Erste Eindrücke aus Hilo, Hawai’i

Wir haben herausgefunden, dass wir unser Dinghy in einem kleinen öffentlichen Hafen im Wailoa River parken können, von dort aus führt ein schöner Weg durch einen weitläufigen Park mit dem Waiākea Pond. Immer am Wasser entlang, geschwungen angelegt, mit vielen Palmen, vor allem aber mit riesigen Schirmakazien (unser Taxifahrer sagt, sie werden hier „Monkey Pod“ genannt, anderenorts heißen sie auch „Raintree“). Eigentlich in der Savanne beheimatet, gedeihen sie hier so gut, dass sie – obwohl eben nicht heimisch – als gern angenommenen weitausgreifende Schattenspender zum Stadtbild gehören.

Es gibt auch einen Weg an der der Bucht entlang, aber der Strand ist nicht sonderlich attraktiv, schwarz, mal Sand und mal Kies. Schwemmholz lagert sich dort an und er ist vom Ort durch die große Straße eher getrennt als angebunden.

Hilo ist nach Honolulu die zweitgrößte Stadt im Bundesstaat Hawai’i. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Mit etwa 45.000 Einwohnern ist Hilo eher ein beschauliches Städtchen, das wird sehr deutlich, als wir das Zentrum erreichen. Ursprünglich in dem Bereich gelegen, in dem jetzt der Park und ausgedehnte Sportanlagen liegen, verlagerte es sich nach mehreren verheerenden Tsunamis (der letzte große sorgte 1960 für schlimme Verwüstungen und erhebliche Opferzahlen) aus dem Scheitel der Bucht weiter nach Westen und etwas den Hügel hinauf, wobei es auch hier schon historische Gebäude gab.

Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein. Das wirkt meistens charmant, an einigen Ecken aber auch ein bisschen „in die Jahre gekommen“, wird aber von den Geschäften auch mit den Auslagen in den Schaufenstern eher noch bewusst unterstrichen 😉.

Man pflegt das „Hang Loose“, die Öffnungszeiten unterstreichen das. Privatleben will auch Raum. Customs (zum Einklarieren) hat von 6.00 bis 14.00 Uhr geöffnet, die Läden in der Haupteinkaufsstraße machen um 15.00 oder 16.00 zu. Manche auch eher 😉:

Auch das sehenswerte und informative Pacific-Tsunami-Museum schließt um 16.00, wir statten ihm aber vorher noch einen Besuch.

Und was macht der Hawaiianer nach Feierabend? Angeln offenbar manche. Surfen vielleicht, aber eher auf Maui als hier in Hilo, hier wird das Ausleger-Kanu klargemacht. Die polynesischen Wurzeln werden gepflegt, es ist Volkssport. An der Boje am Ankerplatz hängt natürlich auch eins.

Aber auf dem Parkplatz an Land ist es ebenfalls kein ungewöhnlicher Anblick:

Und am Nachmittag wird es quirlig um die Flora herum.

Segeln geht aber auch:

Wir schauen uns ein weiteres Museum an, das Imiloa Astronomy Center. Es bietet eine Ausstellung über die polynesische Navigationskunst und die weiten Reisen mit den Hochseekanus und über die astronomischen Observatorien und Teleskope auf dem Vulkan Mauna Kea, dem höchsten Berg Hawai’is. Was wir nicht wissen: Auch ein Planetarium ist darin und dort bekommen wir eine tolle Doppelvorführung über schwarze Löcher (mit sehr aktuellem Bezug zu neuen Forschungsergebnissen) und über den aktuellen Sternenhimmel und wie die Polynesien ihn lesen, welche Sternbilder sie in ihm erkennen und nach ihnen navigierten.

Den Mauna Kea und bei genauem Hinsehen sogar die weißen Observatorien auf seiner Spitze können wir vom Boot aus bei guter Sicht erkennen, kaum zu fassen, dass er über 4.200 m hoch ist.

Die Vulkane hier müssen wir uns auf alle Fälle noch näher ansehen, insbesondere den nur wenig niedrigeren und noch aktiven Mauna Loa.

Und vorher: Shaved Ice. 😁 Hatten wir auch schon mal in Panama, ist hier in Hilo aber ganz besonders lecker. In meinem verbirgt sich innen noch eine Vanilleeiskugel, auf Wiebkes ist Kokoscreme und Passionsfrucht-Topping.

Mal wieder segeln

Die Vorhersage ist günstig: für heute soll der Passat südlicher kommen und etwas schwächer sein. Wir wollen das nutzen, um die 30 sm hoch nach Barbuda zu segeln, ohne auf dem zumeist flachen Sockel zwischen den beiden Inseln hoch am Wind gegen eine sich aufsteilende Welle kämpfen zu müssen.

Für den Start haben wir uns eine kleine Komplikation ausgewählt, wir möchten die Nonsuch Bay durch den Spithead Channel nach Norden verlassen. Auf der Navionics-Seekarte sieht das mit den grünen Riffen wenig verlockend aus:

Interessant ist der Hinweis in der Navionics-eigenen “Active Captain Community”, wonach die Karte an dieser Stelle falsch ist:

Tatsächlich ist auf Google Earth der Kanal klar erkennbar und ohne Riff in seiner Mitte:

Über die nützliche Georeferenzierung von Google Earth hatte ich bei unserer Passage von Great Bird Island schon geschrieben. Und – der ein oder andere wird es schon erkannt haben – das ist nicht die Originalansicht von Google Earth, sondern die in der App “Ovitalmap” heruntergeladene Offline-Variante. Dort kann man auch Tracks hineinladen, die andere Boote zur Verfügung stellen. Mit unserem (zugegeben nicht optimalen) Track, bei dem wir immer mehr als 5 m Wasser hatten, sieht das in der fraglichen Passage so aus:

Dass die Passage unproblematisch machbar ist hatten uns Andrea und Kai von der Silence gestern noch einmal bestätigt. Sie hatten uns auch auf Ovitalmap hingewiesen. Ich wollte es runterladen, aber: ich hatte es schon auf dem iPad, nur noch nie benutzt. Wurde also dringend Zeit 😁. Mit Eyeball-Navigation war die Rinne übrigens immer gut erkennbar.

Und danach konnten wir dann segeln. Sogar endlich mal wieder unseren Gennaker.

Ohne Groß, machen wir sehr selten. War aber auch nur recht kurz, dann kam von Osten was dazwischen

Also den blauen “Harry Potter” (er wohnt bei uns unter der Niedergangstreppe) wieder runter und lieber mit Groß und später zusätzlich der Fock weiter.

Ein Stück müssen wir auch motoren. Aber wir haben reichlich Angelglück. Zuerst allerdings zweimal Barrakuda, die gehen wegen der Ciguateragefahr gleich wieder ins Wasser. Dann eine Blaurückenstachelmakrele. Eine Golddorade wird uns leider abgefressen. Zum Schluss noch ein schöner Wahoo. 🎣

Fischfilets mit Gnocchi und Kürbis zum Abendessen am Ankerplatz Cocoa Point in Barbuda 😁.

English Harbor, Antigua

Von unserem Ankerplatz bei Great Bird Island tasten wir uns durch die enge, etwas gewundene und nicht betonnte, jedoch gut kartografierte Riffdurchfahrt des Bird Islet Channel nordöstlich von Long Island hinaus auf den offenen Atlantik. Als zusätzliche Sicherheit plotten wir dabei gleichzeitig auf einem iPad unsere Position in Google Earth. Das machen wir hier das erste Mal, es funktioniert gut. Es ist quasi doppelte Eyeball-Navigation. Der reale Blick auf die Riffe und Wasserfarben, dazu der Blick mit Google Earth, denn die tiefe Passage (wir loten nie weniger als 11 Meter) ist auf Google Earth gut erkennbar und – anders als viele Seekartendarstellungen, die auf sehr alten Vermessungen beruhen) sind die Darstellungen in Google Earth georeferenziert, also sehr genau. Wir können das hier einfach testen, da wir Handyempfang haben. An entlegeneren Stellen würde es komplizierter, aber Google-Earth-Bilder sollen georeferenziert in digitale Seekarten wie z.B. OpenCPN eingebunden werden können, das müssen wir aber noch erst ausprobieren.

Navionics-Darstellung
Google Earth, unsere Position wurde dann durch einen blauen Punkt in der Darstellung markiert

An der Ostküste von Antigua entlang segeln wir in den Süden der Insel und finden tatsächlich noch ein Plätzchen auf dem vielleicht berühmtesten Ankerplatz der Karibik: English Harbor.

Der Naturhafen von English Harbor mit der Freeman Bay im Vordergrund, Nelson’s Dockyard in der Mitte und der Falmouth Bay im Hintergrund

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde der Naturhafen zum zentralen strategischen Seekriegshafen der Royal Navy für die gesamte Karibik ausgebaut und auch Horatio Nelson hatte seinen Anteil am Ausbau des Flottenstützpunktes. Als Kapitän der Fregatte “Boreas” war er aber damals bei den britischen Kolonisten auf Antigua alles andere als beliebt, denn er setzte dort ab 1784 wohl den “Navigation Act” strict um, der den Handel zwischen den britischen Kolonien in der Karibik und den abtrünnigen amerikanischen Provinzen (die den Briten ja erst im Friedensvertrag von Paris 1783, also ein Jahr zuvor, die Unabhängigkeit abgetrotzt hatten) verbot. Nelson beschlagnahmte mehrere amerikanische Schiffe und wurde dafür von deren Reedern verklagt, die dabei Unterstützung durch Händler erhielten (britische Kolonisten auf karibischen Inseln um Antigua). Aber er konnte sich am Ende durchsetzen, machte Karriere, wurde später als Admiral durch erfolgreiche Seeschlachten berühmt, wurde geadelt und hat heute auch hier in Antigua mit “Nelson’s Dockyard” quasi ein eigenes Denkmal.

Nelson’s Dockyard mit den restaurierten boat house pillars

Da wir am Sonntag hier ankommen, steht gleich am ersten Abend ein weiteres “Highlight” an: gemeinsam mit den Crews der Easy-One und der Djualyn klettern wir am späten Nachmittag den “Lookout Path” durch den Wald hinauf nach Shirley Heights. Oben erwartet uns zum Sonnenuntergang ein wunderschöner Blick über English Harbor, Lifemusik (natürlich auch mit Steeldrums), eine tolle Stimmung und einige Rumpunch.

Eventuell auch ein Rumpunch oder ein “Dark’n Stormy” (Rum mit Ingwerbier) zu viel, die Kletterei hinunter gemeinsam mit den Crews der Easy-One und der Anamera entwickelt trotz Stirnlampen zu einer ziemlichen Herausforderung. Aber wie heißt es doch: Runter kommen sie immer 😉.

Montag war dann Entspannung angesagt. Mit Ingo geht’s per Dinghy nur kurz in den Ort, um den hiesigen Schiffsausrüstern einen Antrittsbesuch zu machen und die Superyachten zu bestaunen, die sich hier langsam für die Mittwoch beginnende “Antigua Superyacht Challenge” einfinden, bei der nur Segelyachten mit einer Länge von über 100 Fuß gegeneinander antreten werden, darunter so unterschiedliche Traumyachten wie die moderne Baltic 108 „WinWin“ aus Carbon und der klassisch anmutende Schoner „Elena of London“, der tatsächlich aber eine erst 2009 vom Stapel gelaufene Replica eines gleichnamigen Herreshoff-Designs ist.

Was beide eint: wenn die zum Training rausfahren, müssen sie immer an dem Ankerplatz unserer Flora vorbei. 😁