Von Nashville nach Memphis. Music in the air. Eigentlich. Aber der erste Eindruck von Memphis ist nicht sehr gut. Wir kommen die Second Street hinunter zu unserem AirBnb, alles wirkt ziemlich in die Jahre gekommen. Unsere Unterkunft ist ein 65 $ günstiges Appartement im “Exchange Building”. Memphis war ein Zentrum des Baumwollhandels und neben einem Hotel und Apartments beherbergte der 19 Stockwerke hohe, reich verzierte Bau aus der Belle Epoque von 1910 bis 1925 auch die Baumwollbörse der Stadt. Die Lobby des ehemals schmucken Hochhauses zeugt noch etwas von der alten Pracht, aber sie lässt auch die lange vergangene Zeit erkennen.
Als wir abends dann die Straße hinunter bis zur berühmten Beale Street laufen festigt sich dieser Eindruck. Die Beale Street, das selbst ernannte “Center for Southern Folklore” wirkt ein bisschen wie gestorben und noch nicht richtig wieder auferstanden. Bunt beleuchtet, aber viel Neonschriften nur halb illuminiert. Grell nach Aufmerksamkeit heischend, aber doch fast leer.




Auch B.B. King’s Club ist leer, erstaunlich für uns, wo do gestern in Nashville die Musikkneipen bereits am Nachmittag so gut gefüllt waren. Aber hier zieht nicht einmal der Club des “King of the Blues” die wenigen Passanten von der Straße herein. Hmm. Aber ein leckeres Essen im Supper Club (“food and cocktails hamonized”) hebt unsere Stimmung wieder.
Und am nächsten Tag präsentiert sich unser Gang durch Memphis dann auch anders. Anders als im Song von Marc Cohn begegnet uns auf der Union Avenue zwar nicht der Geist von Elvis und somit folgen wir ihm auch nicht nach Graceland sondern sparen die gut 160 $ Eintritt, die der Besuch dieser Pilgerstätte und die Besichtigung des Hauses mit dem Jungle Room sowie der beiden Privatflugzeuge des King of Rock & Roll uns gekostet hätte.


Statt dessen spazieren wir durch die sich offenbar gerade wieder neu erfindende Stadt und am Ufer des Mississippi entlang.





Und wir gehen zu dem Ort, der uns in dieser Stadt am meisten bewegen und beeindrucken wird.

Auf dem Balkon von Zimmer 306 im Lorraine Motel wurde am 4. April 1968 Dr. Martin Luther King erschossen.

Heute befindet sich in dem Gebäude das National Civil Rights Museum, das die Geschichte der Sklaverei und der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung thematisiert.





Wir dachten, dass wir schon einiges hierüber wüssten. Und doch, beim Besuch des Museums beschleicht uns die Erkenntnis, dass (vielleicht nicht nur für uns) ein Besuch dieser Ausstellung eigentlich nötig ist, um Amerika, die fortdauernden Verwerfungen, das Selbstverständnis der Amerikaner und auch die aktuellen politischen Diskussionen im Land wenigstens ein bisschen besser zu verstehen.
Schon allein dafür muss man eigentlich Memphis besuchen!