Küken schon geschlüpft. Gefühlt waren diesmal mehr Männchen da.

Und die Fregattvögel sind nicht nur toll anzuschauen, es sind auch ohnehin faszinierende Tiere, selbst wenn sie nicht am dritten Advent wie rote Weihnachtsbaumkugeln aus dem Grün leuchten 😉. Sie sind im Verhältnis zur Körpergröße leichter als jeder andere Vogel, zumal ihre Knochen zu einem großen Teil luftgefüllte Kammern enthalten. Und sie sind beeindruckend groß, können über 2,4 m Flügelspannweite erreichen. Dies und ihre Wendigkeit im Flug nutzen sie, um anderen Vögeln im Flug deren Beute abspenstig zu machen, die sie dann im Sturzflug meist noch vor der Wasseroberfläche auffangen. Das machen sie nicht nur gerne z.B. mit den kleineren Tropikvögeln, das Verhalten ist sogar schon gegenüber Fischadlern beobachtet worden, mit denen sich sonst außer den Seeadlern kaum jemand anlegt. Und noch eine Besonderheit: Fregattvögel können in der Luft „schlafen“, bei einem gechipten Fregattvogel wurde von Wissenschaftlern eine Dauerflugzeit von 4 Monaten beobachtet.

So gesehen ist es schön, dass diese Prachtexemplare hier auf den Mangroveninseln im Norden der großen Lagune auf Barbuda ihr Vogel-Paradies haben, selbst wenn es vom Hurrikan Irma gerupft und zeitweise entlaubt wurde, es hat bisher jedenfalls weiter Bestand.

Einsamer Strand

So sieht’s aus. Low Bay, an der Westseite von Barbuda. Zumindest in Corona-Zeiten kann es Mitte Dezember passieren, dass sich kein anderes Schiff hierher an den wunderbaren, steil aus dem türkisfarbenen Wasser aufsteigenden feinsandigen Strand südlich der Lagunenpassage verirrt. Im Frühjahr hatten wir hier nördlich des Durchbruchs geankert, aber die halbverfallene und langsam ins Wasser abrutschende Hotelruine dort schlägt doch ein bisschen auf die Stimmung.

Am 6. September 2017 zog der Kategorie-5-Hurrikan “Irma” mit etwa 300 km/h genau über Barbuda, zerstörte 95 Prozent der Gebäude. Zudem riss er hier ein Loch in die schmale Nehrung, die die Codrington Lagune bis dahin nach Westen hin abschloss. Sämtliche Einwohner der Insel wurden damals nach Antigua evakuiert, viele kamen erst Monate später zurück auf die Insel (wenn überhaupt, noch nach einem halben Jahr war es weniger als ein Drittel der ursprünglichen Bewohner).

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Hurrikan der flachen Lagune einen zusätzlichen Meerwasserzugang verschafft. Und wie bisher immer, wird sich wohl auch diese Lücke irgendwann wieder auf natürliche Weise schließen. Derzeit ist aber die Passage mit flach gehenden Fischerbooten oder Dinghys möglich. Allerdings steht häufig eine konfuse Welle über dem größten Teil des Eingangs, es sieht in der Enge trotz sonst eher ruhigem Wetter auch heute durchaus beeindruckend aus:

Wir beschränken uns da lieber darauf, mit den Paddelboards auf die sogar mit ein paar Palmen bestandene Landzunge zu fahren und den Strand der Halbinsel zu erkunden, die karibischen Farben und die Blicke hinüber zu unserer Flora auszukosten.

Am Abend kommt dann die Escape an den Ankerplatz, mit Annemarie und Volker verbringen wir wieder mal einen schönen Abend, diesmal auf der Flora.

Anhalter und Dress code

Beim morgendlichen Schwimmen um die Flora gibt’s mal wieder eine Überraschung. Wir haben Anhalter. Unter Wasser. Gleich vier Schiffshalterfische haben sich mit den Saugplatten auf ihrer Stirn an Floras Rumpf geheftet, zwei größere und zwei etwas kleinere.

Ein bisschen herumpruddeln am Boot, Wäsche waschen, sich mit der Frischwasserpumpe auseinandersetzen. Sich wundern über die Bauarbeiten am Cocoa Point, wo gerade Luxushäuser entstehen, obwohl die Insel eigentlich kein privates Grundeigentum kennt. Die Regierung (von Antigua und Barbuda) sitzt auf Antigua und hat dem Betreiberkonsortium einen langfristigen Erbbaurechtsvertrag vereinbart, um diese Klippe zu umschiffen. Entsprechend sind viele der Locals wenig begeistert. Hinzu kommt, dass nur ein kleines Stück weiter die Küstenlinie hinunter die Strandhäuser eines bisherigen Luxushotels hier am “Princess-Diana-Beach” ein Opfer des letzten Hurrikans geworden sind, man sieht fast nur noch die Fundamente. Aber trotzdem werden laufend potentielle Investoren per Wasserflugzeug eingeflogen und dann per Amphibienfahrzeug an Land gebracht. Sie sollen sich ja nicht die Füße nassmachen. Wir hatten das bereits im Frühjahr beobachtet, da schienen die Wasserflieger aber noch häufiger zu landen.

Uns dagegen bleiben nasse Füße – was nicht schlimm ist – nicht erspart, als wir uns am Nachmittag natürlich wieder hinüber zum verlockend feinsandigen Strand verholen.

Inoch hat eine kleine, wunderbare Bar hier direkt auf dem Traumstrand. “SHACK-A-KAÏ” wurde von ihm erst 2019 eröffnet. Die ganze Geschichte findet sich auf dem Blog von Andrea und Kai.

Wir haben hier schon im Frühjahr eine tolle Zeit gehabt, trotzdem finden wir es erstaunlich, dass sich Inoch offenbar noch an uns erinnert. Als wir mit dem Dinghy anlanden hilft er uns, Florecita auf den Strand zu ziehen. Wie schon gestern machen wir erstmal einen Spaziergang am Strand.

Kleidungsfarblich haben wir uns wohl schon angepasst. Mimikry oder der erste Teil des Dresscodes 😂.

Und dann geht’s zu Inoch in seine SHACK-A-KAÏ. Viel Betrieb ist nicht, kein Wunder bei nur drei Ankerliegern in der Bucht. Aber das gibt uns die Gelegenheit, ausführlich mit Inoch zu plaudern und den Ausblick zu genießen. Wenn schon der unvermeidliche Spiegel hinter der Bar dieses Bild zeigt …

kann man es wohl aushalten:

Den zweiten Teil des Dresscode halten wir in jedem Fall auch ein:

Warum Barbuda?

Warum segelt eigentlich irgendwer nach Barbuda? Das habe ich mich beim ersten Blick auf die Seekarte gefragt. Die rund 24 km lange und 14 km breite Insel ist überwiegend flach (höchster “Berg” 42 m!), hat mit Codrington nur einen einzigen, ausweislich des Revierführers aber nicht sehenswerten Ort sowie insgesamt deutlich unter 2.000 Einwohner. Es gibt viele Flachs und Riffe, aber keine richtig gut geschützten tief einschneidenden Ankerbuchten, Häfen sowieso nicht. Man ist auf Ostwinde (die aber ja auch vorherrschen) angewiesen, um einigermaßen gut und schwellarm zu liegen.

Also warum?

Zum Beispiel darum:

Und nein, wir waren auf unserem langen Strandspaziergang nicht ganz alleine. Wir haben tatsächlich EINE andere Seglercrew getroffen.

Mal wieder segeln

Die Vorhersage ist günstig: für heute soll der Passat südlicher kommen und etwas schwächer sein. Wir wollen das nutzen, um die 30 sm hoch nach Barbuda zu segeln, ohne auf dem zumeist flachen Sockel zwischen den beiden Inseln hoch am Wind gegen eine sich aufsteilende Welle kämpfen zu müssen.

Für den Start haben wir uns eine kleine Komplikation ausgewählt, wir möchten die Nonsuch Bay durch den Spithead Channel nach Norden verlassen. Auf der Navionics-Seekarte sieht das mit den grünen Riffen wenig verlockend aus:

Interessant ist der Hinweis in der Navionics-eigenen “Active Captain Community”, wonach die Karte an dieser Stelle falsch ist:

Tatsächlich ist auf Google Earth der Kanal klar erkennbar und ohne Riff in seiner Mitte:

Über die nützliche Georeferenzierung von Google Earth hatte ich bei unserer Passage von Great Bird Island schon geschrieben. Und – der ein oder andere wird es schon erkannt haben – das ist nicht die Originalansicht von Google Earth, sondern die in der App “Ovitalmap” heruntergeladene Offline-Variante. Dort kann man auch Tracks hineinladen, die andere Boote zur Verfügung stellen. Mit unserem (zugegeben nicht optimalen) Track, bei dem wir immer mehr als 5 m Wasser hatten, sieht das in der fraglichen Passage so aus:

Dass die Passage unproblematisch machbar ist hatten uns Andrea und Kai von der Silence gestern noch einmal bestätigt. Sie hatten uns auch auf Ovitalmap hingewiesen. Ich wollte es runterladen, aber: ich hatte es schon auf dem iPad, nur noch nie benutzt. Wurde also dringend Zeit 😁. Mit Eyeball-Navigation war die Rinne übrigens immer gut erkennbar.

Und danach konnten wir dann segeln. Sogar endlich mal wieder unseren Gennaker.

Ohne Groß, machen wir sehr selten. War aber auch nur recht kurz, dann kam von Osten was dazwischen

Also den blauen “Harry Potter” (er wohnt bei uns unter der Niedergangstreppe) wieder runter und lieber mit Groß und später zusätzlich der Fock weiter.

Ein Stück müssen wir auch motoren. Aber wir haben reichlich Angelglück. Zuerst allerdings zweimal Barrakuda, die gehen wegen der Ciguateragefahr gleich wieder ins Wasser. Dann eine Blaurückenstachelmakrele. Eine Golddorade wird uns leider abgefressen. Zum Schluss noch ein schöner Wahoo. 🎣

Fischfilets mit Gnocchi und Kürbis zum Abendessen am Ankerplatz Cocoa Point in Barbuda 😁.

Also Antigua!

Zur Eindämmung des Coronavirus werden auch hier in der Karibik allenthalben Maßnahmen getroffen, allerdings – wie in Europa auch – nicht in allen Staaten gleichzeitig. Da hier in den kleinen Antillen fast jede größere Insel ein eigener Staat ist, führt das zu einem Flickenteppich von sich in schneller Folge verändernden (=derzeit: verschärfenden) Regularien für die Segler, die sich zwischen den Inseln bewegen.

Verständlicherweise sind die Auswirkungen auf Segler nicht das Allererste, was beim Erlass neuer Regelungen in den Sinn kommt oder geprüft wird. Ist eine Regelung zur Corona-Eindämmung aber erstmal getroffen, wird sie von den ausführenden Oganen/Behörden in der Regel mit Vehemenz umgesetzt, auch das ist vor dem Hintergrund einer Pandemie nur zu verständlich. Es führt allerdings in manchen Fällen zu nur schwer verdaulichen Situationen, wenn etwa einem Segler trotz schlechten Wetters und rauer See das Anlegen in einem Hafen des Landes verwehrt wird, in dem er sich schon längere Zeit bewegt (so geschehen auf Madeira) oder nach tagelanger Fahrt (von den Kanaren nach Marokko) das Schiff mit Maschinenpistole im Anschlag zur Umkehr gezwungen wird.

In solche Situationen möchten wir natürlich nicht kommen. Auch hier in den kleinen Antillen werden zunehmend Grenzen geschlossen, Häfen gesperrt, beim Einreisen 14tägige Quarantäne vorgeschrieben, Ausgangssperren verhängt, dem Vernehmen nach z.T. sogar Ankerplätze geräumt (z.B. Îles des Saintes oder Bequia).

Nachdem sich in den letzten Tagen die Situation immer unübersichtlicher gestaltete, hatten wir für uns drei Länder als mögliche Fixpunkte herausgesucht, in denen wir die weitere Entwicklung in Ruhe beobachten könnten. Zunächst einmal Antigua und Barbuda 🇦🇬 , in dem wir seit Anfang des Monats einklariert sind, darüber hinaus Guadeloupe 🇫🇷 und Sint Maarten 🇸🇽 / St. Martin 🇫🇷, die beide mit einer längeren Tagesfahrt erreichbar gewesen wären. Allerdings: bei Guadeloupe und St. Martin zeichnete sich wegen der Anbindung an Frankreich früh ab, das die in Frankreich getroffenen strikten Maßnahmen auch hierhin ausstrahlen würden. Und tatsächlich: dort wie auch im holländisch geprägten Sint Maarten ist die Einreise für neu ankommende Schiffe inzwischen seit dem 18. März nicht mehr möglich. Wäre unglücklich gewesen, wenn man sich dorthin auf den Weg gemacht hätte und nicht rechtzeitig vor Schließung angekommen wäre.

Wir bleiben also hier in Antigua und Barbuda. Vor gut einer Woche, am 12. März, hatte ich ja schon mal zitiert: „If you’re gonna get stuck, get stuck somewhere nice“. Und „nice“ ist es hier allemal. Es gibt zwar Restriktionen, einklariert werden kann nur noch in der Hauptstadt St. John’s, aber die Bewegungsfreiheit im Land ist bisher nicht eingeschränkt. Wir können also zwischen den Ankerplätzen hin und her wechseln.

Und das machen wir auch: zuletzt in Barbuda am Cocoa Point Anchorage verholen wir uns etwas weiter nördlich in die Low Bay (wieder vor Anker) und machen von dort aus einen geführten Ausflug in das Vogelschutzgebiet im Norden der großen Insellagune.

Links Ankerplatz, rechts Lagune. Hurrikan Irma hat diese Dinghydurchfahrt in die westliche Nehrung gerissen, die sich aber bereits langsam wieder schließt.

Guide George holt uns mit einem flachgehenden Boot ab und bringt uns in das Schutzgebiet. Auch diese von den Fregattvögeln als Brutgebiet geschätzte Mangrovenlandschaft wurde von Irma schwer getroffen. Sie erholt sich aber und auch die Zahl der dort lebenden Fregattvögel nimmt erstaunlich schnell wieder zu.

Die Wucht des Hurrikans und auch das Schließen der durch ihn verursachten Wunden werden deutlich an diesem (gefüllten) Seecontainer, den Irma rund zwei Meilen durch die Luft schleuderte und der heute fast schon von Magroven überwuchert ist.

Etwas weiter zeigen sich dann auch die Fregattvögel. In der Balz versuchen die geschlechtsreifen Männchen die Weibchen durch Aufblasen ihres roten Kehlsacks zu beeindrucken.

Eigentlich ist die Zeit dafür schon vorbei, längst hocken bereits flaumige, gar nicht mehr kleine Federknäuel in den Mangrovennestern. Aber die übrig gebliebenen Junggesellen werfen sich trotzdem noch mächtig in Schale, aus der Entfernung wirkt es gelegentlich, als seien Luftballons 🎈 in den Büschen hängen geblieben.

Fregattvögel sind riesig, ihre Flügelspannweite kann über 2,40 m erreichen. Dabei sind sie im Verhältnis zu ihrer Größe die leichtesten Vögel überhaupt. Ihre Beute fangen sie im Flug, wobei sie – wenn sie selbst jagen – selten mehr als mit dem Schnabel oder höchstens Kopf ins Wasser tauchen. Mit gutem Grund: ihr Gefieder ist nur unzureichend wasserdicht. Sind sie zu lange im Wasser saugt es sich voll und sie können kaum noch starten. Auch das sehen wir auf unserer Exkursion, wobei das Wiederaufsteigen in die Lüfte dann doch noch klappt, aber erst nachdem unser Guide schon begonnen hat, zu einem Rettungsversuch anzusetzen.

Der fast ausgewachsene, aber noch nicht geschlechtsreife Jungvogel (erkennbar am weißen Kopf) hat große Mühe wieder in die Luft zu kommen.

Der Name Fregattvögel kommt übrigens von einer weiteren Eigenart bei der Nahrungsbeschaffung, die an die Überfälle der Kriegsschiffe erinnern mag. Die sehr wendigen Fregattvögel bedrängen andere Vögel im Flug so sehr, bis diese ihre eigene Beute fallen lassen, die der Fregattvogel dann dann oft noch im Flug auffängt.

Am Tag nach dieser für uns eindrucksvollen Exkursion segeln wir wieder nach Süden, zurück in den Westen von Antigua nach Jolly Harbor. Der Grund hierfür ist vorrangig, dass wir zum einen die weitere Entwicklung in Sachen Corona von einem Ort mit guter Versorgungslage beobachten wollen. Das betrifft einerseits den Proviant: wir sind gut ausgerüstet, stocken aber vor allem noch frische Lebensmittel wie Milch, Käse, Obst und Gemüse auf. Zum Anderen ist unsere in Spanien gekaufte 11kg-Gasflasche jetzt doch mal leer. Wir haben zwar noch eine griechische 10 kg-Flasche in Reserve, aber der notwendige „Adapter # 2“ (zwischen deutschem Druckminderer und griechischer Flasche ist nicht auffindbar. Grrr. Wir hatten ihn ausgeliehen, glauben aber eigentlich ihn wiederbekommen zu haben. Nur ist er jedenfalls nicht da, wo wir bisher überall gesucht haben. Kochen können wir trotzdem: erstmalig kommt unser Backup, eine elektrische Induktionskochplatte zum Einsatz und bewährt sich dabei gut, wobei sie allerdings über den Inverter betrieben mächtig viel Strom aus unseren Batterien saugt, wenn wir nicht nur unseren Morgenmokka zubereiten.

Der Törn hinunter nach Jolly Harbor bietet uns 30 sm wunderschönes Segeln und zwei dicke Überraschungen: erst fange ich an einem Köder zwei Jackfische gleichzeitig (und danach nur noch Sargassum).

Und dann besucht uns ein Wal. Er taucht nur 5 m neben der Flora auf, erfreut und erschreckt uns etwas mit seinem Blas, lässt sich dann aber zurückfallen und zeigt sich hinter uns noch zwei weitere Male. Er ist groß, aber wir können die Art nicht sicher bestimmen 😔. Kann jemand aushelfen?

Und wie geht’s weiter? In Antigua & Barbuda sind bisher die Geschäfte weiter geöffnet, es gibt (noch?) keine Ausgangssperre, der Supermarkt ist gut sortiert und ohne größere Regallücken. Es gibt einen Budget-Marine (Yachtausrüster), wir können also auch gut am Boot basteln. Internetempfang ist in Ordnung, was unserem gesteigerten Informationsbedürfnis in Corona-Zeiten sehr entgegenkommt und uns auch über WhatsApp-Telefonate mit den Lieben daheim und unseren Freunden in anderen Teilen der Welt verbindet. Hier bleiben wir erstmal ein bisschen und vielleicht (wenn das dann noch möglich sein sollte) verholen wir uns nach einiger Zeit wieder in eine ruhigere Ankerbucht. Menschenansammlungen, wie wir sie noch vor einer Woche auf Shirley Heights in English Harbor hatten, würden wir jetzt eher meiden. In kleinem Rahmen bleiben wir aber in Kontakt mit den befreundeten Seglern anderer Boote. Unabhängig von den jeweiligen ursprünglichen Plänen sind wir alle konfrontiert mit der Pandemie und ihren noch immer unklaren Auswirkungen, der Ungewissheit, welche Reisewege bis zum Beginn der Hurrikansaison wieder offen sein werden oder versperrt bleiben, vor allem aber Sorge um die Angehörigen und Freunde daheim. Bleibt gesund!

Macht das Beste draus!

Den Tip haben wir jetzt schon ein paar Mal bekommen und wir versuchen ihn zu befolgen. Ja, die Auswirkungen des Corona-Virus bzw. der Maßnahmen zu seiner Eindämmung sind inzwischen praktisch überall auf der Welt spürbar. Reisebeschränkungen betreffen auch die Karibik, alle Boote um uns herum sind irgendwie betroffen. Können sie ihre Pläne für die Hurrikansaison noch umsetzen und falls nicht, welche Alternativen gibt es? Oder: die Azoren haben dicht gemacht, wie bekommt man jetzt sein Boot am Ende des Sabbatjahrs wieder nach Europa? Geplante Heimflüge können nicht stattfinden oder die Familie sagt einem deutlich, das man nach der Flugreise und der Ansteckungsgefahr auf den großen Flughäfen die Großeltern oder Eltern nicht besuchen darf. All das ist Gegenstand des sonst so lockeren und unbeschwerten Schnacks auf der Dinghyrunde bei den Nachbarbooten. Sollte man die überhaupt noch machen? Oder lieber freiwillige Quarantäne zur Verminderung der Ansteckungsgefahr? Muss letztlich jeder für sich entscheiden. Für heute war unsere Entscheidung: Beach-BBQ mit den Crews zweier befreundeter Booten und dreier weiterer Langfahrtboote hier am Traumstrand von Barbuda.

Genau, wir sind in Barbuda, am Cocoa Point Anchorage. Nur eine Nacht waren wir auf dem auch schon wunderschönen Ankerplatz direkt hinterm Riff in der Nonsuch Bay auf Antigua, dann lockte uns die Windsituation hierher etwas weiter nach Norden, tatsächlich wurde es ein wunderschöner Segeltag, überwiegend unter Code0.

Nonsuch Bay, Antigua. Rechts Green Island und geradeaus das Riff, dann weiter hinterm Horizont viel Wasser und dann irgendwann Afrika.

Hier auf Barbuda haben wir die Crews der Amalia of London und der Ariel IV wiedergetroffen, mit denen wir den Jahreswechsel in den Tobago Cays gefeiert hatten.

Mit Steve von der Amalia hatte ich mich gestern beim selbstgemachte Bananenkuchen auf der Amalia gleich zu einem Spaß-Event verabredet, den wir heute früh umgesetzt haben: Wakeboarden auf seinem Kiteboard hinter unserem Dinghy. Nach ein paar Versuchen hat Steve es hinter der mit 20 PS gut motorisierten Florecita hinbekommen, ich war bei meinen Versuchen am Ende ziemlich nah dran. Sehe ich als Motivation für morgen 😉.

Heute Abend dann das BBQ in der Strandbar „SHACK-A-KAÏ“. Wobei: Inoch, der Besitzer, möchte sich um das Essen nicht kümmern, er hat für heute keine Lobster bekommen. Er feuert einfach (kostenlos) für uns den Grill an, den wir dann mit Mitgebrachtem nutzen können, die Getränke sollen wir dann halt bei ihm kaufen. Die Preise sind fair.

Der Australier Wayne von der „Hope“ bringt ein Beachvolleyball-Set mit, dass wir auf dem wunderbar hellen feinen Sandstrand aufbauen und los geht’s.

Und nicht nur Besitzer Inoch, auch seine Strandbar (hier ist der Name wörtlich zu nehmen) ist cool und relaxed:

Barbie (Hope), Wiebke (Flora), Helena (Amalia)