Bella Bella und umzu.

Auf der Fahrt nach Bella Bella machen wir noch in der Strom Cove Station. Der Ankerplatz liegt nahe am breiten Seaforth Channel. Zweimal sind wir hier schon vorbei gesegelt, diesmal bleiben wir über Nacht. Wir verziehen uns in die hintere Ecke. Dort liegen wir gut geschützt und mit Blick auf mehrere kleine Wiesen am Waldrand. Solche Ankerplätze haben den Vorteil, dass wir dort oft Wildleben beobachten können. Hier sind es diesmal zwar keine Bären oder Hirsche, dafür zeigen sich zwei Kanada-Kraniche und starten dann mit durchdringenden und so charakteristischen Schreien genau in unsere Richtung.

Und auch auf der Weiterfahrt am nächsten Morgen dauert es nicht lange bis zum ersten Stop. Gleich vor der Bucht liegt im sonst meist über hundert Meter tiefen Seaforth Channel eine Flachstelle. Wir lassen Flora treiben und angeln auf etwa 25 m. Unfassbar, zwei mal werfen wir die Angel aus, beide Male ist ein Kelp-Greenling dran, sobald wir die Leine vom Grund wieder ein bisschen aufgeholt haben.

Dann kann’s ja jetzt in den Hafen gehen. Am Leuchtturm Dryad Point motoren wir vorbei, ein weiteres Beispiel für die selbst an ganz abgelegenen Orten mit Leuchtturmwärtern besetzten, wunderbar in Schuss gehaltenen Leuchttürme hier in BC.

Im kleinen Resort-Hafen Shearwater tanken wir Diesel, waschen in der Hafen-Münzwäscherei unsere Wäsche, kaufen im überschaubaren Supermarkt schon etwas ein. Aber dann nehmen wir doch das Wassertaxi hinüber nach Bella Bella. Nördlich von Port Hardy gibt es in der Küstenregion auf den nächsten etwa 400 Kilometern (Luftlinie) bis Prince Rupert nur ganz wenige kleine Ortschaften. Sieht man von Bella Coola ab, das etwa 100 km den Fjord hinauf auf dem Festland von BC liegt und als einziger der kleinen Orte Straßenanbindung hat, bleiben nennenswert eigentlich nur Hartley Bay (knapp 200 Einwohner), Klemtu (etwa 500 Einwohner) und eben Bella Bella mit etwa 1.000 Einwohnern.

Der Empfang dort ist allerdings wenig herzlich.

Das Schild ist zwar nicht mehr gültig, aber offenbar hat es niemand für nötig befunden, es von der Anlegebrücke des Taxibootes zu entfernen. Und der Ort selbst wirkt dann auch trotz einiger Totems, eines bemalten Langhauses (mit Schild “closed”) und einiger weniger kleiner Läden nicht wirklich wie das “buzzing center”, als das es der Törnführer beschreibt. Immerhin, der Supermarkt in diesem “Hauptort” ist ordentlich sortiert, wir freuen uns, unsere Frische-Vorräte aufstocken zu können.

Sogar Rhabarber bekommen wir, daraus zaubert mir Wiebke Rhabarber-Baiser-Kuchen. 😋

Zurück nach Shearwater brauchen wir nicht mit dem Taxi-Boot zu fahren, Irene und Cress nehmen uns auf ihrer ChitChat mit. Die beiden sind Bekannte von unseren Segelfreunden Melanie und Chris (die ja noch etwas länger auf Haida Gwaii geblieben sind). Eileen und Cris holen uns später auch noch zum Sundowner auf der “Go Halainn” von Sharon und Blair ab, es wird ein netter Abend. Der Gegenbesuch am nächsten Morgen auf der Flora führt dann dazu, dass ich doch tatsächlich ein vielstimmiges “Happy Birthday” gesungen bekomme.

Unser nächster Ankerplatz ist Discovery Cove, nur einen Katzensprung weiter nördlich. Und trotzdem: er vermittelt das Gefühl völliger Abgeschiedenheit. Hinter der schmalen Einfahrt öffnet sich die Bucht wie zu einem Binnensee mit einer Vielzahl idyllischer, gut geschützter Ankerplätze. Wir sind trotzdem allein dort. Obwohl so nah bei Bella Bella, es ist doch ein bisschen abseits der ausgetretenen Wege. Nördlich nehmen die meisten Boote entweder die (innere) Passage durch den Finlayson Channel oder den (etwas offeneren) Weg durch den Laredo Sound. Nur wenige erkunden die Sackgassen der diversen Fjorde östlich dieser beiden Routen. Und das Wetter mit Nieselregen trägt sicher zusätzlich dazu bei, dass derzeit der ein oder andere Umweg vermieden wird.

Uns gefällt es hier. Und auch der folgende, gleich hinter den Troop Narrows gelegene Ankerplatz ist trotz des eher grauen Wetters wieder richtig schön, …

… besonders wenn bei dramatisch wolkenverhangenem dunklem Himmel der weit und breit einzige Sonnenstrahl genau den Weg zur Flora findet:

😊

Punk-Frisuren in Echo Harbour

Wir verholen von Crescent Inlet einfach nur 8 sm weiter nach Echo Harbour, nicht ohne zwischendurch die Angel auszuwerfen und langsam über eine „nur 40 m flache“ Stelle zu driften. Tatsächlich haben wir dort auch Angelglück, 2 schöne Rockfish gehen uns an den Haken. Die Bucht Echo Harbour haben wir uns ausgesucht, weil sie wie ein natürliches Amphitheater geformt guten Schutz gegen den angesagten kräftigen Südwind bietet, zugleich aber nicht sehr anfällig für katabatische Winde ist (kalte Fallwinde, auch „Williwaw“ genannt). Hier sitzen wir auch den verregneten Donnerstag aus. Mittwoch gibt’s aber noch Sonnenschein.

Wir machen einige Ausflüge mit Florecita. Bären sind uns diesmal nicht vergönnt, aber die Atmosphäre in der durch eine schmale Zufahrt erreichbaren Lagune ist einfach toll. Sitka-Großohrenhirsche grasen auf den Salzwiesen, ein Bach mit kleinem Wasserfall mündet in die Lagune und speist sie mit super klarem Wasser, so dass wir durchgängig den Grund erkennen können.

Größere Fische sehen wir keine, dafür lassen sich aber mehrere Liebhaber von kleinen Fischen blicken. Die vier Seehunde scheinen uns ungewohnte Besucher in ihrem Revier mindestens genau so aufmerksam zu beobachten wie wir sie. Immer wieder tauchen sie ganz in der Nähe auf und schauen uns mit ihren großen braunen Augen an.

Aus so kurzer Entfernung fallen auch die Augenbrauen der Tiere besonders auf. Was ein bisschen nach Punk-Frisur aussieht, sind Vibrissen. Diese hochsensiblen Tasthaare haben Seehunde eben nicht nur als Schnurrbart, sondern auch als Augenbrauen. Sie nehmen damit feinste Schwingungen wahr und können so auch bei Dunkelheit oder in trübem Wasser jagen.

Hinter den kleinen Fischen sind aber auch andere Jäger her. Wir sehen mehrere Gürtelfischer (Belted Kingfisher). Diese nordamerikanischen Eisvögel sind deutlich größer als die Europäischen Eisvögel, mit über 30 Zentimetern sind sie doppelt so lang und mit 150 gr fast fünfmal so schwer. Ihr Gefieder ist nicht ganz so schillernd und mit dem Schopf scheinen sie sich an die Punk-Frisur der Seehunde angepasst zu haben, aber wunderschön sind sie auch:

Und auch die Gänsesäger sind hinter den Fischchen her und warten ebenfalls mit auffälligem Kopfputz auf:

Nur die Klippen-Austernfischer machen bei der lokalen Frisurenmode nicht mit.

Und wir? Zeit zum Haareschneiden auf dem Achterdeck (kein Punk) und dann zum Aufbau der Kuchenbude. Krabbenkorb ist ausgebracht, wir versuchen also jedenfalls beim Unter-Wasser-Räubern mit zu machen.

Und am Regentag wird fleißig gestrickt. An neuen Projekten, ich hatte nach meinem Pullover erstmal pausiert und Wiebkes Strickjacke ist auch fertig geworden:

O’ahu. Wellen im Meer und an Land.

Mit dem Mietwagen erkunden wir O’ahu. Wer sich noch nicht mit Hawai’i beschäftigt hat, dem wird der Inselname O’ahu vermutlich nichts sagen. Schon eher dagegen Honolulu als auf dieser Insel gelegene größte Stadt von Hawai’i und Hauptstadt des 50. und damit jüngsten US-Bundesstaates. Und vielleicht auch noch Waikīkī, Stadtteil von Honolulu und zugleich Namensgeber des berühmtesten Strandes der Inselgruppe.

Auf der Parallelstraße zum Waikīkī-Beach fahren wir aus Honolulu hinaus Richtung Südosten. An den Ampeln ungewohnte Anblicke: Surfer aller Altersklassen laufen barfuß durch die Großstadt, das Board unterm Arm. Vor der Schule oder der Arbeit eben noch mal schnell ‘ne Runde Wellenreiten 🏄.

Am Aussichtspunkt bei Diamond Head legen wir eine erste Pause ein. Eigentlich hätten wir dieses Wahrzeichen von Honolulu gern von “innen” besichtigt, denn was von See und auch vom Stadtzentrum aus wie ein normaler Berg aussieht, ist in Wahrheit ein gigantischer Tuffring. An der südwestlichen Seite hat sich ein höherer Rand mit einer Spitze ausgebildet, weil bei der zugrunde liegenden Eruption der Nordostpassat die Partikel vorwiegend in diese Richtung geweht hat.

Man soll von dort einen tollen Blick über Honolulu haben, aber bei der Anfahrt blinken uns bereits Leuchtschriften entgegen. Ohne Reservierung kein Eintritt! Wir probieren es gleich online, aber für die nächsten Tage ist schon alles dicht. Mit dem Museum über dem Wrack der Arizona in Pearl Harbor wird es uns genauso gehen. Der Tourismus auf O’ahu ist durchorganisiert, solche typischen Attraktionen muss man rechtzeitig buchen. Ups. Macht aber nichts, es gibt so vieles zu sehen was man nicht buchen muss. Den Blick über die Vorstadtviertel hinüber zu den scheinbar sanft gewellten Hügeln bei unserem nächsten Ziel Koko Head zum Beispiel.

Beim Näherkommen wird aber klar: sanft gewellt ist höchstens die Straßenführung dort hindurch, Koko Head und Koko Crater sind weitere Vulkankrater, die sich durchaus schroff präsentieren.

Auf der Küstenstraße geht es mit wunderschönen Panoramablicken weiter gegen den Uhrzeigersinn um O’ahu herum.

Bei Kaneohe an der Ostseite der Insel machen wir einen Abstecher weg vom Meer in die Berge hinein. Es geht durch dichten Wald und ein paar Tunnel steil hinauf zum Nu’uano Pali Lookout. Der Ausblick von dort ist wirklich atemberaubend, denn vor der Steinplattform fällt das Gelände fast senkrecht rund 300 m ab. Der Legende nach fand hier der entscheidende Kampf statt, aufgrund dessen der siegreiche Kamehameha auch O’ahu als letzte Insel des Archipels seinem Königreich eingliedern konnte und damit ganz Hawai’i unter seiner Herrschaft vereinigte. Die Armee von Kamehameha soll die unterlegenen Truppen seines Widersachers über die Klippen in den Abgrund gedrängt haben.

Der Blick geht entlang an den steilen Hänge der Ko’olau Berge.

Wie Stein gewordene senkrechte Wellen kurz vorm Brechen muten die Flanken dieser Berge an, oder wie gefaltete “Ziehharmonika”-Berge. Der zumeist vergleichsweise schmale Streifen Flachland zwischen den Steilwänden und dem Meer wird hier im feuchteren Osten der Insel dort wo die Häuser noch Platz lassen meist landwirtschaftlich genutzt. Der breite, weitgehend unzugängliche Gebirgszug Ko’olau nimmt aber fast die Hälfte der Fläche der Insel ein und zieht sich von der Südspitze bis in den Nordosten. An seinen östlich Flanken fahren wir – unterbrochen vom Stop an Giovanni’s Foodtruck – bis zu dem berühmten Surfstrand schlechthin. Der Sunset Beach an O’ahus Nordküste ist legendär. Surfer sehen wir dort aber kaum. Kein Wunder, das Wasser vor dem kilometerlangen Sandstrand ist fast spiegelglatt:

Jetzt. Im Sommer. Im Winter dagegen baut der dann vorherrschende Nordschwell hier die Brandung auf, die ihn zum Mekka der Wellenreiter gemacht hat.

Ein weiterer kleiner Abstecher führt uns in den botanischen Garten von Waimea, der in einem wunderhübschen Tal einen Spaziergang zu einem kleinen Wasserfall sowie zudem einen Einblick in die Hawaiianische Kultur bietet und quasi ein Museumsdorf beinhaltet. Auf besonderen Wunsch einer lieben Segelfreundin (gestern von Bermuda aus geäußert) gehe ich bei dieser Gelegenheit nochmal auf die Vögel dort ein, denn auch in diesem botanischen Garten können wir wieder ganz besondere entdecken, Zum Beispiel diese beiden doch sehr unterschiedlich aussehenden Schamadrosseln:

Vor allem aber, liebe Andrea, den hier:

Rotohrbülbül

Wie sein naher Verwandter, der Rotsteißbülbül (aus dem letzten Beitrag) ein echter Bülbül. Die Familie heißt wirklich so (engl.: bulbul) und lebt überwiegend in Afrika und auf Madagaskar. Die deutschen (Vor-)Namen der (profaner auch Haarvögel genannten Familie sind bei der Lage ihrer auffälligen Farbflecken ja selbsterklärend.

😉

Weiter an der Nordküste entlang findet sich im Nordwesten ein Naturschutzgebiet, dass zwischen sehr felsigen Abschnitten nur kleine, abgelegene und selten besuchte Sandstrände aufweist. Ein Rückzugsgebiet für die selten gewordene Hawaiianische Mönchsrobbe, von der wir eine auf unserem langen Spaziergang dort auch tatsächlich antreffen.

Das Wasser zeigt schon: hier wird es wieder wilder. Aber so richtig knackig zeigen sich die Wellen erst an der Westküste. Ganz im Norden dort liegt die Yokohama Bay. Als wir ankommen, zeigen rote Flaggen überall am Strand, dass Schwimmen derzeit nicht angesagt ist. Wären wir aber wohl auch so drauf gekommen:

Es gibt aber auch Badegäste, die trotzdem ins Meer wollen, es sich dann aber kurzfristig doch anders überlegen 🤔

Und natürlich die Surfer. 😎

Wir begnügen uns einfach mit dem Betrachten dieses wunderbaren Naturspektakels können uns an den Farben und der Dynamik einfach nicht sattsehen.

Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir zurück in Honolulu. Vor Floras Bug, auf der anderen Seite der Hafenmole gehen die Wellen ebenfalls hoch und so sind dort und auch auf der Mole selbst noch Surfer unterwegs.

Aloha.

Honolulu erkunden, Aloha und Hang Loose

Wir lassen uns Zeit, Honolulu ausgiebig zu erkunden. Vom Hafen Ala Wai aus erlaufen wir uns zunächst die nähere Umgebung.

Am Hilton Hotel mit den farbigen Kacheln seiner „Rainbow“-Fassade vorbei schließt sich gleich der berühmte Waikīkī Beach an. Der öffentliche Park im Vordergrund gehört noch nicht dazu, aber direkt hinter dem Hochhaushotel geht es los.

Die Straßenschluchten der zumeist nicht ganz topmodernen Highriser gleich hinterm Strand sind von Palmen gesäumt. Eigentlich müsste jeden Augenblick wie in der Fernsehserie aus den 80ern Thomas Magnum im roten Ferrari 308 am die Ecke biegen.

Auch auf der anderen Seite des Hafens schließt sich zunächst ein kleiner Park an, wegen des dazwischen liegenden Kanals ist es dahin aber schon ein ordentlicher Spaziergang.

Dafür ist man aber auch schon beim ersten großen Shoppingcenter angekommen, das sich hinter dem Park erstreckt und so ziemlich alles abdeckt, was das Konsumherz begehrt.

Für die Erkundung der Altstadt ist es zu Fuß dann aber doch etwas weit. Macht nichts, denn – eher untypisch für die USA – ist das Bussystem hier in Honolulu wunderbar ausgebaut und mit 5,50 $ für die Tageskarte auch günstig. Wir bekommen die dafür erforderliche Chipkarte im Mini-Supermarkt gegenüber unseres Hafens.

Das auf Hawai’i allgegenwärtige „Aloha“, mit dem man sich begrüßt oder verabschiedet, dessen Wortsinn aber auch „Liebe“ bedeutet, leuchtet uns auch auf dem Display im Bus entgegen. Ergänzt wird es passenderweise durch das „Chaka“-Zeichen. Die Surfer haben dieses ebenfalls eng mit dem hawaiianischen Lebensgefühl verbundene Handzeichen als „Hang Loose“ mit ihrem Sport von Hawai‘i aus in die Welt getragen.

Ach ja, Surfer. Mit 19 war ich auf einer Tramptour in Südfrankreich so bekloppt, gemeinsam mit zwei Freunden einfach mal ein Surfbrett auszuleihen und in der Nähe von Arcachon einen Nachmittag lang abwechselnd mit den Wellen zu kämpfen. Keiner von uns dreien hat es damals geschafft, auf dem Brett in den Wellen überhaupt zum Stehen zu kommen, wir haben uns die Knie wund gescheuert und die Arme aus dem Leib gerudert, um wieder hinauszukommen, nachdem wir in der Welle zum Strand gezogen wurden, während das mit einer Leine an unserem Bein befestigte Board quer vor der Welle eben dahin gespült wurde. Reichlich Salzwasser haben wir geschluckt und trotzdem sogar noch Spaß gehabt.

Ich kann nicht widerstehen und melde mich für eine Lehrstunde im Wellenreiten am Waikīkī-Beach an. Große Erwartungen (an mich) habe ich nicht. Aber wo ich doch schon mal hier am Geburtsort des Wellenreitens bin …

Runterfallen, wieder aufsteigen. Und von vorne. Dazwischen jedes Mal wieder durch die Wellen hindurch hinauspaddeln, es wird so anstrengend, wie ich es in Erinnerung hatte. Aber in den anderthalb Stunden habe ich auch sechs Erfolgserlebnisse, GlücksMOMENTE im Wortsinn, denn der längste gestandene Ritt dauert gerade mal 7 Sekunden. Völlig platt aber glücklich komme ich wieder auf der Flora an. Das schreit nicht eben nach Wiederholung, aber wie der Nachmittag in Arcachon wird es eine tolle Erinnerung bleiben. Bilder davon gibts keine – außer in meinem Kopf!

Von der Altstadt dagegen gibts Bilder. Zum Beispiel:

Königspalast
Aloha-Tower am Hafen. Der alte Leuchtturm hat eine (leider seit COVID geschlossene) Aussichtsplattform. Und hier wurde für ausfahrende Schiffe das von der Hawaiianischen Königin komponierte Lied „Aloha Oe“ gespielt.

Ein Stückchen weiter die Statue von König Kamehameha I. vor dem Gebäude des obersten Gerichtshofes. Ein bisschen kniffelig, wir sehen sie bereits zum dritten Mal. Das mit Rot und Gold verzierte Original soll wohl im kleinen Örtchen Kapaau auf Big Island stehen, in Hilo und Honolulu hätten wir dagegen Kopien gesehen.

Beeindruckend ist auch die First United Methodist Church, die wir am Sonntag besuchen. In Hawaiianisch ist der Gesang im Gottesdienst zwar nicht (das wäre aber beim 12.00 Uhr Gottesdienst der Fall, vielleicht hören wir uns das am nächsten Sonntag an). Aber schon die von der Straßenseite eher unauffällige Kirche fasziniert mit ihrer Architektur. Der Österreicher Alfred Preis hat 1955 hier aus Korallenzement und Lavasteinen ein Bauwerk geschaffen, dass nicht nur Hawaiianisch luftig erscheint, sondern es auch ist. Die obere „Fenster“-Reihe ist völlig offen, der Wind weht wie bei den ursprünglichen Hawaiianischen Grashütten und den traditionellen wändelosen polynesischen Versammlungshütten quer durch das Gebäude. Das Altarkreuz aus Glasbausteinen erstrahlt ohne künstliches Licht.

Für uns schließt sich ein Besuch im nahe gelegenen botanischen Garten an. Ein Goldbaum lässt dort seine Blüten auf uns herunter regnen …

… wir sehen, wo der Pfeffer wächst …

… die Macademia-Nüsse , für deren Export Hawai’i bekannt ist noch am Baum …

… und noch so vieles mehr. Insbesondere auch eine ganze Menge Vögel, der von der Pracht der Blüten und Früchte natürlich auch angelockt werden. Zum Beispiel

Rotkardinal (Northern Cardinal)
Graukardinal (Red crested Cardinal)
Rotsteißbülbül (Red vented Bulbul)
Wellenastrild (Common Waxbill)
Reisnonne (Java Finch)
Sperbertäubchen (Zebra Dove), ausgewachsen etwas kleiner als eine Amsel
Hirtenmaina (Common Mynah)

Konnte ich also auch wieder meinem Vogel-Tick nachgehen. Und von Sonnenuntergängen und Skyline-Bildern kriege ich wohl auch nicht genug. 😊

Aloha.

Bildernachtrag Passage Hawai’i

So kurz nach der Passage sind wir immer noch mittendrin, die ganzen Eindrücke dieser intensiven 26 Tage zu verarbeiten. Die Bilder durchzugehen, eine Auswahl besonderer Momente oder Eindrücke oder damit verbunden auch Stimmungen zu treffen, das ist gar nicht so leicht. Ich versuche, mich ein bisschen an den Beiträgen entlang zu hangeln und ein paar Blöcke bilde, ohne dass ich alles im Einzelnen zuordne.

Los ging es mit eher wenig Wind.

Angelerfolg, hier ein schöner Großaugenthunfisch, so schwer, dass wir tatsächlich einmal unser Gaff benutzt haben.

„Kreative“ Besegelung schon mal am Anfang, wir haben das in den Kalmen dann noch einmal aufgegriffen.

Überhaupt, so viele wunderbare Sonnenuntergänge vor Floras Bug und Sonnenaufgänge hinter ihrem Heck, dass ich hier mal nur eine kleine Auswahl einstelle:

Kochen und Essen strukturiert auf einer langen Passage den Tag und ist immer wieder ein Highlight.

Fliegende Fische. In „ihrem“ Element:

Und was man morgens so jeweils an Deck findet.

Herrliches Segeln

… und auch knackiges Segeln.

Ein kleines bisschen Bootsarbeit natürlich auch …

Flaute. Wenn sie kurz genug ist, auch mal schön.

Und sinnvoll zu nutzen. Wahnsinn, wie schnell hier im Pazifik Bewuchs entsteht. So sieht (nach zwei Wochen) eine zwei Zentimeter lange Entenmuschel aus:

Eigentlich ja ganz hübsch. Nur nicht, wenn sie in Massen am Boot klebt. Also Tauch- und Säuberungseinsatz in der Flaute. Vorher:

Nachher:

Noch mal Wolkenstimmung

Vögel sorgen auch immer mal wieder für Abwechslung.

Ganz liebe Überraschung zum Bergfest

Wind und Wellen, Boot und überhaupt 😁

So viel Blau. Und wir strahlen sogar ohne Farbe 😁

Vögel auf Galápagos: nicht nur die Darwin-Finken

Neben der Riesenschildkröte ist eines der ersten mit Galápagos assoziierten Tiere der Darwin-Fink. Der Biologie-Unterricht wirkt offenbar im Langzeitgedächtnis nach. Und diese Vögel begegnen uns überall, auf den Kakteenbäumen im Hinterland ebenso wie mitten in den Ortschaften.

Tatsächlich hat sich Charles Darwin mit den nach ihm benannten “Finken” (die eigentlich nicht zu den Finken sondern den Ammern gehören) weder bei seinem Aufenthalt auf Galápagos 1835 noch später bei der Entwicklung seiner Evolutionstheorie intensiver beschäftigt. Er hat die geschossenen Finken nicht einmal den verschiedenen Inseln zugeordnet. Aber er hat gut 31 “Finken”, die 13 Arten zugeordnet wurden, zur Zoologischen Gesellschaft nach England geschickt, wo sie von John Gould als Species einer völlig neuen Gruppe erkannt wurden.

Gleichwohl sind die inzwischen 18 entdeckten Darwinfinkenarten ein gutes Beispiel für die Evolution, denn die fast durchgängig unauffällig braunen oder schwarzen Vögel unterscheiden sich je nach Herkunftsinsel und dadurch Nahrungsangebot erheblich insbesondere in ihrer Schnabelform. Eine Species, der Vampirfink, fügt (wenn auch nur zur Nahrungsergänzung) den Boobies kleine Wunden zu und trinkt deren Blut. Es wird vermutet, dass die Boobies sich das gefallen lassen, weil es auf die Befreiung von Parasiten zurückgeht.

Viel zu farbig für einen Darwinfinken: es gibt zwar einen Waldsänger-Darwinfink, aber der ist auch eher unauffällig gefärbt. Ganz anders dieser Goldwaldsänger auf San Christobal.

Für Darwin ergab sich ein stärkerer Impuls für seine Evolutionstheorie aus der Beobachtung der vier verschiedenen Spottdrosselarten, die es auf den verschieden Inseln des Archipels gibt. Die etwas größeren Vögel verblüfften ihn zum einen damit, dass sie – anders als ihre Verwandten auf dem amerikanischen Festland – nicht spotten, also nicht die Gesänge anderer Vogelarten oder sogar sonstige Geräusche immitieren. Vor allem aber auf den verschiedenen Inseln wiederum unterschiedliche Schnabelformen entwickelt, und bei den Spottdrosseln ordnete Darwin seine Sichtungen den Inseln auch zu und zog daraus die entscheidenden Schlüsse, dass diese Arten sich aus einer gemeinsamen Art unterschiedlich weiterentwickelt hatten.

Española Spottdrossel

Was uns besonders fasziniert: wo sonst findet man Flamingos und Pinguine auf einer Insel?

Und dann die wunderbaren Boobies: drei Tölpelarten brüten auf Galápagos: die großen Nazca-Boobies, die Rotfuß- und die Blaufußtölpel.

Fast schon gemein, wie wenig Beachtung wir den hier ebenfalls zahlreichen Fragattvögeln und die Tropikvögeln schenken, die wir in der Karibik, insbesondere auf Antigua und Barbuda so ausgiebig beobachtet hatten. Oder den Pelikanen.

Manche der hiesigen Vögel hätten wir gern gesehen, konnten sie aber nicht entdecken. Saisonbedingt oder weil wir einfach zu wenige Inseln der Gruppe besucht haben oder nicht lange genug gesucht haben. Die Galápagos-Waved-Albatrosse und die Galápagos-Eulen gehören dazu, ebenso der rote Vermillion-Fliegenfänger und der flugunfähige Galápagos-Kormoran.

Und wieder andere haben wir entdeckt und fühlten uns (manchmal nur auf den ersten Blick) an die Tierwelt in Deutschland erinnert. So etwa bei den (amerikanischen) Austernfischern, der Ralle oder den Enten.

Und es gibt noch so viel mehr (und Meer) zu entdecken. Hier auf Galápagos – aber eben auch anderswo. Wir stecken schon in den Vorbereitungen, Freitag segeln wir weiter.

Jetzt erstmal Frisches einkaufen und Wäsche abholen, die nachgefüllten Dieselkanister wieder voll machen. Und hoffen, dass die Taucher morgen unseren verlorenen Heckanker wiederfinden. Ich habe ihn gestern nicht wiedergefunden und selbst für die professionellen Taucher war die Sicht unter Wasser heute einfach zu schlecht. Nicht schlimm, ist unser Drittanker (20 kg Bruce), aber er passt halt gut in die Halterung am Heck mit dem ausklappbarem Ankergalgen. Die Schäkelsicherung aus Kabelbinder scheint durch die UV-Strahlung mürbe geworden zu sein. Und anders als beim Hauptanker hatten wir den selten benutzen Heckanker nicht zusätzlich (Gürtel und Hosenträger) mit einem Softschäkel gesichert.

Immerhin können wir uns auf dem extrem schwelligen Ankerplatz hier vor Santa Cruz mit unserem Zweitanker (25 kg Delta) am Heck ausrichten. Trotzdem: das Geschaukel macht Lust aufs Weitersegeln.

Isla Española auf Galápagos

Der Tagesausflug nach Española beginnt früh, das Tauchschiff legt um 7:30 ab. Da wir unsere Tauchsachen (einschließlich dicker 7mm-Neoprenanzüge) bereits am Vortag im Tauchshop anprobiert und separiert haben, müssen wir “erst” um 7:15 da sein. Das gestaltet sich aber trotzdem schwieriger als gedacht, weil die Taxiboote um diese Zeit noch Locals durch die Gegend fahren und auf unsere Anrufe auf Kanal 14 schlicht nicht reagieren. Hätten wir mal besser eine Reservierung gemacht.

Mit ein bisschen Verspätung klappt es dann doch, mehr Aufregung für uns als für die Tauchschule, in Südamerika ist man dieses Maß an (Un-)Pünktlichkeit wohl gewohnt.

Und dann geht es los, rund zwei Stunden ballern wir mit etwa 15 kn zur südlichsten Insel des Archipels. Wobei, zwischendurch nimmt der Kapitän mal einige Zeit Gas weg und dreht mit immer noch 10 kn sogar Kringel: Delfine!

Eine große Schule Pazifischer Großer Tümmler (Pacific Bottlenose Dolphin) versammelt sich ums Boot, surft in der Heckwelle und beeindruckt uns mit ihren Sprüngen.

Auf Española landen wir mit dem Dinghy an, umspielt von jungen Seelöwen.

Blaufußtölpel schießen auf der Jagd nach Fisch im Schwarm koordiniert neben uns ins Wasser. Und an Land angekommen begrüßen uns wiederum Seelöwen und die berühmten Galápagos Meerechsen.

Die Seelöwen wälzen sich gern im Sand. Das hilft ihnen bei der Schnell-Trocknung des Fells und schützt gleichzeitig gegen die Bisse der “horse flys” (in Norddeutschland nennen wir sie Pferdebremsen). Diese mit ihrem Saugrüssel fies stechende Fliegenart nervt auch die Robben, durch das dichte trockene Fell kommen sie nicht hindurch, aber wenn es nass eng am Körper anliegt haben sie eine Chance. Wir sind schon mal froh, die langen Treckinghosen angezogen zu haben.

Die erste Besonderheit der Tierwelt auf Española zeigt sich bei den Meerechsen. Eigentlich sind diese nur auf Galápagos vorkommenden faszinierden Echsen dunkel, fast schwarz. Das hilft ihnen dabei, nach ihren ausgedehnten Tauchgängen im kalten Meer schnell wieder die Körpertemperatur zu erhöhen.

In der Paarungszeit aber verändert sich die Farbe, wird deutlich heller und – je nach Insel unterschiedlich – kommen rote und grüne Schattierungen dazu. Auf Española ist das so intensiv, dass diese Tiere “Christmas Iguanas” (also: Weichnachtsechsen) genannt werden.

Ein bisschen sieht es so aus, als wollten sie sich farblich den viel kleineren, auf der Insel endemischen (also nur hier vorkommenden) grün-roten Española Lizards (Eidechsen) anpassen.

Dieser hier macht gerade das Gegenteil von Aufheizen, er ist auf eine der Wegbegrenzungen geklettert, um im Wind besser abzukühlen.

Die Meerechsen brüten rechts und links des Weges und auch unter den Lavafelsen, über die der zwar gekennzeichnete aber nicht geglättet angelegte Weg führt. Vorsicht ist also angezeigt und es dauert auch einige Zeit, bis wir am nächsten Highlight ankommen, einer großen Kolonie brütender Nazca-Boobies. Die schwarz-weißen Vögel dieser größten der drei auf Galápagos heimischen Tölpelarten haben ihre Nistplätze direkt auf einer Klippe am Meer.

Mit ihren kurzen Beinen wirken sie plump – “tölpelhaft” – an Land und lassen kaum erahnen, was für elegante Flieger sie mit ihren langen schmalen Flügeln sind, wie scheinbar mühelos sie ohne Flügelschlag dicht über der Wasseroberfläche über die Wellen gleiten können.

Das Farben- und Naturwunder geht weiter: als nächstes können wir Gabelschwanzmöven entdecken.

Der leuchtend rote Ring um die Augen macht diese Möwen unverwechselbar und er ist – kein Aprilscherz – ein guter Hinweis auf die biologische Besonderheit. Sie sind (zwar nicht mit Infrarot, aber eben doch mit extrem guter Nachtsicht) ganz untypisch für Möwen nachtaktiv. Selbst in Neumondnächten sind sie auf der Jagd, insbesondere nach Tintenfischen.

Und wo wir schon bei den Augenringen sind, der nächste entdeckte Vogel ist die endemische Galápagos-Taube. Kleiner als unsere Tauben und mit deutlich gebogenem Schnabel, vor allem aber mit auffällig hellblauem Augenring:

Und warum ist sie – anders als so viele andere Tiere hier – eher scheu? Könnte an einem anderen endemischen Vogel liegen, dem Galápagos-Hawk (=Bussard).

Kein Wunder, dass Guide Christian ein wenig an Hamlet erinnert, wenn er anhand eines unterwegs gefundenen Seelöwenschädels die eben teils auch unbarmherzige Natur des Archipels aufzeigt.

Und dann gibt es noch das Blowhole, für das Española ebenfalls bekannt ist:

Bei so viel Naturwundern scheint es fast undankbar, dass ich Christian auf dem Rückweg noch einmal auf die Blue Footed Boobies anspreche, die ich mir eigentlich auf der Insel erhofft hatte und die wir nur beim Anlanden jagend gesehen hatten. Eigentlich beginnt jetzt ihre Balzsaison, aber jedenfalls ihr naheliegender Nistplatz auf Española ist noch unbesetzt, erwidert er. Aber er will schauen, ob wir sie später mit vom Tauchboot aus an einem anderen Ort noch beobachten können.

Der Tauchgang ist dann zunächst recht unspektakulär, durchaus angenehm ruhig. Ein bisschen Schwarmfisch, wie den pazifischen Yellowtail-Doktorfisch.

Dann aber wird es doch ganz besonders, als wir mit eingeschalteten Tauchlampen in eine Höhle hineintauchen. Im Eingang wuseln Seelöwen um uns herum. Als ich mich umdrehe sehe ich, dass Wiebke sich dann gar nicht mehr weiter in die Höhle hinein bewegt, sondern einfach nur die spielenden Robben genießt.

Nach dem Auftauchen sehen wir über uns in der Felswand Blue Footed Boobies und Christian hält Wort, er lässt den Kapitän extra nahe zu ihnen hinüber manövrieren, damit wir sie ganz aus der Nähe betrachten können.

Wer meine Faszination für diese wunderbaren Vögel noch nicht völlig verstehen kann, dem empfehle ich dieses herrliche Video von National Geografic über ihre zugleich clowneske und anmutige Balz: KLICK HIER

Wahnsinn, was die Natur so bereit hält! Wir sind hin und weg 🤩.

Bildernachträge Passage Panama nach Galapagos

Wir sind da. 😊

Also angekommen auf den Galápagos-Inseln, einklariert noch nicht. Das kommt hoffentlich morgen früh, aber es scheint eine größere Aktion zu werden. Hoffen wir mal, das alles glatt geht.

Unser Internet ist noch ein bisschen mau, aber der Agent hat eine SIM-Karte vorbeigebracht, netter Emfangsservice.

Hier erst mal die versprochenen Bildernachträge zu den Blogbeiträgen der Passage. Viel blau, viele Tiere, ein bisschen grau, viel Boot, ganz viel Freude bei uns. Kriegt ihr die Bilder mit den Blogposts überein?

Und ja. Wir sind auf Galapagos. 🥂

Bildernachträge Passage Panama nach Galapagos

Wir sind da. 😊

Also angekommen auf den Galápagos-Inseln, einklariert noch nicht. Das kommt hoffentlich morgen früh, aber es scheint eine größere Aktion zu werden. Hoffen wir mal, das alles glatt geht.

Unser Internet ist noch ein bisschen mau, aber der Agent hat eine SIM-Karte vorbeigebracht, netter Emfangsservice.

Hier erst mal die versprochenen Bildernachträge zu den Blogbeiträgen der Passage. Viel blau, viele Tiere, ein bisschen grau, viel Boot, ganz viel Freude bei uns. Kriegt ihr die Bilder mit den Blogposts überein?

Brown Boobie
Rauchschwalbe
Nazca Boobie
Red footed Boobie
schuldbewusst?
matured at sea / gereift auf See

Und ja. Wir sind auf Galapagos. 🥂

Baumhaus im Dschungel

Von Chachagua aus fahren wir in die weite Ebene Richtung nicaraguanischer Grenze. Zunächst wird die Straße über weite Strecken von Feldern gesäumt. Hauptsächlich Zuckerrohr, Ananas und Bananen werden angebaut, aber wir sehen auch landwirtschaftliche Kulturen, die wir nicht auf Anhieb zuordnen können. Zunehmend mischen sich dann Weideflächen in das Bild, die Straße wird schmaler. Bei Pital geht sie dann unvermittelt in eine grobe Schotterpiste über, rund 17 km vor unserem Tagesziel. Hm, so ist es nun mal. Wir nehmen es als Einstimmung auf die etwas abseits gelegene Maquenque Eco Lodge, wo wir zwei Nächte verbringen wollen. Einiges ist hier ein bisschen anders:

Zunächst einmal endet die Anfahrt auf einem Parkplatz vor dem schlammig braunen Rio San Carlos. In einem „Kommunikationshäuschen“ hängt ein UKW-Gerät, mit dem wir die Lodge anfunken. „Kein Problem, das Wassertaxi holt Euch gleich ab, sobald der Regenschauer durch ist.“

Und so geschieht es. Danach einchecken, ein Willkommensdrink, und dann geht’s zu unserem Baumhaus. Mitten im Dschungel, wir können von dort keines der anderen Baumhäuser ausmachen, sehen nur auf dem Trampelpfad dorthin die Wegweiser an Abzweigungen.

Dann sind wir da und stehen vor einer Treppe, die bestimmt gut 10 m hoch zum Baumhaus „Perezoso“ führt. Übersetzt: Faultier 🦥. 😂

Oben angekommen erkennen wir, dass die großflächigen „Fenster“ gar kein Glas haben, sondern lediglich Mückennetze die Öffnungen überspannen. Das war uns bei der Buchung gar nicht aufgefallen, verspricht aber jedenfalls ein (hoffentlich nur akustisch 😳) noch unmittelbareres Dschungelnaturerlebnis.

Sieht aber absolut klasse aus, einschließlich Terrasse und Außendusche in schwindelerregender Höhe. Übrigens zieht während unseres Aufenthalts unvermittelt eine eine komplette Sippe von Weißschulterkapuzinern auf Augenhöhe durch die Nachbarbäume vorbei; die Affen scheinen über uns mindestens eben so erstaunt zu sein wie wir über sie:

Brüllaffen dagegen hören wir zum Glück nur in weiter Ferne, in direkter Nachbarschaft hätte sie uns vermutlich eine schlaflose Nacht beschert. So aber ist das nächtliche Dschungelgeräusch zwar fremdartig, aber der Klangteppich aus Zirpen, Pfeifen, Quaken, Zwitschern und, und, und … klingt auch wahnsinnig faszinierend und bringt uns nicht um den Schlaf.

Das ist auch gut so, denn für den nächsten Morgen haben wir eine schon um 6.00 Uhr früh beginnende vogelkundliche Wanderung gebucht. Guide José „Chino“ ist wieder einmal ein Glücksgriff. 36 Arten kann er uns auf dieser Tour zeigen. Eine kleine Auswahl unserer Sichtungen:

Montezumastirnvogel
Gelbstirn-Blatthühnchen
Goldkehltukan
Königsspecht
Fischertukan, auch Regenbogentukan genannt
Nochmal der Fischertukan. Photocredit: unser Guide José „Chino“ (Instagram: WildChinoCR)
Grauwangenpapagei, die englische Bezeichnung Brown Hooded Parrot trifft es irgendwie besser
Strumpfband-Trogon / Violáceo-Trogon, aus der Familie, zu der auch der Quetzal gehört
Tovisittich
Rotbrustfischer, mit bis zu 40 cm der größte Eisvogel Amerikas.

Die Fähigkeiten von Augen und Ohren unseres Guides Chino sind wirklich beeindruckend, unfassbar, wie er die Vögel entdeckt und sie uns dann zeigt.

Ganz nebenbei streift vor uns auf dem weitläufigen und in den meisten Bereichen sehr naturbelassenen Gelände der Lodge auch noch ein Nasenbär über den Weg.

Übrigens lassen sich auch direkt von dem offenen Hotelrestaurant aus Vögel beobachten, einige aufgehängte Bananen dienen als offenbar attraktive Futterstelle. So können wir uns beim Frühstück nach der Wanderung gleich weiter von den Exoten faszinieren lassen:

Fun Fact: zum Nationalvogel hat sich Costa Rica diese Schlichtdrossel gewählt:

Das illustriert ziemlich deutlich, dass die Ticos nicht eben auf Effekthascherei aus sind. Haben sie auch gar nicht nötig. Die gigantische Artenvielfalt in Costa Rica zeigt sich aber nicht nur bei den Vögeln.

Die Lodge bietet um 14.00 eine kostenlose Dschungelführung an. Wieder ist Chino der Guide und wieder sind wir die einzigen Teilnehmer, es gibt jetzt in der Regenzeit und auch wegen der COVID-Auswirkungen nur sehr wenige Gäste hier.

Diesmal erfahren wir viel über die Pflanzen und die Insekten, sehen auch einige Amphibien. Besonders faszinierend ist, dass sich (wie beim Tauchen) bei genauem Hinsehen auf die kleinen versteckten Details eine völlig neue Welt von Crittern zu öffnen scheint. Etwa bei dieser Troll-Hair-Nymphe …

Photo Credit: José „Chino“

oder bei dieser zikadenverwandten Fulgoridae:

Und auch den Goldbaumsteiger-Frosch (Green Poison Frog)

Photo Credit: José „Chino“

und den klitzekleinen aber ziemlich lauten Bluejeans-Frosch (Erdbeer-Pfeilgift-Frosch) bekommen wir noch einmal bei Tageslicht in freier Wildbahn zu sehen:

Es ist nur schwer in Worte zu fassen, wie begeistert wir von unserem Aufenthalt hier sind. „Kneif mich mal, bitte.“ 😁

Pura Vida.