English Harbor, Antigua

Von unserem Ankerplatz bei Great Bird Island tasten wir uns durch die enge, etwas gewundene und nicht betonnte, jedoch gut kartografierte Riffdurchfahrt des Bird Islet Channel nordöstlich von Long Island hinaus auf den offenen Atlantik. Als zusätzliche Sicherheit plotten wir dabei gleichzeitig auf einem iPad unsere Position in Google Earth. Das machen wir hier das erste Mal, es funktioniert gut. Es ist quasi doppelte Eyeball-Navigation. Der reale Blick auf die Riffe und Wasserfarben, dazu der Blick mit Google Earth, denn die tiefe Passage (wir loten nie weniger als 11 Meter) ist auf Google Earth gut erkennbar und – anders als viele Seekartendarstellungen, die auf sehr alten Vermessungen beruhen) sind die Darstellungen in Google Earth georeferenziert, also sehr genau. Wir können das hier einfach testen, da wir Handyempfang haben. An entlegeneren Stellen würde es komplizierter, aber Google-Earth-Bilder sollen georeferenziert in digitale Seekarten wie z.B. OpenCPN eingebunden werden können, das müssen wir aber noch erst ausprobieren.

Navionics-Darstellung
Google Earth, unsere Position wurde dann durch einen blauen Punkt in der Darstellung markiert

An der Ostküste von Antigua entlang segeln wir in den Süden der Insel und finden tatsächlich noch ein Plätzchen auf dem vielleicht berühmtesten Ankerplatz der Karibik: English Harbor.

Der Naturhafen von English Harbor mit der Freeman Bay im Vordergrund, Nelson’s Dockyard in der Mitte und der Falmouth Bay im Hintergrund

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde der Naturhafen zum zentralen strategischen Seekriegshafen der Royal Navy für die gesamte Karibik ausgebaut und auch Horatio Nelson hatte seinen Anteil am Ausbau des Flottenstützpunktes. Als Kapitän der Fregatte “Boreas” war er aber damals bei den britischen Kolonisten auf Antigua alles andere als beliebt, denn er setzte dort ab 1784 wohl den “Navigation Act” strict um, der den Handel zwischen den britischen Kolonien in der Karibik und den abtrünnigen amerikanischen Provinzen (die den Briten ja erst im Friedensvertrag von Paris 1783, also ein Jahr zuvor, die Unabhängigkeit abgetrotzt hatten) verbot. Nelson beschlagnahmte mehrere amerikanische Schiffe und wurde dafür von deren Reedern verklagt, die dabei Unterstützung durch Händler erhielten (britische Kolonisten auf karibischen Inseln um Antigua). Aber er konnte sich am Ende durchsetzen, machte Karriere, wurde später als Admiral durch erfolgreiche Seeschlachten berühmt, wurde geadelt und hat heute auch hier in Antigua mit “Nelson’s Dockyard” quasi ein eigenes Denkmal.

Nelson’s Dockyard mit den restaurierten boat house pillars

Da wir am Sonntag hier ankommen, steht gleich am ersten Abend ein weiteres “Highlight” an: gemeinsam mit den Crews der Easy-One und der Djualyn klettern wir am späten Nachmittag den “Lookout Path” durch den Wald hinauf nach Shirley Heights. Oben erwartet uns zum Sonnenuntergang ein wunderschöner Blick über English Harbor, Lifemusik (natürlich auch mit Steeldrums), eine tolle Stimmung und einige Rumpunch.

Eventuell auch ein Rumpunch oder ein “Dark’n Stormy” (Rum mit Ingwerbier) zu viel, die Kletterei hinunter gemeinsam mit den Crews der Easy-One und der Anamera entwickelt trotz Stirnlampen zu einer ziemlichen Herausforderung. Aber wie heißt es doch: Runter kommen sie immer 😉.

Montag war dann Entspannung angesagt. Mit Ingo geht’s per Dinghy nur kurz in den Ort, um den hiesigen Schiffsausrüstern einen Antrittsbesuch zu machen und die Superyachten zu bestaunen, die sich hier langsam für die Mittwoch beginnende “Antigua Superyacht Challenge” einfinden, bei der nur Segelyachten mit einer Länge von über 100 Fuß gegeneinander antreten werden, darunter so unterschiedliche Traumyachten wie die moderne Baltic 108 „WinWin“ aus Carbon und der klassisch anmutende Schoner „Elena of London“, der tatsächlich aber eine erst 2009 vom Stapel gelaufene Replica eines gleichnamigen Herreshoff-Designs ist.

Was beide eint: wenn die zum Training rausfahren, müssen sie immer an dem Ankerplatz unserer Flora vorbei. 😁

4 Gedanken zu „English Harbor, Antigua

  1. Hallo ihr Glücklichen, welcher blauer Punkt haha…. Erinnerungen werden wach als nur ein paar Monate später 2004 die Antigua Race Week als Vordeckmann regattiert bin und dabei viel Hummer an diversen Strandbars verzehren durfte. Für jeden 1. Platz pro Wettfahrt…nun da haben wir uns ins Zeug gelgt und hatten von 5 Wettfahrten nur einen 2. Hmmmm lecker also kann ich nur empfehlen.
    Euch eine gute Zeit hier spielen alle Verrückt und wir sind kurz davor das Büro zu räumen. Gruss aus dem Kanton Zürich.

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