Mast runter.

Da fehlt doch was? Ja, allerdings. Und wir sind froh, dass das so gut und schnell geklappt hat. Ein bisschen mulmig war uns nämlich schon, als uns der Rigger die Anfahrtskizze zugeschickt hat:

Hm. Aber so läufts, oder sonst eben erstmal nicht. Der Mobilkran steht an Land und nimmt den Mast „über den Bug“ ab. Hatten wir so zwar auch bei unseren vorigen Booten noch nie, aber die auf dem Skizzenfoto an Land liegenden Masten zeigen ja zumindest, dass es hier nicht zum ersten Mal so gemacht wird. Die Steuerbord-Landleine läuft durch die Mangroven, aber immerhin sind die Landleinen vom Rigger vorbereitet und werden uns am Stegende herübergereicht.

Die Jungs von Rigging Hawaii nehmen unsere Leinen an und schwupps, gehen sie gleich an die Arbeit. Wir dagegen sind erst noch anderweitig beschäftigt. Denn bei der Anfahrt zum Hafen kommt ein Boot der Coastguard längsseits und möchte eine „Inspection“ machen. Kann man ihnen natürlich nicht verweigern, aber wir erklären ihnen unsere Situation (mit dem bereits abmontiert an Deck liegenden Baum ist die auch schnell glaubhaft gemacht). Dann sollen wir halt erstmal an den Steg gehen und die Inspection wird dann dort gemacht.

Zwei Officer kommen mit schusssicherer Weste, Dienstwaffe und schweren Stiefeln, aber auch mit freundlichem Lächeln an Bord, checken die Papiere, kontrollieren die (geschlossenen) Seeventile der Klos, das Ablaufdatum der Seenotraketen, die Feuerlöscher, den Motorraum und dessen Entlüftung, die Rettungswesten, die Rettungsinsel. Alles gut. Die Funke? Ja, aber da ist das Antennenkabel schon getrennt. Wo haben wir die NavRules? Die was? Die internationalen Navigationsregeln. Die Colreg (Convention for International Regulations for Preventing Collisions at Sea, auf deutsch KVR/Kollisionsverhütungsregeln). Ach so haben wir nicht schriftlich dabei. Muss man aber in den USA. Das gibt einen (folgenlosen) Vermerk im ausgehändigten Protokoll und den Hinweis, dass es auch ausreicht, die NavRules als App auf dem Handy dabei zu haben. Ok, dann laden wir die mal runter. Noch ein Foto mit den beiden Officern der Coast Guard …

… und dann können wir uns wieder unserem Rigg zuwenden.

Das Team von Rigging Hawaii hat inzwischen schon die Kranschlinge unter der dritten Saling angebracht und mit dem Lösen der Wanten begonnen.

Das Achterstag muss wegen des mit einem Scanstrut-Gimbal schwingend befestigten Radars durchgesägt werden, hier kommt beim neuen Acherstag dann wohl ein Norseman-Terminal zum Einsatz, das Stag also durch den Gimbal geschoben und das Terminal erst dann aufgeschraubt und nicht wie die übrigen Terminals in der Werkstatt auf den Draht gewalzt. In der Zwischenzeit spannen wir die Scanstrut-Halterung zum Windgenerator und den Davids hin ab.

Und dann gehts für das Rigg erst einmal in die Luft und dann an Land.

Da können wir es in Ruhe begutachten und entdecken tatsächlich noch drei weitere Macken, die uns bisher verborgen geblieben waren, weil sie bei stehendem Mast schlicht verdeckt waren: ein Riss im Edelstahl-Topbeschlag, der vom Schäkel des Blocks des Spifalls verdeckt war, eine Scheuerstelle der Dirk, die nur bei komplett aufgeholter Dirk zu sehen ist und eine Scheuerstelle in einer Kabelisolierung unten im Mastfuss. Gut, dass wir das jetzt alles gleich mit erledigen können.

Ist vielleicht doch nicht so schlecht, so alle 10 Jahre mal den Mast runter zu nehmen. 😊

Aloha.

Helme aus Vogelfedern, Riggingvorbereitung und Ablenkungen

Montag soll der Mast gelegt werden. Dafür müssen wir dann etwa 5 Meilen weiter zum Hafen des “La Mariana Sailing Club”. Segeln können wir allerdings nicht, denn zur Vorbereitung haben wir heute schon mal das Vorsegel und auch das Großsegel abgeschlagen. Theoretisch ist das noch zu zweit machbar, aber wir waren doch froh, dass uns Machiel von der Pitou beim Großsegel geholfen hat. Mit seinen fünf senkrechten langen Latten (die natürlich erstmal raus müssen) und den knapp 50 qm Hydranet ist es ein ziemlich steifes und damit eher unhandlich zusammenzupackendes Segel. Und auch ein ordentliches Paket zu schleppen und unter Deck zu verstauen:

Danach bauen Wiebke und ich den Rodkicker und den Großbaum ab, der zum Glück noch ganz gut auf unserem Laufdeck gestaut werden kann. Sieht aber schon seltsam aus.

Die nächsten Vorbereitungen betreffen die Elektrik, denn auch da müssen ja die Verbindungen zum Mast getrennt werden. Bei Flora laufen diese Leitungen alle durch zwei „Schwanenhälse“ neben dem Mastfuß.

Damit wird verhindert, dass an den Leitungsdurchführungen Wasser ins Schiffsinnere gelangt. Die Leitungen haben dann Trennstellen, die im vorderen Bad der Flora hinter einer Verkleidung oberhalb der Dusche angebracht sind. Da wir den Mast in den fünf Jahren seit Floras Kauf bisher noch nie gelegt haben, sehen wir der Trennung der ganzen Kabel etwas skeptisch entgegen. Schließlich sind mit Ankerlicht, Dreifarbenlaterne, Dampferlicht, Deckslicht, Funkantenne, (seit Jahren nicht mehr genutzter) Fernsehantenne, NMEA der Windanzeige und vor allem der elektrischen Verbindung der Rollanlage im Mast für das Großsegel dann doch einige Kabel zu trennen. Der erste Blick in das Schapp sieht auch etwas verwirrend aus:

Die Kabel sind zwar (soweit von Hallberg-Rassy verlegt) beschriftet, allerdings mit Codes wie 12-W34, also nicht unbedingt selbsterklärend. Aber mit etwas Überlegen und Durchmessen können wir alle Kabel zuordnen. Ich beschriftet sie mit unserem Labelgerät jetzt zusätzlich so, dass wir im Bedarfsfall (Fehler) leichter erkennen können. Dann prüfen wir, wie wir die Kabel durch die Schwanenhälse schieben können, es geht ganz leicht.

Damit sind unsere Vorbereitungen erstmal abgeschlossen, die Trennung der Kabel machen wir dann Montag.

Und womit lenken wir uns hier in Honolulu sonst so ab? Der Reiseführer empfiehlt „Schirmchendrinks“! Na gut 🍹 😊.

Am Wochenende ist die Flaniermeile in Waikīkī gut gefüllt, aber wir bekommen mit etwas Glück trotzdem einen Patz in der ersten Strandreihe der Bar im Banyan Tree Courtyard des traditionsreichen Moana Surfrider Hotel.

Die Strandbar legerer und bunter:

Die Stadtkulisse von Honolulu in der blauen Stunde:

Wir machen einen Ausflug nach Pearl Harbor und besuchen das dortige Museum. Und wir fahren mit dem Bus auch hinaus zum Bishop-Museum, das sich der polynesischen Kultur Hawaiis und der gesamten Südsee widmet.

Die Begrüßung scheint mit fast deutscher Beflaggung zu erfolgen …

… aber wir erfahren drinnen, dass die komplett mit feinen Vogelfedern geschmückten Umhänge und sogar Helme der Hawaiianischen Könige eben diese Farben trugen:

Das Museum beeindruckt auch sonst. Mit seinen Räumlichkeiten, aber auch mit der Präsentation und Themenvielfalt.

Räumlich getrennt einmal betreffend Hawai’i und einmal ganz Polynesien (Wiebke steht auf einer Intarsienarbeit im Polynesien-Haus und markiert Hawai’i). Eine tolle Foto- und Videoausstellung über die Tradition des Tätowierens, Wissenswertes über die Tier- und Pflanzenwelt, die Göttervorstellungen, aber auch zum Beispiel die Mondphasen (jeder einzelne Tag hat einen Namen und eine Bedeutung z.B. für das Pflanzen von Setzlingen oder die Auswahl der zu fangenden Fische) und so vieles mehr. Mich begeistert z.B. die Ausstellung über die verschiedenen Angelhaken und deren schwierige Herstellung z.B. aus Muschelschalen (da Metalle ja unbekannt waren):

Wie viel einfacher haben wir es da heute: nach dem Museumsbesuch fahren wir mit dem Bus weiter zu „POP Fishing und Marine“. Wiebke steht im Gang mit den Tintenfischimitat-Ködern, es gibt aber noch zwei weitere Köder-Gänge.

Eigentlich wollen wir aber neue Fockschoten kaufen und auch da werden wir fündig:

Aloha.

Zwischenstand Rigg

Gute und weniger gute Nachrichten zum Rigg wechseln sich ab. Der Rigger kann schon am nächsten Tag nach dem wir mit ihm gesprochen haben kommen. Er inspiziert das Rigg, findet (wie wir) keine weiteren akuten Schäden. Und er könnte für das defekte Want einschließlich der Beschläge kurzfristig ein neues machen. Aber: er würde es nicht bei stehendem Mast tauschen, der Mast müsste mit einem Mastenkran gelegt werden.

Von Uwe in Hamburg unterstützte Recherche ergibt, dass auch in Deutschland die Rigger sehr deutlich zu einem Tausch bei gelegtem Mast raten, das Risiko bei dem betreffenden Want und Beschlag sei vergleichsweise hoch. Mechanisch ist es allerdings nicht sonderlich kompliziert. Theoretisch könnte ich das Want selbst wechseln, ich kenne einen Eigner einer Hallberg-Rassy 43 MK II, der es bei seinem Boot am Ankerplatz in Galápagos gemacht hat. Allerdings hatte er da auch kaum eine andere Chance, und seine Salingsbeschläge waren nicht die gleichen, also kein Stemball/Ballcup-System. Und: wollen wir aus Kostengründen dieses Risiko eingehen?

Das dann sogar gleich zwei mal, denn die Wanten sollten idealerweise jeweils paarweise getauscht werden, mit dem Steuerbordwant auch das entsprechende Backbordwant. Überhaupt, bei der Recherche wieder was gelernt: die einzelnen Abschnitte der Wanten unseres Dreisalingsriggs werden vom Hersteller Seldén wie folgt bezeichnet:

Bei uns sind zwei (von 19) Drähten des unteren 12 mm dicken Hauptwants V1 eben unterhalb der ersten Saling gebrochen. Auf den Fotos die Stelle mit dem lila Pfeil.

V1 an Steuerbord muss getauscht werden, mindestens V1 an Backbord sollte dann auch neu. Wenn aber der Mast ohnehin gelegt werden muss, wollen wir eigentlich lieber das gesamte Stehende Gut tauschen (also alle Drähte der Wanten sowie Vorstag und Achterstag (also die Drähte die den Mast zum Bug und zum Heck abspannen).

Der Rigger ist Seldén-Händler, gut. Das Angebot von Seldén USA ist fast doppelt so teuer wie in Deutschland, nicht so gut. Lieferzeit: 4 Wochen, kann aber wegen “supply chain issues” auch länger werden, schlecht.

Der Rigger kann das Stehende Gut mit Originalbeschlägen aus dem gleichen Draht auch vor Ort und deutlich schneller fertigen, gut. Allerdings fehlt der Mastbeschlag für D3 (7 mm), der müsste bestellt werde. Lieferung voraussichtlich circa Ende nächste Woche. Nicht so gut. D3 könnte aber auch später bei stehendem Mast getauscht werden. Gut???

Wir pendeln gedanklich hin und her (besser wir als das Rigg!).

Also gut, Entscheidung: Krantermin für Anfang nächster Woche vereinbaren, Stehendes Gut komplett erneuern. Wenn der Beschlag nicht rechtzeitig da ist, bleibt D3 erstmal wie es ist und ich tausche es später bei stehendem Mast.

Bruch im Rigg. Vorbereitung ist kein Wunschkonzert.

Seit dreieinhalb Wochen sind wir auf Hawai‘i, immerhin eine Woche schon in Honolulu. Unser vorgesehener Abfahrtstermin Richtung Alaska rückt näher. Mitte Juni, so hatten wir uns das gedacht. Zum einen, um Zeit genug für Hawai‘i zu haben und trotzdem nach der mit etwa drei Wochen auf See kalkulierten Passage die (relativ kurze) Saison in Alaska auch vernünftig nutzen zu können. Zum anderen, weil sich ab Mitte Juni das nordpazifische Hochdruckgebiet stabilisiert haben sollte. So empfiehlt es auch Jimmy Cornell in dem Standardwerk „Segelrouten der Welt“.

Da ist es jetzt an der Zeit, den Riggcheck vorzunehmen, den wir regelmäßig vor längeren Passagen machen. Den kleinen Takelbeutel mit Leatherman, Tape, Lupe, Lesebrille und Handy füllen. Die Ausholer-Leine des Großsegels aus der Umlenkung nehmen, dafür dort die Dirk einscheren. So kann Wiebke mich mit der großen Genuawinsch in den Mast ziehen. Rein in das Klettergurt-Geschirr, die Dirk vorne am Brustbeschlag einknoten und mit dem Softschäkel zusätzlich sichern, im Rücken wird das Spinnakerfall als zweite Sicherungsleine befestigt. Machiel von der Pitou übernimmt dessen Führung über die Mastwinsch, so muss Wiebke nicht dauernd hin und her laufen.

Bis dahin ist alles Routine und ein bisschen freue ich mich auch schon auf den Ausblick aus von der Mastspitze. Die gute Laune kriegt allerdings einen erheblichen Dämpfer, als ich die erste Saling erreiche. Das 12 mm dicke Hauptwant an Steuerbord weist an der Pressung zwei gebrochene Drähte auf! Nicht das, was man sehen will. Aber einer der Gründe, warum man guckt!

Nicht gut, gar nicht gut! Das Rigg fällt jetzt nicht gleich um, das defekte stehende Gut muss aber vor dem Törn nach Alaska auf alle Fälle getauscht werden. Zwar finde ich bei der weiteren Kontrolle des Riggs keine weiteren Unregelmäßigkeiten, aber das beruhigt natürlich nur wenig. Die anderen Wanten und Stagen haben schließlich das gleiche Alter und eine ähnliche Belastung.

Den Blick aus dem Masttop kann ich dieses Mal irgendwie nur eingeschränkt genießen.

Immerhin, wir haben den Bruch im Rigg rechtzeitig festgestellt und wir sind in Honolulu, da sollte ein professioneller Rigger aufzutreiben sein, der Flora wieder seeklar machen kann. Zeitschiene? Mal sehen. Jetzt ist natürlich erstmal Pfingsten, außerdem sitzt das Want in der Saling in einem Spezialbeschlag (Seldén Stemball and Ballcup System), es könnte also sein, dass der Rigger auch noch Teile besorgen muss. Drückt uns die Daumen, dass sich das alles einigermaßen zeitnah erledigen lässt.

Andererseits, wir scheinen ohnehin noch etwas Zeit zu haben. Das Nordpazifikhoch, ein ähnlich dem Azorenhoch im Atlantik relativ stabiles Hochdruckgebiet, liegt im Sommer einigermaßen regelmäßig zwischen Hawai‘i und der Westküste der USA. Ist es stabil, hält es die durchziehenden Tiefdruckgebiete auf Abstand. Es würde dann einen im Uhrzeigersinn bogenmäßigen Segelkurs um das Hochdruckgebiet nach Alaska vorgeben. Derzeit kann davon aber noch keine Rede sein.

Das Hoch scheint zwar zu beginnen, sich auszuformen, liegt aber eher noch in der Winterposition näher am Äquator und ist insgesamt sehr instabil. Flauten und Starkwind wechseln sich nördlich von Hawai‘i ab, die Windy-Vorhersage zeigt gleich drei durchziehende Tiefs in schneller Folge. Nichts dramatisches (erst ab einem Kerndruck von unter 980 hPa würde man von einem Sturmtief sprechen), aber eben auch nicht angenehm mit den schnell wechselnden Fronten der Wettersysteme.

Ist zwar eigentlich kein Anlass für ein Freudenfeuerwerk, aber es scheint so, als dürften wir Honolulu noch etwas länger genießen.

Aloha.

Hochs und Tiefs

Nee. Nicht meteorologisch. Das Wetter ist weiterhin fein, überwiegend sonnig, tagsüber um die 30 Grad Celsius (mit den hier verkündeten Grad Fahrenheit stehen wir noch auf Kriegsfuß). Derzeit auch ab und zu mal heißer, gestern hatten wir bis 34 Grad. Nachts so 23 oder 24 Grad, das kann man gut aushalten, zumal wir bisher weitestgehend von Mückenalarm verschont geblieben sind.

Von den Orten her gibt’s schon eher Hochs und Tiefs. Die Einsamkeit im Smith Creek war auf alle Fälle ein Hoch, dagegen konnte uns Solomon am Patuxent River nicht so recht begeistern. Vom Cruising Guide als „one of the Chesapeake’s top destinations for cruising boaters“ beschrieben, statten wir dem für uns auch günstig nahe der Flußmündung gelegenen Ort einen Besuch ab. Und tatsächlich finden sich hier acht (8!) Marinas und auch sonst Unmengen von Booten, in welchen Arm des verzweigten Creeksystems man auch einbiegt. Wir ankern in einem kleinen Nebenarm dicht bei einer Marina. Dann geht’s mit dem Dinghy hinüber zum – tja, wohin eigentlich? Ein Zentrum scheint es nicht zu geben, auch vielen moderneren amerikanischen Orten ist dieses Strukturprinzip ja eher fremd. Und wie sich dort Supermarkt, Tankstelle, Diner, Restaurant und Geschäfte irgendwo entlang der Durchgangsstraße verteilen, so gibt es auch hier keine zentrale Hafenpromenade, an der sich etwa die Restaurants finden ließen und auf der man entlang bummeln könnte. Statt dessen: Stückwerk, überwiegend Privatgrundstücke am Wasser. Auch ein ausgewiesenes Dinghydock gibt es nicht, lediglich bei einzelnen Restaurants oder Bars kann man anlegen. Das spricht uns nicht an. Eine Anlandemöglichkeit für das Beiboot gibt es am Museum, aber das ist geschlossen. Vom Wasser her kann man es erreichen, aber die Tore zur Straße sind mit Schlössern verriegelt. Bierchen im Cockpit ist aber auch schön 😋.

Kreuzend und motorend (der wenige Wind kommt von Norden) geht es für uns gleich am nächsten Tag weiter nach Saint Michaels. Auch das liegt in Maryland, aber auf der anderen, östlichen Seite der Chesapeake Bay. Diesmal müssen wir um einiges tiefer in das Labyrinth der Buchten und Creeks hineinfahren. Aber wir sehen viele andere Segler auf dem Weg, vielleicht nicht das schlechteste Omen. Und es kommt noch besser: als wir um die letzte Ecke biegen, liegen rund 50 Boote auf dem weiten Ankerplatz vor dem Ort. Und etwas entfernt eine Schute, auf der ein großes Schild prangt: „Fireworks. Danger. Stay away.“

Na, da werden wir den amerikanischen Nationalfeiertag ja gebührend begehen können. Anders als etwa zu Silvester nämlich wird hier am Independence Day der Nachthimmel künstlich und laut böllernd in Farben getaucht. Vorher werden wir noch beim Ankermanöver von Delfinen begrüßt und die Wartezeit bis zum Beginn der Pyrotechnik wird uns durch einen tollen Sonnenuntergang und einen mindestens ebenso beeindruckenden Aufgang des Vollmondes verkürzt.

Immer mehr Boote finden sich ein, als es dunkel wird irrlichtern diverse kleine und größere Motorboote aus den Creeks heran. Roten, grünen und weißen Glühwürmchen ähnlich tanzen sie aus verschiedenen Richtungen auf uns zu, am Ende sind geschätzt rund hundert zusätzliche angekommen. Manche mit Festbeleuchtung, die meisten beflaggt, Musik zieht über das Wasser. Feierstimmung mit bestem physical distancing. Und dann geht’s los: July 4th 🇺🇸 in Saint Michaels: für uns Hamburger wie das Kirschblütenfest auf der Außenalster in groß 😁.

Aber die Hochs und Tiefs beschränken sich natürlich nicht of die besuchten Orte. Auch die Technik an Bord sorgt für Abwechslung 🥺.

Kein allzu gutes Zeichen, dass die Fock (mal wieder) abgeschlagen und am Seezaun angelascht ist. Nach mehreren problemlosen Tagen lässt sie sich mal wieder nicht einrollen und kann deshalb nur so geborgen werden. Gestern Abend wollten wir uns da nicht mehr drum kümmern, aber heute morgen muss ich dann natürlich doch dran. Ich baue die Leinentrommel ab (da hab ich inzwischen schon Übung drin). Diesmal schraube ich aber auch die Furlex noch weiter auseinander, um besser an die Kugellager heranzukommen. Die werden ausgiebig mit Süßwasser gespült, auch das obere, trocknen jetzt erstmal und kriegen dann ihr (seewasserfestes) Fett. Hoffentlich hilft es, ich kann nämlich immer noch keinen wirklichen Grund für die gelegentliche Fehlfunktion finden.

Zum Trost gibt es ein herrliches Sonntagsfrühstück mit Pfannkuchen, Ahornsirup, Zaft und Apfelmus.