Anknüpfend an die Schlusssätze des letzten Blogposts haben wir mit dem Segeltörn von San Christobal nach Isabela so etwas wie eine Zeitreise innerhalb des Galápagos-Archipels gemacht. San Christobal ist vor drei bis fünf Millionen Jahren entstanden und damit eine der ältesten Galápagosinseln, Isabela dagegen ist weniger als eine Million Jahre alt und damit nicht nur eine der jüngsten Inseln hier, sondern auch eine, auf der der vulkanische Ursprung aller dieser Inseln noch sehr präsent ist. Der Vulkan “Wolf” (benannt nach dem deutschen Geologen und Botaniker Theodor Wolf), zugleich mit 1.707 m der höchste Berg der gesamten Inselgruppe, brach zuletzt im Januar diesen Jahres aus.
Allerdings ist Wolf trotzdem ziemlich weit weg von uns, denn die von den Umrissen her an ein Seepferdchen erinnernde Insel Isabela ist die mit Abstand größte Insel der Gruppe und macht alleine mehr als die Hälfte der Landmasse der gesamten Galápagos aus. Wolf liegt am Nordende im Kopf des Seepferdchens, unser Ankerplatz vor dem einzigen “größeren” (2.200 Einwohner!) Ort der Insel über 100 km entfernt im Süden im aufgerollten Greifschwanz des Seepferdchens.
An Land waren wir noch nicht, aber “einklariert” sind wir schon mal. Kaum war der Anker im Grund, waren die Offiziellen auch schon da. Diesmal aber nur Agent + Armada + Port Captain. Ging ganz flott und ohne weitere Inspektion des Bootes. Und danach haben wir einfach nur an Bord gemütlich rumgeschlumpft.
Also noch keine neuen Bilder von hier, dafür aber reichlich Bilder von unserem letzten Schnorcheln am Ankerplatz in San Christobal vor der Abfahrt, wo uns ein junger verspielter Seelöwe große Freude gemacht hat:
Z.B. seinen Beutefisch zu mir rüber schubsen und dann doch kurz vor mir wieder wegschnappen …… verkehrt herum unterm Rumpf der Flora posieren…… den neugierigen Schwarzspitzenhai verscheuchen …… Kringel um die Ankerketteoder um Wiebke drehen …… oder mit meiner Schnorchelflosse spielen.
Was für ein Geschenk!
Ein kleines Video dazu habe ich HIER zusammengestellt.
Über eine Woche sind wir inzwischen schon auf den Galápagosinseln, die Flora vor Anker in Puerto Bequerizo Moreno auf San Christobal. Zeit, mal die Insel zu wechseln, denn durch das “Autografo” dürfen wir ja vor insgesamt drei der bewohnten Inseln hier im Archipel ankern. Nächste Station soll Puerto Villamil auf der Insel Isabela sein, etwa 80 sm westlich von hier. Zu weit, um auf einem Tagestörn im Hellen anzukommen, also wollen wir heute Abend zu einer Nachtfahrt aufbrechen und sollten dann morgen Vormittag bei Tageslicht ankommen.
Auch für den Törn zwischen den Inseln müssen wir auschecken und uns ein (Galápagos internes) Zarpe besorgen, Agent Danny will das für heute Mittag organisieren.
Aber natürlich können wir nicht weitersegeln, ohne den Riesenschildkröten dieser Insel einen Besuch abzustatten. Die Tiere stehen ikonisch für die Galápagosinseln und tatsächlich gibt es 11 verschiedene Arten auf den verschiedenen Inseln, weitere drei ehemals hier lebende Riesenschildkröten-Spezies sind inzwischen ausgestorben. Die Art „Chathamensis“ hier auf San Christobal gehört dabei zu den Arten, die von ihrer Panzerform her wegen der Wölbung im Nackenbereich an einen Sattel erinnern und damit namensgebenden für die Inselgruppe waren. „Galápago“ wurden im spanischen bestimmte Wulstsättel für Pferde genannt.
Im unzugänglichen Norden der Insel leben die Tiere in freier Wildbahn, aber da dies ihr einziges Habitat war, wurden einige Tiere in ein Reservat im Südosten der Insel umgesiedelt, um eine zweite Population zu schaffen. Ein etwa 40 minütiger Rundgang führt durch einen Teil dieses Reservates. Die Aufzuchtstation wirkt dabei auf uns zunächst etwas traurig, denn die Gelege der Schildkröten werden ausgegraben, künstlich bebrütet und geschlüpfte Schildkröten dann zunächst in kleinen Gehegen gehalten.
Klar, das soll die Eier vor den von den Menschen eingeschleppten Nesträubern wie Ratten schützen, aber es ist eben auch ein ziemlich massiver Eingriff. Allerdings kann durch die Temperatursteuerung beim Ausbrüten der Eier eine einigermaßen ideale Verteilung von Männchen und Weibchen erreicht werden (viele Reptilien in freier Natur produzieren durch die Erderwärmung verstärkt Weibchen und immer weniger Männchen). Aber der Anblick der jungen Schildkröten im Gehege ist zunächst einmal halt nicht das, was man sich auf Galápagos erhofft.
Das wird auf dem weiteren Rundgang aber anders, denn die erwachsenen Riesenschildkröten können sich auf dem weitläufigen und wild bewachsenen Gelände frei bewegen.
Und was bedeutet eigentlich „Riesen“-Schildkröte? Die Landschildkröten auf Galápagos erreichen Panzerlängen von deutlich über einem Meter und werden bis knapp 300 kg schwer. Ein Grundschulkind könnte unschwer auf den abgebildetes Schildkröten reiten, aber da wir die geforderten zwei Meter Mindestabstand natürlich einhalten, kommen wir trotz kindlichem Gemüt nicht in Versuchung 😜.
Die Riesenschildkröten können sehr alt werden, wissenschaftlich belegt ist das für „Harriet“ im Zoo von Queensland, die jedenfalls vor 1850 geschlüpft ist und 2006 starb. Ihr schon im jungen Alter faltiges und mit dem Überbiss ein bisschen an einen zahnlosen Greis erinnernde Gesicht lässt uns die Schildkröten auch immer mit „weise“ in Verbindung bringen, wie etwa die Kassiopaia in Michael Endes „Momo“.
Auf dem Rückweg machen wir noch einen Stop am Vulkankrater „El Junco“. Die Caldera des Vulcans beinhaltet das größte Süßwasserreservoir der Insel, ein immenser Schatz auf den notorisch süßwasserarmen Galápagosinseln. Vom Parkplatz aus führt ein Weg mit vielen Treppenstufen den Hang des Vulkans hinauf, gesäumt von dichtem Bewuchs mit der heimischen „Miconia“-Pflanze.
Bereits auf dem Weg hinauf finden wir uns in den Wolken wieder, die Rundwanderung auf dem Grat des Vulkans ist dann eine feuchte Angelegenheit. Nur ab und zu reißt die Wolkendecke für einen Augenblick auf und wir können einen schnellen Blick auf den Kratersee erhaschen.
Urzeit-Gefühl. Passt irgendwie zu „unseren“ Schildkröten.
Unsere ersten beiden Tauchgänge auf den Galápagosinseln machen wir heute hier auf San Christobal, genauer gesagt am vorgelagerten Kicker Rock (Roca León Dormido). Das Wetter ist super, die See ruhig, die Sicht unter Wasser leider trotzdem beim ersten Tauchgang nur mäßig, beim zweiten gar dürftig.
Trotz der bescheidenen Sichtverhältnisse gibts allerdings ein paar Highlights, es muss ja nicht immer farbenfroher Fisch sein 😉.
Zum einen zeigen sich gleich beim Sprung vom Tauchboot zwei große Hammerhaie, die sich aber gleich wieder verziehen. Wir tauchen ein paar Minuten an der steil ins scheinbar bodenlose abfallenden Felswand entlang und tatsächlich: da sind sie wieder. Diesmal eine etwas größere Gruppe.
Einen weiteren Wow-Effekt gibts gegen Ende dieses Tauchgangs, als wir eine riesige, sich bewegende Kugel aus unzähligen Fischen vor uns sehen. Man denkt unwillkürlich an Sardinen, aber dies hier ist ist ein Schwarm der auf Galápagos endemischen Schwarzstreifen-Grunzer.
Bei der Oberflächenpause zwischen den beiden Tauchgängen sind die Meinungen unterschiedlich, Wiebke fand den Aufenthalt unter dem Riesenschwarm etwas unheimlich, ich fand’s toll und faszinierend, wie diese Vielzahl von Fischen sich wie ein einziges amorphes Wesen bewegte. Mal Kugel, dann eher eine sich stets verändernde Wolke, beim Hineinschwimmen sich scheinbar ganz langsam teilend und gleich wieder die Lücke schließend.
Foto Credit: Susan (SY Ultimate)
Dann schon wieder fertigmachen zum zweiten Tauchgang. Da gabs aber leider sehr wenig zu sehen. Immerhin, die Meeresschildkröte lässt uns so nah heran, dass die schlechte Sicht fast gar nicht auffällt ☺️
Morgen steht noch ein weiterer Tauchgang, vor allem aber ein Hike an. Bei bzw. auf Española, der südlichsten Galápagosinsel. Auf dieser 60 Quadratkilometer großen, von Menschen nicht bewohnten Insel soll es insbesondere auch Albatrosse und viele Blaufußtölpel zu sehen geben. Das wäre toll. Mit dem eigenen Boot dürfen wir die Insel nicht anlaufen, da sind wir auf die drei Inseln San Christobal, Isabela und Santa Cruz beschränkt. Das Tauchboot wird dafür also zum Taxi-Fährschiff auf diesem ausgedehnten Tagesausflug.