Routenplanung 2020

Anders als im letzten Jahr (Atlantiküberquerung) haben wir für dieses Jahr nicht das eine große Ziel, auf das die übrige Routenplanung hinausläuft. Deshalb gibt es auch nur eine Grobplanung, eine Idee. Es kann aber auch sein, dass wir uns zwischendurch etwas ganz anderes vornehmen, weil Wind, Strömung oder Menschen uns eben woanders hin treiben.

Zunächst mal bleibt es dabei, dass wir im Frühjahr 2020 den Antillenbogen erkunden wollen. Sicher nicht jede Insel, aber doch die eine oder andere davon:

Der Antillenbogen. Sooo viel zu entdecken!

Etwa Mitte Mai 2020 wollen wir dann auf Puerto Rico 🇵🇷 oder in den knapp östlich davon gelegenen American Virgin Islands 🇻🇮 Jan und Catalina treffen, eigentlich einer der wenigen zeitlichen Fixpunkte für dieses Jahr. Danach geht es für uns beide dann vermutlich über die Turcs & Caicos in die Bahamas 🇧🇸, die wir bei einem Charterurlaub 2007 lieben gelernt haben und gerne etwas intensiver erkunden würden.

Unsere Bootsversicherung möchte uns zwischen Juli und Mitte November entweder südlich von Trinidad 🇹🇹 (unwahrscheinlich) oder nördlich von Florida sehen. Wir träumen ein bisschen davon, danach die US-Ostküste bis New York hochzusegeln. Dann würde uns ein längerer Abstecher in die Chesapeake Bay mit Landausflügen und wohl auch einer Stipvisite nach Deutschland 🇩🇪 vorschweben, um dann nach der Hurrikansaison wieder gen Süden zu segeln und evtl. die westliche Karibik mit z.B. Kuba 🇨🇺, Mexiko 🇲🇽 und Belize 🇧🇿 ins Auge zu fassen. Aber das wäre dann schon Planung für das folgende Jahr.

Und immer dran denken: Menschliche Planung => göttliche Erheiterung.

Der Chief geht von Bord

Fünf Wochen waren wir jetzt zu dritt, unser Chief Engineer Jan ist in Mindelo an Bord gekommen, hat als alter Regattahase unsere Atlantiküberquerung beschleunigt 😉, hat mit uns Weihnachten in Bequia und Silvester in den Tobago Cays gefeiert, Carriacou und Sandy Island für uns entdeckt, wir haben gemeinsam das unbewohnte Eiland Mopion erobert und sind über St. Vincent und Saint Lucia nach Martinique gesegelt. Und von hier fliegt er heute wieder nach Hamburg. Was für eine wunderschöne Zeit, auch und gerade weil wir sie gemeinsam verbringen durften.

Aber entsprechend seiner Bordfunktion auf der Flora als Leitender technischer Offizier (LI, bzw. international eben „Chief“) hat sich Jan eben auch um alles Technische an Bord gekümmert. Zwar ist auf der Atlantiküberquerung tatsächlich original NICHTS (0,0) kaputt gegangen, aber insgesamt war hier in der Karibik trotzdem immer mal wieder was zu tun.

Mal Kleinkram wie unsere wegnehmbare Cockpitbeleuchtung Loominoodle löten,
mal die wegen Herausbrechens der vom Vorbesitzer verwendeten Holzschrauben komplett verbogene Klappmechanik der Dinghyräder richten und mit dem Spiegel verbolzen,
mal das Manometer unseres Watermakers ersetzen (das Ersatzteil hatte ich schon seit Griechenland spazieren gefahren),
oder z.B. mal das Getriebeöl wechseln. Da musste dann auch der McGyver im Chief mal wieder ran, denn die Klemmmechanik im Filterdeckel wollte nicht ganz so, wie der Konstrukteur sich das wohl mal gedacht hatte. Und obwohl unser bordeigener Schraubstock bei der Reparatur der Dinghyradaufhängung das Zeitliche gesegnet hatte – Jan hat’s natürlich hingekriegt.

Selbstverständlich war da noch mehr (heute z.B. die Demontage und Neuabdichtung der etwas leckenden Backbordmittelklampe), aber wenn ich gerade Handlangerdienste mache und im technischen Lernmodus bin, kann ich nicht immer auch noch fotografieren.

Trotz der ganzen Einsätze hat der Chief manchmal auch so ausgesehen:

Ganz nebenbei ist der Chief in Personalunion auch Bordkameramann und Drohnenkapitän, Editor und Regisseur. Deshalb hier noch zwei seiner Filme 🎥:

Atlantiküberquerung
Tobago Cays

Danke, Chief. Schön, dass Du mit Catalina im Mai wieder an Bord bist.

Fort de France, Martinique

Wir sind wieder in der EU. In Frankreich. Denn Martinique 🇲🇶 liegt zwar geografisch in den kleinen Antillen, aber politisch ist Martinique als Überseedépartement Bestandteil Frankreichs, wir zahlen mit Euro, unsere deutschen Telefone funktionieren wieder ohne Roaminggebühr (weil EU!).

Und wir haben noch einen weiteren Grund, warum wir mit der Flora hier unbedingt Station machen mussten: Floras namensgebendes Zitat beinhaltet ja „ … und eine kleine Blume muss man haben.“ und Martinique hat seinen Namen daher, dass es in der Sprache der Ureinwohner „Madinina“ hieß, die Blumeninsel. Das passt.

Bei unserem Erkundungsgang durch die Inselhauptstadt Fort de France haben wir heute zwar gar nicht so sehr viele echte Blumen gesehen, aber bunt und schön war es trotzdem. Und phantasievoll, hier nur eine ganz kleine Auswahl der tollen Wandmalereien/Streetart/Graffiti:

Mein absoluter Favorit:

Auch sonst weiß der Ort zu gefallen. Direkt am Ankerplatz gibt es einen kleinen Park mit tollem Dinghy-Anlandeplatz, dem besten bisher.

Und gleich dahinter liegt die quirlige Altstadt mit vielen kleinen Läden in bunten, meist nur zweistöckigen Häusern. Überragt werden sie durch die Kathedrale Saint Louis von 1895, sie steht sperrangelweit offen, die großen Portale sind ebenso geöffnet wie die Seiteneingänge, was die ohnehin schon luftige Stahlfachwerkkonstruktion noch leichter erscheinen lässt.

Auch wenn es eigentlich schon ein wenig spät dafür ist (*1) finden wir in ihr noch eine aufgebaute Krippe, die – wie so häufig – sehr lokal geprägt ist. Insbesondere Maria und Josef sowie der Bauer mit der Bananenstaude über der Schulter haben es uns mit ihrer Fröhlichkeit angetan, dagegen schaut der heilige König doch etwas skeptisch drein.

Vielleicht muss er erst noch etwas mehr karibisch farbenFROH werden 😉.

(*1) Nachtrag: wieder was gelernt. Wie Kerstin in ihrem Kommentar richtig angemerkt hat, endet für viele Christen die Weihnachtszeit am 2. Februar mit Mariä Lichtmess (40 Tage nach der Geburt Jesu), die Krippen werden eben z.T. auch erst dann abgebaut. Lichtmess übrigens, weil die Kerzen für das neue Kirchenjahr geweiht wurden und dafür Wachsmärkte / Licht(er)messen durchgeführt wurden. Andererseits: nach der Lithurgiereform von 1970 endet selbst in der katholischen Kirche inzwischen die Weihnachtszeit nach dem Dreikönigstag am 6. Januar.

Keine halben Sachen …

… also gibt’s leider auch nicht nur dunkle Wolken. Deren Inhalt erwischt uns nämlich doch noch, im Young Island Cut auf St. Vincent ergattern wir zuvor noch eine Mooring, haben einen wunderschönen Sonnenuntergang, bei dem sich die Regenschauer um die untergehende Sonne drapieren, doch dann schüttet es wie aus Eimern. Wir bauen tatsächlich unsere Kuchenbude auf. Und das ist gut so, noch am nächsten Morgen pladdert es (zwischen kurzen regenbogengeschönten Abschnitten) “wie wenn die Kuh das Wasser lässt”.

Deutschland 🇩🇪 steht Kopf (in den Regentropfen). Ostseewtter in der Karibik, allerdings wärmer 😚.

An der Westküste von St. Vincent geht es weiter nach Norden, wir statten der Walliabou Bay und der Cumberland Bay einen Besuch ab, für die Nacht zieht es uns aber weiter nach Saint Lucia 🇱🇨, wo wir in Soufriere einklarieren und direkt unterhalb der berühmten Pitons an einer Boje liegen.

Die beiden über 700 m hohen Wahrzeichenberge von Saint Lucia bei der Ansteuerung von Soufriere.

Die beiden Pitons (Gros Piton und Petit Piton) sind erkaltete Vulkankerne, die insbesondere aus der Entfernung sehr auffällig sind und wie Zuckerhüte aus der Landschaft herausragen. Sie liegen in einem 3.000 Hektar großen Schutzgebiet, dass auch UNESCO Weltnaturerbe ist und neben tropischen Regenwald unter anderem auch Trockenwald sowie im Meeresgebiet auch Korallenriffe beinhaltet.

Wir verlassen Saint Lucia vergleichsweise schnell wieder, weil der Wind ab Donnerstag deutlich zunehmen soll, aber am Samstag von Martinique der Rückflug von Jan nach Hamburg geht. Wahnsinn, wie schnell diese fünf Wochen vergangen sind und wie viel dann rückblickend eben doch diese fünf Wochen beinhalten. Wir klarieren in der Rodney Bay wieder aus, nicht ohne Laura und Marco auf der HR 53 “Ngahue IV” noch ganz viel Glück für ihre Weltumsegelung mit der am Samstag startenden ARC World zu wünschen, die beiden hatten wir ebenfalls schon ein paar Mal getroffen.

Die gute Infrastruktur in Rodney Bay nutzen wir aber noch, um eine neue Batterie für unser Bugstrahlruder und eine Beleuchtung für unser Dinghy zu erstehen. Und um im Restaurant am Hafen nochmal anders die Pitons zu genießen.

Die Überfahrt nach Martinique 🇲🇶 ist dann wieder mal feinstes Segeln, wobei wir schon bei dem jetzigen Wind mit einem Reff im Großsegel keineswegs “untermotorisiert” sind. Wir sind flott unterwegs und haben deshalb eigentlich wenig Hoffnung auf Angelerfolg, aber die Leine rauscht trotzdem plötzlich aus. Beim Hereinholen gibt’s allerdings eine Überraschung:

Einen HALBEN FISCH hatten wir bisher auch noch nicht gefangen. Da war jemand großes offenbar schneller an der Regenbogenmakrele als wir.

Aber: KEINE HALBEN SACHEN. Also: Angel wieder rein. Und:

😁

Und hier in den Anses d‘ Arlets auf Martinique sind wir auch gut angekommen.

Dunkle Wolken im Paradies?

Na klar, sonst wäre es hier auf den Inseln ja nicht so grün. Obwohl, auch in den Tropen kann nicht jedes Eiland mit üppigen Planzenwachstum wuchern: Mopion zum Beispiel macht es gerade aus, nur ein kleiner Klecks Sand zu sein, umgeben von Korallen und nur mit einem einzigen, palmblattgedeckten Sonnenschirm bestanden. Je nach Witterung kann das Teil auch als Regenschirm taugen 😉.

Mopion. Mit aufziehendem Tropenschauer. Ist doch herrlich dramatisch und gleich viel weniger kitschig.

Auf dem Weg hierher haben wir erst in der schönen (und sehr grünen) Anse la Roche im Norden von Carriacou einen Zwischenstop eingelegt und ausgiebig an den pittoresken Felsen in der Bucht geschnorchelt. Dann ging’s aber doch weiter zum Ankerplatz zwischen Petit St. Vincent (gehört zu St. Vincent 🇻🇨) und Petit Martinique (gehört zu Grenada 🇬🇩). Der Ankergrund hier ist etwas tricky, obwohl es in der Seekarte gar nicht so aussieht, aber wir haben zwischen zwei Superyachten (eine davon mit einem unfassbar großen aufblasbaren Einhorn auf dem Vorschiff) dann doch einen Sandspot gefunden, in dem unser Anker über Nacht trotz diverser Drehungen der Flora um die eigene Achse gut gehalten hat.

Vor allem aber können wir von hier aus eben den Dinghyausflug mit Florecita nach Mopion unternehmen. Also Wein und Gläser eingepackt und in strahlendem Sonnenschein schnell los, denn am Horizont erscheinen schon ein paar dunkle Schatten.

Mopion haben wir ganz für uns alleine und wir umwandern die ganze Insel, was fast zwei Minuten dauert. Na klar, die Drohne kommt auch noch zum Einsatz:

Zurück an Bord der Flora gibt es dann weit weniger Regen als erwartet, die dicksten Wolken ziehen vorbei. Und Heute: strahlender Sonnenschein. Und Mopion wurde von einem anderen Dinghy aus “bevölkert”.

Wir segeln gerade bei herrlichsten Bedingungen wieder nach Norden in Richtung St. Vincent. Am Donnerstag und Freitag soll viel Wind kommen, da wollen wir möglichst bereits auf Martinique 🇲🇶 sein, weil Jan am Samstag von dort aus zurück nach Hamburg fliegt.

Pelikan-Tag

Es fing ganz anders an. Der Morgen in der Tyrell-Bay, wo wir gestern nach Grenada 🇬🇩 einklariert haben, begann mit ausgiebigem Schnorcheln. Wir haben direkt neben einem zum schwimmenden Seezeichen (Untiefentonne Nord) umfunktionierten Boot geankert. Also flugs mal dahin geschnorchelt und die gleich zwei Wracks unter dem gelben Unikum erkundet.

Danach haben wir dann eine Bucht weiter nach Norden verholt und liegen jetzt ganz wunderbar vor der kleinen palmenbestandenen Insel Sandy Island.

Und als wenn das noch nicht traumhaft genug wäre, liefern uns die hier zahlreichen Pelikane (zugleich die ersten, die wir sehen) eine Flug- und Jagdshow sondergleichen. Es gibt riesige Schwärme kleiner Fische am Riff nahe der Insel und die Pelikane bedienen sich. Sie segeln über dem Wasser, stürzen sich dann plötzlich senkrecht in die Tiefe und führen dabei die putzigsten Verrenkungen durch, um ihre Beute nicht aus den Augen zu verlieren.

Dabei schießen sie auch direkt neben uns ins Wasser und bieten uns ebenso spektakuläre Ansichten, wenn sie zu ihrer nächsten Runde starten.

Beach-Dinner

Eigentlich hätten wir heute dann doch mal weiter segeln wollen, aber 1. haben wir gestern mit den Crews der Amalia of London (Steve 🇬🇧 und Helena 🇵🇹 ) und der Anushka (Marc und Annie 🇫🇷) Silvester gefeiert, Lobster vertilgt und bei uns auf dem Boot danach noch gemeinsam “Dinner for one” geguckt. Da haben wir heute dann doch etwas länger geschlafen.

Und 2. haben wir dabei die Einladung für ein Beach-Dinner mit weiteren Seglern erhalten, insbesondere der Ariel IV – Crew Eric und Birgitta 🇸🇪 und noch einigen mehr. Marc hat dafür schon mal Austern angekündigt, wir konnten nicht widerstehen. Und so gab es ein großes Dinghy-Treffen auf der Landzunge am Turtle-Beach mit viel Schnacken (unter anderem haben wir Nils, Andrea und Noah von der Marzemino 🇩🇪 getroffen, die mit ihrer Bavaria 31 auf Atlantikrunde sind).

Und mit Dunkelwerden haben wir uns etwas windgeschützter in die Ecke verholt, die Decken ausgebreitet, getafelt und den Humor der anderen Crews genossen, die sich schon aus Surinam kennen. Ariel hat die Welt schon umsegelt, Anushka ist von den Seychellen über Madagaskar, Südafrika, St. Helena und Brasilien hierher gesegelt, Amalia ist nach ihrer Atlantiküberquerung 2018 nun schon die zweite Saison in der Karibik. Wir sind hier die Frischlinge.

Oh, und nicht zu vergessen: auch die Naturerlebnisse reißen nicht ab. Gestern z.B. ist doch glatt beim Schnorcheln ein gefleckter Adlerrochen elegant und ohne einen einzigen “Flügelschlag” unter uns durchgeflogen:

Adlerrochen