So wie der letzte Blogpost aufgehört hat, so beginnt der heutige: tierisch.
In der Blue Mouse Cove lassen wir auf dem Rückweg von den Gletschern den Anker fallen, bringen den Krebskorb aus und versuchen uns ausnahmsweise mal im Jig-Fischen. Nachdem wir inzwischen gelernt haben, dass das einfache Hinterherziehen des Köders (Trolling) wie wir es bisher stets gemacht haben erstens für Lachs und Heilbutt viel zu schnell ist (empfohlen werden maximal 3 kn) und zweitens im falschen Stockwerk stattfindet. Die Köder sollen hier nämlich für diese Fische auf Tiefe gezogen werden. Mit an einer Extraleine befestigten großen Bleigewichten (segenannten Kanonenkugeln) wird die Angelschnur mit dem Köder während der langsamen Fahrt tief gehalten. An der Kanonenkugel ist eine Vorrichtung befestigt, die die Angelschnur im Fall eines Bisses freigibt. Aha, so ginge dass. Aber dieses Equipment haben wir nunmal nicht und so langsam wollen wir auch nicht unterwegs sein. Die Alternative ist das Jig-Fischen vor Anker. Dabei wird (so wurde uns Blauwasser-Schleppangler
n erklärt) der Köder bis auf den Grund herunter gelassen, dann wird etwas Leine wieder eingeholt. Und jetzt: auf- und abwippen mit der Angelrute, so dass der Köder immer 2 m nach oben gezogen wird und dann wieder absinkt. Wir probieren es in der Blue Mouse Cove das erste Mal aus. Anfängerglück: nach kaum 2 Minuten haben wir einen Heilbutt am Haken. Nicht besonders groß (die werden riesig!), aber perfekte Pfannengröße für uns beide. Wir probieren es noch etwas länger, aber fangen nur einen Rockfish, den wir wieder freilassen. Reicht ja auch so.
Das bleibt aber nicht die einzige tierische Begegnung in der Blue Mouse Cove. Heute morgen, als ich gerade mit dem Dinghy den (leeren) Krebskorb einholen will, sehen wir am Strand einen Bär. Unverkennbar ein Grizzly, wie der Buckel an den Schulterblättern und der spitze Kopf verraten. Groß ist er, aber nicht sehr bullig, zumindest jetzt noch nicht. Vielleicht frisst er sich ja zum Herbst hin noch etwas Speck an. Seelenruhig spaziert er jetzt bei Niedrigwasser in der Tidenzone herum, dreht systematisch jeden größeren Stein um und schaut, ob sich darunter etwas Fressbares findet. Dann geht er das Bachbett hinauf zum Waldrand, am Saum des Waldes entlang findet er offenbar Beeren. Das Klicken der Kamera und selbst das Geräusch des Außenborders scheint ihn nicht zu stören, nachdem ich ihn überholt habe (wasserseitig, und da bleibe ich natürlich auch) geht er gemächlich am Waldrand entlang weiter auf mich zu.
Wir freuen uns, dass es heute auf unserer kurzen Fahrt hinüber in die Shag Cove im Geikie Inlet trocken bleibt, Nebel und Wolken mit ihren Bänken in unterschiedlichen Höhen nur fantastische Bilder in die Berglandschaft malen. Kaspar David Friedrich hätte seine Freude.
Die Shag Cove ist ein nur etwa 2 sm langer Fjord, der vielleicht mehr noch als die anderen Inlets und Buchten dem Idealbild eines Fjordes entspricht. An beiden Seiten ragen die Bergwände steil in die Höhe. Zwar reicht heute kein Gletscher mehr an den Scheitel der Bucht heran, die fast senkrechte Felswand an der Ostseite zeigt aber noch immer den von den füheren Eismassen blank polierten Grannit. Dort und auch auf der gegenüber liegenden waldigeren Westseite rauschen zahlreiche Wasserfälle ins Tal. Wie so oft haben wir auch diesmal die Ankerbucht ganz für uns. Der Fjord ist überwiegend tief bis fast ans Ufer. Der Anker fällt bei über 20 m Wassertiefe, um hier am Ende des Tales noch genügend Schwingraum beim Wechsel der Tide zu habe.
Kaum ist der Anker eingefahren zeigt sich der tägliche Weißkopfseeadler am Ufer und dann fängt es an zu regnen. Passt doch. Heizung an, unter Deck einkuscheln und die vielen Bilder im Kopf und auf dem iPad sortieren. 😉
Beitrag per Iridium-Satellit übermittelt, die Fotos werden also nachgereicht.
Ich kann es kaum erwarten, die Fotos vom Grizzlybär zu sehen 😍
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In der Ostsee heißt das Jig Fishing übrigens Pilken und ist die beste Art, einen Dorsch rauszuholen… natürlich nur mit Angelschein, da das in Deutschland ja ansonsten den Straftatbestand der Fischwilderei erfüllt… 🤪
Grüße aus Brest, Micha
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Wieder ein toller Bericht, jetzt sind wir noch gespannter auf die Fotos.
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Ja, hier Fischereilizenz statt Angelschein 😜.
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