Passage nach Hawaii, Tag 8

Was für Kontraste. Um ein derzeit eher schmales, jedoch weit von Ost nach West ausgreifendes Schwachwindgebiet (noch nicht die ITZ) zu vermeiden leiten wir einen Schlenker nach Norden ein. Nach der vorherigen Rauschefahrt ist damit aber auch ein ziemliches Bremsmanöver verbunden, weil wir direkt vor den Wind gehen müssen. Und kaum ein paar Stunden auf diesem Kurs, bricht der Wind dann ein (hätte er auf dem anderen Kurs auch getan). Wir dümpeln in der noch recht hohen Restwelle. Probieren alle möglichen Segelstellungen, selbst eine Passatbesegelung mit ausgebaumter Fock, Code0 auf der anderen Seite und zusätzlich dem Groß. In die Nacht geht es mit ausgebaumtem Code0 und dem per Bullenstander gesicherten Groß auf der anderen Seite (Schmetterling). Aber während der ersten Nachtwache nimmt der Wind noch weiter ab, die Segel flappen, die Beschläge ächzen und quietschen unter den ruckartigen Belastungen. Grrr.

Normalerweise würden wir jetzt den Motor starten, aber mit noch über 3.000 Meilen und der ITZ vor uns ist das erst einmal keine Option, den Diesel wollen wir noch sparen. Trotzdem, die Bewegungen und vor allem die Geräusche schmerzen fast körperlich. Gegen Ende dieser Wache dann Regen … Dankeschön. Denn mit der Regenwolke kommt auch Wind, und der bleibt auch, als das Regenfeld durch ist. Wir können wieder segeln statt dümpeln.

Bei Tagesanbruch wechseln wir auf den Gennaker und luven etwas an, laufen damit wieder über 5 kn. Herrliches, wunderbares Segeln, denn auch die Ozeanwelle hat sich inzwischen beruhigt, schüttelt uns nicht mehr durch sondern wiegt uns nur sanft mit ihrer langen Dünung.

Ah, die Verpflegung: Nach dem der Mahi Mahi gleich am ersten Tag für Ceviche genutzt wurde, gibt es diesmal Mahi Mahi in Koriander-Mango-Buttersoße, Kochbananen und Salat. Ein Gedicht. Außerdem backen wir Brot und machen Crunchy-Müsli-Nachschub.

Bootsarbeit des Tages: Das in den Davits aufgehängte Dinghy verliert in der Bugkammer Luft. Ärgerlich bei einem so neuen Dinghy. Ein Loch können wir nicht finden, wir vermuten ein schleichendes Entweichen durch das Ventil. Das Beiboot sitzt dadurch nicht mehr ganz fest in den Davits. Also muss nachgepumpt werden. Allerdings reicht das Kabel unserer elektrischen Kompressorpumpe nicht so weit. Wir suchen die manuelle Pumpe unter der Achterkoje heraus, lassen das Dinghy ein kleines Stückchen ab und können tatsächlich nachpumpen, auch wenn es ein Balanceakt auf der Badeplattform ist. Bei dem ruhigen Wetter jedenfalls gut machbar. Und wir stellen eine Scheuerstelle bei der zusätzlichen Verzurrung des Gennakers am Top-Beschlag des Antitorsionskabels (um das der Rollgennaker aufgewickelt wird) fest, die wir gleich vernähen und mit Scheuerschutz umwickeln.

Seit 4 Tagen die erste Schiffsbegegnung: Die Zhou Yu 919 läuft 3,5 sm vor uns durch. Vor zwei Tagen hatte Jan uns geschrieben, dass rund 100 chinesische Fischer sich auf einer Linie etwa 100 sm nördlich von uns über eine Länge von 400 sm synchron bewegen. Vielleicht ist es eines dieser Schiffe.

Etmal 115 sm (unser bisher schlechtestes Etmal nach dem bislang besten mit 172 sm gestern), auf dieser Passage gesamt gesegelt jetzt 1.180 sm, noch geschätzte 3.120 sm nach Hawaii.