Passage nach Hawaii, Tag 5

Morgens bewölkt, aber noch vor Mittag klart es auf und wir haben einen blankgeputzten Himmel, so war es auch die letzten Tage bereits.
Ein paar kleinere Bootsarbeiten: eine der Großschotklemmen hat sich gelockert, also Deckenverkleidung in der Achterkammer abbauen und Muttern nachziehen, ein paar Rostnasen auf dem Edelstahl wegpolieren, IridiumGo durch herausnehmen und Wiedereinsetzen der Batterie wieder zum Arbeiten überreden, Kartoffeln durchsortieren, waschen, in der Sonne trocknen.
Generator eine gute Stunde laufen lassen, da die Solarpanele erst ab 11.00 (wenn die Wolken weg sind) richtig Strom geben, aber ab ungefähr 15.00 auf unserem Kurs schon wieder zum Teil von den Segeln verschattet werden, zudem der Windgenerator zwar etwas Strom produziert, aber die Winde eigentlich zu leicht für ihn sind. Und – anders als etwa vor Anker – verbraucht unser elektrischer Autopilot natürlich eine ganze Menge Strom. Andererseits: Dafür ist der Generator ja da und er ist natürlich auch wesentlich effizienter als es die Lichtmaschine des Motors wäre, also alles gut.
Wiebke backt Orangenkuchen mit Kokosflocken – wir müssen ja dem Skorbut vorbeugen ;-).
In der Nacht wieder eine kurze Flautenphase, durch die wie uns aber unter Code0 mit 3 kn Fahrt durchlavieren, ansonsten läuft es wieder ganz gut. Wir genießen das ruhige Segeln durch die blaue Weite.
Etmal 151 sm, gesamt gesegelt 716 sm, noch geschätzte 3.584 sm nach Hawaii

Passage nach Hawaii, Tag 4

Wir haben uns in den Rhythmus der Passage eingefunden, die Nachtwachen wirken weniger anstrengend, es fühlt sich gerade ganz gut an, in unserem kleinen Raumschiff scheinbar fernab von allem und auf noch ziemlich unabsehbare Zeit durch die Unendlichkeit zu segeln. Ein ganz eigener Mikrokosmos.
Der hell erleuchtete Lichtfleck eines einzelnen Fischtrawlers in 6 sm Entfernung zeigt uns in der Nacht, dass wir doch nicht ganz allein sind (kein AIS-Signal).

Wir wechseln vom Code0 auf die Fock und nach der ersten Nachtwache wieder zurück, machen gute Fahrt mit ein paar kürzeren Schwächeperioden, in denen die Segel aber immer noch stehen und nicht schlagen. Das dürfte gerne so bleiben.

Seit längerem zum ersten Mal sehen wir wieder mehr fliegende Fische, außerdem hat sich heute Nacht ein kleiner Kalmar auf unser Deck katapultiert.

Der letzte Rest von dem gefangenen super leckerem Großaugenthunfisch wird verarbeitet. Insgesamt hat Wiebke aus ihm gezaubert:
– Thunfischsteaks in Koreander-Limettensoße mit Radieschen auf Reis mit Teriyaki-Paprikagemüse (ja, der Markt gab einiges her) – Thunfischbowl
– Kartoffeln mit Thunfisch-Kaperncreme (Verarbeitung des Restes an gebratenem Thunfisch) – Asiasuppe mit Thunfisch
– Thunfisch-Taccos mexikanisch
Also auch mal Mittags und Abends Fisch. Das Angeln hatte ich erst einmal eingestellt, ab heute nachmittag gehen die Leinen wieder raus. 😉

Etmal 158 sm, gesamt gesegelt 565 sm, noch geschätzte 3.735 sm nach Hawaii

Passage nach Hawaii, Tag 3

Ziemlich abwechslungsreich. Erst ein herrlicher Segeltag mit schönem Wetter, ganz allein durch die Weite des Pazifiks. Ganz allein? Wohl doch nicht. Wir sehen zwar kein anderes Boot oder Schiff, auch nicht auf dem AIS, aber plötzlich schwebt ein orangeroter Helikopter heran und dreht in niedriger Höhe eine Runde um die Flora. Als er wieder davon fliegt rufe ich ihn über Funkkanal 16 an und er antwortet auch prompt. Er sei auf der Suche nach Fisch, habe unser Boot gesehen und wollte nur nach dem Rechten schauen. Ich danke ihm und eine dreiviertel Stunde später kommt uns auch der Fischdampfer entgegen, geht aber mit 2 sm Abstand an uns vorbei. Auf dem AIS zeigt er sich nicht, auf dem Radar aber natürlich schon. Herkunft und Flaggenstaat bleiben so aber natürlich unklar, das gute Englisch mit amerikanischem Akzent machen einen chinesischen Fischer allerdings unwahrscheinlich. Ein solcher (mit AIS) wird uns in der Nacht mit 6 sm Abstand passieren, es sind unsere einzigen S chiffssichtungen.
Bootsarbeit heute: Steuerbordgenuawinsch auseinander nehmen, reinigen und wieder zusammensetzen, sie hatte ein paarmal gehakt. Auf dem schwankenden Schiff durchaus eine Herausforderung, nichts über Bord plumpsen zu lassen. Wir spannen sicherheitshalber ein Tuch an der Reling auf, aber dieses Mal fliegt keine der kleinen Federn oder Klinken durch die Gegend. Jetzt scheint wieder alles in Ordnung.
Außerdem versuche ich ein vernünftiges Foto der nur etwas größer als schwalbengroßen Petrels zustande zu bringen, die immer wieder mit ziemlich hektischen Flugmanövern dicht über den Wellen die Flora begleiten. Es sind wohl Wedge-Rumped Storm Petrels.
Jetzt, da wir etwas weiter südlich der Galapagos und damit des Äquators sind und nach Westen segeln, fällt erst so richtig auf, dass die Sonne inzwischen für uns Mittags im NORDEN steht. Klar wussten wir das vorher, aber wenn man es dann das erste Mal praktisch sieht, verwirrt es trotzdem.
Wunderschöner Sonnenunter- und Mondaufgang. In der vierten Nachtwache (von 04.00 bis 07.00 Uhr) dann leider ein Flautenloch. Der Wind ist wirklich komplett weg, wir rollen den an Wanten und Salingen scheuernden Code0 ein. Wir – weil nachts keiner das Cockpit verlassen darf, ohne vorher den anderen hoch zu rufen. Die Freiwache muss also ins Cockpit. 8.30 kann ich den Code0 wieder setzen, aber nur eine Stunde später landen wir im nächsten Flautenloch. Im Moment segeln wir wieder, sogar recht flott. Wir halten uns aber weiter südwestlich, weil im Süden weniger Flautengebiete sein sollten. Der zusätzliche Weg verlängert natürlich die Gesamtstrecke (schließlich wollen wir eigentlich nach Nordwesten) aber das ist allemal besser als in der Flaute zu dümpeln.

Etmal 137 sm trotz Flautenlöchern, gesamt gesegelt 407 sm, noch geschätzte 3.893 sm nach Hawaii.

Passage nach Hawaii, Tag 2

Wieder ziemlich bedeckter Himmel und zunächst wenig Wind, aber immerhin segelbar. Die Strömung schiebt mit gut 2 Knoten, so dass die Fahrt über Grund tagsüber um die 5 kn pendelt, was wir vormittags mit mehreren Segelwechseln zu halten versuchen. Seit letztem Mittag steht jetzt aber der Code0. Wir laufen etwas südlicher, dort ist laut Vorhersage ein bisschen mehr Wind zu erwarten. Zum Abend diesmal keine Delfine, dafür aber eine Gabelschwanzmöve (auf Galapagos gesehen, mit den knallroten Ringen um die Augen), die sich auf unserem Solarpanel niederlässt und ausgiebig ihr Gefieder pflegt, bis sie sich mit Einbruch der Dunkelheit für ihre nächtliche Jagd davon macht.
Während der dritten Nachtwache (wir gehen ab 19.00 3-Stunden-Schichten) setzt leichter Nieselregen ein, danach frischt der Wind etwas auf und es wird eine flottere, gleichwohl wegen der nur flachen Wellen sehr ruhige Fahrt durch eine dann schöne Vollmondnacht.
Am Ostersonntagmorgen herrliches Wetter mit jetzt strahlend blauem Himmel und um die 8 kn wahrem Wind. Dazu noch ein Osterfrühstück mit Pfannkuchen und frischer Papaya – wunderbar!
Wegen der „Dunkelflaute“ der letzten beiden Tage und dem jetzt gerade laufenden Wassermacher (der pro Stunde etwa 38 Amp aus unserer Batteriebank zieht und dafür rund 50 l Frischwasser produziert) lief zur Stromproduktion für 2 3/4 Stunden der Dieselgenerator, aber der ist im Cockpit kaum zu hören.

Etmal: 146 sm, noch geschätzte 4.030 sm bis Hawaii.

Wir wünschen Euch allen ein frohes Osterfest!

Passage nach Hawaii, Tag 1

Beim Ausklarieren gabs noch einmal eine kleine Überraschung: 5 Personen kommen mit dem Wassertaxi angebraust. Neben dem Agenten Javier je ein Offizieller von der Armada (hier auch Küstenwache), der Policia Nacional, der Nationalparkverwaltung und der Immigration (obwohl wir die Ausreisestempel im Pass ja schon am Vortag im Büro der Immigration bekommen hatten). Wieder sind diverse Formulare zu unterschreiben, die angekündigte Inspektion des Bootes unterbleibt aber. Nach 15 Minuten sind wir fertig.
Klar ist jetzt auch, dass wir unseren Heckanker nicht mehr wiederbekommen. Die Taucher haben noch einen zweiten Anlauf unternommen, aber gleich wieder abgebrochen, die Sicht ist derzeit einfach viel zu schlecht. Statt des Bruce hängt ab jetzt also doch der 25 kg Delta in der Heckankerhalterung. Am Bug bleibt es bei unsererm zuverlässigen 30 kg Spade-Anker.
Wir motoren aus der Bucht hinaus und setzen die Segel: erst Groß und Code0, dann relativ schnell der Wechsel auf den Gennaker. Der Kurs passt, der Wind ist aber ziemlich mau. Mit nur 2 bis 3 Knoten Fahrt durchs Wasser machen wir trotzdem um die 5 kn über Grund, die Strömung schiebt enorm.
Stimmung an Bord ist trotz immer mal wieder flappender Segel gut, zumal wir eine leckere Thunfischbowl essen und außerdem der gestern gebackenen Möhren-Streuselkuchen die Laune zusätzlich hebt.
Zum Sonnenuntergang spielt eine große Schule Delfine an Floras Bug. So oft gesehen und jedes Mal wieder ein Gänsehaut- und „Lächeln-in-Gesicht-zauber“-Moment.
In der Nacht und am Morgen dann weiter sehr schwacher Wind, der zudem einmal um die ganze Kompassrose dreht, was mehrere Segelmanöver und Bullentaljenwechsel nötig macht (das ist die Leine, die den Baum vom Großsegel gegen das unbeabsichtigte Umschlagen auf die andere Bootsseite sichert). Wir haben jetzt auf beiden Seiten des Bootes eine solche Leine vorbereitet.
Das Wetter ist trüb, Nieselregen seit der Nacht. Erst gegen 10.00 Uhr morgens hört der Regen auf und ein bisschen Wind stellt sich ein, wir setzten den Code0, der bringt jetzt gerade 5 bis 6 kn durchs Wasser.

Etmal von 12.00 gestern bis 12.00 heute (Bordzeit, also 20.00 Uhr in Deutschland): 124 sm, noch geschätzte 4.176 sm bis Hawaii.

Dieser Beitrag wird per Satellit und deshalb ohne Bilder übermittelt, weil es auf hoher See mit vertretbarem technischem Aufwand und vertretbaren Kosten derzeit für uns einfach noch keine Möglichkeit gibt, Internet mit höherer Bandbreite an Bord zu bekommen. Es reicht gerade, um Textnachrichten zu übersenden und ganz klein „gepackte“ Grib-Dateien zu erhalten. Das sind Dateien mit Wetterdaten, so dass wir für unsere Routenentscheidungen immerhin ein grobes Bild von der Wetterlage und der Windentwicklung in den nächsten Tagen haben. Auf die sozialen Medien wie Facebook, Instagram und WhatsApp haben wir aber ebensowenig Zugriff wie auf unserem Blog (außer dem Einstellen der Textbeiträge eben). Entsprechend können wir auf Kommentare erst wieder zugreifen, wenn wir wieder Internet haben, also in etwa einem Monat 😉 Lasst Euch aber bitte nicht abhalten, wir antworten und freuen uns dann eben später darüber, dass Ihr so an unserer Fahrt Anteil habt!

Galapagos. Die verzauberten Inseln. Und wie es für uns weitergehen soll.

Einer der früh verwendeten Namen für die Inselgruppe auf dem Äquator, weit draußen im Pazifik, lautet “Las Islas Encantadas”, die verzauberten Inseln. Er taucht bereits in einer Seekarte von 1589 auf. Das war ganz und gar nicht hochachtungsvoll auf die uns so bezaubernde einzigartige Tierwelt des Archipels bezogen, sondern damals eher ein verzweifelter Erklärungsversuch. Die Inseln schienen zu erscheinen und zu verschwinden. Manchmal konnte man Galápagos einfach überhaupt nicht finden, dann wieder waren die Inseln scheinbar an einem völlig anderen Ort auf dem Meer. Da mussten unchristliche Mächte am Werk sein, es war ja wie verhext. Ab und zu wurde sogar die Vermutung geäußert, es könne sich um schwimmende Inseln handeln, wie sie schon in der griechischen Mythologie existierten, zum Beispiel Aiolia als Sitz des Windgottes Aiolos.

Wie so oft: wenn der Bauer nicht schwimmen kann, ist die Badehose schuld! Aber es war auch schwierig, bevor die Satellitennavigation oder zumindest Sextant und exakte Uhren den Seglern ihre eigene Position auf dem Globus klar machten. Die Winde hier am Äquator sind schon recht unstet, außerdem verbergen sich die Inseln oft im Dunst. Viele Flautentage machten die gekoppelten (also geschätzten) Positionen immer unsicherer. Denn für den Navigator schwer einschätzbar waren früher auf der Fahrt zu den Galápagosinseln die (auch heute noch vorhandenen) Strömungen. Gleich drei völlig unterschiedliche Strömungen treffen bei den Galápagosinseln aufeinander und machen deren reiche Tierwelt überhaupt erst möglich. Gemeinerweise sind die Strömungen dabei aber auch keineswegs so verlässlich wie etwa der Golfstrom im Atlantik, sondern verändern sich etwa in „El Niño“-Jahren massiv, weil dann der Humboldtstrom deutlich schwächer wird oder sogar fehlt.

Dieser wohl bekannteste Strom ist kalt und nährstoffreich, er wird vom Südostpassat zu den Galápagos hinaufgedrückt. Umgekehrt schiebt der Panamastrom, gefüttert vom Nordäquatorialgegenstrom warme Wassermassen aus Nordosten heran und hilft den wärmeliebenden tropischen Tierarten. Der dritte Mitspieler kommt aus dem Verborgenen: aus dem Westen und damit gegen die vorherrschende Windrichtung zieht in der Tiefe der Cromwellstrom als (kalte) Äquatoriale Unterströmung heran, er wird an der unterseeischen vulkanischen Galapagosplattform nach oben gedrückt. Das kalte, wiederum sehr nährstoffhaltige Wasser dieses Stroms sorgt dafür, dass sich zum Beispiel die Pinguine an den Küsten der westlich gelegenen Inseln Fernandina und Isabela wohlfühlen.

Und alle drei Ströme umspülen die Inseln, versetzen die Schiffe und verwirrten die frühen Seefahrer. Islas Encantadas.

Eines der schönen, zugleich aber auch schwierigen Phänomene der spanischen Sprache ist, manche Wörter so viele völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. „Encantada“ ist ein gutes Beispiel dafür. Es kann verzaubert, verhext oder verdammt bedeuten. Aber auch glücklich, begeistert oder entzückt. Und sogar für einen ganzen Satz stehen:

„Schön, Sie kennenzulernen.“

Wir sind jedenfalls sehr glücklich, diese bezaubernden Inseln kennengelernt zu haben. Und wir sind sehr gespannt, ob Strömungen und Winde im Pazifik uns auf unserer Weiterfahrt nach Hawaii 🌺 wohl gesonnen sind. Etwa gut einen Monat wird die Passage dauern, wenn alles glatt läuft.

Warum Hawaii? Für die weitaus meisten Boote hier in Santa Cruz sind die Galápagosinseln das Sprungbrett zu den Marquesas, das sind rund 3.000 Seemeilen. Eine richtig lange Strecke. Unsere Atlantiküberquerung von Mindelo auf den Kapverden bis Bequia in St. Vincent und den Grenadinen waren dagegen nur 2.200 sm. Der Pazifik ist groß, riesengroß.

Nach Hawaii sind es von den Galápagosinseln aus mindestens 4.000 sm direkte Strecke, auf dem wahrscheinlicheren Kurs 4.300 sm, nämlich erst einmal 2.000 sm nach Westen und dann 2.300 sm im Bogen nach Nordwesten. Ganz schön weit! Und davor haben wir auch gehörigen Respekt. Aber wir wollen zurück auf die Nordhalbkugel segeln und eine nordpazifische Runde über Hawaii, Alaska und British Columbia im Westen Kanadas segeln um irgendwann im Herbst in der Gegend von Vancouver oder vielleicht Seattle (das wäre dann schon wieder USA) zu sein. Ein deutlicher Schlenker von der klassischen Barfußroute, der uns nach fast drei Jahren durchgehendem Sommersegeln – Maine im August 2020 geht dabei als Spätsommer durch – jetzt aber sehr reizt.

Und danach? Die US-Westküste hinunter zu Mexikos Baja California (Sea of Cortez) schwebt uns vor. Und von da vielleicht unser Absprung nach Französisch Polynesien. dann wären wir auch wieder auf der klassischen Barfußroute. 🦶 ⛵️

😊

Vögel auf Galápagos: nicht nur die Darwin-Finken

Neben der Riesenschildkröte ist eines der ersten mit Galápagos assoziierten Tiere der Darwin-Fink. Der Biologie-Unterricht wirkt offenbar im Langzeitgedächtnis nach. Und diese Vögel begegnen uns überall, auf den Kakteenbäumen im Hinterland ebenso wie mitten in den Ortschaften.

Tatsächlich hat sich Charles Darwin mit den nach ihm benannten “Finken” (die eigentlich nicht zu den Finken sondern den Ammern gehören) weder bei seinem Aufenthalt auf Galápagos 1835 noch später bei der Entwicklung seiner Evolutionstheorie intensiver beschäftigt. Er hat die geschossenen Finken nicht einmal den verschiedenen Inseln zugeordnet. Aber er hat gut 31 “Finken”, die 13 Arten zugeordnet wurden, zur Zoologischen Gesellschaft nach England geschickt, wo sie von John Gould als Species einer völlig neuen Gruppe erkannt wurden.

Gleichwohl sind die inzwischen 18 entdeckten Darwinfinkenarten ein gutes Beispiel für die Evolution, denn die fast durchgängig unauffällig braunen oder schwarzen Vögel unterscheiden sich je nach Herkunftsinsel und dadurch Nahrungsangebot erheblich insbesondere in ihrer Schnabelform. Eine Species, der Vampirfink, fügt (wenn auch nur zur Nahrungsergänzung) den Boobies kleine Wunden zu und trinkt deren Blut. Es wird vermutet, dass die Boobies sich das gefallen lassen, weil es auf die Befreiung von Parasiten zurückgeht.

Viel zu farbig für einen Darwinfinken: es gibt zwar einen Waldsänger-Darwinfink, aber der ist auch eher unauffällig gefärbt. Ganz anders dieser Goldwaldsänger auf San Christobal.

Für Darwin ergab sich ein stärkerer Impuls für seine Evolutionstheorie aus der Beobachtung der vier verschiedenen Spottdrosselarten, die es auf den verschieden Inseln des Archipels gibt. Die etwas größeren Vögel verblüfften ihn zum einen damit, dass sie – anders als ihre Verwandten auf dem amerikanischen Festland – nicht spotten, also nicht die Gesänge anderer Vogelarten oder sogar sonstige Geräusche immitieren. Vor allem aber auf den verschiedenen Inseln wiederum unterschiedliche Schnabelformen entwickelt, und bei den Spottdrosseln ordnete Darwin seine Sichtungen den Inseln auch zu und zog daraus die entscheidenden Schlüsse, dass diese Arten sich aus einer gemeinsamen Art unterschiedlich weiterentwickelt hatten.

Española Spottdrossel

Was uns besonders fasziniert: wo sonst findet man Flamingos und Pinguine auf einer Insel?

Und dann die wunderbaren Boobies: drei Tölpelarten brüten auf Galápagos: die großen Nazca-Boobies, die Rotfuß- und die Blaufußtölpel.

Fast schon gemein, wie wenig Beachtung wir den hier ebenfalls zahlreichen Fragattvögeln und die Tropikvögeln schenken, die wir in der Karibik, insbesondere auf Antigua und Barbuda so ausgiebig beobachtet hatten. Oder den Pelikanen.

Manche der hiesigen Vögel hätten wir gern gesehen, konnten sie aber nicht entdecken. Saisonbedingt oder weil wir einfach zu wenige Inseln der Gruppe besucht haben oder nicht lange genug gesucht haben. Die Galápagos-Waved-Albatrosse und die Galápagos-Eulen gehören dazu, ebenso der rote Vermillion-Fliegenfänger und der flugunfähige Galápagos-Kormoran.

Und wieder andere haben wir entdeckt und fühlten uns (manchmal nur auf den ersten Blick) an die Tierwelt in Deutschland erinnert. So etwa bei den (amerikanischen) Austernfischern, der Ralle oder den Enten.

Und es gibt noch so viel mehr (und Meer) zu entdecken. Hier auf Galápagos – aber eben auch anderswo. Wir stecken schon in den Vorbereitungen, Freitag segeln wir weiter.

Jetzt erstmal Frisches einkaufen und Wäsche abholen, die nachgefüllten Dieselkanister wieder voll machen. Und hoffen, dass die Taucher morgen unseren verlorenen Heckanker wiederfinden. Ich habe ihn gestern nicht wiedergefunden und selbst für die professionellen Taucher war die Sicht unter Wasser heute einfach zu schlecht. Nicht schlimm, ist unser Drittanker (20 kg Bruce), aber er passt halt gut in die Halterung am Heck mit dem ausklappbarem Ankergalgen. Die Schäkelsicherung aus Kabelbinder scheint durch die UV-Strahlung mürbe geworden zu sein. Und anders als beim Hauptanker hatten wir den selten benutzen Heckanker nicht zusätzlich (Gürtel und Hosenträger) mit einem Softschäkel gesichert.

Immerhin können wir uns auf dem extrem schwelligen Ankerplatz hier vor Santa Cruz mit unserem Zweitanker (25 kg Delta) am Heck ausrichten. Trotzdem: das Geschaukel macht Lust aufs Weitersegeln.

Isabela. Seepferdchen und Teufelsrochen, tanzende Vögel und Pinguine unter Palmen und Haie, Haie, Haie und Vulkane

Die Landschaft und Tierwelt auf den Galápagosinseln begeistern uns immer wieder aufs Neue. Ein Bootsausflug nach Las Tuneles macht das deutlich.

Die Lavaströme, durch die ja letztendlich die gesamten Galápagosinseln geschaffen wurden, haben hier ein Labyrinth von Brücken, gewundenen Wasserwegen, Inseln und auch unter dem Wasserspiegel liegenden Höhlen und Durchgängen geformt.

Das Wetter ist ruhig, fast kein Wind. Aber schon am vorgelagerten Vogelfelsen wird klar: die langen Dünungswellen treffen mit viel Kraft auf die Lavasteine.

Unser Ausflugsboot wartet eine Welle ab und spurtet dann beherzt durch die schmale Einfahrt. Klappt gut und zwei Kurven weiter ist das Wasser so glatt, dass wir die uns unter der Oberfläche begleitende Schildkröte erkennen.

Der Blick zurück aber zeigt ein anderes, wilderes Bild:

Es ist faszinierend, wie eng der Kapitän das Boot an den scharfkantigen Felsen vorbei manövriert, tief hinein in das Gewirr.

Auf den Lavasteinen wachsen einige Kakteen, weiter innen auch ein wenig niedriges Gebüsch. Wir sehen zu meiner großen Freude einige Blaufußtölpel.

Deren Balz hat gerade begonnen und einen können wir sogar bei einem ersten Tanzansatz beobachten.

Die finster dreinschauenden Noddys (eine Seeschwalbenart) scheint das aber nicht zu beeindrucken.

Eine Ebene tiefer sehen wir im Wasser immer wieder Meeresschildkröten und dann Vögel …

… tatsächlich Brillenpinguine. Isabela wirbt damit, dass hier die einzigen Pinguine nördlich des Äquators brüten (im Norden der eben auf dieser Linie liegenden Insel).

Und so gibt es hier eben tatsächlich Pinguine unter Palmen. Selbst im Hafenbecken vor Puerto Villamil hatten wir sie schon beobachten können.

Dann mal rein ins Wasser, gleich zwei (grundverschiedene) Schnorchelgänge stehen auf dem Programm. Zunächst noch im relativ klaren Wasser etwas weiter draußen, wo wir einiges an tropischem Fisch, kapitale Lobster und kleine, gut getarnte Seepferdchen sehen.

Muss ja auf Isabela wohl auch 😁

Der zweite Schnorchelgang, im flacheren Wasser näher am Mangrovenufer ist von deutlich größeren Lebewesen geprägt. Unzählige Meeresschildkröten …

… außerdem junge Schwarzspitzenhaie

und eine Vielzahl von Weißspitzenhaien.

Wow. Schnorcheln wohlgemerkt, nicht Gerätetauchen.

Das ist dann zwei Tage später dran, ich habe einen Doppeltauchgang an der Isla Tortuga südlich von Isabella gebucht, während Wiebke eine 16-km-Wanderung auf den Vulkan Sierra Negra etwas nördlich von Puerto Villamil macht.

Was für Tauchgänge! Mit der Strömung lassen wir uns an der Nordostseite der wie ein Halbkreis geformten Isla Tortuga und um deren Südspitze herum treiben. Neben wiederum unfassbar vielen großen Meeresschildkröten gibt es reichlich Schwarmfisch, zum Beispiel die schon am Kicker Rock gesehenen Gelbschwanz-Doktorfische oder Barrakudas.

Aber die Glanzlichter dieser Tauchgänge setzen Großfische. Halten sich die Hammerhaie im ersten Tauchgang noch ein bisschen in dunstiger Distanz hinter den Weißspitzenhaien …

… schiebt sich dieser im zweiten Tauchgang mit einem Schwarm Stachelmakrelen doch deutlich näher heran.

Und auch ein Teufelsrochen, im ersten Tauchgang ebenfalls nur in der Ferne zu sehen, schwimmt mir dieses Mal direkt vor die Linse. Wir hatten auch schon vor 2 Tagen vom Tourboot aus welche gesehen.

Und Wiebke? Statt hinunter ins Wasser weit hinauf auf die Berge:

Die Wanderung zu den Vulkanen Sierra Negra und Chico ermöglicht den Blick über die Insel und zur Westküste. Wir (also Wiebke und zudem sind noch Holger und Gast Moritz von der Ultimate dabei) haben da Glück mit dem Wetter. Zunächst geht es durch kräftig grüne Landschaften am Rand des großen Vulkankraters entlang. Die Luft ist herrlich frisch auf 1000m Höhe. Gefüllt ist der Krater mit schwarzer erkalteter Lava.

Dann geht es an der Vulkanflanke über Lavageröll durch eine Mondlanschaft zum kleiner Vulkan Chico, der in der 60ziger und 70ziger Jahren ausgebrochen ist. 16 km und ein wunderschöner Hike.

Isla Isabela, Zeitreise und Godzilla

Die Uhren auf Isabela gehen langsamer. Die Tiere bewegen sich (überwiegend) gemächlich, die Menschen tun es ihnen gleich.

Als wir den Ankerplatz anlaufen, passieren wir die “Paola”, einen kleinen Frachter, der im Schutz der ersten kleinen Felsinsel ankert, das Heck an einer großen Mooringtonne gesichert. Rechts und links von ihm liegen kleine motorlose Bargen oder Leichter, daran wiederum jeweils ein Arbeitsboot mit Außenbordmotor.

Wir ankern kurz hinter der Paola und seit nunmehr (mindestens) vier Tagen wird das Schiff entladen. Tagsüber ohne Pause wird über die schiffseigenen Ladebäume Stückgut auf die Leichter gehievt. Zementsäcke, Getränkekisten, Motorräder, Außenborder, Waschmaschinen können wir identifizieren, dazu jede Menge Kartons, Kisten und Säcke mit nicht so offensichtlichem Inhalt. Abwechselnd fahren die Leichter an die Hafenmohle, werden dort zumeist per Hand entladen (für ganz großes Stückgut kommt ein LKW mit Mobilkran) und kehren zurück. So war es vor der Einführung der Containerschifffahrt in vielen Häfen.

Ein weiteres Schiff liegt auf Reede, eine Art offene Fähre mit LadeKlappe vorn. Drei Lkw, einen Pkw und ein paar Baumaschinen können wir darauf erkennen. Um Hochwasser herum pendelt eine zweite, deutlich kleinere offene Fähre zwischen Hafenmauer und der großen Fähre hin und her, legt sich Bug an Bug davor, stabilisiert von zwei Arbeitsbooten. Beide Fähren lassen ihre Bugklappen herunter, jeweils genau ein Fahrzeug wechselt auf die kleine Fähre und wird an Land gebracht.

Warum dieser Aufwand? Vor der Hafenmole ist es flach, sehr flach. Selbst die Taxiboote fahren einen großen Bogen und tasten sich langsam an den Steg heran. Und doch, der Ablauf der Entladung der Frachter wirkt aus der Zeit gefallen, eine Reminiszenz an vergangene Zeiten.

Auch im Ort Villamil setzt sich das fort. Im Zentrum sind mehrere Straßen rund um den zentralen Platz ungepflasterte Sandwege.

Wir sehen einen Maler, der eine Hauswand neu tüncht. Er balanciert barfuß auf einem schräg an die Wand gelehnten Bambusgerüst.

Aber natürlich sind das nur Schlaglichter, die Moderne hat auch hier Einzug gehalten, das ist nicht nur an den Satellitenschüsseln erkennbar. Die kleinen Hotels werben mit Wifi, Aircondition und Warmwasser (!), E-Bikes und Elektroroller werden zur Miete angeboten.

Gemeinsam mit Susan und Holger von der Ultimate entscheiden wir uns für eine Fahrradtour und mieten dafür Strandbikes mit fetten Ballonreifen. Mit 10 $ für fünf Stunden sind die auf der sonst nicht ganz günstigen Insel ziemlich preiswert.

Am langen herrlichen Strand entlang und und dann durch das ansteigende Gelände geht es an den hier typischen Kakteenbäumen vorbei hoch zur Mura de Lagrimas.

Die Mura de Lágrimas (=Mauer der Tränen) ist Bauwerk gewordener Zeuge eines dunklen Kapitels der Inselgeschichte. Die Mauer mitten in der Wildnis wurde in den Jahren zwischen 1945 und 1959 von den Gefangenen einer Strafkolonie unter unmenschlichen Bedingungen aufgeschichtet und ist heute ein Denkmal. Neben der harten Arbeit in der Hitze muss die völlige Sinnlosigkeit des Konstrukts ein (beabsichtigter) weiterer psychologischer Tiefschlag für die Häftlinge gewesen sein.

An der Mauer vorbei steigen wir weiter den Berg hinauf auf den Aussichtspunkt “Mirador de Bahia”. Er macht seinem Namen Ehre und lässt uns einen weiten Ausblick über die Bucht bis zu unserem Ankerplatz vor Villamil genießen.

Auf dem Rückweg zu unseren abgestellten Fahrrädern sehen wir die ersten Riesenschildkröten in freier Wildbahn. Schilder hatten schon auf sie hingewiesen, aber so recht hatten wir nicht daran geglaubt.

Spannend auch, dass die für Menschen giftigen kleinen “Äpfel” der Manzanillos (die Machinel Tree kennen wir bereits aus der Karibik, man sollte nicht einmal bei Regen unter ihrem Blätterdach Schutz suchen) eine der Lieblingsspeisen der Riesenschildkröten sind.

Zurück gehts überwiegend bergab und damit leichter, trotzdem machen wir noch zwei Stops. Erst an einem Lavatunnel direkt am Meer, dann an einem Mangrovenfluss, der Süßwasser aus den Vulkanbergen führt, in den aber auch Salzwasser von der nahen Mündung hineinflutet und in dem wir ein ganz herrlich erfrischendes Bad nehmen.

An beiden Plätzen wandern wir noch ein bisschen herum und jeweils finden wir am Meer Lavasteinküste, auf denen sich die schwarzen Meerechsen tummeln. Hier auf Isabela werden sie besonders groß, bis etwa 1,3 m lang. Auch wenn das Kinomonster Godzilla tatsächlich diesen Echsen nachempfunden wurde, sie sind völlig harmlose Pflanzenfresser. Und – anders als ihr Name vermuten lässt – leben sie auch nicht im Meer, sondern suchen sich dort nur ihre Nahrung, indem sie Algen und Tang von den Lavasteinen abweiden. Dabei können sie bis zu 10 Minuten unter Wasser bleiben und insgesamt etwa eine Stunde im Meer, bevor sie sich an Land wieder aufwärmen.

Auch wenn die Meerechse lüstern hinüber zu blicken scheint, der junge “Sally Lightfoot”-Krebs steht nicht auf ihrem Speiseplan.

Fast fünf Stunden dauert unsere Tour, genau pünktlich geben wir unsere Räder wieder ab. Abgesehen von einer erforderlichen Notreperatur an Holgers Sattelstütze (der Leatherman hat zum Glück auch eine Säge) haben sie uns gute Dienste geleistet. Zum Belohnungsbier suchen wir uns einen Schattenplatz in einem der vielen netten Strandrestaurants.

Wellenreiter tragen ihrer Boards vorbei oder surfen in Sichtweite. Hatte ich erwähnt, dass unser Ankerplatz ein bisschen rollig ist 😉?

Also noch einen Drink länger an Land bleiben, uns so richtig festquatschen und den Sonnenuntergang von der Dachterrasse der Bar betrachten.

Angekommen auf Isla Isabela und Bilder vom tierischen Abschied

Anknüpfend an die Schlusssätze des letzten Blogposts haben wir mit dem Segeltörn von San Christobal nach Isabela so etwas wie eine Zeitreise innerhalb des Galápagos-Archipels gemacht. San Christobal ist vor drei bis fünf Millionen Jahren entstanden und damit eine der ältesten Galápagosinseln, Isabela dagegen ist weniger als eine Million Jahre alt und damit nicht nur eine der jüngsten Inseln hier, sondern auch eine, auf der der vulkanische Ursprung aller dieser Inseln noch sehr präsent ist. Der Vulkan “Wolf” (benannt nach dem deutschen Geologen und Botaniker Theodor Wolf), zugleich mit 1.707 m der höchste Berg der gesamten Inselgruppe, brach zuletzt im Januar diesen Jahres aus.

Allerdings ist Wolf trotzdem ziemlich weit weg von uns, denn die von den Umrissen her an ein Seepferdchen erinnernde Insel Isabela ist die mit Abstand größte Insel der Gruppe und macht alleine mehr als die Hälfte der Landmasse der gesamten Galápagos aus. Wolf liegt am Nordende im Kopf des Seepferdchens, unser Ankerplatz vor dem einzigen “größeren” (2.200 Einwohner!) Ort der Insel über 100 km entfernt im Süden im aufgerollten Greifschwanz des Seepferdchens.

An Land waren wir noch nicht, aber “einklariert” sind wir schon mal. Kaum war der Anker im Grund, waren die Offiziellen auch schon da. Diesmal aber nur Agent + Armada + Port Captain. Ging ganz flott und ohne weitere Inspektion des Bootes. Und danach haben wir einfach nur an Bord gemütlich rumgeschlumpft.

Also noch keine neuen Bilder von hier, dafür aber reichlich Bilder von unserem letzten Schnorcheln am Ankerplatz in San Christobal vor der Abfahrt, wo uns ein junger verspielter Seelöwe große Freude gemacht hat:

Z.B. seinen Beutefisch zu mir rüber schubsen und dann doch kurz vor mir wieder wegschnappen
verkehrt herum unterm Rumpf der Flora posieren…
… den neugierigen Schwarzspitzenhai verscheuchen …
Kringel um die Ankerkette
oder um Wiebke drehen …
… oder mit meiner Schnorchelflosse spielen.

Was für ein Geschenk!

Ein kleines Video dazu habe ich HIER zusammengestellt.