8. Tag Passage Chesapeake nach Antigua

Ein schöner Segeltag heute. Also für die Bedingungen. Nicht eben Kaffeesegeln mit Kuchentellern auf dem aufgeklappten Cockpittisch, sondern weiter Leben in Schräglage, Welle immer noch 2 Meter, Wind weiterhin um Stärke 6. Aber trotzdem deutlich angenehme, weil eine kleine Veränderung eingetreten ist. Statt zwischen 45 und 60 Grad scheinbarem Windeinfallswinkel kommt der Wind jetzt aus 60 bis 75 Grad. Nur 15 Grad Veränderung, immer noch schräg von vorn. Und doch so viel angenehmer. Weit weniger Wellen klatschen laut an die Bordwand und ergießen sich im Schwall über das Schiff.
Floras Mittelcockpit ist ohnehin gut geschützt, die feste Scheibe und die Sprayhood tun ein Übriges, auch das Bimini (der Sonnenschutz über dem Cockpit, auf dem auch unsere Solarpanele montiert sind) hält noch ein bisschen was ab. Das ändert aber nichts daran, dass querlaufende Wellen ab und zu eben doch noch in den hinteren Teil des Cockpits spritzen. Und es ändert ncihts daran, dass alles draußen mit einer Salzkruste überzogen ist. Die Gischt findet ihren Weg. Amwind-Passage eben.
Und heute ein schönerer Tag davon, neben dem bessenren Windwinkel auch mit Sonnenschein und Wärme, das Wasser hat inzwischen 28 Grad. Zur Nacht nimmt der Wind wieder etwas zu, aber wir haben nur wenige Squalls.
Der Mond nimmt ab, nur noch eine dünne, ungewohnt nach oben offene Schale steigt an Backbord immer später in der Nacht auf. Und die jetzt wieder heftigeren Bootsbewegungen führen zu interessanten Realitätsverschiebungen. Döst man im Cockpit vor sich hin (der Wecker der Wache klingelt sicherheitshalber ohnehin alle Viertelstunde) und öffnet dann die Augen, stürzen mit dem ruppigen Herauftanzen des Hecks Sterne aus dem auf der Deichsel stehenden Großen Wagen als Sternschnuppen in die dunklen Wellen, um im nächsten Moment erschreckt wieder an ihren angestammten Platz hinaufzuspringen. Oder jedenfalls irgendwo in die Nähe, denn die Auf- und Ab-Bewegung wird durch das seitliche Schlingern des Bootes in wilde Kreisel verschoben.
So geht es weiter unter der Fock und dem zweiten Reff im Groß mit gut 8 Knoten Fahrt durch die Nacht.

7. Tag Passage Chesapeake nach Antigua

Das ist ganz schön schräg. Immer. Und wir hoppeln mit dem zweiten Reff im Groß über die Wellen, die inzwischen etwa zweieinhalb Meter hoch sind, es rumpelt also ordentlich. Einfache Verrichtungen an Bord werden zur Herausforderung, das ist der Körperhygiene nicht immer zuträglich. Heute haben wir das (erst) zweite Mal auf dieser Passage geduscht. Wer jetzt (nachvollziehbar) die Nase rümpft: duschen ist bei diesen Bedingungen kein Spaß, sondern harte Arbeit. Naturgemäß wird ja der Untergrund dabei rutschig und die Standfestigkeit auf eine noch härtere Probe gestellt.Die Eimerdusche auf dem Heck scheidet aus, obwohl die Temperaturen das zulassen würden. Wir haben uns die Aufgabe etwas erleichtert, indem wir auf gut halben Wind abgefallen sind (auch dafür hat sich das Vorhalten gelohnt), die geringere Schräglage macht auch das Abpumpen des Duschwassers weniger schwierig. Weitere Highlights des Tages:
Chief Jan (zugleich in Personalunion unser Shoreside Coordinator in Hamburg) schickt uns eine längere email mit Ausführungen zur Aufnahme des Wahlergebnisses in den USA, zu den aktuellen Covid-Entwicklungen, zum Wetter und zur Entwicklung unserer Salty Dawg Flotte (leider kriegen wir die Offshore Tracking App nicht zum Laufen). Man kriegt hier unterwegs sonst echt nix mit!
Ein Sturmvogel umkreist längere Zeit die Flora, segelt ohne Flügelschlag elegant knapp über den Wellen und prüft unser aufgewühltes Kielwasser auf Essbares. Mir gelingen ein paar richtig gute Fotos von ihm.
Abendessen mit gedünstetem frischem Rosenkohl, Kartoffeln und Hähnchen. Bei den Bedingungen! Und:
Wir knacken die 1.000 sm, bei Sonnenuntergang haben wir auf dieser Passage bereits 1.045 Seemeilen geloggt. Bleiben also noch etwa 650 sm bis Antigua.

6. Tag Passage Chesapeake nach Antigua

Bergfest. Heute morgen haben wir die Hälfte der kalkulierten 1.640 sm geschafft, später am Tag ist es dann auch die Hälfte der 1.700 sm, die es durch die Kreuzschläge und das Vorhalten wohl tatsächlich werden.
Das Wetter ist gut, die Wassertemperatur liegt auch hier außerhalb des Golfstroms bei 26 Grad, die Squalls haben uns in letzter Zeit verschont.
Bloß, unser Kurs bringt uns einen Windeinfallswinkel von 60 Grad (AWA), Wind und Welle kommen also schräg von vorne. Bei zwei Meter Welle und meist zwischen 19 und 24 kn Wind (AWS) führt das dazu, dass wir ziemlich schaukelig und schräg segeln und immer mal wieder Wellen rüde an den Rumpf klatschen.
Anstrengend, aber trotzdem (oder gerade deswegen) schlafen wir viel. Immer schön abwechselnd, inzwischen meist auf unserer „Reisematratze“ auf dem Salonboden, weil es einfach der ruhigste Platz ist. Manchmal auch auf der Leebank im Cockpit.
Ein bisschen Aufregung: Spritgeruch in der Achterkoje. Stellt sich als ein nicht ganz dichter Reservekanister des Dinghys heraus, der draußen in der achteren Backskiste gestaut ist, der Dunst findet seinen Weg. Bei dem feuchten Segeln derzeit ist es nicht ganz leicht, die Achterkabine auszulüften, aber über das Badezimmerfenster kriegen wir es dann doch ganz gut hin. Und der kleine Minikanister müffelt den Rest der Fahrt jetzt draußen.
Ab und zu hören wir andere Salty Dawg auf der Funke, aber seit die Shamrock gestern Nacht achteraus geblieben ist, haben wir kein anderes Boot mehr gesehen. Trotzdem ist es ein gutes Gefühl, die anderen Boote der Salty Dawg nicht allzu weit entfernt zu wissen, zumal Unterstützung bei den immer mal wieder auf einem Boot auftretenden Problemen schon mehrfach über Funk durchkam.
Zu sehen ist aber nur blaues Wasser rundherum bis zum Horizont (allerdings mit vielen weißen Kronen). Es geht uns gut und der Appetit ist auch wieder da 😉

5. Tag Passage Chesapeake nach Antigua

Die gestern abend eingebundenen Reffs schütteln wir schon beim Wechsel der ersten Nachtwache wieder aus. Der Wind hat deutlich nachgelassen, teilweise machen wir nur knapp 4 kn Fahrt. Aber im Laufe der Nacht bläst es wieder etwas kräftiger und auf ihrer Wache ab 3 Uhr kann Wiebke sogar kräftig vorhalten.
Wir laufen inzwischen einen Kurs, der uns direkt nach Bermuda führen würde. Durchaus eine Versuchung und weniger als eine Tagesreise entfernt, außerdem soll es dort sehr schöne sein, aber wir fallen dann doch wieder 10 Grad ab und dürften noch etwa 6 Tage bis Antigua brauchen.
Das Wetter ist gut, die Wellen hämmern jetzt nicht mehr vierkant gegen den Bug, fühlt sich gleich ganz anders an.
Leider gibts auch Negatives zu berichten: Das vordere WC pumpt nicht ab, wir vermuten die gleiche Verstopfungserscheinung im Schlauch, die wir im achteren WC in Herrington behoben haben – die Bordklos sind doch eine Quelle steter Erheiterung. Aber diese Arbeit schieben wir bis zur Ankunft in Antigua auf.
Wo wir schon bei Technik sind: Bei Anbruch der Dämmerung zeigt unser AIS noch reichlich andere Boote um uns herum. Kurz darauf sind alle wie von Geisterhand verschwunden. Hm. Ich prüfe die Stromzufuhr des ja vergleichsweise neuen AIS/Splitter, aber die scheint in Ordnung zu sein. Ein einzelnes AIS-Signal taucht wieder auf, die anderen bleiben verschwunden. Auf meiner Nachtwache zermartere ich mein Hirn, prüfe die Steckverbindungen der Funke, nichts. Bis mir auffällt, wann der Ausfall passierte. Dämmerung. Wir haben die Positionslichter angeschaltet, die Dreifarblaterne im TOP. Natürlich LED. Da war doch was mit LED und Funke, das gibt gelegentlich Probleme. Und das AIS sendet jetzt ja über den Splitter und damit über die Funktantenne oben im Mast, direkt neben der Dreifarbenlaterne. Bingo. Als wir die unteren Positionslichter verwenden, haben wir auch wieder AIS-Empfang.
Und noch eine Entdeckung: Bei viel überkommender Welle schwimmt die große Gasflasche im Gasflaschenfach auf!?! Die Befestigung klemmt zwar die originalen schwedischen Flaschen ein, die amerikanische Alu-Flasche aber offenbar nicht fest genug. Da muss ich mir noch was einfallen lassen. Es wird nicht langweilig.
Ansonsten ist es ein richtig schöner Tag, jetzt wo die Seekrankheit sich gelegt hat. Zum Abend hin gesellt sich die Ketch Shamrock aus spitzem Winkel in rund zweieinhalb Meilen Entfernung zu uns, wir laufen dann parallel weiter. Zum einen kann ich Bilder von ihr vor dem dramatischen Sonnenuntergang machen, zum Anderen haben wir eine Begleitung in die Nacht hinein. Außerdem bekommen wir noch den von aktuellen SSB-Wetterbericht von Chris Parker. Er ist etwas neuer als unser Iridium Bericht und verheißt weniger starke Squalls für die Nacht. Um so besser.

Dieser Blogpost wird per Iridium-Satellit übermittelt. Daher gibts nur Text, Bilder liefer ich nach. Auf Kommentare, über die wir uns immer sehr freuen, können wir erst wieder im Telefonnetz/Internet reagieren.

4. Tag Passage Chesapeske nach Antigua

Zu Sonnenaufgang stellen sich gleich mehrere Squalls ein. Die lokalen Regenwolken bringen heute nur Windzunahmen um 10 kn, aber Windrichtungssprünge um etwa 40 Grad. Wir nutzen das, um eine Wende zu fahren und etwas mehr Ost gutzumachen. Dadurch künnen wir „unseren“ Eddie tatsächlich am Wegepunkt erreichen. Dieser riesige gegen den Uhrzeigersinn rotierende Strömungswirbel nimmt uns die nächsten 45 sm mit, obwohl wir ja nur seinen Südwestquadranten nutzen. Er begrüßt uns mit knapp drei Knoten mitsetzendem Strom und – was allerdings zu erwarten war – ziemlich kabbeliger Welle. Da insbesondere ich (Ralf) die typische Anfangs-Seekrankheit noch nicht wirklich überwunden habe, war das vielleicht eine eher mittelprächtige Idee (Schreiben am Computer ist übrigens auch nicht die perfekte Therapie).
Aber wir kommen gut vorwärts, wie Ihr jetzt auch auf Noforeignland wohl wieder verfolgen könnt. Steve hat nämlich dankenswerterweise meinen Bedienfehler per Ferndiagnose behoben.
Über 530 sm haben wir heute abend schon auf der Uhr, von allerdings 1.640 geplanten, die durch unsere Umwege allerdings noch ansteigen dürften. Auch jetzt fahren wir etwa 10 Grad weiter östlich als den direkten Kurs nach Antigua. Grund ist, dass ab übermorgen ziemlich starker Passat aus Ost verhergesagt wird. Da halten wir lieber etwas vor, um dann einen leicht raumeren Kurs zu haben und vor allem in den Böen oder Squalls etwas abfallen zu können. Hier geht es jetzt gerade ohnehin schon im zweiten Reff in die Nacht.

Per Satellit von See, also ohne Fotos.

3.Tag Chesapeake nach Antigua

Etwa 180 sm machen wir von gestern mittag bis heute mittag, dem Golfstrom sei Dank. Der Plan ist, mit seiner Hilfe so weit nach Osten zu kommen, dass wir danach Antigua anliegen können. Allerdings führt unser Kurs dadurch erst einmal Richtung Schottland, dass muss man verdauen können. Außerdem werden die Bedingungen am Ende doch einigermaßen ruppig, hoch am Wind segelnd mit dem schiebenden Golfstrom durch eine Kabbelsee.
Aber heute Mittag können wir dann abbiegen und nach Südem steuern. Trotzdem, immer noch hoch am Wind, nur eben auf dem anderen Bug. Sogar einige kleinere Kreuzschläge müssen wir machen, in der Hoffnung, östlich genug zu kommen um die kräftige Strömung eines „Eddies“ mitzunehmen. Eddies sind Strömungswirbel, die abseits des Golfstroms z.T. sehr großflächig auftreten. Mal sehen, ob das klappt.
Per Satelliten SMS treffen auch erste Meldungnen über die Wahl in den USA ein. Wahnsinn, was für ein unwürdiges Verhalten des aktuellen Präsidenten. Wir sind froh, jetzt unterwegs in die Karibik zu sein.

Der weite Bogen

Ost. Was soll das denn? Das Generalthema unserer Fahrt ist doch eigentlich „Go West“. Stattdessen laufen wir derzeit unter Motor nach Ost, werden wahrscheinlich sogar noch einige Zeit nach Nordnordost gehen. Der Betrachter unseres Trackers auf PredictWind oder auf Noforeignland (Links waren im vorigen Post) mag sich wundern, schließlich liegt Antigua doch viel weiter im Süden.
Stimmt schon, aber der Wetterpabst der US-Ostküste, Chris Parker, hat den Salty Dawg für den Weg nach Antigua bei den jetzigen Wetterbedingungen eben diesen Kurs empfohlen und in seiner heute früh per Satellit versendeten Wettermail dieses Routing noch einmal bestätigt. Bis etwa 37 Grad 45 Min Nord und 69 Grad West sollen wir uns vorarbeiten, erst dann auf Südwestkurs Richtung Antigua einschwenken.
Hintergrund ist, dass der Passatwind vergleichsweise östlich einsetzen wird, wir also nicht gemütlich mit nordöstlichem Passat auf Halbwindkurs, sondern eher hoch am Wind segeln werden und aufkreuzen gegen kräftige Passatwinde unangenehm werden kann. Lassen wir uns also vorher bei den hier schwachen Winden unter Motor und vom Golfstrom unterstützt noch etwas weiter in eine günstigere Ausgangsposition bringen.
Und im Golfstrom sind wir jetzt mittendrin. Man merkt das sehr deutlich an den Wassertemperaturen. Bei Ausfahrt aus der Chesapeake Bay hatten wir 17,8 Grad, jetzt sind es 26,4 Grad Wassertemperatur.
Etwa 140 sm haben wir seit unserer Abfahrt vor 24 Stunden zurückgelegt, 1.640 sm sind es insgesamt nach Antigua. Uns gehts gut, es darf aber gerne etwas wärmer werden.

Dieser Blogpost wird über IridiumGo eingestellt, Fotos gibts erst wieder wenn wir Internet/Telefonnetz haben. Auch Kommentare können wir bis dahin nicht sehen bzw. bei Erstkommentaren freigeben. Dafür freuen wir uns dann hinterher umso mehr darüber. Lasst Euch also nicht abhalten.

Think out of the box!

Wir haben das Ruder herumgeworfen und den Kurs neu abgesteckt.

Die Überfahrt zu den Bahamas wäre wohl möglich, allerdings mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von Winden über 35 kn in den Böen bei Ankunft. Machbar, aber dann nicht durch die Riffeinfahrten von Abaco nach Marsh Harbour, sondern etwas weiter südlich zur nächsten Insel Eleuthera, nach Spanish Wells.

Bloß, der Hurrikan Eta tobt sich nach der Vorhersage nicht bei seinem Landfall in Nicaragua völlig aus, sondern wandert wieder hinaus aufs Wasser, sammelt neue Kräfte und wendet sich dann Kuba zu. Aktuell sagt die Vorhersage zwar, dass ETA dann über Cuba hinweg in den Golf westlich von Florida und nicht westlich über die Bahamas geht, aber jedenfalls käme er den Bahamas unbehaglich nah.

Also vielleicht heute einfach nur ums Kap Hatteras herum und mit einem Übernachttörn nach Beaufort in North Carolina? Oder weiter an der Küste herunter nach Charleston oder Brunswick? Wäre ein gutes Wetterfenster dafür. Allerdings gibt es auf absehbare Zeit, mindestens mal in der nächsten Woche, kein Wetterfenster um von dort auf die Bahamas zu kommen. Außerdem würden wir uns auf den Hurrikan zu bewegen. Und letztlich auch blöd: unser Visum für die USA gilt nur bis zum 12. November (wie schnell doch ein halbes Jahr vergeht). Und ausklariert haben wir ja auch schon. Eine Zwickmühle?

Nicht unbedingt. Querdenken. Wir haben uns reichlich verproviantiert, das Schiff ist klar, die Strecktaue für die Offshorepassage befestigt, das Dinghy mit Fendern unter der Persenning aufgefüllt und verzurrt, der Außenborder am Heckkorb.

Gestern Abend nach dem neuesten Wetterbericht beschließen wir, einfach das Ziel neu zu definieren. Bahamas ist schwierig, aber das Wetterfenster passt gut für Antigua. O.k., da waren wir im Frühjahr gerade längere Zeit, aber erstens ist es toll dort, zweitens ist die Ausgangslage dort super, um mit dem Passat die großen Antillen zu besuchen und drittens haben wir vielleicht sogar die Chance, doch noch die British Virgin Islands zu besuchen, die ab 8.12. Wieder für Yachten aufmachen sollen. Dafür wären wir quasi in pole Position. Die Mehrheit der heute aufbrechenden Salty Dawg Schiffe hatte sowieso von Anfang an Antigua als Ziel, so wechseln wir einfach in diese Flottille.

Also los, statt 5 Tagen zu den Bahamas werden wir für die rund 1.640 sm nach Antigua eher 10 bis 12 Tage brauchen. Solange werden wir ab jetzt auch erstmal nicht erreichbar sein, dies ist der letzte Blogpost im US-Telefonnetz. Wir werden aber versuchen, zwischendurch reine Textblogbeiträge über Iridium-Satellit zu senden.

Auf geht’s, aus der Kälte (heute morgen unter 10 Grad) hoffentlich in die Wärme. Wir freuen uns.

Ihr könnt unsere Fahrt auf mit den Salty Dawg hier verfolgen. Durch Klick auf SDSA Fall Rally Tracks kommt ihr auf die Bootsliste und könnt dort auch die Flora anwählen und unsere jeweilige Position hervorheben. Das wird stündlich aktuell sein. Auf Noforeignland werden wir unere Position ein paar mal am Tag manuell aktualisieren (leider geht immer nur eins von beiden automatisch).

Achterbahn der Bedingungen

Bitte um Nachsicht: ein reich mit Blauwassersegeln-Fotos bestückter Reisebericht wird’s leider auch heute wieder nicht, eher eine (bei Regenwetter und aufgebauter Kuchenbude geschriebene) Wasserstandsmeldung.

Die Zeit vor dem Absprung zu einer Ozeanpassage ist immer spannend, selbst wenn es wie jetzt „nur“ um einen mit etwa fünf Tagen veranschlagten Hochseetörn handelt. Zum einen müssen wir den Golfstrom queren und dabei seine starke Gegenströmung ebenso wie „Wind gegen Strom“ soweit möglich vermeiden, zum anderen ist das Wetter derzeit alles andere als beständig. Die Suche nach dem passenden Wetterfenster gestaltet sich auch deshalb aufwändig, weil die verschiedenen Wettermodelle (insbesondere das amerikanische GFS und das europäische ECMWF) für den angedachten Törnzeitraum ziemlich unterschiedliche Prognosen abgeben.

Das Gute zuerst: der tropische Sturm „Eta“ (bis zu diesem siebten Buchtaben im griechischen Alphabet war die Benennung noch nie vorgestoßen und das ist wohl dieses Jahr noch nicht das Ende!) wird sich zwar wohl zum nächsten Hurrikan entwickeln, zieht aber Richtung Nicaragua/Honduras und damit weg von unserer Zielrichtung. Außerdem scheint das Wetter am Dienstag für den Aufbruch und das Queren des Golfstroms ganz gute Bedingungen zu versprechen: der Starkwind zieht ab und wir sollen moderater Nordwestwind bekommen (grün ist für die Windy-Vorhersagen unsere Lieblingsfarbe).

Der Start am Dienstag war denn auch fast schon allgemeiner Konsens der Boote hier, bis gestern für das Ende der Woche im wahrsten Sinne Turbulenzen auftauchten und zwar je nach Modell entweder westlich von Florida oder südlich von Kuba und entweder schon Samstag oder erst Sonntag. Wetterguru Chris Parker widmete dem in seinem Webinar gestern Abend über eine halbe Stunde.

Wir müssen die Entwicklung weiter beobachten, denn wir brauchen vernünftige Bedingungen, um in die Bahamas einzulaufen. Die für uns schlechteste Prognose sieht für Sonntag derzeit an der Riffdurchfahrt nach Marsh Harbour allerdings so aus:

48 Knoten in den Böen, völlig indiskutabel. Selbst geringere Windstärken und viel weiter entfernte Windsysteme können die engen Pässe zwischen dem flachen Wasser westlich der kleinen vorgelagerten Inseln (Cays) und dem sehr tiefen Ocean westlich davon unpassierbar machen. Das Phänomen nennt sich „Abaco Rage“ und bewirkt, dass der Ozeanschwell verlangsamt wird und sich leicht bis zum dreifachen seiner normalen Höhe aufsteilt.

Aber das Wetter bzw. die diesbezüglichen Prognosen sind leider nur ein Teil der Unwägbarkeiten. Die Regierung der Bahamas hat kurzfristig zu heute die Einreisebedingungen ein weiteres Mal verändert. Waren es zuletzt noch 7 Tage zwischen COVID-Test und Einreise, wurde die Frist jetzt auf 5 Tage verkürzt. Das ist für uns bei Abreise von Norfolk so nicht zu schaffen, weil wir ja das Testergebnis abwarten und dann auf der Bahamas-Seite zum Beantragen des Gesundheitsvisums hochladen müssen und dann etwa fünf Tage Segelzeit brauchen. Das Ergebnis unseres COVID-Tests vom Donnerstag ist heute Mittag, drei Tage später, noch nicht da.

Noch eine Komplikation gefällig? Für die Abreise am Dienstag sind wir bereits ausklariert, das hatten ja die Salty Dawg über einen Agenten für uns übernommen, damit wir nicht alle im Taxi nach Norfolk fahren müssen. 🥺

Manchmal laufen die Dinge eben doch anders als gedacht. Die Windbedingungen in Verbindung mit der Springtide zum Vollmond lassen beispielsweise den Übergang zum Schwimmsteg hier in der Marina zum luftigen Sprungbrett werden.

Aber natürlich kommen wir hier trotzdem an Land und auch für die anderen Herausforderungen wird sich eine Lösung finden. Wir arbeiten dran 😊