In ein neues Jahr mit Walen auf dem Tisch

Der Ankerplatz hier in hinter Great Bird Island auf Antigua ist wirklich traumhaft.

Trotzdem: anders als ursprünglich gedacht können wir den letzten Sonnenuntergang des Jahres doch nicht mit einem Abgrillen am Strand der Insel begehen, dafür kachelt es einfach zu sehr. Immerhin, für einen Nachmittagsgang durch die Inselsenke vom Südstrand hinüber zum Nordstrand in der Windy Cove reicht es. Gemeinsam mit Annemarie und Volker können wir die auf der Flutlinie wellenumspült und verlassen im Sand stehenden Bänke als potentiellen Picknickplatz auskundschaften.

Zum Abendessen geht es dann aber zu ihnen auf die Escape. Wir können zwar nur Orangen und Zwiebeln, Prosecco und ein Glas von Andrea eingelegter Hibiskusblüten beisteuern, aber Volker zaubert aus den Tiefen der Gefriertruhe Gambas und Lachs hervor und bereitet ein superleckeres Drei-Gänge-Menü, es wird ein richtig schönes gemütliches Silvester. Feuerwerk ist um Mitternacht tatsächlich an Land einiges (in großer Entfernung) zu sehen, sowohl in St. Johns als auch in Jolly Harbour und in den Hotels wird offensichtlich geböllert.

Neujahr lassen wir dann sehr ruhig angehen. Es bläst noch immer, wir bleiben an Bord der Flora, schlafen aus (ist ja ein Feiertag😉) und pruddeln ein bisschen herum. Heute mal nicht am Boot selbst, aber in den Schapps findet sich doch so das ein oder andere zur Beschäftigung.

Erst mal Brot backen.

Wird wieder ganz gut, der Teig geht mit etwas Extra-Hefe schön auf und die Kruste gelingt auch (im offenen kleinen Wok im Backofen). Den Neujahrsnachmittag verbringen wir dann spielerisch:

Obwohl wir im Frühjahr sowohl auf dem Weg von Guadeloupe nach Antigua Wale (in dem Fall mehrere Pottwale) ganz nah am Boot gesehen haben als auch auf dem Törn von Barbuda nach Antigua (evtl. ein Buckelwal) hatten wir hier bisher im Winter keine Begegnung mit den großen Meeressäugern.

Jetzt kompensieren wir das ein bisschen, indem wir am Neujahrstag unser „Selbstgeschenk“ aus New Bedford auspacken. Dort hatten wir im Walfangmuseum ein Puzzle gekauft, eine schöne Erinnerung und nur 500 Teile, das sollte doch flott zu machen sein. O.k., so schnell nun auch wieder nicht, denn die amerikanischen Jigsaw 🧩 haben einen von den Puzzeln meiner Kindheitserinnerungen doch deutlich unterschiedlichen viel unregelmäßigeren Teilezuschnitt und dieses hier ist in blau-weiß auch ziemlich monochrom, aber zum Abendessen sind wir dann doch fertig damit.

Ist es nicht schön, sich einfach mal sechs Stunden für so etwas Zeit nehmen zu können?

Das Puzzeln scheint sich für uns fast zu einer Antigua-Routine zu entwickeln, denn unsere letzten Puzzle hatten wir auch auf Antigua gemacht, zu Beginn des Lockdowns. Nochmals ganz lieben Dank an Eike, der uns durch sein Geschenk in Alicante (von uns damals als „was soll man damit auf dem Boot“ belächelt) wieder an diese schöne Beschäftigung herangeführt hat.

Das neue Jahr fängt für uns jedenfalls schon mal gut an.

#stay on Board = Backzeit

In Deutschland soll es ja momentan mancherorts schwierig sein Mehl und Hefe zu bekommen. Anscheinend führt die Zeit, wo man zu Hause bleiben soll dazu, dass gebacken wird. Auch bei uns ist das so. Wir haben genug Mehl an Bord. Wir vakuumieren es immer, so hält es sich gut. Und Nachschub haben wir heute auch bekommen, sogar Roggenmehl.

Normalerweise ist für das Brotbacken bei uns ja Ralf zuständig, da er es liebt den Teig mit den Händen durchzukneten. Ich brauche das ja nicht unbedingt. Jetzt gab es aber auf der „Antigua Cruisers“ Facebookseite Lieblingsrezepte anderer Segler. Darunter auch ein no knead bread, ein Brot, das man nicht kneten braucht. Das ist etwas für mich. Gebacken habe ich es in unserem mit Backpapier ausgelegten Miniwok im Backofen. Dadurch hat es eine super Kruste bekommen, sehr lecker.

Auch zum Kuchenbacken ist Zeit. Vor ein paar Tagen habe ich einen Kokos-Zitronenkuchen gemacht. Wir haben verschieden Backformen aus Silikon. Die funktionieren hervorragend und brauchen an Bord nicht viel Stauraum.

Zu Ostern gibt es heute klassisch Möhrenkuchen.

Wir wünschen Euch allen gerade in diesen Zeiten ein frohes Osterfest!

Nix mit Marbella, dafür Bootstüdelkram

Dienstag haben wir uns in die lange Reihe derer eingefunden, die Probleme mit dem Wiederbefüllen von Gasflaschen in fremden Ländern haben. Bei uns wird es zusätzlich noch dadurch verkompliziert, dass wir in Griechenland 🇬🇷 die an Bord befindliche unbekannte Flasche (entweder schwedisch 🇸🇪 oder bulgarisch 🇧🇬 ) nicht befüllen lassen konnten und deshalb eine neue griechische 11 kg Gasflasche gekauft haben (und noch eine zweite als Reserve). Angeschlossen haben wir sie aber über einen deutschen 🇩🇪 Gasdruckminderer, weil ich für den internationale Adapteranschlussstücke bekommen konnte. Natürlich den griechischen (der auch in Italien 🇮🇹 funktionieren soll), aber auch einen spanischen 🇪🇸 und einen portugiesischen 🇵🇹 (der übrigens wiederum dem schwedischen, also vielleicht der Ausgangsflasche entspricht). Zum Verständnis: die Adapter sind nur ein Notbehelf, mit ihnen soll man eine in dem jeweiligen Land erworbene Gasflasche an den deutschen Gasdruckminderer anschließen können. Und als Not-Not-Lösung haben wir zudem noch einen Adapter für die kleinen sauteuren blauen CampingGaz-Flaschen. Wir fühlten uns gut gewappnet. Zumal andere Segler berichtet hatten, dass das Befüllen ausländischer Flaschen zwar in England 🏴󠁧󠁢󠁥󠁮󠁧󠁿 und Frankreich 🇫🇷 quasi unmöglich sei, in Spanien dagegen kein großes Problem. Na ja, in Fuengirola aber leider doch.

Ich habe den Dienstag damit verbracht, die Stadt abzuklappern mit unserer (fast) leeren griechischen 11 kg Flasche auf unserem „Hackenporsche“, einer kleinen zusammenklappbaren Sackkarre. Gut, die erste Runde hätte ich mir schenken können, sie war allein schon wegen meines Timings zur Erfolglosigkeit verdammt. Irgendwann sollte ich mir merken, dass man tagsüber (am frühen Nachmittag) in Spanien nichts erledigt bekommt, weil die relevanten Läden dann eben meistens geschlossen sind.

Auf meiner zweiten Runde (nach 16:30) war die mir vom Hafenmeister empfohlene Ferreteria (Eisenwarenhandlung, manchmal auch eher schon Baumarkt) entgegen der Angaben auf ihrem Öffnungszeitenschild trotzdem zu und wirkte so, als sei sie das endgültig (keineswegs, wie wir am Mittwoch auf der dritten Runde erfuhren, allerdings konnten sie unsere Flasche ohnehin nicht befüllen). Die Repsol-Tankstelle hatte zwar 11 kg Gasflaschen, wollte sie aber nur tauschen, nicht verkaufen. Das wiederum würde nur die Zentralniederlassung am anderen Ende der Stadt machen. Also da hin. Nur um dort mitgeteilt zu bekommen, die Flaschen würden für unser System nicht passen, das müsste von einem Fachmann umgerüstet werden. Der optische Vergleich schien das zu bestätigen, die spanischen Flaschen haben anders als unsere kein integriertes Absperrventil.

Na gut, wir haben kein aktuelles Problem, die Flasche hat die ganze letzte Saison und die beiden zurückliegenden Monate gehalten, etwas ist noch drin und wir haben noch eine ganze Flasche in Reserve. Und der zwischenzeitlich befragte Gasflaschenlieferant (LKW auf der Straße getroffen und Fahrer befragt) sagt uns, die Flasche könne weder in Fuengirola noch in Málaga oder Marbella befüllt werden, das ginge nur in Algeciras. Praktisch, der Nachbarort von Gibraltar ist ja ohnehin unser nächstes Ziel.

Ein bisschen Google bringt auch Licht in die Absperrventil-Problematik. Auf womo-iberico ist sehr schön beschrieben, wo die Unterschiede liegen und welche Lösung es für den Anschluss der spanischen Gasflaschen gibt: einen einfachen Clip-on für 10-15 Euro.

Lernkurve! 🤨

Das erste an Bord der Flora selbstgebackene Brot hebt die Stimmung am Abend.

Wie schon angedeutet, sind wir Mittwoch dann doch nicht nach Marbella gefahren, obwohl es eine gute Busverbindung gibt. Aber Wiebke schnüffelt etwas und Klimaanlagen (wie in den Bussen) sind dann nicht so angesagt. Das gibt uns die Gelegenheit, die Gasflaschenproblematik weiter zu verfolgen (siehe oben), etwas einzukaufen und bisher aufgeschobenen Bootstüdelkram anzugehen, etwa den Außenborder mit Frischwasser zu spülen, damit sich nicht zuviel Salz in den Kühlwasserkanälen festsetzt:

Oder das Dinghy vom gesammelten Sand (auch unter den Bodenbrettern) befreien, also Luft ablassen, spülen, wieder aufpumpen. Doof allerdings, wenn dabei die Pumpe den Geist aufgibt. Aber mit etwas Ducktape und der eigentlich unpassenden SUP-Pumpe lässt sich auch hier ein Workaround finden 😉.

Außerdem nutzt das gescholtene Fuengirola die Zeit um bei uns Punkte zu machen. Wie unsere Segelfreunde Doris und Christian auf ihrem schönen Blog Dancingpearl so treffend geschrieben haben, lohnt sich ein zweiter Blick.

Wir finden auch in Fuengirola ein paar nette Ecken und genießen außerdem in einem schönen Chiringuito (Urform des Beachclubs/Strandrestaurants) superleckere am offenen Holzfeuer gegrillte Sardinen.

Und jetzt geht’s auf nach Gibraltar 🇬🇮.