Yellowstone Nationalpark im Winter

Mit dem Auto im Winter in den Yellowstone Nationalpark, lohnt das überhaupt? Schließlich ist nur ein Bruchteil des Parks zu erreichen, fast alle Eingänge sind geschlossen, einige der Hauptatraktionen sind unerreichbar (z.B. der Geysir Old Faithful, der Grand Canyon of the Yellowstone, Grand Prismatic Spring, die Lower Yellowstone River Falls, der Yellowstone Lake …).

Mal ganz abgesehen davon, dass für uns der Eintritt überraschenderweise frei war, weil wir zufällig am nationalen Gedenktag Veterans Day da waren, lohnt es sich auf alle Fälle. Nicht ohne Grund gilt die einmal gelöste Eintrittskarte für eine ganze Woche, der Yellowstone ist so riesig, dass man die Attraktionen ohnehin nicht sinnvoll alle an einem Tag erleben kann. Insofern wäre unserer Tagesbesuch sowieso auf einen kleinen Bereich beschränkt. Ich gebe zu, dass ich insbesondere Old Faithful gern erlebt hätte, aber auch unser kurzer Winterbesuch hat es in sich.

Schon die Anfahrt von Livingston führt am Yellowstone River entlang. Raureif auf den Bäumen, den der Wind gelegentlich herum bläst. Glitzer in der Luft, dazu Dunst vom warmen Fluss in der eisigen Kälte von anfangs -17 Grad Celsius.

Im Park selbst dann noch viel mehr Dampf in der Luft, denn die Mammoth Hot Springs machen ihrem Namen Ehre.

Wir stapfen durch tiefen Schnee zu verschiedenen heißen Quellen, schwefeldunstende Fumarolen und von geothermalen Quellen gespeisten natürlichen Wasser-Terrassen.

Ganz besonderen Eindruck auf uns machen die von Kleinstlebewesen wie Bakterien bunt gefärbten heißen Quellen:

Und was ist mit den großen Tieren? Die bekommen wir auch noch zu sehen. Wapiti (Rot-) Hirsche zunächst, dann aber auch das heimliche Wappentier des Yellowstoneparks, die Amerikanischen Bisons, oft auch als Buffalo bezeichnet. Vor der Ankunft der europäischen Siedler streiften schätzungsweise 30 Millionen dieser Wildrinder durch Nordamerika, insbesondere durch die weiten und offenen Graslandschaften der Prärien. Gegen Ende des 19en Jahrhunderts war er fast ausgerottet, insgesamt gab es wohl nur noch etwa 1.000 dieser Büffel, aber gerade noch rechtzeitig erhielt er ein Rückzugsgebiet, das seiner Art das Überleben sicherte: den 1872 eingerichteten weltweit ersten Nationalpark, eben den Yellowstone Park. Mit einer Fläche von rund 9000 Quadratkilometern ist er fast halb so groß wie das Bundesland Sachsen oder etwa 10 mal so groß wie Berlin. Seinerzeit schien vielen die Idee geradezu absurd, die Natur in einem derart großen Gebiet in ihrem Zustand zu belassen, Bergbau, Bebauung und Landwirtschaft auszuschließen und dem Menschen nur ein beschränktes Zutrittsrecht zu gewähren. Und dennoch: in Anbetracht der Naturwunder des Yellowstone wurde genau dieser Schutz beschlossen und damit zum Vorbild für andere Nationalparks und Naturschutzgebiete.

Über 5.000 Bisons leben heute im Yellowstone Nationalpark, die größte von insgesamt 62 über den Kontinent verteilten Populationen. Das größte Landsäugetier Amerikas hat überlebt, und wir bekommen es auch zu Gesicht. Eine ganze Herde einschließlich einiger Kälber sucht auf dem Rücken eines Hügels Fressbares unter dem Schnee.

Gemächlich drücken sie den Schädel in das fluffige Weiß, schieben den Schnee durch langsames Hin uns Her des Kopfes zur Seite und rupfen die freigelegten Gräser ab. Wie in Zeitlupe, Energie ist kostbar.

Zum Glück ähnlich bedächtig setzt später an einer anderen Stelle des Parks ein Bulle über die Straße, wir können rechtzeitig stoppen und ihn ganz aus der Nähe betrachten. Mit Vorsicht, die Bullen werden bis zu 900 kg schwer und können gut 1,8 m Schulterhöhe erreichen, auch wenn sie so ruhig scheinen können sie doch gefährlich sein.

Vor allem aber sind sie beeindruckend. Wie überhaupt der Yellowstone Nationalpark.

Nationalpark Los Haitises

Nach unserer wunderbaren Begegnung mit den Buckelwalen fahren wir in die Bahía San Lorenzo, wo wir im Nationalpark “Los Haitises” 5 Tage Ankern dürfen (dafür hatten wir uns ja zuvor in Samaná das Despacho besorgt).

Der Nationalpark umfasst ein über 800 Quadratkilometer großes Karstgebiet mit zumeist steilen Kalksteinkuppen über nur wenig wasserdurchlässigem Vulkangestein. Das Regenwasser sammelt sich deshalb in unterirdischen Seen und Flüssen und tritt in Karstquellen zu Tage. Vor allem aber führt es zu einer Vielzahl von Höhlen im Gestein und zu einer von Land eher schwer zugänglichen, inselreichen und sehr speziellen Landschaft.

Erst einmal gondeln wir vom Ankerplatz aus mit dem Dinghy zwischen den unwirklich wie mit Bärten aus Moos behangenen Inselpilzen herum. Pelikane und Silberreiher sitzen in großen Gruppen in den Bäumen und auf den Felsen.

Wir biegen in einen kleinen Flusslauf zwischen dichten Mangroven ein und finden am Ende einen Anleger, an dem wir die Dinghys festmachen können. Dort zahlen wir auch 100 Pesos (etwa 1,50 €) Eintritt in den Nationalpark und dürfen einen kurzen Fußmarsch weiter die erste Höhle besichtigen. Alleine, ein kleines Touristenboot legt gerade ab als wir ankommen.

Ein bisschen den Berg hinauf durch den Wald und dann öffnet sich die Felswand vor uns. Beleuchtet ist die Höhle nur durch die Eingänge und ein paar Löcher in der Decke (da entstehen auch die Fotos, Blitzlicht ist verboten), weite Teile dazwischen sind völlig oder ziemlich dunkel, Taino-Zeichnungen finden sich an den Wänden. Indiana Jones lässt grüßen.

Weil es so eindrucksvoll ist, fahren wir danach gleich weiter zu einem anderen Höhlensystem, diesmal nur knapp über dem Meeresspiegel und direkt am Ufer gelegen.

Aber auch hier verzweigt mit mehreren Räumen und sogar (im dunklen hinteren Teil) mit einem unterirdischen See.

Abends wagen wir uns noch einmal zu viert mit unserem Dinghy Florecita in die Mangroven, nachdem es bereits stockdunkel ist. Den Weg müssen wir uns mehr oder weniger ertasten, denn unsere eigene Lichtlosigkeit ist Programm: auch hier finden sich viele Dinoflagellate im Wasser, es leuchtet, wenn wir die Paddel oder die Hände darin bewegen. Und über uns funkelt der Sternenhimmel, es ist total still. Wunderschön.

Es scheint nicht immer die Sonne …

… aber die Sonne kommt immer wieder durch. Wie schön ist das denn?

Ein Tropenschauer weckt uns kurz vor Sonnenaufgang. Es prasselt auf das Deck, als würde es hageln. Das achtere Fenster über unserem Bett fängt an, leicht zu lecken. Hm, da müssen wir wohl demnächst mal dran arbeiten. Vorläufig muss es ein hinter die Gardine gestopftes Handtuch tun. Um das Fenster auszubauen, brauche ich eine längere trockene Phase und und die sind aktuell rar gesät. Aber nur noch ein paar Tage, dann sollte es wieder trockener werden. Irgendwoher muss das ganze Grün dieser schönen Insel ja auch kommen 😊.

Wir gehen noch einmal in die Stadt. Erstmal in den “Claro”-Laden, Telefonkarte verlängern, weil die App nicht funktioniert. Es ist wohl wie so oft das 30cm-Problem (das Problem ist 30cm vor dem Bildschirm). Ich habe zwar die Claro-App heruntergeladen, aber im AppStore nicht das Land verstellt. Also glaubt die App, ich wolle sie in Deutschland anwenden, außerhalb des Claro-Vertriebsgebietes. Hm. Muss man erstmal wissen.

Dann Gemüse kaufen. Wir machen uns auf den Weg zum Markt, aber auch die Mini-LKW am Straßenrand sind verlockend. Von der Ladefläche aus wird Obst und Gemüse verkauft, selten ohne dass ein voll aufgedrehter Lautsprecher dessen Vorzüge per Dauerschleife verkündet. Ein paar von diesen kleinen Trucks hinter- oder nebeneinander und schon sind unsere Seglerohren von der ungewohnten Druckbeschallung überfordert. Gehört hier aber einfach ebenso dazu wie das Hupen bei jedem Überholvorgang und macht das bunt chaotische Gewusel erst perfekt.

Das Grüne in Wiebke’s Hand und der Kiste am Truck sind übrigens Orangen. Wir haben bei den Jungs sowohl die etwas größeren Bitterorangen (Pomeranzen) als auch die hier etwas kleineren Orangen (Apfelsinen) gekauft. Beide sind außen grün oder grün-gelb marmoriert. Das ist kein Zeichen mangelnder Reife, vielmehr ist es die natürliche Farbe in auch nachts warmen (und feuchten) Gebieten. Erst ab Temperaturen von 12 Grad Celsius und weniger wird das für die grüne Farbe verantwortliche Chlorophyll in der Schale natürlich abgebaut und die Orangen werden … eben orange. Weil vielen Konsumenten grüne Orangen aber suspekt sind, werde grüne Orangen in der EU oft mit dem Reifegas Ethylen behandelt. Das ist auch bei Biofrüchten zugelassen, setzt aber die Haltbarkeit herab.

Außer bei den Trucks kaufen wir auch auf dem Markt noch ein, einen Bund Koriander und einen Bund Petersilie zum Beispiel:

Das (übrigens wirklich günstige) Obst und Gemüse wird zurück an Bord erst mit Salzwasser gewaschen, dann mit Süßwasser gespült und im Cockpit getrocknet.

Und nein, es steht keine lange Passage an, wir wollen nur für ein paar Tage in das Naturschutzgebiet “Los Haitises” auf der Südseite der Samaná-Bucht.

Dafür allerdings müssen wir uns zunächst ein “Despacho de embarcaciones menores” besorgen. Das Despacho wird von der Armada erteilt, quasi die Abfertigung von diesem und Erlaubnis zum Anlaufen eines anderen (im Despacho benannten) neuen Ankerplatzes. Man darf hier in der Dominikanischen Republik ohne ein solches Despacho nicht einfach weitersegeln.

Wir gehen am Dienstag zur Armada, um das Despacho für 5 Tage Nationalpark ab Mittwoch zu beantragen. Alles wird ordnungsgemäß ausgefüllt, wie schon beim Einklarieren werden wir wieder zum Kopieren von Dokumenten (Bootspapiere, Pässe, Quittung der Hafenbehörde vom Einklarieren) in den nahe gelegenen Copyshop geschickt, bringen die gewünschten Kopien und das Despacho ist fertig. Bloß wird es uns nicht ausgehändigt, wir sollen am Mittwoch um 9.00 wiederkommen.

O.k., machen wir natürlich. Aber das Papier wird uns nicht etwa in die Hand gedrückt, sondern ein Soldat der Armada wechselt seine Kampfuniform gegen Jeans und leuchtoranges Armada-Shirt, geht mit uns zum Hafen und steigt in ein schon wartendes kleines Boot, das dann unserem Dinghy zur Flora folgt. Dort wird ein Handyfoto gemacht, auf dem der Armada-Mitarbeiter, das Despacho, die Flora und ich erkennbar sein müssen, was im zweiten Anlauf zufriedenstellend klappt. Und jetzt bekommen wir das Despacho übergeben. Interessantes Detail: neben dem Datum ist im Despacho vermerkt, dass es im 177sten Jahr der Unabhängigkeit der Dominikanischen Republik erteilt wurde.

Bezahlen müssen wir nichts, “Listo”, fertig. Muchas gracias.

Der nächste Tropenschauer kommt, das offene Armadaboot saust eilig davon. Schon kurz darauf kommt die Sonne wieder durch. Wir können los. ☀️ 😁