Ein langer Weg. Oder zwei oder drei …

Unser Windgenerator hat uns ja bisher nicht so richtig Freude bereitet. Die Montage im April war vom ihn auch installierenden Verkäufer auf zwei Tage veranschlagt worden, aber tatsächlich erst am allerletzten Tag unseres zweiwöchigen Urlaubs fertig. Leider war da kein Wind, wir konnten ihn nicht testen. Vor dem Start zu unserer Langfahrt lief er, brachte aber nicht viel Ertrag, was der Verkäufer (und wir mit ihm) auf den wenigen Wind schoben. Aber auf der Überfahrt nach Italien hatten wir reichlich Wind und bei 20 kn Wind trotzdem nur 0,5 bis 1 Amp Ertrag, viel zu wenig.

In Catania fand der in Absprache mit dem Verkäufer beauftragte Elektriker dann heraus: es ist die 24 Volt-Version montiert, nicht die vom Verkäufer angegebene 12 Volt-Version. Dumm gelaufen. Mario (der Verkäufer) war angemessen geknickt und brachte dann den zur Umrüstung notwendigen Austauschgenerator auf den Weg.

Und zwar nach Palermo in die leider etwas abgelegene und ziemlich teure Marina Villa Igiea, weshalb wir dort eine Liegeplatzreservierung vornehmen mussten. Den Austauschgenerator konnten wir dort zum Glück entgegennehmen, obwohl als Empfänger nur die Marina und nicht unser Boot oder wir vermerkt waren. Das hätte leicht zur Verweigerung der Annahme und damit Zurücksendung führen können, aber … Pffff, es hat geklappt. Allerdings nicht mit der Montage vor Ort, Mario hat sich zwar bemüht, aber keinen englischsprachigen Monteur vor Ort in Palermo organisieren können. Und auch wir waren – gemeinsam mit dem Hafenbüro – insoweit nicht erfolgreicher.

ABER: in Cagliari konnte mir der Hafenmeister einen mit Silentwind-Generatoren vertrauten Monteur der Firma mit dem schönen Namen „Creative Yachting Solutions“ vermitteln, der für den folgenden Tag um 16.00 einen Termin machte, um 15.40 da war, den Windgenerator abbaute und um 17:50 mit dem inzwischen ausgetauschten Ersatzteil wieder montierte.

Er läuft! Und er produziert endlich auch Strom, wir haben sogar schon einmal eine 11 bei der aktuell erzielten Ampere-Ausbeute gesehen.

Da konnte ich nicht zurückstehen. Die zweite schon länger bestehende Baustelle war die nicht funktionierende externe Antenne unseres Iridium-Go. Über dieses Gerät können wir auch auf hoher See (also ohne Handy-Empfang) per Iridiumsatelliten-Verbindung telefonieren sowie SMS und sogar E-Mail senden und empfangen. Letztere dürfen allerdings nur minikleine Anhänge im Kilobite-Bereich haben. Das reicht aber für komprimierte Wetterberichte über sogenannte GRIBfiles. Außerdem senden wir über dieses Gerät unterwegs stündlich unsere Position, so dass Ihr über Noforeignland sehen könnt, wo wir sind. Blöd nur, dass wir dafür bisher das Gerät ins Cockpit legen mussten, weil eben die extra montierte externe Antenne oberhalb der halbkardanisch aufgehängten Radarantenne nicht funktionierte.

Der Verdacht auf selbstverursachtes Elend lag nahe, schließlich hatte ich das das dafür von mir verlegte RG58-Kabel selbst mit TNC-Steckern an den Kabelenden versehen müssen. Das mangelhafte Ancrimpen der Stecker war die wahrscheinlichste Fehlerquelle. Nur – neue passende Stecker ließen sich nicht so leicht besorgen. Im Internet hatte ich welche bestellt, Emma und Emil hatten sie uns dann mitgebracht. Nur leider wurden entgegen der Verkaufsanzeige die „weiblichen“ Stecker geliefert, nicht die benötigten „männlichen“. Eine Lieferadresse hier haben wir nicht und derzeit wollen wir auch nicht so lange an einem Ort sein, dass sich mit dem Hafen etwas improvisieren ließe. In diversen Elektronikshops und bei Schiffsausrüstern bisher: Fehlanzeige.

Aber Creative Yachting Solutions hatte eine Adresse parat, leider am anderen Ende von Cagliari. Macht nichts, Wiebke fand heraus, dass es eine direkte Busverbindung gibt. Für 1,30 Euro sind wir gestern Abend noch dorthin gefahren (kleine Stadtrundfahrt inclusive) und haben die passenden Stecker tatsächlich bekommen. Zur Belohnung haben wir noch einmal einen wunderschönen Abend im Ausgehviertel von Cagliari verbracht.

Heute morgen durfte dann ich auf die (wieder beim Hafenmeister geborgte) Leiter. Kabel neu vercrimpt und … JA, DIE EXTERNE ANENNE FUNKTIONIERT!

Und der dritte lange Weg? Das ist wohl unser eigener, vom Urlaubsmodus in den Langfahrtmodus überzugehen. Ohne schlechtes Gewissen „Nichtstun“ zu genießen. Mal länger zu bleiben. Wir arbeiten noch dran. In Cagliari hätte es klappen können, die Stadt hat uns richtig gut gefallen. Allerdings wollen wir auf der Langfahrt eigentlich die teuren Marinas möglichst vermeiden und lieber ankern. Entscheidend war aber der Wind, wären wir nicht heute gefahren, hätten wir noch einige Tage mehr in der Marina bleiben müssen oder gegen fiese Winde gegenanbolzen. Da sind wir dann doch lieber heute weiter gesegelt in die wunderschöne Malfatano-Ankerbucht ganz im Süden Sardiniens.

Das obligatorische Sonnenuntergangsfoto erspare ich Euch, ich will Euch ja nicht langweilen.