Pottwale

Herrliches Segeln von Guadeloupe 🇬🇵 nach Antigua 🇦🇬 , vorbei an Montserrat 🇲🇸 mit seinem vor sich hindampfenden Vulkan. Zwar geht uns kein Fisch an die Angel, aber das Meer beschenkt uns trotzdem. O.k., das Sargassum, das alle Nase lang vom Angelhaken entfernt werden möchte, das hätten wir eigentlich nicht vermisst.

Aber das große Geschenk zusätzlich zum schönen Segeltag macht sich mit einer kleinen Atemwolke in etwas Entfernung erstmals sichtbar und kommt dann immer näher. Eine ganze Schule Pottwale zieht in aller Ruhe auf die Flora zu und nur etwa eine Bootslänge hinter unserem Heck durch, augenscheinlich ohne uns weiter zu beachten. Ganz anders wir: wir sind völlig aufgeregt als sich diese ruhigen Riesen zeigen, wobei wir eigentlich nur die Rücken und gelegentlich die Kopfoberseiten und den charakteristischen buschigen Blas nach schräg links sehen. Die Pottwale bleiben auch beim Weiterziehen nah an der Oberfläche und tauchen nicht tief ab, weshalb wir ihre Fluken leider nicht zu Gesicht bekommen und auch die Größe schwer zu schätzen ist. Über 10 m sind es bei den meisten von ihnen allemal. Aber auch so sind wir jedenfalls schwer beeindruckt und beglückt von dieser Begegnung.

Wir sind inzwischen in Antigua angekommen und haben hier in Jolly Harbour einklariert. Dafür haben wir vorher online auf http://www.eSeaClear.com alle Daten des Bootes und der Crew übermittelt. Man bekommt dann per Email eine ESeaClear-ID und mit dieser Nummer kann dann beim Zoll (Customs) vereinfacht einklariert werden. Insbesondere soll es dann laut Revierführer Doyle möglich sein, nicht mit dem Schiff am Zollsteg festmachen zu müssen, sondern vor dem Hafen vor Anker zu gehen und mit dem Dinghy einzuklarieren. Und so haben wir es auch gemacht. Allerdings steht im Zollbüro ein Computer, mit dem ansonsten ebenfalls eine eSeaClear-Anmeldung durch den Einklarierenden gemacht werden muss, ich bin deshalb nicht sicher, ob das mit der Notwendigkeit des Vorführens am Zollsteg noch stimmen würde. In jedem Fall hat es bei mir mit dem Dinghy funktioniert. Ein bisschen Warterei bei den notwendigen vier Besuchen in den drei beteiligten Behörden, die aber nebeneinander im gleichen Gebäude untergebracht sind, wobei das Warten auf Bürostühlen auf der Veranda vor den kleinen Büros erfolgt. Geselliger Nebeneffekt: man kommt gleich mit anderen Seglern ins Gespräch. Customs, Immigration, wieder Customs, dann Port Authority, so ist das abzuarbeiten. Letztere Behörde stellt dann gegen Zahlung von 40 EC$ (etwa 15 €) ein für einen Monat gültiges Cruising Permit aus und uns damit das Befahren der Gewässer von Antigua & Barbuda 🇦🇬 offiziell erlaubt. Und da freuen wir uns drauf.

Mal wieder ein Segelschlag

Hinter uns liegt Guadeloupe, sogar ein ganzer Monat Guadeloupe. Ursprünglich hatten wir nur für zwei Wochen einklariert, aber mit den wunderschönen Îles des Saintes, Basse-Terre mit Wanderung und Mietwagen (Ausflug nach Pointe-à-Pitre, Großeinkauf, dem tollen Tauch- und Schnorchelrevier der Pigeon Islands mit dem Cousteau-Nationalpark und zuletzt der schnuckeligen Ankerbucht von Deshaies mit den Strandausflügen hinüber zur Grande Anse und den weiteren dahinter liegenden Buchten hat es uns so gut gefallen, dass es dann doch der komplette Februar war.

Achteraus Guadeloupe

Und vor unserem Bug: 50 sm hinüber nach Antigua. Im Moment herrliches Segeln unter Code0 und Groß, über 8 kn Fahrt und Vorfreude auf ein neues Land. Da muss dann auch die französische Gastlandsflagge bald mal wieder runter 😉.

DES HAIES GLÜCK

Ja, ja, ja. Immer diese Wortspiele. Aber hier in Deshaies trifft das heute wirklich zu.

Gestern haben wir beim Tauchen am Nordufer der Bucht eine große Fischfalle entdeckt, in der neben einer Languste und ein paar kleinen Fischen tatsächlich ein gut ein Meter langer Ammenhai steckte. Wir haben versucht, ihn zu befreien, aber die Fischfalle ließ sich nicht so einfach öffnen. Also haben wir halt nach dem Auftauchen dem in der Nähe liegenden Boot einer örtlichen Tauchschule Bescheid gesagt, die ja wahrscheinlich die hiesigen Fischer kennen.

Trotzdem hat es uns natürlich keine Ruhe gelassen und so sind Ingo und ich dort heute wieder tauchen gewesen, sicherheitshalber mit einem Seitenschneider um ggfs. das verzwirbelte alte Elektrokabel aufzubekommen, mit dem die Falle verschlossen war.

Eine kleine Fotostory von heute:

Dann schwamm er ganz gemächlich und ohne Hektik ins dunkle Blau. Die Fischfalle haben wir übrigens so gut es ging wieder verschlossen – und sogar die Languste drin gelassen 😉.

Deshaies

Der kleine bunte Ort Deshaies im Scheitel unserer Ankerbucht liegt so idyllisch mit palmenbestandenem Strand vor grünen Hügeln, dass ihn die Location-Scouts zum Schauplatz der erfolgreichen BBC-Krimi/Komödienserie „Death in Paradise“ gemacht haben, wobei er das immer wieder erschütterte Paradies offenbar so gut repräsentiert, das die Serie mittlerweile in die 8. Staffel gegangen ist (in 🇩🇪 über ZDF Neo oder Amazon Prime).

Da die Serie fast ausschließlich hier gedreht wird, sind nicht nur die fiktive Honoré-Polizeistation des Films sondern auch diverse andere Gebäude als Drehorte wiederzuerkennen, man läuft quasi am Set herum und wundert sich, wenn im Krimi ein Aquarium aus einer Zoohandlung geschleppt wird, in dem Gebäude aber in Wahrheit die Bäckerei unsere Morgencroissants und Baguettes verkauft (ja, wir sind schließlich in Frankreich, nicht wie im Film auf einer zu England gehörenden Karibikinsel). Nebenbei: Eine Zoohandlung haben wir bisher in der Karibik überhaupt noch nicht gesehen und ein Aquarium wäre hier eigentlich auch eine Frechheit, die gibt’s hier höchstens für die Langusten, bevor sie auf den Grill kommen 😉.

Der Strand, an dem das Häuschen des Kommissars liegt, findet sich allerdings etwas entfernt. Es gibt mehrere Wege dorthin, wir packen die Badesachen ein und entscheiden uns für den schönen Hike über den Hausberg nördlich der Ankerbucht, den Gros Morne.

Die durchaus fordernde Kletterei durch den Wald am späten Vormittag (Ingo: „Nur Esel und Deutsche laufen in der Mittagshitze!“) wird aber belohnt durch den wunderschönen und trotzdem ziemlich leeren Sandstrand der Grande Anse auf der anderen Seite.

Video: HIER klicken.

Nach dem Bad folgen wir einem Trampelpfad durch die Büsche, denn Ingo hat dort die urige Strandbar „Chez Samy“ ausgemacht, die Freunde uns empfohlen hatten. Erst mal ein Bier, dann kredenzt uns Samy seine Version eines Ti Punch, fährt dazu Essen auf, schenkt nach, bringt eine Trink-Kokosnuss, die er am Tisch öffnet. Am Ende zahlt jeder von uns weniger als 8 Euro. Das Ambiente ist sicherlich nix für Hygienefanatiker, aber uns hat’s richtig gut gefallen.

Samy in Action

Angeschiggert wie wir sind nehmen wir den Rückweg dann lieber über die ohnehin kürzere Schotterpiste, die von „Chez Samy“ wieder nach Deshaies führt.

Im Ort versorgen wir uns an einem der Restaurantstände an der Straße noch mit Accras (frittierte karibische Stockfisch- oder manchmal auch Gemüsebällchen) und anderen Leckereien für ein spontanes Abendessen an Bord der Easy-One. Die Sonne geht gerade unter, als wir damit den Dinghysteg erreichen.

Immer noch Guadeloupe: noch mehr Tauchen, Vögel und Bootsarbeit

Das Tauchen wird uns hier so einfach gemacht, es ist die wahre Freude. Nur eine kurze Dinghyfahrt, schon sind wir am Tauchplatz. Mit Ingo betauche ich am Vormittag das Wrack der Franjack. Der kleine wohl ehemals dänische Frachter wurde im Hurrikan Hugo 1989 von der Besatzung aufgegeben und letztlich 1996 als künstliches Riff und Tauchplatz hier versenkt. Am Rande des Ankerplatzes kennzeichnen zwei Bojen das Wrack. Wir machen das Dinghy an einer davon fest und lassen uns in die Tiefe gleiten.

Etwa 20 m unter uns sind die Umrisse erkennbar und mit jedem Meter hinab wird der Frachter deutlicher sichtbar. Obwohl die Lichtverhältnisse an diesem eher bewölkten Morgen nicht toll sind fasziniert uns der einerseits gut erhaltene und anderseits auch schon reichlich bewachsene Frachter so sehr, dass wir nach dem Tauchgang noch im Neoprenanzug die Tauchflaschen zum Wiederbefüllen wegbringen und an Nachmittag, diesmal zusammen mit Wiebke, einen weiteren Tauchgang an der Franjack machen.

Mit dem jetzt etwas besseren Licht genießen wir auch die vielen Fische (hier Blaustreifengrunzerfische im Vordergrund und viele Goldstreifengrunzer hinten). Und wir trauen uns in den (oben auf großer Breite extra geöffneten) Maschinenraum des Schiffes hinunter, in dem die (gereinigte, also von Öl und Betriebsmitteln befreite) Hauptmaschine vor sich hinrostet.

Am nächsten Tag könnn wir uns nicht recht lösen und so schnorcheln Wiebke und ich noch ein bisschen, bevor wir der Easy-One nach Deshaies folgen, wo am Freitag Abend ein Karnevalsumzug stattfinden soll.

Auch dabei lassen sich wieder tolle Dinge entdecken, etwa dieser Bunte Spiralröhrenwurm (auch Tannenbaumwurm genannt) auf einer Kleinen Sternkoralle. Die „Tannenbäume“ sind dabei die außen liegenden Kiemen des Wurmes.

Adlerauge Wiebke erspäht sogar einen noch ganz kleinen Oktopus, der unter den Stacheln eines Seeigels Schutz gesucht hat und der bei Annäherung flott die Farbe wechselt, da lassen wir ihn lieber in Ruhe bevor er Panik bekommt.

In Lee von Guadeloupe motoren wir gut 10 sm weiter in die schöne und recht tief eingeschnittene Bucht von Deshaies.

Gemeinsam mit der Crew der Easy-One wandern wir hoch zum oberhalb des Ortes liegenden botanischen Garten. Und endlich sehen wir auch Papageien. Auf Dominica hatten wir noch vergeblich nach dem dortigen Wappenvogel und irgendwie ja auch Symbol der Karibik Ausschau gehalten. Hier im botanischen Garten gibt es einige, wobei die Mehrzahl in (betretbaren) Volieren gehalten wird, nur die Gelbbrustaras scheinen sich frei bewegen zu können. Aber erstmal entdecken wir die etwas kleineren Allfarb-Loris.

Übrigens sehen wir – selbst hier im botanischen Garten mit seinen vielen Blüten – auffallend wenige Insekten auf den bisher besuchten karibischen Inseln. O.k., einige Planzen werden offenbar von Kolibris bestäubt, aber trotzdem. Bienen, Wespen oder auch nur Fliegen sind zumindest bisher selten, zu unserem Glück allerdings auch Moskitos. Bei letzteren hoffen wir allerdings, das es so bleibt. Die kleine Anolis hier sieht das vermutlich anders 😉:

An Flamingos und diversen, bei uns als Zimmerpflanzen gehaltenen, hier aber mindestens buschgroßen tropischen Gewächsen vorbei kommen wir schließlich zu den Gelbbrustaras.

Und wo wir schon bei Gelbbrust sind: der auf diesen Inseln so typische etwa Sperling-große Zuckervogel (Bananaquit) lässt sich auch endlich von mir ablichten, in einer Ecke des Gartenrestaurants, in der wir die einheimischen Biere testen:

Oh, ohne etwas Bootsarbeit wäre das Ganze ja wohl langweilig und so beschert uns Flora mal wieder eine Überraschung: Vor dem Ankerauf-Manöver an den Pigeon Islands schaltet Wiebke die Sicherungen ein. Ein paar Minuten später rattert plötzlich die elektrische Backbord-Genuawinsch los, aber zum Glück ohne das ein Schot auf ihr belegt ist. Nach anfänglicher Verwirrung schalten wir erstmal schnell die Sicherung aus. Die Untersuchung ergibt dann, das Wasser in den porös gewordenen Tastschalter eingedrungen ist und einen Kurzschluss verursacht. Wir hatten ein ähnliches Problem schon einmal in Griechenland mit dem Fußschalter der Ankerwinsch. Damals begann die Winsch überraschend damit, die Ankerkette einzuholen, während wir auf dem Nachbarboot waren 😬. Zum Glück war damals Mitsegler Jan noch an Bord. Seitdem sind die Sicherungen aus, wenn wir die Winschen nicht benötigen (nicht wie vorher an, um schnell reagieren zu können). Derart vorgewarnt haben wir jetzt Ersatzschalter an Bord und so kann ich das Problem hier in Deshaies einigermaßen schnell beheben. Das Kabel des Original-Lewmar-Schalters ist allerdings so knapp verlegt, dass ich dann doch zunächst die Deckenverkleidung im Durchgang zum Achterschiff abnehmen muss um die neue Verbindung dort herzustellen.

Der eingebaute Ersatzschalter auf dem Backbord-Cockpitsüll. Hoffentlich bleibt er länger wasserdicht, den Test durch den morgendlichen Regenschauer hat er schon mal bestanden.

Und nach getaner Arbeit lässt sich der Sonnenuntergang hinter unserem Ankerfeld umso besser genießen 😊.

Arbeiten und staunen im Aquarium

So harmlos fängt es an. Ich putze mal wieder schnorchelnd das Unterwasserschiff. Wir haben zwar einen speziellen „Coppercoat“-Anstrich, der weniger Giftstoffe an die Umwelt abgibt als klassische Antifouling-Anstriche und dabei deutlich länger halten soll, aber ein leicht lösbarer grüner Schleim setzt sich trotzdem gern fest und den schrubbe ich dann eben mit einem Schwamm öfter mal weg.

Diesmal sind dann aber plötzlich Fische da, nicht nur ein paar wie unten am Bildrand zu sehen, sondern es werden immer mehr, gleich ein ganzer Schwarm Sardinen schießt um mich herum.

Der Grund zeigt sich auch gleich: erst eine und dann zwei Blaurücken-Stachelmakrelen jagen den Schwarm durch die Gegend, immer rund um den Kiel der Flora.

Interessanterweise wirkt es nicht so, als würden die Makrelen „alles geben“, um wirklich Sardinen zu erwischen (ich sehe das auch kein einziges Mal). Es scheint eher so, als wollten die Makrelen die Sardinen ärgern. Aber schaut selbst:

Jedenfalls macht das Ganze mir noch mehr Lust, hier „richtig“ Tauchen zu gehen und es nicht nur beim Schnorcheln zu belassen.

Gemeinsam mit Wiebke und Ingo betauchen wir erst einmal ein kleines Riff, dass sich in rund 6 m Tiefe quer unter dem Ankerfeld durchzieht. Ein schöner Einstieg, zumal wir unsere Tauchflaschen in der Tauchschule am Dinghydock für nur 5 € pro Flasche wieder füllen lassen können. Deshalb geht’s heute dann noch einmal los, diesmal mit dem Dinghy hinüber zu den Pigeon Islands.

Wieder statten wir der Costeau-Büste einen Besuch ab, erinnern uns an seine rote Wollmütze, bleiben diesmal aber in der Tiefe und tauchen an der Riffkante entlang. Es ist wie im Aquarium:

Viele lebendige Korallen, Schwämme, Federbüsche, Anemonen und eben auch viel Fisch.
z.B. wieder Doktorfische
hier mal einer mit einer Felsenschönheit (so heißt der schwarz-gelbe Fisch mit dem dunklen „Kussmund“
Ein Zackenbarsch, der seine Zacken auch farblich betont
ein blaugepunkteter Roter Zackenbarsch, der seine noch verbirgt
ein langgestreckter Sand-Torpedobarsch
verschiedene Feilenfische
ein Königin-Drückerfisch

und noch so vieles mehr. Leider auch dieser Indische Rotfeuerfisch hier:

Der Feuerfisch ist in der Karibik nicht heimisch und insbesondere der eingeschleppte oder aus Aquarien freigelassene Pazifische Rotfeuerfisch hat sich teilweise zu einer echten Plage entwickelt, die die heimischen Jungfische des Riffes gefährdet. Manchmal werden von den Tauchschulen regelrechte Feuerfisch-Jagden veranstaltet, um das Übermaß der invasiven Art zu reduzieren.

Aber wir entdecken auch kleine Augenschätze wie diese von Wiebke erspähte knapp 3 cm große Buckel-Flamingozunge:

Die Nacktschnecke mit den dunkel gerahmten gelben Punkten ist leicht zu übersehen, aber bei dem Namen staunt man doch und möchte eigentlich gerne wissen, wie denn nun die Zunge der scheinbar einbeinigen rosafarben Stelzenvögel wirklich aussieht, oder?

Unsere Tauchflaschen haben wir schon wieder an der Befüllstation abgegeben. Was für Revier, über wie unter Wasser!

Der Schmetterling unter den Inseln

Guadeloupe ist eindeutig der Schmetterling 🦋 unter den Inseln des Antillenbogens. Das wird schon beim Blick auf die Seekarte deutlich:

Aber so wie der Schmetterling für die freie, bunte, ungezähmte Natur steht hat sich auch Gwada, wie die Insel von den Einheimischen genannt wird, ein vergleichsweise hohes Maß an Natürlichkeit bewahrt. Das gilt ganz besonders für den westlichen „Flügel“ Basse-Terre. Ein hoher Gebirgszug zieht sich von Nord nach Süd über diesen mit viel Regenwald bestandenen Inselteil, er beinhaltet im Süden mit dem 1.467 m hohen aktiven Vulkan Soufrière auch den höchsten Berg der gesamten kleinen Antillen. Grande Terre, der östliche „Flügel“ ist dagegen eher flach mit mehr landwirtschaftlich genutzten Flächen und tollen Stränden, weshalb sich auch die Hotels eher hier befinden. Genau genommen sind Basse Terre und Grande Terre jeweils eigene Inseln, zwischen ihnen liegt die natürliche Meerenge Rivière Salée. An der schmalsten Stelle nur 50 m breit und an beiden Seiten von Mangrovensumpf umgeben ist die selbst bei Niedrigwasser gut zwei Meter tiefe flussähnliche Verbindung eigentlich schiffbar. Yachten konnten bis 2013 hindurchfahren, aber seitdem sind die Klappbrücken offenbar dauerhaft geschlossen. Mit dem Dinghy kommt man noch durch, aber Segelyachten bleibt die Abkürzung nun versperrt.

Wir liegen mit der Flora auf dem Pigeon Islands Ankerplatz etwa in der Mitte der Westküste von Basse Terre. Große Hotelkomplexe gibt es hier nicht, Tourismus aber schon, schließlich befindet sich hier der Jaques Cousteau Unterwasserpark, ein Naturschutzgebiet mit tollen Tauch- und Schnochelplätzen. Die bunten Buden an Land beim Dinghydock mit der touristischen Infrastruktur von Bars, Restaurants, Verkaufsständen, Kajak- und Tauchanbietern mutet hier aber noch fröhlich karibisch improvisiert an.

Gemeinsam mit den Crews der Easy-One und der 2nd-Try.2 lassen wir die Szenerie bei einem Besuch im Restaurant auf der Klippe auf uns wirken und uns außerdem von den sich direkt neben der Terrasse sonnenden über 1 m langen Leguanen beeindrucken. Die Mini-Dinosaurier scheinen extra für die Kamera zu posieren. Dankeschön!

Danach – wir wollen das sonnige Nachmittagswetter ausnutzen – sausen wir mit den Dinghys hinüber zu den Pigeon Islands und machen an extra ausgelegten Bojen fest. Mit Schnorchelsachen geht’s ins herrlich klare Wasser und wir umrunden schnorchelnd gemeinsam die kleinere Petit Îlet. Ingo und ich statten dabei auch der auf einer Sandfläche platzierten Büste von Jaques Cousteau in gut 10 m Tiefe einen kleinen Ehrenbesuch ab. Allerdings ist sie nicht sehr spektakulär und zudem etwas ramponiert, der rechte Arm fehlt.

Toll ist aber die Unterwasserwelt um das Inselchen herum. Mal Steilwände, die weit in die Tiefe reichen, mal der flache Kanal zwischen den Inseln. Einige Korallen, Schwämme und bunte Fische, ein wirklich schöner Spot.

Hier z.B ein männlicher Grüner Papageifisch neben einem Gelben Tubenschwamm. Warum er auch Signal-Papageifisch (bzw. auf Englisch: Stoplight Parrotfish) genannt wird, erklärt sich von selbst, wenn man dazu ein Weibchen oder Jungtier sieht:

Doktorfisch, die gelbe Stelle vor der Schwanzwurzel zeigt das namensgebenden Arbeitsmittel „Skalpell“, einen hornartigen Stachel
Vieraugen-Falterfisch, ganz ohne Namenserklärung 😚

Und, und, und. Mit Ingo haben wir verabredet, heute gemeinsam tauchen zu gehen, die Flaschen sollten wir im hiesigen Tauchshop wieder füllen können. Aber im Moment ist es noch grau und verregnet, mal sehen ob der Nachmittag wieder besseres Wetter bietet.

Doch mal weiter …

… aber nur das kurze Stück von den Îles des Saintes hinüber in den Südwesten von Guadeloupe. Herrliche anderthalb Stunden Segeln bei (etwas böigem) Halbwind, fast schade, dass wir so schnell da waren.

Andererseits: Buchtenbummeln hat ja auch was für sich und wir wollen schließlich noch mehr von Guadeloupe sehen. Jetzt liegen wir erst mal vor dem kleinen Stückchen schokobraunen Sandstrand zwischen der Hafenmole der Marina de Rivière Sens und der scheinbaren Fortsetzung der Mole, die aber nur die Uferstraße unterhalb des Bergwerkes schützt.

Hört sich nicht soooo gut an? Alles eine Frage der Perspektive 😁:

Andrea und Ingo sowie ihr Gast Kerstin ankern mit der Easy-One neben uns. Das ist doppelt fein, denn dadurch können wir heute gemeinsam den Geburtstag 🎁 von Andrea feiern.

Anmerkung: Dieser Beitrag war eigentlich schon veröffentlicht, er liegt zeitlich vor „Kletterpartie im Regenwald“. Aus irgendwelchen (vermutlich im deppigen Ersteller liegenden) Gründen ist er aber zu einem Entwurf zurückgestuft worden, ich hab ihn deshalb jetzt nochmal veröffentlicht.

Kletterpartie im Regenwald

Beim Langfahrtsegeln – so geht das Gerücht – verkümmern ja mangels Bewegungsmöglichkeiten auf dem engen Boot die Beinmuskeln. Da hilft nur aktives Gegenanarbeiten, also: schon wieder ein Hike 🥾. Diesmal haben wir uns die gut dreistündige Wanderung zu den „Bains Chauds Du Matouba“ (die heißen Bäder von Matouba) ausgesucht.

Auf etwas mehr als 1.000 m Höhe entspringen am Berg Nez Cassé heiße, schwefelhaltige Quellen, da wollen wir hin. Der Einstieg in die Wanderung liegt leicht oberhalb von Matouba, der auf knapp 700 m Höhe erbauten und damit höchstgelegenen Ortschaft von Guadeloupe. Gemeinsam mit Andrea, Kerstin und Ingo schrauben wir uns im Mietwagen die N3 hinauf und können das Auto direkt am Einstieg am Straßenrand abstellen. Nur zwei andere Wanderer werden uns auf der ganzen Tour begegnen. Der Hike ist als mittelschwer klassifiziert und er beginnt mit einem leicht begehbaren und mit kleinen Stufen versehenen ausgebauten Weg durch den schon hier faszinierend wildwüchsigen Regenwald.

Zwei Bachdurchquerungen später und etwas höher am Berg wird der Weg dann aber kniffliger, das dichte Grün rückt enger zusammen.

Statt bequemer kleiner Tritte auf Stufen wird es jetzt rutschiger und es gilt mehr und mehr über umgestürzte Bäume zu klettern (oder sich unter den Ästen und Bäumen unterdurch zu hangeln), nicht wirklich schwierig, aber eben doch mit dem Hauch des etwas Abenteuerlichen 😄:

Auch die nächste Bachdurchquerung fordert uns mehr

und bei den Steilpassagen am Hang sind zunehmend Konzentration und Trittsicherheit gefordert, wir sind ganz froh heute nicht für den schwierigeren (und viel längeren) Hike hoch zum Soufriere entschieden zu haben, der an einer Gabelung des Wanderwegs ausgeschildert ist.

Am Ziel angekommen laden dann allerdings die heißen Schwefelquellen nicht zu dem Bad ein, das ihr Name verspricht. Auf einer Bergwiese findet sich ein steingefasstes kleines Bassin, in dem wohl früher einmal eine Reihe von Duschen mit einem Wassergemisch aus dem 58 bis 60 Grad heißen Quellwasser und kaltem Bergbachwasser installiert war. Von der Konstruktion sind aber nur noch Reste vorhanden.

Es kommt auch nur wenig von dem müffelnden Schwefelwasser dort an, dass meiste wird offenbar in einem kleinen Betonhäuschen durch ein Rohr zu den unten im Ort liegenden Kliniken zur Rheumabehandlung abgezweigt.

Das hat zumindest den Vorteil, dass wir nicht die nächsten Wochen lang nach Schwefel stinken 😉, denn wir machen uns ungebadet wieder auf den Rückweg durch den Regenwald.

Was für eine wunderschöne Wanderung!

Fehler #4

So fing unser Tag heute an:

Der Regenbogen leuchtet mit intensiven Farben hinter Floras Heck. Wunderschön doppelt sogar, auch der schwächere zweite Bogen mit der umgekehrten Farbreihenfolge ist komplett, dazwischen spannt sich Alexanders dunkles Band. Alle bilden ein Tor zur Nachbarinsel Îlet à Cabrit, tja, dann sollten wir da heute wohl mal hin.

Aber beim Herunterlassen des Dinghys passiert es: das Stahlseil des Steuerbord-Davits (die kleinen Kräne am Heck, mit denen das Beiboot hochgezogen wird) reißt mit einem hässlichen Geräusch einfach durch, der Bug des Dinghys klatscht aufs Wasser. Die Erklärung ist vergleichsweise einfach und sie beginnt schon bei gestern Abend. Es soll es schnell gehen (Fehler #1), weil es zu regnen anfängt. Während Wiebke die Sachen unter die Sprayhood ins Trockene bringt, lasse ich schon mal die Haken runter. Ziemlich weit runter (Fehler #2), weil ich dabei nicht im Dinghy sein kann um sie gleich einzuhaken, und zudem einiger Schwell Florecita auf und ab tanzen lässt. Wiebke kommt wieder, ich springe ins Dinghy und mache die Haken fest, dann klettere ich auf die Heckplattform, richte das Dinghy aus und Wiebke bedient die elektrischen Schalter, um es hochzuholen. Backbord geht es hoch, Steuerbord nicht. Wir stellen fest, dass die Rolle übergesprungen ist, der Steuerbordtaster funktioniert jetzt umgekehrt: „Aufholen“ und „Ablassen“ sind vertauscht. Da es immer noch wegen des Regens schnell gehen soll (zählt wohl noch als Fehler #1) tasten wir auf „Ablassen“ und holen das Dinghy eben so hoch (Fehler #3), müssen wir halt morgen so viel Drahtseil fieren, dass die Rolle wieder zurück überspringt.

Heute unterläuft mir dann im „Morgentrött“-Modus der entscheidende Fehler #4: ich will Florecita wieder herunterlassen und drücke dazu gewohnheitsgemäß auch Steuerbord auf „Ablassen“. Eine Milisekunde kämpfen Drahtseil und Elektromotor wohl miteinander, der Motor gewinnt aber klar durch k.o. In der ersten Runde.

„Rütt is rütt“ habe ich mal von einem geschätzten hessischen Kollegen gelernt. Ist der Ton erst mal aus der Trompete, kriegt man ihn nicht wieder reingestopft. Bringt nix, über das Geschehene zu lamentieren.

Also fahren wir erst mal mit dem Dinghy rüber zum kleinen Bojenfeld vor der Îlet à Cabrit, gehen dort an Land und und machen unsere geplante kleine Wanderung hoch zur Ruine der alten Festung (gibt’s hier fast auf jeder Insel, weil sich vor allem die Engländer und die Franzosen jahrhundertelang um die Inseln gestritten haben und das Kriegsglück oft hin und her ging).

Von der Festungsruine aus sehen wir auch die „Sea Cloud“, die hinter unserem Bojenfeld vor Anker gegangen ist. Was für ein Anblick.

Aber irgendwann müssen wir doch zurück und uns unserem defekten Davit widmen. Auf der Rückfahrt mackelt auch noch unser Außenbordmotor. Er geht aus, springt aber wieder an und bringt uns, wenn auch sprotzend mit unnormaler Geräuschentwicklung zurück zur Flora. Hm.

Ein 5m-Ersatzdrahtseil für das gerissene haben wir natürlich nicht dabei. Mit unserem (jetzt leider in Deutschland weilenden) Chief und berufsmäßigen Kranfachmann Jan hatte ich aber schon mal diskutiert, ob man die Drahtseile in den Davits nicht durch Dyneemaseile ersetzen könnte. Jetzt also: streiche „könnte“ und ersetze durch „müsste“. Ist meine einzige Option, von dem hochfesten Dyneema habe ich in verschiedenen Stärken einiges dabei.

Erstmal müssen wir allerdings den Steuerbord-Davit auseinander bauen. Die Betriebsanleitung findet sich im Ordner, fein, das scheint nicht sonderlich schwer. Okay, der Motor muss noch raus und vom Schlitten abgebaut werden, um an die Seilrolle zu kommen.

Die Seilrolle sieht dann gar nicht gut aus, da war wohl schon vor unserem Missgeschick ein bisschen was im Argen. Ist jetzt eh egal: um das auf der Rolle verknotete Drahseil los zu bekommen, muss ich erstmal ein Stück davon mit dem Seitenschneider durchknipsen, aber es klappt.

Einige Spleiß- und Anpassarbeiten später schaffen wir es tatsächlich, ein 5 m langes 4 mm dickes Dyneemaseil auf die Rolle zu wickeln und durch den Davit zu fädeln. Die hier noch zu sehende (einfache Lese-)Brille verabschiedet sich dabei leider in die Fluten. Der beherzte Sprung des Skippers rettet die Brille. Fast ganz, immerhin das Gestell mit noch einem Glas. Hm, hm. Bisschen Schwund ist wohl immer.

Dann der Test des Davits und:

Funktioniert. Zumindest erstmal. Hört sich sogar besser an als der Backbord-Davit, in dem noch ein Drahtseil quietscht. Die Ergebnisse des Dauertests bleiben zwar noch abzuwarten, trotzdem sind wir irgendwie auch ein kleines bisschen stolz, das jetzt mit Bordmitteln hingekriegt zu haben. 😊

Regen und Regenbogen. Der Tag hat nicht nur gut begonnen, er endet auch gut. Und der Außenborder? Hm, hm, hm. Da kümmern wir uns dann mal morgen drum.