Die gestern abend eingebundenen Reffs schütteln wir schon beim Wechsel der ersten Nachtwache wieder aus. Der Wind hat deutlich nachgelassen, teilweise machen wir nur knapp 4 kn Fahrt. Aber im Laufe der Nacht bläst es wieder etwas kräftiger und auf ihrer Wache ab 3 Uhr kann Wiebke sogar kräftig vorhalten.
Wir laufen inzwischen einen Kurs, der uns direkt nach Bermuda führen würde. Durchaus eine Versuchung und weniger als eine Tagesreise entfernt, außerdem soll es dort sehr schöne sein, aber wir fallen dann doch wieder 10 Grad ab und dürften noch etwa 6 Tage bis Antigua brauchen.
Das Wetter ist gut, die Wellen hämmern jetzt nicht mehr vierkant gegen den Bug, fühlt sich gleich ganz anders an.
Leider gibts auch Negatives zu berichten: Das vordere WC pumpt nicht ab, wir vermuten die gleiche Verstopfungserscheinung im Schlauch, die wir im achteren WC in Herrington behoben haben – die Bordklos sind doch eine Quelle steter Erheiterung. Aber diese Arbeit schieben wir bis zur Ankunft in Antigua auf.
Wo wir schon bei Technik sind: Bei Anbruch der Dämmerung zeigt unser AIS noch reichlich andere Boote um uns herum. Kurz darauf sind alle wie von Geisterhand verschwunden. Hm. Ich prüfe die Stromzufuhr des ja vergleichsweise neuen AIS/Splitter, aber die scheint in Ordnung zu sein. Ein einzelnes AIS-Signal taucht wieder auf, die anderen bleiben verschwunden. Auf meiner Nachtwache zermartere ich mein Hirn, prüfe die Steckverbindungen der Funke, nichts. Bis mir auffällt, wann der Ausfall passierte. Dämmerung. Wir haben die Positionslichter angeschaltet, die Dreifarblaterne im TOP. Natürlich LED. Da war doch was mit LED und Funke, das gibt gelegentlich Probleme. Und das AIS sendet jetzt ja über den Splitter und damit über die Funktantenne oben im Mast, direkt neben der Dreifarbenlaterne. Bingo. Als wir die unteren Positionslichter verwenden, haben wir auch wieder AIS-Empfang.
Und noch eine Entdeckung: Bei viel überkommender Welle schwimmt die große Gasflasche im Gasflaschenfach auf!?! Die Befestigung klemmt zwar die originalen schwedischen Flaschen ein, die amerikanische Alu-Flasche aber offenbar nicht fest genug. Da muss ich mir noch was einfallen lassen. Es wird nicht langweilig.
Ansonsten ist es ein richtig schöner Tag, jetzt wo die Seekrankheit sich gelegt hat. Zum Abend hin gesellt sich die Ketch Shamrock aus spitzem Winkel in rund zweieinhalb Meilen Entfernung zu uns, wir laufen dann parallel weiter. Zum einen kann ich Bilder von ihr vor dem dramatischen Sonnenuntergang machen, zum Anderen haben wir eine Begleitung in die Nacht hinein. Außerdem bekommen wir noch den von aktuellen SSB-Wetterbericht von Chris Parker. Er ist etwas neuer als unser Iridium Bericht und verheißt weniger starke Squalls für die Nacht. Um so besser.
Dieser Blogpost wird per Iridium-Satellit übermittelt. Daher gibts nur Text, Bilder liefer ich nach. Auf Kommentare, über die wir uns immer sehr freuen, können wir erst wieder im Telefonnetz/Internet reagieren.