Einklarieren in Sint Maarten

Es ist so eine herrliche Überfahrt. Den Gennaker schlagen wir schon am Ankerplatz an, motoren über das Flach vor der Crab Hill Bay im Südwesten Antiguas, nehmen das Groß raus und rollen den Gennaker aus. Erst noch langsam mit 4 kn, dann eher so um die 6 kn Fahrt durchs Wasser. Der Antillenstrom schiebt zusätzlich. Fein. So geht’s in die Nacht und so bleibt es auch bis wir um 4 Uhr nachts St. Barth(thelemy) querab haben. Wir sind zu schnell, im Dunkeln möchten wir nicht ankommen. Also wird der Gennaker weggerollt und mit jetzt wieder nur 4 bis 5 kn kommen wir kurz nach 7 Uhr bei Tageslicht in der Simpson Bay von Sint Maarten an.

Hinter Floras Heck geht über St. Barth die Sonne auf.

Flaggenwechsel. Die alte Gastlandsflagge von Antigua und Barbuda hat sichtbar ihre Schuldigkeit getan und es auch wirklich hinter sich.

Nur: erstmal geht ja nur die gelbe Quarantäneflagge unter der Steuerbordsaling hoch. Ich fahre mit dem Dinghy zum Einklarieren und nehme Ute von der gleichzeitig angekommenen Tairua mit.

Ursprünglich wollten wir ja auf die französische Seite der geteilten Insel. Dann aber hat Saint Martin vor ein paar Tagen einen verpflichtenden Covidtest eingeführt. Das hätte einigen Aufwand für uns bedeutet, denn auf Antigua hätten wir diesen Test nur im Krankenhaus in St. John’s machen können. Kosten: 200,- € pro Person, zudem nur mit Terminanmeldung eine Woche vorher. Inzwischen soll es auch eine Möglichkeit geben, die Testentnahme privat in Falmouth machen zu lassen, dann allerdings gegen zusätzliche weitere Gebühren. Zudem ist für die nächsten Tage eher Nordschwell angesagt, was eher für den südlichen Teil der Insel spricht.

Also haben wir unser Ziel einfach auf die (ehemals) holländische Seite der Insel verlegt. Zwar haben sich auch in Sint Maarten die Einreisebestimmungen gerade kürzlich verändert, aber ein COVID Test ist bei Eireise aus dem „Low-Risk-Land“ Antigua weiterhin nicht erforderlich. Die neuerdings notwendige „EHAS“-Selbstauskunft (Electronic Health Authorization System) stellt keine große Hürde dar und ist auf http://www.noonsite.com auch direkt verlinkt. Weitere elektronische Dokumente sind laut Noonsite nicht gefordert (was sich als nicht mehr richtig erweist). Ok, 30,- US$ pro Person sind im EHAS-Anmeldeverfahren für eine „COVID-Versicherung“ zu bezahlen, obwohl man unmittelbar vorher bestätigen musste, ausreichend umfangreich krankenversichert zu sein. Dafür kommt aber auch prompt eine vierseitige vorläufige „Authorization Pre Approved“ per Email zurück.

Sicherheitshalber setzen wir uns aber noch mit Kirk und Helen von der „Landscape“ in Verbindung, Salty Dawgs, die gerade letzte Woche nach Sint Maarten gegangen sind. Kirk berichtet, dass auf dem Tisch des Einklarierungsbüros ein handschriftlicher Zettel klebt, demzufolge man die letzte Clearance, Schiffspapiere, EHAS und Crewliste vorab an drei aufgeführte Email-Adressen senden muss. Auch wenn sich das auf keiner offiziellen Seite wiederfindet machen wir es sicherheitshalber.

Kirk hatte von einer der drei eine positive Rückmeldung erhalten. Das ist aber weder bei Ute noch bei mir der Fall. Eine Adresse existiert nicht mehr, von einer kommt eine automatisierte Mail zurück:

Thank you for contacting Collective Prevention Services (CPS). Please note that this inbox is primarily for the reporting of infectious diseases or for concerns related to vector control, youth health care and health promotion. NOTICE: If you need assistance with travel and the electronic health authorization system (EHAS) please visit: https://stmaartenentry.com/ or email: ehas@sintmaartengov.org

Nicht hilfreich, das hatten wir ja schon.

Die dritte Mailadresse seaborder.info@policesxm.sx meldet sich nicht (erhält aber wohl die Email).

Ok, immerhin haben wir alles getan, oder? Oder eben nicht. Im Bürogebäude der Clearance gibt’s eine kleine Schlange, der vor uns rauft sich die Haare. Drei weitere Formulare bekommen wir ausgehändigt, die müssen ausgefüllt und dann per Email an die drei schon geschilderten Adressen gesandt werden. Darunter (nochmal) die Crewliste und der schon aus Antigua bekannte offenbar für die Großschifffahrt gedachte „Annex 8, Model of Maritime Declaration of Health“, in dem unter anderem eine etwaige Übersterblichkeit/-krankheitsneigung gegenüber normalen Passagen sowie die Anzahl der Toten abgefragt wird. Der vor uns hat weder Handy noch Computer dabei und zieht ab.

Ich erkläre, dass wir ja gerade angekommen sind, uns mangels Einklarierung noch keine SIM-Karten kaufen konnten und ergo der Emailversand schwierig ist. Die nette Dame am Schalter erwidert, dass ich das doch im WLAN bei McDonalds machen könnte. Ja, so ist das in Covid-Zeiten sicher total sinnvoll. Normalerweise darf man sich ja auch vor Einklarierung nicht frei bewegen, aber wenn die Immigration uns expliziert dazu auffordert? Aber Ute findet ein freies WLAN vor Ort (wenn auch nicht von einer der Behörden) und so bekommen wir die Formulare versandt. In kleinen Häppchen, sonst ist die Mail zu groß. Und – ähh – die Pässe bitte auch noch fotografieren und einschicken. Und die erhaltene Bestätigung des EHAS. Machen wir doch alles gerne in einem unbekannten nicht offiziellen WLAN. Danach bitte die ganzen Unterlagen in Papierform am Schalter abgeben, aber erst nachdem die Kollegin den Eingang der Mails bestätigt hat.

Teilweises Happy End: Wiebke und ich sind einklariert, haben die Stempel im Pass und dürfen uns frei bewegen. Morgen wiederkommen müssen wir trotzdem, denn der Kollege von der SLAC (Simpson Bay Lagoon Authority) ist heute nicht da, da müssen wir morgen noch bezahlen.

Nachtrag: nachdem wir schon einklariert sind, kommt dann doch noch eine (positive) Antwort von der zweiten Email-Adresse.

Bei Ute und Russ hat eine offenbar verantwortliche Person die Mails noch nicht gesehen, das gesamte Einklarieren kann deshalb erst später (morgen?) passieren.

10 Gedanken zu „Einklarieren in Sint Maarten

  1. Du meine Güte…
    Das ist vielleicht alles kompliziert.
    Formulare, Formulare, Formulare
    Gutes Erholen nach dem ganzen Aufwand!
    ⚓️⚓️⚓️⚓️⚓️⚓️⚓️⚓️⚓️⚓️⚓️⚓️⚓️⚓️⚓️

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  2. Yihaa! Das ist klasse! Klingt nach einer sehr gelungenen Fahrt.

    Und obendrein ein Kapitel mehr im Buch über das Einklarieren – Freunde haben mal eines geschrieben, das sie „Einklariert wie geschmiert“ betitelt haben.

    Wartet mal auf das Einklarieren in Tonga (Tipp: der gesuchte Zollbeamte hat einen Hühnerbratstand auf dem Markt, das muss man wissen und ihn dort aufsuchen. )

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  3. Vielen Dank für die Infos, klingt alles seeeeehr nach dem üblichen Procedere auf den holländischen Inseln. Wir waren schon letztes Jahr vor Covid erstaunt über den irren Paperkram auf den Holländer-Inseln St Eustatia, Saba und eben Sint Marteen.

    Bin mal gespannt ob weiter noch was kommt.

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  4. Oh jee, was für ein Papierkrieg. Aber Hauptsache ihr seid jetzt drin. Dank Eurem ausführlichen Post können wir das dann ja entsprechend vorbereiten. Liebe Grüße aus der Carlisle Bay, die escape Crew

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  5. Hallo zusammen,
    ich freue mich, dass ihr eine so schöne Überfahrt hattet!
    Schade, dass die Hürden für eine Einreise in den französischen Teil so hoch sind. Wobei die Bürokratie der holländischen Seite offenbar auch nicht schlecht ist. Das relativiert doch den Ärger über die bürokratischen Verhältnisse in unserem Land.
    Meiner Erinnerung nach ist der französische Teil deutlich attraktiver und hat auch die besseren Restaurants. Bei denen man in schwierigen Zeiten schon mal zum Kurs von 1:1 in $ bezahlen kann.
    Auf der Insel gibt es ja keine sichtbare Grenze mit Kontrollen. Dürft ihr euch nicht frei nach Frankreich bewegen?
    Was aber natürlich auf der holländischen Seite unglaublich ist, ist der Maho Beach. In meinen Augen ein echtes Muss. Wenn die Langstrecken-Airbuse aus Paris oder Amsterdam einschweben heißt es, das Objektiv mit der kürzesten Brennweite parat zu haben!
    Euch weiter eine gute Zeit,
    Herzliche Grüße,
    Frank

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  6. Ha! Maho Beach…
    Mein schönstes Maho-Erlebnis ist nicht das Einschweben, sondern: der KLM-Jumbo, mit dem wir Charterer (in den 90ern) heimgeflogen werden sollen, kommt mit nur 3 Motoren angehumpelt. Einzug in das Strandhotel, Balkon zum Airport. Danke, KLM! Nach 2 Tagen fliegt der nächste an und bringt den frischen Motor – Motortausch im Freien. Das wäre ein Fest für den wildgewordenen Flora-Fotografen gewesen… (gibt es das Wort Florograf schon? Du hättest es verdient, Ralf!)

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  7. Pingback: Im Funpark - INVIA

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