Bora Bora mit Hindernissen. Probleme mit den Pumpen.

Es ist ein chaotisches Auf und Ab wie bei den brechenden Wellen auf dem Riff. Eigentlich wollten wir schon längst in Bora Bora sein. Aber nein, zunächst mal hat die Technik etwas dagegen.

Die vordere Toilette (in Elisas Bad) macht seltsame Geräusche. Sollte die Zerhackerpumpe etwa wieder den Geist aufgeben? Das wäre blöd, im Moment haben wir dafür keinen Ersatz mehr an Bord. Bevor ich das WC auseinandernehme (eine Sch…-Arbeit!) prüfe ich sicherheitshalber, ob die Duschabsaugpumpe funktioniert, die bei der zu erwartenden Sauerei immerhin den flüssigen Sumpf im Bad trockenlegen würde. Das gibt’s doch nicht. Vor ein paar Tagen hat sie noch funktioniert, jetzt verweigert sie den Dienst. Diese einfache Pumpe ist eigentlich extrem unanfällig. Aber, hilft ja nix:

Bootsyoga ist fällig, um die hinten im unteren Schrankfach versteckte Pumpe abzubauen. Auseinandernehmen, säubern, zusammensetzen, mit weiterem Bootsyoga wieder einbauen. Funktioniert wieder. Ok, dann können wir uns jetzt ums WC kümmern. Erst mal den Schlauch zwischen Zerhackerpumpe und Seeventil ausbauen. Der endet im gleichen Schrank und der ist ja jetzt jedenfalls schon mal leer geräumt. Hm, ein paar kleinere Verstopfungen, immerhin nicht ganz dichtgesetzt. Außenbords ausschlagen, durchspülen, sieht wieder frei durchgängig aus. Nach Einbau hört sich das Bordklo auch wieder besser an, aber Tropfen an der Zerhackerpumpe sorgen trotzdem noch für Bedenken. Kriegen wir auf Raiatea vielleicht Ersatz? Immerhin gibt es einen kleinen Bootsausrüster-Laden. Nur: der hat Sonntags natürlich nicht offen.

Trotzdem, wir verholen von Taha‘a nach Raiatea. Sind gleich Montag früh beim Bootsausrüster, aber der hat kein passendes Ersatzteil, kann auch nicht kurzfristig aus Papeete eins für unsere elektrische Toilette besorgen. Dann halt nicht. Ein Schlechte-Laune-Tag. Wir kaufen noch ein paar Lebensmittel im gut sortierten Supermarkt ein, dann folgt der nächste Startversuch nach Bora Bora.

Weit kommen wir nicht. Es ist dann doch schon wieder etwas später geworden und als auch noch schlechtes Wetter aufzieht und gleichzeitig die Frischwasserpumpe ihren Dienst einstellt, legen wir uns kurzerhand bei der Perlfarm im Südwesten von Taha’a an eine Boje. Die nächste Pumpe! Diesmal im Motorraum. Zum Glück stellt sich heraus, dass nur der Vorfilter der Pumpe ein kleines Leck hat und Luft zieht. Ersatz ist an Bord, dieses Problem scheint erledigt. Wir schnaufen erstmal durch. Tut uns ganz gut und zum Abend schaut sogar die Sonne wieder heraus. Ein gutes Zeichen?

Scheinbar ja, denn am nächsten Tag hat sich das Wetter spürbar gebessert. Statt in strömendem Regen segeln wir nun bei bestem Gennakerwetter die rund dreißig Meilen von hier südlich um Bora Bora herum zum dortigen Pass und weiter zum Bojenfeld am Motu Toopua.

Das Riff um Bora Bora präsentiert sich dabei durchaus imposant …

… aber die Passdurchfahrt ist dann völlig unproblematisch und der Ankerplatz einfach traumhaft.

Angekommen auf Bora Bora. Geht doch.

Moorea-Hikes.

4 Tage, 4 Hikes. Das ist auch für uns ungewöhnlich, aber hier auf Moorea bietet es sich einfach an. Und es ist zudem eine gute Gelegenheit, Elisa verschiedene Seiten dieser auch landseitig wunderschönen Insel zu zeigen.

Wir liegen in der Cooks Bay vor Anker. Im Anschluss an das herrliche Schnorcheln an Moorea’s Ostseite ging ja der erste Hike am Ankunftstag hier auf den Berg am Westufer der Cooks Bay. Jetzt führt unser Weg es am nächsten Tag durch den Ort Pao Pao am Scheitel der Bucht hindurch und über langsam ansteigendes Gelände hinein in die ausgedehnten Ananasfelder zu Füßen der steilen Berge der Insel.

Bevor wir aufbrechen, geht ein heftiger Tropenschauer nieder. Die unbefestigten Wege sind deshalb mit schlammigen Pfützen übersät und die kleineren Bachdurchquerungen auf glitschigen Steinen werden ein bisschen anspruchsvoller. Aber es lohnt sich und neben den Anananas profitierenoffenbar auch die Blumen am Rand der Wege von dem Niederschlag der letzten Zeit. Für die Geräuschkulisse sorgen die Hühner und vor allem Hähne, die auch außerhalb des Ortes überall auf der Insel präsent sind.

(Für bessere Auflösung auf eines der kleinen Bilder klicken)

Für die nächsten beiden Tage haben wir uns gemeinsam mit Mareike von der Moana ein Auto gemietet. Wir machen eine Tour auf der Küstenstraße rund um Moorea. Eigentlich war eine Wanderung am Belvédère de Opunohu vorgesehen, aber als wir dort ankommen, gibt es gerade mal wieder einen tropischen Wolkenbruch. Also verschieben wir das erst einmal und besuchen stattdessen das Ökomuseum Te Fare Natura an der Opunohu Bucht. In mehreren Aquarien und mit Multimedia-Shows wird hier das Ökosystem von Moorea über und unter Wasser erklärt. Und hier erfahren wir auch, dass die schützenden Ankerbuchten im Norden der Insel durch das Abrutschen der Nordflanke der Caldera der vulkanischen Insel entstanden sind.

A propos Schutz: auf der Weiterfahrt um die Insel können wir an der Südwestseite von Moorea sehen, dass unsere Sorge vor hohen Wellen nicht unberechtigt war. Die Brecher auf dem Riff an dieser Seite sind heute ziemlich beeindruckend. Wir sind froh über unsere Entscheidung für die Cooks Bay auf der Nordseite.

Einen Hike gibt es an diesem Tag für uns dann auch noch. Statt des ins Wasser gefallenen Belvédère hiken wir, nachdem der Regen inzwischen aufgehört hat, an Moorea’s Ostseite hinauf zum Āfareaitu Wasserfall. Ein wunderschöner (wenn auch natürlich auch wieder ein bisschen schlammiger) Hike durch den Wald. Er führt wohl über privates Gelände, die 100 XPF (umgerechnet 90 Eurocent) Eintritt ist das aber auf jeden Fall wert, selbst wenn der Wasserfall trotz des Wetters derzeit erstaunlich wenig Wasser führt.

Und auf diesem Hike bekomme ich auch mal wieder ein paar Vögel vor die Linse, neben der ausgewachsen nur etwa amselgroßen Sperbertaube auch Wellenastrild und viele freche Hirtenmaina :

Am Freitag können wir dann den ursprünglich schon für den Vortag geplanten Hike auf den Belvédère doch noch machen. Diesmal bleibt es trocken. Das ist gut, denn es geht ziemlich steil bergauf, bergab und wieder hinauf zum gegenüber dem Einstiegspunkt am Belvédère nochmals höher gelegenen Aussichtspunkt am Col des Trios Pinus. Der liegt Luftlinie gar nicht so weit entfernt vom Āfareaitu Wasserfall auf der anderen Seite des 1.207 m hohen Mont Tohivea.

Am Col des Trios Pinus wandern wir zum Ende eines zu beiden Seiten steil abfallenden Grates. Dort ist zwischen den Bäumen ein Schaukel aufgehängt. Ein wenig Nervenkitzel beim Schwingen über den Abgrund und weite Blicke über die Insel bis hin zur Flora in der Ankerbucht.

Und dann: zurück zur Cooks Bay, mit dem Dinghy zurück zur Flora und mit der Drohne noch mal die Cooks Bay von der Wasserseite aus anschauen.

Immer wieder: was für eine tolle Insel.

Freudensprünge auf Moorea

Der erste Törn mit unserer neuen Crew führt uns von Tahiti hinüber nach Moorea. Es ist ein guter Start, schon in der Hafenausfahrt von Papeete spielt eine große Gruppe Delfine. Noch besser wird es an unserem neuen Ankerplatz in der Baie Nuarei im Osten von Moorea. Wir beobachten gleich mehrere Schulen von Spinner-Delfinen. Manchmal kommen sie ganz nahe an die ankernde Flora und sie scheinen ein kleines Willkommens-Spektakel zu veranstalten. Springen, drehen sich in der Luft, zeigen uns sogar Rückenschwimmen und Mutter-Kind-Schwimmen.

Das bleibt nicht die einzige beeindruckende tierische Begegnung in der Baie Nuarei. Das klare Wasser beschert uns an dem schützenden Außenriff einige der bisher besten Schnorchelgänge in den Gesellschaftsinseln, Elisa wird also von Anfang an verwöhnt. Wir suchen Nemo und tatsächlich tummeln sich diverse Clownfische in den Seeanemonen. Knallbunte Hartwicks Lippfische kommen ganz nah an uns heran. Und sogar gleich drei Seeschildkröten geben sich die Ehre. Völlig unaufgeregt scheinen sie sich im etwas tieferen Wasser auszuruhen. Nur die kleinste kommt zwischendurch zum Atmen an die Oberfläche, die beiden größeren chillen am Grund.

Aber Elisa will ja nicht nur “Urlauben”, sondern auch alles über das echte Leben auf einem Segelboot lernen. Also beziehen wir sie in die Törnplanung mit ein. Warum verlassen wir diese schöne Bucht schon so schnell wieder, verholen die Flora in die Cooks Bay auf der Nordseite von Moorea?

Die Windvorhersage ist nicht der Grund, das sieht für die nächsten Tage eigentlich sehr entspannt aus. Ganz anders allerdings die Wellen.

Wir gehen mit Elisa die verschiedenen Vorhersagen auf Windy.com durch. Weit im Süden schiebt sich ein kräftiges Tiefdrucksystem heran.

Südwestlich von unserem Standort führt das zu Sturm und Wellen bis zu 10 m Höhe. Der Wind wird uns zwar nicht erreichen. Die Wellen eines solchen weit entfernten Systems wandern aber weit über den Ozean und schwächen sich dabei nur langsam ab. Mit zwei bis drei Tagen Verspätung werden deshalb immerhin noch etwa vier Meter hohe Wellen bei uns erwartet. Aus südsüdwestlicher Richtung, wobei noch ein anderer alter Schwell aus Nordost dagegen laufen soll. Das Ganze bei Winden aus Südost, eine blöde Mischung.

Die Cooks Bay im Norden von Moorea bietet bei diesen Bedingungen sehr guten Schutz.

(www.noforeignland.com)

Nicht nur das. Sie ist darüber hinaus auch ein guter Ausgangsort für Wanderungen und Hikes auf Moorea …

… und die Cooks Bay ist einfach auch ein wunderschöner, für die Südsee ikonischer Ankerplatz:

Tag 13 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Auch das südliche Wolkenband der ITCZ liegt hinter uns. Wo wir gestern noch waren, bilden sich jetzt gewittrige Squalls. So weit, so gut. Der Preis dafür ist allerdings ein Kurs hoch am Wind, nicht angenehm bei weiterhin meist zwischen 20 und 25 kn Wind (AWS) und rund 3 Meter hohem konfusem Seegang. Bild insoweit fast wie gestern, nur mit mehr blau:

Am Himmel und auch am Körper, denn blaue Flecken bleiben bei diesen Bedingungen nicht aus. Das Boot stampft durch die See, wird von den einschlagenden Wellen abgestoppt und herumgeworfen, kämpft sich aber wunderbar da durch. Und der Autopilot hat sich sowieso ein Sonderlob verdient. Immer wieder spült auch eine der chaotisch quer laufenden Wellen über Deck bis zur festen Scheibe vor dem Cockpit, das will bei unserer eigentlich sehr trocken segelnden Flora schon einiges heißen.

Leben in Schräglage. Für ein paar Stunden ist das sicher ein abenteuerlicher Spaß, nach ein paar Tagen aber einfach nur anstrengend.

Immerhin, die Sonne setzt sich immer mehr durch.

Essen: Nudeln mit Pesto und der letzten frischen Tomate.

Etmal 163 sm, gesamt 1.804 sm, rechnerisch noch 1.496 sm bis Gambier, Bergfest war also schon. Auf dem aktuell direkteren Kurs wären es sogar etwa 150 sm weniger als die kalkulierten 3.300 sm.

Warten und die Planung ändern.

Seglers Pläne sind in den Sand geschrieben. Bei Niedrigwasser!

So auch diesmal. Eigentlich wollten wir von Kanada aus direkt nach San Francisco segeln. Aber ein dafür geeignetes Wetterfenster zeigt sich derzeit nicht. Im Gegenteil: ein Hurrikan vor der Baja California macht gerade auch den äußersten Südwesten der USA um San Diego unsicher.

Auf der Seite des amerikanischen Wetterdienstes NOAA sieht die voraussichtliche Zugbahn des Kategorie IV Hurrikans Hilary heute so aus:

Bei Windy präsentiert sich Hilary so:

Das ist (auch von San Francisco aus) noch weit weg und ja auch der Grund, warum wir vor Ende der Hurrikansaison nicht nach Mexiko segeln wollen.

Aber: Auch wenn Hilary’s Wind uns nicht erreicht, die von dem Hurrikan aufgeworfenen Wellen wandern weit über den Pazifik und sorgen gemeinsam mit der an der Küste herunterlaufenden nördlichen (derzeit sowieso schon hohen) Windsee dafür, das sich uns auf dem direkten Kurs wohl ein chaotisches und äußerst unangenehmes Wellenbild bieten würde.

Also planen wir neu: erst einmal um das Cape Flattery herum und auf einem küstennahen Kurs ein Stück nach Süden. Das Problem in diesem Küstenabschnitt ist allerdings, dass die möglichen Häfen und Ankerplätze in Washington und Oregon praktisch alle in Flussmündungen hinter einer Barre liegen. Bei hoher See und/oder auflandigem Wind ist das problematisch.

Auch hierfür bietet NOAA eine Hilfestellung und fasst auf einer im Internet abrufbaren Seite zusammen, welche dieser Barren derzeit befahrbar sind und welche Einschränkungen laut Coast Guard derzeit gelten.

Wir lassen zig mal unsere Abfahrtsplanung mit verschiedenen Varianten bei Predictwind durchlaufen, dem Planungstool, dass wir abonniert haben und bei Passagen gerne verwenden. Unterwegs lässt sich “Predictwind Offshore“ auch über IridiumGo abrufen, so haben wir das bisher immer gemacht. Jetzt mit Starlink können wir aber ganz bequem und schnell auch größere Datenmengen (und damit großräumige Passageplanungen mit präzisen Vorhersagerastern) laden. Klasse, nur am Wetter selbst ändert es natürlich nichts.

Wir entscheiden uns für Newport in Oregon (Yaquina Bay) als nächstes Ziel. Durch die dortigen langen Molen ist diese Barre selten von Schließungen betroffen. Etwa 36 Stunden sollten wir bis dort brauchen. Um im Hellen anzukommen klingelt der Wecker heute um 4:30, um 5:15 fahren wir los.

“Red sky in the morning, sailor’s warning.” Vielleicht ist es aber auch der Rauch der vielen Waldbrände in British Columbia, der für diese Morgenröte sorgt. Tatsächlich ruft die Regierung im Laufe des Tages den Notstand für BC aus.

Wie dem auch sei, wir drehen nach einer halben Stunde um, zurück in die Neah Bay. Keine leichte Entscheidung. Laut neuer Vorhersage hätten wir etwa drei Meter Welle, wenn wir dort ankommen. Von Achtern unterwegs durchaus machbar, wenn auch vielleicht nicht super angenehm. Aber an der Barre? Bei einer Weiterfahrt zum Ausweichhafen Crescent Bay (ohne Barre!) würden die Wellen auf 4 m zunehmen.

Gehe zurück auf Los!

Und was machen wir mit dem geschwenkten Tag?

Erstmal zurück ins Bett, ausschlafen. Und dann? An Land dürfen wir nicht, wir haben in den USA noch nicht einklariert, das geht in Neah Bay auch nicht (aber in Newport). Karen und Steve hatten uns bei unserem Road-trip in Denver ein Puzzle geschenkt, in Erinnerung an unseren Puzzle-Tausch beim Lockdown in Antigua in der Carlisle Bay. Jetzt ist die Gelegenheit dafür:

Wir beobachten am Ankerplatz eine im Norden Nordamerikas heimische, von uns aber bisher nicht gesehene Meerente, die Brillenente (Surf Scoter).

Riggen schon mal beide Spinnakerbäume mit Topnant, vorderem und achteten Niederholer und durch die Nock geführter Schot für die zu erwartenden achterlichen Winde der Passage. Ready to go.

Außerdem: neu planen, neu planen, neu planen 😉.

O’ahu. Wellen im Meer und an Land.

Mit dem Mietwagen erkunden wir O’ahu. Wer sich noch nicht mit Hawai’i beschäftigt hat, dem wird der Inselname O’ahu vermutlich nichts sagen. Schon eher dagegen Honolulu als auf dieser Insel gelegene größte Stadt von Hawai’i und Hauptstadt des 50. und damit jüngsten US-Bundesstaates. Und vielleicht auch noch Waikīkī, Stadtteil von Honolulu und zugleich Namensgeber des berühmtesten Strandes der Inselgruppe.

Auf der Parallelstraße zum Waikīkī-Beach fahren wir aus Honolulu hinaus Richtung Südosten. An den Ampeln ungewohnte Anblicke: Surfer aller Altersklassen laufen barfuß durch die Großstadt, das Board unterm Arm. Vor der Schule oder der Arbeit eben noch mal schnell ‘ne Runde Wellenreiten 🏄.

Am Aussichtspunkt bei Diamond Head legen wir eine erste Pause ein. Eigentlich hätten wir dieses Wahrzeichen von Honolulu gern von “innen” besichtigt, denn was von See und auch vom Stadtzentrum aus wie ein normaler Berg aussieht, ist in Wahrheit ein gigantischer Tuffring. An der südwestlichen Seite hat sich ein höherer Rand mit einer Spitze ausgebildet, weil bei der zugrunde liegenden Eruption der Nordostpassat die Partikel vorwiegend in diese Richtung geweht hat.

Man soll von dort einen tollen Blick über Honolulu haben, aber bei der Anfahrt blinken uns bereits Leuchtschriften entgegen. Ohne Reservierung kein Eintritt! Wir probieren es gleich online, aber für die nächsten Tage ist schon alles dicht. Mit dem Museum über dem Wrack der Arizona in Pearl Harbor wird es uns genauso gehen. Der Tourismus auf O’ahu ist durchorganisiert, solche typischen Attraktionen muss man rechtzeitig buchen. Ups. Macht aber nichts, es gibt so vieles zu sehen was man nicht buchen muss. Den Blick über die Vorstadtviertel hinüber zu den scheinbar sanft gewellten Hügeln bei unserem nächsten Ziel Koko Head zum Beispiel.

Beim Näherkommen wird aber klar: sanft gewellt ist höchstens die Straßenführung dort hindurch, Koko Head und Koko Crater sind weitere Vulkankrater, die sich durchaus schroff präsentieren.

Auf der Küstenstraße geht es mit wunderschönen Panoramablicken weiter gegen den Uhrzeigersinn um O’ahu herum.

Bei Kaneohe an der Ostseite der Insel machen wir einen Abstecher weg vom Meer in die Berge hinein. Es geht durch dichten Wald und ein paar Tunnel steil hinauf zum Nu’uano Pali Lookout. Der Ausblick von dort ist wirklich atemberaubend, denn vor der Steinplattform fällt das Gelände fast senkrecht rund 300 m ab. Der Legende nach fand hier der entscheidende Kampf statt, aufgrund dessen der siegreiche Kamehameha auch O’ahu als letzte Insel des Archipels seinem Königreich eingliedern konnte und damit ganz Hawai’i unter seiner Herrschaft vereinigte. Die Armee von Kamehameha soll die unterlegenen Truppen seines Widersachers über die Klippen in den Abgrund gedrängt haben.

Der Blick geht entlang an den steilen Hänge der Ko’olau Berge.

Wie Stein gewordene senkrechte Wellen kurz vorm Brechen muten die Flanken dieser Berge an, oder wie gefaltete “Ziehharmonika”-Berge. Der zumeist vergleichsweise schmale Streifen Flachland zwischen den Steilwänden und dem Meer wird hier im feuchteren Osten der Insel dort wo die Häuser noch Platz lassen meist landwirtschaftlich genutzt. Der breite, weitgehend unzugängliche Gebirgszug Ko’olau nimmt aber fast die Hälfte der Fläche der Insel ein und zieht sich von der Südspitze bis in den Nordosten. An seinen östlich Flanken fahren wir – unterbrochen vom Stop an Giovanni’s Foodtruck – bis zu dem berühmten Surfstrand schlechthin. Der Sunset Beach an O’ahus Nordküste ist legendär. Surfer sehen wir dort aber kaum. Kein Wunder, das Wasser vor dem kilometerlangen Sandstrand ist fast spiegelglatt:

Jetzt. Im Sommer. Im Winter dagegen baut der dann vorherrschende Nordschwell hier die Brandung auf, die ihn zum Mekka der Wellenreiter gemacht hat.

Ein weiterer kleiner Abstecher führt uns in den botanischen Garten von Waimea, der in einem wunderhübschen Tal einen Spaziergang zu einem kleinen Wasserfall sowie zudem einen Einblick in die Hawaiianische Kultur bietet und quasi ein Museumsdorf beinhaltet. Auf besonderen Wunsch einer lieben Segelfreundin (gestern von Bermuda aus geäußert) gehe ich bei dieser Gelegenheit nochmal auf die Vögel dort ein, denn auch in diesem botanischen Garten können wir wieder ganz besondere entdecken, Zum Beispiel diese beiden doch sehr unterschiedlich aussehenden Schamadrosseln:

Vor allem aber, liebe Andrea, den hier:

Rotohrbülbül

Wie sein naher Verwandter, der Rotsteißbülbül (aus dem letzten Beitrag) ein echter Bülbül. Die Familie heißt wirklich so (engl.: bulbul) und lebt überwiegend in Afrika und auf Madagaskar. Die deutschen (Vor-)Namen der (profaner auch Haarvögel genannten Familie sind bei der Lage ihrer auffälligen Farbflecken ja selbsterklärend.

😉

Weiter an der Nordküste entlang findet sich im Nordwesten ein Naturschutzgebiet, dass zwischen sehr felsigen Abschnitten nur kleine, abgelegene und selten besuchte Sandstrände aufweist. Ein Rückzugsgebiet für die selten gewordene Hawaiianische Mönchsrobbe, von der wir eine auf unserem langen Spaziergang dort auch tatsächlich antreffen.

Das Wasser zeigt schon: hier wird es wieder wilder. Aber so richtig knackig zeigen sich die Wellen erst an der Westküste. Ganz im Norden dort liegt die Yokohama Bay. Als wir ankommen, zeigen rote Flaggen überall am Strand, dass Schwimmen derzeit nicht angesagt ist. Wären wir aber wohl auch so drauf gekommen:

Es gibt aber auch Badegäste, die trotzdem ins Meer wollen, es sich dann aber kurzfristig doch anders überlegen 🤔

Und natürlich die Surfer. 😎

Wir begnügen uns einfach mit dem Betrachten dieses wunderbaren Naturspektakels können uns an den Farben und der Dynamik einfach nicht sattsehen.

Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir zurück in Honolulu. Vor Floras Bug, auf der anderen Seite der Hafenmole gehen die Wellen ebenfalls hoch und so sind dort und auch auf der Mole selbst noch Surfer unterwegs.

Aloha.

Bildernachtrag Passage Hawai’i

So kurz nach der Passage sind wir immer noch mittendrin, die ganzen Eindrücke dieser intensiven 26 Tage zu verarbeiten. Die Bilder durchzugehen, eine Auswahl besonderer Momente oder Eindrücke oder damit verbunden auch Stimmungen zu treffen, das ist gar nicht so leicht. Ich versuche, mich ein bisschen an den Beiträgen entlang zu hangeln und ein paar Blöcke bilde, ohne dass ich alles im Einzelnen zuordne.

Los ging es mit eher wenig Wind.

Angelerfolg, hier ein schöner Großaugenthunfisch, so schwer, dass wir tatsächlich einmal unser Gaff benutzt haben.

„Kreative“ Besegelung schon mal am Anfang, wir haben das in den Kalmen dann noch einmal aufgegriffen.

Überhaupt, so viele wunderbare Sonnenuntergänge vor Floras Bug und Sonnenaufgänge hinter ihrem Heck, dass ich hier mal nur eine kleine Auswahl einstelle:

Kochen und Essen strukturiert auf einer langen Passage den Tag und ist immer wieder ein Highlight.

Fliegende Fische. In „ihrem“ Element:

Und was man morgens so jeweils an Deck findet.

Herrliches Segeln

… und auch knackiges Segeln.

Ein kleines bisschen Bootsarbeit natürlich auch …

Flaute. Wenn sie kurz genug ist, auch mal schön.

Und sinnvoll zu nutzen. Wahnsinn, wie schnell hier im Pazifik Bewuchs entsteht. So sieht (nach zwei Wochen) eine zwei Zentimeter lange Entenmuschel aus:

Eigentlich ja ganz hübsch. Nur nicht, wenn sie in Massen am Boot klebt. Also Tauch- und Säuberungseinsatz in der Flaute. Vorher:

Nachher:

Noch mal Wolkenstimmung

Vögel sorgen auch immer mal wieder für Abwechslung.

Ganz liebe Überraschung zum Bergfest

Wind und Wellen, Boot und überhaupt 😁

So viel Blau. Und wir strahlen sogar ohne Farbe 😁

Culebra

Wir sind auf Culebra, damit auf den zu Puerto Rico gehörenden „Spanischen Jungferninseln“ und somit in Lateinamerika angekommen. Fast alle Puertoricaner geben Spanisch als Muttersprache an. Und doch: wir sind auch wieder in den USA. Für die Einreise brauchten wir ein gültiges US-Visum. Puerto Rico führt nicht nur eine Flagge 🇵🇷 , die sehr an die kubanische 🇨🇺 erinnert, gegenüber der nur blau und rot vertauscht sind. Sondern eben (wie der Lone-Star-State Texas) eine rot weiß gestreifte Flagge mit einem weißen Stern auf blauem Grund, quasi ein „ein-Stern-Banner“. Obwohl die USA 🇺🇸 im Zuge des Spanisch-Amerikanischen Krieges 1898 Puerto Rico erst vier Jahre nach dem Entwurf der Flagge besetzten und fortan für sich beanspruchten.

Der Freistaat Puerto Rico (Estado Libre Asociado de Puerto Rico) hat heute den Status eines Außengebietes (nicht inkorporiertes Gebiet) der Vereinigten Staaten. Das heißt, es ist weder ein Bundesstaat der USA noch gehört es einem Bundesstaat an, aber sämtliche außenpolitischen Angelegenheiten Puerto Ricos werden von den USA wahrgenommen. Amtssprachen sind Spanisch und Englisch. So ganz einfach scheint es hier in der Karibik selten zu gehen.

Schattiges Plätzchen, einmal die gelb-grüne Flagge Culebras, einmal die von Puerto Rico auf dem Vorsegel.

Auch seglerisch bleibt‘s vorerst etwas kompliziert. Die Wellen aus Nord, vor denen wir ja unbedingt hier ankommen wollten, haben sich mittlerweile zwar etwas abgeschwächt und rollen nur noch mit zwischen zwei und drei Metern Höhe an. Dafür hat aber der Wind auf Südost gedreht, die Ankerplätze auf der Südseite von Culebra sind also nicht mehr geschützt. Der Naturhafen in dem wir liegen ist fast rundum geschützt, nur eben nach Südost offen. Er ist trotzdem für uns weiter die beste Wahl, denn die der Einfahrt vorgelagerten Riffe halten das Gröbste, eigentlich sogar fast alles ab.

Und das es grob sein kann sehen wir auf unserer Wanderung heute. Am Flughafen und der Laguna del Flamenco (auf der wir aber keine Flamingos entdecken) vorbei geht’s gemeinsam mit Heike und Jürgen von der „Valentin“ zum Vorzeigestrand in der Bahia de Flamenco. Die mitgebrachten Schnorchelsachen bleiben in der Tasche, selbst Baden ist hier heute nicht drin.

Auch wenn sich nicht jede Welle so dramatisch bricht, die Roller kommen ziemlich regelmäßig, steilen sich vor dem Ufer auf und lassen sich vom durchaus steifen Wind die Kämme abwehen. Da laufen wir doch lieber einfach nur am herrlich feinen Sandstrand entlang bis in die Nordwestecke der Bucht.

Zum einen ist die Vergangenheit der Spanischen Jungferninseln als militärisches Übungsgebiet der Amerikaner hier in einem inmitten der Brandungszone vor sich hinrostenden und inzwischen bunt besprühten Panzerwrack deutlich sichtbar. Zum anderen reicht an dieser Stelle das Riff vom Strand aus weit hinaus und wir haben auch den Blick über die Bucht hinaus an den kleinen Kaps der nördlichen Küstenlinie entlang, die Drohne macht das noch deutlicher.

Zurück gehts auf dem gleichen Weg, immer schön am Strand entlang, mit kleiner Pause unter Palmen.

Und ein paar tierische Begegnungen gab es auch noch, die mit Schwanz manchmal zwei Meter langen Iguanas kann ich einfach nicht unfotografiert lassen (dieser hier war zwar nur etwa 1m50, trotzdem ein Prachtexemplar):

Acceleration Zone

Acceleration Zone, WAZ’n das? Wind Acceleration Zone Canary Islands ist der wunderschöne technische Begriff für das, was wir auf Seglerdeutsch “Düse” nennen würden. Verschärfte Düse vielleicht.

Für Nichtsegler: zwischen den hohen kanarischen Inseln muss sich der vorherrschende Nordostwind quasi durchzwängen. Dabei wird er beschleunigt, und aus entspannten 20 kn (Windstärke 5) Wind werden 30 kn (Windstärke 7). Hinter den Inseln (also südwestlich), ganz besonders hinter Teneriffa mit seinem hohen Teide gibt’s dann dafür Windschatten bzw. Flaute.

Auf Windy sieht das für heute so aus:

So weit, so gut. Wenn man wie wir von Santa Cruz im Norden nach San Miguel im Süden Teneriffas segeln möchte, hat man eben starken Rückenwind, kein Problem, oder?

Na ja, für die Windböen gilt das Ganze natürlich auch. Wieder Windy:

Das ist jetzt schon weniger nett. 43 kn sind Windstärke 9, also Sturm. Hm.

Dazu kommen natürlich noch die Wellen und da gibt’s eine weitere Gemeinheit:

Den Windwellen von 2,7 m Höhe aus Nordost steht nämlich fieserweise ein Schwell (nicht zum Wind passende Welle) aus Süd entgegen. Auch wenn der nur 70 cm hoch ist, führt das doch zu steilen Wellen und einem chaotischen Wellenbild, das eher unangenehm zu befahren ist.

Heute haben wir das heute seeehr anschaulich erleben dürfen. Wir sind so früh wie möglich losgefahren, um das Ärgste zu vermeiden, tatsächlich hatten wir erst perfekten Wind, der dann aber immer stärker wurde und erst am letzten Kap (Cabo de Punta Roja) oft die dreißig und selten 40 kn (Windstärke 8) erreichte. Und die See, na ja.

Dazu muss man allerdings sagen, dass sich Wellen vom Boot aus wirklich schlecht fotografieren und filmen lassen 😚.

Trotzdem ein kleines Video, bei knapp 30 kn aufgenommen:

Sooo schlimm war es also nicht, sonst hätte ich ja nicht gefilmt. Aber die Halse (Seitenwechsel des Segels) am Kap hat doch einiges an Adrenalin freigesetzt. Und warum waren wir überhaupt unterwegs? Unsere Reservierung im knackvollen Hafen Santa Cruz war abgelaufen, mit einem neuen Hafenplatz hier unten hatte es geklappt. Allerdings nur durch Vermittlung des hiesigen Segelmachers, der unseren Code0 noch mit einem Klettstreifen nachrüsten sollte, das Segel aus Santa Cruz bei einem anderen Termin mitgenommen hat und uns mitgeteilt hat, es würde jetzt hier in bei ihm in San Miguel fertig bereitliegen.

Außerdem soll es die nächste Zeit windmäßig nicht besser werden und es ist ein weiterer (begrenzter) Test für den Atlantik. Bestanden, 😁.

Ach ja, und die Vorhersage des gegenläufigen Schwells hatten wir schlicht übersehen 😳. Hätte aber eh nichts geändert.