Staniel Cay ist DAS touristische Zentrum der Exumas. Mit Fluganbindung für Tagesausflügler, mehreren Resorts, den berühmten „Muss man gesehen haben“ – schwimmenden Schweinen. Und der „Thunderball-Grotte“, benannt nach dem vierten James Bond von 1965, der in Teilen dort gedreht wurde (und auch die 1983 unter dem Titel „Sag niemals nie“ erschienene Neuverfilmung, wie das Original mit Sean Connery als 007).
Reichlich AIS-Signale lassen sich schon aus der Entfernung ausmachen, wollen wir da wirklich hin? Gerade war es doch noch so schön idyllisch am ruhigen Ankerplatz bei den Urzeitechsen. Aber die meisten Boote sowie ein paar Superyachten liegen hinter Big Majors Spot (vor dem Strand der schwimmenden Schweine), wir dagegen fädeln uns zwischen der Felsenkette hindurch, an deren nördlichen Ende die Grotte liegt. Thula liegt schon dort, gemeinsam mit nur zwei anderen Schiffen. Wirklich voll sieht anders aus und die innere Abwehrhaltung ist schon mal deutlich geschwächt 😉.
Noch ist Niedrigwasser und nur drei Dinghys liegen vor der Grotte. Wir nehmen das als Chance. In die Höhle kann man bei Niedrigwasser hineinschwimmen, zudem gibt es mehrere Unterwassereingänge, durch die die auf dem Sandgrund reflektierende Sonne wie Unterwasserlampen blaues Licht hineinschickt. Und jetzt zur Mittagszeit strahlt die durch Löcher in der Höhlendecke Spot-Beleuchtungen hinunter.
Die Grotte erscheint im Inneren wie eine grün bemooste Kirchenkuppel, dazu die blaue schimmernden Unterwasserfenster, durchdringende Strahlen, bunte Fische, die Luftblasen von uns Schnorchlern, schon beim Hineinschwimmen sieht das magisch aus.




Und so richtig entfaltet sich der Zauber erst unter Wasser:





Und wenn das „Must See“- Programm hier schon so positiv überrascht, fahren wir mit dem Beiboot doch gleich auch noch um die Ecke. Da liegt die Easy-One, außerdem direkt vor ihr auch noch die Caroline aus Berlin, mit denen wir bisher nur per sozialen Medien Kontakt hatten. Aber Natascha und Jochen sind an Bord und so schnacken wir uns gleich bei ihnen fest. Fast hätten wir die schwimmenden Schweine darüber vergessen, aber vom Cockpit der Caroline haben wir einen guten Ausblick auf den „Schweinestrand“ und als am späten Nachmittag nur noch wenige Boote dort hinfahren, nutzen wir auch diese Chance.
Die Schweine leben auf der Insel und werden auch regelmäßig gefüttert, trotzdem: sobald ein Dinghy oder kleines Motorboot auf den Strand zufährt, kommt auch Bewegung in die Schweine. Sie trotten ins Wasser und schwimmen den Dinghys entgegen in der (oft begründeten) Hoffnung, von deren Besatzungen gefüttert zu werden. So haben sie sich zu einer Attraktion entwickelt, die auch in den eng gepressten Terminplan der Tagesausfügler gepackt wird. Schweinetypisch sind die Borstenviecher übrigens bei der Fütterung nicht eben zimperlich. Wenn Essbares im Boot ist, wird nicht nur wild gegrunzt, sondern auch gestupst und es werden auch schon mal die ja frisch gewaschenen Pfoten aufs Boot gedrückt, als wollten sie einsteigen. Wer an Land watet, um die Ferkel zu streicheln oder ein Selfie mit Sau oder Eber zu ergattern, bekommt von den Tourguides den guten Rat, die Hände nie nach unten, sondern stets nach oben zu halten. Wäre ansonsten unglücklich, wenn die Schweine die Finger mit Mohrrüben (auf die sie besonders erpicht sind) verwechseln. Das sieht allerdings dann ein bisschen so aus, als würden sich die an Land watenden Menschen den Schweinen ergeben 😂.
Auch zu uns kommen die Schweine angepaddelt, drehen eine Runde um Florecita und schwimmen dann mangels Fütterung wieder zum Strand (oder zum nächsten Boot).







Ein gemeinsamer Sundowner mit den Crews der Easy-One und der Caroline am Cruisers Beach gleich nebenan schließt den Tag würdig ab.
Heute dann gehen wir erst einmal in den Ort, Vorräte ergänzen. Nicht der preiswerteste Platz der Welt dafür, ein Liter H-Milch kann schon mal 6 US-Dollar kosten. Ist aber auch gerade kein Großeinkauf fällig, wir ergattern immerhin wieder einiges an Frischem, was uns auch für die Weiterfahrt in den Nationalpark (dort keine Einkaufsmöglichkeiten) ein kleines Polster verschafft.
Wir schlendern noch etwas durch den Ort und am Fähranleger fällt uns ein kleiner Steg auf, auf dem eine Frau Fische putzt. Ein Blick ins Wasser:

Die (ziemlich harmlosen aber zum Teil ganz schön großen) Ammenhaie und einige Rochen tummeln sich neben ihr im Wasser und versuchen die Fischabfälle zu ergattern.

Ganz gut kann man bei den Ammenhaien die im Nasenbereich ansetzenden Barteln erkennen, kleine fadenförmige Fortsätze mit Geschmacksknopen und Tastkörperchen, mit denen die nachtjagenden Tiere am Grund ihre eigentliche Hauptnahrung wie Seeigel und Krabben aufspüren, die sie dann einsaugen.

Danach gehts für uns wieder ins Wasser: ein weiteres Mal schnorcheln in der Grotte – einfach weil es uns so gut gefällt. Diesmal macht ein Typ mit Tauchscooter kurzfristig die eigentlich nicht sooo große Höhle unsicher, verzieht sich aber schnell wieder nachdem er beim Auftauchen mit dem Scheitel an der Höhlendecke bremst. Und auch wir wechseln den Schnorchelplatz, vor Staniel Cay gibt es – wie könnte es anders sein – auch noch ein Flugzeugwrack zu beschnorcheln, diesmal in ganz flachem und ruhigem Wasser.

Nur Flugzeugreste im öden Sand? Ein Blick unter die Tragfläche zeigt überraschend viel Farbe und Leben:

Und dann gibt es auch noch etwas zu feiern: Natalja hat Geburtstag und so treffen wir uns in geselliger Runde am Abend im Restaurant des Staniel Cay Yacht Club.
Wow. Der Aufenthalt hier in Staniel Cay hat sich dann doch als rundum schön und alles andere als grottig erwiesen.