Erste Aktion am Morgen: Code0 neu an den Furler laschen. Das hört sich einfach an und ist es eigentlich auch. Nur der Standort vor dem Bugkorb auf dem über den Anker hinausragenden Edelstahlrüssel macht das Arbeiten dort auf hoher See dann eben doch etwas aufwändiger. So haben wir es auch zunächst anders versucht und den Code0 aufs Vorschiff heruntergelassen, aber ohne die Spannung bekommen wir die Kausch des Torsionskabels einfach nicht in die richtige Position. Also wieder hoch und in verkrampfter Haltung vorm Bugkorb arbeiten. Aber nach einer Stunde ist es geschafft und wir können den Code0 wieder setzen.
Jetzt ist der Morgenkaffee aber wirklich verdient.
Alles außen am Boot klebt vor Salz. Wir kleben auch. Salz und Schweiß, die tropischen Temperaturen machen sich bemerkbar. Nächste Aktion ist also etwas Süßwasserspülung für Scheiben, Persenninge, Griffe und Edelstahlteile. Und dann für uns selbst auf dem Achterdeck.
Frühstück.
Internetrecherche über die Lasching bzw. den Furler, telefonieren und chatten mit Segelfreunden. Wetterdiskussion mit unserem Buddyboat Fidelis, die im Moment etwa 20 sm vor uns segeln.
Endlich ist die See nicht mehr so ruppig, bei diesen Bedingungen kann man doch mal wieder die Angeln ausbringen. Eine Viertelstunde später rauschen sie schon aus. Beide gleichzeitig. Zwei schöne Skipjack-Tuna sind dran, einen lassen wir aber wieder frei, der andere, etwa 56 cm lang, wird gleich filetiert. Das reicht für drei bis vier Tage.
Der Wind nimmt zu, Segelwechsel auf die Fock.
Beim Starten des Wassermacher gibt’s eine Schrecksekunde. Wahrscheinlich eine kleine Blockage (Muschel?) im Seeventil, nach Filtercheck und mehrfachem Öffnen und Schließen des Seeventils der Ansaugleitung läuft er dann doch wieder ganz normal. Ich fülle den Tank ein bisschen auf und dann auch die leer gewordenen Trinkwasserflaschen.
Wiebke backt in der Zwischenzeit Muffins (Mandel/Weiße Schokolade/Himbeer bzw. Pfirsich) und weicht außerdem schon mal Linsen für das Abendessen ein. Gestern gabs asiatische Mie-Nudeln mit Möhren und Weißkohl.
Nebenbei: Backen ist auf der Flora definitiv ein Indikator für gute Stimmung an Bord!
Ein Regenschauer kommt vorbei und klaut den Wind. Eine halbe Stunde dümpeln mit rund 3 kn. Sonnenschutz aufbauen. Dann kommt der Wind mit 10 kn zurück. Schön, jetzt können wir wieder auf den Code0 wechseln. Jetzt 13 kn, das ist mit diesem Segel schon wieder ganz schön schräg (aber schnell).
Und schon ist wieder ein Tag um.
Etmal 156 sm, gesamt auf dieser Passage bisher 2.283 sm, rechnerisch bis Gambier noch 1.017 sm.
Es lebt sich immer noch schräg und trotzdem doch so viel angenehmer. 20 Grad Winddreher, statt 40 grad hoch am Wind jetzt 60 Grad voll und bei. Dazu haben Wind und Wellen etwas abgenommen. Ab und zu kommt noch eine See an Deck, aber das ist zum Glück selten geworden.
Der strahlend blaue Himmel tut ein übriges, wir sind raus aus dem “da müssen wir jetzt durch”-Modus und können wieder genießen.
Gestern Abend dagegen sah das noch ganz anders aus. Um wenigstens in Ruhe Abendbrot essen zu können, haben wir tatsächlich einfach beigedreht. Das Groß war eh im zweiten Reff und dichtgesetzt, die Fock stand voll. Durch den Wind wenden, ohne die Schoten zu fieren, danach gegenlenken und das Steuerrad (bei backstehender Fock) festsetzen. Erfolg: statt wildem Gebolze und durch die Wellen springender Flora kehrt urplötzlich eine kaum fassbare Ruhe und Stabilität ein. Keine überkommende See mehr, nur noch leichtes Rollen des Bootes in der Welle. Wir können uns an Bord unverkrampft bewegen und eben auch in Ruhe essen. Driften halt langsam ein bisschen in die falsche Richtung, das ist hier auf dem freien Ozean ja völlig unerheblich.
Nicht zu unterschätzen ist auch der psychologische Effekt dieser Erfahrung: wenn wir so einfach die Situation beruhigen können, kann es allzu schlimm ja doch nicht sein! Und dann kann es weiter gehen mit dem wilden Ritt.
Weil zu unserer Kommunikation per Starlink immer mal wieder Fragen kommen: bisher funktioniert es einwandfrei, selbst bei dem Gebolze der letzten Tage. Tarif Mobile Global, Priority Data toggle auf “on”.
Wir schalten es weiterhin zumindest über Nacht aus, indem wir es vom Strom nehmen. Manchmal auch zwischendurch am Tag. Der Grund dafür ist simpel: Starlink zieht etwa 65 Watt Strom, etwa 5 Amp pro Stunde bei 12 Volt. Hinzu kommt, dass er über den 230 Volt Inverter betrieben wird, was zusätzlich Strom verbraucht. Damit ist es unser größter Einzelverbraucher an Bord, benötigt (wenn eingesteckt) mehr Strom als etwa unser Kühlschrank oder unser unermüdlicher elektrischer Autopilot. Wir wissen von anderen Booten, dass sie ihr Starlink auf Passage trotzdem durchlaufen lassen aus der Befürchtung heraus, es würde bei Wiedereinschalten eventuell keine Verbindung herstellen können. Wir haben bisher allerdings damit keine Probleme gehabt. Es dauert nur manchmal länger, bis eine stabile Verbindung steht:
Bis zu 15 Minuten müssen wir uns schon mal gedulden. Nicht so wild. Dafür gibt’s unterwegs flottes Internet (entsprechend gute Wetterinfos), Telefonate mit der Familie und und und.
Noch etwas zur Stromproduktion auf Flora: eigentlich übernehmen unsere Solarpanele die Hauptlast dieser Aufgabe. Panele von 630 WP sind fest installiert, weite 200 WP hängen wir bei Bedarf und Möglichkeit mit günstiger Ausrichtung zum Beispiel am Seezaun auf. In den zurückliegenden bewölkten und regnerischen Tagen bringen die Solarzellen allerdings nicht sehr viel. Wir mussten trotzdem nicht auf den 5 KW Dieselgenerator zurückgreifen (was bei so viel Schräglage auch nicht völlig unproblematisch wäre), weil der Silentwind Windgenerator a Floras Heck quasi Idealbedingungen hatte und gut produzierte. Oft ungeliebt wegen der Geräuschentwicklung älterer Anlagen am Ankerplatz, ist der Windgenerator auf Seepassagen für uns eine hervorragende Ergänzung.
Etmal 156 sm, gesamt auf dieser Passage 1.960 sm, rechnerisch bis Gambier noch 1.340 sm.
Langfahrtsegeln bedeutet, sein Boot an den schönsten Ankerplätzen der Welt zu reparieren. Oder auf Englisch noch knackiger formuliert: Cruising is boatwork in exotic places.
So geht’s uns jetzt hier in der malerisch Ensenada de la Partida. Gerade noch genießen wir die Gemeinschaft der Cruiser, die sich hier eingefunden haben. Potluck am Strand, am nächsten Abend auf der “Dos Peces” von Vicky und Kevin, am Tag darauf Sundowner auf der Talion, außerdem organisiert die unermüdliche Heidi von der “Sonho” Aktivitäten wie die Dinghyfahrt zu den Höhlen an der Westseite der Insel, es gibt morgendliche Yogatreffen am Strand und einiges mehr.
Außerdem erleben wir tolle Sonnenuntergänge …
… und die Sturzflug-Orgie der Pelikane und Boobies zur Dämmerung, wenn sie auf der Jagd nach den jetzt offenbar aufsteigenden Fischen in großer Zahl und immer wieder kopfüber ins Wasser stoßen. Was für ein Spektakel.
Na klar, zwischendurch steht auch Bootsarbeit an. Ich wühle unsere Tauchsachen hervor und schrubbe das Unterwasserschiff bis zum Kiel. Jetzt sehe ich auch, worauf die Pelikane und Boobies so scharf sind. Ein großer Schwarm von etwa 25 cm langen jungen Hornhechten (“Needlefish”) mit ihrem schnabelartig verlängerten spitzen Maul sucht Schutz im Schatten der Flora.
Nach der anstrengenden Putzaktion dann mit der Restluft der Tauchflasche noch kurz den Propeller der neben uns ankernden “Fidelis” gecheckt und ein bisschen poliert. Jeroen füllt mit seinem Kompressor meine Tauchflasche gleich wieder auf, klasse. Abends spielen wir auf der Fidelis “Mexican Train Domino”. Der Wassermacher auf der Fidelis mackelt und ihre Trinkwasservorräte werden knapper, also machen wir ein bisschen mehr Wasser und bringen es ihnen hinüber. Nur: dabei springt irgendwann unsere automatische Bilgepumpe an.
Hm, das ist kein gutes Zeichen. Kurzer Check: Salzwasser in der Bilge (dem tiefsten Bereich im Inneren des Bootes). Wir suchen nach der Ursache und – wenig überraschend bei dem zeitlichen Zusammenhang – es ist der Wassermacher. Der bereitet zwar weiterhin gutes Frischwasser aus dem Seewasser, flutet dabei aber auch unser Bootsinneres mit Salzbrühe. Die läuft dann vom Wassermacher unter unserer Koje an der Bordwand hinunter in die Bilge. Zu unserem Glück wird dabei nur die seit dem Mittelmeer dort eingelagerte Gangway nass, die anderen dort gestauten Sachen sind allerdings ohnehin überwiegend in Vakuumbeuteln geschützt. Außer unserem Ersatzvorsegel. Das ist zwar trocken geblieben, kommt aber jetzt trotzdem auf die Rollanlage. Der Grund dafür ist, dass wir auf der Passage nach Französisch Polynesien lieber wieder die alte Fock aufziehen möchten. Nicht um die neue Fock mit ihren 4 kurzen senkrechten Latten zu schonen, sondern weil die alte eben keine Latten hat. Am Wind sind die Latten gut, aber (jedenfalls bei uns) führen sie auf Vormwindkurs mit ausgebauter Fock zu einer blöden Falte am Ende der Latten. Kein guter Stand und wohl auch eine ziemliche Belastung für das Segel auf einer langen Strecke. Die Falte konnten wir bisher nicht vollständig weg trimmen, daher war der Wechsel auf die alte Fock für die Passage ohnehin vorgesehen. Und wo wir den Stauraum unter unserem Bett jetzt sowieso leer machen müssen…
Eigentlich wollten wir nach den schönen Tagen hier in der Bucht mal wieder weiter segeln, aber, na ja, eben nur eigentlich.
Statt dessen wird eben unser größter Stauraum an Bord leer gemacht und das Boot damit ins Chaos gestürzt. Der Wassermacher ausgebaut, die widerspenstige Endkappe der Membranhülle mit viel Überredungskunst (und einigen Flüchen) tatsächlich doch ausgebaut. Die Leitungen werden durchgeblasen, sie sind nicht verstopft.
Das Salzwasser leckt aus dieser Kappe, allerdings an der für uns nicht auf Anhieb erklärlichen Stelle, nämlich am Produktwasserauslass entlang. Laut Troubleshooting der Bedienungsanleitung ist die wahrscheinlichste Ursache dafür ein verschlissener O-Ring in der Abdichtung. Zum Glück haben wir das Dichtungs-Set des Wassermacherherstellers als Ersatz an Bord.
Der Produktwasserauslass hat keine O-Ringe, aber sicherheitshalber erneuern wir die Teflonband-Wicklungen auf dem eingeschraubten Gewinde. Vom Fitting sind die alten Reste leicht zu entfernen, aus dem Inneren des Endstopfens dafür um so schwieriger.
Der erste Tag ist um. Leckere Zitronen-Kokos-Küchlein aus dem Bordbackofen gegen den Frust.
Der nächste Morgen: der große O-Ring außen am Endstopfen wird ersetzt, erst ohne, dann mit Vaseline eingesetzt, zwischendurch der Wassermacher jedes Mal wieder zusammengesetzt, eingebaut und ausprobiert: leckt immer noch. Der innere O-Ring im Endstopfen ist eigentlich unverdächtig, schließlich müssten wir sonst Salzwasser im Produktwasser haben. Aber auch der wird getauscht. Neuer Einbau, gleiches Ergebnis.
Den Hochdruck-Auslass für den Auslass der Salzlake bekomme ich nicht ab, weil ich den Endstopfen auf der Flora nicht vernünftig (beschädigungsfrei) einspannen kann. Aber Alex von der “Chandelle” kann helfen, gemeinsam bekommen wir dieses Fitting gelöst. Auch hier wird der O-Ring getauscht. Neuer Einbau, gleiches Ergebnis.
Wieder raus. Vielleicht hat sich innen etwas versteckt, was wir bei der Reinigung übersehen haben. Nochmal checken. Nein. Aber da, im Durchfluss der Salzlake durch den Endstopfen, direkt am Gewinde des Hochdruck-Auslasses, entdecken wir zwei klitzekleine Haarrisse.
Grr. Die verhindern die Abdichtung, das Salzwasser der Lake läuft an dem Gewinde durch und sucht sich dann den Weg des geringsten Widerstands unter der Metall-Abschlussplatte hindurch zum Loch für den Produktwasserauslass. So jedenfalls reimen wir uns das zusammen. Gemein, denn das wohl bedeutet, dass wir einen neuen Endstopfen benötigen. Der wird hier in Mexiko vielleicht nicht ganz so leicht zu beschaffen sein. Teile werden meist über San Diego bestellt, das kann dauern. Na ja, mal sehen, immerhin gibt es in La Paz einen Wassermacher-Servicebetrieb. Es könnte allerdings sein, dass wir unsere Abfahrt Richtung Französisch Polynesien doch noch wieder auf etwas später verschieben müssen.
Egal, definitiv besser jetzt und hier einen solchen Schaden feststellen als unterwegs auf der Passage!
Wir verabschieden uns jedenfalls aus der (immer noch wunderschönen) Ensenada de la Partida und machen uns auf Richtung La Paz.
Unterwegs heitern uns springende Mobula-Mantas auf:
Und ohnehin: es ist herrliches Segeln in diesem wunderbaren Revier. Da kann man doch ruhig noch etwas länger bleiben …
Eines der vielen Monumente auf dem Malecón von La Paz. Der Blick der Statue richtet sich auf das Meer, auf unseren Ankerplatz. Vielleicht geht er auch darüber hinaus, in die Ferne. Die fein gearbeiteten Gesichtszüge, der verschmitzte Blick, die ironische Brechung durch das gefaltete Papierschiffchen, diese Bronzefigur gefällt uns richtig gut. Schaut sie zurück auf das Erlebte oder nach vorn auf das was kommt?
Viel zu schnell ist die Zeit mit unseren Freunden Catalina und Jan an Bord der Flora schon wieder vorbei, Abschieds-Tacos bei “Clara Fish Jr.” in der Stadt, am nächsten Morgen geht für Catalina schon ganz früh der Flieger. Danke Ihr beiden, es war mal wieder wunderschön mit Euch an Bord.
Jans Flieger geht einen Tag später, wir spannen den Chief am letztern Tag gnadenlos für Bootsarbeiten ein. Die neue Rolle für die Reffleine der Fock hatte er mitgebracht, jetzt wird sie montiert. Ölwechsel am Außenbordmotor, Check des Bootsdiesels. Außerdem installieren Jan und ich die Anschlüsse für zwei weitere Solarpanele. Der Regulator unseres Silentwind-Windgenerators bietet die Möglichkeit, zusätzlich Solarpanele anzuschließen. Das nutzen wir aus und schließen entsprechende Kabel an. Wir entscheiden uns aber gegen eine feste Installation der Panel. Diese vergleichsweise billigen semiflexiblen Solarpanele fahren wir tatsächlich schon seit drei Jahren als Backup durch die Gegend. Mit der jetzigen Installation können wir (am Ankerplatz) die Kabel durch ein beliebiges Fenster der Achterkajüte legen und per Steckverbindung an die Panel anschließen. Dadurch können sie z.B. auf der Sonnenseite an den Seezaun oder auf dem Bimini an den Großbaum gehängt werden. Bei Nichtgebrauch verschwinden sie schnell wieder unter der dritten Koje.
Eine willkommene Ergänzung von weiteren 2 x 100 WP zu unserer Energieversorgung, die damit auf 830 WP Solar plus den Windgenerator angewachsen ist, zudem kann im (seltener gewordenen) Bedarfsfall der 5 KW Dieselgenerator und natürlich die Lichtmaschine des Volvo-Penta ebenfalls Strom produzieren.
Der Stromverbrauch ist in letzter Zeit angestiegen. Das liegt an den wärmeren Temperaturen, die den Stromhunger unserer beiden wassergekühlten Kühlschränke erhöhen, am ebenfalls energiehungrigen Starlink, aber auch an unserer Induktionskochplatte.
In Campbell River (am Landstrom) haben wir die IKEA-Einflammen-Induktionsplatte hervorgeholt. Ursprünglich nur als Backup für den Fall einer schwierigen Propangasversorgung an Bord, hat sich die Platte seitdem sehr bewährt. So dauert der Morgen-Mokka nur etwa die Hälfte der Zeit. Unser Inverter kommt gut mit der maximal 2.000 Watt verbrauchenden Platte zurecht und die (jetzt nochmals ergänzten) Solarpanel füllen die Verbraucherbatterien gut wieder auf. Nebeneffekt: wir verbrauchen deutlich weniger Propangas, obwohl wir weiterhin insbesondere den Backofen intensiv nutzen. Heute zum Beispiel mit Brot backen, Granola-Müsli machen und Apfelkuchen backen am Stück, damit der Ofen nicht mehrfach aufheizen muss.
Und wo wir schon bei den Mahlzeiten sind: wir haben mal wieder etwas zwar Altbekanntes, aber für uns komplett Neues ausprobiert, getreu der Frage vom Beginn unserer Reise: “Wann habt Ihr zuletzt etwas zum ersten Mal gemacht?”
Einkochen ☺️.
Damit hatten wir schon länger geliebäugelt, weil es eine wunderbare Methode ist, Lebensmittel an Bord haltbar zu machen, zudem ohne den riesigen (und andauernden) Energiebedarf einer Gefriertruhe. Einigermaßen (Propangas-)sparsam geht das allerdings nur mit einem Schnellkochtopf, und vor denen hatten wir ziemlichen Respekt. Gespräche mit anderen Seglern und letztlich ein geschenktes Glas eingekochter Mahi-Mahi von den Seenomaden Doris und Wolf haben dann aber den Ausschlag gegeben, es doch zu versuchen.
Wir haben schon mal begonnen, Fleischvorräte für Französisch Polynesien einzukochen. Und Bestandsaufnahme unserer Lebensmittel gemacht, erste Großeinkäufe hier in La Paz getätigt. Ein bisschen Zeit ist noch, aber wir überlegen, früher als ursprünglich geplant nach Süden aufzubrechen. Vielleicht noch im Januar.
Und das bringt uns zum Blick nach vorn:
Also erst mal Inventur machen und auch die weniger benutzten Stauräume unter und hinter den Sitzen durchgehen, die Excel-Liste auf Stand bringen. Sind 5 kg Haferflocken genug? Wie viel H-Milch und Milchpulver brauchen wir? Wie viel Reis, Nudeln, Bohnen, Konserven, Getränke, Mehl, Kaffee, Olivenöl, …, wie viel von den weniger haltbaren Lebensmitteln? Dabei geht es anders als bisher nicht nur um den Monat der Passage. Die Einkaufsmöglichkeiten in Französisch Polynesien sind einigermaßen begrenzt. Erst in Papeete auf Tahiti werden wir wieder auf große, gut gefüllte Supermärkte stoßen. Bis dahin wird es ziemlich lang. Auf der geplanten Strecke über die Gambier-Inseln, die Tuamotu-Atolle und die Marquesas wird das Angebot in den kleinen Läden eher überschaubar sein und oft abhängig davon, wann zuletzt das Versorgungsschiff angelegt hat. Aber wie bevorratet man sich für – sagen wir mal – sechs Monate? A was soll man eigentlich alles denken für ein halbes Jahr? Das ist jedenfalls auch ein Novum für uns.
Da stehen auf alle Fälle noch einige weitere Einkäufe an.
Tja, und das bewegt uns derzeit so auf unserem Ankerplatz hier in La Paz.
Die Südspitze der Baja California kommt in Sicht. Seit San Diego sind wir über 700 Seemeilen (rund 1.300 km) an dieser gigantischen mexikanischen Halbinsel entlang nach Südosten gesegelt. Nennenswerte Streckenanteile wurden auch motort, um günstige Seegangsbedingungen auszunutzen oder exponiertere Ankerplätze bei ruhigem Wetter zu erreichen. Wir haben mexikanische Städte, Dörfer, Fischercamps und abgelegene Ankerplätze an der westlichen Pazifikküste besucht. Und jetzt wollen wir Floras Bug erst einmal wieder nach Norden richten, hinein in die Sea of Cortez, wie der durch die Baja California gebildete Golf von Kalifornien auch genannt wird.
Die Rundung der Südspitze der Baja California wollen wir nutzen, um im dortigen Touristenmekka Cabo San Lucas Floras Dieseltank wieder aufzufüllen.
Es wird ein echter Kulturschock. Na gut, etwas über 200.000 Einwohner hat der Ort. Aber anders als etwa in Ensenada wird bei der Anfahrt klar, wie intensiv der Tourismus diesen Ort prägt. Fallen beim Näherkommen zunächst neben einigen Hotelklötzen noch die auf die Klippen gebauten Luxusvillen ins Auge …
… wird dann doch mehr und mehr deutlich, dass die mehr als 3 Millionen Besucher pro Jahr ja schließlich auch irgendwo untergebracht werden müssen.
Sieht doch eigentlich noch ganz gut aus? Ja, aber. Die Einfahrt in den Hafen zum Fuel-Dock führt an markanten Felsformationen und eingestreuten Stränden vorbei. Der Verkehr an Ausflugsbooten, Sportfischer-Yachten, Schnorchel- oder Tauchbooten, Wassertaxis, Jet-Skis, Fähren und Hafenliegern in die enge Einfahrt ist chaotisch, das Wasser aufgewühlt, Vorfahrt-Regeln scheinbar nicht existent. Es hilft auch nicht, dass ein Kreuzfahrer direkt neben der Zufahrt ankert.
Wie auch immer, wir schaffen es hinein, tanken, und dann gleich wieder weiter. Den ursprünglichen Plan, vor dem zentralen Strand der Stadt zu ankern, geben wir schnell auf. Zu aufgewühlt das Wasser, zu viel dröhnende Musik von Booten und Strandlokalen.
Diese Entscheidung wird uns besonders leicht gemacht, weil für die nächsten zwei Tage der in der Sea of Cortez um diese Jahreszeit dominante Nordwind Pause macht. Wir können dadurch die weiteren rund 150 Seemeilen ums Eck und nach La Paz bei deutlich angenehmeren Bedingungen in Angriff nehmen. Also los, und: tschüss, Cabo.
Die Stadt zieht sich inzwischen einige Meilen weiter die Küste entlang, aber im Laufe der nächsten Nachtfahrt bleibt die dichte Bebauung achteraus und am nächsten Morgen präsentiert sich die Baja California auf ihrer Innenseite wieder als eher dünn besiedelte Landschaft. Und doch anders, als wir sie erwarten: hier im Süden grüner, gebirgiger, scharfkantiger. Ein faszinierendes Wechselspiel von Klippen und Stränden, dass langsam erneut karger wird, je weiter wir wir wieder nach Norden kommen.
Mal ein ganz anderer Aspekt unserer Reise, der hier in San Diego ganz besonders deutlich wird: wenn wir an Land sind, gehen wir ziemlich viel. Meilenweit. Wir lieben Hikes durch die Natur, klar. Und wir erwandern uns auch in Städten gern die Umgebung unseres Ankerplatzes oder Hafens. Aber das ist es nicht, was gerade im Moment ZUM TRAGEN kommt.
War das System der öffentlichen Verkehrsmittel in San Francisco noch wunderbar, ist unsere Anbindung hier in San Diego etwas weniger gelungen. Unser Hafen liegt am Ende einer etwa zwei Kilometer langen Halbinsel, auf der leider keine Busse fahren. Halb so wild, es ist eine schöne Strecke mit Fußweg auf der Uferpromenade. Allerdings: der Jensen’s Supermarkt ist noch weitere zwei Kilometer entfernt, außerdem steil den Berg hinauf. Immerhin, mit den Rucksäcken voller schwerer Lebensmittel (einer ist ein gut isolierter Kühlrucksack) geht’s dann ja immerhin wieder bergab.
Trotzdem: es sind halt 8 km hin und zurück. Keine Beschwerde, es hält uns ja fit.
Aber: müssen wir das eigentlich so oft machen? In den letzten 5 Tagen hab ich viermal über 8 km auf der Uhr (bzw. auf dem iPhone, eine Armbanduhr trage ich ja schon seit vier Jahren nicht mehr). So häufig müssen wir zwar keine Lebensmittel einkaufen, aber im Jensen’s ist zugleich auch die nächstgelegene Amazon-Pickup-Station. Und wir haben die Gelegenheit genutzt, noch einmal einige Bestellungen aufzugeben. Zum Beispiel für den kleinen Magneten, der unserer neuen Kettennuss in der Ankerwinsch das Kettenzählen ermöglicht. Oder für den kleinen digitalen Wassertester, der uns die ppm unseres Wassermacher-Wassers anzeigt (Salzgehalt in parts per million), also ein Indiz, wann wir unsere Membran tauschen müssen. Der alte hat leider letzte Woche den Geist aufgegeben. Und wenn wir schon mal beim Bestellen sind, fällt uns noch anderer Kleinkram ein ….
Das waren zwei der vier Märsche. Die anderen beiden hatten mit Restaurants, Eiscafés und Marine-Ausrüstern zu tun 😇.
Auch an Bord sind wir nicht untätig. Wiebke hat ihr Jahresprojekt abgeschlossen: ihren Kolding-Schal:
Vor ziemlich genau einem Jahr hat sie ihn zu stricken begonnen, aber er war oft nur ihr Zweit- oder gar Drittprojekt nebenher (“wenn ich mich nicht so konzentrieren möchte”). Vor ein paar Tagen kam auch das Projekt “Summer-Cardigan” zum Abschluss:
Und jetzt hat sie gleich ein neues Projekt angefangen, ein Sommer-Shirt aus Leinen-Seide.
Bei mir war es gestern eher ein bisschen Boots-Yoga im Mini-Projekt des Kampfes gegen den Impeller der Seewasserpumpe, der zwar raus musste …
… immerhin waren sieben von zwölf Flügeln angebrochen, aber sich gegen seinen Austausch doch ziemlich hartnäckig gewehrt hat und ähnlicher Technik-Kleinkram. Und außerdem haben wir eben auch viel Zeit für uns, lesen uns zum Beispiel das Buch “Die Kraft der Entscheidungen” vor, das unsere österreichischen Segelfreunde Doris und Christian über ihre einjährige Auszeit auf Ihrer Dacing Pearl geschrieben haben. Es spiegelt für uns – neben wunderbar aufmerksam beobachteten Veränderungen gegenüber dem Landleben – auch besonders schön den Zauber des Anfangs unserer Langfahrt wieder.
Uns geht’s gut. Wir genießen die letzten Tage in San Diego, bevor es wohl nächste Woche nach Mexiko geht. Mal schauen, was wir vorher noch von San Diego zu sehen bekommen.
Große Hast in Hasenhausen, Häschen hocken vor den Klausen, und sie malen, backen, kochen, nun schon viele lange Wochen. Immer noch gibt’s viel zu tun und da darf kein Pfötchen ruhen. …
Nur der Anfang eines Osterbüchleins, dass für mich als Kind zu diesem Fest gehörte und dessen gereimte Geschichte sich offenbar ziemlich eingeprägt hat. Und die Beschreibung passt ganz gut auf unser Osterfest hier in Campbell River (bis auf das vom nass/kalt/stürmischen Aprilwetter zumeist verhinderte Draußensein). Aber wenn doch mal die Sonne scheint, wartet Bootsarbeit auf uns, etwa das Abdichten der Scheibe unseres Cockpits mit neuer Fugenmasse (die Malerkrepp-Streifen sind inzwischen wieder verschwunden).
Ansonsten schaffen wir erstmal drinnen ein bisschen Ordnung. Die beim Costco-Großmarkt (mit Lynn und Wulf) vergleichsweise günstig erworbenen Vorratspackungen mit manchmal schwerer erhältlichen Kostbarkeiten wie Dinkelmehl, Mandelmehl oder verschiedenen Nüssen teilen wir in abgewogene Verbrauchsportionen und vakuumieren sie. Eine etwas größere Aktion. Die Vakuumtüten werden an Bord natürlich ausgewaschen und wiederverwendet, sie werden nur bei jeder Benutzung durch das Aufschneiden etwas kleiner.
Und dann kommen Ostergeschenke, zumindest fühlt es sich so an, obwohl wir sie selbst gekauft haben. Das Paket von Hallberg-Rassy mit den bestellten Ersatzteilen ist angekommen, außerdem unser neuer Furuno-Plotter. Der alte (MFD12) gibt so langsam den Geist auf und schaltet überraschend in den unpassendsten Momenten ab, er hatte uns aber mit seinen Macken schon länger mal gelegentlich an den Rand des Wahnsinns getrieben.
Das heißt natürlich auch: Arbeit. Aus dem großen Rassy-Paket wird vorerst nur das Türschloss herausgefischt, der Rest nur verstaut. Der Schließ-Mechanismus im achteren Bad hatte sich vor längerer Zeit verabschiedet, ich hatte ihn erst einmal gegen den den der ohnehin selten benutzten Tür der Achterkajüte getauscht. Und jetzt funktioniert sie endlich auch wieder einwandfrei.
Da darf kein Pfötchen ruhen, o.k., aber was ist mit dem Malen, Backen und Kochen?
Am Karfreitag sind wir bei Lynn und Wulff eingeladen, am Ostersamstag ist gemeinsam mit den Crews der Ulysses und der Pitou Eiermalen auf der Fidelis, am Ostersonntag Potluck-Brunch, wiederum auf der Fidelis, die bemalten Eier müssen ja schließlich auch noch vertilgt werden. Also viel Socializing und eben auch Malen, Backen, Kochen.
Wir machen Rum-Eierlikör am Samstag und backen einen Dinkelbaguette-Kranz am Sonntag, dazu machen wir einen Ziegekäse-Basilikum-Tomaten-Aufstrich.
Weniger erfolgreich ist die Vorarbeit für die Installation des neuen Plotters, beim dafür notwendigen Update des Radargerätes kämpfe ich als IT-Laie (DAU:DümmsterAnzunehmenderUser) zwar stundenlang mit meinem Windows10-Bordrechner, aber für die vorgesehene Änderung der IP-Adresse fehlen mir dann doch offenbar noch Angaben, die in der vom Händler mitgegebenen Furuno-Anleitung nur unvollständig angegeben sind und die ich auch im Netz bisher nicht gefunden habe. Grr.
Wiebke ist erfolgreicher, sie strickt (neben der Arbeit an ein paar anderen Projekten) in der Zwischenzeit einen Osterhasen. Das hebt die Stimmung wieder.
Und, wie fühlt es sich an, nach gut 20.000 km (!!!, was für ein wunderbarer Roadtrip zweimal quer durch die USA) im Auto wieder auf Flora zu sein?
Gut 😊. Sehr gut 😃 😀.
Über vier Monate haben wir unser Boot allein gelassen. Und das auch noch in Kanada, im Winter, im Wasser. Der relativ warme und salzige Pazifik sorgt aber dafür, dass die Häfen, sofern sie nicht gerade von Frischwasser aus einem Fluss durchflossen werden, praktisch eisfrei bleiben. Na ja, und „allein“ stimmt eigentlich nicht. Zum einen, weil der Sportboothafen hier in Campbell River auch im Winter gut belegt ist. So gut sogar, dass wir keine Box bekommen konnten, sondern längsseits auf der Südseite des F-Steges liegen. Trotz der hohen Molen führt das dazu, dass Flora bei den im Winter häufigen kräftigen Südostwinden kräftig auf den Steg gedrückt wird. Also haben wir sie extra gut abgefendert und – der zweite Grund warum Flora nicht wirklich allein war – Lynn und Wulf gebeten, ein Auge auf unser Boot zu haben. Was heißt gebeten, eigentlich haben die beiden es uns sogar angeboten. (Wie wir die beiden kennengelernt haben und welche Gastfreundschaft sie uns schon im Herbst haben zukommen lassen: hier und hier und hier.)
Der Bewuchs am Unterwasserschiff (Coppercoat) hält sich in sehr engen Grenzen, obwohl Flora ja nicht bewegt wurde. Lediglich ein paar Fussel, keine Seepocken.
Und auch sonst macht Flora von außen einen guten Eindruck. Die dauerhaft aufgebaute Kuchenbude hat an den Spi-Winschen zwei kleine Scheuerstellen, sonst ist augenscheinlich alles in Ordnung. Und drinnen?
Die Winterlieger hier im Hafen (also auch wir) zahlen neben den Hafengebühren einen Pauschalbetrag für Elektrizität und haben dafür in den Booten kleine Elektroheizungen auf Frostwächterstufe laufen. Oder, wenn sie an Bord sind, auch auf höherer Stufe. Wulf hat in unserer Abwesenheit zigmal gecheckt, ob alles in Ordnung ist, sogar eine weitere Heizung ins Boot gestellt und dafür ein dickeres Zuleitungskabel gelegt. Außerdem immer mal wieder den Motor gestartet und einige Zeit laufen lassen. Und so finden wir Flora bei unserer Ankunft in einem richtig guten Zustand vor. Kein Schimmel, kein muffiger Geruch.
Was für eine Riesen-Erleichterung! Danke, Lynn und Wulf.
Unser Zuhause riecht und fühlt sich an, als wären wir gar nicht lange weg gewesen. Und das, obwohl wir auf einen elektrischen Luftentfeuchter verzichtet hatten. Nur mehrere „DampRid“ hatten wir in die Schränke gehängt. Das sind Luftentfeuchter, die über katzenstreu-ähnliche Körner die Feuchtigkeit aufnehmen und in Plastikbeuteln sammeln. Sie waren bei unserer Rückkehr überwiegend etwa zur Hälfte gefüllt. Funktion erfüllt.
Und was machen wir jetzt hier?
Erstmal ankommen, Vorräte aufstocken, neben Lynn und Wulf Freunde auch von der „Pitou“ und der „Fidelis“ treffen. Die mitgebrachten Ersatzteile einbauen.
Also zum Beispiel die am Schaft tropfende Seewasserpumpe des Dieselgenerators ausbauen und dann gemeinsam mit Wulf in dessen umfangreich ausgestatteter Werkstatt komplett auseinander nehmen, ein Lager und zwei Dichtungen tauschen und alles wieder zusammenbauen (den Impeller natürlich auch noch wechseln).
Wulf schenkt mir sogar noch eine Sprengringzange (oops, der Sprengring hat es gar nicht aufs Bild geschafft). Wir sind bisher leichtfertigerweise ohne unterwegs gewesen, aber diese Reparatur ging deutlich besser mit.
😎
Und dann auf dem Bauch über dem Motorblock liegend die Seewasserpumpe wieder in den Generator einbauen. Zwei Muttern lassen sich leicht sichern, eine sitzt an einer schwer zugänglichen Stelle, die vierte muss man „blind“ einsetzen und hat etwa einen halben Zentimeter Platz für die Bewegung des Schraubenschlüssels. War natürlich beim Ausbau auch schon so, aber da ging‘s trotzdem leichter. Gibts eigentlich ein Technik-Gesetz, dass das bei Arbeiten im Motorraum so sein muss?
Aber: Erfolgsmeldung. Der Dieselgenerator funktioniert und die Seewasserpumpe tropft nicht mehr.
Die nächste Operation dann am Wassermacher, die Durchflussanzeige muss ersetzt werden. Auch dass ein kleines Spezialteil, dass wir uns nach Deutschland hatten schicken lassen. Hier klappt der Einbau unproblematisch, allerdings wird der Test erst erfolgen, wenn wir wieder unterwegs sind. Hafenwasser mögen die Membranen nicht gern.
Wir räumen unsere Sachen wieder ein, stauen ein bisschen um und schaffen dabei auch Platz für die aus Deutschland mitgebrachte Nähmaschine, kaufen Sunbrella-Stoff für den schon lange geplanten Schutzbezug des Kohlefaser-Spinnakerbaums und für die Flicken auf der Kuchenbude. Und, wo wir schon dabei sind, gleich auch noch Blusenstoff für Wiebke. Mal sehen, ob wir um die Nutzung der Nähmaschine würfeln müssen …
Na ja, der oder die jeweils andere kann ja stricken. Die Wollvorräte aus den diversen auf dem Roadtrip besuchten Yarn Shops dürften noch eine ganze Zeit vorhalten. Und der im Nachbarort soll gerade Ausverkauf haben …
Es wird etwas kälter, die Nachttemperaturen sinken jetzt bei klarem Nachthimmel in den einstelligen Bereich. Weil das Pazifikwasser aber immer noch 12 Grad warm ist, haben wir morgens jetzt häufiger Nebel.
Bleiben wir halt ein bisschen länger in der Koje und fahren etwas später los, wenn die Sonne den Nebel aufgelöst hat. So funktioniert das an unserem ersten Ankerplatz in BC, Kelp Passage Cove:
Drei Krebse sind am Morgen in unserem Krebskorb, allerdings: einer zu klein, die beiden anderen sind Weibchen. Also kein Krebsschmaus diesmal. Von Kelp Passage Cove aus haben wir dafür dann aber einen wunderherrlichen Segeltag, können bei achterlichem Wind sogar den Gennaker wieder setzen.
Unser Ziel am nächsten Tag ist das Kumealon Inlet, am nördlichen Ende des Grenville Channels. Im hinteren Teil dieses Inlets, abgeschirmt durch kleine Inselchen, findet sich ein wunderbar geschützter Ankerplatz. Mit dem Dinghy oder einem Kajak könnte man von hier aus auch durch die Narrows in die Kumealon Lagune fahren. Allerdings müsste man die Zeit genau abpassen, denn die Narrows sind nur um Stillwasser herum passierbar. Dieses kleine Abenteuer hatten wir in Warm Springs in Alaska schon einmal (erfolgreich) ausprobiert, wo der Zugang zur Lagune sich bei Niedrigwasser sogar in einen Wasserfall verwandelt. Hier in Kumealon sind aber die Entfernungen um einiges größer und so bleiben wir diesmal auf der Flora und erkunden die Umgebung nur mit der Drohne, genießen den sonnigen Tag an Bord. Wiebke backt leckere Erdnusskekse 😋, ich versuche mich erfolglos beim Angeln.
In der Abenddämmerung können wir mit dem Fernglas am Waldrand unseren ersten Schwarzbären beobachten, der ein paar mal zwischen den Bäumen und dem felsigen Tidenbereich hin und her pendelt.
Am nächsten Morgen ist die Welt wieder in weiße Watte gepackt, okay. Was aber dann beim verschlafenen Blick aus dem Fenster doch irritiert: schwimmen da etwa Eisbrocken um uns herum?
Kann doch nicht sein, hier gibt’s keine Tiden-Gletscher. Ein paar Mal geblinzelt, die Gedanken sortiert. Das muss Schaum sein, oder? Ein deutliches Zeichen, wie kräftig das Wasser aus der höher gelegenen Lagune durch die Narrows sprudelt.
Ganz langsam kommt die Sonne durch, verzaubert mit dem sich lichtenden Nebel die ohnehin schon beeindruckende Szenerie und beleuchtet die Doppelbilder auf dem von keinem Windhauch berührten spiegelglatten Wasser.
Diesmal warten wir nicht, bis sich der Nebel ganz auflöst. Der Tidenstrom im hier mit teilweise nur 350 m sehr engen Grenville Channel kann bis zu 6 kn erreichen, da müssen wir die richtige Strömungsrichtung abpassen. Insofern tasten wir uns unter Radar auf unserem alten Track aus der Bucht, müssen aber feststellen, dass sich der Nebel im Kanal noch etwas dichter gehalten hat. Nur auf Radar und AIS sehen wir, dass uns zwei Boote mit bis zu 26 kn entgegenkommen. Zu Augen bekommen werden wir sie nicht, nur hören. Diese Geschwindigkeit bei weniger als 50 m Sicht finden wir um so erstaunlicher, als hier im Kanal doch erschreckend viel großes Treibholz unterwegs ist, zum Teil auch bei guter Sicht nicht ganz einfach zu erkennen. Selbst als sich der Nebel endlich verzogen hat, müssen wir dem mehrfach ausweichen und die felsige Uferböschung sieht am Rande der Tidenzone teilweise aus wie ein Lagerplatz für Baumstämme.
Kurz vor unserem Tagesziel überholt uns ein Kreuzfahrer und biegt ebenfalls in das Lowe-Inlet ab.
Die “National Geographic Venture” ist allerdings eines der kleineren Kreuzfahrtschiffe und ankert zudem im vorderen Teil der Bucht, während wir noch um Pike Point herumgehen und im inneren Nettle Basin in der Nähe des Wasserfalls ankern. Bei Hochwasser arbeiten sich Lachse die etwa 5 m hohen Stromschnellen an seiner Seite hinauf, bei Niedrigwasser haben sie keine Chance, denn die Fallhöhe hat sich verdoppelt.
Zum zweiten Mal hintereinander bringen wir fast unsere gesamte Kettenlänge aus (wir fahren 100 m Kette), denn wie schon in Kumealon ankern wir auch hier bei etwa 25 m Wassertiefe (und zusätzlich 6 m Tide). Es gibt genug Schwoiraum zum Herumschwingen, aber durch die starke Strömung vom Wasserfall bewegen wir uns ohnehin kaum. Es soll einen Trail entlang der Wasserfälle hoch zum See geben, aber trotz intensiver Suche finden wir weder den Einstieg noch eine (bei der herrschenden Tide) geeignete Stelle zum an Land gehen. Dann eben Kaffee und frisch gebackener Blaubeerkuchen im Cockpit.
Als ich morgens den ausgebrachten Krebskorb einhole, taucht dicht neben dem Dinghy mehrfach ein Seehund auf und scheint mich mitleidig interessiert zu beobachten. Tatsächlich ist außer Seegras nichts drin, sicherlich am falschen Platz ausgebracht. Was die Robbe vielleicht weiß, für mich aber in dem undurchsichtig dunklen Wasser nicht zu erkennen war. Na gut.
Für uns geht es heute morgen (diesmal ohne Nebel, die Nacht war bewölkt) weiter durch das Labyrinth der fjordähnlichen Wasserstraßen von British Columbia. Die Navionics-Seekarte zeigt, dass sich hinter den mit Regenwald bestandenen und von Bächen und Flüssen durchzogenen Bergen auch noch unzählige Seen verbergen was für eine Landschaft!
Erst noch den fast geraden Grenville Channel hinunter und dann soll es mit einigen Windungen hinüber nach Bishop Bay gehen. Rund 40 sm motoren, denn es ist fast kein Wind. Eventuell halten wir zwischendurch in Hartley Bay zum Tanken und können dort mit Mobilfunknetz diesen Beitrag bebildert rausschicken.
😊
P.S: For the English speaking readers: Google translate usually does a great job. Still, the headline should be Morning mist or Morning fog, not Morning crab.
Die nördlichste – viele sagen: die Schönste – der größeren Inseln des Hawai’i-Archipels wollen wir gerne noch besuchen: Kaua’i.
Auf dem Weg dorthin ankern wir für eine Nacht im Vorhafen von Haleiwa im Norden von O’ahu. Aber schon um 3.00 Uhr nachts geht es weiter, denn vor uns liegen 90 sm bis Kaua’i.
Es wird ein Segeltag mit idealen Bedingungen, trotzdem grummelt es leicht im Magen. Aber um 18.00 laufen wir in die wunderschöne Hanalei-Bucht auf Kaua’i ein. 15 Sunden, wie geplant noch bei Tageslicht, die frühe Abfahrt war gut getimt.
Hier rücken die Berge nah an die Küste, nach Westen hin schließt sich die spektakuläre Nā Pali Küste an, die wir bei der Abfahrt Richtung Alaska noch näher anschauen wollen. Landseitig ist sie kaum zugänglich, der ansonsten am Ufer entlang um die Insel führende Highway 560 bricht dort ab. Nach Osten hin ist es etwas flacher und entlang des hier mündenden Hanalei River gibt es sogar (Wasser-) Felder, überwiegend wird hier Kalo (=Taro) angebaut. Die Knollen dieser Pflanze werden zum traditionellen Hawaiianischen Grundnahrungsmittel Poi verarbeitet, die Blätter zum Beispiel für Lau Lau genutzt, ein weiteres traditionelles hawaiianisch-polynesisches Gericht, in seiner ursprünglichen Form im Erdofen gegart.
Das ich diesen Ausblick habe, verdanken wir der unglaublichen Gastfreundschaft hier. Mit dem Dinghy fahren wir in den Hanalei River, im Gepäck Rucksäcke für den letzten Einkauf von frischen Lebensmitteln und unseren Hackenporsche mit zwei Zwanzig-Liter Kanistern, deren Diesel wir zuvor in den Schiffstank geschüttet hatten und die nun wieder aufgefüllt werden sollen. Zur Tankstelle ist es ein langer Fußmarsch, aber es soll auch einen stündlich fahrenden Bus geben. Ist allerdings fraglich, ob der uns mit Kanistern einsteigen lassen würde. Ein Stück den Fluss hinauf legen wir am Ufer an und binden das Dinghy an einer Palme fest. Riley sitzt daneben im Liegestuhl hinter seinem Truck. Wir kommen ins Gespräch, fragen ihn nach dem Weg zur Tankstelle. Er beschreibt uns den Weg, “aber das könnt ihr nicht laufen. Ich würde Euch ja fahren, aber da ist mir jetzt zu viel Verkehr. Nehmt einfach meinen Truck. Schlüssel steckt.” Machen wir, ich setze Wiebke am Supermarkt ab, fahre zur Tankstelle. Das wäre zu Fuß tatsächlich nicht nur weit, sondern auch schwierig geworden. Es geht ziemlich steil den Berg rauf und die schmale Straße hat keinen Randstreifen und erst recht keinen Fußweg. Danke, Riley. Wir laden ihn auf ein Bier zu uns auf die Flora ein und es wird ein angeregtes, spannendes und persönliches Gespräch.
Wie an fast allen Ankerplätzen sind auch in Hanalei viele Auslegerkanus unterwegs. Wie sehr das auf Hawai’i Volkssport ist zeigt sich heute, als am Ufer Zelte aufgebaut werden und vor dem Strand eine Rennstrecke abgesteckt wird. Den ganzen Tag schallen die Kommandos der Bootsführer und die Anfeuerungsrufe der vielen Zuschauer zu uns herüber.
Trotz immer wieder auch trauriger Gedanken, heute sind wir genau drei Jahre unterwegs. das wollen wir würdig begehen. Wiebke backt einen Jubiläumskuchen (eine Variation von Tante Christas Zitronen-Baiser).
Fahren wir morgen wirklich los? Nein, einen Tag geben wir uns noch. Also Abfahrt am Montag. Es sei denn, der Wetterbericht ändert sich noch einmal. Waren zuletzt in flotter Folge Tiefs durchgezogen, scheint sich jetzt das nordpazifische Hochdruckgebiet mit etwa einem Monat Verzögerung (La Niña bedingt) zu stabilisieren. Unsere Route um dieses Hoch herum wäre dann etwa 2.600 Seemeilen lang, würde aber günstigere Winde erhoffen lassen, Segelzeit dann vielleicht drei Wochen. Für den direkten Weg (2.300 sm) hatte unser Routenprogramm zwischendurch auch schon mal 30 Tage ausgewiesen, zu viel Gegenwind und Flauten. Dann doch lieber so: