Flora schwimmt wieder. Der Wellness-Aufenthalt an Land hat ihr gut getan, das Coppercoat-Unterwasserschiff ist wieder sauber und glatt, der Propeller ist gereinigt und gefettet, die Anoden sind neu, das Ruderlager geschmiert und sogar das von uns selten genutzte Bugstrahlruder quirlt nicht mehr nur das Wasser, sondern schiebt Floras Bug bei Bedarf zur Seite, nachdem die Muschelzucht im Inneren des Tunnels entfernt wurde.
Mit dem “haul out self propelling trailer” wird Flora abgeholt und wieder in ihr eigentliches Bestimmungs-Element gesetzt.
Einen Tag später als ursprünglich geplant, weil zwar die ersetzten drei Borddurchlässe und Seeventile rechtzeitig drin waren, aber auch noch ein Seewasserfilter gewechselt werden musste. Das gestaltete sich tricky: die originalen (europäischen) Seewasserfilter sitzen direkt auf den Seeventilen. Das ist sehr kompakt, bewirkt aber auch einen relativ großen Hebel etwa beim Öffnen eines festsitzenden Deckels. Angeblich aus diesem Grund ist das nordamerikanische System anders: vom Seeventil führt ein Schlauch zu dem senkrecht an einer Wand montierten Seewasserfilter. Der Filter selbst ist zudem auch um einiges größer. Es wird deutlich mehr Platz benötigt. Ein europäischer Filter ist natürlich nicht vorrätig oder kurzfristig zu beschaffen. Den Vorschlag der Montage des großen amerikanischen Filters am Schott zwischen Motorraum und Salon muss ich ablehnen, dort würde er mich beim Wechsel des Impellers zu sehr behindern. Wir einigen uns auf eine Montage an einer Halterung auf einem Stringer, die muss aber erst gebaut werden.
Nach den Verprovierungseinkäufen (im Costco Großmarkt, frisch vom Feld an einem Straßenstand mit Geldeinwürfen wie in Dänemark und im normalen Supermarkt) sind wir startklar. Wir ziehen wieder aufs Boot. Von Melanie und Chris müssen wir uns trotzdem noch nicht gleich verabschieden, SolarCoaster und Flora laufen zu einem gemeinsamen Wochenende in den Gulf Islands aus. Wochenende zur Hauptsaison, da sind die meisten schönen Ankerbuchten der direkt an die US-amerikanischen San Juan Islands angrenzenden Inselgruppe gut besucht. Aber unsere Gastgeber wissen in ihrem Heimatrevier Abhilfe: der Anker fällt im äußersten Osten des Archipels, in der Narvaez Bay auf Saturna Island.
Den Ankerplatz mit Blick auf den von Gletschern bedeckten und weit drüben am Festland gelegenen Vulkanberg haben wir zunächst ganz für uns allein, erst kurz vor Sonnenuntergang kommen noch zwei kleine Motorboote dazu.
Es ist die Nacht mit dem Höhepunkt des Perseiden-Schauers. Chris als begeisterter Nacht-Fotograf kann sich das natürlich nicht entgehen lassen. Das ist klasse, denn so bekomme ich eine Einweisung in die Grundlagen und kann meine neue Kamera (eine Sony RX 10 IV) entsprechend voreinstellen, um unsere Ankerlieger und den Sternenhimmel abzulichten.
Melanie nimmt Chris und mich auf und fängt damit die Stimmung wunderbar ein:
Und hier ein Ergebnis von Chris:
Die Mehrzahl der Meteoriten zeigt sich aber erst am frühen Morgen. Dass Wiebke und ich auch zu dieser Zeit wieder einige Sternschnuppen zu sehen bekommen, liegt an unserem Motorboot-Nachbar. Kurz vor drei Uhr nachts frischt der Wind kräftig auf. Wiebke schaut nach, ob alles in Ordnung ist und ruft mich dann nach draußen. Unser Nachbar driftet in 20 m Entfernung an uns vorbei Richtung offenes Meer. Sein Anker hält nicht.
Wiebke gibt Schallsignale und ich springe ins Dinghy, fahre hinüber und klopfe am Rumpf, bis der Eigner aufwacht und ein neues Ankermanöver fährt.
Danach sind wir erstmal hellwach, außerdem wollen wir schauen, ob sein ziemlich kleiner Anker (mit kurzem Kettenvorlauf und dann Leine) jetzt besser hält. Also legen wir uns aufs Vorschiff und beobachten in der wunderbar lauen Sommernacht noch einmal den Sternenhimmel.
Am nächsten Tag (Sonntag) machen wir einen größeren Hike. Saturna bietet mehrere schöne Trails, wir entscheiden uns für die Wanderung hoch auf den Bergrücken und am westlichen Cliff entlang zum rund 400 Meter hohen Mount Warburton Pike. Das sind zwar rund 15 km, aber die Ausblicke auf dieser Strecke sind fantastisch. Nachdem der Aufstieg geschafft ist geht’s hoch über dem Meer auf Ziegenpfaden mal durch den Wald, mal am steilen Abhang entlang. Gulf Islands und San Juan Islands liegen uns zu Füßen, der Blick geht hinüber bis Vancouver Island und Mount Olympia. Nebenbei können wir auch gut erkennen, wie lokal die Wind- und Strömungsfelder in der Inselgruppe sind, die das Segeln hier trotz der kurzen Entfernungen so spannend und anspruchsvoll machen.
Zurück bei den Booten (etwa 24.000 Schritte Training für die Seglerbeine) heißt es dann wirklich Abschied nehmen von unseren Freunden. Chris und Melanie segeln nach Hause, wir dagegen bleiben noch etwas in den Gulf Islands und bereiten uns auf den langen Schlag nach San Francisco vor.
Danke für alles, Ihr Lieben.