Fliegende Fische und Wetterbericht
Der Himmel ist blau, die Sonne scheint. Große Schwärme von Fliegenden Fischen springen vor und neben der Flora aus den Wellen und stieben in alle Richtungen davon. Manche gleiten 100 m weit, andere holen auf den Wellen mit der Schwanzflosse neuen Schwung, wieder andere brechen ihren Gleitflug urplötzlich ab und tauchen vorzeitig wieder ins Wasser. Sturmvögel und Boobies jagen ihnen nach, es ist ein toller Anblick. Stundenlang kann ich dieses Schauspiel genießen (und versuchen, einen kleinen Eindruck davon auch mit der Kamera festzuhalten).
Wir sind allerdings wieder im 2. Reff, zur Nacht war es eher der Vorsicht geschuldet, jetzt ist es schlichte Notwendigkeit. Wind und Wellen haben wieder zugenommen, wir haben jetzt konstant über 20 kn Wind. Unsere Kurslinie weist einmal mehr Knicke auf, statt direkt auf Hilo zuzulaufen. Der Grund dafür liegt in der Wettervorhersage. Wir werden demnach zum Ende hin noch einmal stärkere Böen bekommen. Nichts wirklich dramatisches, aber bis Windstärke 7 könnte es wohl gehen. Um es uns dann etwas „gemütlicher“ zu machen, fahren wir etwas höher am Wind, solange der Wind nicht ganz so stark ist und fallen dann etwas ab, wenn der Wind stärker wird. Für die Nichtsegler: Je nach Boot und sportlichem Ansatz der Skipper ist es natürlich unterschiedlich, aber für uns auf der Flora gilt: bei wenig Wind und Welle ist Segeln am Wind (Wind schräg von vorn) am angenehmsten, bei mehr Wind aber noch akzeptabler Welle darf er gern genau von der Seite kommen, bei viel Welle am besten Wind und Welle schräg von hinten.
Der über Satellit eingeholte Wetterbericht sagt uns, wie der Wind auf der restlichen Strecke vermutlich drehen wird und mit welcher Stärke er dann bläst. Das ist in sofern ganz spannend, als wir ja selbst noch nicht so genau wissen, wo wir in Abhängigkeit von Windstärke und -richtung in der nächsten Zeit genau sein werden, sondern genau dafür ja den Wetterbericht einholen. Aber die (guten) Wetterberichte rechnen das für uns ziemlich zuverlässig aus und zeigen es in der Karte als animiertes Schiff an. Dazu muss der Computer aber natürlich wissen, wie schnell das Schiff bei welchem Wind (Winkel und Stärke) sein wird. Diese Werte sind je nach Schiff unterschiedlich, sie können für die Flora aber in einer Tabelle oder Grafik (Polardiagramm) auf der Webseite von Hallberg-Rassy abgerufen werden. Man kann die Werte sowohl bei PredictWind als auch bei SeamanPro eingeben oder auf dort bereits hinterlegte Polardiagramme von Schiffstypen zurückgreifen. Weil die Polardiagra
mme der Hersteller natürliche von optimalen Bedingungen ausgehen (also z.B.: leeres Schiff, fast leere Tanks, keine Zusatzausrüstung, perfekt aufmerksamer Steuermann, neue Segel, ständiges Nachtrimmen) erreichen wir die Werte des Polardiagramms in der Praxis nicht. Wir haben daher die Voreinstellung für die kleinere aber ähnliche Hallberg-Rassy 40 übernommen und die Werte zusätzlich noch einmal um einen prozentualen Sicherheitsabschlag von 15% reduziert, damit passt es für uns ganz gut. Und so bekommen wir für den überschaubaren und damit auch einigermaßen sicher vorhersagbaren Rest unseres Törns einen guten Eindruck davon, wann wir wo welchen Wind haben werden. Bei PredictWind werden zudem verschiedene Vorhersagemodelle angezeigt, neben dem amerikanischen GFS-Modell das europäische ECMWF sowie die PredictWind eigenen Modelle PWG und PWE. Für den Rest des Törns sind alle ziemlich ähnlich (ein gutes Zeichen). Lediglich die Böen sind bei EMWCF (wie fast immer) stärker vorhergesagt, was nach unserer Erfahrung aber auch zutreffender ist.
Und das erklärt eben hoffentlich, warum wir bewusst einen gewissen Schlingerkurs fahren und nicht einfach den kürzesten Weg wählen.
Essen: Indisch, Matras-Linsen mit Hühnchen aus der Dose und Reis
Etmal 171 sm, bisher gesegelt gesamt 3.283, noch geschätzte 1.017 nach Hawaii