Ein kleiner und ein bisschen verborgener Schmuckstein auf Vancouver Island ist das Örtchen Tofino. Auf der langgestreckten Insel gibt es nur eine durchgehende Straßenverbindung von Süd nach Nord, etwa 500 km lang. Sie verläuft auf der Canada 1 von Victoria bis Nanaimo (dort biegt die Canada 1 auf die Fähre ab und führt auf dem Festland bei Vancouver weiter). Von Nanaimo bis Port Hardy im Norden von Vancouver Island läuft dann der Highway BC 19. Fast die gesamte Strecke führt dicht an der etwas flacheren und von weniger Fjorden durchzogenen Ostküste entlang. Auf der gesamten Insellänge gibt es nur eine einzige gut ausgebaute Stichstraße, die ganz hinüber an die andere Seite führt, nämlich zum ungefähr in der Mitte der wild zerklüfteten Westküste gelegen Tofino.
Auf Google Maps sieht das so aus (Karte nicht eingenordet):

Auf dem Weg dorthin, immerhin etwa 3,5 Stunden Fahrt, machen wir im MacMillan Park halt. Der ist auch bekannt als “Cathedral Grove” (übersetzt etwa Kathedralen-Hain). Auch wenn auf der bisherigen Strecke dies hier das wohl häufigste Schild war:

Im MacMillan Park stehen tatsächlich noch diverse über 800 Jahre alte Douglasien (Douglas Fir), umgeben von “nur” 350 Jahre alten Exemplaren. Manches Mal nutzen jüngere Bäume die abgebrochenen Stumpen ihrer Ahnen gar als Steighilfe und Nahrungslieferant. Wanderpfade, an den feuchteren Stellen überwiegend in Form von (auch die Wurzeln schonenden) Bohlenwegen führen durch den dicht bemoosten Wald. Und die zumeist gerade gewachsenen imposanten Bäume, deren Äste bei den „erwachsenen“ Exemplaren erst in großer Höhe beginnen, erinnern tatsächlich an die Säulen einer Kathedrale (oder ist es umgekehrt?). Tatsächlich können Douglasien die Höhe der berühmten Redwoods Küstenmammutbäume erreichen, sind aber schlanker.







Dann aber weiter auf der Straße, über den Pass nach Port Alberni. Hier mündet der Somass River in den 40 Kilometer langen Pazifik-Fjord des Alberni Inlet. Darüber liegt dichter Nebel, aber als wir den nächsten Pass Richtung Tofino erklimmen setzt sich wieder die Sonne durch. Blauer Himmel bis zum Zielort, herrlich. Und wer hätte das gedacht: Tofino bietet ein GANZJÄHRIGES SURFREVIER, wenn auch nur für die etwas abgehärteteren Wellenreiter. Derzeit liegt die Wassertemperatur knapp unter 8 Grad Celsius, aber im Hochsommer werden es manchmal fast 13 (dreizehn) Grad! Kurz vor dem Ort gibt es am Pazifik eine Reihe von Sandstränden. Da ist durchaus einiges los. Strandspaziergänger vor allem, aber auch wirklich Surfer.



Auch wenn die Wellen heute eher anfängerfreundlich sind, die Temperaturen sind es eher nicht.
Der 2.000-Seelen Ort Tofino kann zur Hauptsaison auf das fünffache anwachsen, ist aber surfertypisch relaxt und nicht einmal allzu touristisch, bietet zudem neben den auch jetzt geöffneten Surfschulen (bin ich froh, dass ich das in Hawaii am Waikiki Beach gemacht habe) nette Gimmiks wie etwa die phantasievoll gestalteten Zebrastreifen.


Und Tofino wartet mit indigener Kunst, wundervolle Ausblicken zu schneebedeckten Bergen und trotzdem sogar mit Palmen in den Gärten auf.






Für uns ist das Highlight in Tofino allerdings eine weitere Wanderung durch den Regenwald, diesmal auf dem Tonquin Trail gleich am Ortsausgang. Der Hike führt zu mehreren nur über den Trail oder vom Wasser her erreichbaren Stränden.






Obwohl zumeist durch Sekundärwald führend, gibt es doch auch einige Baumriesen mit „Bärenhöhlen“ unter ihren Wurzeln …


… und eben auch sonst wunderbare Naturerlebnisse.





Ach! Das erinnert mich an die 90er, als ich in Nelson’s Dockyard im Buchladen ein kleines ringgebundenes Kochbuch gekauft habe: „From Lydia B.’s Galley“. Hat mittlerweile die Welt umrundet, das Heft.
Das hat damals vor allem meine Neugierde auf Vancouver Island geweckt. Ich hatte keine Ahnung von der Größe der Insel und der Abgeschiedenheit (es ging auch zu einem wesentlichen Teil um Provisioning für ein kleines Schiff ohne Kühlung.) Fazit für mich : eine überraschend ausgedehnte Reise, solch eine Inselrunde.
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Ja, und heute gelten wir in Nordamerika schon als Exoten, weil wir keinen “Freezer” haben, sondern beide Kühlaggregate nur als “Fridge” nutzen. Im Moment würde es wohl auch ganz ohne, wenn wir die Lebensmittel in der Bilge lagern würden 😉
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Whaat? No freezer?
Wie oft habe ich das gehört 😀 .
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Liebe Wiebke, lieber Ralf, als stiller Genießer Eurer Reiseberichte will ich mich doch hin und wieder mit einer Dankesemail melden. Nicht immer lese ich die Texte, aber für die Bilder ist immer Zeit und sie heben immer meine Stimmung; sie erinnern mich daran, dass es neben allen Sorgen, die man für die Zukunft unserer Welt hegt, eben auch so viel Schönheit( gibt. Dieses Mal fiel mir übrigens wieder die Ähnlichkeit der Landschaft BCs mit Norwegen auf, einschließlich der in Falun-Rot gestrichenen Holzhäuser.) Ich selbst bin letztes Jahr erstmals mit den Kindern in meinem Boot gesegelt, es liegt jetzt in Finnland zwischen Hankö und Turku. Dieses Jahr machen wir eine Segelpause, da wir meine frühere und neue (!??) Freundin Malin (Wiebke wird sich vielleicht noch dunkel erinnern) in ihrer schwedischen Heimat bei Ellös besuchen werden. Ich wünsche Euch eine gute Fortsetzung Eurer Reise. Ich hoffe, wir können uns bei Eurem nächsten Heimaturlaub mal wieder sehen. Ihr seid auch immer herzlich nach Brüssel eingeladen, Platz habe ich reichlich. Mit besten Grüßen, Euer Rainer ________________________________
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