Leuchttürme der Chesapeake Bay

Ich gebe es zu, ich habe eine Schwäche für Leuchttürme. Damit bin ich vermutlich nicht alleine, dafür sind die Bauwerke zu romantisch, ist die Symbolik zu aufgeladen. Leuchttürme geben Orientierung, weisen auf Gefahrenstellen hin, senden ein Licht in die Dunkelheit, ragen heraus. Sind standfest, solide, überdauern die Zeit und die Stürme. Und sie sind einfach schön. Ist das wirklich so? 😉

Die flachen Gewässer der Chesapeake Bay und ihrer Ansteuerung, die vielen Flussmündungen und Austernbänke, sie haben zu einer großen Vielzahl von Leuchttürmen in und an der Chesapeake Bay geführt. Einige habe ich fotografiert, wobei die meisten inzwischen streng genommen keine LEUCHTtürme mehr sind, weil sie längst außer Betrieb genommen wurden.

Begrüßt wurden wir kurz vor dem Eingang zur Chesapeake Bay zunächst von einer ungewöhnlichen Erscheinung, aus der Entfernung sah es aus wie ein riesiges Reh auf dem Wasser. Spielt uns das Hirn frühmorgens am Ende unserer Nachtfahrt Streiche? Nein, es ist tatsächlich „Chesapeake Light“. 1965 als Ersatz für das bisher dort (und jetzt als Museumsschiff im Hafen von Baltimore) liegende Feuerschiff Chesapeake errichtet und war bis 2016 in Betrieb. Es gab tatsächlich sogar eine ganze Reihe von Leuchttürmen dieser „Texas Tower“ genannten Art.

Ein kleines Stück weiter, am Cape Henry, gibt’s dann klassischere Leuchttürme zu sehen. Der rechte, ältesteste Leuchtturm von 1792 ist tatsächlich das erste autorisierte Leuchtturmprojekt der neu gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika. Der mittlere, schwarz weiße Turm wurde „erst“ 1882 gebaut und ist tatsächlich bis heute in Betrieb.

Auf dem Weg nach Hampton knickt das Fahrwasser dann am Thimble Shoal Abandoned Lighthouse ab, ein weiterer aufgegebener Leuchtturm, immerhin in der Seekarte auch als solcher bezeichnet. Er wurde in der Caisson-Bauweise errichtet, also wurde ein Senkkasten in den Schlamm getrieben, das Wasser und der Schlamm herausgepumpt und so das Fundament für das Bauwerk geschaffen. Der zunächst schwarze Stahlturm ist im Privatbesitz und wurde erst nach seiner Außerdienststellung (rost)rot gestrichen.

In Hampton selbst begrüßt uns das älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtfeuer der Chesapeake Bay, das „Old Point Comfort Light“ von 1803.

Weiter nach Norden kommen wir dann am „New Point Comfort Lighthouse“ im äußersten Südwesten von Mathew County vorbei. Der leuchtet nicht mehr, die Seekarte weist ihn als „Landzeichen zur Leuchtfeuerunterstützung“ (der beiden roten Leuchttonnen vor ihm) aus.

„Wolf Trap Light“ von 1894 ist der nächste stillgelegte (Caisson-)Leuchtturm auf unserem Weg. Er ist in Privatbesitz, man kann dort übernachten. Benannt wurde er nach dem auf dem dortigen Flach 1691 auf Grund gelaufenen Schiff „Wolfe“ der Royal British Navy.

„Cove Point Lighthouse“ am Fuß der fossilienreichen lehmigen Steilküste Calvert Cliffs ist wiederum ein am Ufer auf festem Grund errichtetes steinerner Leuchtturm (von 1820). Er ist heute eine Außenstelle des Museums von Solomon.

„Point No Point Lighthouse“ von 1904 sieht ein bisschen ähnlich aus wie Wolf Trap, ist jedenfalls auch achteckig. Der Leuchtturm hat nicht nur einen skurrilen Namen sondern auch eine erstaunliche Aufgabe: er dient den Navy-Flugzeugen als Markierung für ihr Zielgebiet bei Schießübungen. Die schon angesetzte Versteigerung des Turms wurde deshalb wieder abgesagt. Der Zustand aber scheint inzwischen ziemlich marode.

Trotzdem aber noch nicht ganz so schlimm wie bei „Sharps Island Light“. Nicht nur ist die Insel Sharps Island längst wegerodiert, der Leuchtturm von 1882 wurde zudem auch noch von schwerem Eisgang im Winter 1977 so auf die Seite gedrückt, dass der seitdem vor sich hin rostende Metallturm den Spitznamen „Leuchtturm von Pisa“ bekam, trotzdem aber in der Seekarte nur als kleines eingekreistes Kreuz auftaucht. Wenn man draufklickt, erscheint der Hinweis „Haus“ 😳:

Aber neben so viel marodem, es gibt auch Perlen. Eine davon ist auf alle Fälle „Thomas Point Shoal Light“ von 1875, quasi der Paradeleuchtturm der Chesapeake Bay und eines ihrer Wahrzeichen. Kurz vor Annapolis segeln wir unter Gennaker an ihm vorbei:

Interessanterweise ist diese so ungewöhnlich scheinende Leuchtturm-Bauweise das Grundmuster, nach dem ursprünglich auch die Vorgänger vieler der oben gezeigten Leuchttürme konstruiert waren. Screw piles, Schraubsäulen wurden in den meist weichen Grund gedreht, die Plattform errichtet, ein Holzhaus darauf gestellt.

52 Leuchttürme dieser Art gab es ursprünglich in der Chesapeake Bay, der einzige noch in Funktion verbliebene ist „Thomas Point Shoal Light“. Andere sind abgebaut und in Museen wieder aufgebaut worden (z.B. in Solomon und in Saint Michaels). Manchmal wird eine Mini-Variante als Wintergarten oder Teehäuschen auf dem Steg montiert. Sogar komplette Nachbauten gibt es, wie etwa in der Stingray Point Marina in Deltaville.

Ein Gedanke zu „Leuchttürme der Chesapeake Bay

  1. Wunderschöner Bericht! Wollte Crew und Schiff motivieren, auch in die Chesapeake Bay zu fahren. Der Leuchtturm „Wolf Trap“ hat dann unsere Lupina so erschreckt, dass sie lieber hier in den ABC bleibt 😉

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