Boat work

Block Island ist einer der schönsten Plätze, den wir bisher in den USA mit dem Boot besucht haben. Die Lagune bietet einen rundum geschützten Ankerplatz, die Insel ist schön und trotz ihrer touristischen Erschlossenheit angenehm zurückgenommen und unaufgeregt, es gibt kaum Bausünden, dafür aber gute Restaurants und Spezialitäten.

Ganz klasse zum Beispiel das Garten-Grill-Lokal “Three Sisters”, das uns mit wunderbarer kreativer Küche, bewusst lokalen Zutaten, dezenter guter Livemusik und herrlich improvisiert wirkendem gemütlichen Gartenambiente verwöhnt. Eine Alkoholausschanklizenz haben sie nicht, also flitzen Wiebke und Michael zum Supermarkt um die Ecke und holen gekühlten Wein (anders als etwa in Maryland dürfen hier in Rhode Island die Supermärkte Alkohol verkaufen). Gläser stellen die Three Sisters, das Korkgeld ist mit 5$ gering. Gemeinsam mit der Crew der Escape genießen wir einen weiteren richtig schönen Abend.

Aber leider, leider: auch die Zeit auf Block Island bietet nicht nur Vergnügen. Ein bisschen Bootsarbeit ist dann doch immer zu tun. So auch hier. Unser Dieselgenerator (für die Stromerzeugung an Bord, wenn Solar und Windgenerator nicht ausreichen) schaltet sich weniger als eine halbe Minute nach dem Start wieder ab und meldet ”zu hohe Abgastemperatur”. Das ist nun eher unwahrscheinlich, aber wie Wiebke in der Bedienungsanleitung herausfindet, wird mit diesem Hinweistext auch auf mangelnden Kühlwasserfluss hingewiesen, bevor die Abgastemperatur einen kritischen Wert erreicht.

Der Motorraum der Flora beherbergt neben (genauer: hinter) dem Motor auch den Generator. Mit schon entfernter Schallschutzhaube des Generators sieht das so aus:

Über dem Motor liegend, kann man also am Generator schrauben, wobei die Seewasserpumpe zum Glück an der vorderen Seite des Generators verbaut ist.

Die Kontrolle des Impellers der Seewasserpumpe ergibt ein desolates Bild:

Nun ist der Wechsel des Impellers eigentlich nicht schwierig, obwohl der des Generators (anders als bei unserem Motor) eine Papierdichtung hat. Die muss ebenfalls getauscht werden und dazu vorsichtig mit einer scharfen Klinge vom Gehäusedeckel entfernt werden, ohne ihn zu zerkratzen. Wir legen den Deckel über Nacht in eine Wasser-Essig-Lösung, das vereinfacht das Abkratzen.

Das Blöde ist nur: die am Impeller fehlenden Flügelteile müssen aus dem Kühlkreislauf entfernt werden. Da ich sie nicht im Pumpengehäuse finde, (bis auf eins, dass mir beim Öffnen entgegenfällt und in den unerreichbaren Tiefen der Generatorbilge verschwindet) muss ich sie im Verlauf der Kühlwasserschläuche suchen, die ich dafür nacheinander abbaue. In den beiden zwar langen, aber vergleichsweise einfach zugänglichen ersten Leitungen findet sich leider nichts. Ich befürchte, dass sich die Flügelreste vor dem Engpass des Wärmetauschers sammeln, der aber liegt schwer zugänglich auf der Rückseite des Generators, halb verborgen vom Rahmen der Schallschutzhaube. Nach intensiver telefonischer Beratung mit Chief Jan per Telefon mache ich mich erstmal an den Zulaufschlauch vom Seeventil zur Wasserpumpe. Und – Glück gehabt – obwohl entgegen der Fließrichtung findet sich hier ein erstes Flügelteil. So ermutigt, fingere ich mit einer Pinzette ein weiteres aus einem der 90-Grad-Metallwinkel, auf denen die Schläuche mit Schellen befestigt sind. Da ich aber nicht von beiden Seiten drankomme, fädele ich ein Stück Leine hindurch und finde den Rest (hoffentlich jedenfalls alle großen Teile). Zusammensetzen lässt sich das Puzzle nicht mehr 😉.

Entgegen meiner Befürchtung lässt sich der Deckel auch ziemlich unproblematisch wieder aufsetzen, wobei wir die Verdickung der Dichtung (und damit die Montagestelle) außen auf dem Deckel mit Edding markieren und die Dichtung mit etwas Vaseline am Deckel anhaften, damit sie bei der Montage nicht so leicht verrutscht.

Dann der spannende Moment: ja, der Generator springt an und läuft auch problemlos zwei Stunden, das soll erst mal reichen. Juhu!

Und das kann gefeiert werden, denn es ist natürlich nicht die einzige Bootsarbeit: Michael hat in der Zwischenzeit einmal mehr ein kulinarisches Highlight in der Pantry gezaubert:

Auch das ist Karibik

Karibik ist so vieles. Von Traumstränden, Hikes und hiesiger Tierwelt haben wir schon viel geschrieben, von Corona und seinen Auswirkungen hier zuletzt auch.

Immer mal wieder überrascht uns das Leben hier aber mit Kleinigkeiten oder Kuriositäten, die wir so nicht erwartet hätte. Vor ein paar Tagen z.B. haben wir am Steg in der Marina einen Schweden mit einem Schwesterschiff der Flora, einer anderen Hallberg-Rassy 43, getroffen. Er erzählte uns, dass die Pumpe der Waschmaschine auf seinem Schiff nun schon zum zweiten Mal kaputt gegangen sei, nach nur knapp über 100 Waschladungen. Das hat uns irritiert (wir haben die gleiche Maschine) und hellhörig gemacht, denn wir wissen dank Klaus und Katrin von der Saphir, dass die Bordwaschmaschinen etwa in den USA am Landstrom nicht funktionieren. Zurück an Bord hat Wiebke recherchiert und tatsächlich: hier in Antigua und Barbuda hat das Stromnetz zwar 230 Volt (wie in Europa, in USA 110 V), aber die Frequenz beträgt 60 Hertz (wie in den USA, in Europa 50 Hz). Die Pumpe der Waschmaschine würde also 20 % schneller pumpen, dafür ist sie nicht konstruiert und deshalb steigt sie aus. Wer kommt auf solche Ideen? Der Schwede war jedenfalls ganz froh über die Auflösung des Rätsels.

Und wo wir schon beim Waschen sind: Wir waschen Bettwäsche und Handtücher nach Möglichkeit nicht in unserer kleinen 3,5 kg Bordwaschmaschine, sondern geben sie in ein örtliche Wäscherei. So auch hier in Jolly Harbor, wo sich die Wäscherei direkt auf dem Hafengelände befindet. Das sieht dann so aus:

Das eigentlich kuriose hier ist der Trockner (hinter Wiebke), bei dem die Trocknerluft durch ein halboffenes Gasfeuer erhitzt wird:

Um die Assoziationskette weiter fortzusetzen: Gas. Wie schon geschrieben, haben wir Jolly Harbor ja auch deshalb angelaufen, weil unsere (spanische) Gasflasche leer ist und der Adapter für unsere (griechische) Ersatzgasflasche nicht aufzufinden ist. Die leere spanische Gasflasche aus Edelstahl muss erst mit einer über Nacht einwirkenden Ladung WD40 überredet werden, den Bajonetverschluss des spanischen Druckminderers freizugeben, dann kann ich sie an der Hafentankstelle abgeben. „Spanisch? Kein Problem. Kannst Du morgen gefüllt wieder abholen. Kostet 80 EC$ (etwa 27 €), sofort zu zahlen.“ Gut. Oder eben doch nicht, wenn die Flasche am nächsten Tag doch wieder leer zurück kommt. Hm. Sie hatten nicht den passenden Fülladapter und konnten auch nicht improvisieren. Letzteres ist eher ungewöhnlich, aber wohl gut für uns. Denn wie sich im Gespräch herausstellt, füllen sie hier nur Propan. Unsere spanische Edelstahlflasche ist aber eine Butangasflasche, das hatte ich auch ausdrücklich erwähnt. Das mache nichts, sie hätten schon mehrere Kunden mit Butanflaschen gehabt, die wären aber immer mit dem Propan sehr zufrieden gewesen, das halte mindestens genauso lange.

Hm. Hm. Muss ich mich doch mal im Internet schlauer machen. Ergebnis: Wenn man nicht gerade bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt kocht, gibt’s am Herd kaum einen Unterschied zwischen Butan und Propan, bei kälteren Temperaturen bleibt Butan flüssig, funktioniert also dann nicht. Das wäre hier in der Karibik kein entscheidendes Kriterium. ABER: bei 20 Grad Temperatur hat Butan einen Druck von 1,2 bar. Propan hat dann einen Druck von 7,0 bar. Die vergleichsweise leichte Edelstahlflasche möchte ich dann doch lieber nicht mit Propan befüllt haben.

Kochen wir also erstmal weiter mit unserer Induktionsplatte und versuchen, einen Adapter für unsere leider rostende griechische (Stahl-)Flasche zum deutschen Druckminderer aufzutreiben. Letzteres stellt sich als gar nicht so einfach heraus. Wir erwerben für teures Geld im hiesigen Budget Maine eine (amerikanische) Alu-Propangasflasche nebst passendem Druckminderer und lassen sie befüllen (70 EC$, wir bekommen also 10 EC$ heraus). Jetzt können wir wieder mit Gas kochen und machen zur Feier des Tages gleich mal Bananen-Schoko-Muffins im Backofen. Und dann haben wir nochmal Glück: die Crew der Ithaka kann uns mit dem gesuchten Adapter aushelfen. Angela und Christoph haben das Adapterset gleich doppelt an Bord, nun ist auch unsere griechische Propangasflasche wieder ein einsatzfähiger Ersatz. Mindestens für das nächste halbe Jahr haben wir genug Gas, ein gutes Gefühl.

Links Alu 🇺🇸, oben rechts Edelstahl 🇪🇸, unten rechts Stahl 🇬🇷

Langfahrer-Alltag. Die meisten Blauwassersegler können bezüglich der Gasbeschaffung in Liedchen singen. Wir jetzt auch. Und wo wir schon dabei sind und Zeit haben, kümmern wir uns noch um ein paar weitere kleine Bootsprojekte.

Da ist zunächst mal das Phänomen des stetigen, nicht versiegenden Salzwasserrinnsals beim Impellerwechsel der Seewasserpumpe unseres Bootsmotors (Volvo-Penta D2-75). Die Recherche in einem Hallberg-Rassy-Eignerforum ergibt, dass tatsächlich der Bypass für die Volvo-Gummidichtung der Antriebswelle das Seewasser liefert und es dafür ein Absperrventil oberhalb der Dichtung gibt. Blöderweise kann ich das Ventil auch mit Verrenkungen im Motorraum nicht sehen (es aber per Handykamera lokalisieren) noch mit der Hand bewegen (nachdem ich es blind tastend gerade so erreiche). Nach Leerräumen eines Schrankes in der Achterkoje und Herausnahme des Schrankbodens und des entsprechenden Teils der Motorraumisolierung soll es laut Forum besser erreichbar sein, aber trotzdem nicht zu bewegen. Den Versuch schenke ich mir. Statt dessen baue ich in den Bypass an besser erreichbarer Stelle ein weiteres Ventil ein. Das muss ich jetzt zwar regelmäßiger schließen und wieder öffnen, damit es nicht ebenfalls festgeht, aber ich hoffe, ich denke daran. Jedenfalls sollte mir das Ganze künftig ermöglichen, den Impeller einfacher und mit weniger Wasser in der Motorbilge (dem Auffangbecken unten im Motorraum) wechseln zu können.

Leider tropft die Konstruktion ein bisschen (motivierender Kommentar von Wiebke: „Jetzt haben wir ein Problem, das wir vorher nicht hatten.“) Also gut. alles wieder auseinander, Verschraubungen neu mit Teflonband umwickeln, dicht!

Nächstes kleines Bootsprojekt: unser Watermaker ist mit einem Mineralisierer ausgestattet (über dessen Sinn durchaus gestritten wird, aber das ist jetzt nicht mein Thema). Das Watermakerwasser wird darin quasi wie in einem umgekehrten Filter mit Mineralien angereichert. Nur: bei uns gilt das nur für das Wasser, dass in den großen 600 l Wassertank geleitet wird. Das Wasser aus diesem Tank nutzen wir zum Kochen, zum Waschen und Duschen, aber nicht als Trinkwasser. Füllen wir Trinkwasser aus dem Watermaker in Flaschen ab, geht das bisher nur über den Testauslass. Dann läuft es aber vorher eben nicht durch den Mineralisierer.

Also baue ich auch hier etwas um, setze hinter dem Mineralisierer eine Abzweigung mit Ventilen in den Schlauch. Klappt ausnahmsweise auf Anhieb. 😃

Als Nächstes ist die (bisher eben nicht vorhandene) Befestigung für den Benzintank im Dinghy dran. Schnallen und Haltebügel für das Gurtband haben wir schon. Nur noch ein bisschen Nähen, Bohren, Schrauben und Abdichten. So kann man seine Tage auch verbringen 😉.