Block Island

Und wieder ein anderes „Amerika“, vielmehr eine andere Facette dieses bunten Landes.

Auf dem Weg Richtung Newport lockt uns ein Naturhafen, den uns sowohl George als auch David wärmstens ans Herz gelegt haben. Block Island kann aber auch erschrecken: die Dichte der AIS-Signale in der etwa in der Mitte der Insel gelegenen Lagune des New Harbor lässt kaum Hoffnung auf einen freien Anker- oder Bojenplatz zu. Doch das täuscht. Zu Feiertagen wie etwa dem amerikanischen Unabhängigkeitstag sollen hier bis zu 2.000 Boote liegen. Jetzt sind es „nur“ etwa 500, wie uns die Jungs vom Bäckerboot erklären. Entschuldigend, denn deswegen haben sie kein Brot dabei (lohnt sich nicht), wir nehmen aber gern mit Croissants und süßen Teilchen Vorlieb.

Trotzdem sieht der Ankerplatz gut gefüllt aus, aber es eben auch noch diverse freie Bojen und auch genug Platz zum Ankern. Eine Nacht liegen wir „alleine“ hier, dann leistet uns die Escape Gesellschaft, die wir zuletzt in Sag Harbor getroffen haben. Gemeinsam machen wir zu sechst eine Radtour, Mietfahrräder gibt es unweit des Hafens. Die Insel ist eigentlich nicht sehr groß, etwa 11 km lang. Doch die haben es in sich. Wind und vor allem die hügelige Landschaft mit knackigen Steigungen verlangen der Kondition einiges ab. Zunächst schlagen wir einen Bogen in Richtung des Southeast Lighthouse an der imposanten Steilküste des Mohegan Bluff, die wir über eine laaaange Holztreppe ebenfalls erkunden um anschließend die trampelmüden Waden im Wasser zu erfrischen.

Weiter geht’s hügelauf und hügelab, vorbei an diversen kleinen und größeren Teichen und Seen (über 300 soll es auf der Insel geben), oft mit Seerosen fast flächendeckend übersät. Oft flankieren Steinmauern die Straßen und die Felder, sie würden an England erinnern wenn da nicht die verräterischen amerikanischen Häuser wären. Die Landschaft jedenfalls ist wunderschön und abwechslungsreich.

Natürlich gibt es auch hier auf dieser mit ihren langen Sandstränden im Osten sehr beliebten Urlaubsinsel viele exclusive Domizile, aber Block Island präsentiert sich trotzdem angenehm zurückgenommen, weniger mondän als zuletzt Sag Harbor in den Hamptons.

In Old Harbor im Westen haben wir fast wieder unseren Fahrradverleih erreicht, aber gemeinsam mit Annemarie und Volker wollen Wiebke und ich noch einmal zum anderen Ende der Insel radeln. Greg und Michael ziehen eine Pause im Ort vor.

Und es wird auch noch einmal anstrengend. Nach einem längeren Stück im Schutz der Dünen am Oststrand entlang geht es dann doch wieder bergauf und bergab, die Gänge wollen fleißig geschaltet werden.

Schon viermal musste er wegen der wandernden Dünen versetzt werden, ist uns dabei ein gehöriges Stück entgegen gekommen. Trotzdem: ganz bis zum Leuchtturm Block Island North Light können wir nicht fahren, etwa einen Kilometer vorher endet die Straße. Aber das Teleobjektiv und die Drohne können die restliche Strecke ganz gut überwinden 😉

Zurück am Hafen lassen wir uns eine weitere dringende Empfehlung nicht entgehen: unbedingt müssten wir einen „Mudslide“ (Schlickrutscher) im Garten des Restaurants „Oar“ mit Blick auf den Hafen probieren. Trotz des Namens schmeckt sieht das Getränk eigentlich ganz manierlich aus und schmeckt auch klasse. Kalua, Baileys und Vanillevodka mit Eis zu einem Milkshake-ähnlichen Getränk verarbeitet, nicht ganz ungefährlich.

Zurück auf die Flora. War der letzte Sonnenuntergang hier in der Ankerbucht noch so:

präsentiert sich der Abend heute ganz anders. Dunst zieht auf, erste Nebelschwaden zeigen sich. Sieht aus, als wolle die Sonne morgen mal Pause machen, Regen soll es auch geben. Wir bauen für die Nacht schon mal die Kuchenbude auf.

Leuchttürme der Chesapeake Bay

Ich gebe es zu, ich habe eine Schwäche für Leuchttürme. Damit bin ich vermutlich nicht alleine, dafür sind die Bauwerke zu romantisch, ist die Symbolik zu aufgeladen. Leuchttürme geben Orientierung, weisen auf Gefahrenstellen hin, senden ein Licht in die Dunkelheit, ragen heraus. Sind standfest, solide, überdauern die Zeit und die Stürme. Und sie sind einfach schön. Ist das wirklich so? 😉

Die flachen Gewässer der Chesapeake Bay und ihrer Ansteuerung, die vielen Flussmündungen und Austernbänke, sie haben zu einer großen Vielzahl von Leuchttürmen in und an der Chesapeake Bay geführt. Einige habe ich fotografiert, wobei die meisten inzwischen streng genommen keine LEUCHTtürme mehr sind, weil sie längst außer Betrieb genommen wurden.

Begrüßt wurden wir kurz vor dem Eingang zur Chesapeake Bay zunächst von einer ungewöhnlichen Erscheinung, aus der Entfernung sah es aus wie ein riesiges Reh auf dem Wasser. Spielt uns das Hirn frühmorgens am Ende unserer Nachtfahrt Streiche? Nein, es ist tatsächlich „Chesapeake Light“. 1965 als Ersatz für das bisher dort (und jetzt als Museumsschiff im Hafen von Baltimore) liegende Feuerschiff Chesapeake errichtet und war bis 2016 in Betrieb. Es gab tatsächlich sogar eine ganze Reihe von Leuchttürmen dieser „Texas Tower“ genannten Art.

Ein kleines Stück weiter, am Cape Henry, gibt’s dann klassischere Leuchttürme zu sehen. Der rechte, ältesteste Leuchtturm von 1792 ist tatsächlich das erste autorisierte Leuchtturmprojekt der neu gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika. Der mittlere, schwarz weiße Turm wurde „erst“ 1882 gebaut und ist tatsächlich bis heute in Betrieb.

Auf dem Weg nach Hampton knickt das Fahrwasser dann am Thimble Shoal Abandoned Lighthouse ab, ein weiterer aufgegebener Leuchtturm, immerhin in der Seekarte auch als solcher bezeichnet. Er wurde in der Caisson-Bauweise errichtet, also wurde ein Senkkasten in den Schlamm getrieben, das Wasser und der Schlamm herausgepumpt und so das Fundament für das Bauwerk geschaffen. Der zunächst schwarze Stahlturm ist im Privatbesitz und wurde erst nach seiner Außerdienststellung (rost)rot gestrichen.

In Hampton selbst begrüßt uns das älteste noch in Betrieb befindliche Leuchtfeuer der Chesapeake Bay, das „Old Point Comfort Light“ von 1803.

Weiter nach Norden kommen wir dann am „New Point Comfort Lighthouse“ im äußersten Südwesten von Mathew County vorbei. Der leuchtet nicht mehr, die Seekarte weist ihn als „Landzeichen zur Leuchtfeuerunterstützung“ (der beiden roten Leuchttonnen vor ihm) aus.

„Wolf Trap Light“ von 1894 ist der nächste stillgelegte (Caisson-)Leuchtturm auf unserem Weg. Er ist in Privatbesitz, man kann dort übernachten. Benannt wurde er nach dem auf dem dortigen Flach 1691 auf Grund gelaufenen Schiff „Wolfe“ der Royal British Navy.

„Cove Point Lighthouse“ am Fuß der fossilienreichen lehmigen Steilküste Calvert Cliffs ist wiederum ein am Ufer auf festem Grund errichtetes steinerner Leuchtturm (von 1820). Er ist heute eine Außenstelle des Museums von Solomon.

„Point No Point Lighthouse“ von 1904 sieht ein bisschen ähnlich aus wie Wolf Trap, ist jedenfalls auch achteckig. Der Leuchtturm hat nicht nur einen skurrilen Namen sondern auch eine erstaunliche Aufgabe: er dient den Navy-Flugzeugen als Markierung für ihr Zielgebiet bei Schießübungen. Die schon angesetzte Versteigerung des Turms wurde deshalb wieder abgesagt. Der Zustand aber scheint inzwischen ziemlich marode.

Trotzdem aber noch nicht ganz so schlimm wie bei „Sharps Island Light“. Nicht nur ist die Insel Sharps Island längst wegerodiert, der Leuchtturm von 1882 wurde zudem auch noch von schwerem Eisgang im Winter 1977 so auf die Seite gedrückt, dass der seitdem vor sich hin rostende Metallturm den Spitznamen „Leuchtturm von Pisa“ bekam, trotzdem aber in der Seekarte nur als kleines eingekreistes Kreuz auftaucht. Wenn man draufklickt, erscheint der Hinweis „Haus“ 😳:

Aber neben so viel marodem, es gibt auch Perlen. Eine davon ist auf alle Fälle „Thomas Point Shoal Light“ von 1875, quasi der Paradeleuchtturm der Chesapeake Bay und eines ihrer Wahrzeichen. Kurz vor Annapolis segeln wir unter Gennaker an ihm vorbei:

Interessanterweise ist diese so ungewöhnlich scheinende Leuchtturm-Bauweise das Grundmuster, nach dem ursprünglich auch die Vorgänger vieler der oben gezeigten Leuchttürme konstruiert waren. Screw piles, Schraubsäulen wurden in den meist weichen Grund gedreht, die Plattform errichtet, ein Holzhaus darauf gestellt.

52 Leuchttürme dieser Art gab es ursprünglich in der Chesapeake Bay, der einzige noch in Funktion verbliebene ist „Thomas Point Shoal Light“. Andere sind abgebaut und in Museen wieder aufgebaut worden (z.B. in Solomon und in Saint Michaels). Manchmal wird eine Mini-Variante als Wintergarten oder Teehäuschen auf dem Steg montiert. Sogar komplette Nachbauten gibt es, wie etwa in der Stingray Point Marina in Deltaville.